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Freitag, 10. August 2018

Playlist #247 vom 19.08.2018 - JOAQUIN PHOENIX Special

Mit drei Oscar-Nominierungen als bester Darsteller (für seine Rollen in „Gladiator“, „Walk The Line“ und „The Master“) zählt der US-amerikanische Schauspieler Joaquin Phoenix zu den besten Darstellern seiner Generation. Vor allem seine Zusammenarbeit mit Filmemachern wie M. Night Shyamalan („Signs“, „The Village“), James Gray („The Yards – Im Hinterhof der Macht“, „Helden der Nacht – We Own the Night“, „Two Lovers“, „The Immigrant“) und Paul Thomas Anderson („The Master“, „Inherent Vice – Natürliche Mängel“) war sehr förderlich für seine Karriere. Nun ist er in Gus Van Sants biografischen Drama „Don’t Worry, weglaufen geht nicht“ im Kino zu sehen.

Joaquin Phoenix wurde am 28. Oktober 1974 in San Juan, Puerto Rico, unter dem Namen Joaquin Raphael Bottom als mittleres von insgesamt fünf Kindern geboren. Seine Eltern waren als Missionare der Sekte Children of God vor allem in Mittel- und Südamerika unterwegs, bis sie sich 1978 in Los Angeles niederließen und zum Neuanfang ihren Familiennamen von Bottom in Phoenix änderten. Die Kinder wurden ermutigt, ihre kreativen Instinkte zu entwickeln, und nahmen an verschiedenen Talentshows teil, wo sie von einer Agentin entdeckt wurden. Als strikte Veganer kam für sie keine Werbung für Fleisch, Milch und Junk Food in Frage, aber sie waren in etlichen Spots für weniger problematische Produkte zu sehen.
Seinen ersten Schauspiel-Gig absolvierte Joaquin 1982 in der Sitcom seines älteren Bruders River, „Seven Brides for Seven Brothers“. Nach weiteren Auftritten in Werbespots und Fernsehserien war Phoenix als jüngstes Crew-Mitglied in der Sci-Fi-Familien-Komödie „Space Camp“ (1986) zu sehen, ehe er in dem Cold-War-Drama „Russkies“ (1987) und in Ron Howards Komödie „Eine Wahnsinnsfamilie“ (1989) seine ersten Hauptrollen bekam.
Weil er unzufrieden mit den Rollen war, die ihm als Darsteller in seinem Alter angeboten wurden, kehrte Joaquin Phoenix Hollywood für eine Weile den Rücken zu und wollte mehr von der Welt sehen. Als sich seine Eltern trennten, zog er mit seinem Vater zunächst nach Mexiko und kehrte unter tragischen Umständen ins Rampenlicht zurück: Als er am 31. Oktober 1993 mit seinem Bruder River den teilweise Johnny Depp gehörenden Club „The Viper Room“ besuchte, brach River nach einer Überdosis Drogen zusammen und starb später. Auf Drängen seiner Freunde und Kollegen begann Joaquin, wieder Drehbücher zu lesen, doch sein Comeback ließ so lange auf sich warten, bis er die richtige Rolle gefunden hatte.
1995 spielte er neben Nicole Kidman in der Satire „To Die For“ von Gus Van Sant, mit dem bereits sein verstorbener Bruder an „Das Ende der Unschuld“ (1991) und „Cowboy Blues“ (1993) gearbeitet hatte. Weitere Stationen in Phoenix‘ Karriere waren „Die Abbotts – Wenn Hass die Liebe tötet“ (1997) mit Liv Tyler, die mit ihm für knapp drei Jahre ein Paar gewesen ist, und Oliver Stones „U-Turn – Kein Weg zurück“ (1997). Mit Vince Vaughn stand er bei „Für das Leben eines Freundes“ (1998) und „Lebende Ziele“ (1998) gemeinsam vor der Kamera, ehe er in Joel Schumachers „8mm“ (1999) einen Verkäufer im Porno-Laden spielte.
Seinen internationalen Durchbruch feierte Phoenix als paranoiden Widersacher von Russell Crowes heroischen Part in Ridley Scotts Historien-Epos „Gladiator“ (2000). Für seine Darstellung des römischen Kaisers Commodus erhielt er seine erste Oscar-Nominierung (als bester Nebendarsteller). Nach James Grays „The Yards – Im Hinterhof der Macht“ (2000) und dem Marquis-de-Sade-Biopic „Quills – Macht der Besessenheit“ (2000) war Phoenix in den beiden Mystery-Thriller-Dramen „Signs“ (2002) und „The Village“ (2004) von M. Night Shyamalan zu sehen und wurde von Johnny Cash selbst ausgesucht, in seiner Biographie „Walk the Line“ (2005) den Country-Star zu spielen und seine Songs auch für den Soundtrack aufzunehmen. Seine überzeugende Darstellung wurde mit einer weiteren Oscar-Nominierung bedacht, diesmal als bester Hauptdarsteller, und er bekam den Golden Globe in der Kategorie bester Hauptdarsteller in einer Komödie oder Musical.
Im Oktober 2008 verkündete Phoenix in der David-Letterman-Show, dass er sich aus dem Filmgeschäft zurückziehen möchte, um sich ganz der Musik zu widmen, worauf er mit langen Haaren und Bart merkwürdige Auftritte in Talkshows absolvierte und als kurioser Rap-Künstler auf sich aufmerksam machte. Im September 2010 erwies sich dieses Gebaren allerdings als Fake: In der Mockumentary „I’m Still Here: The Lost Year of Joaquin Phoenix“ hat Casey Affleck den Schauspieler vom angekündigten Rückzug aus Hollywood bis zu seinen inszenierten Versuchen, als Rapper Karriere zu machen, filmisch begleitet.
„Wir wollten uns gar nicht über Hollywood oder die Medien lustig machen. Das haben die Medien schon selbst erledigt. Weil es irgendwann allen nützte, die Lüge am Leben zu halten. Niemand wollte den Hype ruinieren, niemand wollte sagen: Die Hip-Hopper-Geschichte ist einfach nur ein Joke. Es gab so viele offene und versteckte Hinweise, dass die Geschichte nicht echt sein konnte. Aber die Unterhaltungsmedien versuchen nicht, herauszufinden, ob etwas wahr ist. Sie drucken und veröffentlichen nur das, was ihnen schlüpfrig erscheint“, erklärte Phoenix dazu im zeit.de-Interview. 

2012 war Phoenix neben Philip Seymour Hoffman in Paul Thomas Andersons Drama „The Master“ zu sehen, was ihm seine zweite Oscar-Nominierung als bester Hauptdarsteller einbrachte. Es folgte eine bemerkenswerte Performance in Spike Jonzes futuristischer Romanze „Her“ (2013), in James Grays historischen Melodrama „The Immigrant“ (2014) und in Andersons Adaption von Thomas Pynchons „Inherent Vice“ (2014).
Zuletzt spielte er Lynne Ramsays Thriller-Drama „A Beautiful Day“ einen Kriegsveteranen und Ex-FBI-Agenten, der gegen Geld Frauen aus Mädchenhändlerringen befreit und sich um seine senile Mutter kümmert, und den Messias in Garth Davis‘ Biopic „Maria Magdalena“, wo er ebenso wie in Gus Van Sants „Don’t Worry, weglaufen geht nicht“ an der Seite seiner Freundin Rooney Mara zu sehen ist. 2019 soll Phoenix dann in Todd Phillips‘ („Hangover“) „Batman“-Spin-Off „Joker“ die Titelrolle spielen.

Filmographie: 
1982: Seven Brides for Seven Brothers (Fernsehserie, Folge 1x13 Christmas Song)
1984: ABC Afterschool Specials (Fernsehserie, Folge 12x06 Backwards: The Riddle of Dyslexia)
1985: Kids Don’t Tell (Fernsehfilm)
1986: Morningstar/Eveningstar (Fernsehserie, 7 Folgen)
1986: Space Camp (SpaceCamp)
1987: Russkies
1988: Der heimliche Zeuge (Secret Witness, Fernsehfilm)
1989: Eine Wahnsinnsfamilie (Parenthood)
1991: Walking the Dog
1995: To Die For
1997: Die Abbotts – Wenn Haß die Liebe tötet (Inventing the Abbotts)
1997: U-Turn – Kein Weg zurück (U-Turn)
1998: Für das Leben eines Freundes (Return to Paradise)
1998: Clay Pigeons – Lebende Ziele (Clay Pigeons)
1999: 8mm – Acht Millimeter (8MM)
2000: The Yards – Im Hinterhof der Macht (The Yards)
2000: Gladiator
2000: Quills – Macht der Besessenheit (Quills)
2001: Army Go Home! (Buffalo Soldiers)
2002: Ultimate Fights from the Movies (Dokumentarfilm)
2002: Signs – Zeichen (Signs)
2003: It’s All About Love
2003: Bärenbrüder (Brother Bear, Stimme für Kenai)
2004: Hotel Ruanda (Hotel Rwanda)
2004: Im Feuer (Ladder 49)
2004: The Village – Das Dorf (The Village)
2005: Walk the Line
2005: Earthlings (Dokumentarfilm, Stimme für Erzähler)
2007: Helden der Nacht – We Own the Night (We Own the Night)
2008: Ein einziger Augenblick (Reservation Road)
2008: Two Lovers
2010: I’m Still Here
2012: The Master
2013: Her
2013: The Immigrant
2014: Inherent Vice – Natürliche Mängel (Inherent Vice)
2015: Irrational Man
2017: A Beautiful Day (You Were Never Really Here)
2018: Don’t Worry, weglaufen geht nicht (Don’t Worry, He Won’t Get Far on Foot)
2018: Maria Magdalena (Mary Magdalene)
Playlist:
01. Danny Elfman - Drawing Montage (Don't Worry, He Won't Get Far On Foot) - 03:14
02. John Williams - In Orbit (Space Camp) - 03:17
03. James Newton Howard - Danny's Theme (Russkies) - 05:04
04. Randy Newman - Karen and Gil - Montage (Parenthood) - 04:52
05. Danny Elfman - Main Titles (To Die For) - 04:09
06. Michael Kamen - Re-Inventing The Abbotts (Inventing The Abbotts) - 07:03
07. Ennio Morricone - Grace (U-Turn) - 04:38
08. Mark Mancina - Return To Paradise (Return To Paradise) - 04:15
09. Hans Zimmer & Lisa Gerrard - Win The Crowd (Gladiator) - 02:49
10. Afro Celt Sound System - Mama Ararira (Hotel Rwanda) - 03:40
11. William Butler & Owen Pallett - Dimensions (Her) - 05:42
12. James Newton Howard - What Are You Asking Me? (The Village) - 06:00
13. James Newton Howard - Throwing A Stone (Signs) - 05:47
14. Mark Isham - Reservation Road (Reservation Road) - 04:04
15. Howard Shore - Queenborough Hall (The Yards) - 02:26
16. Wojciech Kilar - End Credits (We Own The Night) - 02:57
17. Zbigniew Preisner - Uganda (It's All About Love) - 03:10
18. Hildur Guðnadóttir & Jóhann Jóhannsson - Resurrection (Mary Magdalene) - 04:31
19. Mark Mancina - Sitka's Advice (Brother Bear) - 02:44
20. William Ross - Memorial (Ladder 49) - 06:21
21. Hans Zimmer & Lisa Gerrard - Only You To Share It With (Gladiator) - 03:00
22. James Newton Howard - End Credits (The Village) - 06:00
23. Jonny Greenwood - Shasta Fay Hepworth (Inherent Vice) - 05:45
24. Jonny Greenwood - Tree Strings (You Were Never Really Here) - 05:11
25. Jonny Greenwood - Alethia (The Master) - 04:05
26. Stephen Warbeck - The End: A New Manuscript (Quills) - 07:32

Dienstag, 1. September 2015

Playlist #171 vom 06.09.2015 - ANTOINE FUQUA Special

Ähnlich wie seine prominenten Kollegen Ridley Scott, David Fincher, Alex Proyas oder Spike Jonze hat auch der in Pittsburgh geborene Filmemacher Antoine Fuqua seine Karriere in der Musikbranche begonnen. Nach seinem preisgekrönten Video zu Coolios Rap-Hit „Gangsta’s Paradise“ präsentierte Fuqua drei Jahre später mit „The Replacement Killers“ sein Langfilmkinodebüt und ist nun mit dem Boxdrama „Southpaw“ in den Kinos vertreten.

Nachdem er mit einem Basketball-Stipendium die West Virginia State University besucht hatte, wo er später Elektrotechnik studierte, zog Fuqua nach New York, um als Produktionsassistent beim Film zu arbeiten. Bereits sein erster Kurzfilm „Exit“ verhalf ihm zum Eintritt in die Musikbranche, wo er in den 1980er und vor allem in den 1990er Jahren mit Videos für Künstler wie Toni Braxton, Jaki Graham, Prince, Queen Latifah, Stevie Wonder und Usher bekannt geworden ist. Es folgten Aufträge für die Werbeindustrie (u.a. für Miller Genuine Draft, Reebok, Toyota und Armani) und schließlich sein Hollywood-Debüt mit dem harten Action-Thriller „The Replacement Killers“, in dem Chow Yun-Fat einen Auftragskiller in Diensten der chinesischen Mafia spielt, der sich weigert, den Sohn eines Polizisten zu erschießen.
Fuqua blieb dem Action-Genre auch in seinen folgenden Werken treu. Nachdem Jamie Foxx in „Bait – Fette Beute“ (2000) einen ahnungslosen Lockvogel der Polizei gespielt hatte, der einen flüchtigen Bankräuber fassen soll, konnte Fuqua mit dem Cop-Thriller „Training Day“ (2001) seinen internationalen Durchbruch feiern. Ethan Hawke spielt darin den verdeckten Ermittler Jake Hoyt, der mit Sergeant Harris (Denzel Washington) einen Vorgesetzten bekommt, der das Gesetz gern nach eigenen Maßstäben interpretiert und in die Hand nimmt. Harris‘ fragwürdige Moral bringt beide Cops schließlich in höchste Gefahr. Denzel Washington wurde für seine sehenswerte Leistung als unberechenbarer Undercover-Cop mit dem Oscar ausgezeichnet. Die internationale Anerkennung ließ Fuqua für seinen nächsten Film auch mal über den Tellerrand des Action-Genres schauen. „Tränen der Sonne“ (2003) mit Bruce Willis und Monica Bellucci in den Hauptrollen erwies sich allerdings als recht propagandistischer, von den United States Navy SEALs unterstützter Film über eine US-Einheit, die eine amerikanische Ärztin aus einer Mission im vom Bürgerkrieg heimgesuchten Nigeria befreien soll.
„Technisch ist das, was Fuqua bietet, durchaus solide. Schaurig-schöne Bilder von Dschungelgefechten, ein emotionaler Score von Hans Zimmer, der mit afrikanischen Klängen unterlegt ist und passable Actionszenen, die mit zunehmendem Verlauf den Ton angeben und immerhin von der platten Botschaft des Films ablenken: Das ist dann aber auch alles, was auf der Habenseite steht. Oft wirken die Klischees wie eine Idealvorstellung. So wie sich die Amerikaner gern sehen – leider hat das mit der realen Weltpolitik nichts gemeinsam. Die fiktive Geschichte wirkt aufgesetzt, um die allzu einfache Botschaft unterzubringen“, urteilt Carsten Baumgardt auf filmstarts.de
Nach dem Blues-Dokumentarfilm „Lightning in a Bottle“ (2004), der 2005 den Black Reel Award für die beste Filmkomödie oder Musical erhielt, belebte Fuqua 2005 mit „King Arthur“ die Artus-Legende neu.
„Diese Ritterrunde ist eine Special-Forces-Einheit, die ihren Job verrichtet. Ähnlich wie Brad Pitt in ‚Troja‘ leihen sie einer übergeordneten Staatsräson ihren eisenharten Arm. Deshalb entfällt auch die erotische Dreiecksgeschichte zwischen Arthur, Guinevere und Lancelot; für das Drama um Treue, Verrat und Ritterethos, das die Sage ursprünglich umtrieb, bleibt keine Zeit. ,King Arthur' bebildert schlicht den Waffengang von Missionaren, unterbrochen von markigen Wortwechseln und einer Liebesszene, in der - wie originell - wissende Frauenhände die Landkarte vernarbter Männerkörper erkunden“, findet Daniel Haas auf spiegel.de.
Nach dieser wuchtigen Bruckheimer-Produktion ließ es Fuqua fortan ruhiger angehen. 2007 inszenierte er mit „Shooter“ einen Thriller, in dem Mark Wahlberg als ehemaliger Scharfschütze Swagger ein Attentat auf den Präsidenten verhindern soll und – als er den Schuss auf das Staatsoberhaupt nicht verhindern kann – der Öffentlichkeit als Täter präsentiert wird. Um seine Unschuld zu beweisen, wendet sich Swagger an die Freundin seines früheren Partners und den jungen FBI-Agenten Memphis.
Mit „Gesetz der Straße – Brooklyn’s Finest“ kehrte der Regisseur 2009 ins Cop-Milieu zurück. In New Yorks heißestem Brennpunkt East Brooklyn führt eine verhängnisvolle Drogenrazzia den kurz vor der Pensionierung stehenden Streifencop Eddie (Richard Gere), den in der Drogenszene als Undercover-Cop ermittelnden Tango (Don Cheadle) und den einem Spezialkommando angehörigen Sal (Ethan Hawke) zusammen.
Fuqua macht daraus eine Tour de Force: Was dem Drehbuch an Originalität fehlt, kompensieren intensives Schauspiel und beherzte Inszenierung. Neben dem überragenden Snipes haben Ellen Barkin und andere Stars prägnante Auftritte. Bei den Hauptdarstellern ist Hawke unter Überdruck, Cheadle geschmeidig und Gere erstaunlich subtil: Sein Cop wirkt wie eine Revision seines beeindruckenden Bösewichts in ‚Infernal Affairs‘ (sowie von Denzel Washingtons Oscar-Rolle an Hawkes Seite in Fuquas ‚Training Day‘). Insbesondere in warmen Szenen mit einer Prostituierten (eine Entdeckung: Shannon Kane), mit der Eddie zum Trost – und zu edlem Funk von Isaac Hayes – Beziehung spielt, lässt Gere eine Verletzlichkeit durchschimmern, für die der Film ansonsten aufgrund seiner sympathisch aufrichtigen Genrekonsequenz wenig Raum hat“, meint Christoph Huber auf diepresse.com.
Nach vier Jahren ließ es Fuqua dann in „Olympus Has Fallen“ wieder mächtig krachen. Gerard Butler spielt darin den pflichtbewussten Secret-Service-Agenten Mike Banning, der bei einem tragischen Autounfall zwar den Präsidenten (Aaron Eckhart) retten kann, nicht aber dessen Frau (Ashley Judd), worauf Banning fortan Dienst hinter einem Schreibtisch tun muss. Als eine Gruppe von nordkoreanischen Terroristen das Weiße Haus stürmt und den Präsident in ihre Gewalt bringt, sieht Banning seine Chance gekommen, seinen Fehler wieder gutzumachen. Action-Fans werden an „Olympus Has Fallen“ ihre helle Freude haben. Was hier an Waffenpower, Schießereien, Abstürzen, Exekutionen, Nahkämpfen und Explosionen geboten wird, lässt das Herz eines jeden Genre-Freundes höher schlagen. Zudem spielt Gerald Butler seine Figur erfrischend differenziert, findet stets eine glaubwürdige Mischung aus schlagkräftiger Argumentation, warmherzigen Gesten, edlem Heldenmut und kaltschnäuzigem Humor. Dagegen verblassen die übrigen Haupt- und Nebendarsteller zu bloßen Platzhaltern für das Gute oder das Böse, ohne jedwede Graufärbung, die eine eindeutige Identifikation erschweren könnte. Abgesehen von der unglaubwürdigen Story sind die flach gezeichneten Figuren die größte Schwäche von „Olympus Has Fallen“. Da können auch Aaron Eckhart („The Dark Knight“, „Rabbit Hole“) und Morgan Freeman („Sieben“, „Million Dollar Baby“) wenig mehr machen, als gute Menschen darzustellen. Die patriotische Präsidenten-Rede zum Schluss ist dann auch etwas zu viel des Guten, bringt die Aussage des Films aber auf den Punkt: Die Vereinigten Staaten von Amerika sind einfach nicht unterzukriegen.
Mit „The Equalizer“ folgte 2014 nach „Training Day“ die erneute Zusammenarbeit zwischen Fuqua und Denzel Washington, der nun einen ehemaligen Agenten eines Spezialkommandos spielt, der seinen eigenen Tod vorgetäuscht hat und als Angestellter in einem Baumarkt ein neues, unscheinbares Leben führt. Doch als er sich in eine Auseinandersetzung zwischen einer Prostituierten und ihrem Zuhälter einmischt, hat er auf einmal die Russenmafia im Nacken.
„Die kurzen Sequenzen, in denen der selbst meist unbewaffnete Titelheld erst sein Umfeld und seine Gegner sowie deren Schwachpunkte taxiert und dann in schneller Folge, schonungslos und ultrabrutal zuschlägt, erinnern ein wenig an die ‚Sherlock Holmes‘-Filme von Guy Ritchie und sind neben dem charismatischen Hauptdarsteller nun auch die Prunkstücke von ‚The Equalizer‘ - doch zwischen diesen brillanten Momenten gibt es in Fuquas überlangem Action-Film ungemein viel Leerlauf“, meint Björn Becher auf filmstarts.de.
Nun ist Fuqua mit „Southpaw“ in den deutschen Kinos vertreten. Halbschwergewichts-Weltmeister Billy Hope (Jake Gyllenhaal) ist auf dem Gipfel des Erfolgs. Gerade hat der Boxer zum vierten Mal seinen Titel verteidigt und genießt mit seiner wunderbaren Familie ein Bilderbuchleben. Doch dann wirft ihn der tragische Tod seiner Frau Maureen (Rachel McAdams) aus der Bahn. Billy verliert sich in Alkohol und Drogen, bis ihm schließlich das Sorgerecht für seine Tochter und sein Haus weggenommen werden. Als er ganz am Boden angekommen zu sein scheint, bittet er den ehemaligen Boxer Tick (Forest Whitaker), ihn zu trainieren. Der Coach schafft es, Billy nicht nur sportlich, sondern auch menschlich allmählich zu alter Stärke zurückzuführen. Nun will er seine Tochter zurückgewinnen und als Profi-Boxer neue Erfolge feiern. Doch dazu muss er mit seinem größten Gegner ringen: sich selbst.
„In düsteren Farben fotografiert, fokussiert die Kamera immer wieder auf die gefletschten Zähne – oder den gefletschten Mundschutz – von Billy; sie sind das Emblem seiner Wut. Jake Gyllenhaal gelingt es wie zuvor nur Robert De Niro in ‚Raging Bull‘, aus einem Boxer einen Charakterhelden zu machen: den muskulösen, beschrifteten Körper durchlässig zu machen für die Seele dieses Mannes. Dem mythischen Stoff schließlich entspricht die antike Botschaft der Stoa: Mäßige deine Leidenschaften, sie bringen dich sonst um alles, was dir lieb ist“, schreibt Peter Uehling auf berliner-zeitung.de.
Zurzeit arbeitet Fuqua an einem Remake des Western-Klassikers „Die glorreichen Sieben“.

Filmographie: 
1998: The Replacement Killers – Die Ersatzkiller (The Replacement Killers)
2000: Bait – Fette Beute (Bait)
2001: Training Day
2003: Tränen der Sonne (Tears of the Sun)
2004: King Arthur
2004: Lightning in a Bottle (Dokumentarfilm)
2007: Shooter
2009: Gesetz der Straße – Brooklyn’s Finest (Brooklyn’s Finest)
2013: Olympus Has Fallen – Die Welt in Gefahr (Olympus Has Fallen)
2014: The Equalizer
2015: Southpaw
Playlist:
01. James Horner - The Funeral, Alone … (Southpaw) - 05:17
02. Harry Gregson-Williams - John's Theme (The Replacement Killers) - 02:43
03. Mark Mancina - Main Title (Bait) - 01:30
04. Mark Mancina - Welcome To The Jungle (Training Day) - 04:58
05. Hans Zimmer - Small Piece For Doumbek And Strings/Kopano Part I (Tears Of The Sun) - 08:55
06. Hans Zimmer - Prologue (King Arthur) - 05:04
07. Harry Gregson-Williams - Final Confrontation (The Replacement Killers) - 03:38
08. Mark Mancina - End Titles (Training Day) - 03:05
09. Hans Zimmer - Yekeleni Part I - Nigeria Crisis (Tears Of The Sun) - 04:36
10. Mark Mancina - Swagger Visits Target (Shooter) - 02:54
11. Harry Gregson-Williams - Alone (The Equalizer) - 04:08
12. Trevor Morris - Banning Gathers Intelligence (Olympus Has Fallen) - 05:10
13. Marcelo Zarvos - Brooklyn's Finest (Brooklyn's Finest) - 05:06
14. Harry Gregson-Williams - On A Mission (The Equalizer) - 03:51
15. Hans Zimmer - Yekeleni Part II/Carnage (Tears Of The Sun) - 07:55
16. Hans Zimmer - Goodbyes/Woads Are Here (King Arthur) - 03:22
17. Marcelo Zarvos - Twenty Years Of Days (Brooklyn's Finest) - 04:35
18. Harry Gregson-Williams - The Equalizer (The Equalizer) - 06:39
19. Marcelo Zarvos - Rooftop (Brooklyn's Finest) - 04:35
20. Hans Zimmer - The Journey/Kopano Part III (Tears Of The Sun) - 08:17
21. James Horner - Hope vs Escobar (Southpaw) - 08:26
22. Marcelo Zarvos - Saint Michael's Prayer (Brooklyn's Finest) - 09:06

Soundtrack Adventures #171 with ANTOINE FUQUA @ Radio ZuSa 2015-09-06 by Dirk Hoffmann on Mixcloud

Dienstag, 4. Februar 2014

Playlist #130 vom 09.02.2014 - PHILIP SEYMOUR HOFFMAN Special

Die Filmwelt trauert um Philip Seymour Hoffman. Der sympathische wie vielseitige Schauspieler verstarb am 02. Februar 2014 an einer Überdosis Heroin. Hoffman erhielt 2006 einen Oscar für seine Hauptrolle in „Capote“ und war zuletzt in „Die Tribute von Panem – Catching Fire“ zu sehen.

Der am 23. Juli 1967 in Fairport, New York, geborene Hoffman engagierte sich bereits auf der High School in Theatergruppen und besuchte die New York University’s Tisch School of Arts. Sein Filmdebüt gab er 1991 in der Independent-Produktion „Kreuzfahrt vor Manhattan“, ein Jahr später folgte sein Major-Debüt in „My New Gun“. Hoffman machte vor allem durch seine eindrücklichen Nebenrollen in Major-Filmen auf sich aufmerksam, bis er 1997 mit seiner Rolle in Paul Thomas Andersons Meisterwerk „Boogie Nights“ den Durchbruch schaffte. Bis auf „There Will Be Blood“ spielte Hoffman fortan in allen Anderson-Filmen mit, zuletzt in „The Master“, wofür er eine Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller bekam.
In der Zwischenzeit überzeugte Hoffman in verschiedenen Neben- und Zweit-Hauptrollen wie in Todd Solondz's „Happiness“ (1998), „Makellos“ (1999), „Der talentierte Mr. Ripley“ (1999), Paul Thomas Andersons „Magnolia“ (1999), „Almost Famous - Fast berühmt“ (2000) und „State and Main“ (2000). Dazu kamen Nebenrollen in Big-Budget-Produktionen wie „Roter Drache“ (2002), „Unterwegs nach Cold Mountain“ (2003) und „Mission: Impossible III“ (2006).
 2010 gab Hoffman mit der romantischen Komödie „Jack Goes Boating“ sein Debüt als Regisseur. Aber auch auf Theaterbühnen war Hoffman sehr aktiv. Am Broadway bekam er zwei Tony-Nominierungen, als bester Schauspieler in der Wiederaufführung von Sam Shepards „True West“ (2000) und in der Neuaufführung von Eugene O’Neills „Long Day’s Journey into Night“ (2003). Außerdem agierte er am New Yorker Theater in Mike Nichols‘ „The Seagull“, in „Defying Gravity“, in Peter Sellars‘ „The Merchant of Venice“, außerdem in “Shopping and F*@%ing” und “The Author's Voice”. Von März bis Juni 2012 trat Hoffman auf dem Broadway in Arthur Millers Schauspiel „Tod eines Handlungsreisenden“ auf.
Dass Hoffman am 2. Februar an einer Überdosis Heroin starb, verwundert nicht, da seine Drogenprobleme bekannt waren. Zwar erklärte er 2006 in einem Interview mit „60 Minutes“, dass er schon im Alter von 22 Jahren seine Drogen- und Alkohol-Probleme gemeistert hätte, aber 2013 nahm er an einem zehntägigen Rehabilitationsprogramm teil, nachdem er von verschreibungspflichtigen Pillen abhängig geworden war, was zur erneuten Heroin-Sucht führte.  

Filmographie: 
1991: Kreuzfahrt vor Manhattan (Triple Bogey on a Par Five Hole)
1992: Szuler
1992: My New Gun
1992: Der Schein-Heilige (Leap of Faith)
1992: Der Duft der Frauen (Scent of a Woman)
1993: Joey Breaker
1993: Mein Freund, der Zombie (My Boyfriend’s Back)
1993: Money for Nothing
1994: Getaway (The Getaway)
1994: Nobody’s Fool – Auf Dauer unwiderstehlich (Nobody’s Fool)
1994: The Yearling (Fernsehfilm)
1994: When a Man Loves a Woman – Eine fast perfekte Liebe (When a Man Loves a Woman)
1995: The Fifteen Minute Hamlet
1996: Last Exit Reno (Sydney)
1996: Twister
1997: Boogie Nights
1998: Culture
1998: The Big Lebowski
1998: Happiness
1998: Next Stop Wonderland
1998: Patch Adams
1998: Wiege der Angst (Montana)
1999: Der talentierte Mr. Ripley (The Talented Mr. Ripley)
1999: Magnolia
1999: Makellos (Flawless)
2000: Almost Famous – Fast berühmt (Almost Famous)
2000: State and Main
2002: 25 Stunden (25th Hour)
2002: Love Liza
2002: Punch-Drunk Love
2002: Roter Drache (Red Dragon)
2003: Unterwegs nach Cold Mountain (Cold Mountain)
2003: Owning Mahowny
2004: … und dann kam Polly (Along Came Polly)
2005: Capote
2005: Empire Falls
2006: Mission: Impossible III
2007: Tödliche Entscheidung – Before the Devil Knows You’re Dead (Before the Devil Knows You’re Dead)
2007: Der Krieg des Charlie Wilson (Charlie Wilson’s War)
2007: Die Geschwister Savage (The Savages)
2008: Synecdoche, New York
2008: Glaubensfrage (Doubt)
2009: Radio Rock Revolution (The Boat That Rocked)
2009: Mary & Max – oder: Schrumpfen Schafe, wenn es regnet? (Mary and Max, Stimme)
2009: Lügen macht erfinderisch (The Invention of Lying)
2010: Jack in Love (Jack Goes Boating) (auch Regie)
2011: The Ides of March – Tage des Verrats (The Ides of March)
2011: Die Kunst zu gewinnen – Moneyball (Moneyball)
2012: The Master
2012: Saiten des Lebens (A Late Quartet)
2013: Die Tribute von Panem – Catching Fire (The Hunger Games: Catching Fire)
2014: A Most Wanted Man
2014: God’s Pocket
Playlist:
1 Mychael Danna - Not Much Time Left (Capote) - 03:04
2 The Beach Boys - God Only Knows (Boogie Nights) - 02:48
3 Simon & Garfunkel - America (Almost Famous) - 03:38
4 Sniff 'n' the Tears - Driver's Seat (Boogie Nights) - 04:00
5 Kenny Rogers & The First Edition - Just Dropped In (The Big Lebowski) - 03:20
6 Sinéad O'Connor - Cain's Mother, A Lullaby (The Talented Mr. Ripley) - 03:32
7 Thomas Newman - Park Ave. (Scent Of A Woman) - 04:29
8 Howard Shore - Sully (Nobody's Fool) - 03:00
9 Howard Shore - Accused (Doubt) - 02:38
10 Zbigniew Preisner - I Hit Her Hard (When A Man Loves A Woman) - 03:35
11 Gabriel Yared - Anthem (Cold Mountain) - 03:23
12 Gabriel Yared - The Talented Mr. Ripley (The Talented Mr. Ripley) - 03:28
13 Michael Giacchino - Reparations (Mission Impossible III) - 03:32
14 Mark Mancina - Wakita (Twister) - 05:00
15 Jon Brion - So Now Then (Magnolia) - 03:51
16 Jon Brion - Here We Go (Punch-Drunk Love) - 04:48
17 Carter Burwell - Father's Last Resort (Before The Devil Knows You're Dead) - 01:48
18 Danny Elfman - End Credits Suite (Red Dragon) - 05:47
19 Mychael Danna - The Streak (Moneyball) - 03:03
20 James Newton Howard - The Tour (The Hunger Games: Catching Fire) - 05:56
21 James Newton Howard - Turning The Tide (Charlie Wilson's War) - 08:33
22 Alexandre Desplat - Undercurrents (The Ides Of March) - 03:51
23 Aimee Mann - Nothing Is Good Enough [instrumental] (Magnolia) - 03:09
24 Angelo Badalamenti - Ouverture (A Late Quartet) - 02:52
25 James Newton Howard - I Need You (The Hunger Games: Catching Fire) - 03:58
26 Gabriel Yared - Ada and Inman (Cold Mountain) - 05:03
27 This Will Destroy You - The Mighty Rio Grande (Moneyball) - 11:15

Soundtrack Adventures #130 with PHILIP SEYMOUR HOFFMAN @ Radio ZuSa 2014-02-09 by Dirk Hoffmann on Mixcloud

Freitag, 7. September 2012

Playlist # 93 vom 09.09.2012 - SYLVESTER STALLONE Special

Sylvester Stallone zählt zu den größten Action-Stars der 80er Jahre und polarisiert Kritiker und Publikum wie kaum ein zweiter Schauspieler und Regisseur. Ebenso oft, wie er als bester Schauspieler für den Oscar und andere renommierte Preise nominiert wurde, erhielt er Nominierungen für die „Goldene Himbeere“ als schlechtester Schauspieler. Davon unbeeindruckt darf sich der Sohn einer italoamerikanischen Familie an einer Karriere erfreuen, die in den erfolgreichen Serials „Rocky“ und „Rambo“ ihre Höhepunkte feiern durfte. Nun ist die unermüdliche Action-Ikone in dem Action-All-Star-Ensemble-Kracher „The Expendables 2“ zu sehen.

Der seit seiner Geburt an einer Muskellähmung im Gesicht leidende Stallone fand bereits in der Grundschule Interesse an der Schauspielerei, feierte aber zunächst als Football-Spieler in der Landesliga Erfolge. Nach einem zweijährigen Studium am American College of Switzerland in Leysin, wo er seinen ersten Bühnenauftritt in „Tod eines Handlungsreisenden“ hatte, studierte er an der Universität von Maine, die Stallone ohne Abschluss verließ, um sich ganz der Schauspielerei zu widmen. Nach einer Hauptrolle in dem Erotikfilm „The Party at Kitty and Stud’s“ nahm er kleinere Rollen in Woody Allens „Bananas“ und Dick Richards „Fahr zur Hölle, Liebling“ an, bevor er das Drehbuch zu „Rocky“ schrieb, das durch einen Kampf des weißen Boxers Chuck Wepner gegen den damaligen Weltmeister Muhammad Ali inspiriert wurde.
Unter der Voraussetzung, dass Stallone selbst die Hauptrolle spielen durfte, wurde „Rocky“ in nur 28 Tagen mit einem Budget von gerade mal 1,1 Millionen Dollar von John G. Avildsen inszeniert und avancierte 1976 zum großen internationalen Kassenhit, der bei der Oscar-Verleihung in den Kategorien „Bester Film“, „Beste Regie“ und „Bester Schnitt“ gewinnen konnte.
Es war zugleich der Beginn einer langjährigen Zusammenarbeit zwischen Stallone und dem Kompopnisten Bill Conti, in dessen Fußstapfen erst seit ein paar Jahren der aufstrebende Brian Tyler getreten ist.
Seinen quasi über Nacht gewonnenen Starruhm nutzte Sylvester Stallone, um bei den Fortsetzungen selbst die Regie zu übernehmen. Nur bei Teil 5 ließ er wieder Avildsen hinter die Kamera. Nach dem Gewerkschaftsdrama „F.I.S.T. – Ein Mann geht seinen Weg“ und dem Drama „Vorhof zum Paradies“ (beide 1978) präsentierte Stallone 1982 nicht nur den dritten Teil der nach wie vor populären „Rocky“-Reihe, sondern auch die gelungene Adaption von David Morrells 1972 veröffentlichten Thriller-Drama „Rambo“, in dem Stallone überzeugend einen Vietnam-Heimkehrer spielt, dem in seiner Heimat übel mitgespielt wird. Die weniger gelungenen Fortsetzungen setzten dagegen mehr auf blutige Action und einen übersteigerten Patriotismus, der das amerikanische Lebensgefühl während der Reagan-Ära und des „Kalten Krieges“ aber durchaus widerspiegelte.
Mitte der 80er Jahre begann der Stern von Sylvester Stallone allerdings zu sinken. Nachdem er 1985 noch mit „Rambo II“ und „Rocky III“ an den Kinokassen abräumen konnte und ein Jahr später mit „Die City-Cobra“ noch erfolgreich war, verblasste sein Action-Star-Image in Produktionen wie „Over The Top“ (1987) und „Lock Up – Überleben ist alles“ (1989).
Um seinem martialischen Image entgegenzuwirken, versuchte sich Stallone vergeblich auch in Komödien wie „Oscar – Vom Regen in die Traufe“ (1991) und „Stop! Oder meine Mami schießt“ (1992). Erst mit dem Thriller „Cliffhanger – Nur die Starken überleben“ (1993) und dem grandiosen Drama „Cop Land“ (1997) konnte sich Stallone wieder rehabilitieren. Vor allem in James Mangolds „Cop Land“, wo er den etwas tumben Polizisten Freddy spielt, zeigte Stallone eine Oscar-reife Leistung.
„Freddy ist ein Spätzünder in allen Lebensbereichen, und langsam wird ihm das selbst klar. Dargestellt wird er ausgerechnet von Sylvester Stallone, der normalerweise in seinen Filmen nicht lange fackelt, und bei ‚Cop Land‘ stellt sich die Frage, ob Stallone nur fett geworden ist oder schlicht großartig spielt. Trotz der hochkarätigen Besetzung mit allerlei Oscar-Schauspielern ist Stallone das eigentliche Ereignis des Filmes. Als geduldige Dumpfbacke mit behäbigem Gang und Minimal-Mimik fügt er seinem üblichen stoischen Blick nur wenige Nuancen hinzu, und doch schafft er durch geringste Mittel einen spannenden Charakter, den müden, einsamen Außenseiter, dessen Skepsis gegenüber seinen zwielichtigen Freunden langsam aber stetig wächst und schließlich in einer kurz entschlossenen Aktion zum Ausbruch kommt“, resümiert Richard Oehmann auf artechock.de
Davon abgesehen floppten weitere Filme mit dem ehemaligen Action-Star, der sich nun doch wieder seinen erfolgreichsten Projekten zuwandte und die Regie zu „Rocky Balboa“ (2006) und „John Rambo“ (2008) übernahm, womit sich Stallone eindrucksvoll als Action-Star zurückmeldete.
‚Rocky Balboa‘ ist genau das, was der verunglückte ‚Rocky V‘ hätte sein sollen: eine Rückkehr zu den Wurzeln – diesmal allerdings in Würde und nicht in Schimpf und Schande (sieben Nominierungen für die Goldene Himbeere). Story und Charaktere sind korrekt geerdet, das Milieu ist wieder glaubhaft. Die Atmosphäre des schmuddeligen Vorstadt-Philadelphia entfaltet sich blendend und kann zudem durch die Familien-Geschichte auf die gesamte Stadt ausgedehnt werden. Stallone hat dazu gelernt. Der Vater-Sohn-Konflikt funktioniert diesmal sehr gut, die Charakterzeichnungen stimmen nun wieder, da genügend Zeit ins Land gezogen ist, um Glaubwürdigkeit gedeihen zu lassen“, lobt Carsten Baumgardt auf filmstarts.de. „Sylvester Stallone ist also wider Erwarten aufgestanden und hat ein beachtenswertes Comeback hingelegt, das zwar nicht die Qualität, Wucht und Tiefe des ersten Teils aufweist, aber mit allen anderen mithalten kann. Mitunter wirkt ‚Rocky Balboa‘ ein wenig zu träge und Stallone übertreibt es mit der Lethargie. Dazu fehlt die explosive Dramatik der Trashteile und es ist an einigen Stellen nicht zu übersehen, dass Stallone nun wahrlich kein Skript-Genie ist, aber er legt noch einmal so viel Herzblut in die Sache, dass man letztendlich doch den Hut ziehen muss. Die von vielen befürchtete Blamage ist ‚Rocky Balboa‘ nicht ansatzweise. Im Gegenteil, der Abschluss ist nah am Niveau von Teil 2, besser als drei und vier (als fünf sowieso)... Diese Leistung hätte dem New Yorker wohl kaum noch jemand zugetraut.“
Sylvester Stallone sagte dazu in einem Interview mit dem general-anzeiger-bonn.de:
„Die Leute werden mich immer mit Rocky identifizieren. Deshalb hat es mich gewurmt, dass der fünfte Teil so ein schlechter Film war. Er hatte einfach nicht das Herz der anderen Filme. Noch Jahre später wurde ich von Fans darauf angesprochen - und ob ich das nicht mit einem letzten, guten Teil geradebiegen könnte. Man kann seine Karriere nicht im Blick zurück reparieren. Aber hier war es mir ein echtes Anliegen. Und so nahm das Projekt eines sechsten Rocky-Films Gestalt an. Dann verlor meine Karriere an Tempo, das Leben verstrich, ich hatte Schwierigkeiten mit meinen Kindern. Und mir wurde klar, dass der neue Rocky davon erzählen sollte. Es soll diesmal nicht allein ums Kämpfen gehen.“ 
Weniger gelungen war das nachfolgende „John Rambo“-Sequel, in dem Stallone in Burma gegen den dortigen Völkermord vorgeht und selbst eine Spur der brutalen Gewalt gegen die sadistische Militärregierung hinterlässt. „Es ist letztlich müßig, John Rambo seine reaktionäre politische Haltung oder verlogene Bildsprache vorzuwerfen. Dieser Film schert sich nicht um Gefühligkeiten, er ist, und darin sich und seinem Protagonisten immerhin treu – die Welt ist schlecht ohne Aussicht auf Besserung –, die schiere Antithese zur Gewaltfreiheit der Missionare. Zum Schluss greift auch der Prediger Michael (Paul Schulze) ausgerechnet zu einem Stein und prügelt seinen Gegner tot. Die meisten Zuschauer hat der Film bis dahin vermutlich verloren, so lustlos wälzt er sich auf das vorhersehbar blutige Ende bar aller Hoffnung zu“, resümiert Rochus Wolff auf critic.de. „Rambo darf also noch einmal mit langen Haaren und Stirnband antreten, um seine Gegner mit Kugeln und Pfeilen aus dem Leben zu befördern, seinen wuchtigen Körper umhüllt der über sechzigjährige Stallone aber mit weiten Oberteilen, anstatt ihn, wie in den anderen Rambo-Filmen, halbnackt der Gewalt seiner Filmgegner auszusetzen. Bis kurz vor Schluss bleibt Rambo in all den Scharmützeln unverletzt: eine Figur, die nur noch aus ihrer eigenen Legende besteht, unverletzlich und unbesiegbar. Die vermeintlich kathartische Entscheidungsschlacht am Ende ist dann auch nur noch ein Massaker, das nichts mit der Muskelkraft oder Kämpfernatur zu tun hat, sondern nur noch mit einer großkalibrigen Waffe und weichen Zielen. Schon körperlich fällt die Figur John Rambo so aus seinem eigenen Kontext, aus seiner Gegenwart heraus. War er in den 1980er Jahren noch das fleischgewordene Selbstbewusstsein interventionalistischer amerikanischer Politik, bei aller Brutalität eben auch mit seinem ganzen Körper seiner Aufgabe hingegeben, ist er nunmehr nur noch ein Phantom. Eine unbesiegbare Ikone aus der Vergangenheit, die keine Hoffnung auf eine bessere Zukunft mehr bieten kann und so das Scheitern amerikanischer Selbstgewissheit in der realen Gegenwart nur umso deutlicher sichtbar macht.“
Weitaus erfolgreicher präsentierte sich 2010 die von Stallone ebenfalls inszenierte All-Action-Star-Ikonisiereung „The Expendables“, die eine Truppe von Söldnern bezeichnet, in der – angeführt von Sylvester Stallone – u.a. Jason Statham, Jet Li und Dolph Lundgren den Auftrag bekommen, einen südamerikanischen Diktator zu stürzen. Arnold Schwarzenegger und Bruce Willis haben kleine Gastauftritte, dürfen aber im nun angelaufenen Sequel endlich richtig mitmischen und markige Sprüche klopfen, die allen Action-Fans ein Genuss sein dürften.
Was immer Sylvester Stallone aber noch in Zukunft an Filmen machen sollte, sein Name bleibet wohl für immer mit Rocky und Rambo verbunden.
„Rocky und Rambo, der italoamerikanische Boxer und der deutsch-indianische Vietnamveteran, sind nicht nur die erfolgreichsten amerikanischen Kinofiguren aller Zeiten. Bis heute sind sie die tapfersten Jungs des Landes, schiefmäuliger Inbegriff der amerikanischen Kulturpsychologie, verschmolzen zu einer Art populärkultureller Nationalerzählung“, resümiert Katja Nicodemus auf zeit.de. „‚Rocky‘ (1976), der erste große Kinohit der Carter-Ära, schenkte dem von verlorenen Konflikten und politischen Skandalen gebeutelte Land das Märchen vom unschuldigen Helden, der sich mit ehrlicher Muskelkraft aus der Gosse boxt. ‚Rambo I‘ und II verlängerten diesen Traum ballernd in die Reagan-Jahre, als politische Bodybuilding-Fantasie und Mythos der Unbezwingbarkeit. Und der Schauspieler, Autor, Regisseur Sylvester Stallone träumt diesen Traum noch immer.“ 

Filmographie:
1970: The Party at Kitty and Stud’s
1970: Liebhaber und andere Fremde (Lovers and Other Strangers)
1970: Der letzte Ausweg (No Place to Hide, dt. Alternativtitel:Blood Line – Ein tödlicher Plan)
1971: Bananas
1971: Klute
1974: Brooklyn Blues - das Gesetz der Gosse (The Lords of Flatbush)
1975: Das Nervenbündel (The Prisoner of Second Avenue)
1975: Capone
1975: Frankensteins Todesrennen (Death Race 2000)
1975: Fahr zur Hölle, Liebling (Farewell, My Lovely)
1975: Police Story (Fernsehserie)
1975: Kojak – Einsatz in Manhattan (Fernsehserie)
1976: Cannonball
1976: Rocky
1978: F.I.S.T. – Ein Mann geht seinen Weg (F.I.S.T.)
1978: Vorhof zum Paradies (Paradise Alley) (auch Regie)
1979: Rocky II (auch Regie)
1981: Nachtfalken (Nighthawks)
1981: Flucht oder Sieg (Victory)
1982: Rocky III – Das Auge des Tigers (Rocky III) (auch Regie)
1982: Rambo (First Blood)
1983: Staying Alive (auch Regie)
1984: Der Senkrechtstarter (Rhinestone)
1985: Rambo II – Der Auftrag (Rambo: First Blood Part II)
1985: Rocky IV – Der Kampf des Jahrhunderts (Rocky IV) (auch Regie)
1986: Die City-Cobra (Cobra)
1987: Over the Top
1988: Rambo III
1989: Lock Up – Überleben ist alles (Lock Up)
1989: Tango und Cash (Tango & Cash)
1990: Rocky V
1991: Oscar – Vom Regen in die Traufe (Oscar)
1992: Stop! Oder meine Mami schießt (Stop! Or My Mom Will Shoot)
1993: Cliffhanger – Nur die Starken überleben (Cliffhanger)
1993: Demolition Man
1994: The Specialist
1995: Judge Dredd
1995: Assassins – Die Killer (Assassins)
1996: Daylight
1997: The Good Life
1997: Cop Land
1998: Fahr zur Hölle Hollywood (An Alan Smithee Film: Burn Hollywood Burn)
1998: Antz (Stimme)
2000: Get Carter – Die Wahrheit tut weh (Get Carter)
2001: Driven
2002: D-Tox – Im Auge der Angst (D-Tox)
2002: Avenging Angelo
2003: Taxi 3
2003: Heißes Spiel in Las Vegas (Shade)
2003: Mission 3D (Spy Kids 3-D: Game Over)
2005: Las Vegas (Fernsehserie)
2006: Rocky Balboa (auch Regie)
2008: John Rambo (Rambo) (auch Regie)
2009: Kambakkht Ishq – Drum prüfe wer sich ewig bindet
2010: The Expendables (auch Regie)
2011: Der Zoowärter (Zookeeper) (Stimme)
2012: The Expendables 2

Playlist:
1 Bill Conti - Gonna Fly Now (Rocky II) - 04:50
2 Bill Conti - End Title (F.I.S.T.) - 04:05
3 Bill Conti - Tough Life In Hell's Kitchen (Paradise Alley) - 04:01
4 Bill Conti - Mickey (Rocky III) - 04:39
5 Jerry Goldsmith - Hanging On (First Blood) - 03:29
6 Jerry Goldsmith - Stories (Rambo: First Blood II) - 03:26
7 Jerry Goldsmith - Preparations (Rambo III) - 02:37
8 Bill Conti - Let's Go Guys (Escape To Victory) - 04:54
9 Bill Conti - First Down! (Lock Up) - 04:09
10 Harold Faltermeyer - The Set Up (Tango & Cash) - 03:01
11 Mark Mancina - Cab Drive (Assassins) - 03:40
12 Elliot Goldenthal - Dies Irae (Demolition Man) - 01:51
13 Trevor Jones - Helicopter Fight (Cliffhanger) - 05:12
14 John Barry - Did You Call Me (The Specialist) - 05:24
15 Leftfield - Release The Pressure (Judge Dredd) - 07:39
16 Randy Edelman - Kit's Plan (Daylight) - 03:30
17 Howard Shore - The Sheriff Of Cop Land (Cop Land) - 02:37
18 Tyler Bates - Cyberesex (Get Carter) - 03:52
19 BT - Japan Crash (Driven) - 03:18
20 John Powell - Mary's Death (D-Tox) - 03:23
21 Christopher Young - Shades Of Grey (Shade) - 03:33
22 Bill Conti - Avenging Angelo - 02:18
23 Bill Conti - Gonna Fly Now [John X Remix] (Rocky Balboa) - 03:07
24 Brian Tyler - No Rules Of Engagement (John Rambo) - 07:09
25 Brian Tyler - The Gulf Of Aden (The Expendables) - 06:57
26 Brian Tyler - Preparations (The Expendables 2) - 03:15
27 Bill Conti - Overture (Rocky II) - 08:39

Soundtrack Adventures with Sylvester Stallone at Radio ZuSa by Dirk Hoffmann on Mixcloud

Sonntag, 7. Juni 2009

Playlist # 9 vom 07.06.09


1 Thomas Newman - Rock Island (Road To Perdition) - 03:19
2 Mark Isham - Max Gets Word/End Titles (Crossing Over) - 05:05
3 Elliot Goldenthal - Golden Gate (Golden Gate) - 03:36
4 Mark Mancina - Return To Paradise (Return To Paradise) - 04:15
5 Graeme Revell - Luis Presents His Case (Dafur Now) - 04:25
6 Basil Poledouris - Intruder Discovered (Under Siege 2: Dark Territory) - 04:40
7 Basil Poledouris - The Journey (On Deadly Ground) - 07:57
8 Brian Tyler - Final Manipulations (Eagle Eye) - 04:27
9 Alex Heffes - Research (State Of Play) - 04:38
10 Tyler Bates - All That Is Good (Watchmen) - 04:58
11 Thomas Newman - End Title (Little Children) - 07:40

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