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Sonntag, 4. Februar 2024

Playlist #390 vom 11.02.2024 - NORMAN JEWISON (1926-2024) Special

Dass er in seiner langen Hollywood-Karriere gleich dreimal für einen Oscar als Bester Regisseur nominiert worden ist (auch wenn er ihn zusätzlich zu seinen vier Nominierung als Produzent für den Besten Film nie gewinnen konnte), macht deutlich, welch ein qualitatives Schwergewicht Norman Jewison gewesen ist. Der vielseitige Filmemacher wurde durch die Doris-Day-Komödien wie „Was diese Frau so alles treibt“ (1963) und „Schick mir keine Blumen“ (1964) ebenso bekannt wie durch sein Rassismus-Drama „In der Hitze der Nacht“, die Musical-Verfilmungen „Anatevka“ (1971) und „Jesus Christ Superstar“ (1973) und die Steve-McQueen-Klassiker „Cincinnati Kid“ (1965) und „Thomas Crown ist nicht zu fassen“ (1968). Am 20. Januar 2024 verstarb der kanadische Filmproduzent und -regisseur im Alter von 97 Jahren im kalifornischen Malibu. 
Norman Frederick Jewison wurde am 21. Juli 1926 im kanadischen Toronto als Sohn eines protestantischen Ladenbesitzers geboren, besuchte das Malvern Collegiate Institute und fand während der 1930er Jahre Gefallen am Schauspielern und Theater. Nachdem er von 1944 bis 1945 in der Royal Canadian Navy während des Zweiten Weltkriegs gedient hatte, reiste er durch den amerikanischen Süden und lernt dort den Rassismus kennen, der prägend für seine spätere Arbeit werden sollte. 
1949 schloss Jewison sein Studium am Victoria College der University of Toronto ab, wobei während seiner Studienzeit bei verschiedenen Theater-Produktionen als Autor, Regisseur und Schauspieler tätig gewesen war. Er zog nach London, wo er Skripte für das Kinderfernseh-Programm schrieb und gelegentlich für die BBC als Schauspieler agierte, sich aber überwiegend mit öden Jobs über Wasser halten musste. 
Ende 1951 kehrte er nach Toronto zurück, wo er am Trainee-Programm von CBLT teilnahm, das die Gründung von CBS Television vorbereitete. Dort begann Jewison seine Karriere als Regieassistent, schrieb, inszenierte und produzierte eine Vielzahl an Musicals, Comedy-Variete-Shows, Dramen und Specials. Er heiratete das frühere Model Margaret Ann Dixon und wechselte 1958 zur NBC nach New York, wo er zunächst Shows wie „Your Hit Parade“ und „The Andy Williams Show“ betreute und dann Specials zu Künstlern wie Harry Belafonte, Jackie Gleason und Danny Kaye inszenierte. 
Während einer Probe zur „Judy Garland Show“ (1962) mit Frank Sinatra und Dean Martin schlug Tony Curtis vor, dass Jewison einen Kinofilm inszenieren sollte. Tony Curtis‘ und Janet Leighs Produktionsfirma Curtleigh Productions beauftragte Jewison dann mit der Regie der Komödie „Ein Rucksack voller Ärger“ (1962) mit Tony Curtis und Suzanne Pleshette in den Hauptrollen, die der erste Film gewesen ist, der je in Disneyland gedreht wurde. 
Jewison gründete seine eigene Independent-Filmproduktionsfirma und realisierte für Universal die beiden Doris-Day-Komödien „Was diese Frau so alles treibt“ (1963) und „Schick mir keine Blumen“ (1964). Nach einer weiteren Komödie – „Bei Madame Coco“ (1965) mit James Garner, Dick Van Dyke und Elke Sommer – beschloss Jewison, sich herausfordernden Projekten zu widmen. 
Mit dem Spieler-Drama „Cincinnati Kid“ (1965) – mit einem überragenden Steve McQueen in der Hauptrolle - gelang Jewison gleich ein Klassiker, dem er – erstmals auch als Produzent - die vierfach Oscar-nominierte Satire „Die Russen kommen! Die Russen kommen!“ (1966) folgen ließ. Einen weiteren großen Wurf landete Jewison mit dem Rassismus-Drama „In der Hitze der Nacht“ (1967) mit Sidney Poitier und Rod Steiger in den Hauptrollen. Der Film erhielt fünf Oscars, Jewison eine Nominierung als Bester Regisseur. 
Mit dem von ihm produzierten und inszenierten Heist Movie „Thomas Crown ist nicht zu fassen“ (1968) gelang Jewison ein weiterer Hit mit Steve McQueen in der Hauptrolle. Anschließend filmte Jewison das mit drei Oscars ausgezeichnete Musical „Anatevka“ (1971) in den Londoner Pinewood Studios und in Jugoslawien sowie in Israel das auf Andrew Lloyd Webbers und Tim Rices Broadway-Erfolg basierende Musical „Jesus Christ Superstar“ (1973). 
Mit „Rollerball“ (1975) inszenierte Jewison schließlich ein futuristisches Drama über globale Konzerne, die jeden Individualismus, jede Selbstbestimmtheit des Menschen im Keim ersticken. Um die Massen ruhig zu halten und Demonstrationen und Aufstände zu vermeiden, wird die Bevölkerung – ähnlich den Gladiatorenkämpfen im alten Rom – mit der Sportart „Rollerball“ unterhalten. Bei dem Spiel geht es hart zu und durch verschiedene Hilfsmittel kommt es immer öfter zu Schwerverletzten oder gar Toten. Jonathan E. (James Caan) sticht dabei als herausragender Spieler hervor und wird von den Massen umjubelt. Das sieht die Führungsebene aber nicht gern und beschließt, dass Jonathan seinen Abschied nehmen muss. 
Danach folgten das Gewerkschaftsdrama „F.I.S.T. – Ein Mann geht seinen Weg“ (1978) mit Sylvester Stallone in der an Jimmy Hoffa angelehnten Hauptrolle, das Justiz-Drama „… und Gerechtigkeit für alle“ (1979) mit Al Pacino, die romantische Komödie „Zwei dicke Freunde“ (1982) mit Burt Reynolds und Goldie Hawn sowie das Rassismus-Drama „Sergeant Waters - Eine Soldatengeschichte“ (1984), das auf einem mit dem Pulitzer Prize prämierten Bühnenstück basierte und für drei Academy Awards nominiert war, ebenso wie das Kloster-Drama „Agnes – Engel im Feuer“ (1985) mit Jane Fonda, Meg Tilly und Anne Bancroft in den Hauptrollen. 
Nach seinem Wechsel von Columbia zu MGM inszenierte Jewison mit „Mondsüchtig“ (1987) einen der erfolgreichsten romantischen Filme, der drei Oscars abräumte, davon einen für Hauptdarstellerin Cher. Nach dem Kriegsdrama „Zurück aus der Hölle“ (1989) drehte Jewison die Gesellschaftssatire „Das Geld anderer Leute“ (1991), die romantische Komödie „Nur für dich“ (1994), die Fantasy-Komödie „Bogus“ (1996) und das wiederum mit dem Rassismus spielende Drama „Hurricane“ (1999), in dem Denzel Washington den schwarzen Boxer Rubin „Hurricane“ Carter verkörpert, der Mitte der 1960er Jahre fälschlicherweise des dreifachen Mordes beschuldigt wurde. 
1999 erhielt Jewison von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences den Irving G. Thalberg Memorial Award für sein Lebenswerk. 
Seine letzten Arbeiten waren der Fernsehfilm „Dinner with Friends“ (2001) mit Andie MacDowell, Greg Kinnear, Toni Colette und Dennis Quaid in den Hauptrollen und das Thriller-Drama „The Statement“ (2003) mit Michael Caine in der Rolle eines Komplizen des Vichy-Regimes, der 1944 im besetzten Frankreich an der Ermordung von sieben Juden maßgeblich beteiligt war. 
Er konnte allerdings nach seiner Inhaftierung fliehen, um dann anonym ein friedliches Leben unter dem Schutz rechtsgerichteter Gruppierungen innerhalb der katholischen Kirche zu führen – bis ein Mordanschlag auf ihn verübt wird, er dem Täter aber zuvorkommen kann. Die Richterin Annemarie Livi (Tilda Swinton) hat sich zum Ziel gesetzt, den Kriegsverbrecher auch nach so langer Zeit seiner gerechten Strafe zuzuführen und so fandet sie mit Hilfe von Colonel Roux (Jeremy Northam) nach dem untergetauchten Mann. Auf die Frage, was seine Filme besonders ausmache, antwortete Jewison einmal: „Ich möchte, dass sich die Menschen in meinen Filmen wiedererkennen. Ich schätze keine hirnlosen Action-Filme.“ 
Und wie Georg Seesslen in seinem Nachruf in "Die Zeit" formuliert: „Jewison nutzte die Mittel der Traumfabrik, um etwas zu sagen. Wenn man es auf den kleinsten Nenner bringen will: Es ging ihm um die Schuld des Menschen in dieser Welt, in dieser Geschichte, in dieser Gesellschaft. Das war manchmal dramatisch, manchmal aber auch furchtbar komisch. Jewison war auch als Komödienregisseur einer, der nie überdrehte, sondern sich stets den genauen Blick auf die Lebensumstände seiner Protagonisten bewahrte.“ 

Filmographie: 

1962: Ein Rucksack voller Ärger (40 Pounds of Trouble) 
1963: Was diese Frau so alles treibt (The Thrill of It All) 
1964: Schick mir keine Blumen (Send Me No Flowers) 
1965: Bei Madame Coco (The Art of Love) 
1965: Cincinnati Kid (The Cincinnati Kid) 
1966: Die Russen kommen! Die Russen kommen! (The Russians Are Coming the Russians Are Coming) 
1967: In der Hitze der Nacht (In the Heat of the Night) 
1968: Thomas Crown ist nicht zu fassen (The Thomas Crown Affair) 
1969: Gaily, Gaily 
1971: Anatevka (Fiddler on the Roof) 
1973: Jesus Christ Superstar 
1975: Rollerball 
1978: F.I.S.T. – Ein Mann geht seinen Weg (F.I.S.T.) 
1979: … und Gerechtigkeit für alle (…And Justice for All) 
1982: Zwei dicke Freunde (Best Friends) 
1984: Sergeant Waters – Eine Soldatengeschichte (A Soldier’s Story) 
1985: Agnes – Engel im Feuer (Agnes of God) 
1987: Mondsüchtig (Moonstruck) 
1989: Zurück aus der Hölle (In Country) 
1991: Das Geld anderer Leute (Other Peoples Money) 
1994: Nur für Dich (Only You) 
1996: Bogus 
1999: Hurricane (The Hurricane) 
2001: Abendessen mit Freunden (Dinner with Friends, Fernsehfilm) 
2003: The Statement 

Playlist: 

01. John Williams - Wedding Celebration and Bottle Dance (Fiddler on the Roof) - 03:51 
02. Lalo Schifrin - Melba (The Cincinnati Kid) - 04:04 
03. Quincy Jones - Mama Caleba's Blues (In the Heat of the Night) - 05:37 
04. Michel Legrand - The Chess Game (The Thomas Crown Affair) - 05:59 
05. Christopher Young - You Have Transcended (The Hurricane) - 05:48 
06. Dave Grusin - I Did An Experiment (Dinner With Friends) - 03:14 
07. Dave Grusin - Something Funny Goin' On (And Justice For All) - 03:28 
08. Bill Conti - End Title (F.I.S.T.) - 04:16 
09. Normand Corbeil - The Chase (The Statement) - 03:08 
10. James Horner - Distant Memories (In Country) - 05:08 
11. Lalo Schifrin - Dialogue In The Rain (The Cincinnati Kid) - 03:05 
12. Christopher Young - Scream of Silence (The Hurricane) - 05:12 
13. Georges Delerue - Symphonic Suite For Chorus and Orchestra - Part II (Agnes of God) - 03:30 
14. Michel Legrand - Doubting Thomas (The Thomas Crown Affair) - 03:49 
15. Dave Grusin - I'm Happy For You (Dinner With Friends) - 03:18 
16. Bill Conti - Kissing in the Closet (F.I.S.T.) - 03:10 
17. Rachel Portman - Theme From "Only You" (Only You) - 03:35 
18. Normand Corbeil - Candle Lighting (The Statement) - 03:08 
19. Dave Grusin - Ballad For God (And Justice For All) - 02:47 
20. Dmitri Shostakovich - Symphony No. 5 [excerpt Third Movement] (Rollerball) - 06:39 
21. Georges Delerue - Symphonic Suite For Chorus and Orchestra - Part I (Agnes of God) - 03:29 
22. Lalo Schifrin - Shooter (The Cincinatti Kid) - 03:24 
23. Marc Shaiman - Bogus (Bogus) - 03:18 
24. Michel Legrand - Playing the Field (The Thomas Crown Affair) - 05:49 
25. David Newman - Bitter Victory (Other People's Money) - 02:30 
26. Tomaso Albinoni - Adagio in G Minor (Rollerball) - 08:12 
27. James Horner - Fallen Friends (In Country) - 10:11

Samstag, 22. Januar 2022

Playlist #337 vom 30.01.2022 - R.I.P.. SIDNEY POITIER (1927-2022)

Mit seinen Hauptrollen in Dramen wie „Lilien auf dem Felde“, „Flucht in Ketten“ und „In der Hitze der Nacht“ wurde Sidney Poitier nicht nur der bekannteste afroamerikanische Schauspieler seiner Generation, sondern auch der erste Schwarze, der mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Am 6. Januar verstarb der bahamaisch-US-amerikanischer Schauspieler und Regisseur im Alter von 94 Jahren in Los Angeles. 
Poitier wurde am 20. Februar 1927 als Sohn armer Tomatenzüchter in Miami geboren, als seine von der Bahamas-Insel Cat Island stammenden Eltern dort gerade zu Besuch waren. Nachdem er nur eine einfache Schulbildung genossen hatte, wurde der Jüngste von sieben Kindern im Alter von 15 Jahren nach Miami zu seinem Bruder geschickt, drei Jahre später ging es mit drei Dollar in der Tasche weiter nach New York, wo Poitier beim damaligen „American Negro Theatre“ vorsprach. Nachdem ihm der Regisseur Osceola Archer nahegelegt hatte, es als Tellerwäscher zu versuchen, ließ sich Poitier jedoch nicht beirren, versuchte seinen schweren karibischen Akzent abzulegen, indem er Nachrichtensprecher im Fernsehen nachahmte und an seiner Aussprache feilte. Über einige Monate Hausmeisterdienste beim Theater gelang ihm dann doch der Sprung auf die Bühne. 
An der Seite von Harry Belafonte spielte Poitier 1946 in Frank Gabrielsons College-Drama „Days of Our Youth“, gelangte an den Broadway und wurde 1950 von Produzent Darryl F. Zanuck nach Hollywood geholt. In der Rolle eines jungen Arztes, der von einem rassistischen Patienten abgelehnt wird, feierte Poitier in dem Drama „Der Hass ist blind“ sein Spielfilmdebüt, musste sich aber wie nahezu alle seiner afroamerikanischen Kollegen lange mit Nebenrollen begnügen. 
Im Alter von 28 Jahren spielte Poitier in Richard Brooks‘ Sozialdrama „Die Saat der Gewalt“ (1955) einen führungsstarken Schüler, in Martins Ritts Drama „Ein Mann besiegt die Angst“ (1957) einen aufopferungsvollen Hafenarbeiter, dann besetzte ihn Brooks an der Seite von Rock Hudson auch in dem Kriegsdrama „Flammen über Afrika“ (1957). 
Nachdem er für Raoul Walsh in dem Drama „Weint um die Verdammten“ (1957) als Hauptsklave des von Clark Gable gespielten Plantagenbesitzers besetzt worden war, erhielt Poitier für seine Rolle in Stanley Kramers Gefängnisdrama „Flucht in Ketten“ (1958) seine erste Oscar-Nominierung. Sein Kollege Tony Curtis setzte sich dafür ein, dass Poitier auch eine ansprechende Gage erhielt. Dafür musste Poitier allerdings zuvor Sam Goldwyns Offerte annehmen, in dem Musical „Porgy and Bess“ (1959) mitzuwirken, sonst wäre er für Kramers Film nicht besetzt worden. 
In den 1960er Jahren ging es mit Sidney Poitiers Karriere steil aufwärts. Für seine Darstellung in Ralph Nelsons Drama „Lilien auf dem Felde“ (1963) als reisender Handwerker, der als Antwort auf die Gebete weißer Nonnen in der Wüste eine Kapelle baut, erhielt Poitier als erster afroamerikanischer Schauspieler einen Oscar. Danach war er in Guy Greens romantischen Drama „Träumende Lippen“ (1965) als Freund eines blinden, ungebildeten Mädchens und als tapferer Kavallerist neben James Garner in dem Western-Drama „Duell in Diablo“ (1966) zu sehen. 
Berühmt machte ihn auch die Rolle des unerschrockenen Detective Virgil Tibbs in Norman Jewisons Südstaaten-Krimi „In der Hitze der Nacht“ (1967), wo er mit seinem von Rod Steiger verkörperten rassistischen Kollegen einen Mord untersuchen soll. Für „Zehn Stunden Zeit für Virgil Tibbs“ (1970) und „Die Organisation“ (1971) schlüpfte Poitier zwei weitere Male in seine vielleicht bekannteste Rolle, die ihm eine Ehrung als bester schwarzer Schauspieler aller Zeiten vom British Film Institute einbrachte. 
„Ich hatte das Glück, Rollen in Filmen zu spielen, die Vorurteile in Frage stellten, sich mit repressiven Regimen auseinandersetzten oder interrassische Beziehungen thematisierten, deren Handlungsstränge es wagten, einen schwarzen Mann als mächtig, artikuliert und wichtig zu zeigen, zu einer Zeit, als das für viele nicht akzeptabel war“, machte Poitier mal in einem Interview deutlich. „Aber ich gebe nicht vor, eine Ikone zu sein, weil ich das nur den Möglichkeiten zu verdanken habe, die mir angeboten wurden, und den Menschen, die mir diese Möglichkeiten eröffnet haben.“ 
Nach der von ihm selbst inszenierten Krimi-Komödie „Ausgetrickst“ (1977), in der Poitier neben seinen schwarzen Kollegen Bill Cosby und James Earl Jones spielte, nahm er sich eine Auszeit als Schauspieler und konzentrierte sich auf seine Karriere als Regisseur, die 1972 mit dem Western-Drama „Der Weg der Verdammten“ ihren Anfang nahm. In den 1980er Jahren folgten die Krimi-Komödien „Zwei wahnsinnig starke Typen“ (1980) und „Der Geisterflieger Hanky Panky“ (1982) sowie das Musical-Drama „Fast Forward“ (1985). 1988 kehrte Poitier für die beiden Thriller „Mörderischer Vorsprung“ und „Little Nikita“ wieder vor die Kamera zurück, hatte noch in der Heist-Komödie „Sneakers – Die Lautlosen“ (1992) und dem Agenten-Thriller „Der Schakal“ (1997) bemerkenswerte Auftritte, war sonst aber nur noch in Fernsehfilmen („Mandela und De Klerk – Zeitenwende“, „David and Lisa“) und Mini-Serien („Gleichheit kennt keine Farbe“, „Die Rache der Gejagten“) zu sehen. 
Seinen letzten Auftritt hatte er 2001 in dem Fernsehfilm „The Last Brickmaker in America“. Poitier war durch sein kultiviertes Auftreten und sein soziales Engagement stets ein Vorbild. So unterstützte er in den Jahren eine Stiftung, die Afrikanern durch Stipendienvergabe ein Studium in den USA ermöglichte. Unter den Stipendiaten befand sich mit dem Kenianer Barack Obama Senior auch der Vater des späteren Präsidenten der USA. 1974 erhielt Poitier, der zwar US-Bürger war, aufgrund seiner Herkunft aber auch die Staatsbürgerschaft der Bahamas besaß und so die Bürgerrechte im britischen Commonwealth genießen durfte, für seine schauspielerischen Verdienste den Orden Knight Commander of the British Empire und durfte den Titel „Sir“ tragen. 2002 bekam Poitier den Ehren-Oscar für sein Lebenswerk. 
 

Filmographie:

1947: Sepia Cinderella (als Statist) 
1950: Der Hass ist blind (No Way Out) 
1951: Denn sie sollen getröstet werden (Cry, the Beloved Country) 
1952: CBS Television Workshop (Fernsehserie, Folge 1x02) 
1952: Unternehmen Rote Teufel (Red Ball Express) 
1952: Omnibus (Fernsehserie, Folge 1x01) 
1952, 1955: The Philco Television Playhouse (Fernsehserie, zwei Folgen) 
1954: Artisten des Sports (Go, Man, Go!) 
1955: Die Saat der Gewalt (Blackboard Jungle) 
1955: Kraft Television Theatre (Fernsehserie, Folge 2x39) 
1956: Lebewohl, kleine Lady (Good-bye, My Lady) 
1957: Ein Mann besiegt die Angst (Edge of the City) 
1957: Flammen über Afrika (Something of Value) 
1957: Weint um die Verdammten (Band of Angels) 
1957: Das Zeichen des Falken (The Mark of the Hawk) 
1958: Flucht in Ketten (The Defiant Ones) 
1958: Virgin Island 
1959: Porgy und Bess (Porgy and Bess) 
1960: Und der Herr sei uns gnädig (All the Young Men) 
1961: Ein Fleck in der Sonne (A Raisin in the Sun) 
1961: Paris Blues 
1962: Die Sprache der Gewalt (Pressure Point) 
1963: Lilien auf dem Felde (Lilies of the Field) 
1964: Raubzug der Wikinger (The Long Ships) 
1965: Die größte Geschichte aller Zeiten (The Greatest Story Ever Told) 
1965: Zwischenfall im Atlantik (The Bedford Incident) 
1965: Stimme am Telefon (The Slender Thread) 
1965: Träumende Lippen (A Patch of Blue) 
1966: Duell in Diablo (Duel at Diablo) 
1967: Junge Dornen (To Sir, with Love) 
1967: In der Hitze der Nacht (In the Heat of the Night) 
1967: Rat mal, wer zum Essen kommt (Guess Who’s Coming to Dinner) 
1968: Liebling (For Love of Ivy) 
1969: The Lost Man – Es führt kein Weg zurück (The Lost Man) 
1970: Zehn Stunden Zeit für Virgil Tibbs (They Call Me MISTER Tibbs!) 
1971: Brother John – Der Mann aus dem Nichts (Brother John) 
1971: Die Organisation (The Organization) 
1972: Der Weg der Verdammten (Buck and the Preacher, auch Regie) 
1973: A Warm December (auch Regie) 
1974: Samstagnacht im Viertel der Schwarzen (Uptown Saturday Night, auch Regie) 
1975: Die Wilby-Verschwörung (The Wilby Conspiracy) 
1975: Drehn wir noch’n Ding (Let’s Do It Again, auch Regie) 
1977: Ausgetrickst (A Piece of the Action, auch Regie) 
1979: Paul Robeson: Tribute to an Artist (Sprecher des Dokumentarfilms) 
1980: Zwei wahnsinnig starke Typen (Stir Crazy, Regie) 
1982: Der Geisterflieger (Hanky Panky, Regie) 
1985: Fast Forward – Sie kannten nur ein Ziel (Fast Forward, Regie) 
1988: Mörderischer Vorsprung (Shoot to Kill) 
1988: Little Nikita 
1990: Ghost Dad (Regie) 
1991: Gleichheit kennt keine Farbe (Separate But Equal, Miniserie, zwei Folgen) 
1992: Sneakers – Die Lautlosen (Sneakers) 
1995: Die Rache der Gejagten (Children of the Dust, Miniserie, zwei Folgen) 
1996: To Sir, with Love II (Fernsehfilm) 
1997: Mandela und De Klerk – Zeitenwende (Mandela and de Klerk, Fernsehfilm) 
1997: Der Schakal (The Jackal) 
1998: Free of Eden (Fernsehfilm) 
1998: David and Lisa (David & Lisa, Fernsehfilm) 
1999: Das Leben ist was Wunderbares (The Simple Life of Noah Dearborn, Fernsehfilm) 
2001: The Last Brickmaker in America (Fernsehfilm) 

Playlist: 

1. Jerry Goldsmith - Lots of Bricks/Aid Given/Aid Rejected (Lilies of the Field) - 06:52 
2. Alfred Newman - Overture/Main Title (The Greatest Story Ever Told) - 04:37 
3. Leonard Rosenman - Edge of the City (Edge of the City) - 02:57 
4. George Gershwin - Overture (Porgy & Bess) - 05:24 
5. Charles Wolcott - Love Theme (Blackboard Jungle) - 02:54 
6. Frank DeVol - Guess Who's Coming to Dinner [instrumental] (Guess Who's Coming to Dinner) - 03:34 
7. Ron Grainer - A Classical Lesson (To Sir, With Love) - 05:20 
8. Quincy Jones - Mama Caleba's Blues (In the Heat of the Night) - 05:37 
9. Gil Melle - Main Title (The Organization) - 05:40 
10. Quincy Jones - Soul Flower (They Call Me Mister Tibbs!) - 04:21 
11. Quincy Jones - Fox's Sugar (The Slender Thread) - 03:32 
12. Quincy Jones - Up Against the Wall (The Lost Man) - 04:21 
13. Ernest Gold - Tic-Tac-Toe (Pressure Point) - 06:54 
14. Jerry Goldsmith - Finale (A Patch of Blue) - 03:24 
15. Miklós Rózsa - Interrogation (Something of Value) - 05:17 
16. Neal Hefti - Flight at Diablo Pass/Dust to Dust (Duel at Diablo) - 07:01 
17. Alfred Newman - Jesus and His Mother (The Greatest Story Ever Told) - 03:03 
18. Jerry Goldsmith - No Hammer/Return of the Prodigal (Lilies of the Field) - 04:20 
19. Quincy Jones - Blues For Mister Tibbs (They Call Me Mister Tibbs!) - 06:27 
20. Laurence Rosenthal - The New House (A Raisin In the Sun) - 03:35
21. Marco Beltrami - Pearl of a Girl (David and Lisa) - 03:30
22. James Horner - "Too Many Secrets" (Sneakers) - 06:17 
23. John Scott - Main Title (Shoot to Kill) - 03:33 
24. Carter Burwell - Arrival in Montreal (The Jackal) - 02:32 
25. Clifton Parker - Virgin Island: A Caribbean Rhapsody (Virgin Island) - 09:24

Mittwoch, 16. November 2011

Playlist # 72 vom 20.11.11 - STEVEN SPIELBERG Special

Steven Spielberg ist zweifellos der Inbegriff des Blockbuster-Kinos. Produktionen wie die „Der weiße Hai“, „E.T. – Der Außerirdische“ oder „Jurassic Park“ zählen zu den erfolgreichsten Filmen aller Zeiten. Momentan ist er mit seinem ersten Animationsfilm in den Kinos vertreten: „Die Abenteuer von Tim und Struppi – Das Geheimnis der ‚Einhorn‘“.

Der am 18. Dezember 1946 in Cincinnati, Ohio, als Kind jüdischer Eltern geborene Spielberg drehte schon mit zwölf Jahren erste Amateurfilme mit Schauspielern und gewann mit seinem 40-minütigen Kriegsfilm „Escape To Nowhere“ als 13-Jähriger schon einen Wettbewerb. Nach einem weiteren Amateurfilm („Firelight“, 1963) bewarb er sich zweimal um ein Filmstudium an der University of Southern California, ging aber nach den Ablehnungsbescheiden nach Los Angeles, um Englische Literatur zu studieren und sich sein Wissen um die amerikanische Filmgeschichte und die des modernen europäischen Kinos selbst anzueignen.
Sein 1969 auf dem Atlanta Film Festival präsentierter Kurzfilm „Amblin“ brachte dem Nachwuchsfilmer bereits einen Siebenjahresvertrag mit Universal ein. Zunächst arbeitete er fürs Fernsehen an Serien wie „Night Gallery“ und „Columbo“, bevor er mit „Duell“ (1971) einen Fernsehfilm inszenierte, der in Europa sogar in die Kinos kam. In der Verfilmung einer Story von Richard Matheson („I Am Legend“) wird ein Handelsvertreter von einem Truck mit unsichtbarem Fahrer verfolgt, der offensichtlich nur den Tod seines Opfers will.
„Mit diesem Film bereits schreibt sich Spielberg in die Chronik des neuen amerikanischen Films ein, der die Mythen des alten Kinos ebenso in Frage stellt wie seine Dimensionierungen. ‚Duell‘ ist ebenso ein ‚skelettierter‘ Thriller, ein negatives Road Movie und ein bitterer Heimatfilm“, resümiert Georg Seesslen in „Steven Spielberg und seine Filme“ (Schüren, 2001, S. 16).
In den USA feierte Spielberg sein Kinodebüt mit dem Drama „Sugarland Express“ (1974), der ihn auch mit dem Komponisten John Williams zusammenbrachte, dem künftigen Dirigenten des Boston Pops Orchestra, der viele Jahre bei Universal-TV gearbeitet hatte. Die Verfilmung eines authentischen Falls aus dem Jahre 1969 schildert die Flucht eines Kleinkriminellen mit einer jungen Frau (Goldie Hawn), die auf dem Weg nach Sugarland einen Polizisten kidnappen und deshalb eine Schar von Polizisten, Presseleuten und Neugierigen nach sich ziehen.
Bereits ihre zweite Zusammenarbeit sollte sowohl für Steven Spielberg als auch für John Williams den Durchbruch in Hollywood bedeuten, denn „Der weiße Hai“ bietet Hochspannung im besten Hitchcock-Stil. Als am Strand der Kleinstadt Amity die grausam zerstückelte Leiche eines Mädchens gefunden wird, will niemand wahrhaben, dass ein Weißer Hai dafür verantwortlich gewesen sein soll. Während Polizeichef Brody (Roy Scheider) den Strand schließen will, spielen Bürgermeister und Geschäftsleute den Vorfall herunter, bis das nächste Opfer zu beklagen ist. Zusammen mit dem Hai-Experten Matt Hooper (Richard Dreyfuss) und Vietnam-Veteran Quint (Robert Shaw) macht sich der wasserscheue Brody auf die Jagd nach dem Ungeheuer.
„Darauf, dass die Geschichte der Heimsuchung von Heimat und Familie durch das namenlose Untier, einer monströsen Synthese von Phallus und Vagina, offenkundig sexuelle Aspekte hat, wurde häufig hingewiesen. Aber ‚Der weiße Hai‘ ist auch ein Film über menschliche Urängste und charakterliche Schwächen, aus deren Überwindung Helden geboren werden. Dass er außerdem auch noch von der kapitalistischen, sich selbst gefährdenden Gesellschaft, vom patriotischen Amerika, von Massenhysterie, Schuld, Sühne und der Aufopferung des Einzelnen für die Gemeinschaft handelt, macht deutlich, wie Spielberg eine im Grunde denkbar simple Geschichte auf vielen Ebenen lesbar macht“, resümiert Steffen Haubner in Jürgen Müllers „Die besten Filme der 70er“ (Taschen, 2006, S. 172 ff.). „Dabei sollte man jedoch keineswegs unterschlagen, dass ‚Der weiße Hai‘ einer der nervenzerreißendsten Thriller aller Zeiten ist. Wenn Spielberg erklärt, er habe sich bei den Dreharbeiten gefühlt, als könne er die Zuschauer mit einem elektrischen Viehtreiberstock dirigieren, so sagt das einiges aus über die eiskalte Präzision, mit der er, unterstützt von einem unglaublich suggestiven Soundtrack, die Spannungskurve ansteigen und wieder abfallen lässt, nur, um bereits den nächsten dramaturgischen Höhepunkt vorzubereiten.“
Mit den nachfolgenden Filmen bewies Spielberg seine Vielseitigkeit. Das Science-Fiction-Märchen „Unheimliche Begegnung mit der dritten Art“ (1977) prägte den Ruf des Regisseurs als legitimer Erbe von Walt Disney. Die überladene Kriegskomödie „1941? - Wo, bitte, geht’s nach Hollywood?“ entwickelte sich allerdings zu einem Flop, so dass sich Spielberg für sein nächstes Projekt mit George Lucas einen kongenialen Produzenten suchte: Ihre gemeinsame Faszination für die Cliffhanger-Serials ihrer Jugend mündete in dem Spektakel „Indiana Jones – Jäger des verlorenen Schatzes“ (1981), das mit seinen exotischen Schauplätzen, sehenswerten Stunts und Special Effects das Genre des Abenteuerfilms mit neuem Leben erfüllte.
Mit „E.T. – Der Außerirdische“ (1982), einer rührseligen Geschichte über die Freundschaft zwischen dem 12-jährigen Eliot und einem auf der Erde gestrandeten Alien, rührte Spielberg ein Millionenpublikum zu Tränen und verarbeitete die Traumata seiner Jugend: „,E.T‘ war ein Film über meine Kindheit – über die Scheidung meiner Eltern. Ich brauchte einen besonderen Freund, und dafür musste ich meine Vorstellungskraft einsetzen, um zu Orten zu gelangen, wo ich mich gut fühlen konnte“, bekannte Spielberg einmal im Interview.
Nach der Produktion von Tobe Hoopers „Poltergeist“ (1982), Joe Dantes „Gremlins“ (1984) und Robert Zemeckis „Zurück in die Zukunft“ (1985) sowie dem selbst inszenierten Indiana-Jones-Sequel „Der Tempel des Todes“ (1984) wandte sich Spielberg mit „Die Farbe Lila“ (1985) erstmals einem ernsten Stoff zu, indem er sich mit den Problemen afroamerikanischer Frauen im amerikanischen Süden der 30er Jahre auseinandersetzte.
Mit der Verfilmung von J.G. Ballards „Das Reich der Sonne“ (1987) schilderte Spielberg den Zweiten Weltkrieg aus der Sicht eines kleinen Jungen, dann inszenierte er mit „Always“ (1989) das Remake von Victor Flemings „Kampf in den Wolken“ (1944), ehe der wegen seiner Oberflächlichkeit oft kritisierte Filmemacher mit „Hook“ (1991) eine Art Sequel zu Disneys „Peter Pan“ präsentierte. 
Einen phänomenalen Erfolg durfte Spielberg 1993 mit „Jurassic Park“ feiern. Die faszinierend realistisch wirkenden Dinosaurier avancierten zu den eigentlichen Stars des Films, den Spielberg meisterhaft spannend inszeniert hat. Für sein nächstes Werk konnte Steven Spielberg endlich und gleich zweimal die begehrte Oscar®-Trophäe in Empfang nehmen: Das in Schwarzweiß gedrehte Holocaust-Drama „Schindlers Liste“ (1993) schildert auf fast semidokumentarische Weise das Leben des Unternehmers Oskar Schindler, der in seinen Fabriken verfolgte Juden vor den Nazis beschützte.
Nach „Jurassic Park 2: Vergessene Welt“ (1997) und dem Drama „Amistad“ (1997) belebte Spielberg 1998 mit „Der Soldat James Ryan“ den Kriegsfilm neu. Der dreistündige Film erzählt von einem achtköpfigen Trupp, der in der Normandie einen jungen Amerikaner suchen soll, dessen Mutter bereits alle anderen Söhne im Krieg verloren hat. Von seinem Freund und Kollegen Stanley Kubrick erbte Spielberg das Projekt „A.I. – Künstliche Intelligenz“ (2001).
Die tragische Odyssee eines kindlichen Androiden verwirklichte der Regisseur ebenso mit gewohnt größtmöglichem technischen Aufwand wie die Adaption von Philip K. Dicks Utopie „Minority Report“ (2002) mit Tom Cruise in der Hauptrolle eines Polizisten in der präventiven Verbrechensbekämpfung, der selbst eines Mordes verdächtigt wird.
Danach wandte sich Spielberg mit dem Gaunerstück „Catch Me If You Can“ (2002) und der Tragikomödie „Terminal“ (2004) leichteren Stoffen zu, ehe er mit „München“ (2005) eine weitere Auseinandersetzung mit seinen jüdischen Wurzeln präsentierte.
Ausgehend von der Geiselnahme israelischer Sportler bei der Olympiade in München 1972 erzählt der Film das Drama eines jungen Israelis (Eric Bana), der die palästinensischen Drahtzieher des Attentats ausschalten soll. Noch im selben Jahr erschien mit „Krieg der Welten“ der bis dato teuerste Film aller Zeiten. Tom Cruise spielt einen Kranführer, der nach der Invasion der Außerirdischen um sein Leben und das seiner Kinder kämpft. Die Ähnlichkeit zu den Attentaten des 11. September kommt sicher nicht von ungefähr. Aber die Adaption von H.G. Wells‘ düsterer Utopie aus dem Jahre 1897 dokumentiert vor allem einmal mehr Spielbergs Freude am Spektakel und Zerstören.
„Schon immer ist Spielberg, dieser Meister nicht nur der amerikanischen Paranoia, in tiefere Ebenen, in unsere archetypischen Albträume und Ängste vorgestoßen“, befindet Katja Nicodemus in „Die Zeit“ vom 30.06.05 (S. 41). „,Krieg der Welten‘, diese ganz auf Schock und Schrecken setzende Science-Fiction, ist wieder ein großes Paranoia-Werk, das den Zeitgeist zugleich aussaugt und durchleuchtet. Es hat eine gewisse Ironie, dass sich Spielberg nicht mit seinen Aufklärungsdramen, nicht mit ‚Amistad‘, ‚Der Soldat James Ryan‘ oder ‚Schindlers Liste‘, sondern mit der von ihm etwas verschämt betrachteten Popcorn-Ware am nachhaltigsten ins kollektive Gedächtnis eingebrannt hat.“ 
Im Jahre 2008 vereinten sich Harrison Ford, John Williams und Steven Spielberg in „Indiana Jones und das Königreich der Kristallschädel“ zu ihrem vierten gemeinsamen Abenteuer. Diesmal wurde der Archäologe Indiana Jones und sein Kumpel Mac (Ray Winstone) 1957 von der sowjetischen Agentin Irina Spalko (Cate Blanchett) und ihren Helfern gekidnappt, damit Indy eine geheimnisvolle Kiste identifiziert, in der sich ein Außerirdischer befinden soll, der 1947 in Roswell abgestürzt ist. Nach der spektakulären Flucht treibt es den Uni-Professor nach Europa, wo er in den Besitz einer mysteriösen Karte gelangt, die auf einen Goldschatz im peruanischen Urwald hinweist.
„Indiana Jones ist ein nostalgischer Held mit einem Hauch von pulp noir. Das heißt, im Vergleich zu einer Comicfigur hat dieser Charakter, der den auf holzhaltigem Papier (pulp) gedruckten Comcis der vierziger Jahre entsprungen scheint, ein kompliziertes Innenleben und seine dunklen Seite“, meint Georg Seesslen in „Die Zeit“ vom 15.05.08 (S. 52). „Vor allem aber ist Indy einer der letzten großen infantilen Helden, ein ewig suchendes Kind. Dr. Jones muss sich in Indiana Jones verwandeln, weil er einerseits in seiner bürgerlichen Existenz vor Langeweile umkommt, andererseits weil er unter dem Peter-Pan-Bewusstsein seines Schöpfers Steven Spielberg leidet: Kindbleiben und Erwachsenwerden sind gleich unmöglich.“
Die Rechte für die Verfilmung von Hergés Comic-Serie „Die Abenteuer von Tim und Struppi“, von denen seit 1929 insgesamt 23 Bände erschienen sind, hat sich Steven Spielberg schon vor dem Tod des belgischen Comic-Zeichners gesichert. Im ersten, von Spielberg selbst inszenierten Abenteuer der 3-D-Trilogie, lernt der junge Reporter Tim (Jamie Bell) und sein treuer Hund Struppi auf der Suche nach einer interessanten Story Kapitän Haddock (Andy Serkis) kennen. Sie nehmen die Spur zu einem Schatz auf, müssen dabei aber mit unliebsamen Verfolgern fertig werden, die es ebenfalls auf den Schatz abgesehen haben.

„Natürlich lässt einen die rasante Dramaturgie nicht wie beim Comic bei einzelnen Bildern verweilen. Dies und die vielen Action-Szenen sowie die Änderungen im Story-Verlauf dürften ‚Tim und Struppi‘-Puristen denn auch wie hunderttausend Höllenhunde aufjaulen lassen. Doch Film ist ein anderes Medium als Comics und Hergé hatte schon Recht, als er kurz vor seinem Tod zum jungen Spielberg sagte: ‚Wenn einst jemand meine Comics verfilmt, dann sollten Sie es sein.‘ Denn Spielberg führt einen zwar nicht in die Kindheit zurück, aber an einen Ort, der durch einen dreidimensionalen Nostalgie-Bilderrausch ähnlich viel Spaß macht“, resümiert Philippe Zweifel im Tagesanzeiger.
Mit seinem nächsten Film „War Horse“ widmet sich Spielberg einmal mehr dem Thema Krieg, das er aus unterschiedlichen Perspektiven in Filmen wie „Schindlers Liste“, „Das Reich der Sonne“, „Krieg der Welten“ oder „Der Soldat James Ryan“ bereits beackert hat. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Michael Morpurgo aus dem Jahre 1982 und erzählt die Geschichte eines Fohlens, das an die Armee verkauft wird und schnell in die Kämpfe des Ersten Weltkriegs in Frankreich konfrontiert wird, wo es durch seine hoffnungsvolle Ausstrahlung zu einem Sympathieträger für die Soldaten wird. Natürlich ist für die Musik einmal mehr John Williams verantwortlich gewesen.
John Williams und Steven Spielberg
“Es ist wie jede Art von Zusammenarbeit, künstlerisch oder anderweitig, die vielleicht Maßstäbe setzt für Leute, so geduldig miteinander zu sein und auf so komfortable Weise miteinander an so unterschiedlichen Projekten zu arbeiten. Es sagt, glaube ich, eine Menge über Steven Spielberg und vor allem über seinen Charakter aus. Er ist in jeder Hinsicht ein sehr loyaler Mann, der der Familie ebenso ergeben wie den Künstlern und Handwerkern, mit denen er arbeitet“, beschrieb John Williams einmal im Interview mit Thirteen die Zusammenarbeit mit Steven Spielberg. „Ich lernte Steven Spielberg in den frühen 70ern in den Universal Studios kennen. Wir wurden uns durch den älteren Jennings Lang vorgestellt, einem Vorsitzenden bei Universal, der mich fragte, ob ich mal mit einem 23-jährigen Mann zu Mittag essen würde, der gerade mit Goldie Hawn einen Film namens ‚Sugarland Express‘ gemacht hat. Ich traf Spielberg zum Essen. Wir gingen in ein sehr angesagtes Restaurant in Beverly Hills, wo wir speisten, und ich würde sagen, dass es das erste Mal in seinem Leben gewesen ist, dass er eine Flasche Wein vergoss. Er schien nicht zu wissen, was er machen sollte. Bemerkenswert an dem Essen aber war, abgesehen von der Bestellung der Flasche Wein, die keiner von uns trank, die Tatsache, dass er die Scores erinnerte, die ich geschrieben hatte, ‚The Cowboys‘ und ‚The Reivers‘, das William-Faulkner-Stück und andere Dinge, TV-Themen, die ich selbst fast schon vergessen hatte und die er summen konnte. ‚ Das ist dieses und jenes Thema aus diesem und jenem Film.‘ Also, ein Teil der Antwort über die Beständigkeit unserer Beziehung liegt in der Tatsache begründet, dass er Musik liebt und an ihr interessiert ist. Ich muss sagen, dass eines der größten Stücke von Glück in meinem Leben darin bestand, Steven Spielberg getroffen und eine Beziehung mit ihm zu haben, die über einen so langen Zeitraum so harmonisch und produktiv gewesen ist.“

Filmographie:
1968: Amblin'
1969: … und die Alpträume gehen weiter (Night Gallery) (Fernsehserie), Episode Eyes
1971: Duell (Duel) (Fernsehfilm; 1973 erweitert als Kinofilm)
1971: Columbo – Tödliche Trennung (Columbo: Murder By The Book) (Fernsehfilm)
1972: Haus des Bösen (Something Evil) (Fernsehfilm)
1973: Savage (Fernsehfilm)
1974: Sugarland Express (The Sugarland Express)
1975: Der weiße Hai (Jaws)
1977: Unheimliche Begegnung der dritten Art (Close Encounters Of The Third Kind)
1979: 1941 – Wo bitte geht’s nach Hollywood (1941)
1981: Jäger des verlorenen Schatzes (Raiders Of The Lost Ark)
1982: E. T. – Der Außerirdische (E.T. the Extra-Terrestrial)
1983: Unheimliche Schattenlichter (Twilight Zone – The Movie) (Segment 2: Kick The Can)
1984: Indiana Jones und der Tempel des Todes (Indiana Jones And The Temple Of Doom)
1985: Die Farbe Lila (The Color Purple)
1985: Unglaubliche Geschichten (Amazing Stories) (Fernsehserie), Episoden "Die Notlandung" (The Mission) und "Der Geisterzug" (Ghost Train)
1987: Das Reich der Sonne (Empire Of The Sun)
1989: Indiana Jones und der letzte Kreuzzug (Indiana Jones And The Last Crusade)
1989: Always – Der Feuerengel von Montana (Always)
1992: Hook
1993: Jurassic Park
1993: Schindlers Liste (Schindler’s List)
1997: Vergessene Welt: Jurassic Park (The Lost World: Jurassic Park)
1997: Amistad
1998: Der Soldat James Ryan (Saving Private Ryan)
1999: The Unfinished Journey
2001: A.I. – Künstliche Intelligenz (Artificial Intelligence: AI)
2002: Minority Report
2002: Catch Me If You Can
2004: Terminal (The Terminal)
2005: Krieg der Welten (War of the Worlds)
2005: München (Munich)
2008: Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels (Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull)
2011: Die Abenteuer von Tim und Struppi – Das Geheimnis der Einhorn (The Adventures of Tintin)
2011: Die Gefährten (War Horse)

Playlist: 
1 John Williams - Man Against Beast (Jaws) - 05:34
2 John Williams - Theme (Sugarland Express) - 03:37
3 John Williams - The Sentries (1941) - 03:32
4 John Williams - Suite (Close Encounters of the Third Kind) - 06:00
5 John Williams - Finale and End Credits (Indiana Jones and the Temple of Doom) - 06:18
6 John Williams - Call of the Crystal (Indiana Jones and the Crystal Skull) - 03:49
7 John Williams - E.T. and Me (E.T.) - 04:55
8 Quincy Jones - The First Letter (The Color Purple) - 05:03
9 John Williams - The Parachute (Amazing Stories: The Mission) - 03:02
10 John Williams - Cadillac of the Skies (Empire of the Sun) - 03:50
11 John Williams - The Rescue Operation (Always) - 05:19
12 John Williams - Theme from Jurassic Park (Jurassic Park) - 03:27
13 John Williams - The Trek (The Lost World: Jurassic Park) - 05:23
14 John Williams - Jewish Town (Schindler's List) - 04:38
15 John Williams - Crossing the Atlantic (Amistad) - 03:20
16 John Williams - Hymn to the Fallen (Saving Private Ryan) - 06:10
17 John Williams - The Mecha World (A.I.) - 06:22
18 John Williams - Minority Report (Minority Report) - 06:28
19 John Williams - The "Float" (Catch Me If You Can) - 04:56
20 John Williams - A Legend is Born (The Terminal) - 03:19
21 John Williams - Reaching the Country (War of the Worlds) - 03:23
22 John Williams - Remembering Munich (Munich) - 04:40
23 John Williams - The Return to Marlinspike Hall and Finale (The Adventures of Tintin: The Secret of the Unicorn) - 05:51

Montag, 14. Februar 2011

DIE 1. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 18.02.11 - Stunde 7: TV-Serien - die Anfänge

Was wäre das Fernsehen ohne seine Serien? Dass sie den größten Teil eines Fernsehprogramms ausmachen, liegt schließlich darin begründet, dass die Publikumsbindung aufgrund des hohen Wiedererkennungswertes enorm hoch ist und die Serienstars bestenfalls ein hohes Identifikationspotenzial besitzen. Eine eingängige Titelmelodie zum Mitsummen trägt viel dazu bei, diesen Wiedererkennungswert einer Serie zu erhöhen.

Als ab 1950, also auch mit dem Beginn der Produktion von Fernsehserien in den USA, die klassische Filmmusik um Elemente aus Jazz, Rock und Pop erweitert wurde, sind fetzige Erkennungsmelodien untrennbar mit ihren dazugehörigen Serien verbunden.
Dazu zählen natürlich Alexander Courages berühmtes „Star Trek“-Thema ebenso wie die fetzigen Nummern von Mike Post zu den Detektiv-Serien „Rockford“ und „Magnum“, Lalo Schifrins rhythmische Nummer zu „Mission: Impossible“, die natürlich auch thematisch in den Kinofilmen aufgegriffen wurde, oder auch das 1970 von Klaus Doldinger komponierte und seither regelmäßig am Sonntagabend ertönende Titelthema der „Tatort“-Reihe.
In der ersten Stunde unseren TV-Serien-Specials decken wir den Zeitraum von 1953 – beginnend mit den Evergreens von „Polizeibericht“ (1953) und „Peter Gunn“ (1958) – bis zu den elektronischen Arrangements, die Jan Hammer 1984 für die Cop-Serie „Miami Vice“ komponiert hat.

Playlist:
1 Alexander Courage - Main Theme (Star Trek, 1966) - 02:24
2 Ray Anthony - Main Theme (Polizeibericht/Dragnet, 1953) - 02:49
3 Quincy Jones - Main Theme (Der Chef/Ironside, 1967) - 03:55
4 Laurie Johnson - Main Theme (Mit Schirm, Charme und Melone/The Avengers, 1961) - 03:18
5 Lalo Schifrin - Main Theme (Mission: Impossible, 1966) - 04:16
6 Mike Post - Main Theme (Rockford, 1974) - 03:15
7 Patrick Williams - Main Theme (Die Straßen von San Francisco, 1972) - 02:53
8 Henry Mancini - Main Theme (Peter Gunn, 1958) - 02:00
9 Willie Bobo - Main Theme (Kojak, 1973) - 03:36
10 Mike Post - Main Theme (Magnum, 1980) - 03:26
11 Rhythm Heritage - Main Theme (S.W.A.T.) - 02:53
12 Jan Hammer - Main Theme (Miami Vice, 1984) - 02:30
13 Jerold Immel - Main Theme (Dallas, 1978) - 03:16
14 David Rose - Main Theme (Unsere kleine Farm, 1974) - 02:59
15 Bill Conti - Main Theme (Denver-Clan, 1981) - 02:45
16 Ingfried Hoffmann - Main Theme (Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt, 1972) - 02:25
17 Christian Bruhn - Neue Erfahrungen im Cyber-Space (Captain Future, 1980) - 03:39
18 Klaus Doldinger - End Titles (Tatort, 1970) - 03:30

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