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Dienstag, 13. Juli 2021

Playlist #323 vom 18.07.2021 - NEUHEITEN 2021 (5)

In den vergangenen Wochen sind so viele neue Soundtracks erschienen, dass eine Sendung nicht ausreicht, um sie auf angemessene Weise vorzustellen, weshalb sich nach der letzten Ausgabe der Soundtrack Adventures mit neuen Filmmusiken und Artverwandtem gleich die nächste ins Spiel einbringt. Heute gibt es von prominenten Komponisten wie Brian Tyler, George Fenton und Lorne Balfe sogar je zwei neue Arbeiten zu hören, dazu gesellen sich eine Vielzahl von neuen Namen und Musiken aus Dramen, Thrillern, Netflix-Serien, Animationsfilmen und Dokumentationen. 
Eröffnet wir die Sendung von dem israelischen Komponisten Frank Ilfman, der zunächst Posaune und Klavier am Jaffa Conversatorium of Music studierte, im Alter von dreizehn Jahren zur Tel Aviv Dixieland Band stieß und zur Filmmusik stieß, als er die Bavaria Studios besuchte, wo er Klaus Doldinger kennenlernte, der gerade die Musik zu „Die unendliche Geschichte“ aufnahm. 
Mittlerweile hat Ilfman die Musik zu über 100 Fernsehserien, Kurzfilmen und Kinoproduktionen beigesteuert. Für Yuval Adlers Spionage-Thriller „The Operative“ mit Diane Kruger und Martin Freeman in den Hauptrollen komponierte er eine einfühlsam-melodische und dramatische Musik. 
„Yuval ist ein großer Fan thematischer Musik, aber nicht im konventionellen Sinne einer geradlinigen Melodie, sondern eher als Sound-Cluster und Texturen, die in verschiedenen Teilen des Films wiederholt und mit einigen der Charaktere assoziiert werden können“, meint Ilfman. „Ich fand, es war die perfekte Möglichkeit, um einige alte Synthesizer zu verwenden, die nicht immer gestimmt sind und dem großen und schweren, tiefen Orchester fast eine lebendige, fließende Textur verleihen können. Wir haben ein 80-köpfiges Orchester mit einer großen Streichergruppe mit zusätzlichen Celli und Bässen verwendet, die in den Teldex Studios in Berlin aufgenommen wurden, um diese zusätzlichen Tiefentexturen zu kreieren, die dem Thriller das Gefühl der Gefahr vermitteln. Für Rachel wollte ich etwas, das immer noch ein Gefühl von tief beunruhigender Emotion vermitteln kann, und hielt eine Solo-Harfe für das perfekte Instrument, da sie schön und sanft klingen kann, aber bei Bedarf auch unruhig.“ 
Uberto Pasolinis berührendes Drama „Nowhere Special“ erzählt die Geschichte des 35-jährigen Fensterreinigers John, der nicht nur alleinerziehend ist, seit die Mutter seines Sohnes kurz nach der Geburt gegangen war, sondern eine neue Familie für seinen dreijährigen Sohn finden muss, als er die Diagnose erhält, nur noch wenige Monate leben zu dürfen. „Es war sehr wichtig, den richtigen Sound und Ton für den Film zu finden“, erklärt Komponist Andrew Simon McAllister. „Der Film selbst weist eine so delikate und emotionale Story auf, dass es wichtig war, es mit der emotionalen Musik nicht zu übertreiben. John ist ein einfacher Charakter, und die richtige Instrumentation für John und seinen Sohn zu finden war der Schlüssel. Ich fand, dass Piano und Streicher zu viel seien, dass die Gitarre wirklich mit ihnen kommunizierte. Ich habe Vater- und Sohn-Themen entwickelt, die miteinander verflochten werden können, während sich ihre Beziehung im Laufe des Films entwickelt und im letzten Track ,Final Journey‘ gipfelt, als John endlich eine Entscheidung trifft, wen er für Micheal ausgewählt hat.“
Ähnlich einfühlsam ist auch der Score von Jeff Russo und Zoë Keating zur HBO-Produktion von „Oslo“ ausgefallen, der Adaption des gleichnamigen Theaterstücks von J.T. Rogers mit Ruth Wilson und Andrew Scott in den Hauptrollen eines norwegischen Ehepaars, das am Rande der Verhandlungen zum Friedensabkommen von Oslo, das den Nahostkonflikt zwischen der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) und Israel lösen soll, mit einer engagierten Gruppe von Israelis und Palästinensern dafür sorgt, dass das Abkommen überhaupt zustande kommt. 
Taylor Sheridan hat nicht nur in Fernsehserien wie „Veronica Mars“, „Sons of Anarchy“ und „Yellowstone“ als Schauspieler mitgewirkt, sondern ist vor allem durch seine Drehbücher zu den beiden „Sicario“-Filmen sowie „Hell or High Water“ bekannt geworden. Gelegentlich tritt der US-Amerikaner auch als Regisseur in Erscheinung. In dem Action-Drama „Those Who Wish Me Dead“, für das er zusammen mit dem Autor der Romanvorlage, Michael Koryta, das Drehbuch verfasst hat und bei dem er darüber hinaus die Regie führte, schickt er Angelina Jolie als Survival-Expertin und Feuerwehrfrau in die Einsamkeit der Berge, wo sie die Katastrophe einer Mission in Montana zu verarbeiten versucht, bei der drei Menschen ums Leben gekommen sind. Dabei begegnet sie einem Jungen, der Zeuge eines Mordes gewesen ist und nun von einem Verbrecher-Duo gejagt wird. 
Brian Tyler schuf dazu ebenso eine dramatische, vollorchestrale Musik wie zum bereits 9. Teil der erfolgreichen „Fast and Furious“-Reihe. 
Keltisch gefärbte Klänge gibt es von Timothy Williams zum romantischen Drama „Finding You“ zu hören, wobei er sich für die Vertonung der Romanze zwischen einer vielversprechenden Violinistin und einem jungen Filmstar die Unterstützung von Kieran Kiely holte, der durch seine Zusammenarbeit mit Sinéad O’Connor, Stevie Nicks und David A. Stewart bekannt geworden ist. 
„Wir fanden in Zoë Conway die perfekte Violinistin, um sowohl das virtuose klassische Material zu spielen als auch das witzige und rhythmische irische Zeugs. Abgerundet wird die irische ,Band‘ durch den legendären John McSherry, Steve Coogan, Paul Cartwright und Ash Soan“, erzählt Williams. „Während die irischen Farben den Film durchdringen, wollten wir dennoch eine dramatische Partitur schaffen, die Finleys Reise des Wachstums, der Freundschaft und der Entdeckung abdeckt, mit Streichern, Klavier, Elektronik und einer Flut von Schlaginstrumenten, darunter mehrere keltische Harfen, Autoharfe, Mandoline und eine irische Bouzouki. Der Score wird von der Bodhran angetrieben und darüber sitzen die Pfeifen und Uilleann Pipes, gespielt von John McSherry. Es hat so viel Spaß gemacht, diese mitreißende abenteuerliche Partitur zu erstellen.“ 
Für Victor Vus übernatürlichen Horror-Film „The Guardian“ stand sein langjähriger Komponist Christopher Wong vor der Herausforderung, eine musikalische Welt zu finden, die eine Verbindung zwischen den übernatürlichen Themen und vietnamesischem Electro-Pop herstellt. 
„Der Score, den wir für ,The Guardian‘ komponierten, ist anders als alle Scores, die wir zuvor mit dem Regisseur realisiert hatten. Statt unserer normalen Tendenz zu orchestraler Musik besteht dieser Score zu großen Teilen aus elektronischer Musik und Sound Design, und es hat Spaß gemacht, etwas auszuprobieren, was wir vorher nicht gemacht haben. Ebenso ungewöhnlich war die Notwendigkeit, eine gehörige Portion EDM und Pop-Musik zu kreieren, da es in der Geschichte um einen College-Studenten geht, der ein Pop-Star wird.“ 
Jordi Garcia Rodriguez beleuchtet in seinem Dokumentarfilm „Non-Citizens“ das Schicksal zentralafrikanischer Immigranten, die in den Auffanglagern unter schrecklichen Umständen um ihr Leben kämpfen. Der Film kontrastiert die Nöte der Menschen in Afrika mit den abstrakten, philosophischen Sorgen einer europäischen Frau in Berlin. 
„Da ich selbst Immigrant bin, war ich von dem Plot des Films wirklich fasziniert“, berichtet der seit 2001 in Hamburg lebende Komponist Leon Gurvitch. „Vor zwanzig Jahren kam ich als Immigrant nach Deutschland und ließ meine Vergangenheit in Weißrussland zurück, so dass ich Erfahrungen aus erster Hand darüber besitze, wie man sich als Fremder fühlt und von Grund auf ein neues Leben aufbaut. Mein Modus operandi besteht in dem Komponieren auf Papier, also begann ich zu improvisieren und mit Sound-Fusion-Effekten zu experimentieren, um das Drama auszudrücken, das das Leben der Flüchtlinge begleitet. Ich wollte afrikanische Percussions verwenden und sie mit moderner klassischer Musik verbinden.“ 
Der erfolgreiche britische Komponist George Fenton („Planet Erde“, „Gandhi“, „Zeit der Wölfe“, „König der Fischer“) vertonte mit „The United Way“ die Erfolgsgeschichte des englischen Top-Fußball-Clubs Manchester City sowie mit „The Secret – Das Geheimnis“ eine Spielfilm-Adaption des Selbsthilfe-Bestsellers „The Secret“ von Rhonda Byrne mit Katie Holmes und Josh Lucas in den Hauptrollen, wofür Fenton sehr lyrische Klänge fand. 
Nach über zwanzig Kurzfilmen in den letzten fünf Jahren präsentiert der französische Komponist Raphaël Dargent aks PHAR mit „L’instant présent“ seinen ersten Spielfilm-Score. Der Film von Drehbuchautor, Regisseur und Schauspiler Florian Hessique erzählt die Geschichte eines Mannes, der nach einem Sturz vom Pferd für zehn Jahre im Koma lag und nun ohne Erinnerungen an sein früheres Leben in seine an sich vertraute Umgebung zurückkehrt. 
„Was wäre, wenn ich ein Orchester hätte, um Musik für ein Karussell zu schreiben? Wie würde das klingen? Das war das grundlegende Konzept hinter dem Score für ,L’instant présent‘“, erklärt PHAR. „Die Idee kam ganz natürlich auf, da das Reiten ein Hauptthema des Films darstellt. Darüber hinaus passte das Komponieren von Musik, die die Idee eines unendlichen Kreises vermittelt, hervorragend zur Erzählstruktur. Ich wählte ein Orchester mit sehr wenig Blechbläsern und arrangierte die Musik so, dass sie an die Kindheit erinnert, mit subtilen und unbeschwerten Texturen. Es war der beste Weg, die Naivität und Nostalgie, die der Regisseur suchte, zu erfassen.“ 
Nach neun Filmen hat sich das erfolgreiche Horror-Franchise „Saw“ so ziemlich ausgelutscht, doch nun kommt mit „Spiral“ ein Spin-Off in die Lichtspieltheater, bei dem Darren Lynn Bousman, Regisseur der Sequels Nummer 2, 3 und 4, auf den Regiestuhl zurückkehrt und dabei natürlich Komponist Charlie Clouser für die vertraute musikalische Atmosphäre sorgen lässt, wobei die vertrauten Amanda- und Zepp-Themen erst im letzten Drittel des Films ausgespielt werden. 
Mit „Sasquatch“ folgt Regisseur Joshua Rofé dem investigativen Journalisten David Holthouse, der einen fünfundzwanzig Jahre alten Dreifachmord an drei Cannabis-Züchtern in den Wäldern von Mendocino County aufzuklären versucht, wofür angeblich eine mythische Kreatur verantwortlich gewesen sein soll. 
„In seinem Kern geht es in ,Sasquatch‘ um das Unbekannte und wie die der Menschheit angeborene Angst vor dem, was gerade um die Ecke lauern könnte, zu größeren Tropen in unserer Gesellschaft beiträgt“, erklärt der Komponist H. Scott Salinas. „Das Ziel der Filmmusik war es, den Zuschauer an diesen unbequemen Ort zu führen, an dem man sich tief im Wald befindet und es bald dunkel wird und man plötzlich nicht mehr dort sein möchte. Jeder Sound in der Partitur wurde sorgfältig kuratiert, um eine beunruhigende Qualität zu haben - Percussion aus Blättern, die unter den Füßen zerquetscht werden, eine entfernte und verzerrte Orgel, verlangsamte und trällernde Streicher und über Gitarrenverstärker spielende Klaviere.“ 
Playlist: 
1. Frank Ilfman - Rachel's Theme (The Operative) - 05:00 
2. Andrew Simon McAllister - Father Son (Nowhere Special) - 02:16 
3. Jeff Russo & Zoë Keating - What Will Become of Us (Oslo) - 06:20 
4. Brian Tyler - The Love of a Father (Those Who Wish Me Dead) - 02:07 
5. Brian Tyler - Transitions (F9) - 02:42 
6. Hanan Townshend - Opening Titles (Blue Miracle) - 02:03 
7. Timothy Williams & Kieran Kiely - Sweeny's Story (Finding You) - 03:50 
8. Ólafur Arnalds - Saudade (When We Are Born) - 02:30 
9. Lorne Balfe - Fireflies (Black Widow) - 03:13 
10. Lorne Balfe - Homecoming (The Tomorrow War) - 02:17 
11. Christopher Wong - Remembrances (The Guardian) - 02:42 
12. Leon Gurvitch - Waves (Non-Citizens) - 04:16 
13. Robin Schlochtermeier - The Plan (A Space In Time) - 04:25 
14. George Fenton - The United Way Credits (The United Way) - 03:32 
15. George Fenton - Finding the Letter (The Secret Dare to Dream) - 03:43 
16. Debbie Wiseman - William I (The Music of Kings & Queens) - 03:55 
17. Varqa Buehrer - Let Me God (Better Days) - 03:44 
18. PHAR - L'Instant présent (L'Instant présent) - 04:27 
19. Antonio Pinto - No One Gets Hurt (The Mosquito Coast - Season 1) - 03:55 
20. Pascal Gaigne - Créditos finales (Ilargi Guztiak) - 04:07 
21. Gábor Keresztes - Be (Preparations to Be Together for an Unknown Period of Time) - 03:13 
22. Jeff Grace - Colorado (Sweet Tooth - Season 1) - 03:43 
23. Charlie Clouser - Be Partners (Spiral) - 05:39 
24. David Holmes - Safe Travels, Mrs. Capelli (No Sudden Move) - 03:43 
25. Martin Phipps - Jenny (SOLOS) - 03:47 
26. Marco Beltrami & Marcus Trumpp - Main Titles (Fear Street Part One: 1994) - 02:08 
27. Mark Kilian - The Office (President in Waiting) - 04:32 
28. H. Scott Salinas - Mendo (Sasquatch) - 05:05 
29. Dan Romer - I Wish I Could Take It Back (Luca) - 04:01 
30. Navid Hejazi - Inicio (La Piel Del Volcan) - 09:43

Sonntag, 5. Dezember 2010

Playlist # 47 vom 05.12.10 - CHARLIE CLOUSER Special

Mit „Saw 3D“ geht die 2004 initiierte Slasher-Horror-Reihe „Saw“ bereits in die siebte Runde. Zu allen sieben Teilen komponierte Charlie Clouser die markante, elektronisch treibende Musik und scheint daher auf das Horror-Genre abonniert zu sein. Schließlich sind es Filme wie „Resident Evil: Extinction“, „Dead Silence“ oder „Death Sentence“, für die der am 28. Juni 1963 in Hanover, New Hampshire geborene Charles Alexander Clouser weitere Credits einfahren konnte.

Bevor er sich in der alternativen Musikszene als Programmierer, Keyboarder und vor allem Remixer einen Namen machen konnte, lernte er bereits als Kind, Schlagzeug zu spielen, und setzte sich an der Highschool mit Synthesizern und Drumcomputern auseinander, wollte aber zunächst Architekt werden. Als er 1981 seinen ersten Computer bekam, studierter er die technischen Aspekte elektronischer Musik am New Yorker Institute of Audio Research, arbeitete als Programmierer für den australischen Filmkomponisten Cameron Allan und an dessen TV-Serie „Der Equalizer“. In Los Angeles traf er 1994 Trent Reznor, produzierte Soundeffekte für ein Musikvideo und programmierte Schlagzeug-Sounds für das Marilyn-Manson-Album „Antichrist Superstar“. Als Mitglied von Nine Inch Nails spielte er auf der „Self Destruct“-Tour und war im Studio maßgeblich am Gelingen der Alben „The Downward Spiral“ und „Fragile“ beteiligt. Dabei machte er sich auch einen Namen als Remixer für Künstler wie Nine Inch Nails, David Bowie, Rob Zombie und Alice Cooper, verließ Nine Inch Nails nach der „Fragility“-Tour, um mit Alec Empire und Atari Teenage Riot auf Tour zu gehen und Musik für Fernsehserien wie „Fastlane“ und „Numb3rs“ zu komponieren.
Den Durchbruch als Filmkomponist schaffte Charlie Clouser schließlich mit dem Kinoüberraschungserfolg „Saw“. Der Film von Regiedebütant James Wan erzählt die Geschichte von zwei Männern, die in einer kargen Kellerzelle aus einer Ohnmacht erwachen und sich dabei angekettet an gegenüberliegenden Wänden wiederfinden. Zwischen ihnen liegt eine entsetzlich verstümmelte Leiche. Durch immer wieder zugespielte Hinweise haben die beiden Männer die Möglichkeit, den Weg in die Freiheit zu finden – oder in einen elenden Tod... Der spannende Wettlauf mit der Zeit wird immer wieder durch Rückblenden und eine parallele Story unterbrochen, in der sich ein obsessiver Cop auf der Suche nach dem Jigsaw-Killer befindet, wobei der Zuschauer in die Rolle der Opfer schlüpft und am Ende auch noch in die Irre geführt wird.
Charlie Closers atmosphärisch dichte wie beklemmende Musik unterstreicht dieses spannende Szenario äußerst wirkungsvoll. Er setzt damit eine Tradition fort, die mit den Soundtracks zu Filmen wie „The Crow“, „Resident Evil“, „Dracula 2000“ oder „Underworld“ eine echte Erfolgsgeschichte geschrieben hat.
„Als sich der Soundtrack zu 'The Crow' so gut verkaufte, haben sich die Film- und Soundtrack-Produzenten vor den Kopf geschlagen und sich gefragt, warum sie nicht früher auf die Idee gekommen sind, Soundtracks mit alternativer Rockmusik zu veröffentlichen“, beschreibt Charlie das Phänomen, warum es mittlerweile zur Regel geworden ist, Soundtracks zu Fantasy-Horror-Filmen mit Songs von Acts zu versehen, die beim jugendlichen Publikum gerade angesagt sind. „Es ist eben so, dass viele Leute, die sich gern Horror-Filme angucken, auch gern harte, aggressive Rockmusik hören. Das wirkt auch im Film besser als orchestrale Musik.“ Und so machten in Hollywood in den letzten Jahren vor allem Komponisten wie Graeme Revell („The Crow“, „The Craft“, „Pitch Black“), Marco Beltrami („Scream“, „Mimic“, „Terminator 3“), John Frizzell, John Powell und Craig Armstrong Karriere, weil sie sehr versiert elektronische und orchestrale Elemente in ihrer Musik zu vereinen wissen. Nun werden nicht nur die Soundtracks mit Alternative-Rock-Songs versehen, ihre Protagonisten stürmen nun auch die Bastion der Filmmusikkomponisten.  
Marilyn Manson steuerte ein paar Score-Tracks zu „Resident Evil“ bei, Charlies NIN-Kollege Danny Lohner komponierte als Renholder ein paar atmosphärische Cues zu „Underworld“. Charlie Clouser machte seine ersten Erfahrungen im Soundtrack-Business beim „Beavis And Butt-Head“-Film, war mit Tracks auf den Soundtrack zu „Underworld“ (Throwing Punches“ von Page Hamilton) und „Valentine“ („Superbeast“ von Rob Zombie) vertreten. Mit Danny Lohner, den er für die Gitarrenparts des Scores zu „Saw“ engagierte, konnte er schließlich wertvolle Erfahrungen austauschen. Schwierig fand Charlie aber vor allem die ruhigen Momente im Film.
„Die härtesten Sachen waren die ruhigen Stücke. Durch meine Arbeit mit Rob Zombie, Helmet und Nine Inch Nails bin ich hinsichtlich harter, aggressiver Musik gut trainiert, aber es wird ganz schon schwierig, wenn man ruhige Sachen mit zurückhaltender Melodie kreieren muss.“ Regisseur James Wan hat Charlie übrigens über den gemeinsamen Anwalt kennen gelernt. Als Fan von Acts wie Ministry und Nine Inch Nails war Charlie Clouser schnell die erste Wahl für den Score zu „Saw“. „Ich hatte gerade mal fünf Wochen Zeit, um all die Musik zu komponieren“, meint Charlie. „Zum ersten Treffen morgens um 8 Uhr brachte ich mein Frühstück von McDonalds mit. Als ich den Film dann gesehen habe, dachte ich, dass es keine gute Idee war, kurz vor dem Film etwas gegessen zu haben...“ Seit dem Erfolg von „Saw“ ist Charlie Clousers Name in aller Munde. Er komponierte nicht nur die Soundtracks zu allen weiteren „Saw“-Sequels und dem dazugehörigen Videospiel, sondern auch zu weiteren Horror-Filmen wie „Dead Silence“, "Death Sentence" und „Resident Evil: Extinction“.
Für den dritten „Resident Evil“-Teil versuchte Clouser, der Komponisten wie John Powell, Marco Beltrami und Harry Gregson-Williams schätzt, neue Akzente zu setzen.
„So sehr ich den Score von Beltrami und Manson zum ersten Film der Serie liebte, war ich überzeugt davon, dass ihre Synth-and-Drum-Machine-Industrial-Dunkelheit am besten im Untergrund funktionierte, in den Tunneln von Raccoon City. Von diesen Szenen gibt es in dem neuen Film nicht viel zu sehen, meistens spielt sich die Handlung bei hellem Tageslicht in der Wüste ab. Also dachte ich mir, dass wir mehr ‚outdoorsy‘ Sounds benötigen, akustische statt elektronische, also sammelte ich ein Set von Metal Junk, Rototoms und andere schnoddrig klingende Drums, die ich für all die Drum-Attacken statt der mehr programmierten, elektronischen Sounds verwendete“, gab Clouser im Interview mit dem Inter-Activities Blog zu Protokoll. „In solchen Szenen, in denen wir unterirdisch reisen, ändert sich der Sound all der Instrumente in eine elektronische, dunkle und klaustrophobische Richtung. Es ist etwas schwer herauszuhören, aber in den Szenen, in denen wir den Fahrstuhl nach unten zu den Tunnels nehmen, legt sich eine Art elektronischer Vorhang über den Sound und verfolgt uns durch Raccoon City.“
Den Unterschied zwischen der Arbeit an regulären Musikalben und an Filmen beschreibt der Komponist so: „An Alben zu arbeiten ist völlig anders als Soundtracks zu kreieren, aber einige Werkzeuge und Techniken sind ähnlich. Ich beschreibe das mal so: Einen Rocksong zu produzieren oder zu schreiben ist so, als wird man als Maler angeheuert, um das Portrait eines Geschäftsführers zu machen, das in der Lobby aufgehängt werden soll. Du musst ihn jünger aussehen lassen als er wirklich ist, ihn freundlicher machen, auch wenn er ein bösartiger Bastard ist, die Nase muss passen … An einem Soundtrack zu arbeiten ist wie Pollock in einer Minute zu sein, Rothko in einer anderen. Man entfernt sich davon, ein einfaches Blau zu machen, sondern muss eine große psychedelische Collage erstellen, alles am selben Tag, manchmal im selben Musikstück. Das fasziniert mich ungemein.“
Allerdings wirken Clousers musikalische Fähigkeiten doch sehr eingeschränkt. Seit „Saw“ sind seine Filmarbeiten zwar eindeutig seiner Handschrift zuzuordnen, aber bewegen sich seine Kompositionen und Soundcollagen in einem doch sehr eng abgesteckten Rahmen und hören sich oft nur wie weitere Variationen des „Saw“-Materials an.

Filmographie:
2002 – Fastlane (TV-Serie)
2003 – Las Vegas (TV-Serie)
2004 – Saw
2005 – Numb3rs (TV-Serie)
2005 – Deepwater
2005 – Saw II
2006 – Saw III
2007 – Dead Silence
2007 – Death Sentence – Todesurteil
2007 – Resident Evil: Extinction
2007 – Saw IV
2008 – Fear Itself (eine Episode)
2008 – Saw V
2009 – The Stepfather
2009 – Saw VI
2010 - Singularity (Video-Game, mit Michael Wandmacher)
2010 – Saw 3D – Vollendung
Playlist:
1 Charlie Clouser - X Marks The Spot (Saw) - 04:34
2 Charlie Clouser - Nat's End (Deepwater) - 03:51
3 Charlie Clouser - Surprised (Saw III) - 02:01
4 Charlie Clouser - Autopsy (Mix II) (Saw IV) - 04:30
5 Charlie Clouser - Main Titles (Dead Silence) - 03:00
6 Charlie Clouser - Car Fight (Death Sentence) - 04:04
7 Charlie Clouser - True Edge (Saw V) - 03:15
8 Charlie Clouser & Michael Wandmacher - Research Facility Medley #1 (Singularity) - 05:07
9 Charlie Clouser - New Headquarters (Resident Evil: Extinction) - 01:53
10 Charlie Clouser - For Alaska (Resident Evil: Extinction) - 03:00
11 Charlie Clouser - New Year's Day - Part 5 (Fear Itself) - 05:07
12 Charlie Clouser - Menu (Saw: The Game) - 02:17
13 Charlie Clouser - Talk Show (Saw 3D) - 03:48
14 Charlie Clouser - Carousel (Saw VI) - 07:58

Sonntag, 21. Juni 2009

Playlist # 10 vom 21.06.09


1 John Powell - End Credits (Ice Age 3) - 07:00
2 Michael Giacchino - The Ones That Got Away (Land Of The Lost) - 04:16
3 John Powell - Rescuing Penny (Bolt) - 03:11
4 John Powell - Shopping Spree (Mr. & Mrs. Smith) - 04:21
5 John Powell - To The Roof (The Bourne Supremacy) - 05:31
6 Harry Gregson-Williams - An Ass Model Named Lavitka (The Taking Of Pelham 123) - 06:27
7 John Powell - Vemice Gold Heist (The Italian Job) - 04:40
8 John Powell - Future Tense (Paycheck) - 07:13
9 Charlie Clouser - End Credits (Dead Silence) - 04:40
10 Steve Jablonsky - End Credits (Friday The 13th) - 05:43

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