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Montag, 19. März 2012

Playlist # 81 vom 25.03.2012 - STEVEN SODERBERGH Special

Steven Soderbergh gehört mittlerweile zu den großen Regisseuren des neuen amerikanischen Independent-Kinos. Obwohl er mittlerweile auch Blockbuster wie „Out Of Sight“ und die „Ocean’s“-Trilogie in seiner Werksbiographie aufweist, ist dem am 14. Januar in Atlanta, Georgia, geborenen Filmemacher der Durchbruch 1989 mit dem Minibudget-Drama „Sex, Lügen und Video“ gelungen und hat seither immer ganz eigene Filme wie „Kafka“, „König der Murmelspieler“ oder „Die Kehrseite der Medaille“ inszeniert. Aktuell ist er mit „Haywire“ auf deutschen Kinoleinwänden vertreten.

Seine Filmkarriere begann Soderbergh im zarten Alter von dreizehn Jahren mit einer Super-8-Kamera, vier Jahre später arbeitete er bereits als Cutter bei der NBC-Fernsehshow „Games People Play“. Er führte dann Regie bei Kurzfilmen, Werbespots und Musikvideos, bis er 1986 den abendfüllenden Konzertfilm „Yes: 9012 Live“ inszenierte, der nicht nur auf MTV lief, sondern auch für einen Emmy nominiert wurde.
Zwei Jahre später drehte er in Baton Rouge sein Spielfilmdebüt „Sex, Lügen und Video“, mit dem er in Cannes die Goldene Palme gewann und eine Oscar®-Nominierung für das beste Drehbuch bekam. Es war zugleich der Auftakt der bis heute andauernden Zusammenarbeit des Regisseurs mit Komponist Cliff Martinez, der mit „Sex, Lügen und Video“ seinen Einstand in der Filmmusik feierte. Der Film erzählt die Geschichte eines Yuppie-Ehepaars, in dem der John (Peter Gallagher) seine putzwütige Ehefrau Ann (Andie McDowell) mit deren Schwester Cynthia (Laura San Giacomo) betrügt. Als Johns alter Schulfreund Graham (James Spader) auftaucht, ist Ann sofort fasziniert von ihm und seiner Obsession: Da er selbst impotent ist, filmt er Frauen dabei, wie sie ihr Sexualleben ausbreiten, und schaut sich die Aufnahmen später allein an.
„Regisseur Steven Soderbergh und sein ungemein souverän agierendes Darstellerquartett machen aus dieser Vorgabe ein überraschend intelligentes, vergnügliches Stück Low-Budget-Kino, das, obwohl eigentlich pausenlos geredet wird, keine Minute langweilt und an keiner Stelle ins Banale oder Spekulative abgleitet“, lobt Jürgen Müller in „Die besten Filme der 80er“ (Taschen, S. 320).
Und auch „Reclams Filmführer“ (Reclam, 12. Auflage, S. 632) schwärmt: „Die Dialoge sind oft von subtiler, entlarvender Komik – besonders dort, wo die Redenden ihre wahren Gedanken eher verbergen als entlarven wollen. Seine bedenkenswerte Analyse der Defizite in Ehe und Partnerschaft leistet der Film ganz ohne dramatisches Aufbegehren durch genaue Beobachtung und distanzierte, ironische Beschreibung.“
Doch mit seinen nächsten Projekten kann Soderbergh den Einstandserfolg nicht annähernd wiederholen. 1991 entstand mit dem Schwarz-Weiß-Film „Kafka“ weniger eine klassische Filmbiographie, sondern die Geschichte einer Krimiserie, die der von Jeremy Irons gespielte Schriftsteller aufdeckt.

Im Vergleich zu dem zeitgleich gestarteten „Schatten und Nebel“ von Woody Allen scheiterte „Kafka“ nicht nur an den Kinokassen, sondern fiel auch bei der Kritik durch.
„Das Drehbuch von Lem Dobbs ist ein Konglomerat aus amerikanischen Vorstellungen europäischer Kultur und arbeitet mit Klischeevorstellungen Prager Lebens, hingeworfenen Dialogzitaten, die Sätzen aus Kafkas Werk ähneln, und Stichworten aus dem Leben des Autors. Die Inszenierung Soderberghs, der mit großen weißen KAFKA-Lettern im Vorspann den definitiven Arthouse-Film verspricht, ist sichtlich uneinheitlich und versucht vergeblich, verschiedene Stile vom Kammerspiel bis zur Action-Sequenz zu integrieren. Die Kriminalstory hat keinen Spannungsbogen, die Themen Bürokratie, Macht und Freiheit liegen wie die Bomben der Anarchisten als Zufallstreffer über der filmischen Landschaft, die herzlich wenig mit dem realen Kafka zu tun hat“, fasst Hans Gerhold in Stefan Rogalls (Hrsg.) „Steven Soderbergh und seine Filme“ (Schüren, S. 41) zusammen.
Nach den Memoiren des Autors Aaron E. Hotchner entstand 1993 der Film „König der Murmelspieler“ („King Of The Hill“), der die Geschichte eines zwölfjährigen Jungen erzählt, der in St. Louis, Missouri, während der Großen Depression um das nackte Überleben kämpft und sich als Meister im Murmelspiel erweist. Soderbergh hat wieder einmal Thematik und Stil gewechselt, begab sich in Gefahr, den Ruf eines talentierten, aber ewigen Anfängers zu erwerben. „König der Murmelspieler“ floppte zwar erneut an den Kinokassen, konnte aber wieder mehr Kritiker begeistern. „Soderbergh, nie ein wirklich sozialkritisch ambitionierter Regisseur, arrangiert in Hotchners Sinn Szenen der Depression mit Goldrand und ein stimmige Coming-of-Age-Story“, meint Hans Gerhold (ebd., S. 55).
Mit „Die Kehrseite der Medaille“ (The Underneath) inszenierte Soderbergh 1995 ein Remake von Robert Siodmaks Klassiker „Gewagtes Alibi“ (1948), dann widmete sich Soderbergh persönlicheren Projekten. So verwirklichte er in seiner Heimatstadt Baton Rouge das Theaterstück „Geniuses“ und flog immer wieder nach England, um Interviews mit seinem großen Vorbild Richard Lester (die Beatles-Filme, „18 Stunden bis zur Ewigkeit“, „Robin und Marian“) zu führen, die im Zentrum seines 1999 veröffentlichten Buchs „Getting Away With It“ stehen sollten.
Nach den finanziellen Misserfolgen seiner Studio-Produktionen „Kafka“, „König der Murmelspieler“ und „Die Kehrseite der Medaille“ sowie den kleinen Eigenproduktionen „Grays Anatomy“ und „Schizopolis“ (beide 1996) gelang Steven Soderbergh mit „Out Of Sight“ der große Coup. Eigentlich sollte Barry Sonnenfeld die Elmore-Leonard-Verfilmung realisieren, doch Sonnenfeld, der bereits Leonards „Get Shorty“ erfolgreich verfilmt hatte, begnügte sich mit der Rolle des Executive Producer und machte so den Weg frei für Steven Soderbergh, der die Gangsterkomödie mit George Clooney als Bankräuber und Jennifer Lopez als Federal Marshal in den Hauptrollen mit Witz, Charme und Spannung inszenierte.
„Ausnahmeregisseur Steven Soderbergh produzierte mit ‚Out Of Sight‘ einen Film mit non-linearer Erzählstruktur, der dem kühlen Groove seiner Soul-Musik entspricht. Mit subversiv betörendem Sex fängt er seine Lovestory ein“, findet Thorsten Krüger in seiner Rezension auf artechock.de. „Teils humorvoll, manchmal traurig, aber immer unterhaltsam und vor allem in höchstem Maße faszinierend entwickelt sich das an sich völlig absurde Spiel zwischen den beiden. So entsteht eine vollendete Spannung, die den Zuschauer durch den ruhigen Ablauf der Handlung geschmackvoll bis vornehm kunstvoll verführt.“ 
Erstmals nach dem Überraschungserfolg seines Debüts „Sex, Lügen und Video“ konnte Soderbergh rundherum überzeugen. Die vor Erotik knisternde Chemie zwischen Clooney und JLo stimmt ebenso wie das knackige Drehbuch, der abwechslungsreiche Schnitt, die farblich gekennzeichneten Zeit- und Ortswechsel und der unkonventionelle Score von David Holmes, der mehr an die Hollywood-Filme der 70er Jahre erinnert als an die üblichen Suspense-Scores.
„The Limey“ (1998) erzählt die Geschichte des Ex-Häftlings Dave Wilson (Terence Stamp), der den Tod seiner Tochter rächen will. Die unterkühlten Bilder werden diesmal wieder von Cliff Martinez musikalisch untermalt. „Martinez ist einer von den außergewöhnlichen Komponisten, die ein sehr feines cinematographisches Gespür haben. Mit wenigen, aber äußerst wirkungsstarken Mitteln ordnet er seine Musik der Filmkonstruktion unter. Das musikalische Leitthema von ‚The Limey‘ entstand mehr oder weniger zufällig. Es war ein kleines, experimentelles Fragment, das Martinez für Soderbergh auf eine Kassette mit Musikvorschlägen aufgenommen hatte. Der karge, leicht stolpernde, ein wenig desorientiert und melancholisch klingende Pianolauf wurde das Thema für Wilsons tagträumerisches Abdriften, der Klang in Wilsons Kopf.“ (Uwe Rasch in „Steven Soderberghs Filme“, Schüren, S. 131)
Bedeutete „Out Of Sight“ für Soderbergh den endgültigen Durchbruch als Regisseur in Hollywood, untermauerte er diesen Ruf mit dem Blockbuster-Erfolg „Erin Brockovich“ und dem Drogen-Drama „Traffic“ (beide 2000), für das Soderbergh mit einem Oscar® als „Bester Regisseur“ ausgezeichnet wurde. Und Soderbergh legte weiter nach: Mit „Ocean’s Eleven“ präsentierte er ein Star-gespicktes Remake des Gangsterfilm-Klassikers „Frankie und seine Spießgesellen“ (1960). Der auf Bewährung entlassene Danny Ocean (George Clooney) will in einer Nacht drei Casinos in Las Vegas um 150 Millionen Dollar erleichtern und rekrutiert für diesen tollkühnen Plan ein elfköpfiges Experten-Team.
„Wie in jedem Soderbergh-Film sind die treffend besetzten Darsteller und ihre ungekünstelten, entspannt wirkenden Darbietungen ein wesentlicher Bestandteil des Gelingens. George Clooney überzeugt mühelos als charmanter, unerschütterlicher Schwindler und hebt seine Figur Danny Ocean deutlich von Jack Foley aus ‚Out Of Sight‘, der stets gezwungen ist zu reagieren, ohne sein Schicksal jemals wirklich in die Hand nehmen zu können, ab. Brad Pitt unterstützt Clooneys relaxte Coolness mit amüsierter Zurückhaltung und sichtlichem Spaß am Spiel. Matt Damon traut sich, die Unerfahrenheit und Naivität seiner Figur noch zu betonen“, erfreut sich Stefan Rogall in „Steven Soderbergh und seine Filme“ (Schüren, S. 187).
Mit „Ocean’s Twelve“ (2004) und „Ocean’s Thirteen“ (2007) ließ Soderbergh bis jetzt zwei ebenfalls sehenswerte Sequels folgen. Dazwischen blieb dem Filmemacher Zeit für weniger publikumswirksame Stoffe. 2002 blickte er mit „Voll frontal“ im Dogma-Stil auf die Schattenseite Hollywoods, wo sich die Wege von sieben Menschen kreuzen. Dieses Experiment ging an den Kinokassen allerdings ebenso baden wie Soderberghs Adaption von Stanislaw Lems Science-fiction-Klassiker „Solaris“, der 1972 bereits von Andrei Tarkowski verfilmt wurde.
„Die Produktionswerte von ‚Solaris‘ sind - wie von Soderbergh gewohnt - absolut perfekt. An Ausstattung, Kameraarbeit und Design gibt es überhaupt nichts zu mäkeln. Das Problem ist nur, dass er bei aller äußerlichen Brillanz, inhaltlich nicht viel zu bieten hat. Obwohl 99 Minuten keineswegs eine lange Spielzeit sind, schleppt sich der dialoglastige Trip zwischen Realität und Fiktion langamtig, schwerfällig, ohne Höhepunkte von Szene zu Szene“, resümiert Carsten Baumgardt auf filmstarts.de. „Sicherlich sind die Bildcollagen, die Soderbergh dem Betrachterauge bietet, wunderschön, aber zur Entwicklung der Handlung tragen sie rein gar nichts bei. Der Score von Cliff Martinez unterstützt die opulenten Bilder adäquat, aber was nützt das alles, wenn ‚Solaris‘ inhaltlich nur Leere zu bieten hat. Das Wechselspiel von Gegenwart, Traum und Rückblenden über die Fragen des Menschseins, über zweite Chancen, über Liebe und Leidenschaft fesselt einfach nicht, bietet kaum Identifikationsmöglichkeiten. Deshalb stirbt Soderberghs ‚Solaris‘ letztendlich in Schönheit.“ Der Thriller „Bubble“ (2005) gelangt gar nicht erst in die deutschen Kinos, dafür bietet „The Good German“ (2006) wieder einen souverän aufspielenden George Clooney in der Hauptrolle eines Journalisten, der im Nachkriegs-Berlin über die Potsdamer Konferenz berichten soll und versucht, seine verloren geglaubte Liebe Lena Brandt wiederzufinden, dabei aber in ein Mordkomplott verwickelt wird.
Bei Publikum und Kritik fiel der Film allerdings durch. „Vom Filmmaterial, das original aus den vierziger Jahren stammen soll, den Studiobauten, der Kamera- und Lichttechnik, den Hintergrundprojektionen, den weichen Konturen und der großen Palette an Grauwerten, bei denen Gut und Böse, Schwarz und Weiß leicht ineinander verschwimmen, bis hin zu Schauplätzen und narrativen Verstrickungen. Alles scheint es so ähnlich schon einmal gegeben zu haben. Doch Soderberghs traumschöne schwarz-weiße Erinnerungsbilder an ein Kino von einst scheinen keine andere Ambition zu kennen als das hohle Nachstellen“, fasst Birgit Glombitza auf spiegel.de zusammen.
2008 entstand das zweiteilige Biopic „Che“, das nach den zuvor freigebenen CIA-Dokumenten die Geschichte Che Guevaras erzählt, dann die Manager-Komödie „The Informant!“ mit Matt Damon in der Rolle eines Managers, der in den 90er Jahren das FBI über Kartellabsprachen seines Arbeitgebers informierte. Überzeugen konnte auch das Seuchendrama „Contagion“.
„Die fast beiläufige Inszenierung dramatischer Momente passt perfekt zu dem unaufgeregten Erzählstil. Ob die zahlreichen Plünderungen, die Übergriffe der Zivilbevölkerung gegen die Armee oder ein bewaffneter Überfall auf Carvers Frau - überraschenderweise werden diese Momente nicht effektvoll dramatisiert, sondern fast schon nüchtern-distanziert geschildert. Trotzdem entwickelt Soderbergh, der in der Vergangenheit schon häufig seine Vielseitigkeit bewiesen hat, schnell eine sogartige Spannung. Dies gelingt vor allem durch die geschickte Kombination unterschiedlicher Genres: Ob Drama über Verlust und Erhalt, Thriller über die Forschung nach einem Gegenmittel oder Detektivgeschichte über die Suche nach dem Patienten 0, dem ersten Viruserkrankten – alles bekommt bei Soderbergh das gleiche Maß an Aufmerksamkeit und Glaubwürdigkeit“, meint Björn Becher in seiner Rezension auf filmstarts.de.
Mit seinem aktuellen Film „Haywire“ hat Soderbergh der Profi-Thaiboxerin Gina Carano ein filmisches Denkmal gesetzt. Nachdem der Regisseur im Fernsehen gesehen hatte, wie sie ihre Gegnerinnen verprügelte, rief er sie an und wollte einen Film um sie herum entwickeln. Die Story ist denkbar einfach, doch „Haywire“ bietet Körperkunstkino der besonderen Art.
Soderberghs Filme zählen zum Kino des freien Blicks, die ‚luftige‘ und ‚flüssige‘ Bilder komponieren. Nie dominieren die Storys, sondern die Figuren, die sich in Geschichten und Konflikte verstricken, ohne dass sie wie Marionetten an der Strippe hängen“, versucht Norbert Grob („Filmregisseure“, Reclam, 3. Auflage, S. 702) das Schaffen von Steven Soderbergh auf einen Nenner zu bringen, und mit „Haywire“ bietet der Filmemacher einmal mehr ein eindrucksvolles Beispiel dafür.

Filmographie:
1987 – Winston (12 Minuten)
1989 – Sex, Lügen und Video (Sex, Lies, and Videotape)
1991 – Kafka
1993 – König der Murmelspieler (King of the Hill)
1995 – Die Kehrseite der Medaille (The Underneath)
1996 – Gray's Anatomy
1996 – Schizopolis
1998 – Out of Sight
1999 – The Limey
2000 – Traffic – Macht des Kartells (Traffic)
2000 – Erin Brockovich
2001 – Ocean’s Eleven
2002 – Voll Frontal (Full Frontal)
2002 – Solaris
2004 – Ocean’s Twelve
2005 – Bubble
2007 – Life Interrupted
2007 – The Good German – In den Ruinen von Berlin (The Good German)
2007 – Ocean’s Thirteen
2008 – Che – Revolución (Che: Part One)
2008 – Che – Guerrilla (Che: Part Two)
2009 – Der Informant! (The Informant!)
2009 – The Girlfriend Experience
2011 – Contagion
2012 – Haywire

Playlist:
1 David Holmes - No More Time Outs (Out Of Sight) - 04:06
2 Cliff Martinez - Looks Like A Tablecloth (Sex, Lies and Videotape) - 04:05
3 Cliff Martinez - Wrong End Of The Microscope (Kafka) - 07:35
4 Cliff Martinez - Can You Hear Me? (King Of The Hill) - 03:15
5 Cliff Martinez - The Green Head (The Underneath) - 02:55
6 Cliff Martinez - Son Of Edison (Schizopolis) - 02:15
7 David Holmes - The Trunk Scene (Out Of Sight) - 04:44
8 Cliff Martinez - Wanna Take Me Out (The Limey) - 03:18
9 Cliff Martinez - End Title (Traffic) - 04:48
10 Thomas Newman - End Title (Erin Brockovich) - 04:45
11 Cliff Martinez - Wormhole (Solaris) - 04:33
12 Thomas Newman - Jedem das Seine (The Good German) - 02:49
13 David Holmes - A Liar & A Happy Thief (Ocean's Eleven) - 04:07
14 David Holmes - Playing With Fire (Ocean's Twelve) - 02:26
15 Frank Sinatra - This Town (Ocean's Thirteen) - 03:02
16 David Holmes - The Nose (Ocean's Thirteen) - 02:30
17 David Holmes - Fender Roads (Oceans's Thirteen) - 02:38
18 David Holmes - The Team (Ocean's Eleven) - 03:20
19 Cliff Martinez - Will She Come Back? (Solaris) - 05:00
20 David Holmes - Let's Get Jiang (Haywire) - 04:13
21 David Holmes - Where's Kenneth? (Haywire) - 03:53
22 Alberto Iglesias - La Higuera, October 9, 1967 (Che) - 05:36
23 Alberto Iglesias - Sierra Maestra (Che) - 04:59
24 Marvin Hamlisch - The Informant! (The Informant!) - 05:05
25 Cliff Martinez - Handshake (Contagion) - 04:16
26 Cliff Martinez - They're Calling My Flight (Contagion) - 03:02
27 David Holmes - The Ship Comes In (Haywire) - 02:33
28 Cliff Martinez - You've Got A Problem (Sex, Lies & Videotape) - 07:06
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Donnerstag, 8. März 2012

Playlist # 80 vom 11.03.2012 - COIL Special

Zwar ist die britische Band Coil vor allem in Industrial- und Aventgarde-Kreisen bekannt gewesen, in den letzten Jahren ihres Bestehens sind ihre eigenwilligen Soundscapes und Klangkreationen aber zunehmend für Independent-Filmemacher interessant geworden.
Mit dem tragischen Tod von Jhonn Balance am 13. November 2004 war auch das ambitionierte Electro-Avantgarde-Projekt Coil gestorben. Am 23. November 2010 starb auch Coils Mastermind Peter „Sleazy“ Christopherson, der zuvor auch schon Gründungsmitglied der legendären Industrial-Formation Throbbing Gristle und Psychic TV gewesen ist und vor allem auch im Video-Sektor tätig gewesen ist.  

Coil veröffentlichten nicht nur wegweisende Alben wie „Scatology“ und „Love’s Secret Domain“, sie haben immer auch filmmusikalische Atmosphären kreiert, manche davon so verstörend, dass selbst Horror-Ikone Clive Barker Coil zwar mit dem Score zu seinem Filmdebüt „Hellraiser“ engagierte, die Musik aber letztlich zu schaurig empfand. Und nachdem bereits Throbbing Gristle für den Filmemacher Derek Jarman Soundtracks kreiert haben („In The Shadow Of The Sun“), konnten Coil im Laufe der Jahre auch einige Filmmusiken kreieren, so zu Derek Jarmans Filmen „The Angelic Conversation“ und „Blue“.
Doch fangen wir mit der Geschichte von Throbbing Gristle an, dem herausragenden Vertreter der Ende der70er parallel zum Punk-Rock entstandenen Industrial-Szene. Mit ihrer Musik, die mehr strukturierter Lärm war als das, was man gewöhnlich unter Musik versteht, drückten sie die Gleichschaltung der Gesellschaft, die Bedeutungslosigkeit aller Normen und Inhalte sowie die Nutzlosigkeit musikalischer Trends aus.
„Die Phrase ‚Industrial Music for Industrial People‘ wurde von Monte Cazazza für Throbbing Gristle geprägt, als sie 1976 ‚2nd Annual Report‘ aufnahmen, und später wurde es der Name des Labels und der Plattenfirma, bei der alle originalen TG-Veröffentlichungen erschienen sind“, erzählte mir Jhonn Balance in einem Interview, das ich 1991 für ZILLO mit Coil führte. „Damals wurde auch der Name ‚Factory Records‘ in Erwägung gezogen, aber wir verwarfen ihn, weil er zu offensichtlich war. Seither wurde der Ausdruck ‚Industrial Music‘ als allgegenwärtige Beschreibung für ein Genre benutzt, das aus verschiedenen Gruppen und deren Nachfolgern bestand. Obwohl wir uns selbst als Vertreter einer Richtung sehen, die angefangen bei TG, Burroughs und zerreißenden, verzerrenden Technikern bis zu den Dadaisten zurückreicht, betrachten wir uns nicht als Band, die Industrial Music spielt.“ 
Während Sleazy zusammen mit Genesis P. Orridge, Cosey Fanni Tutti und Chris Carter 1975 Throbbing Gristle gründete, trat Jhonn Balance erst auf den Plan, als Genesis P. Orridge 1981 Psychic TV als Gegenkultur zu MTV, das ebenfalls in diesem Jahr seinen Start hatte, entwarf und den Temple Ov Psychic Youth ins Leben rief. Neben Jhonn fanden auch Musiker wie Marc Almond, Rose McDowall (Strawberry Switchblade), David Tibet (Current 93) und Steven Stapleton (Nurse With Wound) Gefallen daran, auf eine Weise miteinander zu kommunizieren, die geheime Riten mit den Künstlern eigenen seltsamen Ideen verbanden. Mit der Zeit verlor das Experimentieren vor dieser ausgesuchten Gesellschaft ebenso seinen Reiz wie die abstoßend-faszinierenden Live-Auftritte von Throbbing Gristle. Ähnlich wie SPK zeigten sie Videoaufnahmen von Penis-Sezierungen und Tötungsmechanismen, die ihren eingefleischten Obsessionen entsprungen sind. 1981 lösten sich Throbbing Gristle auf.
„Alle Strukturen haben eine limitierte Existenz, und sowie jede Struktur freigesetzt worden ist, verlassen wir sie und versuchen, Formen zu kreieren, die für uns arbeiten und einen persönlichen Nutzen für uns haben. Bis heute hat sich daran nichts geändert. 1981 haben die vier Mitglieder von Throbbing Gristle das Gefühl gehabt, dass sie ihre Konzepte, soweit es nur sinnvoll sein konnte, verarbeitet haben. Genau so war es 1983 mit Psychic TV“, blickte Jhonn zurück, der 1982 Coil gründete. Wenig später gesellte sich Peter Christopherson hinzu, der nicht nur Coils Video zum Soft-Cell-Cover „Tainted Love“ drehte, sondern später auch Musikvideos für Acts wie Rage Against the Machine, Front 242, Marcy Playground, Gavin Friday, Nine Inch Nails produzierte.
Im Frühjahr 1984 erschien mit „How To Destroy Angels“ eine erste Maxi, die versuchte, religiöse Musik mit sexueller Energie zu verbinden und damit die männlich-sexuelle Energie zu stimulieren. Der Erlös der zweiten Maxi „Panic/Tainted Love“ (wobei der Soft-Cell-Klassiker schmerzhaft-scheppernd inszeniert wurde) ging an den Terence-Higgins-Trust zur Bekämpfung von Aids. „Scatology“ hieß das von Jim Foetus produzierte Debütalbum (1984), auf dem Gavin Friday von den Virgin Prunes als Gastsänger mitwirkte und das wegen seiner Fülle an ausgefallenen Ideen hochgelobt wurde. Obwohl Coil traditionelle Symbole mit neuen Ideen besetzten und sich in ihren Texten mit magischen, mystischen und philosophischen Themen auseinandersetzten, ließen sie lieber ihre Musik, die oft im krassen Gegensatz zu den schwer verdaulichen Texten steht, für sich allein sprechen und redeten nicht gern über das, was sie schrieben.
„Unsere magische Philosophie ist die Summe unserer Interessen und des gesammelten Glaubens. Wir haben Menschen und Philosophien in unserer Arbeit erforscht – natürlich Crowley und Austin Osman Spare, den englischen pre-surrealistischen Künstler, dessen magisches System uns sehr beeinflusst hat, aber wir haben sein System nicht besonders in unsere Arbeit einfließen lassen, sondern ihn nur in Interviews erwähnt. Mittlerweile haben wir es satt, Fragen dieser Natur zu beantworten, weil die Leute häufig nicht wissen, über was wir reden, wenn wir antworten. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als auf diese Weise ausführlich zu schreiben und die Musik für sich selbst stehen zu lassen“, machte mir Jhonn damals deutlich.
Obwohl der Nachfolger zu „Scatology“ erst 1987 erschien, entstand „Horse Rotorvator“ in nur wenigen Monaten. Dabei hatten Jhonn und Peter, die nun auch von Stephen Thrower unterstützt wurden, genügend Material für ein Doppelalbum – „The Dark Age Of Love“ sollte der andere Teil heißen.
„Aus ‚The Dark Age Of Love‘ wurde ‚Love’s Secret Domain‘. Es war als Gegenstück zu ‘Horse Rotorvator’ gedacht. Wir hatten genügend Songs für ein Doppelalbum, aber wir teilten es auf und dachten daran, den Rest der aufgenommenen Stücke als ‚The Dark Age Of Love‘ bald darauf zu veröffentlichen, aber Geld, Zeit und andere Projekte verhinderten es, und wir machten es nicht mehr.“ „Horse Rotorvator“ gilt zurecht als Coils Meisterwerk, das vor allem durch seine düstere, sanft-morbide Präsentation von klassischen Instrumenten und altertümlichen Kompositionsformen besticht, womit es an den herausragenden Song „Tenderness Of Wolves“ des Vorgängers anknüpft („Ostia“, „Five Minutes After Death“, „Circles Of Mania“).
„Das Bild zu ‚Horse Rotorvator‘ beruht auf einem Traum, den ich hatte“, erinnerte sich Jhonn. „Darin wurden die vier Pferde der Apokalypse von ihren Reitern getötet und zu einer großen Maschine verarbeitet, die die Erde umpflügte. Das Album war mehr eine Erforschung der Aspekte von Liebe und Tod, was beständige Themen bei Coil sind.“
Das Mittelalter übte seit jeher eine große Faszination auf Coil aus. Als sie anfingen, Musik zu machen, wollten sie in erster Linie Pestklagelieder aus dem Mittelalter bearbeiten. Da sich Coil immer wieder auf Elemente der europäischen Musik beziehen, die es lange vor der Rock- und Pop-Explosion der 50er Jahre gegeben hat, haben sie immer zu den wenigen zeitgenössischen Bands gezählt, die weder schnell altmodisch noch gewöhnlich klingen. Diesem Umstand hatten sie es wohl auch zu verdanken, dass Filmproduzenten auf die aufmerksam wurden. Neben Derek Jarmans „The Angelic Conversation“ bekamen sie auch die Möglichkeit, für Clive Barkers „Hellraiser“ die Musik zu komponieren.
Mit seinen „Büchern des Blutes“, die das Horrorgenre neu definierten, und den folgenden Romanen „Cabal“, „Spiel des Verderbens“ und „Jenseits des Bösen“ wurde Barker sogar von Stephen King zur „Zukunft des Horrors“ erkoren, und für Coil wäre es ein vielversprechendes Projekt geworden, die phantasievollen Schreckensszenarien des literarischen Ausnahmetalents musikalisch zu untermalen. Doch als der Film plötzlich ein amerikanisches Studio fand, das viel Geld zu investieren bereit war, konnte auch ein versierter Filmkomponist engagiert werden – Christopher Young. Coil waren damit aus dem Rennen, ihre für den Film produzierte Musik wurde dann als „The Unreleased Themes For Hellraiser“ veröffentlicht.
Cive Barker mochte unsere Musik – wir gaben ihm Platten – und er war sehr erpicht darauf, dass wir mit ihm zusammenarbeiten sollten, aber Kräfte von außen haben es verhindert.“
Das Komponieren von Filmmusik blieb weiterhin eine reizvolle Aufgabe für Coil. Aus der Veröffentlichung von dem Album „The Sound Of Music“, das Coils Ambitionen auf diesem Sektor vereinen sollte, ist bislang leider noch nichts geworden. Bis zu ihrem nächsten Album „Love’s Secret Domain“ vertrösteten Coil ihre Fans mit zwei Compilations, zunächst mit „Gold Is The Metal With The Broadest Shoulders“ (1987), das als Überbrückung zum nie erschienenen „Dark Age Of Love“-Album gedacht war. Es enthielt eine Vielzahl von unveröffentlichten Soundtrack- und Samplerbeiträgen und bot dokumentierte eindrucksvoll das breite musikalische Spektrum der Band. Neben eindringlich-melancholischen Tracks wie „Cardinal Points“ (das ursprünglich für „Hellraiser“ eingespielt worden war), eine Collage von „Hellraiser“-Themen, „Five Minutes After Violent Death“ und „Chickenskin“ waren auch schräg-experimentelle Stücke wie „Aqua Regalia“, „Metal In The Head“ und „Either His Or Yours“ vertreten. Diese Kontraste in der Musik spiegelten Coils Philosophie wider. Sie setzten ihre Ideen in Sounds, Musik und Text um, ohne mit bestimmten Schemata auf ein Ziel zuzusteuern. Sie verfügten über keinen festgelegten Überbau, was die Ästhetik anging, und glaubten nicht an das Primat des Gedankens, ebenso wenig an eine zusammenhängende philosophische Methode, dafür waren die Meinungen der Mitglieder zu verschieden. Somit bestand für sie das Leben aus der Einigung der Gegensätze – ein Ideal, das schon die Alchemisten zu verwirklichen suchten, um die Vervollkommnung des menschlichen Körpers und Geistes zu erreichen.
„Alchemie handelt von der Transformation; ob es dabei um die physische oder spirituelle geht, ist nebensächlich. Es ist wie mit dem Heiligen Gral. Es ist schwer fassbar und wird schwer fassbar bleiben. Es ist immer über und unter dir, und du hast dich darum zu bemühen. Das ist das ganze Geheimnis. Es ist eine Reise – ein Test. Es zu erreichen würde bedeuten, den Kreis zu schließen. Der Versuch ist alles“, glaubte Jhonn. Eine weitere Compilation erschien 1990 unter dem Titel „Unnatural History“, die wiederum überwiegend instrumentale, fremdartige, schwer fassbare Musik diverser Samplerbeiträge vereinte. Melodiöse und verspielte Elemente gingen Hand in Hand mit ausgefallenen Klängen und Geräuschkulissen. Mal schien man unter Glockenspiel im Himmel zu schweben („The Swelling Of Leeches“), im nächsten Moment fand man sich im Schweinestall wieder („The Pope Held Upside Down“ – beide Tracks entstanden unter dem Namen Sickness Of Snakes, einem Projekt mit Boyd Rice. Darüber hinaus haben Coil an einem Projekt mitgewirkt, das Chris & Cosey initiiert haben. Unter der Bezeichnung CTI haben die beiden ehemaligen Throbbing-Gristle-Mitbegründer mit verschiedenen Künstlern aus der Industrial-Ära – darunter Boyd Rice, Monte Cazazza und Lustmord – das Album „Core“ eingespielt.
„Wir spielten unseren Beitrag zum Track ‚Feeder‘ hier zuhause ein und schickten ihnen das Tape per Post zu, so dass es nicht wirklich eine totale Zusammenarbeit war. Vielleicht kommt es eines Tages dazu, dass wir zur selben Zeit im Studio zusammenarbeiten. Es scheint mir, dass sich das viele Leute wünschen – ¾ von Throbbing Gristle kommen wieder zusammen – aber es würde nicht in der Stimmung von damals geschehen, und es würde auch eine völlig andere Art von Projekt werden“, prophezeite Jhonn damals.
Einen Vorgeschmack auf „Love’s Secret Domain“ bot der über zwölfminütige Samplerbeitrag „Another Brown World“, ein für den „Sinople Twilight“-Sampler von Sub Rose kreiertes spirituelles Epos, das jegliche morbide Anwandlung früherer Tage abgelegt hatte und rein und schön, vollendet und unterlegt von fernöstlichen, hypnotisierenden Sprechgesängen eindringlich dahinschwebte.
„Die Stimme auf ‚Another Brown World‘ wurde in einem Mönchskloster aufgenommen an einem Platz namens Pagan im nördlichen Burma. Pagan ist ein riesiges Flachland, über das mehr als tausend Tempel verstreut liegen wie kleine Pyramiden, so weit das Auge sehen kann, bis hinunter zum Irawaddi-Fluss. Es ist ein sehr magischer Ort und wird selten von Leuten aus dem Westen besichtigt. Das Animist Mönchskloster befindet sich an der Spitze eines kleinen Gebirges, das man auf schwachen Holzstufen erreicht. Es ist den tierischen Seelen gewidmet, die an diesem Ort sind. Wir kauften uns dort seltsame magische Ringe – eine Mixtur von Metallen und schwarzen Steinen darin, die was ganz besonderes sind. Die Aufnahme ist von einem Mönch, der am Gipfel mit Gebeten der Welt seinen Segen erteilt. Als wir kamen, um den Song zu machen, haben wir es verwendet.“
Coil sind oft in Thailand gewesen, wo sie auch das Video zu „Windowpane“ drehten. Jhonn Balance steht bis zum Bauch im Mekong und tanzt bei untergehender Sonne vor dem Hintergrund der Berge. Helles, warmes Licht überflutet die Szenerie.
„Unsere Reisen halfen uns, neue Richtungen zu entdecken. Ich bin mir nicht sicher, ob sie allzu offensichtlich in der Musik reflektiert werden“, erklärte mir Jhonn. „Sie sind aber augenscheinlich im Video zu ‚Windowpane‘ zu erkennen, das wir auf einer kleinen Insel im Zentrum des Mekong zwischen Laos, Burma und Thailand drehten, welches ‚Das Goldene Dreieck‘ genannt wird. Es ist ein magischer Ort. Die Farben im Video wurden nicht verstärkt – das sind die wirklichen Farben, die dort leuchten, wenn beim Sonnenuntergang die Sonne in eine Höhle zwischen den Hügeln eintaucht.“ Das Album „Love’s Secret Domain“ knüpfte an die Vorabsingle an und reflektierte zumindest ein verändertes Bewusstsein gegenüber dem Leben im Allgemeinen und den Erfahrungen von Menschen – die auf ihren Reisen mit Glaubens- und Lebensvorstellungen konfrontiert worden sind, die nicht ohne Folgen für die Kreativität von Künstlern bleiben konnten - im Besonderen.
„Thailand ist uns einer der spirituell reinsten Plätze in der ganzen Welt. Dort ist es für die Menschen viel leichter, ein zweckdienliches Leben zu führen. Die christlichen Einschränkungen und die Schuldvorstellungen, die unsere Gesellschaft durchdringen und dominieren, existieren dort nicht“, schwärmte Jhonn. „Andere Dinge sind dort viel näher an der Oberfläche – Empfindungen existieren Seite an Seite mit dem körperlichen Leben. Der Tod ist näher an der Oberfläche. Das Leben ist näher an der Oberfläche. Alles ist mit allem verbunden und es erhöht das Lebensgefühl, es zu besuchen und Anteil daran zu haben. Sie haben ein Wort, ‚Sabai‘, was ‚Freude am Leben bedeutet‘, und das ist das Motto, mit dem sie leben. Alles wird um seiner selbst willen genossen, im Gegensatz zur westlichen Sicht, die uns mit dem Gegenteil heranzog – dass nicht alles zur Freude, sondern zum Leiden gemacht wird.“
Der Buddhismus kennt keinen Gott, keine Götter. Buddha wollte von Dingen und Wegen reden, über die man ein Wissen erwerben kann, weil sie der menschlichen Erkenntnis und Erfahrung zugänglich sind. Im Buddhismus regiert das Karma den Kreislauf der Wiedergeburten nach einer unerbittlichen Gesetzmäßigkeit, die der unsterblichen Seele nach den Taten des vorangegangenen Lebens einen neuen Platz im Leid des Diesseits zuweist. Buddha hat die Menschen gelehrt, mit dem Leiden zu leben und ohne Leiden zu sterben. Damit berührte er die Herzen der Menschen und lehrte sie, das Leid und schließlich auch den Tod als etwas Natürliches hinzunehmen.
„Wir sind keine praktizierenden Buddhisten“, bekannte Jhonn, „aber wir haben einen großen Respekt vor ihnen. Die Welt würde ein weitaus besserer Ort sein, wenn jeder Buddhist wäre.“ Diese Überzeugungen und die positiven Eindrücke, die Coil auf ihren Reisen in den Fernen Osten gesammelt haben, fanden auf „Love’s Secret Domain“ ihre adäquate musikalische Umsetzung.
Zwar hielten Coil an konventionellen, klassischen Sounds fest, wie die spanischen Gitarrenklänge bei „Lorca Not Orca“ und das orchestrale Arrangement bei „Chaostrophy“ zeigten, aber durch den verstärkten Einsatz an – vor allem – alten Synthesizern fanden sich auch potenzielle Dancetracks mit unwiderstehlichen Rhythmen, Beats und Melodien wieder, wie z.B. der herausragende Titelsong, „The Snow“, „When Even The Darkness …“ und „Further Back And Faster.“
Als Kontrastprogramm gab es den minimalistisch-melancholisch schönen Song „Titan Arch“, den Marc Almond vorträgt, den sphärisch-eindringlichen Spirit-Song „Dark River“ und diverse avantgardistisch-verspielt-experimentelle Tracks, die als Bindeglied zwischen den einzelnen Songs fungierten („Teenage Lightning 1+2“).
„Es geht um Sex, Elektrizität, Halluzinogene …, manche von diesen Themen sind die gleichen wie auf früheren Alben, andere sind neu. Die Leute dachten oft, dass ‚Horse Rotorvator‘ ein morbides Album war. Wir haben unser ‚Death Album‘ gemacht, dies ist unser ‚Life Album‘. Wir hatten Freunde, die an Aids und Überdosen Drogen gestorben sind. Das wurde auf ‚Horse Rotorvator‘ verarbeitet. Aber nun haben wir uns entschieden, weiterzumachen und das Leben aktiv zu genießen, mehr im Leben eingegliedert zu sein, das Lustprinzip zu aktivieren.“
„Deep Listening“ hieß dann auch das Motto, unter dem das ganze Album stand, eine Aufforderung, der Musik intensiv zuzuhören, sie in sich aufzunehmen und sich von ihr forttragen zu lassen, aber dabei auch die Idee zu verstehen, die sich dahinter verbirgt.
„‘Deep Listening‘ ist ein Ausdruck, den unser Freund Biba Kopf geprägt hat, um die ‚Windowpane‘-Single zu beschreiben. Es scheint eine Summe dessen zu sein, was Coil immer gewesen sind – dass hinter und unter der Oberfläche des musikalischen Stils und der Form Gedanken stehen, was für Musik oder Popmusik als Genre selten ist. Wir wollen ein wenig von dem Konzept hinter der Theorie zeigen, das Konzept hinter der Form. So wie wir unser Label ‚Force & Form‘ genannt haben. Die beiden gehen zusammen und sollten gezeigt werden. Viele Gruppen versuchen das nicht einmal, sind sich dieser Dinge nicht bewusst“, befürchtete Jhonn.
Die nächsten Jahren waren für Coil schwierig. Auf der Haben-Seite konnte die Band Remixes für Nine Inch Nails ("Gave Up" und "Closer") verbuchen und die Tatsache, dass sich Sleazy als Regisseur von Videoclips für Nine Inch Nails, Jah Wobble, Senser, Sepultura, Rage Against The Machine und Van Halen etablieren konnte, während Jhonn gelegentlich seinem Freund David Tibet aushalf, u.a. beim Current-93-Mini-Album "Lucifer Over London".
Was währenddessen die Bedingungen für Coils eigene Aktivitäten erschwerte, war der Bankrott des Torso-Labels, das nicht nur die CDs "Hellraiser", "The Snow", "Windowpane" und "Love´s Secret Domain" veröffentlicht hat, sondern der Band einen Vorschuss für ihr nächstes Album zahlte, den Coil nun zurückzahlen mussten. Dennoch nahm man das Material für „International Dark Skies“ auf, mit dem Coil den mit „Love´s Secret Domain“ eingeschlagenen Weg fortsetzen wollten. "Es wird vom Stil her elektronisch und abstrakt, nicht direkt ambient, aber doch mehr fließend und hypnotisch als geräuschvoll und mit Gesang", hieß es dazu in einem Coil-Newsletter, doch wie so viele andere angekündigte Alben erschien auch dieses nicht. Dafür gab es 1992 eine Remix-Version von „How To Destroy Angels“, jener Debüt-Maxi aus dem Jahre 1984, die als sexuelle Stimulation gedacht waren und nun um völlig neue Klangdimensionen erweitert wurden.
"‘How To Destroy Angels‘ zu remixen war eine Idee, die ich umsetzen wollte, weil wir die originalen Stereo-Masterbänder verloren hatten, es aber wiederveröffentlichen wollten", erklärte Jhonn. "Da wir diese Tapes nicht mehr hatten, entschloss ich mich dazu, neue Musik zu machen, die auf dem alten Stück basiert und daraus hervorgeht. Steve Stapleton kreierte eine schöne, subtile Zen-mäßige Version, die ich persönlich sehr mag. Die anderen Stücke sind okay. Ich mag vor allem diejenigen, in denen Vogelschwingen schlagen. ‚Dismal Orb‘ ist ein Zitat von William Blake, das schon seit zehn Jahren ungenutzt in mir herumgeisterte - als ein möglicher Titel. ‚Dismal Orb‘ ist die Erde oder vielleicht eine böse, deprimierte Philosophie, eine böswillige Art, Dinge zu betrachten. ‚Orb‘ war das frühe englische Wort für das Auge. Wir sollten wirklich einen Sticker auf der neuen ‚How To Destroy Angels‘-CD anbringen, weil die Leute vielleicht nicht erkennen, dass es sich ausschließlich um neue Versionen der ersten Coil-Platte handelt."
Im Gegensatz zum okkulten Hintergrund der Maxi stand die rein musikalische Neuverwertung der ursprünglichen Musik bei der 55minütigen 7-Track-CD ganz im Vordergrund, obwohl das Interesse Coils an magisch-religiösen Themen weiterhin lebendig blieb.
"Die ‚How To Destroy Angels‘-CD hat keinen speziellen magischen Hintergrund. Aber wir beabsichtigen mit einer Reihe von Veröffentlichungen fortzufahren, die einen ganz besonderen magischen Inhalt und Gebrauch haben", kündigte Jhonnn an. "Ich möchte sehr gern ein Mondritualalbum machen, über Ozeane, Menstruation, Gezeiten, Seeungeheuer, Flüssigkeiten, Geistesgestörte, Wahnsinn usw. Am liebsten würde ich ein auf Pan basierendes Album machen. Ich fühle mich zu Pan als Einheit, als Gott hingezogen. Er ist nicht tot. Die Bäume sind Pan, und die Menschheit muss die ganze Erde bepflanzen. Dann werden wir vielleicht überleben, durch die Natur, die sich rächen wird, wenn wir uns nicht ändern. Wir haben einen neuen Coil-Text zu diesem Thema, darüber, dass wir die Natur nicht als den alleinigen Grund für das Dasein auf dieser Erde ansehen. Wir sind nichts als Gärtner."
Im Gegensatz zu seinem Freund David Tibet, der es bedauert, dass es immer noch Leute gibt, die an längst vergangene Götter glauben, sind Götter wie Pan für Jhonn ein wesentlicher Bestandteil seines Glaubenssystems.
David Tibet verfügt über ein sehr komplexes Glaubenssystem. Das tue ich auch. Wir teilen, denke ich, eine gewisse Suche nach mystischer Wahrheit-Schönheit-Reinheit“, meinte Jhonn. „Wir haben nicht viele Dinge, über die wir nicht spotten können. Aber wir besitzen auch einen Glauben an Dinge. Ich denke, alles, was wir sehen, fühlen, denken und träumen können, resultiert aus dem Geist von allem, das vorher gewesen ist und wiederkehren wird. Die Toten sind unter uns. Wir sind aus Sternen, Tieren, Erde, Göttern gemacht. David respektiert meine Fragmentierung von Gott in individuelle Schwerpunkte des Glaubens. Magie wird die künftige Religion sein. Das ist insofern schlecht, weil es die wirklichen Magier blockiert und über das Heute wundern lässt. Wir arbeiten für uns selbst. Pan ist der Mittelpunkt meiner Lebensenergien zum momentanen Zeitpunkt meines Lebens. Er ist ein gefährlicher Spielkamerad.“
Einen besonders vertrauten Kameraden haben Coil am 20. Februar 1994 verloren, als der britische Kultregisseur Derek Jarman („The Garden“, „Edward II“) verstarb. Coil haben nicht nur an seinem letzten Film „Blue“ mitgewirkt, sondern auch den kompletten Score zu seinem 85er Werk „The Angelic Conversation“ geschrieben. Jarmans „poetische Träumerei“ über eine Männerliebe, die auf Shakespeares Sonetten basiert, setzten Coil mit minimalistischen Avantgarde-Ambient-Soundscapes um, die oftmals über den Charakter einer Geräuschkulisse nicht hinauskommen.
"‘The Angelic Conversation‘ war eine Film- und Musikkollaboration, die speziell für Coil ins Leben gerufen wurde. Wir konnten Derek nicht dazu bringen, einen geeigneten Video-Clip fürs Fernsehen zu machen, also machte er einen Film über Männerliebe daraus, der auf Shakespeares Sonetten basiert. Derek hat seitdem gesagt, dass es sein Lieblingsfilm ist. Ich weiß nicht, warum wir so viel Zeit brauchten, um den Soundtrack dazu zu veröffentlichen. Ich glaube, ich habe gedacht, dass die Musik nicht sehr gut für sich selbst funktionieren würde. Dann habe ich meine Einstellung geändert. Die Zeit verändert viele Dinge", stellte der Coil-Sänger fest.
"Das Stück, das wir für Dereks letzten Film ‚Blue‘ machten, war auch eines, das er sehr mochte. Bei Filmpremieren stand er von den Sitzen auf, lachte und applaudierte. Das Stück, das wir als blaue Vinyl-Single veröffentlichten, war bewusst als Darstellung einer geisterähnlichen Erinnerung an die Schwulenclubs Ende der 70er/Anfang der 80er gedacht, als Leute mit Fremden Sex in Hinterzimmern hatten und sich den HIV-Virus erstmals einfingen. Unsere Musik ist eine Verspottung des 70er Disco-Sounds, die dann zu einer höllenähnlichen Landschaft der Angst vor zukünftigen Geschehnissen wird, zurück zur Disco geht usw."
Der Disco-Sound hatte es Coil ohnehin sehr stark angetan. Mit den Veröffentlichungen auf ihrem neugegründeten Eskaton-Label - die Maxis „Nasa-Arab“ und „Philm“ sowie der Track „Protection“ von der „COIL vs ELpH“-Mini-CD - waren Coil weiterhin bereits für einige Club-Hits gut. Mit ihren Projekten wie Black Light District und The Eskaton haben sich Coil vermehrt experimenteller Dance Music gewidmet.
Neben dem bereits angekündigten „International Dark Skies“ sollte auch ein etwas aggressiveres, songorientierteres Album namens „Backwards“ auf Trent Reznors Nothing-Label erscheinen, wozu es leider auch nicht gekommen ist, aber zumindest kursiert es als Demo-Version in den Weiten des Internets.  
Coil wollten sich mehr auf den Soundtrackbereich konzentrieren und reisten nach Los Angeles, um sich mit Gus Van Sant („Drugstore Cowboy“, „My Private Idaho“) und Clive Barker („Hellraiser“, „Cabal“) zu treffen, doch es hat sich dabei nicht wirklich viel ergeben.
„Wir arbeiten bald an verschiedenen Film-Soundtracks. Leider wurden wir bei Oliver Stones ‚Natural Born Killers‘ nicht berücksichtigt. Vielleicht arbeiten wir bei seinem nächsten Projekt zusammen. Zu Greg Arakis Film ‚Totally Fucked Up‘ haben wir Musik beigetragen, und wir sind dabei, bei anderen US-Filmsoundtracks mitzuwirken. Wir wollen nichts Bestimmtes sagen, bis sie fertig sind. Wir werden die Musik zu einigen von frühen Derek-Jarman-Super-8-Filmen machen, die eventuell als Video-Compilation erscheinen werden. ‚Unnatural History II‘ wird dann veröffentlicht, wenn wir ein ähnlich außergewöhnliches Cover wie zur ersten gefunden haben. Die CD wird neben einigen unveröffentlichten Stücken auch 'Red Weather', den originalen 'Anal Staircase'-Mix, 'Another Brown World', 'Contains A Disclaimer', 'Scope' (ein neuer, kompletter Mix), 'S Is For Sleep' und viel mehr enthalten, z.B. auch Outtakes aus unseren neueren Projekten.“ Tatsächlich erschien nach „Unnatural History II“ (1995) zwei Jahre später auch Teil III der Compilation-Serie, diesmal u.a. mit einem Potpourri ihrer für Commercials produzierten Musik, dem bereits erwähnten „Feeder“-Track und der 12“-Version von „Panic“.
Mit „Musick To Play In The Dark“ erschien 1999 aber auch ein neues Coil-Album, das nach diversen Nebenprojekten von Jhonn Balance und Peter Christopherson und ungewöhnlichen musikstilistischen Ausflügen in experimentellere Ambient-Gefilde wieder die alten Fans versöhnte. Aufgenommen im neuen Coil-Studio und erschienen auf dem neuen, eigenen Chalice-Label, auf dem bereits der „Foxtrot“-Sampler zur Unterstützung der Bekämpfung von Jhonns Alkoholsucht veröffentlicht wurde, bot „Musick To Play In The Dark“ den hypnotischen, aber unkonventionellen Sound, der Coil so einzigartig gemacht hat. Da Coil bislang eine stetige Veränderung von eindringlichen orchestralen Versatzstücken mit dunkel brodelndem Pop-Flair über ritualistisch angehauchte Electro-Sequenzen bis zu rein magisch inspirierten avantgardistischen Ambient-Soundscapes forcierten, musste man sehr gespannt auf das neue Werk sein. Im Gegensatz zu dem mystischen Time-Machines-Nebenprojekt und dem vierteiligen Jahreszeiten-MCD-Zyklus, der Coil von einer experimentelleren und schwer zugänglichen Seite zeigte, haben Balance und Peter Christopherson zusammen mit Drew McDowall und Thighpaulsandra zurück zu einem hypnotischen und harmonischen Soundgeflecht gefunden.
Coil kreieren lunare bewusste Musik für eine vorhersehbare Zukunft“, erklärte Jhonn. „Es geht gegen die vorherigen magischen Themen, die wir heraufbeschworen haben. Wir lassen Dinge zu, die wir vorher ausgeschlossen haben. Das Weibliche. Das Zyklische. Und so weiter.“
Man mochte gerade in den filmmusikalisch wirkenden atmosphärischen Instrumentals wie dem über zwölfminütigen „Red Birds Will Fly Out of the East and Destroy Paris in a Night“ die Wärme und Harmonie feststellen, die die Verbindung des männlichen mit dem weiblichen Prinzip hervorruft. Gerade „Red Birds“, dessen prophetischer Titel auf einer Prophezeiung von Nostradamus basiert, zeigt aber auch den immensen Einfluss des neuen Coil-Mitstreiters Thighpaulsandra, der den Track zu 90% kreiert hat. Der von Stockhausen beeinflusste Keyboarder, der auch bei Spiritualized und Queen Elizabeth tätig war, verlieh dem Album seinen intensiven Ausdruck, der sich in ganz verschiedenen elektronischen Spielarten niederschlägt. So beginnt das elfminütige „Red Queen“, das von der Roten Königin in Lewis Carrols Büchern inspiriert wurde, als insektenartige Soundcollage, bevor es durch wunderschön dunkle Klaviertöne und Jhonns typischen Sprechgesang seinen elegischen Charakter gewinnt. Sehr poetisch und minimalistisch sind auch „Broccoli“, das dem Dichter Jeremy Reed gewidmet ist, und das auf William Blake bezogene „The Dreamer is Still Asleep“ ausgefallen. Adäquate Folgeveröffentlichungen waren der CD-Release der zuvor erschienenen limitierten Vinyl-Scheibe „Astral Disaster“ und im Jahre 2000 Vol. 2 von „Musick to Play in the Dark“, während die One-Track-Alben “Queens of the Circulating Library" und "Constant Shallowness Leads to Evil" (beide 2000) wieder experimenteller ausfielen.
Mit der “Live”-Serie began 2003 eine umfassende Dokumentation von Coils Live-Aktivitäten, die 2010 mit der 16 DVDs umfassenden Box “Colour Sound Oblivion“ ihren Höhepunkt erreichte. Dabei war das Kapitel im Jahre 2004 mit dem tragischen Unfalltod von Jhonn Balance bereits Geschichte. Posthum erschienen noch diverse experimentelle Werke wie „ANS“ und „The Remote Viewer“, aber auch die bemerkenswerteren Alben „Black Antlers“ (2004), „The Ape Of Naples“ (2005) und „The New Backwards“ (2008). Bevor Sleazy im Alter von 55 Jahren 2010 im Schlaf verstarb, verbrachte er noch eine schöne Zeit in seiner neuen Wahlheimat Bangkok …

Filmographie: 
1985 The Angelic Conversation, R: Derek Jarman
1992 Sara Dale’s Sensual Massage, R: Sara Dale
1992 The Gay Man’s Guide To Safer Sex, Terrence Higgins Trust
1992 The Living End, R: Greg Araki
1993 Blue, R: Derek Jarman
1993 Totally Fucked Up, R: Greg Araki
1995 The Doom Generation, R: Greg Araki
1995 Se7en, R: David Fincher
1996 Hustler White, R: Rick Castro & Bruce La Bruce
1996 Frisk, R: Todd Verow 
1997 Nowhere, R: Greg Araki 
2002 Rasputin: The Devil In The Flesh, R: Olly Lambert 
2007 Puffball, R: Nicolas Roeg
2009 Devil’s Dairymaid, R: Kym S. Farmen

Diskographie:
1984 Transparent LP/CS/CD
1984 How to Destroy Angels 12"
1984 Scatology LP/CS/CD
1985 Nightmare Culture EP split Current 93
1985 Panic/Tainted Love 12"/CD EP
1986 The Anal Staircase 12"
1985 Horse Rotorvator LP/CS/CD
1987 Gold is the Metal (with the Broadest Shoulders) LP/CS/CD
1986 The Wheel 7"
1987 The Consequences of Raising Hell (the unreleased themes for Hellraiser) 10"/CS/CD EP
1990 Wrong Eye/Scope 7"
1990 Unnatural History (Compilation Tracks Compiled) CD
1990 Windowpane 12"/CD EP
1991 Love's Secret Domain LP/CS/CD
1991 The Snow 12"/CS/CD EP
1992 Stolen and Contaminated Songs CD
1992 How to Destroy Angels (Remixes and Re-Recordings) CD
1993 Airborne Bells/Is Suicide a Solution? 7"
1993 Themes for Derek Jarman's Blue 7"
1994 The Angelic Conversation CD
1994 Nasa Arab/First Dark Ride 12" Coil vs. the Eskaton
1994 Born Again Pagans CD EP Coil vs. ELpH
1994 pHILM #1 10" as ELpH
1995 Worship the Glitch CD/2x10" ELpH vs. Coil
1995 Windowpane/The Snow CD
1995 Unnatural History II (Smiling in the Face of Perversity) CD
1996 A Thousand Lights in a Darkened Room CD/2xLP as Black Light District
1997 Unnatural History III (Joyful Participation in the Sorrows of the World) CD
1998 Time Machines CD/2xLP as Time Machines
1998 Spring Equinox 7"/CD EP
1998 Summer Solstice 7"/CD EP
1998 Autumn Equinox 7"/CD EP
1999 Winter Solstice 7"/CD EP
1999 Astral Disaster LP/CD
1999 Musick to Play In the Dark Vol. 1 CD/LP
1999 Zwolf CD LP as ELpH
2000 Queens of the Circulating Library CD LP
2000 Musick to Play In the Dark Vol. 2 CD/2xLP
2000 Time Machines from the Heart of Darkness CD as Time Machines
2000 Constant Shallowness Leads to Evil CD
2001 A Guide for Beginners: A Silver Voice CD + A Golden Hair CD
2002 The Remote Viewer CD-R/2CD
2003 Live Four CD
2003 Live Three CD
2003 The Restitution of Decayed Intelligence 10"
2003 ANS CD
2003 Live Two CD
2003 Live One 2CD
2003 Live Box 6CD+CD-R
2003 Megalithomania! CD-R
2004 Black Antlers CD-R/2CD
2004 Selvaggina: Go Back Into The Woods CD-R
2004 ANS 3xCD+DVD
2005 …And the Ambulance Died in His Arms CD
2005 The Ape of Naples CD/4LP
2006 Live In Porto CD
2006 Animal Are You? CDS
2008 The New Backwards CD
2010 Colour Sound Oblivion 16xDVD

Playlist:
1 Coil - Never (The Angelic Conversation) - 06:02
2 Coil - Hellraiser Theme (Hellraiser) - 02:48
3 Coil - The Hellbound Heart (Hellraiser) - 02:20
4 Coil - The Box Theme (Hellraiser) - 03:04
5 Coil - No New World (Hellraiser) - 03:56
6 Coil - Main Title (Hellraiser) - 03:12
7 Coil vs ELpH - Protection (The Gay Man's Guide To Safer Sex) - 06:54
8 Coil - Further Back And Faster (The Living End) - 07:55
9 Coil - Theme From Blue (Blue) - 02:20
10 Coil - The Snow (The Living End) - 06:40
11 Coil - Who'll Tell? (Totally Fucked Up) - 03:13
12 Coil - Dark River (Frisk) - 06:29
13 Coil - First Dark Ride (The Doom Generation) - 10:51
14 Coil - Another Brown World (Unnatural History II) - 09:40
15 Coil - At The Heart Of It All (Frisk) - 05:11
16 Coil - Tainted Love (Hustler White) - 05:52
17 Coil - Tenderness Of Wolves (Frisk) - 04:25
18 Coil - Amethyst Deceivers (Puffball) - 06:41
19 Coil - The Sleeper II (Frisk) - 05:21
20 Coil - Bee Has The Photos (Frisk) - 04:55
21 Coil - Dismal Orb (Frisk) - 07:33
22 Coil - The Sea Princess (Astral Disaster) - 14:10
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Samstag, 3. März 2012

DIE 2. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 02./03.03.2012 - 84. ACADEMY AWARDS Special

Mit gewohnt großer Spannung wurden in der vergangenen Sonntagnacht zum 84. Mal in Hollywood die OSCARS® verliehen. Als großer Favorit ging der französische Film „The Artist“ mit zehn Nominierungen ins Rennen, von denen er immerhin fünf einheimsen konnte – darunter auch in der Kategorie „Music (Original Score)“.  

„The Artist“ spielt im Hollywood der 20er Jahre und erzählt die Geschichte zweier Schicksale. Während George Valentin (Jean Dujardin) als Superstar die Herzen des Publikums zufliegen, liegt die Karriere der Statistin Peppy Miller (Bérénice Bejo) noch in den Anfängen. Doch als der Stummfilm vom Tonfilm abgelöst zu werden beginnt, neigt sich Valentins Karriere dem Ende zu, während die neue Technik den Durchbruch für Peppy Miller bedeutet.
„Dem Franzosen Michel Hazanavicius ist mit ‚The Artist‘ eine brillante Hommage an das alte Hollywood gelungen. Er erzählt vom Niedergang eines Stummfilmstars, der sich dem Tonfilm verweigert – und huldigt selber der älteren Form. Denn es handelt sich gleichfalls um einen elegant fotografierten schwarz-weißen Stummfilm, der spielerisch-ironisch typische Elemente von Abenteuerfilmen, Liebeskomödien und Melodramen der späten zwanziger Jahre aufnimmt. Es ist eine Liebeserklärung ans Filmemachen, ungeheuer spritzig, voller kurioser Ideen, von großem Detailreichtum und getragen von hervorragenden Schauspielern, die mimisch und gestisch Glanzleistungen vollbringen“, zeigt sich Susanne Ostwald in der Neue Zürcher Zeitung begeistert. 
Während Jean Dujardin als „Bester Hauptdarsteller“ prämiert wurde, Mark Bridges für das Kostümdesign und Ludovic Bource für die beste Originalmusik, gewann „The Artist“ auch in den wesentlichen Kategorien „Beste Regie“ und „Bester Film“.
Erfolgreich – mit Oscar®-Auszeichnungen in den Kategorien „Beste Kamera“, „Beste künstlerische Gestaltung“, „Bestes Sound Editing“, „Bestes Sound Mixing“ und „Beste visuelle Effekte“ - schnitt auch Martin Scorseses Verfilmung von Brian Selznicks Bestseller „The Invention of Hugo Cabret“ ab.
Der Film spielt im Paris der 30er Jahre, wo der 12-jährige Waisenjunge Hugo versteckt in einem Bahnhof lebt und wie sein verstorbener Vater täglich die Uhren des Bahnhofs aufzieht. Als er den von seinem Vater konstruierten Automatenmenschen wieder zum Laufen bringen will, stößt er auf mysteriöse Geheimnisse und gerät in ein magisches Abenteuer, das Howard Shore meisterhaft musikalisch untermalt hat.
„Dieser Film ist eine Fantasy-Geschichte, die eher als an Scorsese und das italoamerikanische Kino an ein Werk von Steven Spielberg erinnert und an Jean-Pierre Jeunets 'Die fabelhafte Welt der Amelie'. Und es ist eine höchst vergnügliche Einführung in die Geschichte des Films, eine Hohelied auf das Kino (im Dunkeln, mit anderen Leuten, nicht auf DVD in Pantoffeln vor der Glotze), eine Liebeserklärung ans Bücherlesen und Filmegucken, an die Macht der Phantasie und an das Sich-Verlieren in märchenhafte Traumwelten“, schwärmt Rüdiger Suchsland auf heise.de
Weitere Oscars® gingen u.a. an Meryl Streep mit ihrer Verkörperung der ehemaligen britischen Premierministerin Margaret Thatcher als „Beste Hauptdarstellerin“ und „Rango“ als „Bester Animationsfilm“. So gibt es in dieser Stunde natürlich Musik von Hans Zimmer zu hören, der nicht nur „Rango“ vertont hat, sondern auch das diesjährige Thema zur Oscar®-Verleihung komponierte.
Thomas Newman darf auch nicht fehlen. Auch wenn er in diesem Jahr mit keiner seiner großartigen Filmmusiken für einen Academy Award nominiert war, sind doch zwei seiner Filme, an denen er wirkte, ausgezeichnet worden, nämlich das erwähnte Thatcher-Biopic „The Iron Lady“ und das Drama „The Help“.
Abgerundet wird der Rückblick auf die 84. Oscar®-Verleihung mit der nominierten Musik von John Williams zu den beiden Steven-Spielberg-Filmen „Die Abenteuer von Tim und Struppi – Das Geheimnis der Einhorn“ und „Gefährten“ sowie die von Alberto Iglesias zu dem Spionage-Drama „Tinker Tailor Soldier Spy“.
Eine vollständige Übersicht über die Oscar®-Nominierungen und –Auszeichnungen findet ihr hier.

Playlist:
1 Hans Zimmer - Celebrate The Oscars (Celebrate The Oscars) - 03:04
2 Ludovic Bource - 1927 A Russian Affair (The Artist)- 02:50
3 Ludovic Bource - George Valentin (The Artist) - 05:38
4 Howard Shore - The Thief (Hugo) - 04:21
5 John Williams - Red Rackham's Course and the Treasure (The Adventures of Tintin - The Secret Of The Unicorn) - 04:49
6 John Williams - Pulling the Cannon (War Horse) - 04:11
7 Alberto Iglesias - George Smiley (Tinker,Tailor,Soldier,Spy) - 05:18
8 Thomas Newman - Swing Parliamennt (The Iron Lady) - 03:41
9 Thomas Newman - Ain't You Tired (The Help) - 06:28
10 Hans Zimmer - Rango Suite (Rango) - 06:00
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DIE 2. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 02./03.03.2012 - ANGELINA JOLIE Special

Als Verkörperung der Actionheldin Lara Croft in der Computerspiel-Verfilmung „Tomb Raider“ wurde Angelina Jolie weltberühmt. Ebenso bekannt ist allerdings auch ihr karikatives Engagement als Sonderbotschafterin für das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR), weshalb es wenig überrascht, dass sich die Tochter des Schauspielerehepaars Jon Voight und Marcheline Bertrand für ihr Regiedebüt „In The Land of Blood and Honey“ einer unmöglichen Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Bosnienkrieges angenommen hat.

Durch ihre Eltern kam Jolie früh mit der Schauspielerei in Berührung. Bereits als Fünfjährige spielte sie an der Seite ihrer Eltern in „Lookin‘ To Get Out“ und besuchte im Alter von elf Jahren das renommierte Lee Strasberg Theatre Institut. Mit 16 Jahren startete Angelina Jolie eine Modelkarriere, belegte Filmkurse an der Universität von New York und wirkte bei Theaterstücken mit. Nach ihrem Umzug nach Los Angeles, wo sie der Met Theatre Group beitrat, spielte sie 1993 in „Cyborg II“ eine Androidin und lernte 1995 während der Dreharbeiten zu „Hackers“ ihren künftigen Ehemann Johnny Lee Miller kennen, doch die hielt das Glück nur 19 Monate. Mit ihren nächsten Filmengagements sorgte Jolie stets für Aufsehen. Für ihre Rolle in „George Washington“ erhielt sie 1997 einen Golden Globe, ebenso für ihre Darstellung des an Aids erkrankten, drogenabhängigen und bisexuellen Supermodels Gia Marie Curangi in „Gia“ (1998). An der Seite von Sean Connery, Dennis Quaid, Gillian Anderson, Madeleine Stowe, Gena Rowlands und Ryan Philippe glänzte sie in „Leben und lieben in L.A.“ und lernte ihren zweiten Ehemann Billy Bob Thornton während des Drehs zur Abenteuerkomödie „Turbulenzen – und andere Katastrophen“ (1999) kennen.
In der Bestsellerverfilmung von Jefferey Deavers Thriller „Der Knochenjäger“ war Jolie im selben Jahr als FBI-Beamtin an der Seite von Denzel Washington zu sehen. Für ihre Rolle als Patientin in einer Nervenheilanstalt in James Mangolds Drama „Durchgeknallt“ bekam Angelina Jolie 2000 den Oscar als beste Nebendarstellerin, dann wurde sie als Lara Croft weltberühmt.
Während auch die Ehe mit Billy Bob Thornton scheiterte, sorgte Jolie als UN-Sonderbotschafterin für positive Schlagzeilen und reist ständig in die ärmsten Regionen der Welt. Nach dem anspruchsvollen Psycho-Drama „Durchgeknallt“ brauchte sie in der Jerry-Bruckheimer-Produktion „Nur 60 Sekunden“ neben Nicolas Cage nur gut auszusehen. In 2003 kehrte sie nicht nur als Lara Croft in der Fortsetzung „Tomb Raider – Die Wiege des Lebens“ zurück, sondern präsentrierte sich auch in „Jenseits aller Grenzen“, einem Film über humanitäre Hilfe in Afrika.
2004 spielte sie neben Ethan Hawke und Kiefer Sutherland in dem Thriller „Taking Lives“ und in Oliver Stones Historienepos „Alexander“ die Mutter Alexanders des Großen. Ihren bislang größten kommerziellen Erfolg feierte Angelina Jolie an der Seite ihres Ehemanns Brad Pitt in Doug Limans Action-Komödie „Mr. & Mrs. Smith“ (2005).
Unter der Regie von Robert De Niro war die angesagte Schauspielerin in „Der gute Hirte“ (2007) ebenso zu sehen wie in Clint Eastwoods Drama „Der fremde Sohn“. 2007 veröffentlichte Jolie mit dem Dokumentarfilm „A Place in Time“ auch ihr Regiedebüt, das das Geschehen an 27 Orten der Welt innerhalb einer Woche beschreibt und prominente Kollegen wie Jude Law, Hilary Swank und Colin Farrell im Aufgebot hat. Ihren Ruf als Action-Heldin, den sie mit ihren „Tomb Raider“-Filmen erwarb, untermauerte sie in der Graphic-Novel-Adaption „Wanted“ (2008) und dem Spionage-Thriller „Salt“ (2010), während sie Florian Henckels „The Tourist“ mit Johnny Depp vor der malerischen Kulisse Venedigs agierte.
Im Herbst 2010 begannen in Budapest die Dreharbeiten zu Jolies Spielfilmregiedebüt „In the Land of Blood and Honey“, einer Liebesgeschichte während des Bosnienkrieges von 1992 bis 1995, die allein mit bosnischen, serbischen und kroatischen Schauspielern realisiert wurde.

Filmographie:
1982: Zwei in der Tinte (Lookin’ to Get Out)
1993: Cyborg 2
1995: Without Evidence
1995: Hackers – Im Netz des FBI (Hackers)
1996: Liebe und andere … (Love Is All There Is)
1996: Foxfire – Girls ohne Gnade (Foxfire)
1996: Nichts als Trouble mit den Frauen (Mojave Moon) (Desert Affairs)
1997: Playing God
1997: Western Ladies – Ihr Leben ist die Hölle (True Women)
1997: Wallace (George Wallace)
1997: Playing God
1998: Gia – Preis der Schönheit (Gia)
1998: Hell’s Kitchen – Vorhof zur Hölle (Hell’s Kitchen)
1998: Leben und lieben in L.A. (Playing by Heart)
1999: Turbulenzen – und andere Katastrophen (Pushing Tin)
1999: Der Knochenjäger (The Bone Collector)
1999: Durchgeknallt (Girl, Interrupted)
2000: Nur noch 60 Sekunden (Gone in Sixty Seconds)
2001: Lara Croft: Tomb Raider
2001: Original Sin
2002: Leben oder so ähnlich (Life or Something Like It)
2003: Jenseits aller Grenzen (Beyond Borders)
2003: Lara Croft: Tomb Raider – Die Wiege des Lebens (Lara Croft Tomb Raider: The Cradle of Life)
2004: Taking Lives – Für Dein Leben würde er töten (Taking Lives)
2004: Sky Captain and the World of Tomorrow
2004: Alexander
2005: Mr. & Mrs. Smith
2006: Der gute Hirte (The Good Shepherd)
2007: Ein mutiger Weg (A Mighty Heart)
2007: Die Legende von Beowulf (Beowulf)
2008: Wanted
2008: Der fremde Sohn (Changeling)
2010: Salt
2010: The Tourist
2011: In the Land of Blood and Honey (Regie)

Playlist: 
1 Gabriel Yared - The Loss (In The Land Of Blood And Honey) - 03:04
2 Craig Armstrong - Prelude (The Bone Collector) - 04:30
3 Mychael Danna - Toby/My Friends (Girl, Interrupted) - 02:56
4 Trevor Rabin - The Last Car (Gone In 60 Seconds) - 04:49
5 Graeme Revell - Main Titles (Lara Croft: Tomb Raider) - 03:14
6 Danny Elfman - Success Montage (Wanted) - 03:33
7 Marcelo Zarvos - Miriam (The Good Sherpherd) - 04:16
8 James Horner - Chechnya – Part IV (Beyond Borders) - 06:15
9 James Newton Howard - Escaping The CIA (Salt) - 05:20
10 Vangelis - Gardens Of Delight (Alexander) - 05:24
11 John Powell - The Next Adventure (Mr. & Mrs. Smith) - 03:28
12 James Newton Howard - Rooftop Run (The Tourist) - 05:17
13 Clint Eastwood - Davey Tells Story (The Changeling) - 04:38
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DIE 2. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 02./03.03.2012 - DEXTER Special

Wann immer Blut bei einem Mord geflossen ist, wird der Forensiker Dexter Morgan (Michael C. Hall) an Tatorte berufen, für die das Miami Police Department zuständig ist. Anhand der Blutspritzer kann der Experte oftmals ziemlich genau den Tathergang rekonstruieren. Von seinen ermittelnden Kollegen wird er für seine Fähigkeiten sehr geschätzt, vor allem von seiner Vorgesetzten Lt. Maria Laguerta (Lauren Velez), die wegen ihrer politischen Ambitionen wiederum ihrem eigenen Chef Captain Tom Matthews (Geoff Pierson) ein Dorn im Auge ist. Nur Sergeant James Doakes (Erik King), der eher Anrecht auf Laguertas Posten gehabt hätte, hält Dexter unter besonderer Beobachtung. Und das aus gutem Grund. Doch niemand weiß, dass Dexter Morgan nicht nur Killern auf der Spur ist, sondern selbst ein höchst erfolgreicher Serienkiller ist.

Nachts macht er sich nämlich selbst auf die Jagd nach brutalen Killern. Doch davon ahnt weder Dexters Freundin Rita (Julie Benz), noch seine Stiefschwester Debra (Jennifer Carpenter) etwas. Nur Dexters Pflegevater Harry (James Remar) erkannte früh die besondere Begabung seines Sohnes und half ihm, seinen Killerinstinkt in die richtigen Bahnen zu lenken. Doch als das Miami Police Department einem Serienkiller auf der Spur ist, der seine Leichen ausbluten lässt, einfriert und der Polizei in sauber zersägten Stücken präsentiert, gerät Dexters Leben aus den Fugen. Je näher er sich mit dem sogenannten Kühllaster-Killer befasst, umso bekommt er das Gefühl, dass der Killer von Dexters blutigem Geheimnis weiß. Daneben muss sich Dexter mit dem gerade aus dem Knast entlassenen Noch-Ehemann von Rita, Paul Bennett (Mark Pellegrino), herumschlagen, der so an den Kindern hängt, dass er für die Beziehung zwischen Rita und Dexter zum Problem wird und auch seinen Hang zur Gewalt nicht im Griff hat.
Gerade mal zwölf Folgen umfasst die außergewöhnliche wie erfolgreiche Krimi-Serie, die auf dem Roman "Darkly Dreaming Dexter" von Jeff Lindsay beruht. Michael C. Hall meistert die Gratwanderung zwischen engagierter Laborratte und soziopathischem Killer souverän und gewinnt sofort die Sympathien des Zuschauers. Schließlich bringt er nur Menschen um, die es seiner Ansicht nach verdient haben, und dabei geht er ebenso professionell und effektiv zu Werke wie im Polizeilabor. In der ersten Staffel bildet die Jagd nach dem Kühllaster-Killer den spannenden, roten Faden der Story, doch sie bietet etliche ebenso interessante Nebenstränge. Da ist zum einen die Frage zu beantworten, warum Dexter so ein gefühlloser Killer geworden ist. Hier bieten geschickt eingestreute Rückblenden mit seinem Vater nach und nach Hilfen zur Auflösung des Rätsels. Dann steht die noch frische Beziehung zur allein erziehenden Mutter und Hotelangestellten Rita auf einem problematischen Podest. Und dann gibt es noch die Spannungen innerhalb des Reviers, die stets für das Salz in der (blutigen) Suppe sorgen. Dass neben ungewöhnlich expliziten Gewalt- und Mordszenen auch viel nackte Haut zu sehen ist, rechtfertigt die FSK-18-Freigabe. Neben der straff inszenierten und spannenden Story, den interessanten Protagonisten und der gelungenen Atmosphäre überzeugen bei "Dexter" sowohl die hervorragenden Darsteller, die psychologischen Zwists und der coole Score von Daniel Licht ("Hellraiser: Bloodline", "Soul Survivors") für ein echtes Serien-Highlight mit viel schwarzem Humor.
In der zweiten Staffel hat es Dexter mit seinem hartnäckigen Kollegen Sergeant Doakes zu tun, der es sich nicht nehmen lässt, den Forensiker persönlich zu beschatten. Problematisch wird es für Dexter, als im Hafen gut 30 Leichen auf dem Meeresgrund gefunden werden und die Medien den Killer schnell als "Bay Harbor Metzger" bezeichnet. Das FBI schickt seinen Serienkiller-Experten Agent Lundy (Keith Carradine) nach Miami, in den sich Dexters Stiefschwester und Kollegin Debra  verguckt. Während Dexter auf der einen Seite versucht, die Beweise, die den "Bay Harbor Metzger" mit ihm selbst in Verbindung zu bringen versuchen, verschwinden zu lassen, hat er sich seiner Freundin Rita zuliebe einer Gruppentherapie angeschlossen, um seine angebliche Heroinsucht zu bekämpfen. Seine äußerst attraktive Leidensgenossin Lila (Jaime Murray) wird bald mehr als nur seine persönliche Betreuerin, was seine Beziehung zu Rita auf eine harte Probe stellt.
Statt das erfolgreiche Konzept der ersten Staffel einfach zu wiederholen und Dexter und seine Kollegen einen Killer jagen, dessen Identität auch dem Zuschauer lange unbekannt bleibt, dreht sich in der zweiten Staffel alles um die Frage, wie Dexter den Kopf aus der immer enger werdenden Schlinge befreien kann, die durch den Fund seiner unzähligen Opfer auf dem Meeresgrund geknüpft wurde. Doch daneben entwickeln die zwölf Folgen weitere interessante Handlungsstränge, die Dexters Vergangenheit und die Umstände des Todes seiner Mutter näher aufklären und Dexters Beziehungen zu den beiden unterschiedlich reizvollen Frauen in seinem Leben thematisieren. Und schließlich haben Dexters Kollegen und Vorgesetzte auch ihre Scharmützel und persönlichen wie dienstlichen Probleme auszutragen.
"Dexter" fokussiert sich zwar auf die interessante Persönlichkeit seines Protagonisten, der seine (blut-)dunkle Seite vor seiner Umwelt gut zu verbergen versteht, doch gewährt die Serie auch den Nebendarstellern viel Raum zur Ausgestaltung ihrer Rollen, die allesamt großartig besetzt sind. Neben dem überragenden Michael C. Hall als Dexter, Jennifer Carpenter als seine Schwester Debra, die es noch nicht verwunden hat, mit dem gefürchteten Kühllaster-Killer liiert gewesen zu sein, und Julie Benz als Dexters Freundin Rita sorgen in der zweiten Staffel die Neuzugänge Keith Carradine als FBI-Ermittler und Jaime Murray als femme fatale für zusätzliche Pluspunkte beim Unterhaltungswert. Die perfekte Mischung aus psychologischen Spielchen, blutigen Morden und einer Prise Sex beschert auch der zweiten Staffel einen gleichbleibend hohen Qualitätsstandard.
In den ersten beiden Staffeln hat es sich bereits angedeutet, nun wird es amtlich: Dexter geht nicht nur komplett in seiner Familientarnung auf, sondern wird auch noch Vater und tritt mit seiner Lebensgefährtin Rita vor den Traualtar. Ganz wohl ist dem Blutspritzer-Spezialisten bei dem Miami Police Department bei der Vorstellung natürlich nicht, weil er – wie treue „Dexter“-Fans bereits wissen – nichts dabei empfindet. Noch mehr Unbehagen bereitet ihm allerdings die Tatsache, dass er bei dem Versuch, den Drogenhändler und Killer Freebo seiner gerechten Strafe zuzuführen, einen Unschuldigen tötet – ausgerechnet den Sohn von Staatsanwalt Miguel Prado (Jimmy Smits). Während die Polizei vergeblich nach Freebo fahndet, der für den „Häuter“ gehalten wird, freundet sich ausgerechnet Miguel Prado mit Dexter an und scheint dieselbe Einstellung zu teilen, was die unbürokratische Beseitigung von Kriminellen angeht. Doch Prado geht, kaum dass Dexter ihn in den Kodex eingeweiht hat, bald eigene Wege in der effizienten Strafverfolgung …
Die ersten beiden Staffeln der 2006 erstmals ausgestrahlten Showtime-Serie „Dexter“ gehören zweifellos zum Besten, was das Cop-Serien-Genre seit langem zu bieten hat. Mit einem Angestellten der Polizei, der das Gesetz heimlich in die eigene Hand nimmt und nach außen hin den perfekten Strahlemann gibt und Familie, Freunde, Kollegen und Geliebte hinters Licht führt, hat Roman-Autor Jeff Lindsay, dessen Roman „Des Todes dunkler Bruder“ die Grundlage für die Serie bildet, einen sympathischen Anti-Helden ins Leben gerufen, der von Michael C. Hall perfekt verkörpert wird. So unterhaltsam die dritte Staffel auch wieder geworden ist, die Spannung der vorangegangenen Folgen erreicht dieser Durchlauf nicht. Zwar bringt ein Gesinnungsgenosse diesmal einen neuen Aspekt in die Handlung mit ein, aber birgt dieser Kniff nicht so viele Spannungsmomente, wie man es aus den ersten beiden Staffeln gewohnt gewesen ist, als Dexters Taten kurz davor standen, von der Polizei aufgedeckt zu werden. Auch die persönlichen Probleme von Dexters Kollegen/Schwester wirken nicht mehr so bewegend. Nichtsdestotrotz sorgen die Grundkonstellation, die hervorragenden Darsteller, der coole Score von Daniel Licht, die feinen Bilder und die routinierte Regie nach wie vor für anspruchsvolle Krimiunterhaltung. Höchst unterhaltsam sind auch die bislang veröffentlichten Soundtracks zur Serie, die in den USA bereits in die sechste Runde geht.
Neben den stimmungsvollen Scores von Daniel und Jon Licht sowie dem erinnerungswürdigen Hauptthema von Rolfe Kent sorgen auch verschiedene Songs dafür, Miamis sonniges Klima ins Wohnzimmer zu holen.
Playlist:
1 Rolfe Kent - Dexter Main Title (Dexter – Season 1) - 01:49
2 Daniel Licht - Mother Of All Cannibals (Dexter – Season 2/3) - 03:02
3 Daniel Licht - Voodoo Jailtime (Dexter – Season 1) - 02:59
4 Daniel Licht - The Hunter And The Hunted (Dexter – Season 2/3) - 04:03
5 Raw Artistic Soul feat. Rafael Cortez - Flores Para Ti (Dexter – Season 1) - 05:17
6 Bobi Cespedes - Awoyo (Dexter – Season 4) - 04:11
7 Ray Armando - Con Mi Guaguanco (Dexter – Season 1) - 07:13
8 The Cuban All Star Band - Chan Chan (Dexter – Season 5) - 04:17
9 The Spanish Harlem Orchestra - Liego La Orchestra (Dexter – Season 4) - 06:07
10 Daniel Licht - Don't Be Sorry (Dexter – Season 5) - 03:09
11 Daniel Licht - The Link/Sweet Dreams (Dexter – Season 2/3) - 03:18
12 Daniel Licht - Eulogy/Have A Chance (Dexter – Season 5) - 02:59
13 Daniel Licht - The Perfect Pie/Killing Zoe (Dexter – Season 4) - 03:34
14 Patato - San Francisco Tiene Su Propio Son (Dexter – Season 5) 04:05
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