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Donnerstag, 18. Mai 2023

Playlist #371 vom 21.05.2023 - Neuheiten 2023 (3)

In der dritten Sendung mit neuen Soundtracks in diesem Jahr präsentiere ich wieder einen bunten Mix aus originellen Kompositionen zu Serien wie „Perry Mason“, „Daisy Jones & The Six“, „The Mandalorian“, „1923“, „Carnival Row“, „Echo 3“ und „The Last of Us“ sowie neue Filmmusiken von Nicholas Britell, David Wingo, Dan Romer, Daniel Hart, Lucas Vidal, Marcel Barsotti, Tom Howe, Marcelo Zarvos und Kris Bowers
Christopher Young, der mit seinen Scores zu Drama-, Horror-, Thriller- und Abenteuer-Highlights wie „Hellraiser“, „Stark – The Dark Half“, „Jennifer 8“, „Species“, „Ghost Rider“, „Spider-Man 3“, „Copycat“, „The Wonderboys“, „Schiffsmeldungen“ und „The Grudge“ bekannt geworden ist, vertonte mit „Echo 3“ eine zehnteilige Serie auf Apple TV+, in der zwei Männer auf einer Rettungsmission nach einer jungen Wissenschaftlerin suchen, die in Südafrika gekidnappt worden ist. Young komponierte für den Thriller einen exotisch anmutenden Score mit kolumbianischem Feeling, mit Instrumenten, die absichtlich nicht akkurat gestimmt worden sind, was dem Score einen unruhigen, nervösen Touch verleiht. 
Während Christopher Young für die zehnteilige Serie drei Stunden Musik komponierte, von der er eine Stunde in zwei Suiten auf youtube bereitgestellt hat, kommt der in der Schweiz geborene und in Süddeutschland lebende und arbeitende Marcel Barsotti („Die Päpstin“, „Der Seewolf“) für die Kurzfilm-Dramedy „Das Portrait“ gerade mal auf fünf Minuten, die aber so schräg und unterhaltsam gelungen sind, dass ich die fünf Stücke der Soundtrack-EP zu einer Suite zusammengefasst habe. „Das Portrait“ handelt von einer Geschäftsfrau, die bei der Malerin Marianne ein Portrait in Auftrag gegeben hat und von dem Ergebnis schockiert ist. Barsotti wurde für seine Musik zu dem Kurzfilm u.a. beim Goldspire International Filmfestival, Rome International Movie Award und Mokkho International Film Festival ausgezeichnet. 
Zu den vielversprechenden Komponisten der jüngeren Generation zählt der Brite Tom Howe. Er arbeitete mit Harry Gregson-Williams an den Soundtracks zu „Exodus: Gods and Kings”, „Mulan“ und „Early Man“ sowie mit dessen Bruder Rupert an „Legend Of Tarzan“ und „Wonder Woman“ zusammen. Mittlerweile hat sich Howe, der auch als Songwriter für etliche Top-40-Hits verantwortlich zeichnet und auf beiden Seiten des Atlantiks Studios unterhält, längst als eigenständiger Komponist einen Namen gemacht, für die BBC-Natur-Dokumentation „The Mating Game“ ebenso Musik beigesteuert wie zur Amazon-Serie „Daisy Jones & The Six“, Nida Manzoors Martial-Arts-Action-und Bollywood-Komödie „Polite Society“ und Bill Holdermans Komödie „Book Club 2: Ein neues Kapitel“, in der Jane Fonda, Diane Keaton, Mary Steenburgen und Candice Bergen als vier Freundinnen nach Italien reisen, wobei Paulo Coelhos Selbstfindungs-Klassiker „Der Alchimist“ zum literarischen Reisebegleiter avanciert. 
Ilan Eshkeri ist für seine Arbeit an Filmen wie „Still Alice“, „Stardust“, „A Perfect Planet“ und „Ghost of Tsushima“ bekannt geworden. Nun vertonte er mit „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry ein Drama von Hettie MacDonald über einen gewöhnlichen Mann, der eines Tages bei der Post einen Brief einwirft und sich dann auf eine über 700 km lange Reise durch Großbritannien mit dem festen Glauben macht, dass seine Reise das Leben seiner alten Freundin Queenie retten wird, die in einem Hospiz im Sterben liegt... 
„Ein Großteil der Musik wurde von mir selbst auf der Violine und dem Klavier gespielt, zusammen mit sanfter Synthesizer-Begleitung und Streichern für die größeren emotionalen Momente. Musik, die ich sowohl aufführen als auch komponieren darf, ist immer sehr persönlich“, bekennt Eshkeri. „Alles entsteht aus einer einzigen Melodie, manchmal sind es nur abwechselnde Akkorde, wie die Links-Rechts-Bewegung beim Gehen, diese abwechselnde Bewegung hilft dem Geist, es zu verarbeiten. Während sich das Album entwickelt, verflechten sich die dunklen und hellen Versionen des Themas und werden immer komplexer, was schließlich zum kathartischen Ende führt. Dies wurde vom Gehen und Verarbeiten von Harold Fry inspiriert, aber es ist für jeden Zuhörer zum Gehen und Nachdenken da. Sowohl Musik als auch Gehen sind gut für die geistige Gesundheit und ich hoffe, dass diese Musik zu diesem Zweck geschaffen wurde.“ 
In „Gringa“, einem Drama von Marny Eng und E.J. Foerster, sucht ein problembeladenes Teenager-Mädchen in Mexiko nach ihrem ihr unbekannten Vater und setzt mit ihm alles daran, die zerstückelte Familie wieder zu vereinen. Den einfühlsamen Score arrangierte Timothy Williams mit einigen Latin-Elementen und einer Band, zu der auch sein Komponisten-Freund Tyler Bates zählt, mit dem er auch an „Agent Elvis“ zusammengearbeitet hat. 
Mit „The Light“ präsentiert die isländische Pianistin und Komponistin Eydís Evensen ihr zweites Album auf dem Sony-Label XXIM Records, wobei die aus dem rauen Norden der Insel stammende Musikerin zum einen die kargen und zerklüfteten Landschaften ihrer Heimat thematisiert, zum anderen die beiden Pole zwischen dem natürlichen Licht und dem inneren Licht, das uns leitet, bringt die innere Prägung mit der äußeren Erfahrung zusammen. 
Für das Stück „Tephra Horizon“, das sie mit kraftvollen Bläsern, Klavier und Streichern arrangierte, ließ sich Evensen von dem Vulkanausbruch des Fagradalsfjall im Jahr 2021 inspirieren und thematisierte den Abdruck, den die Asche eines einzigen Vulkanausbruchs in der Landschaft hinterlassen kann. Auf anderen Titeln des Albums, wie dem auf einem ihrer Gedichte basierenden „The Light II“, sind auch ein isländischer Chor oder ihre eigene Stimme zu hören. 
Die bereits 2021 produzierte kanadische Coming-of-Age-Komödie „Drinkwater“ von Stephen Campanelli steht in der Tradition von John Hughes‘ Teenager-Komödien in den 1980er Jahren und erzählt von der Freundschaft zwischen Mike Drinkwater, dessen Vater kaum einen Job halten kann, und einer jungen Frau, die in die Stadt zieht und mit der er gemeinsam die Herausforderungen des Lebens angeht. „Ich fühlte mich zu einer Reihe von Instrumenten hingezogen, darunter Auto-Harfe, Hackbrett, akustische und elektrische Gitarren und ein wunderschönes virtuelles Instrument namens Niue, das auf Weinglas-Aufnahmen basiert. Dies war die Grundlage für die Partitur. Einfache und nachdenkliche Motive, die ebenso integraler Bestandteil der Geschichte werden wie die Charaktere selbst. Es war eine kathartische Erfahrung, die Musik für diesen Film zu kreieren, da ich mich weit zurück in meinen emotionalen Kopfraum zurückziehen konnte, als ich ein Teenager war, und einige meiner Erfahrungen als Inspiration nutzen konnte, während ich die musikalische Reise für diesen Film gestaltete“, berichtet der in Los Angeles und Vancouver arbeitende Rich Walters über die ebenso vergnügliche wie einfühlsame Musik. 
Die spanische Dramakomödie „Alguien que cuide de mí“ von Daniela Fejerman und Elvira Lindo handelt von der jungen Schauspielerin Nora, die ihre vielversprechende Zukunft mit den beiden Säulen ihres Lebens aufbaut, ihrer Großmutter Magüi und ihrer Mutter Cecilia, die jeweils auf große Karrieren in der Unterhaltungsbranche zurückblicken können. Dann entdeckt Nora jedoch, dass ihre Mutter ein Geheimnis hütet, das sie ein Leben lang geprägt hat. 
„Die Musik von ,Alguien que cuide de mí‘ ist eine zarte Partitur, die uns dabei begleitet, das zu entdecken, was nie erzählt wurde, sie spiegelt eine intime Welt wider, die noch nie zuvor geteilt wurde. In diesem Soundtrack spielt das Klavier eine Hauptrolle, meisterhaft und feinfühlig gespielt von dem großen Iñaki Salvador. Eine Musik, die für Streichorchester und Holzbläser geschrieben wurde, ist manchmal eine romantische Musik, die sich nach vergangenen Zeiten sehnt, mit verletzenden Streichern“, erzählt die aus Pamblona stammende Paula Olaz. „Auf der Suche nach einem wunderbaren Horizont voller Licht bietet die Partitur zarte Klarinetten- und Fagottmelodien zusammen mit einem farbenfrohen und lebendigen Orchester.“ 

Playlist:

1. Christopher Young - Tk2 (Echo 3) - 02:48 
2. Marcel Barsotti - Suite (The Portrait) - 05:07 
3. Nicholas Britell - On the Run - Songe bien (Carmen) - 02:58 
4. Terence Blanchard - End Credits, Episode 6 (Perry Mason: Season 2) - 02:00 
5. David Wingo - Sally On The Move (Barry: Season 3) - 02:07 
6. Dan Romer - Hell Is Upon Us (Extrapolations) - 03:51 
7. Tom Howe - Arthur's Speech (Book Club: The Next Chapter) - 02:16 
8. Tom Howe - Go for a Dive (Daisy Jones & The Six) - 03:05 
9. Tom Howe - Finding Elephants (Secrets of the Elephants) - 03:08 
10. Kris Bowers - A Letter Came for You - Nanon (Chevalier) - 02:35 
11. Kris Bowers - Come Back to Me (Queen Charlotte: A Bridgerton Story) - 03:42 
12. Marcelo Zarvos - Learning to Box (Big George Foreman) - 03:47 
13. Etienne Forget - Mokhtar (AKA) - 03:13 
14. Carlos Rafael Rivera - Quinn Persigue (Chupa) - 03:04 
15. Lorne Balfe - Misdrop (Tetris) - 03:33 
16. Lorne Balfe - Meet Cute (Ghosted) - 03:23 
17. Nathan Wang - Memories at the Forest (One True Loves) - 03:11 
18. Ilan Eshkeri - My Son (The Unlikely Pilgrimage of Harold Fry) - 04:01 
19. Timothy Williams - Ashes on the Water (Gringa) - 02:31 
20. Lucas Vidal - Los detectives han llegado (Bienvenidos a Edén) - 03:19 
21. Chris Bacon - Somaris (65) - 03:09 
22. Gustavo Santaolalla - It Can't Last (The Last Of Us - Season 1) - 01:49 
23. Joseph Shirley - The Champ (Creed III) - 03:51 
24. Nathan Barr - End Credits (Carnival Row - Season 2) - 01:49 
25. Tyler Bates & Timothy Williams - Moroccan Mission (Agent Elvis) - 03:07 
26. Brian Tyler & Breton Vivian - Reading Letters (1923: Season 1, Vol. 1) - 03:39 
27. Hans Zimmer & David Fleming - The Funeral (The Night Logan Woke Up) - 05:43 
28. Philippe Rombi - Le calvaire de Suzette (Mon Crime) - 02:32 
29. Eydís Evensen - Tephra Horizon (The Light) - 03:02 
30. Rich Walters - Smashing Hank's World (Drinkwater) - 02:48 
31. Paula Olaz - Como llegue aqui aquella noche (Alguien que cuide de mí) - 03:10 
32. Jeff Cardoni - Break In (White House Plumbers) - 02:11 
33. Daniel Hart - Straight on 'Til Morning (Peter Pan & Wendy) - 02:14 
34. Siddharta Khosla - What About Dad (Rabbit Hole) - 02:32 
35. Gavin Brivik - 3…2…1… (How to Blow Up a Pipeline) - 02:54 
36. Joseph Shirley - Forever Forged in My Heart (The Mandalorian: Season 3 - Vol. 2) - 07:29

Dienstag, 1. November 2022

Playlist #357 vom 06.11.2022 - Neuheiten 2022 (7)

Halloween ist zwar gerade vorbei, aber ein paar schaurig-schöne Horror-Soundtracks habe ich doch noch im Programm für euch, so den endgültigen (?) Abschluss der über 40-jährigen „Halloween“-Reihe, zu der John Carpenter selbst damals wie heute mit für den Soundtrack verantwortlich zeichnete, Daniel Harts Musik zur Fernsehadaption von Anne Rices „Interview with the Vampire“, Michael Giacchinos „Werewolf by Night“, Guillermo del Toros Horror-Serie „Cabinet of Curiosities“ und der Neuverfilmung des modernen Horror-Klassikers „Hellraiser“
Außerdem gibt es neue Musik zu den Fernsehserien „The Lord of the Rings: The Rings of Power“, „House of the Dragon“, „Pennyworth“, „Barbarians“ und „Star Wars: Andor“ sowie neue Soundtracks von Alexandre Desplat, Daniel Pemberton, Carter Burwell und Ryuichi Sakamoto
Nach dem Auftakt mit Philippe Rombis Musik zu Christian Carions Drama „Im Taxi mit Madeleine“ mit Dany Boon in der Hauptrolle präsentiert Terence Blanchard seinen Score zu dem neuen Film von Gina Prince-Bythewood („Die Bienenhüterin“, „The Old Guard“). „The Woman King“ ist ein von wahren Ereignissen inspiriertes historisches Epos, das im Königreich Dahomey (dem heutigen Benin), einem der mächtigsten Staaten Afrikas im 18. Und 19. Jahrhundert, angesiedelt ist. Der Dahomey-König Ghezo (John Boyega) ist gezwungen, an die Besatzer Abgaben zu zahlen, was weder ihm noch seiner Generalin Nancisca (Viola Davis) gefällt. Nanisca ist die außergewöhnliche Anführerin der Agojie, einer Elite-Einheit, die nur aus Frauen besteht und für ihre außergewöhnliche Brutalität bekannt ist. Gerade als die rebellische Nawi (Thuso Mbedu) die anspruchsvolle Ausbildung bei den Agojie begonnen hat, spitzt sich der Konflikt zwischen Dahomey und seinen Besatzern zu. Die Oyo haben Sklavenhändler geschickt, die das Volk der besetzten Gebiete unterjochen und versklaven soll. Mit der Invasion sieht Nancisca endlich ihre Chance gekommen, sich an dem Oyo-Krieger Oba Ade (Jimmy Odukoya) zu rächen, der sie einst vergewaltigte... 
Von Lorne Balfe gibt es gleich zwei neue Arbeiten zu hören. Neben der gefälligen Musik zu Ol Parkers romantischen Komödie „Ticket ins Paradies“ mit dem Hollywood-Traumpaar Julia Roberts und George Clooney in den Hauptrollen hat Balfe auch die vielschichtige Musik zur Fernsehserie „Pennyworth“ beigesteuert. Die Prequel-Serie über Batmans Butler Alfred Pennyworth (Jack Bannon) thematisiert seinen Job bei der britischen Eliteeinheit des Special Air Service (kurz: SAS). Als junger Soldat genießt er das Leben, den Alkohol und die Frauen. In den 1960er-Jahren beschließt Alfred seine Fähigkeiten zu nutzen und einen privaten Sicherheitsdienst zu gründen. Die kürzlich gestartete dritte Staffel ist bereits in den 1970er Jahren angekommen. 
Der in London ansässige Alexander Parsons hat vor allem für Dokumentarserien und -filme die Musik beigesteuert, so für die BBC1-Serie „The Murder That Changed a Nation“, die sechsteilige BBC3 Dokumentation „American High School“, die Channel-4-Dokumentationen „Muslim Drag Queens“ und „Grayson Perry’s Dream House“ sowie die Dokumentationen „Rockfield: The Studio on the Farm“ und „The Real Michael Jackson“. Nun vertonte er Jesse Viles Dokumentations-Serie „Curse of the Chippendales“, die den dunklen Seiten der männlichen Striptease-Tanz-Truppe aus den 1980er Jahren folgt. 
„Die Musik hatte während der gesamten Serie zwei übergreifende Rollen. Die erste war, ein unmittelbares Gefühl für Zeit und Ort zu vermitteln, fast so, als würde eine Jukebox die Erzählung durch die Jahrzehnte begleiten“, berichtet Parsons über seine Arbeit. „Egal, ob die Themen in den 70ern von einer 13-köpfigen R’n‘B-Live-Band gespielt oder in den 80ern gegen Vintage-Synthesizer und Drum Machines ausgetauscht wurden, ich musste das Gefühl von Spaß und Abenteuer, das den Club in seinen frühen Jahren umgab, authentisch einfangen. Neben diesen Nadeltropfen war es mir wichtig, den dunkleren und unheimlicheren Zug der Geschichte einzufangen, der den Fluch repräsentiert.“ 
Der isländische Komponist Atli Örvarsson steuerte nicht nur die Musik zum Drama „No Limit – Sous Emprise“ vor, sondern legt nach seinem letztjährigen Album „Wolka“ mit „7 Cycles“ auch ein neues Solo-Album vor. 
,7 Cycles‘ ist eine Erforschung der Idee, dass unser Leben aus 7-Jahres-Zyklen besteht. Einige dieser Stücke sind neu und einige begleiten mich bereits seit einer Weile, so dass ich sagen kann, dass sie verschiedene Zyklen meines eigenen Lebens repräsentieren“, erzählt Örvarsson. „Ich verspürte auch den Wunsch, den Fokus auf das Solo-Piano zu setzen und auf die Verwundbarkeit, die damit einhergeht, keine große Orchestrierung Produktion zu haben, hinter der man sich verstecken könnte. Es ist eine Suche nach Ehrlichkeit und Rohheit der Emotion.“ 
„There’s Always Hope“ ist erst der zweite Film von Tim Lewiston nach dem 2012 veröffentlichten „The Hot Potato“ und erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die nach Portugal reist, um die Versöhnung ihrer Eltern in die Wege zu leiten. Die gemeinsame Arbeit zwischen Lewiston und Komponist Guy Farley begann mit einer Neuaufnahme von Michel Legrands Klassiker „The Windmills of your Mind“. 
„Ich sendete ihm ein Demo und einige Sänger. Ich wusste, dass es das war, was er sich vorstellte. Also, wie geht es anschließend von dort aus weiter? Willst du einen modernen Rom-Com-Score schreiben? Er sagte: ,Nein, ich möchte von dir etwas mehr im Stil von Michel Legrand. Dieser Film ist nicht The Thomas Crown Affair. Er untermalt die ganze Zeit die Emotion.“ 
So entstand ein leicht Jazz-beeinflusster, einfühlsamer und vom The Chamber Orchestra of London eingespielter Score, der mit den Vocals von Ayala Moore, Saxophon, Piano, Drums, Gitarren, Bass und Percussion eine sehr natürliche Aura verströmt. 
Jerry Goldsmith hat bereits in den 1960er Jahren angefangen, für Science-Fiction-Filme wie „The Satan Bug“, „Planet of the Apes“ und „Seconds“ zu komponieren, und legte innerhalb seiner langen Karriere noch viele weitere Meilensteine in diesem Genre vor, man denke nur an „Logan’s Run“, „Alien“, „Star Trek: The Motion Picture“ und „Total Recall“
Als er im Jahr 2000 für „Hollow Man“ engagiert wurde, war es nach „Total Recall“ (1990) und „Basic Instinct“ (1992) die dritte Zusammenarbeit mit Regisseur Paul Verhoeven. 
Goldsmith vereinte dafür elektronische Elemente mit Harfe, Streichern, Piano und Blechbläsern. Besonders viel Sorgfalt wendete Goldsmith beim Komponieren des Hauptthemas auf. 
„Also, viele Filme verfügen über kein Main Theme und legen einfach los“, wird Goldsmith in dem Booklet der erweiterten Neuveröffentlichung von „Hollow Man“ von Intrada zitiert. „Ich habe es immer als so etwas wie die Ouvertüre betrachtet. Ich habe zweieinhalb oder drei Minuten, um genau zu sagen, was in meinem Kopf vorgeht, worum in diesem ganzen Film geht. Wie kann es ganz einfach gesagt werden und sehr schnell? In diesem Fall ging es nicht um all die Gewalt und alles andere; es ging mehr um diesen Charakter, der sich an den Teufel verkaufte.“ 
Nils Frahm präsentiert nach seinem 2018er Album „All Melody“ und dem Nachfolgewerk „All Encores“ (2019) mit „Music For Animals“ ein über dreistündiges Album (auf 3 CDs/4 LPs), das ganz auf das sonst von ihm verwendete Piano verzichtet. 
„Meine ständige Inspiration“, erklärt Frahm, „war etwas so Faszinierendes, wie einen großen Wasserfall oder die Blätter eines Baumes im Sturm zu beobachten. Es ist gut, dass wir Symphonien und Musik haben, wo es eine Entwicklung gibt, aber weder ein Wasserfall braucht einen Akt 1, 2, 3 sowie ein Ergebnis, noch die Blätter an einem Baum im Sturm. Manche Leute mögen es, die Blätter rascheln zu sehen und die Zweige sich bewegen. Diese Platte ist für sie.“ 
Mit den teils über zwanzigminütigen Stücken erschafft Frahm meditative Soundscapes mit hypnotischer Wirkung. „Es führt alles zu diesem Wasserfall zurück. Wenn du ihn betrachten willst, betrachte ihn. Wenn nicht, musst du es nicht tun. Es wird immer dasselbe sein, wenn auch nie genau so.“ 
Mit „OKYAN“ erscheint das erste Klavieralbum der Komponistin mit dem Künstlernamen Aeden Azora, die im Alter von fünf Jahren mit dem Klavierspiel begann, später Jazz und klassische Komposition studierte und elektronische Musik produzierte. In den vielen Jahren ihres musikalischen Schaffens zog sie es vor, im Hintergrund zu bleiben und schrieb vorwiegend als eine der wenigen weiblichen Vertreterinnen des Komponistenberufes für Theater und Film. 
„Ich will meine Musik von jedweden Zuschreibungen lösen, die einem durch den Namen - kulturell oder territorial - zugeordnet werden. Ich bin gern nur ein Vagabund auf der Suche nach universeller Schönheit“, meint die von Komponisten wie Sakamoto, Evans, Glass, Chopin, Reich und Bach beeinflusste Künstlerin. Zu dem Albumtitel, der in ihrer Muttersprache „Ozean“ bedeutet, erklärt sie: 
„Ich bin am Meer aufgewachsen. Meine Heimat musste ich früh hinter mir lassen. Aber das Meer ist geblieben... Wo immer ich bin – wenn ich das Meer sehe, bin ich Zuhause. In einer Zeit des Aufruhrs, als die Welt sowohl brannte als auch still stand, zog es mich an mein Klavier zurück, um dem Chaos etwas friedfertiges entgegenzusetzen, mein kleines Stück Zuhause in Musik einzufangen und diesen imaginären Ort so auch für andere begehbar machen.“ 
Maggie Peren erzählt in ihrem Film „The Forger“ die Geschichte des 21-jährigen Cioma Schönhaus, der sich von niemandem die Lebensfreude nehmen lässt, schon gar nicht von den Nazis. Mit der Identität eines Marineoffiziers, den er für sich selbst geschaffen hat, stürzt er sich in das Nachtleben der Stadt und findet in den dunkelsten Momenten des Krieges sogar eine zerbrechliche Hoffnung auf Liebe. Den ganzen Tag über fälscht er Ausweise mit nur einem Pinsel. 
Der in Bulgarien geborene und in den USA lebende Mario Grigorov hat für Lee Daniels die Filme „Shadowboxer“, „Tennessee“, „Precious“ und „The Paperboy“ vertont und für „The Forger“ vor allem mit folkloristischen Elementen gearbeitet. 
„Von Anfang an fühlte ich mich leidenschaftlich der Musik für den Film verbunden und begann schnell und natürlich zu komponieren. Ich kreierte Themen und Walzer, die jüdische Folkloreelemente mit zusätzlichen lebendigen und jugendlichen Fusionen verschiedener Stile von Jazz, Klassik und Folk kombinierten. Um die richtigen musikalischen Texturen zu erhalten, habe ich Berliner Musiker für Live-Aufnahmen von Instrumenten wie Trompete, Klarinette, Akkordeon, Viola, Schlagzeug und Kontrabass eingesetzt.“ 
Zu den Horror-Scores in dieser Sendung zählt nach Jerry Goldsmiths „Hollow Man“ und Michael Giacchinos „Werewolf By Night“ auch Kenneth Lampls „Sissy“. Der Film handelt von den beiden Teenager-Freundinnen Cecilia und Emma, die sich nach etlichen Jahren zufällig wieder begegnen. Als Cecilia zu Emmas Junggesellinnen-Wochenende eingeladen wird, wird sie aus Rache in eine abgelegene Hütte eingesperrt, wo sie einem Highschool-Tyrannen ausgeliefert ist. 
„Die Partitur lässt sich am besten als psychotische Achterbahn beschreiben“, meint Kenneth Lampl („Frontera“, „Winter of Frozen Dreams“, „Royal Kill“). „Er bewegt sich vom finsteren italienischen Giallo und dem spannungsgeladenen Herrmann-artigen Thriller zu überschwänglicher, zuckerhaltiger Disney-Magie. Die Musik soll das unwirkliche, innere Fantasieland der sozialen Medien und seine Auswirkungen auf den sich langsam entwirrenden Geist unserer Hauptfigur Sissy einfangen.“
Mit Spannung erwartet wird die von Guillermo del Toro („Pan’s Labyrinth“, „The Shape of Water“) entwickelte und produzierte Horror-Serie „Cabinet of Curiousities“, zu der acht Regisseure ganz unterschiedliche Geschichten inszeniert haben, die sowohl klassischen Horror-Genres huldigen als auch neue Wege gehen. In der von David Prior inszenierten Folge „The Autopsy“ geht es um einen Gerichtsmediziner, der an dem mysteriösen Tod einer Gruppe Minenarbeiter arbeitet. Er ist alleine mit seinem Tonbandgerät in einer Lagerhalle, um die Ereignisse festzuhalten. 
Christopher Young („Hellraiser“, „Friedhof der Kuscheltiere“) komponierte neben dem fesselnden Titeltrack einen atmosphärisch dichten Grusel-Score, der das Grauen auf dem Bildschirm adäquat untermalt. In „Dreams in the Witch House“ sucht ein Mann sehnsüchtig danach, dass es das Jenseits wirklich gibt, nachdem seine Schwester als Kind vor seinen Augen starb und in eine andere Welt geschickt wurde. Neben Christopher Young sind auch Komponisten wie Jed Kurzel und Jeff Danna auf dem Soundtrack vertreten sowie die Titelthemen von Holly Amber Church. 
Guillaume Roussel, der als Mitglied von Hans Zimmers „Remote Control Productions“-Team an James L. Brooks’ „Woher weißt du, dass es Liebe ist?“ und „Pirates of the Caribbean 4: Fremde Gezeiten“ beteiligt war, zählt zu den vielversprechendsten französischen Filmkomponisten. 
Für Jérôme Salles Thriller „Kompromat“ steuerte er einen pulsierenden Action-Score bei. Der Film handelt von Mathieu Roussel (Gilles Lellouche), der 2017 in Russland vor den Augen seiner Tochter festgenommen und inhaftiert wird. Als französischer Expatriate ist er Opfer eines „Kompromats“ geworden, kompromittierender gefälschter Dokumente, die vom russischen Geheimdienst verwendet werden, um einem Staatsfeind zu schaden. Da ihm eine lebenslange Haftstrafe droht, bleibt ihm nur eine Möglichkeit: Er muss fliehen und auf eigene Faust nach Frankreich gelangen. Mit „Novembre“ vertonte Roussel dazu ein Thriller-Drama von Cédric Jimenez, der fünf Tage eine französische Anti-Terror-Einheit während der Jagd auf die Verdächtigen verfolgt, die für die Anschläge vom November 2015 in Paris verantwortlich gewesen sind. 
„Ich wollte, dass die Musik dazu beiträgt, Emotionen, Seele und in gewisser Weise ein Gefühl von Menschlichkeit durch viele Stimmentöne zu vermitteln. Diese verarbeiteten Vocals, die man während des größten Teils der Partitur hört, sind in gewisser Weise ein Symbol für all die anonymen Opfer, die tragischerweise ihr Leben verloren haben“, meint Roussel. „Und auch die Stimme ohne Sprache unterstreicht die starke Solidarität und den Zusammenhalt, den ein ganzes Land plötzlich gegen den Terrorismus empfand, der die Grenzen von Religion, Alter usw. durchbricht. Dieser Film war eine kraftvolle Erfahrung für mich, da ich auch eine neue Palette synthetischer Klänge erkunden konnte.“ 

Playlist: 

1. Philippe Rombi - Un nouveau jour (Une belle course) - 05:13 
2. Terence Blanchard - Nawi and Izogie [Part 2] (The Woman King) - 03:23 
3. Carter Burwell - My Life Is On Inisherin (The Banshees of Inisherin) - 03:43 
4. Guy Farley - Truth (There Is Always Hope) - 02:47 
5. Jerry Goldsmith - The Hollow Man (Hollow Man) - 03:00 
6. Michael Giacchino - End Shredits (Werewolf By Night) - 04:21 
7. Lorne Balfe - Dolphin Spirit (Ticket to Paradise) - 02:02 
8. Lorne Balfe - Gully's Lament (Pennyworth - Season 3) - 02:54 
9. Alexandre Desplat - We Found Richard (The Lost King) - 03:10 
10. Alexander Parsons - Destiny II (Curse of the Chippendales) - 03:20 
11. Óscar Araujo - Underwater Fight (42 segundos) - 02:46 
12. David Holmes - The Resistance (Robbing Mussolini) - 02:20 
13. Ryuichi Sakamoto - Pride (Exception) - 02:11 
14. Atli Örvarsson - Inertia (7 Cycles) - 05:26 
15. Nils Frahm - Right Right Right (Music For Animals) - 07:26 
16. Aeden Azora - Moire I (Okyan) - 03:08 
17. Mario Grigorov - You're Dangerous (The Forger) - 02:31 
18. Rémi Boubal - The Grand Departure (Teach Me If You Can) - 02:23 
19. Linda Perry - Writing the Story (Luckiest Girl Alive) - 02:33 
20. GoGo Penguin - Ascent (Between Two Waves) - 04:42 
21. Kenneth Lampl - End Credits (Sissy) - 02:48 
22. Daniel Pemberton - Full House (See How They Run) - 03:22 
23. Daniel Pemberton - Something Suspicious (Amsterdam) - 03:12 
24. Daniel Hart - The Fantasy of Happiness (Interview With the Vampire) - 04:05 
25. Ramin Djawadi - The Power of Prophecy (House of the Dragon - Season 1) - 02:37 
26. Bear McCreary - Memories of Dancing (The Lord of the Rings: The Rings of Power - Season 1, Episode 7: The Eye) - 03:49 
27. Aaron Zigman - Sam's Story (A Jazzman's Blues) - 02:45 
28. Nicholas Britell - Past/Present Suite (Star Wars: Andor: Vol. 1) - 03:45 
29. Volker Bertelmann - Flavus and Marbod (Barbarians - Season 2) - 02:30 
30. Christopher Young - The Autopsy (Cabinet of Curiosities) - 02:00 
31. John Carpenter, Cody Carpenter & Daniel Davies - Corey's Requiem (Halloween Ends) - 02:02 
32. Guillaume Roussel - Mathieu's Hunt (Kompromat) - 01:52 
33. Guillaume Roussel - Novembre (Novembre) - 03:11 
34. Nick Cave & Warren Ellis - Nembutal (Blonde) - 02:55 
35. Nick Cave & Warren Ellis - No Easy Answers (Dahmer Monster) - 02:47 
36. Ben Lovett - Point of No Return (Hellraiser) - 01:56
37. Atli Örvarsson - Mathieu Dive (No Limit) - 07:17

Samstag, 12. Oktober 2019

Playlist #277 vom 13.10.2019 - NEUHEITEN 2019 (6)

Nach zwei Monaten ist es wieder an der Zeit, neue Scores und Artverwandtes bei Soundtrack Adventures zu präsentieren. Mit dabei sind alte Bekannte wie Max Richter, Craig Armstrong, Brian Tyler, Zbigniew Preisner, Pascal Gaigne, neue Musik aus Fernsehserien wie „13 Reasons Why“, „Handmaid’s Tale“ und „Yellowstone“, Wieder- und Neuveröffentlichungen früherer Arbeiten von Kenyon Hopkins und Christopher Young sowie eine neue Stummfilmmusik des Sheffielder Duos In The Nursery.

Den Anfang macht Max Richter, der bei „Ad Astra“ erstmals mit Regisseur James Gray („Helden der Nacht – We Own the Night“, „Two Lovers“) und Hauptdarsteller Brad Pitt zusammenarbeiten durfte. In dem Science-Fiction-Film, der gerade in den deutschen Kinos läuft, spielt der Hollywood-Star einen Astronauten und Raumfahrt-Ingenieur, der im All nach seinem Vater (Tommy Lee Jones) sucht, der vor dreißig Jahren mit seiner Crew nach außerirdischem Leben forschen wollte, zu dem aber der Kontakt abbrach, als sie zuletzt Neptun umkreisten. Richter sah Anfang 2018 einen ersten Rohschnitt des Films und sprach mit dem Regisseur und Brad Pitt einige erste Gedanken, worauf der Komponist eigene Ideen abseits des Films entwickelte, Themen und Psychologie des Materials erforschte und sich dabei von den „Voyager“-Missionen der NASA inspirieren ließ, die Ende der 1970er andere Planeten erforschen sollten.
In die Kompositionen aus Streichern, Electronics und Vocals integrierte er auch Klänge, die während der ersten beiden „Voyager“-Missionen übertragen wurden.
„Dieser ,Location Aufnahme‘-Ansatz erlaubte mir, tatsächliches Material zu verwenden, das dort aufgenommen wurde, wo die Geschichte spielt, wenn Brad beispielsweise Saturn oder Jupiter hinter sich lässt, können wir wirklich Musik hören, die aus den Daten gewonnen wurde, die die Voyager von dieser Seite übertragen hat“, erklärt Max Richter. „Die Musik illuminiert so die Geschichte in zweierlei Hinsicht: sie illustriert in traditioneller Filmmusik-Weise, was in der Geschichte geschieht, aber sie dokumentiert die Reise auch auf eine gänzlich neue Weise, indem sie Material enthält, das tatsächlich auf den Reisen eingefangen worden ist.“
Ihre zweite Zusammenarbeit nach „Lion – Der lange Weg nach Hause“ präsentieren Dustin O’Halloran und Volker Bertelmann mit dem Score zu Simon Curtis‘ „Enzo und die wundersame Welt der Menschen“. Der neue Film vom „Goodbye Christopher Robin“-Regisseur basiert auf dem Bestseller „The Art of Racing in the Rain“ (so der Originaltitel des Films) von Garth Stein und erzählt die Geschichte eines Formel-Eins-Fahrers, seiner Frau, seiner jungen Tochter und vor allem seines besten Freundes Enzo. Der Hund (Stimme im Original von Kevin Costner) glaubt an die mongolische Legende, die besagt, dass ein Hund, sobald er dazu bereit ist, in seinem nächsten Leben als Mensch wiedergeboren wird. Darauf will Enzo bestmöglich vorbereitet sein und so verbringt der Hund viel Zeit damit, die Menschen um sich herum zu beobachten und über das Leben zu philosophieren. O’Halloran („Transparent“, „The Hate U Give“) und Bertelmann („Patrick Melrose“, „Adrift“) kreierten dazu einen von Streicher- und Piano-Klängen dominierten Score, der neben meist gefühlvollen Kompositionen auch dramatische und rhythmische Elemente enthält.
Das trifft auch auf Bertelmanns Musik zur Bestseller-Verfilmung „Gut gegen Nordwind“ von Daniel Glattauer zu.
2015 präsentierte die chinesische Schriftstellerin und Drehbuchautorin Sanyuan Peng ihr Spielfilmdebüt „Lost and Love“, in dem es um die Liebe zwischen Eltern und ihren Kindern geht. Andy Lau („The House of Flying Daggers“) spielt einen Mann, der sich auf eine 14 Jahre währende Suche nach seinem Sohn macht, der im Alter von zwei Jahren verschwunden war, und dabei auf einen jungen Mechaniker trifft, der ebenfalls als Kind entführt wurde. Für die Vertonung der Geschichte über Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung, Mut und Beharrlichkeit hat Peng den polnischen Komponisten Zbigniew Preisner engagiert, den die Filmemacher während eines Festivals in Shanghai kennenlernte, wo der Komponist „Preisner conducts Kieslowski“ aufführte. Preisner hatte nach Sichtung des Films gleich eine genaue Vorstellung von der Musik, die er dazu kreieren wollte. „Chinesen haben eine andere Vorstellung von Freude und Traurigkeit, aber die Geschichte des Films ist universell – ein Vater sucht nach seinem Kind und ein Junge sucht nach seinen Eltern. Das kann an jedem anderen Ort der Welt geschehen. So überzeugte ich die Regisseurin, eine universelle Musik zu komponieren.“
Der einfühlsame Score, der nun von Caldera Records erstmals auf CD veröffentlicht worden ist, vereint sanfte Streicher- und Piano-Klänge mit Akzenten von Flöte und Gitarren.
Mit „The Seashell and the Clergyman“ veröffentlichen die Sheffielder Zwillingsbrüder Klive & Nigel Humberstone alias In The Nursery bereits ihren neunten Soundtrack innerhalb ihrer Optical Music Series, in der u.a. zuvor neu komponierte und eingespielte Soundtracks zu Stummfilmklassikern wie „The Cabinet of Dr. Caligari“, „Asphalt“, „Man with a Movie Camera“, „The Passion of Joan Arc“ und „The Fall of the House of Usher“ erschienen sind. „The Seashell and the Clergyman“ aus dem Jahre 1928 wird weithin als erster surrealistischer Film angesehen und wurde von Germaine Dulac nach einer Idee von Antonin Artaud inszeniert. In The Nursery haben die umfangreiche Symbolik des feministischen Films durch die Verbindung von außergewöhnlichem Sounddesign und experimentellen Aufnahmetechniken zu interpretieren versucht.
In der spanischen Dramedy „To Live Twice“ von Regisseurin Maria Ripoll („Don’t Blame Karma for Being an Idiot“) unternimmt ein Mann mit seiner Tochter Julia und Enkelin Blanca einen verrückten Road-Trip auf der Suche nach der ultimativen Liebe. Musikalisch unterstützt werden sie bei ihrem Vorhaben vom spanischen Komponisten Arnau Bataller („The Valdemar Legacy“, „[REC]3: Genesis“) und dem in Barcelona lebenden britischen Komponisten Simon Smith („Now or Never“), die einen von sanften Piano- und Streicherklängen geprägten Score eingespielt haben.
Etwas turbulenter geht es in Alfonso Cortés-Cavanillas’ 1944 angesiedelten spanischen Western „Sordo: The Silent War“ zu, in dem eine örtliche Guerilla-Truppe die Widerstandskämpfer dabei unterstützt, die Infrastruktur des Regimes von General Franco zu zerstören und den Machthaber zu stürzen. „Carlos‘ Komposition ist genau das, worüber wir so lange gesprochen haben“, erklärt der Regisseur. „Perfekt. Präzise. Episch. Sie macht den Film größer, bringt den Western, oder in diesem Fall diesen spanischen Western, zum Leben. Musik wird zu einem eigenen Charakter in der Geschichte. Sie begleitet und unterstützt, was meiner Meinung nach ein großartiger Soundtrack tun sollte.“ Inspiriert vom großen Ennio Morricone schuf Carlos Martín Jara einen abwechslungsreichen Score mit Orchester, Chor und einzelnen Akustik-Akzenten.
In seinem über einen Zeitraum von mehr als sechs Jahren entstandenen und in über zwanzig Ländern auf der ganzen Welt gedrehten Essayfilm „Finis Terrae“ hat Regisseur Konstantin Ferstl versucht, eine ganz persönliche Geschichte des vergangenen Jahrhunderts zu erzählen. Die Reise führt über Fidel Castros Begräbnis bis zur versteinerten Theokratie in Nordkorea, vom Tod des Kommunismus bis zur Auferstehung des Kapitalismus.
„Für mich war dieser Film generell eine der größten Herausforderungen seitdem ich Filmmusik mache. Zum einen kenne ich keinen Film vergleichbarer Machart, zum anderen ist die Thematik sehr komplex und wird mit vielen sprachlichen und bildlichen Metaphern erzählt“, verrät Komponist Christoph Zirnbigl im Interview mit dem Theater Regensburg, wo am 01.02. dieses Jahres ein Filmkonzert von „Finis Terrae“ aufgeführt worden ist. „Das alles sind Merkmale, die Konstantins Filme schon immer ausgezeichnet haben, in ,Finis Terrae‘ noch intensiver als in allen bisherigen seiner Werke. Die Musik eröffnet in ,Finis Terrae‘ eine komplett eigenständige Erzählebene, mal zeichnet sie die emotionalen Bögen der Geschichte nach, mal fügt sie in Form von musikalischen Zitaten eigene Querverweise ein. Die besondere Schwierigkeit bestand hier darin, dass fast über den ganzen Film hinweg ein Erzähler und verschiedene Protagonisten zu hören sind, denen die Musik trotz ihrer Länge von 82min (bei 92min Film) und trotz der üppigen Instrumentierung mit Symphonieorchester und Chor genug Raum lassen musste.“
Regisseur Brett Leonard hatte bereits 1992 mit der Stephen-King-Verfilmung von „Der Rasenmäher-Mann“ sein Faible für Science-Fiction-Storys unter Beweis gestellt und 1995 mit „Hideway“ einen Horror-Thriller von Dean Koontz verfilmt. Im selben Jahr inszenierte er mit „Virtuosity“ mit Denzel Washington und Russell Crowe seinen letzten größeren Film und engagierte für die musikalische Untermalung Christopher Young, der durch seinen bemerkenswerten Score für die Paramount-Produktion „Jennifer 8“ bewiesen hatte, dass er auch für Major-Produktionen in Frage kam. Für „Virtuosity“ kreierte er einen Cyberpunk-Mix aus synthetischen Strukturen, Techno-Beats und E-Gitarren-Riffs, für die emotionaleren Momente aber auch Streicher und Piano verwendete.
„Downhill Racer“ (dt. „Schussfahrt“) bedeutete 1969 das Regiedebüt für Michael Ritchie und präsentierte Robert Redford in einer weiteren bemerkenswerten Hauptrolle nach seinen Auftritten in Arthur Penns „Ein Mann wird gejagt“, Sydney Pollacks „Dieses Mädchen ist für alle“ und Gene Saks‘ „Barfuß im Park“. Er spielte den ebenso ehrgeizigen wie egoistischen Skifahrer David Chappellet, der im erweiterten Kader hofft, unter Trainer Eugene Claire (Gene Hackman) noch ins Olympische Team zu kommen. Kenyon Hopkins, der zuvor für so dialoglastige und Charkterentwicklungsfilme wie „Baby Doll“, „Wild River“, „The Fugitive Kind“ und „The Hustler“ die Musik komponierte, schuf für „Downhill Racer“ einen unterhaltsamen Big-Band-Orchester-Mix, der Streicher, Bläser, Keyboards und Percussion miteinander verband.
Playlist:
1. Max Richter - To the Stars (Ad Astra) - 03:30
2. Dustin O'Halloran & Volker Bertelmann - Walking in the Woods (The Art of Racing in the Rain) - 02:43
3. Volker Bertelmann - Emmi statt Emma (Gut gegen Nordwind) - 03:39
4. Alain Johannes & Alessandro Cortini - The Long Road (Tom Clancy's Ghost Recon: Breakpoint) - 03:23
5. Zbigniew Preisner - Flashback (Lost and Found) - 05:45
6. Craig Armstrong & Scott Fraser - November [from Neds] (Music for the Films of Peter Mullan) - 05:01
7. Craig Armstrong - Orphans Theme [from Orphans] (Music for the Films of Peter Mullan) - 03:48
8. Mychael Danna - Grace Meets Isabel (After the Wedding) - 04:29
9. Nils Frahm - All Armed (Encores 3) - 11:39
10. Jeff Russo - End Credits Suite (Lucy in the Sky) - 04:32
11. Daniel Hart - You Listen to Your Inside Voice (Light of my Life) - 03:55
12. Arnau Bataller & Simon Smith - Final Embrace (To Live Twice) - 03:10
13. Carlos M. Jara - Do Not Look, Rosa (Sordo: The Silent War) - 03:14
14. Pascal Gaigne - Remember Me [Finale] (Remember Me) - 05:49
15. Pascal Gaigne - La trinchera infinita / Final (La trinchera infinita) - 04:08
16. Christoph Zirngibl - Weary Dreams (Finis Terrae) - 03:35
17. In The Nursery - Vestibule (The Seashell and the Clergyman) - 03:09
18. Brian Tyler - Family Members Only (Ready or Not) - 03:55
19. Brian Tyler - You Happened (Yellowstone - Season 2) - 03:59
20. Brian Tyler - John and Gabrielle (Rambo Last Blood) - 05:02
21. Hildur Guðnadóttir - Meeting Bruce Wayne (Joker) - 04:36
22. Eskmo - Our Families (13 Reasons Why - Season 3) - 03:20
23. Adam Taylor - Offred Explores Her Room (The Handmaid's Tale) - 03:29
24. Christopher Young - Parker Saves the Girl (Virtuosity) - 06:08
25. Kenyon Hopkins - Powder Snow (Downhill Racer) - 02:52
26. Craig Armstrong - Lowry End Titles (Mrs. Lowry and Son) - 09:33

Samstag, 3. August 2019

Playlist #272 vom 04.08.2019 - NEUHEITEN 2019 (5)

In der ersten Neuheiten-Sendung der zweiten Jahreshälfte gibt es eine bunte Mischung aus Horror-Scores („Ma“, „Child’s Play“), Musik zu Familien-Abenteuern („The Lion King“, „Spider-Man: Far from Home“, „Playmobil – The Movie“), Fernsehserien („Too Old to Die Young“, „Strange Angel“, „The X-Files“, „The Expanse“, „Star Trek: Discovery“, „The Name of the Rose“) sowie Neu- und Wiederveröffentlichungen klassischer Soundtracks („Monsignor“, „Lawman“, „Birds Do It, Bees Do It“, Chato’s Land“, „Young Sherlock Holmes“).

Nach dem gefühlvollen Opener von Guy Jackson zum Videospiel „Sea of Solitude“, das den Spieler auf eine persönliche Reise in die Einsamkeit führt, die durch den Verstand einer jungen Frau namens Kay erfahren wird, und der Musik von Ryan Blotnick & Tyler Wood zu dem Netflix-Dokumentarfilm „Knock Down the House“ über vier Frauen aus dem Lager der amerikanischen Demokraten, die 2018 für den Kongress kandidierten, entführen uns Hugar mit ihrem zweiten Album „Varda“ in typisch isländische Klangwelten. Das 2013 von Bergur Þórisson und Pétur Jónsson gegründete Duo hat bereits in verschiedenen Funktionen für Künstler wie Björk, Ólafur Arnalds, Jóhann Jóhannsson und Sigur Ros gearbeitet und mit „Varda“ ein wundervolles Album kreiert, das auf organische Weise elektronische und akustische Elemente zu einem mal verträumten, mal sanft groovenden Klangteppich verwebt, mit dem Hugar eine nie endende Reise beschreiben wollen.
Nach „Drive“, „Only God Forgives“ und „The Neon Demon“ kommen der dänische Filmemacher Nicolas Winding Refn und Komponist Cliff Martinez auch zur Amazon-Mini-Serie „Too Old to Die Young“ zusammen, in der ein Detective in Los Angeles ein Doppelleben als Auftragskiller führt.
In die Weiten des Alls führt uns nicht nur Jeff Russo mit der Musik zur zweiten Staffel von „Star Trek: Discovery“, sondern auch David Stone Hamilton mit seinem orchestral wuchtigen Score zu Carl Strathies Sci-Fi-Thriller „Solis“.
,Solis‘ ist ein Weltraum-Survival-Thriller, mit einer Hauptfigur, die sich im Wettlauf mit der Zeit befindet, um seinen Retter zu treffen“, erklärt der in Los Angeles beheimatete Komponist. „Wir wollten einen Score kreieren, der die steigende Spannung und den bevorstehenden Untergang mit einer musikalisch inszenierten ,tickenden Zeitbombe‘ reflektiert, die auf verschiedene Arten eingesetzt wird. Manchmal ist es buchstäblich eine tickende Uhr, und manchmal verwenden wir moderne Percussion-Effekte oder Col-Legno-Streicher, um diesen Effekt zu erzielen. Unser Solarthema repräsentiert die Größe und fast hypnotische Anziehungskraft der Sonne sowie die existenzielle Bedrohung, die es für unseren Protagonisten darstellt. Ein weiteres wichtiges Thema war das ansteigende Halbtakt- oder Moll-Sekundenintervall, das John Williams‘ brillanter ,Jaws‘-Partitur entspricht, um die inhärente Spannung mit diesem dissonanten Intervall zu erzeugen. Wir haben auch einige Momente für ein koreanisches Instrument namens Haegeum reserviert, das einen wirklich jenseitigen Klang besitzt.“ 
Aus dem Hause des Blumhouse-Studios, das uns bereits moderne Horror-Perlen wie „Get Out“, „ Happy Death Day“, „Split“, „Glass“, „Paranormal Activity“ und „The Purge“ beschert hat, kam Ende Mai mit „Ma – Sie sieht alles“ ein neues Werk ins Kino, zu dem Gregory Tripi („Dark Places“) einen überwiegend elektronischen Score komponiert hat. Tripi, der sowohl für Christopher Young („Der Fluch – The Grudge 2“, „Drag Me To Hell“) als auch für Cliff Martinez („Drive“, „Contagion“) als Musikprogrammierer, Score-Produzent und Komponist zusätzlicher Musik tätig gewesen ist und als eigenständiger Komponist für Fernsehserien wie „Manhunt: The Unabomber“ und „The Fix“ verantwortlich zeichnete, hat den atmosphärischen Score zu „Ma“ aber auch mit ungewöhnlichen Instrumenten wie Fagott und Ukulele verfeinert und damit das eher klassische Set-up von Klavier, Cello und Vocals ergänzt.
Nachdem Caldera Records bereits früher in diesem Jahr Gerald Frieds Score zum Horror-Thriller „The Baby“ (1973) veröffentlicht hatte, legt das Label nun mit Frieds Oscar-nominierten Score zu „Birds Do It, Bees Do It“ (1974) nach. Der Dokumentarfilm von Nicolas Noxon und Irwin Rosten geht der Frage nach, wie sich nicht nur Bakterien, sondern vor allem verschiedene Tiere reproduzieren. Fried entschied sich, menschliche Wesen in dem Score mit tonalen Themen abzubilden, während Tieren weniger organisierte und thematisierte, aber doch melodische Musik zugeordnet werden sollte. Während das Liebesspiel von Insekten mit elektronischen Instrumenten und/oder Percussions untermalt wurde, bekamen Amöben rein synthetische Klänge zugeordnet.
In der Reihe Intrada Special Collection sind zuletzt einige Klassiker in erweiterter Fassung erschienen, so vor allem John Willams‘ mit dem London Symphony Orchestra eingespielter Score zu Frank Perrys Drama „Monsignor“ aus dem Jahre 1982 mit Christopher Reeve und Genevieve Bujold in den Hauptrollen. Williams komponierte ein wundervolles Hauptthema mit der Solo-Trompete von Maurice Murphy, mit dem Williams bereits 1977 bei „Star Wars“ zusammengearbeitet hatte. Die Expanded Edition des Soundtrack enthält neben der remasterten Version des ursprünglichen LP-Materials auch zwei bislang unveröffentlichte Cues und alternative Takes von verschiedenen anderen Stücken.
Von Jerry Fielding sind gleich zwei Re-Releases in neu editierten und remasterten Editionen erhältlich. Für Michael Winners Western „Lawman“ mit Burt Lancaster, Lee J. Cobb und Robert Duvall in den Hauptrollen komponierte Fielding 1971 einen kurzen und eher Western-untypischen Score, der nicht die Weite des Landes und die Gewalt in den Vordergrund stellt, mit seinen packenden Melodien und vollen Orchester-Arrangements aber durchaus Spannung erzeugt. Ein Jahr später arbeiteten Winner und Fielding auch bei „Chato’s Land“ zusammen. Charles Bronson spielt den Halbblut-Apachen Chato, der einen weißen Sheriff in Notwehr erschießt und dafür von nach Rache dürstenden Stadtbewohnern gejagt wird. Fielding steuerte dazu einen weniger thematisch geprägten Score bei, der auf kleineren Motiven, dynamischen Percussion-Rhythmen und packenden Harmonie-Strukturen aufgebaut ist.
Die Leidenschaft für den Film haben die beiden Brüder Charles und Richard Band von ihrem Vater Albert geerbt, der bereits in den 1950er Jahren begonnen hatte, Filme wie „I Bury the Living“ und „Keinen Cent für Ringos Kopf“ zu drehen und zu produzieren. Durch seine eigene Produktionsfirma Empire Pictures ermöglichte er seinem Sohn Charles, Fuß als Filmemacher zu fassen, während dessen Bruder Richard die Musik dazu komponierte. 2013 vertonte Richard Band auch dessen Fantasy-Horror-Film „Unlucky Charms“. Der Score vereint elektronische und orchestrale Elemente zu einem Werk, das magische, historische und gruselige Momente auf eindringliche Weise vereint.
Neu erhältlich ist auch ein neu remastertes, leicht erweitertes 3-CD-Set von Bruce Broughtons populärem Score zur Spielberg-Produktion von „Young Sherlock Holmes“. Unter der Regie von Barry Levinson ist 1985 ein Fantasy-Abenteuer entstanden, das Broughton direkt im Anschluss an seinen gefeierten Western-Score zu „Silverado“ komponierte und mit dem Sinfonia of London einspielte. Der 90-minütige Score wartet mit wundervollen Themen, robusten Action-Sequenzen, orchestralen und choralen Elementen und sowohl reichhaltigen harmonischen wie atonalen Cues auf.
Playlist:
1. Guy Jackson - Kay's Theme (Sea of Solitude) - 03:54
2. Ryan Blotnick & Tyler Wood - Everybody Loses (Knock Down The House) - 03:16
3. Hugar - Frost (Varda) - 06:21
4. Ryuichi Sakamoto - This is my Last Day 2 (Black Mirror: Smithereens) - 02:37
5. Peter Gregson - Adam Leaves (Adolescence) - 06:05
6. Daniel Hart - Ad Astra Per Aspera (Strange Angel: Season 1) - 04:30
7. Michael Giacchino - Multiple Realities (Spider-Man: Far from Home) - 03:33
8. H. Scott Salinas & Reza Safinia - Leadership Transferred (Warrior) - 03:22
9. Hans Zimmer - Reflections of Mufasa (The Lion King) - 05:09
10. Cliff Martinez - Viggo and Diana (Too Old to Die Young) - 03:16
11. Rael Jones - Sedan Jam (Harlots: Season 3) - 04:04
12. Stephen Endelman - Home Run (Bottom of the 9th) - 05:13
13. Burkhard Dallwitz - Taste it (Locusts) - 02:47
14. Gregory Tripi - You Can Beat It Ma (Ma) - 01:40
15. Mark Snow - The Seeds of Mistrust (The X-Files: Season 11) - 04:24
16. Bear McCreary - Karen and Andy (Child's Play) - 02:11
17. Volker Bertelmann - The Copy Room (The Name of the Rose) - 02:11
18. Clinton Shorter - Blue Falcon (The Expanse: Season 2) - 03:04
19. Lesley Barber - Katherine's Apology (Late Night) - 02:25
20. Alex Weston - Pathetique (The Farewell) - 03:55
21. Heitor Pereira - Emperor's Theme (Playmobil - The Movie) - 02:24
22. Jeff Russo - Goodbye, Pike (Star Trek: Discovery - Season 2) - 03:41
23. David Stone Hamilton - Let Me Save You (Solis) - 05:36
24. Gerald Fried - Elephants and Lions (Birds Do It, Bees Do It) - 03:51
25. John Williams - At the Forum (Monsignor) - 05:20
26. Jerry Fielding - Titles [Lawman Theme] (Lawman) - 04:40
27. Jerry Fielding - Peeping Tom on the Hi Ridge (Chato's Land) - 03:08
28. Richard Band - End Titles (Unlucky Charms) - 03:07
29. Bruce Broughton - Holmes and Elizabeth - Love Theme (Young Sherlock Homes) - 02:00
30. Steven Price - To Lose Himself in Vengeance (Ophelia) - 07:02

Sonntag, 17. März 2019

Playlist #262 vom 17.03.2019 - NEUHEITEN 2019 (2)

In der zweiten Neuheiten-Sendung in diesem Jahr kehrt der britische Komponist George Fenton nach diversen Arbeiten für die BBC mit dem Action-Thriller „Hard Boiled“ wieder auf die große Leinwand zurück, stellt Hans Zimmer auf der Doppel-Live-CD „The World of Hans Zimmer – A Symphonic Celebration“ seine bekanntesten Arbeiten in neu arrangierten Konzerten-Suiten vor, präsentiert Danny Elfman sein Violinkonzert „Eleven Eleven“, schließt Jeff Beal seine Arbeit an der erfolgreichen Fernsehserie „House of Cards“ ab und stößt die türkische Komponisten Pinar Toprak mit „Krypton“ und „Captain Marvel“ in das von Männern dominierte Superhelden-Genre vor.

Der britische Komponist Dominic Lewis, der an den Scores zu „The Amazing Spider-Man 2“, „G.I. Joe: Retaliation“ und „Red Dawn“ ebenso mitgewirkt hat wie durch eigene Soundtracks zu den Animationsfilmen „Free Birds“ und „Peter Rabbit“ aufgefallen ist, kreierte die Musik zur dritten Staffel der Amazon-Serie „The Man in the High Castle“. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Science-Fiction-Legende Philip K. Dick („Blade Runner“) entwirft die Serie das Szenario einer siegreichen Kollaboration zwischen Japan und Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg, wobei die unterlegenen USA nun um ihr Überleben im Kampf gegen die dunklen Mächte von beiden Seiten ihrer Küsten zu bestehen versuchen. Lewis kreierte dazu eine abwechslungsreiche Musik, die historische Elemente mit beunruhigenden elektronischen Klängen verbindet.
Nachdem der fünffach Oscar-nominierte britische Komponist George Fenton („Gandhi“, „Gefährliche Liebschaften“, „Schrei nach Freiheit“) in der jüngeren Vergangenheit eher für BBC-Dokumentationen wie „Der blaue Planet“ und „Planet Erde“ tätig gewesen ist, kehrt er mit seinem Score zu Hans Petter Molands („Erlösung“) neuen Action-Thriller „Hard Boiled“ („Cold Pursuit“) wieder auf die große Leinwand zurück. Teilweise mit Unterstützung von Dan Carey untermalt er die von Rache getriebene Suche des Schneemobil-Fahrers Nels Coxman (Liam Neeson) nach den Mördern seines Sohnes, die er in dem psychotischen Drogenboss Viking und seinen Handlangern vermutet.
Gleich mit zwei interessanten Arbeiten lässt die türkische Komponistin Pinar Toprak aufhorchen. Sie ist nicht nur die erste Komponistin, die für eine Blockbuster-Comic-Adaption („Captain Marvel“) ausgewählt wurde, sondern schuf auch die Musik zur Science-Fiction-Serie „Krypton“, in der die von David S. Goyer („Man of Steel“, „The Dark Knight“-Trilogie) produzierte Vorgeschichte von Superman erzählt wird.
Nachdem Kevin Spacey wegen der Vorwürfe sexueller Übergriffe seine Rolle als US-Präsident Frank Underwood in der preisgekrönten Serie „House of Cards“ aufgeben musste, übernimmt in der abschließenden sechsten Staffel nun seine Gattin Claire (Robin Wright) als erste Frau das präsidiale Amt. Für die musikalische Untermalung ist wiederum der fünffache Emmy-Gewinner Jeff Beal („Rome“, „Monk“, „Jesse Stone“), dessen Arbeit wie zu den bisherigen fünf Staffeln wiederum auf einer Doppel-CD veröffentlicht wird.
„Während sich die Welt der wirklichen Politik während der sechs Staffeln unserer Show entwickelte, schien der einst flüchtige Spaß der teuflischen Underwoods unvermeidlich unserer gegenwärtigen Realität zu entsprechen. Die Gefahren von Faschismus, Machtmissbrauch und der blinden Loyalität sind offensichtlich und vorhanden, konnten jedoch den kleinen Hoffnungsschimmer, der tief in ‚House of Cards‘ verborgen ist, nicht beseitigen. Sogar der schlimmste Bösewicht bekam gelegentlich einen flüchtigen Moment von Menschlichkeit, Empathie und Anstand. In diesen Augenblicken hatte ich die Gelegenheit, den Schmerz, die Sehnsucht und die Schönheit dieser Möglichkeiten auszudrücken“, beschreibt Beal seine Arbeit an der Serie. „Der Score war zu gleichen Teilen politischer Thriller, dunkle Komödie, Noir-Romantik und Opern-Tragödie, die oft von den dunklen Wahrheiten ihrer Protagonisten ausging, aber immer noch eine stille Nebenfigur darstellten - die Stimmen ihrer inneren Monologe und unsere Geschichte.“
Hans Zimmer zählt nicht nur zu den seit Jahren populärsten Filmkomponisten in Hollywood, sondern findet in den letzten Jahren zunehmend Gefallen daran, seine Kompositionen auch live vor Publikum zu präsentieren. Nachdem er 2017 selbst mit Orchester, Chor und ausgesuchten Solisten auf Tour gewesen ist, spielte nun im Rahmen des „Hollywood in Vienna“-Festivals das ORF Radio-Symphonieorchester Wien mit dem Chor Neue Wiener Stimmen und erneut ausgewählten Solisten wie Sängerin Lisa Gerrard, Cellistin Marie Spaemann, Gitarrist Amir John Haddad – El Amir und Multi-Instrumentalist Pedro Eustache ein weiteres beeindruckendes Konzert ein, das Sony Classical nun auf einer Doppel-CD verewigt hat. Dafür hat Hans Zimmer die Musik aus seinen populärsten Filmmusiken wie der „The Dark Knight“-Trilogie, Ridley Scotts „Gladiator“ und „Hannibal“, Ron Howards „The Da Vinci Code“, Christopher Nolans „Inception“ und den Animationserfolgen von „The Lion King“, „Madagascar“, „Kung Fu Panda“ und „Spirit“ zu klanggewaltigen Konzertsuiten neu arrangiert.
„Wenn wir zusammen Musik machen, entsteht zwischen uns eine Verbindung, die das absolut Beste der menschlichen Natur hervorbringt. Dabei geht es nicht nur um die individuelle künstlerische Exzellenz. Wir lernen, einander wirklich zuzuhören, zusammen in einem Rhythmus zu atmen und die Erschaffung von Harmonie und Rhythmus zu unterstützen, indem wie uns in einer wortlosen Konversation inspirieren und verbinden. Versteht mich nicht falsch, ich liebe nach wie vor meine Synths. Aber sie sind da, um das Repertoire an Farben des Orchesters zu erweitern und nicht sie zu ersetzen“, schwärmt Zimmer über das Komponieren für Orchester. 
Sein populärer Kollege Danny Elfman stand vor einer ähnlichen Herausforderung. Seit er beschlossen hat, orchestrale Musik frei von den Inspirationen zu komponieren, die ihm der Film vorgibt, ergab sich nach einem Konzert in Prag mit der „Music from the Films of Tim Burton“ die Möglichkeit, für die Violinistin Sandy Cameron ein Violinkonzert zu komponieren, wofür er etliche Violinkonzerte vor allem seiner verehrten russischen Komponisten studierte. „Ich habe gelernt, dass in meinen Lieblingskonzerten das Komponieren sehr lebendig sein könnte und sollte, und dass große Freiheiten gewährt werden können, weil das Solo-Instrument immer respektiert wird und im Zentrum von allem steht“, erklärt Elfman die Entstehung seines Violinkonzertes „Eleven Eleven“, das Sony Classical jetzt zusammen mit einem Piano Quartet veröffentlicht hat. „Eine Sache wurde reichlich klar: ein Violinkonzert zu schreiben würde weit mehr Disziplin erfordern als alles, was ich vorher gemacht habe, und es würde weitaus schwieriger werden, es auszuführen, als ich mir vorgestellt habe.“
Der 2006 verstorbene Komponist Basil Poledouris komponierte mit der 1989 Emmy-prämierten Musik zur Fernseh-Mini-Serie „Lonesome Dove“ erstmals für einen Western und legte damit den Grundstein für die fünfmalige Zusammenarbeit mit Regisseur Simon Wincer („Harley Davidson and the Marlboro Man“, „Crocodile Dundee in Los Angeles“), der auch einen Emmy für die Serie gewann, mit der das Western-Genre in den 1990er Jahren wiederaufleben konnte. Nachdem der Soundtrack über zehn Jahre lang vergriffen war, veröffentlicht ihn Varese Sarabande nun mit einem exklusiven zusätzlichen Stück, das Basil Poledouris‘ Tochter Zoë Poledouris und ihr Mann Angel Roché eingespielt haben.
Der spanische Komponist Arturo Cardelús untermalte José Luis López Linares‘ Dokumentarfilm „Altamira: The Origin of Art“ mit einer Mischung als altertümlichen und zeitgenössischen Klängen. Der Film dreht sich um die Höhle von Altamira, die 1985 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt worden ist und Zeichnungen und Malereien von Pflanzen und menschlichen Händen aus dem Paläolithikum enthält.
„Während manche Forscher glauben, dass die Gemälde mehr als 65.000 Jahre alt sind, fühlt sich etwas dazu sehr vertraut an“, berichtet Cardelús. „Der Regisseur wollte einen Score, der einen gemeinsamen Grund zwischen der Welt der Künstler und unserer findet. Das Piano Ostinato von ‚Timeless‘ und ‚Altamira‘ versucht den Teil in uns zu erwecken, der seit mehr als 65.000 Jahren konstant geblieben ist. Als Ergänzung haben wir Flöten integriert, weil sie zu den ältesten Instrumenten überhaupt zählen. Der Film fokussiert sich außerdem auf Marcelino Sanz Sautuola und seine Tochter, die die Höhle während ihrer Forschungen entdeckten. Wir haben uns für einen warmen Klang entschieden, um ihre Beziehung zu reflektieren. Wir haben das im Prinzip durch den Einsatz von Solisten über einem Streichorchester erreicht.“ 
Vom ebenso produktiven wie erfolgreichen schwedischen Komponisten Johan Söderqvist stammt der Score zu Espen Sandbergs Biopic über den norwegischen Abenteurer Roald Amundsen, der 1911 den Südpol erreicht hat.
„Der Regisseur Espen Sandberg hatte eine Vision für die Musik – eine komplett neue Klangwelt für den Südpol zu kreieren, einen Ort, der für die Menschen zu jener Zeit ebenso unbekannt war wie der Mars oder Jupiter“, erklärt Söderqvist. „Wir wollten, dass es sich so anfühlte, als würden wir eine ganz neue Welt erreichen, ein neues Universum. Wir nahmen viele verschiedene verrückte Dinge auf, aber am Ende mochten wir tatsächlich den Klang der indianischen Flöte, die durch einen wundervollen neuen russischen Electronic Voice/Atem-Prozessor namens ‚The Pipe‘ geblasen wurde. Zusammen mit stark verzerrten Atmosphären und Drums wurde das der signifikante Sound des Films, von dem wir so sehr geträumt hatten.“
Der französische Komponist Nathaniel Mechaly, der seine Filmkarriere als Assistent von Gabriel Yared begonnen hat, schuf die romantische Musik zu „Swoon“ von Måns Mårlind und Björn Stein, die mit dem Film eine moderne Variante der berühmten „Romeo und Julia“-Tragödie kreiert haben, in der sich zwei junge Menschen aus den entgegengesetzten Lagern konkurrierender Vergnügungsparks ineinander verlieben und sich 1940 als Erwachsene wieder begegnen, als sie feststellen müssen, dass sie vor noch größeren Gegensätzen stehen als in der Vergangenheit.
„Sie wollten einen romantischen Film machen, und die historische Situation im Kontext von Grona Lund mit den wundervollen Kostümen und Darbietungen gaben mir die unvergleichliche Richtung vor. Während es ein Thema gibt, den Grona Lund Park zu illustrieren, findet sich das echte Herz des Scores in dem Love Theme, das sich immer wieder durch den Film zieht, aber erst am Ende voll zur Geltung kommt (‚Love Kiss‘)“, erzählt der Komponist, der mit den beiden schwedischen Filmemachern bereits an der Mystery-Drama-Fernsehserie „Midnight Sun“ zusammengearbeitet hatte.
Playlist:
1. Dominic Lewis - Requiem (The Man In The High Castle - Season 3) - 04:03
2. George Fenton & Dan Carey - Cold Pursuit End Titles (Cold Pursuit) - 06:49
3. Pinar Toprak - Let The Trial Begin (Krypton) - 04:35
4. Pinar Toprak - Learning The Truth (Captain Marvel) - 03:16
5. Jeff Beal - Toxic Karma (House Of Cards - Season 6) - 02:34
6. Ludovico Einaudi - Low Mist, Var. 2 (Seven Days Walking: Day 1) - 05:43
7. Tom Holkenborg - I Don't Even Know My Own Name (Alita: Battle Angel) - 05:44
8. Hans Zimmer - The Da Vinci Code Orchestra Suite - Part 1 (The World of Hans Zimmer: A Symphonic Celebration) - 06:29
9. John Debney - End Suite (Home Again) - 04:00
10. John Debney - It Was Me All Along (Isn't It Romantic) - 03:06
11. Basil Poledouris - Farewell Ladies - Finale (Lonesome Dove) - 05:44
12. Arturo Cardelús - Cemetery (Altamira) - 03:15
13. Johan Söderqvist - Antarctis (Amundsen) - 04:11
14. Nathaniel Mechaly - Sad Love (Swoon) - 03:44
15. Kris Bowers - Monsters and Men End Credits (Monsters and Men) - 03:34
16. Matthew Herbert - Afloat (Gloria Bell) - 02:46
17. Harry Escott - Onwards To Delhi (The Wedding Guest) - 05:17
18. Thomas Bangalter - Sangria (Climax) - 05:44
19. Danny Elfman - Violin Concerto "Eleven Eleven": III. Fantasma (Violin Concerto "Eleven Eleven") - 09:33
20. Daniel Hart - John Beckers (Over Water) - 03:40
21. Clint Mansell - Schrödinger's Cat (Out of Blue) - 09:43
22. Matt Morton - The Burdens and the Hope (Apollo 11) - 11:25

Dienstag, 1. Januar 2019

Playlist #257 vom 06.01.2019 - BEST OF 2018

Wir blicken auf ein ereignisreiches Kinojahr zurück, das uns ebenso vielschichtige, unterschiedliche Filme präsentierte wie die dazugehörigen Soundtracks, von denen ich euch in der ersten Sendung in diesem Jahr einige meiner persönlichen Highlights vorstellen möchte. Da dürfen die von mir seit Jahren geschätzten Star-Komponisten James Newton Howard und Alexandre Desplat ebenso wenig fehlen wie Danny Elfman, Dustin O’Halloran, Hauschka und Nicholas Britell mit ihren ruhigeren Klängen, die beiden Radiohead-Musiker Jonny Greenwood und Thom Yorke mit ihren außergewöhnlichen Filmarbeiten oder Anna Meredith, Cliff Martinez und Rob mit ihren elektronisch geprägten Scores.

Mit Filmemacher Gus Van Sant verbindet Danny Elfman eine langjährige Zusammenarbeit, die 1995 mit „To Die For“ begann und über „Good Will Hunting“, das „Psycho“-Remake, „Milk“ und „Promised Land“ bis zum aktuellen Biopic „Don’t Worry, weglaufen geht nicht“ führt, in der Van Sant die wahre Geschichte des alkoholsüchtigen Partylöwen John Callahan (Joaquin Phoenix) erzählt, der nach einem Autounfall an den Rollstuhl gefesselt ist, aber durch eine skurrile Gruppe der Anonymen Alkoholiker wieder zurück ins Leben findet und nicht nur eine neue Liebe, sondern auch ein Talent für das Zeichnen von Cartoons entdeckt, mit denen er weltberühmt wird.
Elfman untermalt dieses komödiantische Drama mit einer eindringlichen Mischung aus wenigen akustischen Instrumenten, von denen immer wieder die Streicher und das Piano in den Vordergrund stehen und von Percussions und Petra Hadens Stimme verstärkt werden, mit der Elfman bereits bei „The Circle“ zusammengearbeitet hatte.
Das Piano steht auch in Dustin O’Hallorans (Oscar-nominiert für seine Arbeit an „Lion: Der lange Weg nach Hause“) Score zu Marc Turteltaubs Regiedebüt „Puzzle“ im Mittelpunkt. Der Film erzählt die Geschichte der Hausfrau Agnes (Kelly Macdonald), deren Leben sich nur um die Versorgung ihrer Männer und die Ordnung im Haushalt dreht. Als sie zum Geburtstag ein Puzzle geschenkt bekommt, erschließt sich ihr eine ganz neue Welt. Die Freude an ihrem neuen Hobby lässt sie sogar die Hausarbeit vergessen und Nachschub in einem Laden in der Stadt besorgen, wo sie auf eine Anzeige stößt, in der jemand einen Puzzle-Partner sucht. Die folgenden Treffen mit Robert (Irrfan Khan) helfen Agnes dabei, auch ihr eigenes Leben neu zu ordnen.
O’Halloran wusste nach dem Lesen des Skripts sofort, mit welchen musikalischen Mitteln er das Projekt angehen wollte. „In diesem Fall wusste ich schnell, dass ich mit einem kleinen Streicherensemble, Klavier und Holzbläsern arbeiten wollte“, erzählt der Komponist im Interview mit Deutschlandfunk Kultur. „Holzblasinstrumente vermitteln immer so einen etwas altmodischen Klangeindruck, und das passte gut zur Hauptfigur des Films, Agnes, die lieber puzzelt als ihr Smartphone zu benutzen. Und dann kam noch die Harfe dazu: Die hab‘ ich bislang sehr selten eingesetzt, aber in diesem Fall repräsentiert sie die besondere Magie, diese innere Schönheit, die Agnes an sich entdeckt.“
Auch Volker Bertelmann aka Hauschka hat sich im vergangenen Jahr mit einigen bemerkenswerten Scores hervorgetan, so zum romantischen Abenteuer-Drama „Die Farbe des Horizonts“ (Adrift) von Baltasar Kormákur, das von einem frischen Liebespaar erzählt, das von Tahiti aus mit dem Segelboot den Pazifik überqueren will und dabei in einen schweren Sturm gerät. Der in Düsseldorf lebende Komponist hat sich seit 2004 mit seiner Kunst, besondere Klangwelten durch präparierte Klaviere zu erzeugen, einen Namen gemacht und arbeitet seit 2007 zunehmend auch an Filmen wie „Glück“, „The Boy“ und „Stürmische Ernte“. In 2018 hat er nicht nur an der TV-Mini-Serie „Patrick Melrose“ mit Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle, sondern auch an den Filmen „Was uns nicht umbringt“, „Hotel Mumbai“, „Ashes in the Snow“ und eben „Die Farbe des Horizonts“ gearbeitet, wo er Streicher- und Piano-Klänge mit preparierten Drums Holzinstrumenten einsetzte.
Auch Daniel Hart, der als Violinist bei St. Vincent und Broken Social Scene tätig gewesen ist, bevor er ins Filmmusikgeschäft einstieg und so bemerkenswerte Scores zu „A Ghost Story“ und „Tumbletown“ kreierte, ist für seine eher minimalistisch orchestrierten Soundtracks bekannt. Mit dem Regisseur David Lowery arbeitet Hart seit „St. Nick“ (2009) regelmäßig zusammen und realisierte nach „The Saints – Sie kannten kein Gesetz“, „Elliot, der Drache“ und „A Ghost Story“ auch Lowerys neues Comedy-Crime-Drama „Ein Gauner & Gentleman“, in dem Robert Redford den mehrfachen Bankräuber Forrest Tucker spielt, dem es insgesamt 18 mal während seiner lebenslangen Haftstrafe gelungen ist, aus dem Gefängnis auszubrechen, auch von Alcatraz.
Hart komponierte einen wunderbar jazzigen, luftigen und melancholischen Score, der auch jenseits des Films einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Den großorchestralen Reigen eröffnet dann James Newton Howard, der 2018 an gleich drei Blockbuster-Produktionen beteiligt gewesen ist, beginnend mit dem Spionage-Drama „Red Sparrow“ von Francis Lawrence, mit dem der Komponist bereits an „I Am Legend“, „Wasser für die Elefanten“ und den letzten drei Filmen der „Tribute von Panem“-Reihe zusammengearbeitet hatte. Vor allem in der knapp 12-minütigen „Ouverture“, die musikalisch Bezug auf die Tanzkarriere der Protagonistin nimmt und Bezüge auf russische Komponisten wie Shostakovich aufweist, dokumentiert Howard seine kompositorische Klasse, ebenso in den ebenfalls sehr langen Tracks „Didn’t I Do Well?“ und „End Titles“ mit den elegischen Melodiebögen und feinen Choreinlagen.
„Mit Francis Lawrence zu arbeiten, macht immer Spaß. Seine Filme eröffnen große musikalische Möglichkeiten, während seine Kommunikationsfähigkeiten klar und beständig sind. Meine erste Aufgabe bei ‚Red Sparrow‘ bestand darin, ein zwölfminütiges Stück zu komponieren, das sowohl als Ballett als auch als Begleitung zu einer entfalteten Erzählung fungieren kann“, meint Howard. Seinen klassischen Wurzeln blieb der prominente Komponist, der bei acht Nominierungen immer noch auf seine erste Oscar-Auszeichnung wartet, auch in Walt Disneys „The Nutcracker and the Four Realms“ treu, an dessen Musik er zwei Jahre arbeitete und für die er sich immer wieder auf die berühmten Themen bezog, die Tchaikovsky für sein 1892 inszeniertes Ballett komponiert hatte. „Tchaikovsky ist einer der größten Melodien-Schreiber aller Zeiten. Die Farben des ,Nussknacker‘-Balletts sind ins Vokabular der Filmmusik übergegangen“, meint Howard. „Der Score ist sehr traditionell ausgefallen, mit großem Orchester, vielen Holzbläsern und Streichern, dazu Glockenspiel, Kirchen- und Chormusik“.
Großartig ist auch seine Arbeit zum neuen „Fantastische Tierwesen“-Abenteuer „Grindelwalds Verbrechen“ ausgefallen, dem erfolgreichsten Film des vergangenen Jahres. Howard setzte dazu ein 90-köpfiges Orchester und einen 40-stimmigen Chor ein, um ebenso spannende wie dunkle, humorvolle und berührende Momente stimmungsvolle zu untermalen.
Ebenso umtriebig war der französische Komponist Alexandre Desplat, zuletzt Oscar-prämiert für seine Arbeiten an Wes Andersons „Grand Budapest Hotel“ und Guillermo del Toros „The Shape of Water“. Zu Jacques Audiards dunklen Comic-Western „The Sisters Brothers“ schuf Desplat einen für das Genre mehr als ungewöhnlichen Score.
„Was könnte ich für einen Western schreiben? Weil der Film so anders ist, erlaubt er auch etwas anderes“, erzählt der Komponist im Interview mit Indiewire. „Es gibt keine Blechbläser, sondern eine kleine Jazz-Combo, die aber etwas seltsame, bedrückene, dunkle Musik spielt. Es war ein langer Prozess des Experimentierens und des Versuchs, nicht von Bernstein, Morricone oder sonstwem beeinflusst zu werden.“
Desplat ließ sich für seinen unorthodoxen Western-Score vom Jazz und Blues, aber auch von John Cage inspirieren, benutzte ein präpariertes Klavier, Timpani Drums und Cimbalon sowie eine von seiner Frau gespielten elektrischen Violine.
Außergewöhnlich ist auch die erneute Zusammenarbeit zwischen Wes Anderson und Alexandre Desplat beim Stop-Motion-Abenteuer „Isle of Dogs“ ausgefallen, nachdem sie bereits erfolgreich die Filme „Fantastic Mr. Fox“, „Moonrise Kingdom“ und „Grand Budapest Hotel“ verwirklicht haben.
„Es ist, als ob Mr. Fox mit der Atombombe zusammentrifft, es ist verrückt“, meint Desplat. „Der Reichtum des Visuellen ist einfach unglaublich. Die Detailfreude bei den Puppen. Ich habe so etwas noch nie zuvor gesehen. Die Musik ist ein Mix aus Japan, Wes Anderson und Desplat, die in einem Zimmer spielen. Halte nach dem Irrsinn Ausschau!“
Dagegen fallen Desplats Musik zu Chris Weitz‘ Drama um die Jagd nach Nazi-Verbrechern „Operation Finale“, Frederik Wiedmann Score zu dem Abenteuer-Road-Movie „Snow To Sand“ und Nicholas Britells Arbeit an Barry Jenkins‘ („Moonlight“) neuen Drama „Beale Street“ wieder etwas ruhiger und konventioneller aus, ehe Anna Meredith, Rob und Cliff Martinez mit ihren Scores demonstrieren, wie vielseitig mittlerweile wieder mit Synthesizern an Soundtracks gearbeitet wird. Zu den Oscar-Kandidaten für die beste Filmmusik zählen in diesem Jahr sicher auch der Schwede Ludwig Göransson, der für die Aufnahmen zum Marvel-Film „Black Panther“ nach Afrika gereist ist, um sich dort Inspirationen für die Untermalung des ersten schwarzen Superhelden im Marvel-Universum zu holen.
Und auch Spike Lee kehrt mit seinem neuen Film „BlacKkKlansman“ zum Rassissmus-Thema früherer Werke wie „Malcolm X“ und „Rodney King“ zurück, wozu Terence Blanchard einen furiosen Orchester-Funk-Mix kreierte. Funkig-groovig geht es auch in den beiden Heist Movies „Ocean’s 8“ und „King of Thieves“ zu, während die beiden Radiohead-Musiker Thom Yorke (zum „Suspiria“-Remake) und Jonny Greenwood (zu Lynne Ramsays Thriller-Drama „A Beautiful Day“) ebenso ungewöhnliche Klänge gefunden haben wie Oscar-Gewinner Justin Hurwitz („La La Land“) zu Neil Armstrongs humanistischen Weltraum-Trip „First Man“ und der im vergangenen Jahr verstorbene Isländer Jóhann Jóhannsson zum Horror-Drama „Mandy“.
Playlist:
01. Danny Elfman - Drawing Montage (Don't Worry, He Won't Get Far On Foot) - 03:01
02. Dustin O'Halloran - Puzzle Competition (Puzzle) - 02:39
03. Hauschka - Destination Unknown (Adrift) - 03:29
04. Hauschka - Opening (Was uns nicht umbringt) - 05:15
05. Carter Burwell - The Mortal Remains (The Ballad of Buster Scruggs) - 02:41
06. Daniel Hart - The Diner [Part One] (The Old Man and the Gun) - 03:11
07. James Newton Howard - Blonde Suits You (Red Sparrow) - 04:59
08. James Newton Howard - Sugar Plum and Clara (The Nutcracker and the Four Realms) - 07:42
09. James Newton Howard - Leta's Flashback (Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald) - 04:40
10. Alexandre Desplat - To Jacksonville (The Sisters Brothers) - 03:26
11. Alexandre Desplat - To Israel (Operation Finale) - 02:28
12. Frederik Wiedmann - Winter (Snow to Sand) - 03:02
13. Nicholas Britell - Agape (If Beale Street Could Talk) - 02:55
14. Trent Reznor & Atticus Ross - Big Wide World (Mid90s) - 03:19
15. Anna Meredith - MIDI (Eigth Grade) - 03:42
16. Cliff Martinez - Oh My God I Shot You (Game Night) - 05:05
17. Rob - Cave (Revenge) - 03:31
18. Ludwig Goransson - A Kings Sunset (Black Panther) - 04:28
19. Terence Blanchard - Photo Opps (BlacKkKlansman) - 03:39
20. Daniel Pemberton - OSR I - III (One Strange Rock) - 03:43
21. Daniel Pemberton - Nine-Ball (Ocean's 8) - 03:40
22. Benjamin Wallfisch - Night at Hatton Garden (King of Thieves) - 04:20
23. Thom Yorke - The Hooks (Suspiria) - 03:18
24. Jonny Greenwood - Tree Synthesizers (You Were Never Really Here) - 04:25
25. Alexandre Desplat - End Titles (Isle of Dogs) - 04:52
26. Justin Hurwitz - The Landing (First Man) - 05:32
27. Jóhann Jóhannsson - Mandy Love Theme (Mandy) - 04:39
28. Harry Gregson-Williams - "It's Not For Me" (Breath) - 06:58

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