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Freitag, 25. Oktober 2019

Playlist #278 vom 27.10.2019 - WILLEM DAFOE Special

Willem Dafoe zählt mit seinen markanten Gesichtszügen fraglos zu den interessantesten Charakterdarstellern in Hollywood, was ihn zu einem gefragten Schauspieler für die unterschiedlichsten Filmprojekte zwischen Mainstream und Independentkino macht. In seiner langjährigen Karriere arbeitete er mit so renommierten Regisseuren wie Oliver Stone („Platoon“), Martin Scorsese („Die letzte Versuchung Christi“), David Lynch („Wild at Heart“), Sam Raimi („Spider-Man“), Alan Parker („Mississippi Burning“), Lars von Trier („Antichrist“) und Wes Anderson („Grand Budapest Hotel“) zusammen. Ende November ist Dafoe in Robert Eggers‘ Horror-Drama „Der Leuchtturm“ zu sehen, nachdem er für seine Darstellung in Vincent-van-Gogh-Filmbiografie „Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit“ seine vierte Oscar-Nominierung einheimsen durfte.

Willem Dafoe wurde am 22. Juli 1955 in Appleton, Wisconsin, geboren und wuchs mit sieben Geschwistern im Haushalt seiner als Mediziner arbeitenden Eltern auf. Um sich in der kinderreichen Familie etwas mehr Aufmerksamkeit zu sichern, interessierte sich Dafoe früh für die Schauspielerei und begann schließlich im Alter von 17 Jahren an der University of Wisconsin in Milwaukee ein Studium der Theaterwissenschaften. Da er aber seine Nase nicht in Bücher stecken, sondern auf der Bühne stehen wollte, schloss er sich der experimentellen Theatergruppe Theatre X an, mit der er durch Europa und die USA tourte. 1977 zog Dafoe nach New York und trat dem Theaterensemble Wooster Group bei, der er nicht nur bis in die 2000er Jahre angehörte, sondern dessen Leiterin Elisabeth LeCompte auch seine langjährige Lebensgefährtin wurde.
Seinen ersten Filmauftritt hatte Dafoe 1980 in Michael Ciminos Western-Flop „Heaven’s Gate“ und verkörperte seine erste Hauptrolle in Kathryn Bigelows und Monty Montgomerys Drama „The Loveless“ (1981), worauf sich Rollen in Tony Scotts Vampir-Drama „Begierde“ (1983), Walter Hills Action-Krimi-Drama „Straßen in Flammen“ (1984) und William Friedkins Thriller „Leben und sterben in L.A.“ (1985) anschlossen.
Seinen internationalen Durchbruch feierte Dafoe in Oliver Stones Vietnamkriegsdrama „Platoon“ (1985), wobei seine Darstellung des selbstlosen Sergeant Elias mit einer Oscar-Nominierung für den besten Nebendarsteller prämiert wurde. In den nachfolgenden Jahren war Dafoe als Jesus in Martin Scorseses umstrittenen Drama „Die letzte Versuchung Christi“ und als idealistischer FBI-Ermittler Ward in Alan Parkers Rassismus-Drama „Mississippi Burning – Die Wurzel des Hasses“ (beide 1988) zu sehen.
„Ich suche nicht nach Skandalen, wirklich nicht. Mich interessieren Herausforderungen, auch solche, vor denen ich mich ein wenig fürchte. Oft stellen gerade diese Rollen auch eine Herausforderung für das Publikum dar“, beschreibt Dafoe im Interview mit dem Lufthansa magazin seine Rollenauswahl. „Bei ,Antichrist‘ war mir klar, dass das ein harter Film sein würde. Doch ich fand ihn wunderschön und dachte nicht, dass er jemanden verstören könnte, und an ,Die letzte Versuchung Christi‘ bin ich ähnlich naiv herangegangen.“ 
Dafoe wirkte weiterhin in so unterschiedlichen Filmen wie Oliver Stones Antikriegs-Drama „Geboren am 4. Juli“ (1989), John Waters‘ Musical-Komödie „Cry-Baby“ (1990), David Lynchs Road-Movie-Thriller „Wild at Heart“ (1990), Paul Schraders Krimi-Drama „Light Sleeper“, Roger Donaldsons Thriller „White Sands – Der große Deal“, Uli Edels Erotik-Thriller „Body of Evidence“ (alle 1992), Wim Wenders‘ Fantasy-Romanze „In weiter Ferne, so nah“ (1993) und Phillip Noyce‘ Polit-Thriller „Das Kartell“ (1994) mit. Weitere Höhepunkte in seiner Filmographie stellen Anthony Minghellas neunfach Oscar-prämierte Bestseller-Verfilmung „Der englische Patient“ (1996), David Cronenbergs Horror-Sci-Fi-Thriller „eXistenZ“ (1999) und Troy Duffys kultiger Action-Thriller „Der blutige Pfad Gottes“ (1999) dar.
Für seine Darstellung des „Nosferatu“-Darstellers Max Schreck in E. Elias Merhiges Biopic „Shadow of the Vampire“ (2000) heimste Dafoe seine zweite Oscar-Nominierung ein, ehe er in Sam Raimis „Spider-Man“-Trilogie die Doppelrolle von Green Goblin und Norman Osborn verkörperte.
Für Wes Anderson stand der vielseitige Schauspieler in den Filmen „Der Tiefseetaucher“ (2004), „Der fantastische Mr. Fox“ (Stimme) und „Grand Budapest Hotel“ vor der Kamera, für Lars von Trier in „Antichrist“ und „Nymphomaniac: Teil 2“. In den letzten Jahren war Dafoe in Yimou Zhangs Action-Fantasy-Abenteuer „The Great Wall“ (2016), in Kenneth Branaghs Neuverfilmung des Agatha-Christie-Klassikers „Mord im Orient-Express“ (2017) und Sean Bakers Drama „The Florida Project“ zu sehen, was ihm seine dritte Oscar-Nominierung einbrachte.
Nachdem der amerikanische Maler Julian Schnabel bereits 1996 sein Regiedebüt „Basquiat“ mit Willem Dafoe besetzte, verkörperte Dafoe 2018 in Schnabels Biopic „Van Gogh – An der Grenze zur Ewigkeit“ den berühmten Maler in seinen letzten Jahren. Auf die Ähnlichkeit zwischen Malerei und Schauspielerei angesprochen, meint Dafoe im Interview mit den Schaumburger Nachrichten:
„Ich sehe da durchaus Verbindungen – jedenfalls wenn man so malt, wie es mir für diesen Film beigebracht wurde: Du setzt mit Farbe eine Serie von Markierungen. Diese Striche beziehen sich aufeinander – und doch hat jeder seine eigene Integrität. Es ist deshalb nicht unbedingt klar, wohin die Zeichen führen. Aber es wird etwas anderes geschaffen, eine Bewegung, ein Eindruck, jedenfalls etwas Neues.“ 
Ende November ist Dafoe nun in Robert Eggers‘ atmosphärischen Horror-Drama „Der Leuchtturm“ als Leuchtturmwärter in Maine in den 1890er Jahren zu sehen, wo er mit seinem neuen, von Robert Pattinson („Twilight“, „Cosmopolis“) gespielten Gehilfen eine vierwöchige Schicht auf einer einsamen Insel vor der Küste antreten und ein schlimmer Sturm die beiden Männer länger aneinander bindet als vorgesehen.
„Während Robert Pattinson mit wildem Schnurrbart und ausgemergeltem Gesicht eine ihn piesackende Möwe (und damit auch seine Teen-Star-Image) solange wieder und wieder auf einen Felsen schlägt, bis er nur noch einen matschigen Stumpf in den blutigen Händen hält, spielt Willem Dafoe mit seinen herrschsüchtigen Tiraden konsequent gegen seinen natürlich knorrigen Charme an. Allerdings lädt das Duo die eh schon bedrohliche Atmosphäre nicht einfach nur mit weiterer Intensität auf. Die beiden setzen den surreal-horrorhaften Bildern auch einen unerwarteten (wenn auch angemessen dunkelschwarzen) Humor entgegen“, urteilt Christoph Petersen in seiner Kritik auf filmstarts.de dazu.
Im Dezember startet dann das Krimi-Drama „Motherless Brooklyn“ von und mit Edward Norton, der im New York des Jahres 1954 den unter dem Tourette-Syndrom leidenden Ermittler Lionel Essrog spielt, der den Mord an seinem Freund, Mentor und Chef aufzuklären versucht und dabei auf die Spur des von Alec Baldwin verkörperten Immobilien-Hais Moses Randolph stößt. Willem Dafoe spielt Randolphs Bruder Paul und hilft Essrog bei seinem Fall.

Filmographie: 
1980: Heaven’s Gate
1981: Die Lieblosen (The Loveless)
1981: White Lies (Kurzfilm)
1983: Begierde (The Hunger)
1984: New York Nights
1984: Straßen in Flammen (Streets of Fire)
1985: Highway 66 (Roadhouse 66)
1985: Leben und Sterben in L.A. (To Live and Die in L.A.)
1986: Der Hitchhiker (The Hitchhiker, Fernsehserie, Folge 3x06 Ghostwriter)
1986: Platoon
1987: Dear America – Briefe aus Vietnam (Dear America: Letters Home from Vietnam)(Stimme von Elephant Grass)
1988: Saigon (Off Limits)
1988: Mississippi Burning – Die Wurzel des Hasses (Mississippi Burning)
1988: Die letzte Versuchung Christi (The Last Temptation of Christ)
1989: Geboren am 4. Juli (Born on the Fourth of July)
1989: Triumph des Geistes (Triumph of the Spirit)
1990: Cry-Baby
1990: Arrive Alive
1990: Wild at Heart – Die Geschichte von Sailor und Lula (Wild at Heart)
1991: Flug durch die Hölle (Flight of the Intruder)
1992: White Sands – Der große Deal (White Sands)
1992: Light Sleeper
1993: Body of Evidence
1993: In weiter Ferne, so nah!
1994: Das Kartell (Clear and Present Danger)
1994: Tom & Viv
1995: Die Nacht und der Augenblick (The Night and the Moment)
1996: Basquiat
1996: Der englische Patient (The English Patient)
1996: Victory
1997: Die Simpsons (The Simpsons, Fernsehserie, Folge 8x25 The Secret War of Lisa Simpson, Stimme für Der Kommandant)
1997: Speed 2 – Cruise Control (Speed 2: Cruise Control)
1997: Der Gejagte (Affliction)
1998: Lulu on the Bridge
1998: New Rose Hotel
1999: eXistenZ
1999: Der blutige Pfad Gottes (The Boondock Saints)
2000: Globehunters (Stimme für Hunter)
2000: The Animal Factory – Rache eines Verurteilten (Animal Factory)
2000: American Psycho
2000: Globehunters (Fernsehfilm)
2000: Shadow of the Vampire
2000: Bullfighter – Irgendwo in Mexiko (Bullfighter)
2001: Die Frauen des Hauses Wu (Pavilion of Women)
2001: Edges of the Lord – Verlorene Kinder des Krieges (Edges of the Lord)
2002: Spider-Man
2002: Spider-Man (Videospiel)
2002: Auto Focus
2003: Findet Nemo (Finding Nemo, Stimme für Gill)
2003: Findet Nemo (Finding Nemo, Videospiel, Stimme für Gill)
2003: Irgendwann in Mexico (Once Upon a Time in Mexico)
2003: The Reckoning
2003: James Bond 007: Alles oder nichts (Videospiel, Stimme für Nikolai Diavolo)
2003: Camel Cricket City (Kurzfilm, Stimme für Camel Cricket)
2004: Aviator (The Aviator)
2004: Die Tiefseetaucher (The Life Aquatic with Steve Zissou)
2004: Control – Du sollst nicht töten (Control)
2004: Spider-Man 2
2004: Jiminy Glick in Gagawood
2004: Anatomie einer Entführung (The Clearing)
2005: Manderlay
2005: xXx 2 – The Next Level (xXx: State of the Union)
2005: Black Widow – Verhängnisvolle Affäre (Before It Had a Name)
2005: Ripley Under Ground
2006: American Dreamz – Alles nur Show (American Dreamz)
2006: Inside Man
2006: Paris, je t’aime
2006: Die Chroniken von Erdsee (Gedo Senki, Stimme für Cob)
2007: The Procedure (Kurzfilm)
2007: Go Go Tales
2007: Anamorph – Die Kunst zu töten (Anamorph)
2007: Mr. Bean macht Ferien (Mr. Bean’s Holiday)
2007: Spider-Man 3
2007: The Procedure (Kurzfilm)
2007: The Walker
2008: Zurück im Sommer (Fireflies in the Garden)
2008: The Dust of Time (Trilogia II: I skoni tou chronou)
2008: Ein Leben für ein Leben – Adam Resurrected (Adam Resurrected)
2009: Antichrist
2009: L’affaire Farewell
2009: Ein fürsorglicher Sohn (My Son, My Son, What Have Ye Done)
2009: Daybreakers
2009: Mitternachtszirkus – Willkommen in der Welt der Vampire (Cirque du Freak: The Vampire’s Assistant)
2009: Der blutige Pfad Gottes 2 (The Boondock Saints II: All Saints Day)
2009: Der fantastische Mr. Fox (Fantastic Mr. Fox, Stimme für Rat)
2010: Miral
2010: A Woman – Zwischen Liebe und Obsession (A Woman)
2010: Problema
2010: Amercian Experience (TV-Doku-Serie, Erzähler in der Folge: Into the Deep: America, Whaling & the World)
2011: 4:44 Last Day on Earth
2011: The Hunter
2012: Antony and the Johnsons: Cut the World (Musikvideo)
2012: John Carter – Zwischen zwei Welten (John Carter)
2012: The Honor of Killing (Tomorrow You’re Gone)
2013: Odd Thomas
2013: Saving Norman (Kurzfilm)
2013: The Smile Man (Kurzfilm)
2013: Love’s Routine (Kurzfilm)
2013: The Benaki Museum (Kurzfilm)
2013: Nymph()maniac: Teil 2 (Nymphomaniac)
2013: Auge um Auge (Out of the Furnace)
2014: Grand Budapest Hotel (The Grand Budapest Hotel)
2014: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (The Fault in Our Stars)
2014: A Most Wanted Man
2014: Pasolini
2014: Bad Country
2014: John Wick
2015: Meu Amigo Hindu
2016: Dog Eat Dog
2016: Findet Dorie (Finding Dory, Stimme)
2016: Sculpt
2016: Das Glück des Augenblicks (A Family Man)
2016: The Headhunter’s Calling
2016: Padre
2016: The Great Wall
2017: The Florida Project
2017: Opus Zero
2017: What Happened to Monday?
2017: Death Note
2017: Mord im Orient-Express (Murder on the Orient Express)
2018: Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit (At Eternity’s Gate)
2018: Vox Lux (Stimme des Erzählers)
2018: Aquaman
2019: Manou – flieg‘ flink (Manou the Swift, Stimme von Yves)
2019: Der Leuchtturm (The Lighthouse)
2019: Motherless Brooklyn
2019: Tommaso
Playlist:
1. David Mansfield - End Credits (Heaven's Gate) - 03:53
2. Patrick O'Hearn - Opening Title (White Sands) - 03:55
3. James Newton Howard - Following Colonel Armstrong (Off Limits) - 02:47
4. Wang Chung - Every Big City (To Live and Die in L.A.) - 05:10
5. Trevor Jones - Justice in Mississippi (Mississippi Burning) - 03:23
6. Peter Gabriel - The Feeling Begins (Passion: Music for the Last Temptation of Christ) - 05:45
7. John Williams - Homecoming (Born on the Fourth of July) - 02:39
8. Georges Delerue - Finale and End Title (Platoon) - 06:01
9. Graeme Revell - Waiting for the Jury (Body of Evidence) - 03:22
10. Cliff Eidelman - Elena's False Dreams (Triumph of the Spirit) - 02:00
11. James Horner - Operation Reciprocity (Clear and Present Danger) - 03:25
12. Mark Mancina - Last Lifeboat (Speed 2: Cruise Control) - 07:01
13. Debbie Wiseman - Viv & Maurice (Tom & Viv) - 04:59
14. Gabriel Yared - Convento Di Sant' Anna (The English Patient) - 03:42
15. Conrad Pope - Invasion (Pavilion of Women) - 03:55
16. Dickon Hinchliffe - Acceptance (Out of the Furnace) - 03:02
17. Thomas Newman - Wow (Finding Nemo) - 02:31
18. Dan Jones - The Lonely Voyage (Shadow of the Vampire) - 02:09
19. Graeme Revell - On the Roof (Lulu on the Bridge) - 02:32
20. Javier Navarrete - Town of Austere (Fireflies in the Garden) - 02:53
21. Howard Shore - What's So Special About the Special? (eXistenZ) - 02:28
22. Daniel Pemberton - No Wisdom (Motherless Brooklyn) - 04:01
23. Terence Blanchard - Good and Ready (Inside Man) - 02:23
24. Herbert Grönemeyer - They're Closing In (A Most Wanted Man) - 03:15
25. Clint Mansell - Camarades (L'Affaire Farewell) - 03:43
26. Craig Armstrong - I Have Everything I Need (The Clearing) - 03:13
27. Mark Mothersbaugh - Loquasto Party (The Life Aquatic with Steve Zissou) - 04:54
28. Alexandre Desplat - Kristofferson's Theme (Fantastic Mr. Fox) - 01:36
29. Alexandre Desplat - Mr. Moustafa (Grand Budapest Hotel) - 03:04
30. Danny Elfman - Backyard Connection (Spider-Man) - 02:42
31. Ramin Djawadi - We Are Not the Same (The Great Wall) - 03:17
32. Rupert Gregson-Williams - What Could Be Greater Than a King? (Aquaman) - 05:23

Sonntag, 16. Dezember 2018

Playlist #256 vom 23.12.2018 - SACRED SPIRITS

Direkt vor den Weihnachtstagen bietet es sich natürlich an, filmmusikalische Referenzen aufzuspüren. Während ich vor zwei Jahren noch Kompositionen zu Hollywood-Weihnachtsfilmen wie „Santa Clause“, „Polar Express“, „Silver Bells“, „A Christmas Carol“, „How The Grinch Stole Christmas“, „Miracle on the 34th Street“, „Jingle All the Way“ und „Scrooged“ präsentierte, steht in der heutigen Sendung der spirituelle Aspekt, der mit dem Weihnachtsfest verbunden wird, im Vordergrund. Das Konzept ist dabei so weit gefasst, dass es um die Geburt Christi nur am Rande geht, dafür um nicht nur christliche Werte wie Nächstenliebe, Toleranz und Mut, aber auch um spirituelle Traditionen außerhalb unseres Kulturkreises. 

So hat Harry Gregson-Williams für das 2005 von Ridley Scott inszenierte historische Drama „Königreich der Himmel“ die Geschichte eines jungen Schmieds vertont, der mit europäischen Kreuzrittern im 12. Jahrhundert nach Jerusalem zieht, wo der brüchige Frieden zwischen Moslems und Christen verteidigt werden soll. Die 1981 von Brendan Perry und Lisa Gerrard gegründete australische Band Dead Can Dance komponiert zwar – bis auf eine Ausnahme: Augustin Villarongas „El Nino De La Luna“ -, keine Filmmusik, doch mit ihrem eklektizistischen Ansatz, der das Interesse an musikalischen und spirituellen Traditionen, Literatur und darstellender Kunst vereint, entstehen immer wieder Berührungspunkte. Lange bevor Hans Zimmer auf die außergewöhnliche Stimme von Lisa Gerrard aufmerksam geworden ist, um mit ihr an Ridley Scotts „Gladiator“ zu arbeiten, veröffentlichten Dead Can Dance 1987 mit „Within The Realm Of A Dying Sun“ ein Album mit mystischen, filmmusikalisch anmutenden und äußerst hypnotischen Klangbildern.
Ihre unglaubliche Imaginationskraft, mit deren Hilfe sie die Atmosphäre verfallener Gemäuer, heiliger Stätten, archaischer Rituale oder einer prächtigen Kathedrale in musikalische Entitäten transformieren können, hinterlässt auch beim Hörer einen nachhaltigen Eindruck, weckt intensiv aufwallende Assoziationen und führt ihn in sein inneres Wesen zurück. Mit „Persephone“ und „Summoning of the Muse“ präsentiere ich gleich zwei herausragende Songs des längst zum Klassiker avancierten Albums.
Ihr Song „The Host of Seraphim“ von ihrem ein Jahr später erschienenen Werk „The Serpent’s Egg“ wurde auch in Ron Frickes Dokumentarfilm „Baraka“ (in der Sufi-Sprache der Begriff für „Atem des Lebens“), in dem er 24 Länder auf allen Kontinenten bereiste und die Schönheit der Natur und das Schicksal der dort lebenden Menschen in einzigartigen Bildern festhielt.
„Es ist eine Reise der Wiederentdeckung, die in die Natur eintaucht, in die Geschichte, den menschlichen Geist und schließlich in das Reich des Unendlichen“, beschreibt der Regisseur seinen Film, mit dem er die Evolution der Erde, die Verschiedenheit der Menschen, ihre Verbindungen und ihren Einfluss auf die Erde auf nonverbale Weise einfängt. Michael Stearns komponierte dazu die Original-Musik, verwendete dabei auch Kompositionen aus Japan, Bali, Brasilien und Nepal.
Das künstlerische Konzept von Ron Fricke haben auf musikalische Weise auch die beiden Waliser Andrew Cadmore und Chris Brandrick mit ihrer 1988 gegründeten und nach einem Gedicht von Apollinaire benannten Band Zone umzusetzen versucht. Während sie musikalisch von John Cale, Throbbing Gristle, Brian Eno, Stockhausen, Fred Firth, Faust, Can und den frühen Tangerine Dream beeinflusst wurden, haben sie sich thematisch vor allem mit den unterschiedlichsten religiösen Traditionen auseinandergesetzt, wobei sie die überall zum Tragen kommende Sehnsucht nach Liebe, Leben und Licht ins Zentrum ihrer Kompositionen gestellt haben. Zu den eindringlichsten Stücken zählt fraglos „Beautiful Machine“ aus ihrem 1991er Album „Born of Fire“.
Ethnisch angehauchte Klänge gibt es von Armand Amar zu hören, der viele Werke des Dokumentarfilmers Yann Arthus-Bertrand vertont hat, darunter die an die biblische Schöpfungsgeschichte angelehnte Foto-Dokumentation „Die Erde von Oben“, in der ein Vater mit seinem Sohn eine Weltreise unternehmen, die zu den Ursprüngen unserer Kultur zurückführt. Aber auch Peter Gabriel hat mit seinen beiden Filmmusiken zu Martin Scorseses „Die letzte Versuchung Christi“ (1988) und Phillip Noyces „Long Walk Home“ (2002) außergewöhnliche Instrumente eingesetzt, um die spirituellen Themen der Filme einfühlsam umzusetzen.
Abgerundet wird die Sendung durch einige schlicht ergreifend schöne Film-Melodien, die so großartige Komponisten wie Hans Zimmer, Thomas Newman, Danny Elfman, James Horner und James Newton Howard kreiert haben – oft mit gekonnter Einbindung von Chören.
Playlist:
01. Harry Gregson-Williams - Coronation (Kingdom of Heaven) - 03:01
02. Dead Can Dance - Persephone (Within the Realm of a Dying Sun) - 06:36
03. Zone - Beautiful Machine (Born of Fire) - 11:38
04. Martin Phipps & Hans Zimmer - Maria Altman (Woman in Gold) - 03:09
05. Armand Amar - Civilisation - Petra - Rajasthan - Kirie - Souffle - Nazca (Terre Vue Du Ciel) - 12:18
06. Peter Gabriel - Passion (Passion - The Last Temptation of Christ) - 07:38
07. Peter Gabriel - Cloudless (Long Walk Home - Rabbit-Proof Fence) - 04:49
08. Armand Amar feat. Sinead O'Connor - A New Born Child (The First Cry) - 03:30
09. James Horner - All Is Lost (The New World) - 08:14
10. James Newton Howard - Humanity Goes On Trail (Snow Falling On Cedars) - 04:44
11. Zbigniew Preisner - Lacrimosa - Day of Tears (Requiem For My Friend) - 04:06
12. Thomas Newman - The Church of Glass (Oscar and Lucinda) - 03:50
13. Howard Shore - Lothlorien (The Lord of the Rings: The Fellowship of the Ring) - 04:33
14. James Newton Howard - The Healing (Lady in the Water) - 04:04
15. Hans Zimmer - Kyrie for the Magdalene (The Da Vinci Code) - 03:55
16. Max Richter - Path 5 [Digitonal's Theo in Dreamland Mix] (Sleep Remixes) - 06:47
17. Dead Can Dance - Summoning of the Muse (Within the Realm of a Dying Sun) - 04:55
18. Michael Stearns - End Credits (Baraka) - 05:46
19. James Newton Howard - Swimming (Waterworld) - 04:15
20. Dead Can Dance - The Host of Seraphim (Baraka) - 06:17

Sonntag, 1. Oktober 2017

Playlist #224 vom 01.10.2017 - R.I.P. HARRY DEAN STANTON (1926 - 2017)

Seine erste Hauptrolle – in Wim Wenders‘ „Paris, Texas“ (1984) – machte ihn weltberühmt, doch Harry Dean Stanton wurde in den über einhundert Filmen, in denen der amerikanische Schauspieler mitwirkte, vor allem als charismatischer Nebendarsteller eingesetzt. Seinen letzten großen Auftritt hatte er in der neu aufgelegten Mystery-Serie „Twin Peaks“ von David Lynch, mit dem in seiner Karriere oft zusammengearbeitet hat und erst kürzlich in John Carroll Lynchs Drama „Lucky“ gemeinsam vor der Kamera stand. Am 15. September 2017 verstarb der vielseitige Darsteller im Alter von 91 Jahren in Los Angeles.

Stanton wurde am 14. Juli 1926 als Sohn eines Tabakfarmers in West Irvine, Kentucky, geboren und arbeitete während des Zweiten Weltkriegs als Koch bei der Navy, ehe er Journalismus studierte und 1949 Schauspielkurse am Pasadena Playhouse zu belegen begann. Zunächst hatte Stanton auch Ambitionen als Autor und Musiker, wandte sich dann aber ganz der Schauspielerei zu. Gut zwei Jahrzehnte war er in Fernsehshows und Low-Budget-Filmen wie „The Adventures of Rin Tin Tin“ (1958), „Bonanza“ und „Tausend Meilen Staub“ zu sehen, ehe Monte Hellman in sowohl in seinem Western „Der Ritt im Wirbelwind“ (1966) an der Seite von Jack Nicholson und in dem Road Movie „Asphaltrennen“ (1971) agieren ließ.
Einen der bemerkenswertesten Auftritte lieferte er in Stuart Rosenbergs „Der Unbeugsame“ (1967) mit Star Paul Newman, wo er den Gospel-Song „Just a Closer Walk with Thee“ interpretierte. Auch später war er mit seiner Harry Dean Stanton Band in Los Angeles über ein Jahrzehnt lang regelmäßig als Sänger und Gitarrist zu sehen.
Mit seinem ausdrucksstarken, wettergegerbten Gesicht und der sanftmütigen Mimik erhielt er in den 1970er Jahren immer mehr Rollen im aufstrebenden New Hollywood Cinema, war in der Kriegs-Komödie „Stoßtrupp Gold“ (1970), in John Milius‘ „Jagd auf Dillinger“ (1973) und mit Marlon Brando und Jack Nicholson in „Duell am Missouri“ (1976) zu sehen.
Zwar bekam Stanton in dem kommerziell erfolgreichen Mafia-Epos „Der Pate 2“ (1974) unter der Regie von Francis Ford Coppola auch eine Rolle als FBI-Agent, doch erst als Mitglied der Nostromo-Crew in Ridley Scotts Science-Ficition-Horror-Film „Alien“ (1979) machte er auch andere Regisseure nachhaltig auf sich aufmerksam.
So durfte er in John Carpenters „Die Klapperschlange“ (1981) ebenso brillieren wie in der Teenie-Romanze „Pretty in Pink“ (1986) als Molly Ringwalds Vater. Zu diesem Zeitpunkt hatte er im Alter von bereits 58 Jahren in Wim Wenders‘ „Paris, Texas“ (1984) seine erste Hauptrolle.
Darin spielt er den halb verdursteten Travis, der zunächst orientierungslos durch die texanische Wüste irrt, von einem Provinz-Arzt notdürftig versorgt und dann von seinem Bruder Walt aus dem fernen Los Angeles abgeholt wird, der ihn bereits tot geglaubt hat. Zusammen mit seiner Frau Anne hat Walt Travis‘ mittlerweile siebenjährigen Sohn Hunger aufgezogen, der sich mit Travis nun auf die Suche nach seiner Mutter (Nastassja Kinski) macht.
Später sagte er der Los Angeles Times, dass er „endlich die Rolle spielte, die er spielen wollte. Wenn ich nie einen anderen Film danach gemacht hätte, wäre ich glücklich gewesen“. Doch obwohl Harry Dean Stanton nun populärer geworden war, wurde er weiterhin in Nebenrollen eingesetzt, wenn auch in Kassenerfolgen wie Martin Scorseses „Die letzte Versuchung Christi“, der Stephen-King-Verfilmung „The Green Mile“ und Terry Gilliams „Fear and Loathing in Las Vegas“.
Vor allem David Lynch schätzte die Zusammenarbeit mit Stanton, die mit „Wild at Heart“ (1990) begann und über „Twin Peaks: Fire Walk With Me“ (1992), „The Straight Story“ (1999), „Inland Empire“ (2006) bis zur neuen Staffel von „Twin Peaks“ (2017) führte.
Mit seinem Freund Jack Nicholson, dessen Trauzeuge er gewesen ist und mit dem er nach dessen Scheidung eine Zeitlang zusammenlebte, drehte er später noch „Man Trouble“ (1992) und „Das Versprechen“ (2001). Der renommierte Filmkritiker Roger Ebert meinte einst, dass ein Film, in dem Harry Dean Stanton eine Nebenrolle spielt, nicht völlig schlecht sein könne.
„Gewöhnlich spiele ich mich selbst. Durch welche psychologischen Traumata oder Konflikte ich auch gerade zu jener Zeit gehe, versuche ich diese in die Rolle einzubringen. Wenn das nicht mit den Dilemmas der Figur korrespondiert, mache ich den Film nicht“, erklärte Stanton einmal im Interview. In „Lucky“, dem Regiedebüt von Schauspieler John Carroll Lynch, spielte Stanton zuletzt an der Seite von David Lynch und Tom Skerritt den 90-jährigen Atheisten und Freigeist Lucky, der sich auf eine spirituelle Reise begibt, nachdem er sich vor dem Abgrund des Lebens wiedergefunden hat.
Filmographie (Auswahl): 
1954: Inner Sanctum (Fernsehserie, Episode 1x29)
1956: Der falsche Mann (The Wrong Man)
1957: Alarm in Fort Bowie (Tomahawk Trail)
1957: Fort Laramie (Revolt at Fort Laramie)
1958: Der stolze Rebell (The Proud Rebel)
1958–1968: Rauchende Colts (Gunsmoke, Fernsehserie, 8 Episoden)
1959–1963: Am Fuß der blauen Berge (Laramie, Fernsehserie, 4 Episoden)
1959–1965: Tausend Meilen Staub (Rawhide, Fernsehserie, 4 Episoden)
1960: Abenteuer am Mississippi (The Adventures of Huckleberry Finn)
1962: Das war der Wilde Westen (How the West Was Won)
1965: Für eine Handvoll Dollar (Per un pugno di dollari)
1964: Auf der Flucht (The Fugitive, Fernsehserie, Episode 2x22)
1967: Der gnadenlose Ritt (A Time for Killing)
1967: Der Unbeugsame (Cool Hand Luke)
1967: In der Hitze der Nacht (In the Heat of the Night)
1971: Asphaltrennen (Two-Lane Blacktop)
1970: Stoßtrupp Gold (Kelly’s Heroes)
1972: Cisco Pike
1973: Pat Garrett jagt Billy the Kid (Pat Garrett and Billy the Kid)
1973: Jagd auf Dillinger (Dillinger)
1974: Der Pate – Teil II (The Godfather Part II)
1975: Duell am Missouri (The Missouri Breaks)
1975: Fahr zur Hölle, Liebling (Farewell, My Lovely)
1978: Stunde der Bewährung (Straight Time)
1979: Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt (Alien)
1979: The Rose
1980: Death Watch – Der gekaufte Tod (La mort en direct)
1980: Schütze Benjamin (Private Benjamin)
1980: UFOria
1981: Die Klapperschlange (Escape from New York)
1982: Küss mich Doc (Young Doctors in Love)
1982: Einer mit Herz (One from the Heart)
1983: Christine (John Carpenter’s Christine)
1984: Repoman (Repo Man)
1984: Paris, Texas
1984: Die rote Flut (Red Dawn)
1985: Fool for Love
1986: Pretty in Pink
1988: Die letzte Versuchung Christi (The Last Temptation of Christ)
1989: Dream a Little Dream
1990: Wild at Heart – Die Geschichte von Sailor und Lula
1990: Powerplay (The Fourth War)
1992: Twin Peaks – Der Film (Twin Peaks: Fire Walk with Me)
1994: Against the Wall (Fernsehfilm)
1995: Never Talk To Strangers – Spiel mit dem Feuer (Never Talk to Strangers)
1996: Mission: Rohr frei! (Down Periscope)
1996: Dead Man’s Walk – Der tödliche Weg nach Westen (Miniserie)
1997: Alles aus Liebe (She’s So Lovely)
1997: Fire Down Below
1998: The Mighty – Gemeinsam sind sie stark (The Mighty)
1998: Fear and Loathing in Las Vegas
1999: The Green Mile
1999: Eine wahre Geschichte – The Straight Story (The Straight Story)
2000: In stürmischen Zeiten (The Man Who Cried)
2001: Das Versprechen (The Pledge)
2002: Ginostra
2003: Die Wutprobe (Anger Management)
2004: Two and a Half Men (Fernsehserie, Episode 2x01)
2004: Hawaii Crime Story (The Big Bounce)
2006–2010: Big Love (Fernsehserie, 39 Episoden)
2006: Alpha Dog – Tödliche Freundschaften (Alpha Dog)
2006: Inland Empire
2006: Alien Autopsy – Das All zu Gast bei Freunden (Alien Autopsy)
2009: Alice im Wunderland (Alice, Fernsehzweiteiler)
2009: The Open Road
2010: On Holiday
2010: Athena (Kurzfilm)
2011: Rango (Sprechrolle)
2011: Mongo Wrestling Alliance (Fernsehserie, Sprechrolle)
2011: Cheyenne – This Must Be the Place (This Must Be the Place)
2012: Marvel’s The Avengers (The Avengers)
2012: 7 Psychos (Seven Psychopaths)
2013: The Last Stand
2013: 9 Full Moons
2013–2015: Getting On – Fiese alte Knochen (Getting On, Fernsehserie, 3 Episoden)
2014: The Pimp and the Rose (Kurzfilm)
2014: Alien: Isolation (Videospiel)
2016: Hux (Kurzfilm)
2017: Sick of it All
2017: Lucky
2017: Twin Peaks (Fernsehserie, 5 Episoden)
2017: Frank and Ava
Playlist:
01. Angelo Badalamenti - Twin Peaks Theme (Twin Peaks) - 05:04
02. Ry Cooder - She's Leaving The Bank (Paris, Texas) - 06:02
03. Trevor Jones - Past Times (The Mighty) - 05:04
04. Thomas Newman - Red Over Green (The Green Mile) - 02:57
05. Hans Zimmer & Klaus Badelt - You're Crazy (The Pledge) - 05:57
06. Peter Gabriel - The Feeling Begins (The Last Temptation Of Christ) - 03:58
07. Aaron Zigman - At The Site/Driving To The Site (Alpha Dog) - 04:01
08. Nino Rota - End Titles (The Godfather - Part II) - 03:51
09. John Williams - Jane And Logan (The Missouri Breaks) - 03:48
10. Lalo Schifrin - Down Here On The Ground [Symphonic Version] (Cool Hand Luke) - 05:59
11. Angelo Badalamenti & Kinny Landrum - Cool Cat Walk (Wild At Heart) - 03:24
12. Angelo Badalamenti - Laurens Walking (The Straight Story) - 04:11
13. Angelo Badalamenti - The Pink Room (Twin Peaks - Fire Walk With Me) - 04:05
14. David Lynch - Ghost Of Love (Inland Empire) - 05:30
15. New Order - Elegia (Pretty In Pink) - 04:50
16. John Carpenter & Alan Howarth - Moochie Mix Four (Christine) - 02:26
17. John Carpenter & Alan Howarth - Main Title (Escape From New York) - 03:53
18. Basil Poledouris - The Drive-In (Red Dawn) - 06:20
19. Angelo Badalamenti - Laura Palmer's Theme (Twin Peaks) - 04:49
20. Jerry Goldsmith - The Landing (Alien) - 04:31
21. Angelo Badalamenti - Audrey's Dance (Twin Peaks) - 05:28
22. Peter Gabriel - Passion (The Last Temptation Of Christ) - 07:38
23. Thomas Newman - The Green Mile (The Green Mile) - 03:37
24. Angelo Badalamenti - Montage (The Straight Story) - 07:26

Samstag, 22. April 2017

Playlist #213 vom 30.04.2017 - R.I.P. MICHAEL BALLHAUS

Er drehte 15 Filme mit dem deutschen Ausnahmeregisseur Rainer Werner Fassbinder und arbeitete in Hollywood mit Filmgrößen wie Martin Scorsese, Francis Ford Coppola, Robert Redford und Wolfgang Petersen zusammen. Nun starb der große deutsche, auch international renommierte Kameramann Michael Ballhaus, der neben unzähligen Auszeichnungen auch drei Oscar-Nominierungen (für „Nachrichtenfieber“, „Die fabelhaften Baker Boys“ und „Gangs Of New York“) erhielt, am 12. April nach kurzer Krankheit in seiner Heimatstadt Berlin.

Ballhaus wurde am 5. August 1935 als Sohn der beiden Theaterschauspieler Oskar Ballhaus und Lena Hutter in Berlin geboren und nahm schon als Jugendlicher in einer großfamiliären Künstlerkommune an vielen Gesprächen über die Kunst teil, machte seine ersten Fotoaufnahmen von Bühnenbildern und Szenen der Theateraufführungen für die Presse. 1955 durfte Ballhaus bei den Dreharbeiten zu „Lola Montez“ dabei sein, den mit Max Ophüls ein Freund der Familie inszenierte und in dem 20-jährigen Ballhaus den Wunsch weckte, Kameramann zu werden.
„Der französische Kameramann Christian Matras richtete gerade das Licht ein und verständigte sich mit seinem bayerischen Oberbeleuchter per Handzeichen. Man konnte die Internationalität, das Flair, das Gemeinschaftsgefühl des Kinos spüren und sehen. Max Ophüls stellte seinem Kameramann sehr schwierige Aufgaben, etwa, dass bei einer langen Fahrt ein Teppich hinter der Kamera hergezogen wird, damit man die Schienen nicht sieht. Das hat mich fasziniert. Diese Mischung aus verzwickten technischen Aufgaben und künstlerischem Empfinden. Ophüls war der Chef auf dem Set. Doch ohne den Kameramann ging nichts. Auch das hat mir gefallen. ‚Lola Montez‘ war dann kein Kassenerfolg. Aber ein großartiger Film mit einer wahnsinnigen, extravaganten Farbdramaturgie“, verriet Ballhaus 2014 im Interview mit Die Zeit
Er absolvierte eine zweijährige Fotografenausbildung in Würzburg und begann 1959 in Baden-Baden beim Südwestfunk eine Kameraassistenz. In den sechs Jahren, in denen Ballhaus schließlich zum Chef-Kameramann beim SWF aufstieg, lernte er den Regisseur Peter Lilienthal kennen und fotografierte für ihn die Filme „Die Nachbarskinder“ (1960), „Abschied“ (1965), „Der Aufstand“ (1979/80), „Dear Mr. Wonderful“ (1982) und „Das Autogramm“ (1983). Seinen ersten Kinofilm drehte er 1968 mit der Dieter-Hallervorden-Komödie „Mehrmals täglich“.
Ballhaus lehrte zwischen 1967 und 1970 erstmals an der Film- und Fernsehakademie Berlin und lernte 1970 durch seinen zweiten Kinofilm „Deine Zärtlichkeiten“ Ulli Lommel kennen, der ihn wiederum mit Fassbinder zusammenbrachte. Seit ihrer ersten Zusammenarbeit an dem Südstaatendrama „Whity“ (1970) haben Ballhaus und Fassbinder bis 1979 Filme wie „Welt am Draht“, „Martha“, „Ich will doch nur, daß ihr mich liebt“ und „Die Ehe der Maria Braun“ verwirklicht. Bereits für „Martha“ (1973) hatte Ballhaus versucht, mit einer 360-Grad-Fahrt der Kamera um die Akteure eine andere visuelle Form der Darstellung auszuprobieren, was als „Ballhaus-Kreisel“ Einzug in die Fachsprache finden sollte und vor allem in der berühmten Szene in „Die fabelhaften Baker Boys“ zum Ausdruck kam, als er die singende und auf einem schwarzen Flügel liegende Michelle Pfeiffer im roten Glitzerkleid umkreiste.
Aus der fruchtbaren Arbeitsbeziehung mit Fassbinder resultierten nicht nur Filme mit weiteren namhaften deutschen Filmemachern wie Volker Schlöndorff („Tod eines Handlungsreisenden“), Hans W. Geißendörfer („Der Zauberberg“, „Ediths Tagebuch“) und Margarethe von Trotta („Heller Wahn“), sondern auch der Sprung nach Hollywood, wo er ab 1985 und dem Film „Die Zeit nach Mitternacht“ der Director of photography von Martin Scorsese wurde.
Scorsese mit Ballhaus und den Darstellern Matt Damon und Leonardo di Caprio
am Set von "The Departed"

„Seine Bildideen und sein Rhythmus haben mich immer fasziniert. Und andererseits ist es ja nur ein Plan. Die Herausforderung ist, diesen Plan in Bilder umzusetzen. Mit der richtigen Brennweite, dem richtigen Licht, der richtigen Position der Schauspieler. Ich muss die Vision realisieren. Und dieses Gefühl, auf einer Wellenlänge zu sein, Scorseses Fantasie so umsetzen zu können, wie er es sich erträumt hat, das war immer wieder erhebend.“ (ebd.) 
Zu den großen Hollywood-Filmen, für die Ballhaus die Kameraarbeit machte, zählten neben den Scorsese-Filmen „Die Zeit nach Mitternacht“ (1985), „Die Farbe des Geldes“ (1986), „Die letzte Versuchung Christi“ (1988), „GoodFellas“ (1990), „Zeit der Unschuld“ (1993), „Gangs Of New York“ (2002) und „Departed – Unter Feinden“ (2006) auch Paul Newmans „Die Glasmenagerie“ (1987) und die erste Oscar-Nominierung für seine Arbeit an James L. Brooks‘ „Nachrichtenfieber“ (1987). Ballhaus arbeitete auch mit Mike Nichols, Peter Yates, Robert Redford, Irwin Winkler, Barry Levinson und Francis Ford Coppola zusammen, erhielt 1990 seine zweite Oscar-Nominierung für „Die fabelhaften Baker Boys“ und 2003 seine dritte für „Gangs Of New York“.
2007 bekam er als erster Deutscher von der American Society of Cinematographers den renommierten Preis für sein Lebenswerk. Ballhaus galt als Mann mit der entfesselten Kamera, der auch unter Druck immer in der Lage war, außergewöhnliche Stimmungen und Dynamik zu erzeugen, mit den Regisseuren glaubwürdige Geschichten zu erzählen, die ebenso das Gefühl wie den Verstand ansprachen. Den letzten seiner 38 Hollywood-Filme drehte Ballhaus 2005 wiederum unter der Regie von Martin Scorsese. „Departed – Unter Feinden“ stellte ein 100-Millionen-Dollar-Remake des Hongkong-Thrillers „Internal Affairs“ und die siebte Zusammenarbeit zwischen Scorsese und Ballhaus dar. Danach kehrte Ballhaus nach Berlin zurück, wo er publik machte, dass er seit einigen Jahren an Grauem Star leide, und nur noch gelegentlich als Produzent und Regisseur tätig war.
Von 2010 bis zu seinem Tod war er Abteilungsleiter für Kamera an der Hochschule für Fernsehen und Film München und hatte 2010 eine Gastprofessur an der Leuphana Universität Lüneburg inne.
2013 fügte er seinem rund 80 Kinofilme umfassenden Lebenswerk noch den Film „3096 Tage“ hinzu, wobei er für seine zweite Frau, die Regisseurin Sherry Hormann, hinter der Kamera stand und das Drama der über acht Jahre im Kellerverlies gefangenen Natascha Kampusch zu beleuchten. 2014 veröffentlichte Ballhaus mit „Bilder im Kopf“ seine Autobiografie und verstarb am 12. April dieses Jahres nach kurzer Krankheit in Berlin.

Filmographie:
1960: Die Kassette – Regie: Rudolf Noelte, Fernsehspiel
1960: Die Nachbarskinder – Regie: Peter Lilienthal, Fernsehspiel
1965: Der große Wildenberg – Regie: Herbert Vesely
1965: Abschied – Regie: Peter Lilienthal
1966: Große Liebe – Regie: Johannes Schaaf
1967: Ganze Tage in den Bäumen – Regie: Tom Toelle
1969: Mehrmals täglich (auch: Darf ich Sie zur Mutter machen?) – Regie: Ralf Gregan
1969: Deine Zärtlichkeiten – Regie: Herbert Vesely und Peter Schamoni
1970: Wir – zwei – Regie: Ulrich Schamoni
1970: Whity – Regie: Rainer Werner Fassbinder
1970: Warnung vor einer heiligen Nutte – Regie: Rainer Werner Fassbinder
1970: Fassbinder produziert Film No. 8 (Doku) – Regie: M. Ballhaus, Dietmar Buchmann
1972: Die bitteren Tränen der Petra von Kant – Regie: Rainer Werner Fassbinder
1973: Tschetan, der Indianerjunge – Regie: Hark Bohm
 1973: Tatort: Tote brauchen keine Wohnung – Regie: Wolfgang Staudte (TV-Serie)
1973: Welt am Draht – Regie: Rainer Werner Fassbinder
1974: Martha – Regie: Rainer Werner Fassbinder
1974: Made in Germany und USA – Regie: Rudolf Thome
1974: Faustrecht der Freiheit – Regie: Rainer Werner Fassbinder
1975: Das Amulett des Todes – Regie: Ralf Gregan
1975: Mutter Küsters Fahrt zum Himmel – Regie: Rainer Werner Fassbinder
1975: Ich will doch nur, daß ihr mich liebt – Regie: Rainer Werner Fassbinder
1975: Sommergäste – Regie: Peter Stein, Verfilmung von Maxim Gorkis Theaterstück
1976: Satansbraten – Regie: Rainer Werner Fassbinder
1976: Chinesisches Roulette – Regie: Rainer Werner Fassbinder
1977: Bolwieser – Regie: Rainer Werner Fassbinder
1977: Frauen in New York – Regie: Rainer Werner Fassbinder (TV-Theaterverfilmung)
1978: Despair – Eine Reise ins Licht – Regie: Rainer Werner Fassbinder
1978: Spiel der Verlierer (nur Filmrolle)
1979: Die Ehe der Maria Braun – Regie: Rainer Werner Fassbinder
1979: Alpensaga – Der deutsche Frühling. – Regie: Dieter Berner
1979: Die erste Polka – Regie: Klaus Emmerich
1979/1980: Der Aufstand – Regie: Peter Lilienthal
1980: Looping – Regie: Walter Bockmayer, Rolf Bührmann
1980: Groß und klein, nach der Inszenierung des Theaterstücks von Peter Stein 1982: Dear Mr. Wonderful – Regie: Peter Lilienthal
1982: Der Zauberberg – Regie: Hans W. Geißendörfer
1982: Baby it’s you – Regie: John Sayles
1983: Heller Wahn – Regie: Margarethe von Trotta
1983: Das Autogramm – Regie: Peter Lilienthal
1984: Jung und rücksichtslos (Reckless) – Regie: James Foley
1984: Die Herzensbrecher (Heartbreakers)
1984: Ediths Tagebuch – Regie: Hans W. Geißendörfer
1985: Die Zeit nach Mitternacht – Regie: Martin Scorsese
1985: Tod eines Handlungsreisenden – Regie: Volker Schlöndorff
1986: Under the Cherry Moon – Unter dem Kirschmond – Regie: Prince
1986: Die Farbe des Geldes – Regie: Martin Scorsese
1987: Die Glasmenagerie – Regie: Paul Newman
1987: Nachrichtenfieber – Broadcast News – Regie: James L. Brooks
1988: Baja Oklahoma – Regie: Bobby Roth
1988: Das Haus in der Carroll Street – Regie: Peter Yates
1988: Die letzte Versuchung Christi – Regie: Martin Scorsese
1988: Die Waffen der Frauen (Working Girl) – Regie: Mike Nichols
1988: Zwei hinreißend verdorbene Schurken (Dirty Rotten Scoundrels) – Regie: Frank Oz
1989: Die fabelhaften Baker Boys – Regie: Steven Kloves
1990: Grüße aus Hollywood – Regie: Mike Nichols
1990: Good Fellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia – Regie: Martin Scorsese
1991: Schuldig bei Verdacht (Guilty by Suspicion) – Regie: Irwin Winkler
1991: Was ist mit Bob? (What About Bob?) – Regie: Frank Oz
1992: Bram Stoker’s Dracula – Regie: Francis Ford Coppola
1992: Mambo Kings (The Mambo Kings) – Regie: Arne Glimcher
1993: Zeit der Unschuld – Regie: Martin Scorsese
1994: Quiz Show – Regie: Robert Redford
1995: Outbreak – Regie: Wolfgang Petersen
1996: Sleepers – Regie: Barry Levinson
1997: Air Force One – Regie: Wolfgang Petersen
1998: Mit aller Macht – Regie: Mike Nichols
1999: Wild Wild West – Regie: Barry Sonnenfeld
2000: Die Legende von Bagger Vance – Regie: Robert Redford
2000: Good Vibrations – Sex vom anderen Stern – Regie: Mike Nichols
2000: Gone Underground – Regie: Su Turhan
2002: Gangs of New York – Regie: Martin Scorsese
2003: Was das Herz begehrt – Regie: Nancy Meyers
2003: Uptown Girls – Eine Zicke kommt selten allein – Regie: Boaz Yakin
2005: Sonntagsluft (Gespenster) – Regie: Frank Alva Buecheler
2006: Departed – Unter Feinden – Regie: Martin Scorsese
2009: In Berlin – mit Ciro Cappellari
2013: 3096 Tage – Regie: Sherry Hormann
Playlist:
01. Howard Shore - Midnight (After Hours) - 03:18
02. Henry Mancini - My Sister Laura (The Glass Menagerie) - 03:30
03. Bill Conti - Young Jane/Main Title (Broadcast News) - 02:43
04. Georges Delerue - Comforting Emily (The House on Carroll Street) - 05:05
05. Peter Gabriel - Of These, Hope (The Last Temptation Of Christ) - 03:55
06. Jerry Goldsmith - The Parachutes (Air Force One) - 05:14
07. James Newton Howard - Robbie's Cured/End Credits (Outbreak) - 07:12
08. Elmer Bernstein - Loveless' Plan (Wild Wild West) - 04:45
09. Elmer Bernstein - End Credits (The Age Of Innocence) - 04:47
10. Carly Simon - In Love (Working Girl) - 03:55
11. Dave Grusin - Main Title [Jack's Theme] (The Fabulous Baker Boys) - 06:40
12. Rachel Portman - Junuh Sees The Field (The Legend Of Bagger Vance) - 05:11
13. Hans Zimmer - Humanity (As Good As It Gets) - 06:23 *
14. Hans Zimmer - Cathy (I'll Do Anything) - 08:07
15. John Williams - Saying The Rosary (Sleepers) - 06:53
16. James Newton Howard - NY to LA - The Bus Depot (Guilty By Suspicion) - 02:42
17. Mark Isham - The World's Smartest Man (Quiz Show) - 05:22
18. Derek And The Dominos - Layla [Piano Exit] (GoodFellas) - 03:52
19. Afro Celt Sound System - Dark Moon, High Tide (Gangs Of New York) - 04:08
20. Wojciech Kilar - The Storm (Dracula) - 05:04
21. Jocelyn Pook - Dionysus (Gangs Of New York) - 04:52
22. Howard Shore - Billy's Theme (Departed) - 07:01
* dieser Titel ist irrtümlich auf der Playlist gelandet, Michael Ballhaus hat nicht bei "Besser geht's nicht" die Kamera geführt, sondern bei einem anderen Jack-Nicholson-Film mit Musik von Hans Zimmer, nämlich bei "Was das Herz begehrt"

Mittwoch, 1. Oktober 2014

Playlist #147 vom 05.10.2014 - PHILLIP NOYCE Special

Seit seinem internationalen Durchbruch mit dem Psychothriller „Todesstille“ (1989) hat der australische Regisseur Phillip Noyce eine beachtliche Karriere in Hollywood hingelegt und dabei mit Stars wie Harrison Ford („Die Stunde der Patrioten“, „Das Kartell“), Sharon Stone („Sliver“), Angelina Jolie und Denzel Washington („Der Knochenjäger“) und Michael Caine („Der stille Amerikaner“) zusammengearbeitet. In den letzten Jahren ist es allerdings etwas ruhiger um Noyce geworden. Nach einigen Arbeiten fürs Fernsehen kehrt er nun mit „Hüter der Erinnerung - The Giver“ wieder auf die Kinoleinwand zurück.

Der am 29. April 1950 in Griffith in New South Wales geborene Noyce zog als Zwölfjähriger nach Sydney und begann im Alter von 18 Jahren, erste Kurzfilme zu drehen, bevor er ab 1973 an der Australian Film, Television and Radio School studierte. Bereits sein früher Dokumentarfilm „Castor and Pollux“ erhielt die Auszeichnung „Bester Australischer Kurzfilm des Jahres“. Nach seinem Spielfilmdebüt mit „Backroads“ (1977) räumte sein zweiter Film „Nachrichtenkrieg“ (1978) zahlreiche australische Filmpreise ab. Es folgten „In der Hitze des Zorns“ (1981) mit Judy Davis und „Schatten eines Pfaus“ (1987), ehe er mit dem Psychothriller „Todesstille“ die allesamt noch recht unbekannten Schauspieler Nicole Kidman, Sam Neill und Billy Zane vor der Kamera vereinte. Das beklemmende Survival- und Erotik-Drama auf hoher See machte nicht nur die Darsteller und den Regisseur bekannt. Auch Komponist Graeme Revell, der für den Score zu „Dead Calm“ auf den Titel „In Flagrante Delicto“ zurückgriff, den er mit seiner Industrial-Band SPK für deren Album „Zamia Lehmanni“ kreiert hatte, folgte wie sein Regisseur dem Ruf Hollywoods und arbeitete dort mit ihm erneut an dem Action-Abenteuer „The Saint – Der Mann ohne Namen“ (1997) zusammen.
Seinen Einstand in Hollywood feierte Noyce allerdings mit der Tom-Clancy-Verfilmung „Die Stunde der Patrioten“ (1992) mit Harrison Ford in der Hauptrolle des ehemaligen Marineinfanteristen Jack Ryan, wozu der prominente Komponist James Horner einen packenden Orchester-Score mit irischen und elektronischen Elementen beisteuerte. Der schnörkellos inszenierte Agenten-Thriller war an den Kinokassen so erfolgreich, dass Noyce nicht nur zwei Jahre später mit „Das Kartell“ ein ähnlich starkes Genre-Stück abliefern durfte, sondern zwischendurch noch den Erotik-Thriller „Sliver“ (1993) inszenierte, der mit einem Soundtrack aufwartete, der angesagte Electro-Acts wie Massive Attack, Enigma, Heaven 17, Fluke und The Young Gods vereint.
1999 produzierte Noyce mit „Der Knochenjäger“ eine weitere Romanverfilmung, diesmal den gleichnamigen Psycho-Thriller von US-Autor Jeffery Deaver mit Angelina Jolie und Denzel Washington in den Hauptrollen eines kongenialen Ermittler-Duos. Die düsteren Bilder des Serienkiller-Thrillers untermalt Komponist Craig Armstrong mit einem entsprechend atmosphärisch-eindringlichen Score. Noyce und Armstrong arbeiteten drei Jahre später auch an der Graham-Greene-Verfilmung „Der stille Amerikaner“ zusammen. Noyce zog schließlich nach Australien zurück, wo er 2002 das Aborigines-Drama „Long Walk Home“ inszenierte, zu dem Peter Gabriel („Birdy“, "The Last Temptation of Christ") eine seiner seltenen Arbeiten für den Film beisteuerte.
In den nachfolgenden Jahren wurde es ruhiger um den Regisseur, der 2006 das biographisch geprägte Polit-Drama „Catch A Fire“ realisierte und je zwei Folgen für die Fernsehserien „Brotherhood“ und „Revenge“ ablieferte. Im Jahre 2010 kehrte Noyce aber mit dem Angelina-Jolie-Actioner „Salt“ lautstark und bildgewaltig auf die große Leinwand zurück.
„Regisseur Phillip Noyce drückt gehörig aufs Tempo und serviert ein Action-Dauerfeuer-Gewitter, das in seiner hohen Konzentration mächtig Laune macht“, befindet filmstarts.de. „Old School ist derzeit schwer angesagt in Hollywood (siehe auch: ‚The Expendables‘, ‚Predators‘, ‚Das A-Team‘). Auf dieser Schiene fährt ‚Salt‘ zwar zumindest mit seiner ‚Jason Bourne‘-auf-Speed-Inszenierung überhaupt nicht, widmet sich aber einem anderen Anachronismus. Denn Regisseur Noyce dekonstruiert ganz nebenbei den Entspannungsprozess der Supermächte USA und Russland und hetzt die Kalten Krieger im Jahr 2011 wieder aufeinander los. So dicht am Atomkrieg balancierte schon lange kein groß budgetierter Blockbuster mehr.“
Nach den beiden Fernsehfilmen „Americana“ und „Mary und Martha“ hat es Noyce wieder zum Kino zurückgezogen. Mit der Verfilmung von Lois Lowrys Kinderbuch „Hüter der Erinnerung“ knüpft Noyce thematisch an die Erfolge von „Die Tribute von Panem“ und „Die Bestimmung - Divergent“ an und erzählt die Geschichte des 16-jährigen Jonas (Brenton Thwaites), der in einer von Kriegen, Hunger und Leid, aber auch von Leidenschaften befreiten Welt lebt. Als er von der Vorsitzenden des Ältestenrats (Meryl Streep) zum "Hüter der Erinnerung" ernannt wird und von seinem Amtsvorgänger (Jeff Bridges) alles Wissen und die Erinnerungen aus der Zeit vor der Gleichheit vermittelt bekommt, will er die unterdrückten Emotionen rehabilitieren. Marco Beltrami („Snowpiercer“, „The Expendables“) hat den sorgfältig ausgestatteten und thematisch ansprechenden Science-Fiction-Film mit einem sensibel orchestrierten, melodischen Score versehen und unterstreicht damit vor allem die durch Jeff Bridges ausgedrückte Sehnsucht nach Freiheit.

Filmographie: 
1977: Backroads
1978: Nachrichtenkrieg (Newsfront)
1979: Bali: Islands oft he Gods
1980: Fact and Fiction (Fernsehfilm)
1981: In der Hitze des Zorns (Heatwave)
1983: The Dismissal (TV-Miniserie)
1984: The Hitchhiker (TV-Serie, 5 Folgen)
1987: Schatten eines Pfaus (Shadow of the Peacock, auch Echoes of Paradise)
1988: Blinde Wut (Blind Fury)
1989: Todesstille (Dead Calm)
1992: Die Stunde der Patrioten (Patriot Games)
1993: Sliver
1994: Das Kartell (Clear and Present Danger)
1997: The Saint – Der Mann ohne Namen (The Saint)
1999: Der Knochenjäger (The Bone Collector)
2002: Der stille Amerikaner (The Quiet American)
2002: Long Walk Home (Rabbit-Proof Fence)
2006: Catch a Fire
2010: Salt
2011: Revenge (TV-Serie, 2 Folgen)
2012: Americana (Fernsehfilm)
2013: Mary und Martha (Fernsehfilm)
2014: Hüter der Erinnerung – The Giver (The Giver)

Playlist:
01. Marco Beltrami - Main Titles (The Giver) - 03:08
02. Graeme Revell - Storm Is Coming, Back To John (Dead Calm) - 06:20
03. James Horner - Main Title (Patriot Games) - 02:58
04. Massive Attack - Unfinished Sympathy (Sliver) - 05:12
05. Enigma - The Roundabout (Bonus Track - Sliver) - 03:23
06. James Horner - Main Title / A Clear And Present Danger (Clear And Present Danger) - 05:24
07. Clannad - Harry's Game (Patriot Games) - 02:30
08. James Horner - Truth Needs A Soldier / End Title (Clear And Present Danger) - 05:48
09. Graeme Revell - Shelley Monument (The Saint) - 02:16
10. Craig Armstrong - The City Awakes (The Bone Collector) - 02:47
11. Graeme Revell - Love Theme Finale (The Saint) - 05:27
12. Craig Armstrong - The Quiet American (The Quiet American) - 05:57
13. Peter Gabriel - Jigalong (Long Walk Home) - 04:03
14. Craig Armstrong - Do You Still Miss Him? (The Quiet American) - 05:04
15. Peter Gabriel - Running To The Rain (Long Walk Home) - 03:19
16. Craig Armstrong - New York City [orchestral version] (The Bone Collector) - 02:53
17. iZler - Requiem For Amanda (Revenge) - 04:56
18. Peter Gabriel - Gracie's Recapture (Long Walk Home) - 04:40
19. James Newton Howard - Prisoner's Exchange (Salt) - 04:10
20. James Horner - The Hit (Patriot Games) - 08:07
21. Marco Beltrami - Rosebud (The Giver) - 04:32
22. iZler - The Marriage Of Jack And Fauxmanda (Revenge) - 03:12
23. James Newton Howard - You're My Greatest Creation (Salt) - 04:14
24. Marco Beltrami - End Credits (The Giver) - 03:48
25. James Newton Howard - Orlov's Story (Salt) - 04:43
26. Graeme Revell - End Of The Killer (Dead Calm) - 04:17

Freitag, 1. März 2013

DIE 3. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 01./02.03.2013 - KATHRYN BIGELOW Special

Wenn nicht die einzige, so ist Kathryn Bigelow doch mit Abstand die bekannteste Regisseurin im Action-Genre, das üblicherweise eine reine Männerdomäne ist. Nach ihrem Oscar®-prämierten Meisterwerk „Tödliches Kommando“ hat die amerikanische Regisseurin offenbar Geschmack am Kriegs-Thema gefunden. In ihrem neuen Film „Zero Dark Thirty“ macht die Ex-Frau von James Cameron („Avatar“, „Titanic“) Jagd auf Osama Bin Laden.

Die Tochter einer Bibliothekarin und eines Farbenfabrikmanagers studierte zwei Jahre lang am San Francisco Art Institute und zog anschließend nach New York, wo sie 1971 ein Stipendium am Whitney Museums of American Art bekam. Sie wirkte bei der Avantgarde-Künstlergruppe Art & Language mit und studierte Film an der Columbia University, wo sie 1978 als Abschlussarbeit den 20-minütigen Kurzfilm „The Set-up“ präsentierte. Zusammen mit Monty Montgomery realisierte Bigelow 1982 das Bikerdrama „The Loveless“, das innerhalb eines Tages Ende der 50er in einer amerikanischen Kleinstadt die Auseinandersetzung zwischen einer Truppe von Bikern und der ansässigen Bevölkerung schildert.
Nachdem Bigelow 1983 eine Hauptrolle in Lizzie Bordens feministischen Science-Fiction-Drama „Born In Flames“ übernommen hatte, inszenierte sie 1987 mit „Near Dark“ ein düsteres Vampirdrama, zu dem die deutschen Elektronik-Pioniere Tangerine Dream den Soundtrack produzierten.
„Letztendlich schafft es Bigelow in ‚Near Dark‘, ihren Vampirfilm auf gelungene Weise mit Elementen des Roadmovies, des Westerns und der Romanze anzureichern, ohne dass dieses Konglomerat jemals unnatürlich oder aufgesetzt wirken würde. Die verschiedenen Subgenres greifen perfekt ineinander und ergeben einen äußerst spannenden, düsteren und über große Strecken originellen Blutsaugerstreifen. Dass auf Klischees (Kreuze, Knoblauch etc.) völlig verzichtet und anstelle dessen auf eine gute Geschichte, Zwischentöne, welche die Charaktere interessant halten und eine originäre Bildsprache gesetzt wird, macht ‚Near Dark‘ zu einem der interessantesten Vampirfilme“, resümiert Björn Helbig auf filmstarts.de
Nachdem Bigelow für New Order das Video zu ihrer Single „Touched By The Hand Of God“ gedreht hatte, inszenierte sie den Serienkiller-Thriller „Blue Steel“ (1989). Jamie Lee Curtis spielt darin die junge Polizistin Megan Turner, die einen bewaffneten Supermarkträuber erschießt. Da sich jedoch der Börsenmakler Eugene Hunt (Ron Silver) im Chaos nach der Schießerei die Waffe des Räubers schnappt, bekommt Megan Probleme, ihre Schilderung der Ereignisse bei ihren Vorgesetzten glaubhaft zu vermitteln. Als Hunt eine Beziehung zu Megan aufbaut, ahnt sie nicht, in welche Gefahr sie sich begibt. Brad Fiedel, der für Bigelows Mann James Cameron die „Terminator“-Filme musikalisch untermalte, schuf auch für „Blue Steel“ einen eindrucksvollen, atmosphärisch düsteren Score, der kongenial die Bedrohung illustriert, die die junge Polizistin umgibt.

Etwas handfester ging es in Bigelows Thriller „Gefährliche Brandung“ (1991) zu. Keanu Reeves spielt den FBI-Agenten Johnny Utah, der sich undercover in das Surfer-Milieu einschleust, um eine Reihe von Banküberfällen in Los Angeles aufzuklären. Schnell freundet er sich mit der attraktiven Tyler (Lori Petty) und dem charismatischen Surf-As Bodhi (Patrick Swayze) an. Doch das bringt den FBI-Mann in eine echte Zwickmühle … Keanu Reeves überzeugte erstmals in einer Action-Rolle und legte so den Grundstein für seine Erfolge in „Speed“ und der „Matrix“-Trilogie, Patrick Swayze durfte etwas mehr Talent beweisen als in „Dirty Dancing“. Davon abgesehen bot „Point Break“ – so der Originaltitel – vor allem tolle Surfer-Aufnahmen und unterhaltsame Action, die von Mark Isham adäquat musikalisch untermalt wurden.
1995 inszenierte Bigelow mit „Strange Days“ einen düsteren Science-fiction-Thriller mit sozialkritischer Note. Kurz vor der Jahrtausendwende ist es den Menschen möglich, Erlebnisse von Menschen aufzuzeichnen und abzuspielen. Der heruntergekommene Ex-Cop Lenny Nero (Ralph Fiennes) handelt mit Mikrochips, die jede Art von Sex-&-Crime-Geschichten enthalten, auf die seine Kundschaft abfahren. Doch dann stößt er auf einen Chip mit höchst brisantem Inhalt, nämlich der Hinrichtung eines schwarzen Sängers durch Polizisten. Mit Hilfe der Leibwächterin Mace (Angela Bassett) und dem Privatdetektiv Max (Tom Sizemore) versucht Lenny, dem Verbrechen auf die Spur zu kommen … Kathryn Bigelow ist mit „Strange Days“ ein packender wie düsterer Thriller um virtuelle Realitäten gelungen, visuell beeindruckend inszeniert und mit einem vielschichtigen Soundtrack versehen, der Graeme Revells innovativen Kompositionen mit World Music Beats von Deep Forest und Peter Gabriel verbindet. Zwischenzeitlich arbeitete die Regisseurin auch fürs Fernsehen, so stand sie für eine Episode von Oliver Stones Mystery-Thriller-Mehrteiler „Wild Palms“ und für die Cop-Serie „Homicide“ hinter der Kamera, ehe sie im Jahre 2000 mit dem Psycho-Thriller „Das Gewicht des Wassers“ auf die große Leinwand zurückkehrte.
In der Verfilmung von Anita Shreves Bestseller recherchiert eine Zeitungsfotografin (Catherine McCormack) zu einer Mordgeschichte aus dem Jahre 1873, die sie in ihrer Geschichte mit einem aktuellen Doppelmord verbindet. Doch je mehr sie sich in die Themen von Mord und Obsession vertieft, desto mehr wird ihre Ehe mit Thomas (Sean Penn) durch Eifersuchtsanfälle und gegenseitige Verdächtigungen in Mitleidenschaft gezogen. Nachdem bereits „Strange Days“ nicht so recht beim Publikum ankommen wollte und „Das Gewicht des Wassers“ völlig baden gegangen war, präsentierte Bigelow mit „K-19“ – Showdown in der Tiefe“ wieder solides Spannungs-Kino mit Harrison Ford und Liam Neeson in den Hauptrollen. Der Film spielt auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges im Jahr 1961, als amerikanische U-Boote vor der sowjetischen Küste in Stellung gegangen sind, worauf die Russen ihr brandneues Atom-U-Boot „K-19“ vor die amerikanische Ostküste in Position bringen wollen. Nach einer verpatzten Übung wird Kapitän Polenin (Liam Neeson) degradiert und muss unter seinem Nachfolger Vostrikov (Harrison Ford) als Erster Offizier dienen, was der Mannschaft überhaupt nicht passt. Doch ein Leck im Kühlsystem des Reaktors droht zu einer nuklearen Katastrophe zu werden …
„Technisch auf dem neuesten Stand und ohne Mängel versteht es Bigelow, aus dem stark limitierten Raum auf dem Boot, die nötige Authentizität zu kitzeln, die Enge spürbar zu machen. Auf große Actionszenen verzichtet sie wohlwollend. Leider hat ‚K-19‘ aber doch noch einen Haken. Nachdem das dramatische Potenzial des Stoffes im Mittelteil voll ausnutzt wurde und einige nette Wendungen für Abwechslung sorgen, kippt der Film gegen Ende wieder in den typischen Hollywood-Stil und feiert den Heldenmut der Besatzung ein bisschen zu heftig“, urteilt Carsten Baumgardt auf filmstarts.de. Dass der Film wieder einmal floppte, lag vor allem daran, dass „K-19“ allein aus russischer Perspektive erzählt wurde, womit sich das amerikanische Publikum kaum anfreunden konnte. Nach diesem 100-Millionen-Dollar-Flop wollte kein Studio mehr ein großes Budget in Bigelows fraglos talentierte, aber unglückliche Hände geben.
Erst 2009 bekam Bigelow wieder das Vertrauen geschenkt und wurde gleich mit ihrem ersten Oscar® belohnt. „Tödliches Kommando“ schildert den Alltag eines amerikanischen Bombenräumkommandos im Irak. Als der Vorgesetzte von Sergeant JT Sanborn (Anthony Mackie) und Specialist Owen Eldridge (Brian Geraghty) im Einsatz stirbt, bekommt das Kommando mit dem waghalsigen Staff Sergeant William James (Jeremy Renner) einen neuen Anführer, der Sanborn und Eldridge mit seiner lässigen Macho-Art an ihre physischen und psychischen Grenzen bringt.
„Die 57-jährige Regisseurin und ihr Drehbuchautor Mark Boal (der 2004 als embedded journalist im Irak war und schon das Script zu ‚Im Tal von Elah‘ schrieb) klagen nicht an. Sie analysieren vielmehr mit dokumentarischer Präzision die Mechanismen der Todesangst und ihrer Verdrängung. Mechanismen, ohne die kein Krieg geführt werden kann. ‚Hurt Locker‘, der Originaltitel, bezeichnet im Soldatenjargon einen Ort, an dem der Schmerz weggesperrt wird“, erläutert Christiane Peitz auf zeit.de. „Eigentlich tut das Bombenräumkommando nichts anderes als das Kinopublikum. Es schaut genau hin, misstraut dem Augenschein, will erkennen, begreifen. Eine Plastiktüte, eine lahmende Katze, ein Eselskarren, Menschen auf einem Minarett – wer das Straßenbild falsch deutet, riskiert sein Leben. Immer wieder geht es mit Barry Ackroyds unruhiger 16-Millimeter-Kamera zum Einsatz, sieben, acht Mal in 120 Minuten. Immer wieder wird gepeilt, fokussiert, ins Visier genommen, Schärfe nachgezogen; die Zeitlupen entstanden mit hyperpräzisen Digitalkameras. Oft wussten die Schauspieler nicht, von wo sie gefilmt werden – Guerillataktik einer gewieften Genre-Regisseurin. Beobachten, wer einen beobachtet. Sehen und dabei unsichtbar bleiben. Ungemütlich ist dieser Film auch deshalb, weil Krieg und Kino einander so verdammt ähnlich werden. Seit Paul Virilio ist das kein neuer Gedanke. Aber er geht einem hier gefährlich nahe.“ 
Mit insgesamt sechs Academy Awards in den Kategorien Bester Film, Beste Regie, Bestes Originaldrehbuch, Bester Schnitt, Bester Ton und Bester Tonschnitt stellte die Regisseurin ihre Credibility bei den Studios wieder her und durfte nun mit „Zero Dark Thirty“ wieder ins Oscar®-Rennen gehen.
Aus der Sicht der jungen CIA-Agentin Maya (Jessica Chastain) schildert Bigelow die Jagd nach Osama bin Laden, ausgehend von den Anschlägen vom 11. September 2001 bis zur Tötung des so verzweifelt gesuchten al-Qaida-Anführers. Der mit expliziten Folterszenen angereicherte Film hat für viel Diskussionsstoff und Kritik gesorgt. „In erster Linie ist der Film ein sehenswerter, für fünf Oscars nominierter Spionage-Thriller, kein politisches Manifest. Zu jeder Darstellung des so genannten ‚Krieges gegen den Terror‘ gehören eben auch zwingend Waterboarding, CIA-Entführungen, Geheimgefängnisse und Guantanamo. Alles andere wäre unvollständig. Die heftigen Reaktionen auf den Film haben immerhin gezeigt, dass die Amerikaner dieses dunkle Kapitel ihrer Geschichte nicht vergessen haben und noch immer leidenschaftlich darüber streiten. Es bleibt dem kritischen Zuschauer überlassen, wie er die Bedeutung der brutalen Praxis bewertet. Denn am Ende, wenn Maya nach zehn Jahren Jagd alleine und erschöpft in einem Militärtransporter sitzt und weint, wird sich jeder zwangsläufig fragen: War es das alles wert?“, heißt es dazu bei handelsblatt.com.

Filmographie:
1978: The Set-Up (Kurzfilm)
1982: Die Lieblosen (The Loveless)
1987: Near Dark – Die Nacht hat ihren Preis (Near Dark)
1990: Blue Steel
1991: Gefährliche Brandung (Point Break)
1993: Wild Palms (TV, Folge „Rising Sons“)
1995: Strange Days
1998/99 Homicide (TV, 3 Folgen)
2000: Das Gewicht des Wassers (The Weight of Water)
2002: K-19 – Showdown in der Tiefe (K-19: The Widowmaker)
2004: Karen Sisco (TV, 1 Folge)
2007: Mission Zero (Kurzfilm)
2009: Tödliches Kommando – The Hurt Locker (The Hurt Locker)
2012: Zero Dark Thirty
Playlist: 
1 Lords Of Acid - The Real Thing (Strange Days) - 03:32
2 Tangerine Dream - Caleb's Blues (Near Dark) - 03:10
3 Brad Fiedel - Main Titles (Blue Steel) - 04:58
4 Mark Isham - Night Surf Feelings (Point Break) - 03:00
5 Ryuchi Sakamoto - Harry To Hospital (Wild Palms) - 03:39
6 Jeff Rona - Late Night Tale (Homicide) - 04:01
7 Tricky - Overcome (Strange Days) - 04:29
8 Graeme Revell - Happy New Year (Strange Days) - 03:51
9 Deep Forest - Coral Lounge (Strange Days) - 03:27
10 Graeme Revell - End Credits (Strange Days) - 03:49
11 Lori Carson & Graeme Revell - Fall In The Light (Strange Days) - 04:24
12 Klaus Badelt - Missile I (K-19) - 03:00
13 Marco Beltrami & Buck Sanders - A Guest In My House (The Hurt Locker) - 03:11
14 Alexandre Desplat - Northern Territories (Zero Dark Thirty) - 03:47
15 Peter Gabriel & Deep Forest - While The Earth Sleeps (Strange Days) - 03:50
16 Alexandre Desplat - Monkeys (Zero Dark Thirty) - 03:00

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Playlist # 70 vom 23.10.11 - PETER GABRIEL Special

Er war die treibende Kraft hinter der Supergruppe Genesis, die in den 70ern neben Yes, King Crimson und Emerson, Lake & Palmer zu den bedeutendsten Vertretern des Progressive Rock zählten. Doch Frontmann Peter Gabriel, der Genesis 1967 mit seinen Schulfreunden Tony Banks, Mike Rutherford, Anthony Phillips und Chris Stewart gründete, war 1975 so von dem Rock-Zirkus genervt, dass er nicht nur die Band verließ, sondern auch Zweifel äußerte, ob er je wieder Rock-Musik machen würde.

Als er sich zwei Jahre später mit dem schlicht „1“ betitelten Solo-Album auf der Musikbühne zurückmeldete, war zwar von den Extravaganzen, die Genesis auszeichneten, nichts mehr übrig, doch Produzent Bob Ezrin (Kiss, Alice Cooper, Lou Reed) sorgte für einen bombastischen Sound, der nur bei dem Hit „Solsbury Hill“ zur Ruhe kam.
Für sein 1978 erschienenes Album „2“ holte sich Gabriel mit Robert Fripp einen experimentierfreudigen, stark improvisierenden Produzenten ins Boot. Doch erst mit „3“ (1980) schien Peter Gabriel seinen Stil gefunden zu haben. Zusammen mit Produzent Steve Lillywhite (Siouxsie & The Banshees, XTC) und Freunden wie Robert Fripp und Phil Collins bedeutete der Einsatz eines Fairlight-Sample-Keyboards neue Möglichkeiten der Klangerzeugung und –manipulation. So sind bei dem hymnischen „Biko“ Samples von afrikanischen Trommeln und Gesängen zu hören, die zugleich Peter Gabriels Hinwendung zu außereuropäischen Musiktraditionen markieren. Außerdem enthielt das Album die Hit-Single „Games Without Frontiers“, an die Gabriel 1982 mit „Shock The Monkey“ vom vierten Album nahtlos anknüpfen konnte.
Die ethnischen Einflüsse waren zudem noch stärker ausgeprägt und gipfelten in Gabriels Engagement für das 1982 ausgerichtete WOMAD-Festival (World of Music and Dance), bei dem Künstler aus Pakistan, Burundi und Indonesien auftraten. Zwar erwies sich das erste Festival als finanzieller Flop, doch nach einem Benefiz-Konzert mit Genesis konnte das WOMAD-Konzept für die Zukunft gerettet werden.
Seine Filmmusikkarriere begann Peter Gabriel zunächst mit einzelnen Songs für Kinofilme, mit „Out Out“ für Joe Dantes Horror-Spaß „Gremlins“, „Walk Through The Fire“ für Taylor Hackfords „Against All Odds“ und „I Go Swimming“ für Larry Peerces Rick-Springfield-Vehikel „Hard To Hold“ (alle 1984). Ein Jahr später produzierte Gabriel für Alan Parkers Film „Birdy“ seinen ersten instrumentalen Soundtrack, wobei er mit Produzent Daniel Lanois auch Fragmente von Songs wie „Family Snapshot“, „Wallflower“, „Rhythm Of The Heat“ und „San Jacinto“ verwendete.
Bevor er aber mit „Passion“ den grandiosen Soundtrack zu Martin Scorseses „Die letzte Versuchung Christi“ (1989) vorlegte, startete Peter Gabriel 1986 mit seinem fünften Studioalbum „So“ voll durch. Das brillant von Daniel Lanois produzierte Werk enthielt nicht nur den weltweiten Superhit „Sledgehammer“, dessen visuell einfallsreich-innovatives Video neue Maßstäbe in der Videoclip-Kultur setzte, sondern auch das fröhlich-forsche „Big Time“, das Kate-Bush-Duett „Don’t Give Up“, das eindringliche „Red Rain“ sowie die Songs „In Your Eyes“ und „We Do What We’re Told“, die in Cameron Crowes „Say Anything“ (1986) bzw. Michael Rymers „Angel Baby“ (1996) Verwendung fanden.
Martin Scorseses Film „Die letzte Versuchung Christi“ spaltete mit seiner freizügigen Darstellung des Lebens und Leidens von Jesus Christus Kritiker und Publikum, doch der überwiegend instrumentale Score von Peter Gabriel avancierte 1989 zu einem Meilenstein des World Music Genres, das Gabriel durch die Organisation des WOMAD-Festivals überhaupt erst einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht hatte. So wirkten bei dem „Passion“ betitelten Soundtrack Künstler wie Youssou N’Dour oder Nusrat Fateh Ali Khan mit, die über WOMAD und Gabriels Real World Label auch in der westlichen Hemisphäre bekannt geworden sind.
Zwar wurde das Album von der Tradition orientalischer und arabischer Klänge inspiriert, doch ließ Gabriel auch seine kompositorischen Fähigkeiten und sein Faible für moderne Technologien in die Produktion einfließen.
„Ich war sehr gespannt, als ich gefragt wurde, an der Musik zu dem Film zu arbeiten. Als ich erstmals das Projekt mit Martin Scorsese im Jahre 1983 diskutierte, wollte ich herausfinden, wie er diese kontroverse Geschichte verfilmen wollte. Er plante, den Widerstreit zwischen der Menschlichkeit und Göttlichkeit Jesu Christi auf kraftvolle und originelle Weise zu präsentieren, und ich war von seinem Engagement für den spirituellen Inhalt und der Aussage überzeugt“, erinnert sich Peter Gabriel im Booklet zur CD-Veröffentlichung von „Passion“. „Wir haben einige der besten Sänger und Solisten auf dem Feld der Weltmusik aufgenommen und den Score vor dem Hintergrund traditioneller nordafrikanischer Rhythmen und Sounds angelegt. Es war wundervoll, mit solch unterschiedlichen und einzigartigen Musikern zusammenzuarbeiten. Sie kamen aus Pakistan, Türkei, Indien, Elfenbeinküste, Bahrain, Ägypten, Neu-Guinea, Marokko, Senegal und Ghana. Für viele von ihnen war es eine ziemlich neue Erfahrung, an diesem Material mitzuwirken, und sie waren sehr enthusiastisch.“
Die auf „Passion“ realisierte Verschmelzung verschiedener Musiktraditionen quer durch Zeit und Raum prägten auch die späteren Alben von Peter Gabriel, der sich aber zunächst vor allem um sein Label Real World kümmerte und sich für verschiedene humanitäre Unternehmungen wie Amnesty International und absolvierte Benefiz-Touren mit Sting, Bruce Springsteen u.a. (Conspiracy of Hope, 1986, Human Rights Now, 1988) engagierte. Mit dem düsteren Album „Us“ meldete sich Peter Gabriel schließlich 1992 zurück und produzierte mit „Xplora“ (1994) und „Eve“ (1997) innovative CD-ROMs. Gabriel wurde beauftragt, in London die Millenniumsfeier zu konzipieren, die mit einer Vielzahl namhafter Künstler wie Neneh Cherry und Elizabeth Fraser über die Bühne ging und auf dem 2000 veröffentlichten Album „Ovo“ ihren Niederschlag fand.
Im Jahre 2002 erschien nicht nur Gabriels nächstes Album „Up“, sondern auch sein bis dato letzter Soundtrack zu dem australischen Drama „Rabbit Proof Fence“. Im Jahre 2008 veröffentlichte Peter Gabriel das neue Album „Big Blue Ball“, dessen Startschuss bereits 1991 fiel und an dem in dessen Folge unter der Regie des Produzenten-Trios Peter Gabriel, Karl Wallinger (World Party, Waterboys) und Stephan Hague (Pet Shop Boys, OMD) insgesamt 75 Musiker aus über 20 Ländern beteiligt waren, neben Gabriel und Wallinger u.a. Sinead O'Connor, Natacha Atlas, Papa Wemba, Joseph Arthur, Hukwe Zawose, Justin Adams, Jah Wobble, Billy Cobham und The Holmes Brothers.
Zwei Jahre später erschien mit „Scratch My Back“ ein Album, auf dem Peter Gabriel die Kompositionen von einem Dutzend anderer Bands und Künstler neu interpretiert und inszeniert hat, Songs, die für den Künstler zu den großen Errungenschaften perfekten Songwritings zählen, darunter Klassiker wie David Bowies „Heroes“, Radioheads „Street Spirit“, außerdem Lou Reed („The Power Of The Heart“), Talking Heads („Listening Wind“), Neil Young („Philadelphia“) und Randy Newmans „I Think It’s Going To Rain Today“, aber auch Kompositionen von jüngeren Künstlern und Bands wie Arcade Fire („My Body Is A Cage“), Regina Spektor („Apres moi“) und Bon Iver („Flume“).
Im Gegenzug werden diese Künstler einen Song aus dem umfangreichen Schaffen von Peter Gabriel neu interpretieren und ihre Resultate auf einem Folgealbum namens „I’ll Scratch Yours“ vereinen. Peter Gabriel hat sich dabei für eine rein orchestrale musikalische Untermalung ohne Gitarren und Schlagzeug entschieden, was er auf dem aktuellen Album „New Blood“ fortgesetzt hat. Dieses Mal jedoch covert Gabriel nicht Kollegen wie Paul Simon oder David Bowie, sondern seine eigenen Klassiker wie „The Rhythm Of The Heat“, „San Jacinto“, „Don’t Give Up“ oder „Solsbury Hill“.
Zu den zahlreichen Auszeichnungen, mit denen das Schaffen und die immensen politisch-humanitären Engagements von Peter Gabriel gewürdigt wurden, gehören der von Friedensnobelpreisträgern verliehene „Man of Peace Award“, der „Chevalier dans l’Ordre des Arts et des Lettres“, der „Quadriga Award“ und der „BT Digital Music Pioneer Award“. 2008 wurde Gabriel auf der MIDEM zur Persönlichkeit des Jahres gekürt. Zu seinen bislang sechs Grammy Awards, darunter auch für das legendäre Video zu „Sledgehammer“, das als einer der besten Clips aller Zeiten zählt, kam zuletzt der Grammy für den oscarnominierten Song „Down To Earth“ aus dem Pixar-Film „Wall-E“ hinzu.
Weitere Highlights unter den Soundtrack-Beiträgen, die Gabriel produziert hat, sind "Lovetown" aus dem Film "Philadelphia", "Taboo" aus Oliver Stones "Natural Born Killers", "I Grieve" aus "City Of Angels" und das mit Deep Forest eingespielte "While The Earth Sleeps" aus "Strange Days".

Diskographie:
1977 - I (Car)
1978 - II (Scratch)
1980 - III (Melt)
1982 - IV (Security)
1983 - Peter Gabriel Plays Live
1985 - Birdy
1986 - So
1989 - Passion: Music for The Last Temptation of Christ
1990 - Shaking The Tree (Compilation)
1992 - Us
2000 - Ovo : The Millennium Show
2002 - Long Walk Home. Music From The Rabbit-Proof Fence
2002 - Up
2003 - Hit (Compilation)
2008 - Big Blue Ball
2010 - Scratch My Back
2011 - New Blood

Playlist:
1 Peter Gabriel - The Heat (OST Birdy) - 04:47
2 Peter Gabriel - Walk Through The Fire (OST Against All Odds) - 04:00
3 Peter Gabriel - In Your Eyes (OST Say Anything) - 05:23
4 Peter Gabriel - Partyman (OST Virtuosity) - 05:39
5 Peter Gabriel - We Do What We're Told (OST Angel Baby) - 03:18
6 Peter Gabriel & Deep Forest - While The Eearth Sleeps (OST Strange Days) - 03:51
7 Peter Gabriel - Here Comes The Flood (OST Felicity) - 04:33
8 Peter Gabriel - Lovetown (OST Philadelphia) - 05:27
9 Peter Gabriel - Animal Nation (OST The Wild Thornberrys Movie) - 07:20
10 Peter Gabriel - Signal To Noise (OST Gangs Of New York) - 07:39
11 Peter Gabriel - The Book Of Love (OST Shall We Dance?) - 03:36
12 Peter Gabriel - Low Light (OVO) - 06:37
13 Peter Gabriel - The Tower That Ate People (OST Red Planet) - 04:05
14 Peter Gabriel - The Time Of The Turning (OVO) - 05:06
15 Peter Gabriel - Taboo (OST Natural Born Killers) - 04:22
16 Peter Gabriel & Thomas Newman - Down To Earth (OST Wall-E) - 05:56
17 Peter Gabriel - The Feeling Begins (OST The Last Temptation Of Christ) - 04:00
18 Peter Gabriel - Jigalong (OST Rabbit-Proof Fence) - 04:03
19 Peter Gabriel - Of These, Hope (OST The Last Temptation Of Christ) - 03:55
20 Peter Gabriel - Cloudless (OST Rabbit-Proof Fence) - 04:49
21 Peter Gabriel - Don't Give Up (New Blood) - 05:12
22 Peter Gabriel - I Grieve (OST City Of Angels) - 08:11

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