Radio ZuSa

Mittwoch, 14. November 2012

Playlist # 98 vom 18.11.2012 (1) - TWILIGHT Special

Mit ihrer „Bis(s)“-Reihe hat die amerikanische Schriftstellerin Stephenie Meyer eine Erfolgsgeschichte der ganz eigenen Art geschrieben. Ähnlich wie Joanne K. Rowling mit ihrer „Harry Potter“-Reihe ist es der Jugendbuchautorin gelungen, ein größeres Publikum für ein Genre zu erschließen, das geschickt die Mystik des Vampirismus mit der Romantik einer Teenager-Liebe zu verbinden versteht. Mit dem zweiten Teil der Verfilmung von „Bis(s) zum Ende der Nacht“ geht das extrem populäre Franchise ihrem vorläufigen Ende entgegen.

Meyers erster „Bis(s)“-Roman erschien im Februar 2006 in deutscher Sprache und erzählt die Geschichte der 17-jährigen Isabella „Bella“ Swan, die zurück zu ihrem Vater in die Kleinstadt Forks zieht, um dem neuen Liebesglück ihrer Mutter nicht im Wege zu stehen. Zwar findet sie in ihrer alten Heimat schnell neue Freunde, doch fasziniert ist sie vor allem von der geheimnisvollen Cullen-Familie. Erst spät findet sie heraus, dass ihr Schwarm Edward ein Vampir ist und genau deshalb zögert, ihre Gefühle entsprechend zu erwidern … Vier Jahre nach dem immensen Erfolg, den „Bis(s) zum Morgengrauen“ auf internationaler Bühne feiern durfte, erstrahlte auch die gleichnamige Verfilmung von Catherine Hardwicke („Dogtown Boys“, „Dreizehn“) weltweit auf den Kinoleinwänden und räumte dabei mächtig an den Kinokassen ab. Überzeugen konnte der blutleere Film allerdings kaum. Der Vampir-Aspekt scheint nur insofern eine Rolle zu spielen, als es Bellas Schmachten in ein unerträgliches Maß steigert, ansonsten halten sich die Fantasy-Elemente stark im Hintergrund.
„Regisseurin Catherine Hardwicke bemüht sich immer mal wieder, der Geschichte visuell einen Kick zu geben, den sie ganz programmatisch nicht hat. Der treuherzige Versuch, die blutigen Küsse des Genres auf Kuschel- und Blümchensex umzuschalten, produziert selbst in den Actionszenen noch lahmen und erzkonservativen Tugendterror ohne Biss. Freuen dürfen sich darüber nur diejenigen, die schon immer aufs evangelikale Coming-out des bisher stets noch angstlüsternen Vampir-Genres gewartet haben“, resümiert Ekkehard Knörer auf taz.de. Nichtsdestotrotz avancierten – auch privat - Bella-Darstellerin Kristen Stewart und ihr Romeo Robert Pattinson zum neuen Hollywood-Teenager-Traumpaar, und der Soundtrack kann sich wirklich hören lassen und bringt etwas Schwung in den zähfließenden Film. So sind mit Muse und Linkin Park auch zwei Bands vertreten, die Stephenie Meyer maßgeblich beim Schreibprozess beeinflusst haben, der Titelsong „Decode“ stammt von Paramore. Wie bei erfolgreichen Filmreihen üblich – siehe „Scream“, „Underworld“ oder „The Crow“ – sind zu jedem „Twilight“-Film sowohl ein Soundtrack mit Rocksongs als auch ein Score-Album mit den Kompositionen von Carter Burwell („Twilight“, „Breaking Dawn – Part 1“, „Breaking Dawn – Part 2“), Howard Shore („Eclipse“) und Alexandre Desplat („New Moon“) veröffentlicht worden.
Bereits ein Jahr später folgte mit „New Moon“ die von den Fans sehnsüchtigst erwartete Fortsetzung. Diesmal muss Bella kurz nach ihrem 18. Geburtstag tatenlos mitansehen, wie Edward und seine Familie aus der Stadt ziehen und schließlich nach Italien gehen. Bella erträgt die Einsamkeit kaum und flüchtet in Halluzinationen ihres Geliebten, der ihr immer dann erscheint, wenn sie in Gefahr schwebt. Daraufhin geht Bella immer größere Risiken ein, um Edward zumindest auf diese Weise nahe zu sein. Ein weiteres Problem tut sich mit ihrem besten Freund Jacob Black auf, der sich als Werwolf entpuppt, einem tödlichen Feind der Vampire.
„Natürlich ist Jacob seit Jahren heimlich in Bella verliebt und ebenso selbstverständlich sind Werwölfe und Vampire schon immer Todfeinde. Nur so kann der Film schließlich das fatale Date-Dilemma Bellas illustrieren, als Edward plötzlich wieder in ihrem Leben auftaucht. Soll sie sich für den blassen Feingeist oder den kraftstrotzenden Naturburschen entscheiden? Wo die Bravo nur fünf Zeilen für eine Antwort bräuchte, benötigt 'New Moon' allerdings gut zwei Stunden inklusive eines dramaturgisch gänzlich misslungenen Ausflugs zu elitären Übervampiren, die in Italien den süßen Edward noch etwas untoter als ohnehin schon machen wollen. Was eine schöne Parabel über die Flüchtigkeit der Jugend, die existentielle Angst vor Alter und Tod sowie das Grundrecht eines jeden Teenagers auf Trotz und Traurigkeit hätte werden können, gerinnt so unter der hilflosen Regie von Chris Weitz zur biederen Telenovela mit Spezialeffekten. Die beiden Galane Bellas messen sich dazu in schwülstigen Liebesbeweisen, die nicht einer unfreiwilligen Komik entbehren. Wenn etwa Jacob übermotiviert sein T-Shirt auszieht, um eine Kopfwunde Bellas abzutupfen, dann ist sein fotogenes Outing als Mitglied des Six-Pack-Stammes reinste Groschenheft-Romantik. Nicht minder penetrant sind die wertkonservativen Suaden Edwards, der in jeder gestanzten Zeile das Zölibat predigt: Kein Biss vor der Ehe, nicht mal Safer Saugen ist bei dem sittenstrengen ‚True Love Waits‘-Verfechter drin“, kanzelt David Kleingers den Film auf Spiegel Online ab. 
Von all der Kritikerhäme über das kitschige, melancholisch-Schwülstige Werk unberührt folgte 2010 mit „Eclipse“ Teil 3 der romantischen Vampir-Saga, wobei mit David Slade immerhin ein Regisseur engagiert wurde, der mit seinem Film „30 Days Of Night“ bereits einen temporeichen und effektvollen Vampir-Schocker inszeniert hat. Bella nimmt Edwards Heiratsantrag an, will aber erst nach dem College und der Hochzeit in einen Vampir verwandelt werden. Bellas Jugendfreund Jacob ist von dieser Entwicklung alles andere als begeistert und nicht gewillt, Bella so einfach aufzugeben. Als die Vampirin Victoria (Bryce Dallas Howard) allerdings beginnt, mit der Unterstützung einer Armee von neu verwandelten Vampiren gegen die mächtige Cullen-Familie zu kämpfen, um sich an Edward zu rächen, der ihren Freund James auf dem Gewissen hat, brauchen Bella und Edward allerdings die Unterstützung von Jacobs Werwolf-Clan …
„Im ersten Teil der ‚Twilight‘-Saga ging es noch um den Einbruch des Phantastischen in eine glaubhafte Realität, hier ist jedoch alles nur klischierte Fantasy. Die wenigen Momente, in denen sich Bella überhaupt als normal empfindsame Schülerin zwischen ihren Altersgenossen bewegt, sind weder glaubhaft, noch ließen sie die ansonsten vorherrschende Schwülstigkeit vergessen. Gipfel des Kitsches ist die Zeltnacht, welche Bella, Edward und Jacob in verschneiter Gebirgskulisse verbringen und gegen die Luis Trenkers Bergdramen nachgerade subtil wirken. Die ständig beteuerte Leidenschaft der Figuren bleibt ein Lippenbekenntnis, das trotz der schmusetauglichen Szenerie ungerührt lässt“, fasst David Kleingers das idyllisch fotografierte, vielfach psychologisch analysierte Werk auf Spiegel Online zusammen. „Das Zwanghafte in den sich stetig wiederholenden Gefühlsäußerungen erinnert frappierend an die Rituale einer Casting-Show: Wer wird Bellas nächster übernatürlicher Freund, der elegante Edward mit dem zarten Glitzerteint oder der kernige und konsequent hemdfreie Jacob? Das Publikum vergibt Noten und verteilt seine Zuneigung unter den Kandidaten, die unermüdlich Bella, den Unschuldsfetisch, umwerben. Ein Ende dieser emotionalem Selbstkasteiung und gegenseitigen Versagung des Glücks ist nicht abzusehen. So trägt die Trio-Beziehung in ‚Eclipse‘ zweifellos sado-masochistische Züge: Eine sittenstrenge S/M-Erzählung, die ihren Lustgewinn aus dem Verbot sinnlichen Vergnügens zieht. Sie behauptet Romantik, zelebriert aber eigentlich nur den Narzissmus seiner elitären Helden. Eine Teen-Vampirsaga, die zwar den Tod in vielfacher Form kennt, doch keine Ahnung von Trauer und der Flüchtigkeit der Jugend hat. Die in jedem Kinderzimmer Vampire und Werwölfe findet, sich aber nicht für die wirklichen, überlebensgroßen Dramen der Teenager interessiert. Darum sind es auch keine blassen Sauger oder sonstige Monster, die hier erschrecken. Es ist allein das finstere Bild einer Adoleszenz, in der Liebe nur als Leid erfahrbar wird, das ‚Eclipse‘ zu einem Horrorfilm macht.“
Überzeugen konnte wenigstens der Soundtrack, wiederum mit Muse, Sia, Vampire Weekend und UNKLE zeitgemäß besetzt, dazu schuf „Herr der Ringe“-Komponist Howard Shore einen stimmungsvollen Score.
Der vierte „Twilight“-Film teilt das gleiche Schicksal wie der letzte „Harry Potter“-Film – er wird in zwei Teilen präsentiert. Bei beiden „Breaking Dawn“-Filmen führte Bill Condon die Regie, der mit Komponist Carter Burwell bereits an den Filmen „Kinsey“ und „Gods and Monsters“ zusammen gewirkt hat. Inhaltlich haben die Filme allerdings wenig mehr zu bieten als Bellas und Edwards Hochzeit und das Beschützen ihres Nachwuchses gegen mächtige Feinde.
"Eigentlich enthält er das gesamte Herzstück der Saga: Die endlich geschlossene und auch gleich vollzogene Ehe Bellas und Edwards vor allem, außerdem noch eine Schwangerschaft, eine Geburt und zum krönenden Abschluss eine Vampirwerdung. Aber immer dann, wenn es endlich doch noch zur Sache gehen könnte, weicht die hochtrabende Romantik des vorhergehenden Verzicht- und Eifersuchtsdramas einem routiniert-leblosen Bruno-Mars-Musikvideo, einer verdinglichten Variante des Poesiealbums sozusagen, das kulturindustriell maßgeschneidert, von vornherein schick, aber verlogen ausgefüllt ist und keine eigenen Eintragungen, nichts Unfertiges, Tastendes, keine Unsicherheit mehr vorsieht“, meint Lukas Foerster auf perlentaucher.de
„Übrig bleibt ein weiterer hochsexualisierter Blockbuster, der nicht weiß, was er mit seinem immensen erotischen Potential anfangen soll. Das ist zwar einerseits ärgerlich - und, ja, unbefriedigend -, andererseits muss man fairerweise festhalten: schlimmer als all die vielen Jungsblockbusterserien der letzten Kinojahre ist dieses immer noch einzige Mädchenblockbuster-Franchise nun auch wieder nicht.“

Twilight - die Filme:
2008 - Twilight: Biss zum Morgengrauen
2009 - New Moon: Biss zur Mittagsstunde
2010 - Eclipse: Biss zum Abendrot
2011 - Breaking Dawn: Biss zum Ende der Nacht - Teil 1
2012 - Breaking Dawn: Biss zum Ende der Nacht - Teil 2
Playlist: 
1 Carter Burwell - Plus Que Ma Prope Vie (OST Breaking Dawn - Part 2) - 04:15
2 Carter Burwell - Who Are They? (Twilight) - 03:29
3 Carter Burwell - Bella's Lullaby (OST Twilight) - 02:20
4 Carter Burwell - The Lion Fell In Love With The Lamb (Twilight) - 03:15
5 Muse - Supermassive Black Hole (OST Twilight) - 03:32
6 Death Cab For Cutie - Meet Me On The Equinox (OST New Moon) - 03:46
7 Paramore - Decode (OST Twilight) - 04:23
8 Alexandre Desplat - New Moon (New Moon) - 03:22
9 Howard Shore - Victoria Escapes (Eclipse) - 02:35
10 Alexandre Desplat - Dreamcatcher (New Moon) - 03:33
11 Howard Shore - Imprinting (Eclipse) - 03:58
12 Metric - Eclipse [All Yours] (OST Eclipse) - 03:45
13 The Features - From Now On (OST Breaking Dawn - Part 1) - 03:25
14 The Boom Circuits - Everything And Nothing (OST Breaking Dawn - Part 2) - 04:25
15 Carter Burwell - Love Death Birth (OST Breaking Dawn - Part 1) - 06:02

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Playlist # 98 vom 18.11.2012 (2) - CHRISTOPHER YOUNG Special

Spätestens seit dem Durchbruch mit seinen Scores zu den ersten beiden „Hellraiser“-Filmen ist der amerikanische Komponist Christopher Young zum Inbegriff für schaurig-schöne Horror-Filmmusik geworden, was er in der Folge mit seinen Arbeiten zu Filmen wie „The Grudge“, „Düstere Legenden“, „Stark – The Dark Half“ oder „Drag Me To Hell“ eindrucksvoll untermauert hat. Nun ist der Meister des atmosphärischen Grusels mit gleich zwei neuen Werken in den Kinos vertreten: „Sinister“ und „Possession“.

Mit Regisseur Scott Derrickson arbeitete Young bereits an dem Horror-Schocker „Der Exorzismus von Emily Rose“ (2005) zusammen, für dessen neuen Film „Sinister“ kreierte Young einen rein elektronisch arrangierten Score, der mit seinen rhythmischen und atonalen Elementen wunderbar die schaurige Atmosphäre des Grusel-Thrillers einfängt.
 „An ‚Sinister‘ zu arbeiten ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert gewesen. Erstens gab es mir die Möglichkeit, wieder mit Scott Derrickson zusammenzukommen, einem der führenden neuen Regisseure im Horror-Genre. Ich habe großartige Erinnerungen an die perfekte Zusammenarbeit bei unserem vorangegangenen Film ‚Der Exorzismus von Emily Rose‘. Zweitens hat mir Scott erlaubt, das Orchester für einen Genre-Film zu verstoßen, damit ich zum ersten Mal einen rein synthetischen, Sounddesign-basierten Score kreieren konnte. Das ist etwas, was ich seit sehr langer Zeit tun wollte. Obwohl ich viel Spaß dabei hatte, für den Film die Musik zu schreiben, war ich von dem Projekt so inspiriert, dass ich entschied, es für die Varèse-CD-Veröffentlichung auf ein weiteres Level zu erheben. Indem ich das musikalische Material für den Film erweiterte, bekam ich die Chance, es freier zu entwickeln. Es öffnete die Tür zu einer ganz neuen Klangwelt, die, so glaube ich, zu einer besseren Hörerfahrung führt“, kommentiert Christopher Young den Produktionsprozess im Booklet zum „Sinister“-Soundtrack, den Varèse Sarabande veröffentlicht hat. 
Ethan Hawke spielt in dem Film den Schriftsteller Ellison Oswalt, der auf der Suche nach einem neuen Thema für sein nächstes Buch mit seiner Familie in eine Kleinstadt in Pennsylvania zieht, wo er einem unaufgeklärten Massaker auf der Spur ist, das genau in dem Haus stattfand, das die Oswalts bezogen haben. Vom örtlichen Sheriff kann Oswalt allerdings keine Unterstützung erwarten. Bei seinen eigenen Ermittlungen auf dem Dachboden des Hauses stößt Oswalt auf alte Super-8-Filme, die überaus verstörendes Material enthalten.
Thematisch ähnlich angelegt ist Ole Bornedals („Nightwatch – Nachtwache“) neuer Film „Possession“, der von Sam Raimi produziert worden ist, mit dem Young bereits an „The Gift“, „Spider-Man 3“ und „Drag Me To Hell“ zusammengearbeitet hat. Leider gibt es zu dieser von der Kritik nicht allzu enthusiastisch aufgenommenen Genre-Kost keinen Soundtrack.
Dafür hat Christopher Young, der in den letzten Jahren an so unterschiedlichen Filmen wie „Priest“, „Der Fluch der 2 Schwestern“ und „The Rum Diary“ mitgewirkt hat, mittlerweile sein eigenes Label gegründet und mit einem Streich gleich drei höchst unterhaltsame Alben veröffentlicht: „To Spain With Love“ präsentiert den „rejected score“ zum Drama „Ask The Dusk“ und bietet einfühlsame spanische Klänge. „The Black Tulip“ stellt den Soundtrack zu einem Drama von Sonia Nassery Cole dar und verführt den Hörer mit arabisch angehauchten Kompositionen. Und der Sampler „Haunted or Humored“ vereint verschiedene kleinere Arbeiten, so das Titelthema zum Horror-Thriller „Tall Man“ und eine Suite aus Bob Badways Kurzfilm-Thriller „Re-Membered“, dazu die Musik zu Gillian Greenes Kurzfilm-Comedy „Fan Boy“, Auszüge zur Dokumention „Susan Graham“ und die Themen zum Thriller „Faces In The Crowd“.
Playlist: 
1 Christopher Young - Never Go In Dad's Office (Sinister) - 04:47
2 Christopher Young - Dancing In The Streets (To Spain With Love) - 03:52
3 Christopher Young - To The Gunnery [Susan Graham] (Haunted Or Humored) - 05:23
4 Christopher Young - Mother Of Balls (The Rum Diary) - 04:01
5 Christopher Young - The Boulevard Of Dreams [Fan Boy] (Haunted Or Humored) - 02:58
6 Christopher Young - Pleasure Perfect (Creation) - 04:47
7 Christopher Young - Faces In The Crowd (Haunted Or Humored) - 03:21
8 Christopher Young - Re-Membered (Haunted Or Humored) - 06:48
9 Christopher Young - Cathedral City Blue (Priest) - 06:47
10 Christopher Young - A Christmas Corpse (The Uninvited) - 04:18
11 Christopher Young - Missing Flowers (Untraceable) - 02:38
12 Christopher Young - Poem Four [Sacrifice] (The Black Tulip) - 08:10

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Donnerstag, 1. November 2012

Playlist # 97 vom 04.11.2012 - JAMES BOND Special

Mit dem Kinostart des neuen 007-Abenteuers „Skyfall“ feiert James Bond sein imponierendes 50. Jubiläum. In all diesen Jahren hat der wohl berühmteste Geheimagent der Welt nicht nur die exotischsten Schauplätze in aller Welt gesehen, die übelsten Schurken bekämpft und die schönsten Frauen betört, er hat auch viele Gesichter in Form ganz unterschiedlicher Schauspieler erhalten und auch in musikalischer Hinsicht etliche Metamorphosen durchlebt.

Erdacht hat sich die Figur James Bond der britische Autor und Geheimdienstler Ian Fleming nach dem Vorbild des britischen Marineoffiziers Patrick Dalzel-Job, den Namen entlieh sich der begeisterte Vogelkundler vom bekannten Ornithologen James Bond. Fleming schrieb zwischen 1953 und 1966 zwölf Romane und zwei Kurzgeschichtensammlungen mit James Bond als Titelhelden. Zwar ließen sich Flemings Romane mit dem schlichten Motto „Bond, Blondinen und Bomben“ zusammenfassen, doch allein bis 1964 verkauften sich die Romane „Leben und sterben lassen“, „Moonraker“, „Diamantenfieber“, „Liebesgrüße aus Moskau“ und „Dr. No“ in elf Sprachen 40 Millionen mal.
Dass die Bücher gerade in England ein so großer Erfolg waren, wird damit begründet, dass das Land nach dem Krieg gegen Nazi-Deutschland hochverschuldet war und außenpolitisch kaum noch eine Rolle spielte. Nachdem die britische Kultur und Gesellschaft weitgehend verödet war, bot James Bond die willkommene Abwechslung: „Er hatte alles, was die britischen Leser nicht hatten: Abenteuer, Luxus, Mut, freien Sex. Fleming achtete sehr darauf, Bond mit teuren Produkten zu umgeben. – er trug die Rolex Oyster Perpetual am Handgelenk, trank nur Kaffee von De Bry aus der New Oxford Street und aß morgens Eier von French-Maran-Hennen, bevor er seine erste Morland-Zigarette mit den drei Goldringen rauchte. Sein Bond machte wie selbstverständlich alles, wovon die Leser nur zu träumen wagten. Und als immer siegreicher Spion reiste er um die Welt und gab dem britischen Geheimdienst die Bedeutung zurück, die dieser nicht mehr hatte“, fasst Jochen Siemens in dem STERN-Special „50 Jahre James Bond“ (Stern-Edition 2/2012, S. 54) zusammen.
Während die ersten James-Bond-Filme in den 60er und 70er Jahren noch recht eng an Ian Flemings Vorlagen orientiert waren, entstanden die nachfolgenden Romane in der Regel erst nach den Drehbüchern. Der Siegeszug von James Bond begann 1961, als die Produzenten Harry Saltzman und Albert R. Broccoli die Filmrechte an Flemings Büchern erwarben, die Produktionsgesellschaft Eon Productions Ltd. gründeten und 1962 mit „Dr. No“ den ersten James-Bond-Film auf die Leinwand brachten. Bis dahin war es aber ein langer Weg. Hollywood war der Stoff eigentlich zu britisch, weder Schauspieler noch Regisseure ließen sich für die Verfilmung finden. Sean Connery war eigentlich nur dritte Wahl, Terence Young übernahm schließlich die Regie. Gerade mal eine Million Dollar standen den Produzenten damals zur Verfügung. Zum Vergleich: Der letzte Bond-Film „Ein Quantum Trost“ hatte ein Budget von 200 Millionen Dollar zur Verfügung.
Trotz des schwierigen Beginns entwickelte sich die James-Bond-Reihe schnell zu einem Markenzeichen mit hohem Wiedererkennungswert. Die Filme sprachen durch ihre Mischung aus Action, Witz und Erotik ein breites Publikum an, das sich auf bewährte Zutaten verlassen konnte: Vom MI6-Geheimdienstchef „M“ erhält Wodka-Martini-Trinker James Bond seine gefährlichen Aufträge, mit Sekretärin Moneypenny bleibt aber stets noch Zeit für ein ironisches Geplänkel, bevor Superbastler Q dem Agenten mit der Lizenz zum Töten die neusten Spielzeuge mit versteckten Waffen präsentiert. Dabei gehen die James-Bond-Filme durchaus mit der Zeit. Während die ersten Filme noch vom Kalten Krieg geprägt waren, wurden später die psychopathischen Kriminellen der weltpolitischen Großwetterlage angepasst. Mittlerweile drängen sich Themen wie internationaler Terrorismus, die Macht der Medien oder der Kampf um Rohstoffe in den Vordergrund.
Neben den schon früh etablierten Erfolgskomponenten (Bond-Girls, subtiler Humor, unsinnige Agentenspielzeuge) gesellte sich bereits mit dem ersten Bond-Film eine weitere hinzu: Die Musik. Das von Monty Norman komponierte James-Bond-Thema überzeugte die Produzenten zwar von der Melodie her, doch das antiquierte pseudo-orientalische Folklore-Arrangement musste zwingend überarbeitet werden. Auftritt John Barry.
Der hatte sich als Arrangeur und Trompetensolist bereits einen Namen in ambitionierten Jazz-Ensembles gemacht und mit dem 1960 veröffentlichten Soundtrack-Album „Beat Girl“ einen Überraschungserfolg landen können. Außerdem war er mit seiner Gruppe John Barry Seven als Studioensemble für zahllose Singlehits präsent und erspielte sich den Ruf, immer eine Lösung in musikalischen Notsituationen finden zu können, und so machte er sich auch bei Monty Normans James-Bond-Thema an die Arbeit: „Bläsersätze à la Stan Kenton, eine tief dröhnende Twangy-Gitarre wie beim populären US-Rocker Duane Eddy, leichtfüßiger Wechsel in der Rhythmisierung zwischen Rock & Roll und Swing … Perfekt! All dies hatte Barry schon bei seinen früheren Produktionen ausprobiert, aber noch nie hatte er das so präzise, so stimmig, so richtig hinbekommen. Es war die alte Geschichte: Der Komponist pfeift eine Melodie, und der Arrangeur macht einen Hit daraus“, resümiert Götz Alsmann im bereits erwähnten STERN-Special (S. 107).
John Barry komponierte auch für die nächsten James-Bond-Abenteuer „Liebesgrüße aus Moskau“ (1963), „Goldfinger“ (1964), „Feuerball“ (1965), „Man lebt nur zweimal“ (1967) und „Diamantenfieber“ (1971) die Filmmusik, jeweils begleitet von fast unsterblichen Titelsongs, die von Stars wie Tom Jones („Thunderball“), Shirley Bassey („Goldfinger“, „Diamonds Are Forever“, „Moonraker“), Louis Armstrong („We Have All The Time In The World“), Nancy Sinatra („You Only Live Twice“) oder Paul McCartney („Live And Let Die“) interpretiert wurden.
Mit seiner unorthodoxen Mischung aus Pop, Jazz und Klassik schuf Barry eine ebenso romantische wie spannungsgeladene Musik, die zum Markenzeichen der James-Bond-Filme werden sollte. Dabei blieb er über die Jahre hinweg musikalisch auf dem Laufenden, setzte für „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ (1969) beispielsweise einen Moog-Synthesizer ein und arbeitete bei „Der Hauch des Todes“ (1987) mit den Pretenders zusammen. Mit den Jahren verlor John Barry aber offensichtlich die Lust, immer wieder die gleiche Art von Musik für das erfolgreiche wie vorhersehbare Franchise zu produzieren, und nachdem zwischenzeitlich Komponisten wie George Martin („Leben und sterben lassen“), Bill Conti („In tödlicher Mission“) und Marvin Hamlisch („Der Spion, der mich liebte“) an der Filmreihe arbeiten durften, stieg Barry 1987 nach „Der Hauch des Todes“ endgültig aus, um Jüngeren das Feld zu überlassen. Michael Kamen („Lizenz zum Töten“) und Eric Serra („Goldeneye“) konnten allerdings längst nicht an das Niveau der Barry-Musiken heranreichen, bevor David Arnold ab „Der Morgen stirbt nie“ jene Action-Elemente in die James-Bond-Soundtracks brachte, die man in Hollywood längst gewohnt gewesen ist.
Arnold produzierte ein Album namens „Shaken And Stirred“, das mit modernen Interpreten wie Leftfield, Propellerheads oder LTJ Bukem klassische James-Bond-Melodien in neuem Gewand erstrahlen ließ. MGM Music und die Bond-Produzenten waren von dem Ergebnis so angetan, dass sie David Arnold für die nächste Generation von James-Bond-Filmen anheuerten. Er komponierte auch die Scores zu „Die Welt ist nicht genug“, „Stirb an einem anderen Tag“, „Casino Royale“ und „Ein Quantum Trost“. Dazu durften Popstars wie Sheryl Crow („Tomorrow Never Dies“), Garbage („The World Is Not Enough“) und nun Adele (“Skyfall”) die Titelsongs trällern und mit zeitgenössischem Sound unterlegen.
Mittlerweile ist eine neue Tradition in der James-Bond-Reihe angebrochen. Nach „Casino Royale“ (2006) und „Ein Quantum Trost“ (2008) steht der smarte Daniel Craig in „Skyfall“ zum dritten Mal als James Bond vor der Kamera. Musikalisch wird er dabei erstmals von Thomas Newman begleitet, der mit Regisseur Sam Mendes bereits erfolgreich an Meisterwerken wie „American Beauty“, „Road To Perdition“ und „Zeiten des Aufruhrs“ zusammengearbeitet hat.

Filmographie: 
1. Dr. No (1962 - Sean Connery)
2. Liebesgrüße aus Moskau (From Russia With Love, 1963 - Sean Connery)
3. Goldfinger (1964 - Sean Connery)
4. Feuerball (Thunderball, 1965 - Sean Connery)
5. Man lebt nur zweimal (You Only Live Twice, 1967 - Sean Connery)
6. Im Geheimdienst Ihrer Majestät (On Her Majesty's Secret Service, 1969 - George Lazenby)
7. Diamantenfieber (Diamonds Are Forever, 1971 - Sean Connery)
8. Leben und sterben lassen (Live and Let Die, 1973 - Roger Moore)
9. Der Mann mit dem goldenen Colt (The Man with the Golden Gun, 1974 - Roger Moore)
10. Der Spion, der mich liebte (The Spy Who Loved Me, 1977 - Roger Moore)
11. Moonraker (1979 - Roger Moore)
12. In tödlicher Mission (For Your Eyes Only, 1981 - Roger Moore)
13. Octopussy (1983 - Roger Moore)
14. Im Angesicht des Todes (A View to a Kill, 1985 - Roger Moore)
15. Der Hauch des Todes (The Living Daylights, 1987 - Timothy Dalton)
16. Lizenz zum Töten (Licence to Kill, 1989 - Timothy Dalton)
17. GoldenEye (1995 - Pierce Brosnan)
18. Der Morgen stirbt nie (Tomorrow Never Dies, 1997 - Pierce Brosnan)
19. Die Welt ist nicht genug (The World is Not Enough, 1999 - Pierce Brosnan)
20. Stirb an einem anderen Tag (Die Another Day, 2002 - Pierce Brosnan)
21. Casino Royale (2006 - Daniel Craig)
22. Ein Quantum Trost (Quantum of Solace, 2008 - Daniel Craig)
23. Skyfall (2012 - Daniel Craig)

Inoffizielle Filme 
- Casino Royale (1954 - Barry Nelson)
- Casino Royale (1967 - David Niven & Peter Sellers)
- Sag niemals nie (Never Say Never Again, 1983 - Sean Connery)

Playlist:
1 Adele - Skyfall (Skyfall) - 04:44
2 John Barry - 007 Takes The Lektor (From Russia With Love) - 03:00
3 John Barry - Alpine Drive - Auric's Factory (Goldfinger) - 04:27
4 John Barry - Death Of Fiona (Thunderball) - 02:33
5 John Barry - Mountains And Sunsets (You Only Live Twice) - 03:11
6 Shirley Bassey - Goldfinger (Goldfinger) - 02:46
7 Nancy Sinatra - You Only Live Twice (You Only Live Twice) - 02:44
8 Sheena Easton - For Your Eyes Only (For Your Eyes Only) - 03:02
9 Tom Jones - Thunderball (Thunderball) - 03:00
10 John Barry - Battle At Piz Gloria (On Her Majesty's Secret Service) - 04:03
11 John Barry - 007 And Counting (Diamonds Are Forever) - 03:30
12 John Barry - Flight Into Space (Moonraker) - 06:31
13 John Barry - Bond Look-Alike (Octopussy) - 03:00
14 Eric Serra - The Goldeneye Overture (Goldeneye) - 04:24
15 David Arnold feat. Leftfield - Space March (Shaken And Stirred) - 05:30
16 David Arnold feat. Aimee Mann - Nobody Does It Better (Shaken And Stirred) - 04:25
17 Tina Turner - Goldeneye (Goldeneye) - 04:46
18 Sheryl Crow - Tomorrow Never Dies (Tomorrow Never Dies) - 04:47
19 Garbage - The World Is Not Enough (The World Is Not Enough) - 03:56
20 David Arnold - Hamburg Break In (Tomorrow Never Dies) - 02:52
21 David Arnold - Pipeline (The World Is Not Enough) - 04:15
22 David Arnold - On The Beach (Die Another Day) - 02:50
23 David Arnold - City Of Lovers (Casino Royale) - 03:30
24 David Arnold - Night At The Opera (Quantum Of Solace) - 03:02
25 Thomas Newman - New Digs (Skyfall) - 02:32
26 Para Después - Diamonds Are Forever (Bond Beat & Bass) - 08:25
27 David Arnold feat. Natacha Atlas - From Russia With Love (Shaken And Stirred) - 03:11
28 Thomas Newman - Adrenaline (Skyfall) - 02:32
29 David Arnold feat. Propellerheads - On Her Majesty's Secret Service (Shaken And Stirred) - 09:26

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