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Sonntag, 18. Februar 2024

Playlist #391 vom 25.02.2024 - Neuheiten 2024 (1)

Mit sechs Academy Awards (und vier weiteren Nominierungen) zählte Denis Villeneuves Neuverfilmung von Frank Herberts Science-Fiction-Klassiker „Dune – Der Wüstenplanet“ zu den großen Gewinnern der Oscar-Verleihung im Jahr 2022. Mit entsprechender Spannung wird die ebenfalls von Villeneuve inszenierte Fortsetzung „Dune: Part Two“ erwartet, die am 29. Februar in den deutschen Kinos startet und wieder von Hans Zimmer vertont worden ist, der für seine Arbeit an „Dune“ den zweiten Oscar in seiner Karriere gewann. Neben der Vorab-Single „A Time of Quiet Between the Storms“ aus der „Dune“-Fortsetzung könnt ihr euch in dieser Sendung auf neue Musik von Oliver Coates, Dan Romer, Rob Simonsen, Carlos Rafael Rivera, Anne Nikitin, Thomas Newman u.v.a. freuen. 
Im ersten Teil von „Dune“ wurde am Ende in Folge einer Intrige zwischen dem Imperator des Universums Shaddam IV (Christopher Walken) und dem Volk der Harkonnen der Planet Arrakis Schauplatz eines brutalen Anschlags. Der Angriff richtete sich spezifisch gegen das Haus Atreides, das nach Arrakis gekommen war, um das dort in der Luft liegende Spice zu ernten und darüber hinaus friedlich zu herrschen. Bei der gewalttätigen Auseinandersetzung starb das Familienoberhaupt (Oscar Isaac), sein Sohn Paul Atreides (Timothée Chalamet) und seine Mutter (Rebecca Ferguson) konnten fliehen und fanden Unterschlupf bei den Fremen, den Einheimischen von Arrakis. Bei ihnen lernt Paul Chani (Zendaya) kennen, die er nun zur Frau nimmt und die ihm ein Kind gebärt. 
Während er den Fremen neue Kampftechniken beibringt, lernt er von ihnen wie man in der Wüste überlebt. Paul nennt sich fortan Muad'Dib. Das Spice verstärkt Pauls seherische Fähigkeiten und für die Fremen wird er zum Messias und Anführer. In Pauls Visionen zeichnet sich ein bevorstehender Krieg mit den Harkonnen und dem Imperator ab. An Paul und den Fremen hängt das Schicksal des Universums. 
Als Vorgeschmack auf den Soundtrack zu „Dune: Part Two“ präsentiert Hans Zimmer eine 2-Track-Single mit dem atmosphärischen Stück „A Time of Quiet Between the Storms“ und das rhythmisch-treibende „Harvester Attack“. 
Gleich mit zwei neuen Arbeiten ist der Cellist, Filmkomponist und elektronischer Musikproduzent Oliver Coates („Aftersun“, „The Stranger“, „Significant Other“) am Start. Zusammen mit dem koreanischen Komponisten Park Jiha und der dänischen Sängerin/Songwriterin Agnes Obel vertonte er das Sci-Fi-Drama „Foe“, das Regisseur Garth Davis („Lion“, „Mary Magdalene“) nach dem gleichnamigen Roman von Iain Reid mit Saoirse Ronan, Paul Mescal und Aaron Pierre in den Hauptrollen verfilmte. Der Film handelt davon, wie ein verheiratetes Pärchen auf einem abgelegenen Stück Land von einem Fremden mit einem ungewöhnlichen Vorschlag konfrontiert wird. 
Mit Steve McQueens („Hunger“, „12 Years a Slave“) „Occupied City“ vertonte er außerdem im Alleingang einen Dokumentarfilm über Amsterdam zur Zeit der Besatzung durch die Nazis im Zweiten Weltkrieg zwischen 1940 und 1945. 
Ein wenig Schützenhilfe bei ihrer eigenen Karriere als Filmkomponistin erhält Julia Newman durch ihren berühmten Vater Thomas Newman, bei dessen Arbeit an Disneys Animationsfilm „Elemental“ sie bereits mitgewirkt hatte. Nun vertonte sie die Serie „Feud – Capote vs. The Swans“, in der berühmte Fehden wie zwischen Bette Davis und Joan Crawford mit einer hochkarätigen Besetzung (u.a. Demi Moore, Susan Sarandon, Naomi Watts, Jessica Lange, Diane Lane) thematisiert werden. Thomas Newman steuerte für den Soundtrack das für ihn typische verspielte Hauptthema bei. 
Nicht zuletzt durch seinen vielfach preisgekrönten Score zum Kurzfilm „La Línea Imaginaria“ ist der in Süddeutschland lebende Komponist Marcel Barsotti („Deutschland. Ein Sommermärchen“, „Die Päpstin“) momentan in aller Munde. 2010 vertonte Barsotti mit „Do Elephants Pray?“ einen Film des Briten Paul Hills („Boston Kickout“), dessen Filme „The Poet“ und „The Power“ ebenfalls mit einem Score von Barsotti versehen wurden. 
Nun hat der Komponist den Soundtrack zu dem Drama „Do Elephants Pray?“ selbst veröffentlicht. Der Film erzählt die Geschichte des von der seelenlosen Routinewelt frustrierten Werbefachmanns Callum Cutter, dessen Leben durch die Bekanntschaft mit der freigeistigen französischen Verführerin Malika ins Chaos gestürzt wird. Barsotti hat das ebenso philosophische wie poetische Drama über Liebe und Verzweiflung und das Ausloten von Mut und Sinn des Lebens mit einer ethnisch angehauchten, sehr minimalistischen Musik versehen, die stellenweise an Thomas Newmans Arbeiten erinnert. 
Der dänische Thriller „Paranoia“ von Kari Vidø erzählt von Lulu, die nach ihrer Einlieferung in ein Krankenhaus ein Mädchen sieht, das um Hilfe schreit. Doch als Lulu aufwacht, ist das Mädchen verschwunden, und für Lulu ändert sich alles im Leben. 
„Die Musik weist durchaus Genre-Film-Konventionen auf, um dem Publikum zu helfen, den Film in der gewünschten Weise zu lesen, tendiert aber eher zu einem düsteren Psychothriller-Stil, der beispielsweise von Jerry Goldsmith beeinflusst ist. Aber da wir auch die sich entwickelnde Beziehung zwischen Lulu und Mads verfolgen, war ein subtileres – sogar romantischeres – Element nötig“, beschreibt Pessi Levanto seine Arbeit zu dem Film. „Ich habe mich entschieden, die Harfe, wunderbar gespielt von Päivi Severeide, als Hauptinstrument in diesen fragileren Momenten einzusetzen. Ich hoffe, dass die Partitur dem Zuschauer hilft, näher an die zerbrechliche Welt von Lulu heranzukommen und sie näher an uns heranzuführen, sodass sie als eine Figur mit einem instabilen Geist erkennbar wird. Hinter der oberflächlichen Geistergeschichte verbirgt sich ein ziemlich tiefgreifendes Problem der psychischen Gesundheit junger Menschen von heute, ein ernstes Problem, das nicht zur bloßen Unterhaltung gemacht werden sollte. Mein Ziel war es, diese fragilen Themen hervorzuheben und gleichzeitig die Geschichte auf eine reibungslose filmische Art voranzutreiben.“ 
Der belgische Komponist Frédéric Vercheval („The Pact“, „Les volets verts“) vertonte mit „Green Border“ von Agnieszka Holland die Geschichte über eine Familie syrischer Flüchtlinge, einen Englischlehrer aus Afghanistan und einen Grenzschutzbeamten, die sich während der jüngsten humanitären Krise in Weißrussland an der polnisch-belarussischen Grenze treffen. 
„Wir sind eher symbolisch an die Musik herangegangen. Agnieszka wollte, dass die Musik nüchtern bleibt und weder Leid noch Gewalt hervorhebt. Deshalb brauchten wir Musik, die in einem weiter entfernten Erzählraum angesiedelt war, als eine Art Blick, als Beobachtung“, berichtet Vercheval über die Arbeit an „Green Border“. „Ich stellte mir ein melodisches Motiv aus dem Wald vor, gespielt von einem Cello, begleitet von etwa dreißig Saiten, die im Bass, aber auch in den Harmonien eine Reihe sich wiederholender Akkorde unterstreichen, als müsste sich diese Tragödie ständig vor uns abspielen. Ein tragisches und kraftvolles Lied, das uns an Agnieszkas Worte erinnert: ,Ich habe das Gefühl, dass es keinen Sinn hat, Kunst zu machen, wenn wir uns nicht darum bemühen, die wirklichen Probleme zu hinterfragen, die schmerzhaft und manchmal unlösbar sind und uns zu schwierigen Entscheidungen zwingen.‘“ 

Playlist:

01. Hans Zimmer - A Time of Quiet Between the Storms (Dune: Part Two) - 04:22 
02. Oliver Coates - You Will Always Be Remembered (Foe) - 03:56 
03. Oliver Coates - Suicide Note (Occupied City) - 04:16 
04. Carlos Rafael Rivera - Rivi (Griselda) - 02:10 
05. Carlos Rafael Rivera - Our Lady of Sorrows (Monsieur Spade) - 03:05 
06. Anne Nikitin, Jessica Jones & Tim Morrish - Sit for a Bit (One Day) - 05:13 
07. Anne Nikitin - Home Away From Home (I.S.S.) - 03:11 
08. Thomas Newman - Main Title (Feud - Capote v. Swans) - 01:46 
09. Paul Leonard-Morgan - The Restless Mind (Tune Out of Noise) - 04:15 
10. Marcel Barsotti - The Beauty of Love (Do Elephants Prey?) - 02:01 
11. Uno Helmersson - Lovers Two (A Nearly Normal Family) - 02:13 
12. Pessi Levanto - Mads (Paranoia) - 02:16 
13. Taran Mitchell - Alexandria (Alexander - The Making of a God) - 03:59 
14. Lorne Balfe - Rachel's Story (Argylle) - 05:30 
15. Armand Amar - Rest in the Forest (Autumn and the Black Jaguar) - 05:30 
16. Dominik Scherrer - This Is a Story About a Boat (Boat Story) - 03:19 
17. Cyril Morin - End Titles (Cold Meat) - 03:02 
18. Rone - J'en veux… (D'Argent & De Sang) - 04:54 
19. Dan Romer - The Captain and Ann Barbara (The Promised Land) - 05:29 
20. Leopold Ross & Nick Chuba - Six Percent (Dr. Death - Season 2) - 04:27 
21. Dave Porter - Remember Your Gifts (Echo) - 03:39 
22. Volker Bertelmann - Anything You Can Do (One Life) - 03:37 
23. Johan Söderqvist - Going to Peru (Madame Web) - 02:25 
24. Frédéric Vercheval - Finale (Green Border) - 04:58 
25. Anna Meredith - Empty (The End We Start From) - 03:25 
26. Alex Weston - Expatriate (Expats) - 02:57 
27. David Fleming - Are You Happy Jane? (Mr. & Mrs. Smith) - 02:12 
28. Kris Bowers - Deep South (Origin) - 03:21 
29. Rob Simonsen - Mark & Oliver (Good Grief) - 03:00 
30. Nicolas Repetto - Professor Rumpleton (Empire Queen: The Golden Age of Magic) - 04:41
31. Ludovico Einaudi - La Petite (La Petite) - 05:00
32. Alberto Iglesias - Fabiola, reina de Bélgica (Cristóbal Balenciaga) - 09:08

Sonntag, 24. Dezember 2023

Playlist #387 vom 31.12.2023 - Neuheiten 2023 (8)

Zum Jahreswechsel ist die Playlist meiner diesjährig letzten Neuheiten-Sendung von einigen Weihnachtsfilmen geprägt, für die Komponisten wie David Arnold, Christopher Lennertz und Marcel Barsotti die Musik komponiert haben. Darüber hinaus haben Harry Gregson-Williams, sein Bruder Rupert Gregson-Williams, Martin Phipps und Jeff Russo neue Musik zu Fernsehserien wie „The Crown“, „Fargo“ und „The Gilded Age“ veröffentlicht, während sich prominente Filmkomponisten wie Daniel Pemberton, Alexandre Desplat, Volker Bertelmann, Michael Giacchino und Benjamin Wallfisch ein Stelldichein mit jungen Talenten wie Kristian Sensini, Sharon Farber, Richard Reed Parry, Leo Birenberg, Lasse Enersen und Emilie Levienaise-Farrouch geben. 
Nachdem Hans Zimmer, Rupert Gregson-Williams und Lorne Balfe für die ersten beiden Staffeln der historischen Drama-Serie „The Crown“ verantwortlich gewesen sind, hat Martin Phipps seit der dritten Staffel die musikalische Leitung für die Netflix-Produktion über das Leben und die Regierungszeit von Königin Elisabeth II. übernommen. Für die abschließende sechste Staffel hat Phipps einmal mehr eine sehr fragile, eindringliche Musik mit ätherischen Vocal-Akzenten kreiert. 
Mit seinem neuen Film „Ferrari“ schuf Michael Mann („Miami Vice“, „Heat“) ein filmisches Denkmal über den italienischen Auto-Mogul Enzo Ferrari. Der Film setzt im Sommer 1957 an, als das von Enzo Ferrari (Adam Driver) und seiner Frau Laura (Penélope Cruz) vor zehn Jahren aus dem Nichts aufgebaute Unternehmen vor dem Bankrott bewahren müssen. Der Tod ihres gemeinsamen Sohnes macht das Eheleben nicht einfacher, doch statt aufzugeben, entscheidet sich Enzo notgedrungen dazu, sein Rennteam am berüchtigten Mille Miglia teilnehmen zu lassen, einem Rennereignis, das sich über 1.000 Meilen quer durch Italien zieht und letztlich 12 Todesopfer fordert… 
Pemberton, der sich bereits durch seine Zusammenarbeit mit Ridley Scott („The Counselor“, „Alles Geld der Welt“) und Produktionen wie „Enola Holmes“ und „Slow Horses“ einen Namen machen konnte, komponierte für „Ferrari“ einen oftmals düsteren, streicherlastigen Score, der vor allem bei dem Stück „Enzo Ferrari“ auch durch seine melodische Kraft betört. 
Kristian Sensini
hat für die Filmemacherin Signe Baumane bereits den Animationsfilm „Rocks in My Pockets“ vertont. Ihr neues gemeinsames Projekt „My Love Affair with Marriage“ erzählt von der jungen, temperamentvollen Zelma, die fest entschlossen wirkt, sich dem Druck der singenden Mythologie-Sirenen anzupassen, um geliebt zu werden, doch je mehr sie sich anpasst, desto mehr wehrt sich in dieser Geschichte über die weibliche innere Rebellion auch ihr Körper. 
„Ich bin mir nicht sicher, ob dies meine beste Arbeit ist“, erzählt Sensini über seine Arbeit an dem Film. „Ich bin mir sicher, dass das Projekt definitiv das vielseitigste ist und die längste Zeit in Anspruch nahm, für das ich im Laufe der Jahre gearbeitet habe. Es war sicherlich das anregendste und umfasste alles von Broadway-Musicals über Lieder verschiedener Genres bis hin zu Orchestermusik und Volksmusik. Ganz zu schweigen vom experimentelleren Teil, in dem wir gemeinsam mit der Regisseurin Signe Baumane beschlossen haben, nur Schlaginstrumente zu verwenden, um musikalisch darzustellen, was in unserem Körper und Geist passiert, wenn wir uns verlieben und eine Beziehung zu einem anderen Menschen eingehen.“ 
Der Weihnachts-Part beginnt mit David Arnolds Musik zu der animierten Verfilmung von Judith Kerrs Kinderbuch-Klassiker „Mog’s Christmas“, setzt sich über Christopher Lennertz‘ Beitrag zu dem Familienfilm „Dashing Through the Snow“ über einen geschiedenen Sozialarbeiter fort, der seine Tochter an Heiligabend mit auf einen Ausflug nimmt, und endet nach Lasse Enersens Musik zur Horror-Komödie „There’s Something in the Barn“ bei der deutschen Filmproduktion „Oh Tannenbaum“ aus dem Jahr 2007, zu der allerdings erst jetzt die stimmungsvolle Musik von Marcel Barsotti veröffentlicht worden ist.
Alexandre Desplat vertonte mit „The Boys in the Boat“ den neuen Film von George Clooney, der auf dem Bestseller über die wahre Geschichte des Ruderteams der University of Washington von 1936 basiert, das bei den Olympischen Sommerspielen in Berlin um Gold kämpfte. 
Im vergangenen Jahr veröffentlichten der Ambient-Musiker Peter Davidson und Karl Gasleben (Twice A Man, The Butterfly Effect, Gasleben & Electric Friends) ein Ambient-Album namens „Aerial Ship of Flowers“, das nun zum Projektnamen der beiden Ausnahmemusiker geworden ist. Mit „Speaking Trees“ folgt nun ein psychedelisch anmutendes Ambient-Album mit drei elegischen Soundscapes, die sphärische Elektronikklänge auf harmonische Weise mit Peter Davidsons Gitarren-Melodien verbinden.

Playlist:

1. Martin Phipps - Funeral Preparations (The Crown: Season Six) - 04:30 
2. Daniel Pemberton - Enzo Ferrari (Ferrari) - 05:27 
3. Kristian Sensini - Enter Zelma (My Love Affair With Marriage) - 03:01 
4. Danny Bensi & Saunder Jurriaans - Will You Join Us (A Murder at the End of the World) - 04:05 
5. Benjamin Wallfisch - Ragon Snow Peak (Earth - Revival) - 01:39 
6. Volker Bertelmann - Spying the Bridge (Unwanted) - 02:37 
7. Volker Bertelmann & Raffael Seyfried - It's Not Your Fault (The Dive) - 04:06 
8. Michel Legrand - Elizabeth On Set (May December) - 02:34 
9. Laura Karpman - Hi Lorraine (American Fiction) - 02:55 
10. Pinar Toprak - Rainforest Whispers (Avatar: Frontiers of Pandora) - 03:05 
11. David Arnold - Sad Family (Mog's Christmas) - 01:32 
12. Christopher Lennertz - Ho, Ho, Holiday Finale (Dashing Through the Snow) - 05:20 
13. Lasse Enersen - A Good Christmas? (There's Something in the Barn) - 03:01 
14. Marcel Barsotti - Oh Tannenbaum (Oh Christmas Tree) - 06:06 
15. Marcel Barsotti - Best Friends (The Man By Her Side) - 02:51 
16. Richard Reed Parry - Hungover and Late (Eileen) - 03:35 
17. Sharon Farber - If You Find Love, Be Loving (Jacob the Baker) - 06:55 
18. Jeff Russo - Fargo 5 Main Theme [Secret Suite] (Fargo Year 5) - 08:06 
19. Harry Gregson-Williams & Rupert Gregson-Williams - Beneath the Surface (The Gilded Age: Season 2) - 02:46 
20. Fil Eisler - Mr Green (Fast Charlie) - 02:36 
21. Michael Giacchino - Onward (Society of the Snow) - 03:18 
22. Gaute Storaas - I kirketårnet (Skomakergata) - 03:23 
23. Leo Birenberg - Finale (Butcher's Crossing) - 03:19 
24. Dan Romer - That Was My Last Wish (Genie) - 02:29 
25. Craig Armstrong - James Leaves Aurelia [Extended Version] (Love Actually - The Love Themes For Orchestra) - 03:19 
26. Alexandre Desplat - Joe Out of Sync (The Boys in the Boat) - 03:18 
27. Emilie Levienaise-Farrouch - Come Back Soon (All of Us Strangers) - 02:46 
28. Martin Phipps - Make the Rain Stop (Napoleon) - 02:08 
29. Hans Appelqvist - The Cave (Ricardo et la Peinture) - 02:11 
30. Frank Ilfman & Antonio Tublen - Hypnosis (Robin) - 02:01 
31. Mac Quayle - Beach Day (Leave the World Behind) - 02:56 
32. Tom Holkenborg - My Life For Hers (Rebel Moon - Part One: A Child of Fire) - 03:33 
33. Aerial Ship of Flowers - Voices [excerpt] (Speaking Trees) - 09:04

Samstag, 7. Oktober 2023

Playlist #381 vom 08.10.2023 - Neuheiten 2023 (6)

Die produktivsten Jahre hinsichtlich neuer Soundtracks hat der zweifache Oscar-Preisträger Hans Zimmer („The Lion King“, „Dune“) hinter sich, doch der Meister innovativer Klänge legt regelmäßig einen neuen Score vor. Neben seiner Arbeit zu Gareth Edwards‘ Science-Fiction-Drama „The Creator“ gibt es in dieser Sendung neue Soundtracks von Charlie Clouser, Volker Bertelmann, Marcelo Zarvos, Joseph Trapanese und Brian Eno zu hören, dazu neue Musik zu Serien-Highlights wie „The Morning Show“, The Winning Time Sessions“, „Only Murders in the Building“ und „Good Omens“ sowie klassische Werke mit oft filmmusikalischem Bezug von Esther Abrami, Anna Lapwood, Dirk Maassen, James Newton Howard und Jóhann Jóhannsson
Acht Filme haben Regisseur M. Night Shyamalan und der mehrfach Oscar-nominierte Komponist James Newton Howard miteinander verwirklicht, von Shyamalans ersten Hollywood-Blockbuster „The Sixth Sense“ (1999) über „Unbreakable“ (2000), „Signs“ (2002), „The Village“ (2004) und „Lady in the Water“ (2006) bis zu „The Happening“ (2008), „The Last Airbender“ (2010) und „After Earth“ (2013). Howard, der mit dieser fruchtbaren Zusammenarbeit einige seiner eindrucksvollsten Arbeiten komponierte, hat nun einige Highlights aus jedem seiner Soundtracks zu Shyamalans Filmen mit ausgesuchten Solisten – Pianist Jean-Yves Thibaudet, Geigerin Hilary Hahn und Cellistin Maya Beiser -, einem Session-Orchester und dem Chor The New Voice unter Leitung von Gavin Greenaway in den Londoner Air Studios eingespielt. 
„Dieses Album musste gemacht werden, ich musste es machen“, erzählt der Komponist im Booklet zu dem am 20. Oktober erscheinenden Album „Night After Night“. „Diese Scores repräsentieren ein besonderes Kapitel in meiner Filmmusikkarriere – einen disziplinierteren Ansatz, der eine Änderung meiner Arbeitsweise erforderte. Dies sind Suiten aus den acht Filmen, die ich mit Night gemacht habe. Es ist Piano-zentriert, mit einer ordentlichen Menge an originaler Musik dort, wo ich glaubte, eine Idee vervollständigen oder zu ihrer Vervollständigung folgen zu müssen. Ich bin Night zutiefst dankbar, mir diese außergewöhnlichen musikalischen Gelegenheiten ermöglicht zu haben.“ 
Als Appetizer dem passenderweise „Night After Night“ betitelten Album sind vorab die beiden Singles „The Village: Morning“ und „Flow Like Water“ (aus „The Last Airbender“) erschienen.  
Charlie Clouser begleitet das erfolgreiche Torture-Porn-Franchise „Saw“ seit dem Auftakt mit James Wans „Saw“ aus dem Jahre 2004. Nahezu zwanzig Jahre später legt Clouser auch die Musik zum zehnten „Saw“-Film vor, wobei er natürlich einige prominente Hauptthemen aus seiner ersten Arbeit wiederverwendet hat.
Mit Peter Lepeniotis‘ Horror-Komödie „Zombie Town“ hat Ryan Shore („Trick or Treat“, „Scooby-Doo!“, „Love, Guaranteed“, „The Curse of Buckout Road“) einen vergnüglichen Score kreiert, der neben den obligatorischen Horror-Elementen auch romantische und abenteuerliche Klänge bereithält. „Man kann gar nicht genug betonen, wie viel es mir bedeutet, die Musik für diesen großartigen Film mit zwei meiner Lieblingsschauspieler, Dan Aykroyd und Chevy Chase, komponiert zu haben. Die Filme, die sie jeweils und gemeinsam gedreht haben, prägten im wahrsten Sinne des Wortes meine frühesten Erinnerungen daran, Filme über alles zu lieben“, rekapituliert Shore seine Arbeit an „Zombie Town“
„Eine der Herausforderungen bei der Vertonung eines neuen Films besteht darin, den Gesamtton, die Instrumentierung und den Ansatz zu verfeinern, wie die Musik das Geschichtenerzählen am besten unterstützen kann. Nachdem ich den Film zum ersten Mal gesehen und mit Peter über seine gewaltige Vision gesprochen hatte, waren mir glücklicherweise alle diese Aspekte sofort klar und ich konnte voller Vorfreude eintauchen. Am Anfang des Films hören wir ein großes Orchester, das einen Horrorfilm-Stil der 1950er Jahre spielt, und wir merken schnell, dass dies für den Film im Film ist. Kurz darauf hören wir ein herzliches Kleinstadtthema, das uns zeigt, dass wir uns nun in der realen Welt von Carverville befinden. Sobald jedoch der Film im Film in das wahre Carverville vordringt, folgt die Filmmusik derselben Reise und der große Horrorfilmstil der 1950er Jahre übernimmt Carverville vollständig.“ 
In Mar Targaronas Horror-Thriller „El cuco“ beschließen Marc und Anna, ihr Haus mit dem deutschen Pensionärs-Paar Hans und Olga zu tauschen, die sie online kennengelernt haben, doch Stück für Stück entwickelt sich der Haustausch für Marc und Anna zu einem Albtraum, als sie entdecken, dass Hans und Olga andere Pläne für sie haben. „Die Prämisse für diesen Film ist – wie der Titel schon sagt - der Kuckucksvogel. Da der Kuckuck und die Kuckucksuhr im Film immer präsent sind, war meine erste Idee, das Hauptthema aufzubauen, die Bewegung des Sekundenzeigers einer mechanischen Uhr“, offenbart der spanische Komponist Diego Navarro die Inspiration zur Musik des Horror-Thrillers „El cuco“
„Das Hauptthema habe ich für Streichorchester, Klavier, Harfe und Schlagzeug geschrieben und beinhaltet einen kleinen Chor für drei Sopranistinnen, um die Idee eines Rituals oder Zauberspruchs hervorzuheben, der im Film eine wichtige Rolle spielt. Dann habe ich in anderen Stücken einen gemischten Chor eingesetzt, um mit dem Orchester die zuvor erwähnten Zauber zu wirken. Die Musik entwickelt sich mit dem Film weiter, auf einer Reise vom Licht zur Dunkelheit, immer geleitet von diesem Kuckucksvogel-Intervall oder der Kuckucksmelodie, einem Motiv, das schon immer Teil des kollektiven Gedächtnisses war.“ 
In dem Krimi-Drama „Verano en rojo“ untersucht Kommissarin María Ruiz in Madrid im Jahr 2010 das finstere Verbrechen eines jungen Mannes. Ohne sichtbare Identität und ohne Hinweise oder erkennbares Motiv gerät María in einen Fall, der immer komplizierter wird. Dazu komponierte die spanische Komponistin Paula Olaz einen Score, in dem Solo-Instrumente, Orchester, elektronische Klänge und Chorgesänge eine interessante Verbindung eingehen. 
„Die Stimme steht in diesem Soundtrack im Mittelpunkt und fungiert als Hauptfigur. Die in ,Verano en rojo‘ eingesetzte Musik verkörpert irgendwie ein stilles Flehen, einen kraftvollen Ausdruck, der den zum Schweigen gebrachten Opfern eine Stimme gibt, den kindlichen Seelen, die die Folgen von Missbräuchen durch kirchliche Schatten ertragen mussten“, erklärt Olaz. „Durch eine vielfältige Bandbreite an Kompositionen vermitteln die Chorstücke das historische Gewicht der kirchlichen Institution durch tiefe männliche Stimmtöne, während die Frauenstimmen einen Chor bilden, der die Zerbrechlichkeit der Kindheit heraufbeschwört. Im Mittelpunkt dieses musikalischen Erlebnisses steht die Solistin Julia Blasco als die Stimme der Kindheit, die Unschuld und Reinheit verkörpert, die für die Erzählung von zentraler Bedeutung sind. Wie ein Orientierungspunkt wird ihre Stimme zur zentralen Achse der Handlung. Die Symphonie verwebt sich mit elektronischen Elementen und vermischt das Elektronische mit dem Orchester in einem melodischen Tanz aus Streichern und Synthesizern. Die Genres fließen und vermischen sich und reichen von spannenden Thriller-Elementen bis hin zur Erhabenheit von Chor- und Orchestermusik, die alle durch den Faden elektronischer Klanglandschaften miteinander verbunden sind.“ 
Die 26-jährige Esther Abrami zählt derzeit zu den Shooting-Stars der Klassik-Szene und macht vor allem auch auf Social-Media-Kanälen Furore, wo sie unter anderem ihren Podcast „Women in Classical“ präsentiert, in dem sie regelmäßig herausragende Musikerinnen und Komponistinnen aus der klassischen Musik interviewt. Nach ihrem 2022 veröffentlichten Debütalbum „Esther Abrami“ präsentiert die Geigerin, die nach ihrem Studium am Royal College of Music ihren Master am Royal Brimingham Conservatoire absolviert hatte und als Artist in Residence beim English Symphony Orchestra engagiert ist, folgt nun mit „Cinéma“ ein Album mit neu arrangierten Stücken ihrer Lieblings-Soundtracks. Das Spektrum reicht dabei von japanischen Animes („Naruto“, „Demon Slayer“) über ikonische französische Filme wie „Die fabelhafte Welt der Amelie“ und „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ bis zu klassischen Stücken von Tschaikowsky, Schostakowitsch und Astor Piazzolla, die in Filmen Verwendung gefunden haben. 
„Ich bin so stolz auf mein neues Album“, schwärmt die in Südfrankreich aufgewachsene und in Großbritannien lebende Geigerin, die das Album mit dem Dirigenten und Arrangeur Ben Palmer und dem City of Prague Philharmonic Orchestra einspielte. 
„Ich wollte eine abwechslungsreiche musikalische Reise zusammenstellen, die meinen klassischen Hintergrund, mein französisch-jüdisches Erbe, meine Unterstützung für Frauen in der Musik und meine Liebe zu Filmen und Anime widerspiegelt und verschiedene Genres, Kulturen und Generationen verbindet.“ 
Zu den Höhepunkten des Albums zählen neben James Newton Howards „The Hanging Tree“ aus „The Hunger Games: The Mockingjay Pt. 1“ und Michael Nymans „The Diary of Anne Frank“ auch die beiden exklusiv für dieses Album von Anne Dudley und Rachel Portman zur Verfügung gestellten Kompositionen. 
Ähnlich wie Abrami zählt auch die 1995 in der Grafschaft Oxfordshire geborene Organistin Anna Lapwood zu den beeindruckendsten jungen Künstlern der klassischen Musik, die mit ihrem Engagement in den sozialen Medien auch junge Menschen für ihre Musik zu begeistern verstehen. Auf ihrem neuen Album „Luna“ präsentiert Lapwood, die als erste Frau in der Geschichte des Magdalen College Oxford ein Orgelstipendium erhielt und 2016 due jüngste musikalische Direktorin in Cambridge wurde, eine Mischung aus neu arrangierten Stücken traditioneller Komponisten wie Bach, Debussy und Chopin sowie zeitgenössischen (Film-)Komponisten wie Hans Zimmer, Max Richter, Dario Marianelli, Ludovico Einaudi und James Newton Howard
„Einer der Höhepunkte meines Jahres ist die Zeit, die ich damit verbringe, Musik in Sambia zu unterrichten. Ich liebe die Menschen, die Musik und das Lachen, aber ich freue mich auch immer darauf, das erste Mal wieder den sambischen Nachthimmel zu sehen. Du schaust nach oben alles ist voller Sterne. Helle Sterne, trübe Sterne; einige funkeln, andere sind statisch; es gibt leuchtende Kugeln und andere Punkte, die kleiner als Nadelstiche sind“, erzählt Anna Lapwood von ihrer Inspiration zu „Luna“
„Bei diesem Album stelle ich mir vor, dass wir dastehen und in den Himmel blicken, überwältigt von der Größe dessen, was wir sehen können. Ich stelle mir vor, dass unser Geist uns, während wir nach oben blicken, fast dorthin führen kann, indem wir durch den Nachthimmel reisen und einzelne Sterne mit ihren einzigartigen Persönlichkeiten und Eigenschaften erkunden.“ 
Der 1970 in Aachen geborene und in Ulm lebende Komponist und Pianist Dirk Maassen legt mit „Here And Now“ sein bereits viertes Album nach „Ocean“, „Echoes“ und „Time“ bei Sony Classical vor, wo er in diesem Jahr bereits seinen Soundtrack zu „Schattenkind“ veröffentlichte. Ähnlich wie auf seinen Vorgängeralben präsentiert Maassen, der seit seinem zehnten Lebensjahr Klavier spielt und eine breite Vielfalt an musikalischen Stilen in seiner frühen musikalischen Karriere erforscht hat, eine feinfühlige Melange aus fragilen und betörenden Piano-Melodien, die von zeitloser Schönheit sind. 
„In der Musik stellt das Hier und Jetzt kein fließendes Konzept mehr dar, aber eine greifbare Realität, die wir umarmen, berühren, schmecken und fühlen können“, beschreibt Maassen das Konzept von „Here And Now“ im Booklet des Albums. 
Mit „Spectral Symphony“ liegt eine neue Compilation des 2018 verstorbenen isländischen Komponisten Jóhann Jóhannsson vor. Neben Auszügen aus den Soundtracks und Alben „The Miners‘ Hymns“, „The Last Men“, „Arrival“ und „Varmints“ gibt es auch das orchestrale Stück „A Prayer to the Dynamo“ zu hören, das von Jóhannssons Faszination für Technologie, den Schriften Henry Adams‘ und den Field Recordings am Kraftwerk in Elliðaár inspiriert worden ist. 

Playlist: 

1. James Newton Howard - The Village: Morning (Night After Night) - 04:39
2. Charlie Clouser - Meet Gabriela (Saw X) - 03:28
3. Hans Zimmer - Heaven (The Creator) - 06:58
4. Volker Bertelmann - He Saved Me (Jules) - 03:05
5. Paul Saunderson - A Changed Planet (Earth) - 03:01 
6. Paul Saunderson - Take Off (Love at First Sight) - 02:53 
7. Ryan Shore - Night of the Mausoleum Poster (Zombie Town) - 02:07 
8. Eric Neveux - Cerveau Cramé (Infiltré(e)) - 04:46 
9. Andrea Farri - Dans le Désert des Âmes (Io Capitano) - 03:04 
10. Gustavo Santaolalla & Juan Luqui - Liebes Kind (Liebes Kind) - 04:02 
11. Joseph Trapanese - I'm Sorry (No One Will Save You) - 02:48 
12. Diego Navarro - Créditos Finales (El cuco) - 05:17 
13. Paula Olaz - Monasterio de Estella (Verano en rojo) - 03:43 
14. Guillaume Roussel - A Horrible Loss (Expend4bles) - 02:28 
15. Esther Abrami - Rachel Portman: The Little Prince Orchestral Suite (Cinéma) - 04:37 
16. Anna Lapwood - James Newton Howard: Flying from "Peter Pan" (Luna) - 02:37 
17. Siddharta Khosla - Cake (Only Murders in the Building - Season 3) - 03:27 
18. Siddharta Khosla - Gandhi and the Salt March (The Father and the Assassin) - 07:04 
19. Hildur Guðnadóttir - Money in the Mattress (A Haunting in Venice) - 04:20 
20. George Kallis - Beautiful Memories (After Everything) - 03:04 
21. Marcelo Zarvos - The Person I Ended Up Being (Cassandro) - 03:24 
22. Nikhil Koparkar - The Flower of Battle (The Flower of Battle) - 02:12 
23. Jeff Beal & Robert Glasper - Kareem's Moment of Truth (The Winning Time Sessions - Season 2) - 01:35 
24. Dirk Maassen - Spaces (Here And Now) - 04:04 
25. Geoff Zanelli - Bring Down Goliath (The Hill) - 03:13 
26. David Arnold - The End? (Good Omens 2) - 02:27 
27. Hanan Townshend - The Resurrection (His Name Is Ray) - 03:46 
28. Philippe Rombi - Jalousie (Visions) - 03:03 
29. Brian Eno - Beauty and Danger (Top Boy) - 03:15 
30. Carter Burwell - Overturning Roe (The Morning Show - Season 3) - 02:10 
31. Jóhann Jóhannsson - A Prayer to the Dynamo (Spectral Symphony) - 08:31

Sonntag, 19. März 2023

Playlist #367 vom 26.03.2023 - 95. ACADEMY AWARDS Special

Am 12. März 2023 wurden im Dolby Theatre in Los Angeles zum 95. Mal die prestigeträchtigen Academy Awards verliehen. Der mit satten elf Nominierungen als großer Favorit ins Rennen gegangene Fantasy-Abenteuerfilm „Everything Everywhere All at Once“ war mit sieben Auszeichnungen am Ende auch der Gewinner der diesjährigen Oscar-Nacht, aber auch die für unglaubliche neun Oscars nominierte deutsche Produktion „Im Westen nichts Neues“ konnte sich über vier Auszeichnungen freuen – darunter für die beste Filmmusik von Volker Bertelmann. In dieser Sendung lassen wir die Verleihung der 95. Academy Awards musikalisch Revue passieren. 
Durch den gerade mal dreieinhalbstündigen Abend führte Late-Night-Talker Jimmy Kimmel, der er sich in seiner Eröffnungsrede nicht nehmen ließ, einen spöttischen Kommentar auf die Ohrfeige abzugeben, die der mit einem Oscar ausgezeichnete Will Smith dem Moderator Chris Rock gab, nachdem Rock einen Witz auf Smith‘ Frau Jada Pinkett Smith gerissen hatte. 
Anschließend stand die Oscar-Verleihung ganz im Zeichen von Daniel Scheinerts und Daniel Kwans Fantasy-Komödie „Everything Everywhere All at Once“. Die als erste Asiatin mit einem Oscar als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnete Michelle Yeoh spielt darin eine Waschsalon-Besitzerin, die neben ihrem Ärger mit der Steuer und der Familie damit beschäftigt ist, die Geburtstagsfeier ihres Vaters (James Hong) vorzubereiten, so dass Evelyns Ehemann Waymond (Ke Huy Quan) keine Chance hat, mit ihr über die geplante Scheidung zu sprechen, von der sie noch nichts ahnt. Tochter Joy (Stephanie Hsu) wiederum erzürnt ihre Mutter durch das Vorhaben, ihre Freundin Becky (Tallie Medel) mit zu der Feier zu bringen, obwohl Evelyn ein Problem mit der sexuellen Ausrichtung von Joy hat. Evelyn wird dabei einmal mehr bewusst, dass sie sich den Verlauf ihres Lebens ganz anders vorgestellt hat. Die Dinge ändern sich allerdings auf dem Weg zur Finanzbehörde. Im Fahrstuhl spricht der sonst so unsichere Waymond plötzlich nicht nur ohne Akzent, sondern erklärt auch mit ungewohnt selbstbewusster Stimme, dass er nicht Evelyns Ehemann, sondern der Waymond aus einem anderen von unzähligen Paralleluniversen sei. Evelyn solle helfen, das von einer dunklen Macht bedrohte Multiversum zu retten. Indem die Waschsalonbesitzerin kreuz und quer durch das Multiversum hüpft und die speziellen Fähigkeiten ihrer anderen Ichs aktiviert, bekommt Evelyn einen Eindruck davon, wie anders ihr Leben hätte verlaufen können... 
Der visuell berauschende und inszenatorisch überbordender Mix aus Martial-Arts-Action, absurder Komik und warmherzigem Drama über eine Einwanderfamilie wurde nicht nur als bester Film ausgezeichnet, sondern das als „The Daniels“ bezeichnete Regie-Duo heimste auch die Auszeichnungen für das beste Originaldrehbuch und die beste Regie ein. Neben der 60-jährigen Michelle Yeoh, die den Oscar ihrer 84-jährigen Mutter widmete, durften auch Jamie Lee Curtis und Ke Huy Quan jeweils einen Oscar als beste Nebendarsteller in Empfang nehmen. Paul Rogers erhielt einen Oscar für den besten Schnitt. Weitere Nominierungen erhielt „Everything Everywhere All at Once“ u.a. für den Score von Son Lux und den Song „This Is a Life“. 
Mit immerhin neun Nominierungen ging die deutsche Netflix-Produktion „Im Westen nichts Neues“ ins Rennen. Erich Maria Remarque schrieb 1928 in der gleichnamigen Romanvorlage seine Erfahrungen als blutjunger Soldat im Ersten Weltkrieg nieder, die bereits 1930 von Lewis Milestone und 1980 von Delbert Mann fürs Fernsehen verfilmt worden war. In der ersten deutschen Verfilmung des Romans melden sich die Teenager Paul Bäumer (Felix Kammerer) und seine Freunde Albert (Aaron Hilmer) und Müller (Moritz Klaus) während des Ersten Weltkrieges freiwillig für den Dienst in der deutschen Armee und reiten auf einer Welle patriotischen Eifers, die sich schnell in Wohlgefallen auflöst. Ernüchtert und schockiert müssen sie feststellen, dass der Kampf um Deutschland keineswegs eine rein ehrenhafte Sache ist, sondern ein tödliches Gemetzel. Sobald sich die jungen Soldaten den brutalen Realitäten des Lebens an der Front stellen, gehören Tod und Verlust zu den täglichen Schreckensszenarien. Pauls Vorurteile über den Feind, über Recht und das Unrecht des Konflikts fallen bald wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Bis zum Waffenstillstand muss Paul jedoch weiterkämpfen, ohne den Wunsch der führenden Militärs zu erfüllen, den Krieg mit einer deutschen Offensive zu beenden. Und gerade als es so scheint, als hätte das Grauen und die Torturen ein Ende und die Männer könnten nach Hause fahren, trifft General Friedrichs (Devid Striesow) eine folgenschwere Entscheidung. Denn eine Niederlage für Deutschland kann er nicht einfach hinnehmen. 
Das Antikriegsdrama wurde bester internationaler Film und erhielt Trophäen für die beste Kamera, das beste Szenenbild und die beste Filmmusik von Volker Bertelmann, der bereits 2017 zusammen mit Dustin O’Halloran eine Oscar-Nominierung für die Musik zu „Lion“ erhalten hatte. Der Film von Regisseur Edward Berger ist erst das vierte Werk aus Deutschland, das als bester internationaler Film prämiert wurde - nach „Die Blechtrommel“ (1980), „Nirgendwo in Afrika“ (2003) und zuletzt „Das Leben der Anderen“ (2007). 
Dagegen verlief die Oscar-Verleihung vor allem für Steven Spielbergs „Die Fabelmans“ (7 Nominierungen), Baz Luhrmanns Biopic „Elvis“ (8 Nominierungen) und Martin McDonaghs Tragikomödie „The Banshees of Inisherin“ (9 Nominierungen) enttäuschend, konnte keiner der hochgehandelten Filme auch nur eine Trophäe gewinnen. 
Darren Aronofskys „The Whale“ wurde dagegen bei drei Nominierungen mit Zwei der begehrten Trophäen ausgezeichnet, eine davon ging an Brendan Fraser als bester Hauptdarsteller. Fraser, der in den 1990er Jahren mit Filmen wie „Die Mumie“, „George – Der aus dem Dschungel kam“ und „Gods and Monsters“ erfolgreich war, hatte sich seit Jahren weitgehend aus dem Filmgeschäft zurückgezogen und war nach persönlichen Rückschlägen und zahlreichen Operationen in Folge bei Drehs erlittener Verletzungen an Depressionen erkrankt. In den letzten Jahren war Fraser vor allem in Fernsehserien wie „Texas Rising“, „The Affair“, „Trust“, „Condor“, „Professionals“ und „Doom Patrol“ zu sehen. 
In „The Whale“ spielt Fraser einen Mann, der vor vielen Jahren seine einstige Familie verließ, um mit einem Mann zusammen sein zu können. Nachdem dieser gestorben ist, fällt Charlie in ein seelisches Tief. Aufgrund der schweren Trauer entwickelte der inzwischen mehr als 270 Kilo schwere Charlie eine Essstörung und hat alle Probleme, den Alltag zu bewältigen. Seinen Job als Englischprofessor kann er von zu Hause ausführen – allerdings ohne Webcam, da er sich für sein Aussehen schämt. Als sein Gesundheitszustand immer kritischer wird, beschließt er, sich mit seiner 17-jährigen Tochter Ellie (Sadie Sink) wieder in Verbindung zu setzen. „The Whale“ erhielt zudem einen Oscar für das beste Make-up / die besten Frisuren. 
In musikalischer Hinsicht überraschte, dass weder Alexandre Desplats Score zu „Guillermo del Toro’s Pinocchio“ noch Michael Giacchinos Arbeit zu „The Batman“ überhaupt nominiert gewesen sind. Sie werden an dieser Stelle aber ebenso berücksichtigt wie die großartigen Scores von Ludwig Göransson zu „Black Panther: Wakanda Forever“ und „Turning Red“ sowie die Scores von Justin Hurwitz, Trent Reznor & Atticus Ross, Nick Cave & Warren Ellis, Nathan Johnson und Simon Franglen zu den jeweils Oscar-nominierten Filmen, für die sie die Musik beisteuerten.
 
Bester Film 
Everything Everywhere All at Once 
• Die Aussprache (Women Talking) 
• Avatar: The Way of Water 
• The Banshees of Inisherin 
• Elvis 
• Die Fabelmans (The Fabelmans) 
• Im Westen nichts Neues 
• Tár 
• Top Gun: Maverick 
• Triangle of Sadness 
 
Beste Regie 
Daniel Kwan, Daniel Scheinert – Everything Everywhere All at Once 
• Todd Field – Tár 
• Martin McDonagh – The Banshees of Inisherin 
• Ruben Östlund – Triangle of Sadness 
• Steven Spielberg – Die Fabelmans (The Fabelmans) 
 
Bester Hauptdarsteller 
Brendan Fraser – The Whale 
• Austin Butler – Elvis 
• Colin Farrell – The Banshees of Inisherin 
• Paul Mescal – Aftersun 
• Bill Nighy – Living 
 
Beste Hauptdarstellerin 
Michelle Yeoh – Everything Everywhere All at Once 
• Ana de Armas – Blond (Blonde) 
• Cate Blanchett – Tár 
• Andrea Riseborough – To Leslie 
• Michelle Williams – Die Fabelmans (The Fabelmans) 
 
Bester Nebendarsteller 
Ke Huy Quan – Everything Everywhere All at Once 
• Brendan Gleeson – The Banshees of Inisherin 
• Brian Tyree Henry – Causeway 
• Judd Hirsch – Die Fabelmans (The Fabelmans) 
• Barry Keoghan – The Banshees of Inisherin 
 
Beste Nebendarstellerin 
Jamie Lee Curtis – Everything Everywhere All at Once 
• Angela Bassett – Black Panther: Wakanda Forever 
• Hong Chau – The Whale 
• Kerry Condon – The Banshees of Inisherin 
• Stephanie Hsu – Everything Everywhere All at Once 
 
Bestes Originaldrehbuch 
Daniel Kwan, Daniel Scheinert – Everything Everywhere All at Once 
• Todd Field – Tár 
• Martin McDonagh – The Banshees of Inisherin 
• Ruben Östlund – Triangle of Sadness 
• Steven Spielberg, Tony Kushner – Die Fabelmans (The Fabelmans) 
Bestes adaptiertes Drehbuch 
Sarah Polley – Die Aussprache (Women Talking) 
• Edward Berger, Lesley Paterson, Ian Stokell – Im Westen nichts Neues 
• Peter Craig, Ehren Kruger, Justin Marks, Eric Warren Singer, Christopher McQuarrie – Top Gun: Maverick 
• Kazuo Ishiguro – Living 
• Rian Johnson – Glass Onion: A Knives Out Mystery 
 
Beste Kamera 
James Friend – Im Westen nichts Neues 
• Roger Deakins – Empire of Light 
• Florian Hoffmeister – Tár 
• Darius Khondji – Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten (Bardo, falsa crónica de unas cuantas verdades) 
• Mandy Walker – Elvis 
 
Bestes Szenenbild 
Im Westen nichts Neues 
• Die Fabelmans (The Fabelmans) 
• Avatar: The Way of Water 
• Babylon – Rausch der Ekstase (Babylon) 
• Elvis 
 
Bestes Kostümdesign 
Black Panther: Wakanda Forever 
• Mrs. Harris und ein Kleid von Dior (Mrs. Harris Goes to Paris) 
• Everything Everywhere All at Once 
• Elvis 
• Babylon – Rausch der Ekstase (Babylon) 
 
Bestes Make-up und beste Frisuren 
The Whale 
• Elvis 
• The Batman 
• Black Panther: Wakanda Forever 
• Im Westen nichts Neues 
 
Beste Filmmusik 
Volker Bertelmann – Im Westen nichts Neues 
• Carter Burwell – The Banshees of Inisherin 
• Justin Hurwitz – Babylon – Rausch der Ekstase (Babylon) 
• Son Lux – Everything Everywhere All at Once 
• John Williams – Die Fabelmans (The Fabelmans) 
 
Bester Filmsong 
„Naatu Naatu“ aus RRR 
• „Applause“ aus Tell It Like a Woman 
• „Hold My Hand“ aus Top Gun: Maverick 
• „Lift Me Up“ aus Black Panther: Wakanda Forever 
• „This Is a Life“ aus Everything Everywhere All at Once 
 
Bester Schnitt 
Everything Everywhere All at Once 
• Top Gun: Maverick 
• The Banshees of Inisherin 
• Elvis • Tár Bester Ton 
• Top Gun: Maverick 
• Avatar: The Way of Water 
• Im Westen nichts Neues 
• Elvis 
• The Batman 
Beste visuelle Effekte 
Avatar: The Way of Water 
• Black Panther: Wakanda Forever 
• The Batman 
• Im Westen nichts Neues 
• Top Gun: Maverick 
 
Bester Animationsfilm 
Guillermo del Toros Pinocchio (Guillermo del Toro’s Pinocchio) 
• Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch (Puss in Boots: The Last Wish) 
• Marcel the Shell with Shoes On 
• Rot (Turning Red) 
• Das Seeungeheuer (The Sea Beast) 
 
Bester animierter Kurzfilm 
Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd (The Boy, the Mole, the Fox and the Horse) 
• The Flying Sailor 
• Ice Merchants 
• My Year of Dicks 
• An Ostrich Told Me the World Is Fake and I Think I Believe It 
 
Bester Kurzfilm 
An Irish Goodbye 
• Ivalu 
• Nattrikken 
• Le pupille 
• The Red Suitcase 
 
Bester Dokumentarfilm 
Nawalny (Navalny) 
• All That Breathes 
• All the Beauty and the Bloodshed 
• Fire of Love 
• A House Made of Splinters 
 
Bester Dokumentar-Kurzfilm 
Die Elefantenflüsterer (The Elephant Whisperers) 
• Haulout 
• How Do You Measure a Year? 
• The Martha Mitchell Effect 
• Stranger at the Gate 
 
Bester internationaler Film 
Im Westen nichts Neues, Deutschland – Regie: Edward Berger 
• Argentina, 1985, Argentinien – Regie: Santiago Mitre 
• Close, Belgien – Regie: Lukas Dhont 
• EO (IO), Polen – Regie: Jerzy Skolimowski 
• The Quiet Girl (An Cailín Ciúin), Irland – Regie: Colm Bairéad 

Playlist:

1. Hildur Guðnadóttir - Speak Up (Women Talking) - 03:17 
2. Son Lux - Very Busy (Everything Everywhere All at Once) - 05:10 
3. Simon Franglen - Into the Water (Avatar: The Way of Water) - 03:41 
4. Linnea Olsson - The Ocean (Triangle of Sadness) - 04:16 
5. John Williams - The Journey Begins (The Fabelmans) - 06:09 
6. Volker Bertelmann - Comrades (All Quiet on the Western Front) - 03:55 
7. Carter Burwell - My Life Is On Inisherin (The Banshees of Inisherin) - 03:43 
8. Alexandre Desplat - Carlo's Theme (Guillermo del Toro's Pinocchio) - 02:11 
9. Oliver Coates - One Without (Aftersun) - 04:03 
10. Emilie Levienaise-Farrouch - Changed (Living) - 07:54 
11. Nick Cave & Warren Ellis - Fire in the Hills (Blonde) - 03:59 
12. Linda Perry - Finding Suitcase (To Leslie) - 01:43 
13. Alex Somers - Place to Stay (Causeway) - 07:09 
14. Isobel Waller-Bridge - - Home (The Boy, the Mole, the Fox and the Horse) - 03:40 
15. Nathan Johnson - Blanc's Plan (Glass Onion: A Knives Out Mystery) - 02:58 
16. Trent Reznor & Atticus Ross - A Touch (Empire of Light) - 06:11 
17. Bryce Dessner & Alejandro G. Iñárritu - Father Ghost (Bardo) - 02:34 
18. Ludwig Göransson - Let Us Burn It Together (Black Panther: Wakanda Forever) - 03:42 
19. Ludwig Göransson - Red Moon Ritual (Turning Red) - 03:20 
20. Harold Faltermeyer, Hans Zimmer, Lorne Balfe & Lady Gaga - Penny Returns (Top Gun: Maverick) - 02:48 
21. Elvis - Can't Help Falling in Love [Elliott Wheeler Remix] (Elvis) - 03:26 
22. Justin Hurwitz - Orientally Yours (Babylon) - 02:12 
23. Michael Giacchino - Can't Fight City Halloween (The Batman) - 04:05 
24. Rael Jones - 10th Anniversary Collection (Mrs. Harris Goes to Paris) - 02:42 
25. Heitor Pereira - Eulogy (Puss in Boots: The Last Wish) - 01:16 
26. Hildur Guðnadóttir - Mortar (Tár) - 03:37 
27. Rob Simonsen - God's Rays (The Whale) - 05:10 
28. Amy Turk - J.S. Bach: Toccata and Fugue in D Minor BWV 565 (Triangle of Sadness) - 09:33

Sonntag, 5. Februar 2023

Playlist #364 vom 12.02.2023 - Neuheiten 2023 (1)

Die erste Neuheiten-Sendung in diesem Jahr präsentiert auch gleich eine Vielzahl von neuen Namen, von denen sich einige in den nächsten Jahren noch von sich hören lassen werden. Davon abgesehen sind illustre Komponisten wie Alexandre Desplat, Thomas Newman, Howard Shore und Gabriel Yared mit neuen Arbeiten vertreten, Siddharta Khosla, Rupert Gregson-Williams, Trevor Rabin und Lorne Balfe sind mit neuer Musik zu Fernsehserien am Start, und mit Martin Todsharow und Volker Bertelmann haben wir auch wieder zwei deutsche namhafte Vertreter am Start. 
Der ehemalige Yes-Musiker Trevor Rabin ist als Filmkomponist vor allem durch seine Arbeit an den Jerry-Bruckheimer-Blockbustern „Con Air“ und „Armageddon“ bekannt geworden, bevor er 2004 und 2007 die beiden „National Treasure“-Filme „Das Vermächtnis der Tempelritter“ und „Das Vermächtnis des geheimen Buches“ mit Nicolas Cage in der Hauptrolle vertonte. 
In der neuen Disney+-Serie „National Treasure – Edge of History“ begibt sich die 20-jährige Jess auf die Suche nach dem Geheimnis ihrer Familiengeschichte und nach verlorenen historischen Schätzen, wobei sie und ihre Freunde musikalisch wie zuvor schon Nicolas Cage von Trevor Rabin musikalisch begleitet werden. 
In seiner freien Adaption von Aleksandr Grins Roman „Das Purpursegel“ erzählt der italienische Regisseur Pietro Marcello die märchenhafte Geschichte der achtjährigen Juliette, deren Mutter während der Geburt ihres Kindes gestorben ist und die deshalb bei Adeline in einem kleinen Dorf in der Normandie aufwächst, wo auch ihr Vater nach seiner Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg unterkommt. Juliette wächst zu unabhängigen, schönen Frau heran, die sich ihrer Wirkung auf die Männer kaum bewusst ist und viel lieber ihre Zeit mit Musik, Gedichten und dem Traum vom Fliegen verbringt, den ihr die „Hexe“ des Dorfes eingegeben hat. Als ihr der prophezeite Prinz mit den Purpurflügeln, in Gestalt des Piloten Jean, begegnet, stürzt sie sich in eine leidenschaftliche Affäre mit ihm. 
Die romantisch-einfühlsame Musik stammt von Gabriel Yared („Der englische Patient“, „Unterwegs nach Cold Mountain“). 
„Ich traf Pietro Marcello im Dezember 2020, nachdem ich seinen bemerkenswerten Film ,Martin Eden‘ gesehen hatte. Pietro ist ein visionärer Künstler, den ich zutiefst bewundere. Die Partitur für ,L’Envol‘ basiert auf den Songs, die ich lange vor den Dreharbeiten komponiert habe. Diese lieferten die Inspiration und die thematischen Elemente für das, was folgte“, rekapituliert Yared. „Da der Film einen sehr intimen Stil hat, wollte ich dieses Gefühl auf die Musik übertragen, weshalb alle Stücke für ein kleines Ensemble orchestriert sind. In der Passacaglia, die das Album eröffnet, zolle ich J. S. Bach Tribut, dessen Musik sowohl Pietro als auch ich verehren.“ 
Mit seiner Musik zu Edward Bergers neunfach Oscar-nominierter Neuverfilmung von Erich Maria Remarques berühmtesten Roman „Im Westen nichts Neues“ ist Volker Bertelmann nach „Lion – Der lange Weg nach Hause“ (2016) erneut im Rennen um den Academy Award für die Beste Originalmusik. Ein weiteres Kriegsdrama hat Bertelmann mit „War Sailor“ des norwegischen Filmemachers Gunnar Vikene vertont. Der Film erzählt von einem frisch verheirateten Vater von drei drei Kindern, der sich beim Beginn des Zweiten Weltkriegs mit seinem Jugendfreund auf einem Handelsschiff mitten im Atlantik befindet. Als ihr Schiff für den Krieg instrumentalisiert wird, finden sie sich an der Front wieder, kämpfen in Zivilkleidung und ohne Waffen, bis ihr Schiff von deutschen U-Booten angegriffen wird.  
Bertelmann komponierte dazu einen elegisch-melancholischen Score, der nicht nur die unvorhergesehene Teilnahme der beiden Männer am Kriegsgeschehen untermalt, sondern auch den schwierigen Kampf um das Zusammenhalten der Familie inmitten der Kriegswirren. 
Gleich zwei neue Produktionen sind von dem dänischen Filmemacher Nicolas Winding Refn („Only God Forgives“, „Drive“) am Start. Mit der sechsteiligen Serie „Copenhagen Cowboy“ bewegt sich NWR in der Unterwelt von Kopenhagen, wo die geheimnisvolle Miu nach mehreren Jahren Gefangenschaft in einem Bordell der albanischen Mafia flieht, um in dieser Welt einen Neuanfang zu starten. Miu macht sich auf die Suche nach Gerechtigkeit und trifft bei ihrem Rachefeldzug auf ihre Erzfeindin, mit der sie sich auf eine Odyssee durch die reale und übernatürliche Welt begibt. 
„Touch of Crude“ ist dagegen ein 23minütiger Kurzfilm, den NWR für die kommende Frauen-Sommerkollektion von Prada inszeniert hat. 
Während Refns langjähriger musikalischer Begleiter Cliff Martinez alleinverantwortlich für die Musik des Modefilmchens gewesen ist, erhielt er beim Soundtrack zur Netflix-Serie Unterstützung u.a. von Peter Peter und Peter Kyed, die bereits an den NWR-Produktionen von „Valhalla Rising“, „Pusher II“ und „Pusher III“ beteiligt gewesen sind. 
Mit „Lieber Kurt“ verfilmte Til Schweiger (natürlich wieder mit sich selbst in der Hauptrolle) den gleichnamigen Roman von Sarah Kuttner. In dem Drama teilen sich Jana und Kurt nach ihrer Trennung das Sorgerecht für ihren sechsjährigen Sohn. Als dieser bei einem Sturz vom Klettergerüst ums Leben kommt, wissen weder die beiden Eltern noch die neue Lebensgefährtin des Vaters, wie sie mit ihrer Trauer umgehen sollen. Martin Todsharow, der seit Til Schweigers Regiedebüt „1 ½ Ritter - Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde“ (2008) regelmäßig für die musikalische Untermalung von Schweigers Regiearbeiten verantwortlich zeichnet, schuf für „Lieber Kurt“ eine bewegende, minimalistisch inszenierte Musik. 
„Nach so vielen Jahren der Zusammenarbeit mit meinem Freund und Regisseur Til Schweiger war es wieder eine neue Reise – tief in emotionale Abgründe tauchen und die Gedanken fließen lassen! Einfach und klassisch habe ich versucht, einen traumhaften Mikrokosmos für diesen wundervollen Film über Verlust, Liebe und immer größer werdende Hoffnung zu erschaffen.“ 
Felix Herngren erzählt in seinem neuen Film „Day by Day“ von einem außergewöhnlichen Road-Trip, den fünf verschiedene Menschen in einem Wohnmobil von Schweden in die Schweiz unternehmen, um die Wünsche eines sterbenden alten Mannes zu erfüllen. Dabei werden Generationen übergreifende Freundschaften entwickelt, der Grundstein für eine Romanze im Herbst des Lebens zweier Menschen gelegt und lebensverändernde Entscheidungen getroffen. 
„Da der Hintergrund des Films der letzte Wunsch eines sterbenden Mannes für einen Roadtrip von existenziellen Ausmaßen von Skandinavien durch Europa war, hatte ich das Gefühl, dass ich wirklich eine Partitur schaffen musste, die die äußeren und inneren Welten dieser Reise klanglich und melodisch miteinander verbinden kann“, beschreibt der schwedische Komponist Matti Bye die Arbeit an „Day by Day“. „Also entschied ich mich, eine hybride Partitur zu schaffen, die die melodischen Sensibilitäten im melancholischen Skandinavien erfasst und dennoch in eine Art südeuropäische Klangwelt eingebettet ist. Dadurch haben wir etwas sehr Authentisches und Dynamisches geschaffen, die Außenwelt spiegelt die Innenwelt wider und unterstreicht den sich ständig ändernden Horizont der Emotionen im Film, indem wir Humor, Liebe, Leben und Tod in einer Partitur finden.“ 
Die norwegische Geigerin Eldbjørg Hemsing präsentiert mit „Arctic“ ein Konzeptalbum, das sie zusammen mit dem Arctic Philharmonic eingespielt hat und eine musikalische Reise durch die vom Klimawandel stark bedrohte Arktis darstellt. Dabei verbindet sie in der Adaption von Werken so unterschiedlicher Komponisten wie Selim Palmgren, Edvard Grieg, Henning Sommerro und James Newton Howard. Im Zentrum des Albums steht allerdings die 20-minütige „The Arctic Suite“ von Jacob Shea
„Ich wollte einmalige, einprägsame Melodien mit einem malerischen orchestralen Klang verbinden, der dem großen Panorama der Arktis entspricht, um diese emotionale Geschichte zu erzählen. Entstanden ist eine sehr abwechslungsreiche Art Filmmusik für den Konzertsaal oder ein Soundtrack für eine innere Reise“, erzählt Hemsing über die Arbeit an „Arctic“
In Luis Tinocos Science-Fiction-Drama „The Antares Paradox“ muss sich Alexandra in einem Wettlauf gegen die Zeit entscheiden, ob sie sich in den nächsten Stunden lieber mit einem kritischen Familiendrama auseinandersetzt oder die Antwort auf eine der drängendsten Fragen der Menschheit finden will. 
„Die Verwendung des Hauptthemas ist auch ein Paradoxon, weil es verwendet wird, um über Alex’ Gefühle gegenüber ihrer Familie zu sprechen, was eine sehr intime und persönliche Situation darstellt, aber es wird auch verwendet, um über außerirdisches Leben und unseren Platz als Menschen im Universum zu sprechen“, beschreibt der spanische Komponist Arnau Bataller seine Arbeit an diesem Film. „Obwohl der Film über eine große technologische Komponente verfügt, wurde in der Musik nur ein leichter Hauch von Elektronik verwendet, da die Klaviermelodien und die großen Orchestertuttis die Hauptelemente des Scores darstellen.


Playlist: 

1. Trevor Rabin - Masonic Temple (National Treasure: Edge of History) - 03:08 
2. Gabriel Yared - Suite (L'envol) - 04:46 
3. Pinar Toprak - Bedroom Tango (Shotgun Wedding) - 02:16 
4. Howard Shore - Edgar A. Poe (The Pale Blue Eye) - 03:56 
5. Ruth Barrett - Niassa (The Terminal List) - 03:27 
6. Rob Simonsen - God's Rays (The Whale) - 05:10 
7. Bear McCreary - Tormented Lovers (The Witcher: Blood Origin) - 04:19 
8. Alexandre Desplat - Bakary (Tirailleurs) - 05:26 
9. Volker Bertelmann - Reunion (War Sailor) - 03:48 
10. Alex Somers - You Miss Me (Mars) - 02:51 
11. Lorne Balfe - Until the Day I Die (His Dark Materials - Series 3, Episodes 7 & 8) - 03:48 
12. Dominic Lewis - Orange Peel (Kaleidoscope) - 04:05 
13. Rob - Santa Monica (Run Sweetheart Run) - 02:50 
14. Blanck Mass - Helideck (The Rig) - 04:09 
15. Peter Peter - Sick Bed (Copenhagen Cowboy) - 03:11 
16. Cliff Martinez - Red Pink and Blue Part 1 (Touch of Crude) - 08:16 
17. Martin Todsharow - Three Steps (Lieber Kurt) - 04:12 
18. Matti Bye - Day by Day (Day by Day) - 01:44 
19. Rupert Gregson-Williams - A Flaw (Hunters - Season 2) - 02:22 
20. Siddhartha Khosla - What About a Tour? (Welcome to Chickendales) - 02:04 
21. Lachlan Anderson - Greenham Common (Mothers of the Revolution) - 03:37 
22. Rob - Finale (Les Survivants) - 03:51 
23. Eldbjørg Hemsing & Arctic Philharmonic - The Arctic Suite: II. Aurora (Arctic) - 03:12 
24. John Paesano - Let's Go Home (Night at the Museum: Kahmunrah Rises Again) - 02:10 
25. Jeff Beal - Make a Change (The Champions) - 05:09 
26. Hildur Guðnadóttir - Speak-up (Women Talking) - 03:17 
27. Isobel Waller-Bridge - Doing Nothing With Friends (The Boy, the Mole, the Fox and the Horse) - 02:42 
28. Thomas Newman - Rock-A-Bye (A Man Called Otto) - 03:39 
29. Tim Hecker - The Infinity Pool (The Infinity Pool) - 02:55 
30. Arnau Bataller - The End (The Antares Paradox) - 10:08

Mittwoch, 1. Juni 2022

Playlist #346 vom 05.06.2022 - Neuheiten 2022 (4)

Große Namen prägen die heutige Neuheiten Sendung von Soundtrack Adventures auf Radio ZuSa. Das ist nicht nur den famosen Re-Releases des Intrada-Labels beispielsweise von James Horners „Jumanji“, John Williams‘ „SpaceCamp“, Miklós Rózsas „Dead Men Don’t Wear Plaid“, Jerry Goldsmith‘ „Matinee“ und Laurence Rosenthals „Becket“ zu verdanken, sondern auch den neuen Arbeiten von Hans Zimmer, Danny Elfman, John Williams und Mark Isham. Dazu gesellen sich vertraute Namen wie Harry Gregson-Williams, Cliff Martinez, Daniel Pemberton, Ilan Eshkeri, Volker Bertelmann, John Carpenter und Rachel Portman sowie etliche neue Namen. 
Auf einer wahren Begebenheit basierend hat der Oscar-prämierte Regisseur Barry Levinson („Rain Man“, „Bugsy“) das Drama „The Survivor“ inszeniert, in dem Ben Foster den ins Vernichtungslager Auschwitz geschickten Harry Haft verkörpert, der durch einen sadistischen Nazi-Offizier gezwungen wird, zur Belustigung seiner Mitgefangenen im Boxring zu kämpfen. Der Gewinner überlebt und muss einen neuen Kampf austragen, der Verlierer wird erschossen oder in die Gaskammer geschickt. Angetrieben von dem Willen, zu seiner Frau zurückzukehren, wächst Haft im Boxring über sich hinaus. Hans Zimmer, der für seine Zusammenarbeit mit Levinson an „Rain Man“ (1988) seine erste Oscar-Nominierung erhalten hatte, schuf einen dramatischen, überwiegend mit Streichern arrangierten Score, der seine eindringlichsten Momente in den ruhigen mit Solo-Violine und weiblichem Gesang inszenierten Stücken entfaltet. Neben „Rain Man“ avancierte in den 1980er Jahren auch Tony Scotts Action-Drama „Top Gun“ (1986) zu einem seiner erfolgreichsten Filme. Damals komponierte Harold Faltermeyer die Musik zu dem Soundtrack, der davon abgesehen mit Songs von Berlin, Kenny Loggins, Loverboy, The Miami Sound Machine und Cheap Trick bestückt worden ist. Bei der Fortsetzung „Top Gun: Maverick“ ist Faltermeyer zwar wieder mit an Bord, muss sich die Credits allerdings mit seinem berühmten Kollegen Hans Zimmer sowie Lorne Balfe und Lady Gaga teilen. Damit erhält der Score einen weitaus orchestraleren Touch als das 1986er Original. 
Seit ihrer ersten Zusammenarbeit bei „Darkman“ (1990) etablierte sich zwischen Regisseur Sam Raimi und Komponist Danny Elfman eine ähnlich symbiotische Beziehung wie zwischen Tim Burton und Elfman, allerdings ist es nach gemeinsam verwirklichten Stationen wie „Ein einfacher Plan“, „Spider-Man“ und „Spider-Man 2“ etwas ruhiger um beide Filmschaffenden geworden. Für das Marvel-Abenteuer „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ sind die beiden im Superhelden-Universum bewanderten Künstler nun zum neunten Mal zusammengekommen. Dass die Corona-Pandemie die Produktion des Films so hinausgezögert hat, kam Elfman indes zugute, hatte er doch so mehr Zeit zur Verfügung, um einen überaus vitalen, mit komplexen Orchester-Arrangements und Chor versehenen Score zu kreieren. 
„The Road Dance“ erzählt die in der Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg angesiedelte Geschichte eines jungen Mädchens, das in einem kleinen Dorf einer schottischen Insel lebt, als sie mit einer schrecklichen Tragödie konfrontiert wird. Carlos José Alvarez („Deadline“, „The Quiet Hour“) komponierte dazu einen Score, der das harte Leben auf einer unwirtlichen Insel mit vielen folkloristischen Elementen abbildet. 
„Die Geschichte musste sehr delikat behandelt werden. Die Aussichten und Kulissen sind weitreichend, doch der Film weist eine Intimität auf, die nicht ignoriert werden konnte. Die Balance zu finden war ein Hauptaugenmerk. Die Darstellungen sind so stark, dass wir ihnen einfach vertrauen mussten. Ich bin sehr stolz auf diesen Score“, meint Alvarez. „Richie Adams wollte, dass sich die Partitur wie der Herzschlag der Insel und der Menschen anfühlt, und ich fühlte mich verpflichtet, meine Hausaufgaben zu machen und die richtigen Musiker zu finden.“ In diesem Zusammenhang hebt er den Fiedel- und Flötenspieler Alasdair White von der Isle of Lewis hervor, wo auch die Geschichte spielt, da er mit der musikalischen Tradition der Hebriden besonders vertraut ist und so maßgeblich den Sound des Scores mitprägte. 
Eine talentierte Newcomerin präsentiert MovieScore Media mit der Komponistin Salliana Seven Campbell, die mit ihrem akustisch instrumentierten Score zu dem Drama „The Drover’s Wife – The Legend of Molly Johnson“ von und mit Leah Purcell ihre erste Arbeit für einen Spielfilm präsentiert. „Ich wurde zufällig empfohlen und erhielt einen Brief von Leah Purcell, die als Autorin, Regisseurin und Hauptdarstellerin agierte und auch den abschließenden Song singt. Sie schrieb: ,Schick‘ mir was Sparsames, Nicht-Melodisches und Eckiges‘ – und ich wusste genau, welchen Sound sie wollte“, beschreibt Salliana die Arbeit an der Filmmusik. „Was ich am meisten an dem Film liebe, ist, wie rau er ist, und ich wollte das mit dem Score abbilden. Der Score ist voller Fiedeln, Banjos, Mandolinen, Piano und elektrischer Gitarren. Ich bin auch sehr stolz darauf, dass ich bis auf die zwei Gitarren-Soli und den Kontrabass alle Instrumente selbst gespielt habe.“ 
Mit „Love by the Fjord – Farewell to Hannah“ veröffentlicht Marcel Barsotti („Deutschland. Ein Sommermärchen“, „Die Päpstin“) den zweiten Soundtrack zur deutschen Fernsehserie „Liebe am Fjord“. Die 2011 mit dem „Director’s Choice Gold Medal for Excellence“ auf dem Park City Film Music Festival Utah in U.S.A. ausgezeichnete und 2013 in der Kategorie „Beste Musik“ bei der Deutschen Akademie für Fernsehen nominierte Musik ist in der norwegisch-irischen Musik-Tradition verwurzelt und wurde teilweise mit Violine, Akkordeon, Bodhrán, Mandoline und Gitarre eingespielt. 
Für sein neues Album „Time“ hat sich Dirk Maassen in eine abgelegene Berghütte zurückgezogen, um in der Einsamkeit und Stille seine innere Melodie und sein wahres „Ich“ zu finden. Das Zur-Ruhe-Kommen von Körper und Geist sieht der Pianist und Komponist, der auch als Software-Entwickler arbeitet, als Schlüssel zur Entstehung neuer musikalischer Ideen. „Die Arbeit an neuer Musik braucht Zeit und Raum, und man muss geduldig sein und auf sich selbst hören“, erklärt Dirk Maassen. Auf der Suche nach Ruhe verbrachte er mehrere Wochen in Südtirol, wo er zur Inspiration nur von seinem Klavier und den atemberaubenden Ausblicken auf die Wildnis der Berge Gesellschaft hatte. Auf ausgedehnten Spaziergängen fand Dirk Maassen zu sich selbst. „Das Leben in den Bergen reduziert alles auf seine wahre Essenz und diese einfache, grundlegende Welt eröffnet so viel Raum, um sein wahres Selbst zu finden“, erklärt er. In dieser Umgebung konnte Maassen seine „innere Melodie“ finden und sie auf natürliche Weise ins Bewusstsein aufsteigen zu lassen: „dann kommt alles zusammen, und es geschieht etwas Magisches“. Diese Magie bildet die Grundlage für alle vierzehn Klavierstücke auf „Time“, die teilweise von zarten orchestralen Akzenten unterstützt werden und dabei eine Vielzahl von Stimmungen transportieren. 
Nachdem Karl Gasleben mit seinem Projekt Gasleben & Electric Friends mit „Spare Parts for the Offspring“ (2021) und „A Vessel Out of Here (2022) jüngst zwei poppigere Electro-Alben veröffentlicht hatte, ist der Twice-A-Man-Musiker bereits mit einem neuen Projekt am Start. Zusammen mit dem Maler und Ambient-Musiker Peter Davidson hat er ein 58-minütiges Ambient-Stück namens „Aerial Ship of Flowers“ eingespielt, das Teil eines gleichnamigen Video-Kunstprojekts ist und von dynamischen Passagen ebenso geprägt ist wie von fesselnden Melodien. 
1982 inszenierte Regisseur Carl Reiner mit „Tote tragen keine Karos“ („Dead Men Don’t Wear Plaid“) eine humorvolle Hommage an den Film noir. Dazu engagierte er mit Miklós Rózsa einen Komponisten, der mit „Desert Fury“, „Double Indemnity“, „Brute Force“, „The Naked City“, „The Lost Weekend“, „The Asphalt Jungle“ und „The Killers“ einige der bemerkenswertesten Beiträge des Genres vertont hatte. Auf der anderen Seite hat es Rózsa nie so richtig mit Komödien gehabt. „Dead Men Don’t Wear Plaid“ war Rózsas letzte Filmmusikarbeit, hatte aber mehr mit zeitgenössischen Arbeiten wie „Time After Time“, „Eye of the Needle“ und „Last Embrace“ zu tun als mit seinen Film-noir-Arbeiten in den 1940er Jahren. Wie gewohnt hat er seinen Score allerdings mit ausgeprägten Hauptthemen versehen, die bereits in „The Prelude“ zum Ausdruck kommen. Neben dem Thema, das die dunkleren Aspekte des Films erfasst, hat Rózsa auch ein wunderbar leichtes romantisches Thema komponiert, das ebenso wie das dunklere Thema immer wieder während des Films auftaucht. 
Zum ersten Mal auf CD erhältlich ist Laurence Rosenthals Score zu Paramounts Produktion von „Becket“ aus dem Jahr 1964. Rosenthal, der neben Jerry Goldsmith, Elmer Bernstein, Henry Mancini, Alex North, Lalo Schifrin und John Barry zu jener jungen Generation von Hollywood-Komponisten zählt, die in den 1960er Jahren die alte Garde mit den großen Namen Alfred Newman, Max Steiner, Bernard Herrmann und Miklós Rózsa abzulösen begann, schuf für „Becket“ eine Musik, die nicht versuchte, die Musik des 12. Jahrhunderts, in dem die Geschichte von Thomas Becket und König Henry II spielt, zu rekreieren. 
„Nichtsdestotrotz wird das Heraufbeschwören dieser Zeit durch die Verwendung echter Gregorianischer Choräle und der Originalmusik bewiesen, die komponiert worden ist, um die Art der Melodien und jener der Schule von Notre Dame widerzuspiegeln“, wird der Komponist im Booklet der Intrada-Veröffentlichung zitiert, die unter Leitung von Muir Mathieson mit dem Orchester The Sinfonia of London eingespielt worden ist. „Wie auch immer, die Atmosphäre, die den Score durchdringt, sowohl bei den Stimmen als auch dem Orchester, ist durch die konstante Referenz an die fesselnde und nahezu exotische Schönheit der Musik des späten Mittelalters kreiert worden.“ 
Eine würdige Veröffentlichung als Doppel-CD erfährt nun auch James Horners Score zu Joe Johnstons 1995 inszenierten Abenteuer „Jumanji“ mit Robin Williams in der Hauptrolle. Horner, der in jenem Jahr auch so unterschiedliche Arbeiten wie „Braveheart“, „Casper“, „Apollo 13“, „Jade“ und „Balto“ ablieferte, hatte mit dem Regisseur bereits bei „Honey, I Shrunk the Kids“, „The Rocketeer“ und „The Pagemaster“ zusammengearbeitet und schuf für „Jumanji“ eine packende Mischung aus großem Orchester, Synthesizern und ethnischen Instrumenten wie der oft von ihm verwendeten japanischen Bambusflöte oder der südamerikanischen Holzflöte. 
Schließlich ist auch das bereits von Intrada veröffentlichte Album zu dem 1986 entstandenen Abenteuerfilm „SpaceCamp“ von John Williams als remastertes Doppel-Album erhältlich. Der Film ging wegen der „Challenger“-Katastrophe, bei der am 28. Januar 1986 sieben Astronauten ums Leben kamen, in den Kinos etwas unter, doch Williams‘ Score hat bis heute mit seiner optimistischen Note nichts von seiner Faszination verloren. „Bei der Komposition der Musik für den Film habe ich versucht, die Begeisterung dieses Abenteuers in einem orchestralen Idiom auszudrücken, das direkt und zugänglich wäre... direkt zum ,Herzen‘ sprechen würde“, meinte John Williams damals. „Ich fühle mich geehrt, gebeten worden zu sein, diese Partitur zu komponieren, und besonders stolz bin ich auf meine Verbindung mit ,SpaceCamp‘ und seinen Schöpfern.“ 
Jerry Goldsmith und Joe Dante arbeiteten erstmals 1983 an „The Twilight Zone: The Movie“ zusammen, worauf Goldsmith auch die nächsten Dante-Filme „Gremlins“, „Explorers“, „Die Reise ins Ich“, „Meine teuflischen Nachbarn“ und „Gremlins 2“ vertonte. Mit „Matinee“ erscheint nun ihre 1993 entstandene Arbeit nun als Expanded Edition bei Intrada.

Playlist:

1. Hans Zimmer - Harry Haft (The Survivor) - 03:14 
2. Hans Zimmer, Lady Gaga, Harold Faltermeyer & Lorne Balfe - The Man, The Legend / Touchdown (Top Gun: Maverick) - 03:55 
3. Danny Elfman - An Interesting Question (Doctor Strange in the Multiverse of Madness) - 03:14 
4. Mark Isham - Javi Stands (The Unbearable Weight of Massive Talent) - 02:45 
5. Alex Heffes - Aya's Theme [from "Emperor" Solo Piano Version] (Sudden Light) - 03:23 
6. Dirk Maassen - Shelter (Time) - 03:18 
7. Rachel Portman - Life Is Sweet [Piano Suite] - 02:13 
8. Anton Sanko - Coda (Les passagers de la nuit) - 03:32 
9. Volker Bertelmann - Family Reunion (Life After Life) - 04:16 
10. John Lunn - A New Era (Downtown Abbey: A New Era) - 05:21 
11. Dickon Hinchliffe - Late Boomers (Father Stu) - 03:19 
12. Marcel Barsotti - Farewell to Hannah (Love by the Fjord - Farewell to Hannah) - 03:05 
13. Christopher Wong - Moon Cake Story (Maika) - 03:15 
14. Salliana Seven Campbell - Barefoot Molly (The Drover's Wife: The Legend of Molly Johnson) - 03:38 
15. James Horner - Prologue and Main Title (Jumanji) - 03:42 
16. John Williams - In Orbit (SpaceCamp) - 03:22 
17. John Williams - Obi Wan (Star Wars: Obi-Wan Kenobi) - 04:09 
18. Jerry Goldsmith -  The Scam (Matinee) 04:12
19. Laurence Rosenthal - The Meeting on the Beach (Becket) - 02:30 
20. Miklós Rózsa - Delusions / Carlotta (Dead Men Don't Wear Plaid) - 03:47 
21. Daniel Pemberton - End of the Day, Slough House (Slow Horses: Season 1) - 03:10 
22. Harry Gregson-Williams - Shifting Grounds (Disneynature: Polar Bear) - 03:01 
23. David Wingo - Janice At Pier (Barry: Season 1 & 2) - 02:45 
24. Dave Porter - Nothing Gets Past Lalo (Better Call Saul, Vol. 2) - 02:55 
25. Cliff Martinez - Shifts Up Again (The Wilds: Season 2) - 03:07 
26. John Carpenter, Cody Carpenter & Daniel Davies - End Titles (Firestarter) - 03:47 
27. Grant Kirkhope - End Credits (Shadows) - 03:46 
28. Peter Davidson & Karl Gasleben - Aerial Ship of Flowers [excerpt] (Aerial Ship of Flowers) - 07:45 
29. Ilan Eshkeri - Day (Space Station Earth) - 05:21 
30. Danny Bensi & Saunder Jurriaans - Picture (Night Sky) - 03:01 
31. Carlos José Alvarez - A New Life (The Road Dance) - 08:10

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