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Donnerstag, 6. Oktober 2011

Playlist # 69 vom 09.10.11 - GUS VAN SANT Special

„Restless“ – der Name des neuen Gus-Van-Sant-Films, der am 13. Oktober startet, ist Programm, denn der eigenwillige Autor und Regisseur ist ein echtes Multitalent. Der am 24. Juli 1952 in Louisville, Kentucky, geborene Filmemacher wuchs in einer bürgerlich-christlichen Familie auf, die vor allem seine Begeisterung für die Malerei unterstützte. Nach seinem Abschluss an der Rhode Island School of Design hielt er sich zunächst mit Assistentenjobs und als Cutter über Wasser, dann verfilmte er 1982 die William-S.-Burroughs-Erzählung „The Discipline of D. E.“, die in einer Freundschaft mit dem bekannten Beat-Poeten mündete.

Sein erster Spielfilm „Alice in Hollywood“ blieb zwar unveröffentlicht, doch nach seinem Umzug von Portland nach Oregon realisierte er 1985 sein selbstfinanziertes Spielfilmdebüt „Mala Noche“. Van Sant schrieb nicht nur Drehbücher und drehte Musikvideos für Künstler wie David Bowie, Elton John und die Red Hot Chili Peppers, sondern betätigte sich auch immer wieder als Fotograf, Maler, Musiker und sogar Schriftsteller.
In seinen ersten Filmen widmete sich Van Sant vor allem Außenseitern in schwierigen Milieus. Während in „Mala Noche“ die unerwiderte Liebe eines Amerikaners zu einem mexikanischen Einwanderer thematisiert wird, sucht Matt Dillon in „Drugstore Cowboy“ (1989) sein Glück im Drogenrausch. Mit „My Private Idaho“ realisierte der Filmemacher 1991 erstmals sein eigenes Drehbuch, in dem die Freundschaft zwischen zwei Strichern (River Phoenix und Keanu Reeves) auf eine harte Probe gestellt wird.
Ähnlich ergeht es einem Cowgirl (Rain Phoenix) mit der Tramperin Sissy (Uma Thurman) in „Even Cowgirls Get The Blues“ (1993). Nach den beiden Indie-Erfolgen „Drugstore Cowboy“ und „My Private Idaho“ wurden auch die Major-Studios auf Gus Van Sant aufmerksam.
In „To Die For“ (1995) geht die Wetterfee Suzanne Stone (Nicole Kidman) für ihre Karriere auch über Leichen und überredet drei Teenager, ihren Ehemann zu beseitigen. Thematisch ähnlich sind auch Van Sants Meisterwerk „Good Will Hunting“ (1997) und „Forrester – Gefunden!“ (2000) ausgelegt, wenn es um die Suche nach Anerkennung, Liebe und Auflösung psychischer Blockaden geht.
„In Van Sants Œuvre wollen alle Helden den Sinn ihres Daseins erschließen. Bei ihrer fortwährenden Lebensreise, die einem Abenteuer der Selbstfindung gleichkommt, erfahren sie Wandlungsprozesse, die aber nur bei wenigen Protagonisten zu innerer Reife führen. Das Leiden an einer Welt, die den Wünschen und dem Streben des Menschen indifferent gegenüberzustehen scheint, erweist sich in Gus Van Sants Werk als Konstante. Dabei verleiht der Regisseur selbst den unscheinbarsten Figuren Würde, indem er ihren existentiellen Kampf um Identität und Befreiung betont und als Wunsch nach Erlösung ernst nimmt“, resümiert Manuel Koch in „Filmregisseure“ (Reclam, 3. Auflage, 2008, S. 778). 
Mit „Psycho“ lieferte Van Sant 1997 nicht nur ein Remake des Hitchcock-Klassikers aus dem Jahre 1960, sondern nahezu eine originalgetreue Kopie, die noch deutlicher beim Soundtrack deutlich wird, da Danny Elfman den originalen Score von Bernard Herrmann Note für Note übernommen hat. Nach diesen Major-Produktionen kehrte Van Sant mit der sogenannten „Todes-Trilogie“ wieder seinen Wurzeln zurück. 
„Gerry“ (2001), „Elephant“ (2002) und „Last Days“ (2005) variieren Fragen über Leben und Tod. In „Gerry“ wandeln zwei Freunde orientierungslos bis zum erschütternden in der Wüste herum, „Elephant“ arbeitet auf fast dokumentarische Weise das Highschool-Massaker von Colombine auf, und „Last Days“ thematisiert die letzten Tage eines an Kurt Cobain angelehnten Rockstars.

„Inhaltlich rührt der homosexuelle Filmemacher Gus Van Sant immer wieder an Tabuthemen wie Tod und Sexualität, die er mit Unbefangenheit behandelt. Durch seine Beschreibung ambivalenter Figuren und Milieus verweigert er sich einer formelhaften Vereinfachung menschlichen Daseins. Formal erweist sich Gus Van Sant als Bildpoet: Er betont die Allgegenwart von Schönheit in der Welt durch Stilisierung seiner Filmbilder, die einem Gemälde gleich die Beseeltheit aller Dinge hervorkehren sollen.“ (ebd., S. 779) 
In „Paranoid Park“ findet der stille Alex als leidenschaftlicher Skater seinen Lebensmittelpunkt im Paranoid Park in Portland. Um den Kitzel zu steigern, springt er auch mal auf Frachtzüge auf, doch kommt durch seine Schuld bei einem dieser Ausflüge ein Sicherheitsbeamter ums Leben.
Van Sant geht es weder um eine herkömmliche Psychologisierung Heranwachsender, noch interessieren ihn die Kategorien konventioneller Jugenddramen. So fällt der Film auch kein Urteil über Alex, sondern bewahrt eine respektvolle, aber nie kühle Distanz zu seinem Protagonisten und den anderen, ebenfalls von Laien verkörperten Teenagern. Im Gegensatz zur berückenden Klarheit, mit der Wong-Kar-Weis Hauskameramann Christopher Doyle die Jugendlichen porträtiert, bleiben die Erwachsenen mitsamt ihrer zweifelhaften Moral im wahrsten Sinne gesichtslos und außerhalb des Fokus“, meint David Kleingers in Der Spiegel.
Mit seinem Biopic „Milk“ schuf Van Sant ein Jahr später dem 1978 ermordeten US-Politiker Harvey Milk ein Oscar®-prämiertes Denkmal, war Milk doch der erste Homosexuelle, der in ein wichtiges Polit-Amt gewählt und zu einem wichtigen Aushängeschild für die Schwulenbewegung wurde.
„Mit seiner filmischen Biografie des ersten offen homosexuellen Stadtrats von San Francisco erzählt Gus Van Sant zumindest in Teilen eine Erfolgsgeschichte. Mag die Schwulenbewegung auch noch lange nicht in der Mitte der amerikanischen Gesellschaft angekommen sein, so hat sie doch Hollywood für sich gewonnen. In seiner Machart gleicht 'Milk' den filmischen Denkmälern aufs Haar, mit denen die Traumfabrik traditionell verdiente Helden ehrt. Die Inszenierung steht ganz im Dienst der Sache: Lediglich den Tod seines Helden stilisiert Van Sant zur großen Oper, ansonsten bleibt er auf dem Boden der erzählerischen Konvention. Dabei unterscheidet sich 'Milk' thematisch gar nicht so sehr von seinen letzten Filmen: Wie in 'Elephant' oder 'Last Days' erzählt er die Geschichte eines angekündigten Todes, nur dass dieses Mal der Glauben an die Heilkräfte des klassischen Erzählkinos schwerer wiegt als die Lust am formalen Experiment“, urteilt Michael Kohler in der Frankfurter Rundschau.
Die Liebe und der Tod stehen auch im Zentrum seines neuen Films „Restless“, der am 13. Oktober in den deutschen Kinos startet. Ein todessehnsüchtiger Teenie verliebt sich auf einer der Beerdigungen, die er regelmäßig besucht, in ein todkrankes Mädchen. "Aus dem, was man für ein sentimentales Konstrukt halten könnte, entspinnt Gus Van Sant eine tragikomische Romanze mit klugen Dialogen und - wie stets bei ihm - höchst einfühlsamer Filmmusik: Danny Elfman komponierte mit seltener Zurückhaltung und überlässt die entscheidenden Momente dann doch der Plattensammlung des Regisseurs. Das letzte Wort gehört Nico von The Velvet Underground“, findet Daniel Kothenschulte in der Berliner Zeitung (zitiert auf Film-Zeit).
Gus Van Sant ist aber auch selbst als Musiker aktiv, hat mit „Gus Van Sant“ (1985) und „18 Songs About Golf“ (1997) bereits zwei Alben veröffentlicht.

Filmographie: 
1985: Mala Noche
1989: Drugstore Cowboy
1991: My Private Idaho (My Own Private Idaho)
1993: Even Cowgirls Get the Blues
1995: To Die For
1997: Good Will Hunting
1998: Psycho
2000: Forrester – Gefunden! (Finding Forrester)
2002: Gerry
2003: Elephant
2005: Last Days
2006: Le Marais (in Paris, je t’aime)
2007: Paranoid Park
2008: Milk
2011: Restless
2011: Portlandia (Fernsehserie)

Playlist:
1 Elliot Goldenthal - Bob's New Life (Drugstore Cowboy) - 02:48
2 Aleka's Attic - Too Many Colours (My Own Private Idaho) - 05:52
3 Lynyrd Skynyrd - Sweet Home Alabama (To Die For) - 03:37
4 The Pogues - The Old Main Drag (My Own Private Idaho) - 03:23
5 Strawpeople - Wings Of Desire (To Die For) - 04:48
6 Jeb Loy Nichols - As The Rain (Good Will Hunting) - 04:51
7 Danny Elfman - Main Titles (Good Will Hunting) - 03:36
8 Lusciuos Jackson - Why Do I Lie? (Good Will Hunting) - 03:37
9 Bernard Herrmann - The Rainstorm (Psycho) - 03:18
10 Danny Elfman - Main Titles (To Die For) - 04:09
11 Bernard Herrmann - The Peephole (Psycho) - 03:10
12 Miles Davis - Black Satin (Finding Forrester) - 05:15
13 Gerry Rafferty - Baker Street (Good Will Hunting) - 04:07
14 Bill Frisell, Ron Miles, Curtis Fowlkes & Eyvind Kang - Coffaro's Theme (Finding Forrester) - 04:26
15 Elliott Smith - Miss Misery (Good Will Hunting) - 03:11
16 Danny Elfman - Finale (To Die For) - 03:47
17 Danny Elfman - Weepy Donuts (Good Will Hunting) - 03:49
18 Ethan Rose - Song One (Paranoid Park) - 04:05
19 Miles Davis - In A Silent Way (DJ Cam Remix) (Finding Forrester) - 05:04
20 Pagoda - Death To Birth (The Last Days) - 04:38
21 Menomena - Strongest Man In The World (Paranoid Park) - 05:38
22 Sylvester - You Make Me Feel (Milk) - 06:34
23 Velvet Underground - Venus In Furs (The Last Days) - 05:12
24 Danny Elfman - Main Titles (Milk) - 03:06
25 Danny Elfman - Will's Reflection (Good Will Hunting) - 03:59
26 Danny Elfman - Give 'em Hope (Milk) - 04:42

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