Radio ZuSa
Posts mit dem Label Hildur Guðnadóttir werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Hildur Guðnadóttir werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Sonntag, 19. März 2023

Playlist #367 vom 26.03.2023 - 95. ACADEMY AWARDS Special

Am 12. März 2023 wurden im Dolby Theatre in Los Angeles zum 95. Mal die prestigeträchtigen Academy Awards verliehen. Der mit satten elf Nominierungen als großer Favorit ins Rennen gegangene Fantasy-Abenteuerfilm „Everything Everywhere All at Once“ war mit sieben Auszeichnungen am Ende auch der Gewinner der diesjährigen Oscar-Nacht, aber auch die für unglaubliche neun Oscars nominierte deutsche Produktion „Im Westen nichts Neues“ konnte sich über vier Auszeichnungen freuen – darunter für die beste Filmmusik von Volker Bertelmann. In dieser Sendung lassen wir die Verleihung der 95. Academy Awards musikalisch Revue passieren. 
Durch den gerade mal dreieinhalbstündigen Abend führte Late-Night-Talker Jimmy Kimmel, der er sich in seiner Eröffnungsrede nicht nehmen ließ, einen spöttischen Kommentar auf die Ohrfeige abzugeben, die der mit einem Oscar ausgezeichnete Will Smith dem Moderator Chris Rock gab, nachdem Rock einen Witz auf Smith‘ Frau Jada Pinkett Smith gerissen hatte. 
Anschließend stand die Oscar-Verleihung ganz im Zeichen von Daniel Scheinerts und Daniel Kwans Fantasy-Komödie „Everything Everywhere All at Once“. Die als erste Asiatin mit einem Oscar als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnete Michelle Yeoh spielt darin eine Waschsalon-Besitzerin, die neben ihrem Ärger mit der Steuer und der Familie damit beschäftigt ist, die Geburtstagsfeier ihres Vaters (James Hong) vorzubereiten, so dass Evelyns Ehemann Waymond (Ke Huy Quan) keine Chance hat, mit ihr über die geplante Scheidung zu sprechen, von der sie noch nichts ahnt. Tochter Joy (Stephanie Hsu) wiederum erzürnt ihre Mutter durch das Vorhaben, ihre Freundin Becky (Tallie Medel) mit zu der Feier zu bringen, obwohl Evelyn ein Problem mit der sexuellen Ausrichtung von Joy hat. Evelyn wird dabei einmal mehr bewusst, dass sie sich den Verlauf ihres Lebens ganz anders vorgestellt hat. Die Dinge ändern sich allerdings auf dem Weg zur Finanzbehörde. Im Fahrstuhl spricht der sonst so unsichere Waymond plötzlich nicht nur ohne Akzent, sondern erklärt auch mit ungewohnt selbstbewusster Stimme, dass er nicht Evelyns Ehemann, sondern der Waymond aus einem anderen von unzähligen Paralleluniversen sei. Evelyn solle helfen, das von einer dunklen Macht bedrohte Multiversum zu retten. Indem die Waschsalonbesitzerin kreuz und quer durch das Multiversum hüpft und die speziellen Fähigkeiten ihrer anderen Ichs aktiviert, bekommt Evelyn einen Eindruck davon, wie anders ihr Leben hätte verlaufen können... 
Der visuell berauschende und inszenatorisch überbordender Mix aus Martial-Arts-Action, absurder Komik und warmherzigem Drama über eine Einwanderfamilie wurde nicht nur als bester Film ausgezeichnet, sondern das als „The Daniels“ bezeichnete Regie-Duo heimste auch die Auszeichnungen für das beste Originaldrehbuch und die beste Regie ein. Neben der 60-jährigen Michelle Yeoh, die den Oscar ihrer 84-jährigen Mutter widmete, durften auch Jamie Lee Curtis und Ke Huy Quan jeweils einen Oscar als beste Nebendarsteller in Empfang nehmen. Paul Rogers erhielt einen Oscar für den besten Schnitt. Weitere Nominierungen erhielt „Everything Everywhere All at Once“ u.a. für den Score von Son Lux und den Song „This Is a Life“. 
Mit immerhin neun Nominierungen ging die deutsche Netflix-Produktion „Im Westen nichts Neues“ ins Rennen. Erich Maria Remarque schrieb 1928 in der gleichnamigen Romanvorlage seine Erfahrungen als blutjunger Soldat im Ersten Weltkrieg nieder, die bereits 1930 von Lewis Milestone und 1980 von Delbert Mann fürs Fernsehen verfilmt worden war. In der ersten deutschen Verfilmung des Romans melden sich die Teenager Paul Bäumer (Felix Kammerer) und seine Freunde Albert (Aaron Hilmer) und Müller (Moritz Klaus) während des Ersten Weltkrieges freiwillig für den Dienst in der deutschen Armee und reiten auf einer Welle patriotischen Eifers, die sich schnell in Wohlgefallen auflöst. Ernüchtert und schockiert müssen sie feststellen, dass der Kampf um Deutschland keineswegs eine rein ehrenhafte Sache ist, sondern ein tödliches Gemetzel. Sobald sich die jungen Soldaten den brutalen Realitäten des Lebens an der Front stellen, gehören Tod und Verlust zu den täglichen Schreckensszenarien. Pauls Vorurteile über den Feind, über Recht und das Unrecht des Konflikts fallen bald wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Bis zum Waffenstillstand muss Paul jedoch weiterkämpfen, ohne den Wunsch der führenden Militärs zu erfüllen, den Krieg mit einer deutschen Offensive zu beenden. Und gerade als es so scheint, als hätte das Grauen und die Torturen ein Ende und die Männer könnten nach Hause fahren, trifft General Friedrichs (Devid Striesow) eine folgenschwere Entscheidung. Denn eine Niederlage für Deutschland kann er nicht einfach hinnehmen. 
Das Antikriegsdrama wurde bester internationaler Film und erhielt Trophäen für die beste Kamera, das beste Szenenbild und die beste Filmmusik von Volker Bertelmann, der bereits 2017 zusammen mit Dustin O’Halloran eine Oscar-Nominierung für die Musik zu „Lion“ erhalten hatte. Der Film von Regisseur Edward Berger ist erst das vierte Werk aus Deutschland, das als bester internationaler Film prämiert wurde - nach „Die Blechtrommel“ (1980), „Nirgendwo in Afrika“ (2003) und zuletzt „Das Leben der Anderen“ (2007). 
Dagegen verlief die Oscar-Verleihung vor allem für Steven Spielbergs „Die Fabelmans“ (7 Nominierungen), Baz Luhrmanns Biopic „Elvis“ (8 Nominierungen) und Martin McDonaghs Tragikomödie „The Banshees of Inisherin“ (9 Nominierungen) enttäuschend, konnte keiner der hochgehandelten Filme auch nur eine Trophäe gewinnen. 
Darren Aronofskys „The Whale“ wurde dagegen bei drei Nominierungen mit Zwei der begehrten Trophäen ausgezeichnet, eine davon ging an Brendan Fraser als bester Hauptdarsteller. Fraser, der in den 1990er Jahren mit Filmen wie „Die Mumie“, „George – Der aus dem Dschungel kam“ und „Gods and Monsters“ erfolgreich war, hatte sich seit Jahren weitgehend aus dem Filmgeschäft zurückgezogen und war nach persönlichen Rückschlägen und zahlreichen Operationen in Folge bei Drehs erlittener Verletzungen an Depressionen erkrankt. In den letzten Jahren war Fraser vor allem in Fernsehserien wie „Texas Rising“, „The Affair“, „Trust“, „Condor“, „Professionals“ und „Doom Patrol“ zu sehen. 
In „The Whale“ spielt Fraser einen Mann, der vor vielen Jahren seine einstige Familie verließ, um mit einem Mann zusammen sein zu können. Nachdem dieser gestorben ist, fällt Charlie in ein seelisches Tief. Aufgrund der schweren Trauer entwickelte der inzwischen mehr als 270 Kilo schwere Charlie eine Essstörung und hat alle Probleme, den Alltag zu bewältigen. Seinen Job als Englischprofessor kann er von zu Hause ausführen – allerdings ohne Webcam, da er sich für sein Aussehen schämt. Als sein Gesundheitszustand immer kritischer wird, beschließt er, sich mit seiner 17-jährigen Tochter Ellie (Sadie Sink) wieder in Verbindung zu setzen. „The Whale“ erhielt zudem einen Oscar für das beste Make-up / die besten Frisuren. 
In musikalischer Hinsicht überraschte, dass weder Alexandre Desplats Score zu „Guillermo del Toro’s Pinocchio“ noch Michael Giacchinos Arbeit zu „The Batman“ überhaupt nominiert gewesen sind. Sie werden an dieser Stelle aber ebenso berücksichtigt wie die großartigen Scores von Ludwig Göransson zu „Black Panther: Wakanda Forever“ und „Turning Red“ sowie die Scores von Justin Hurwitz, Trent Reznor & Atticus Ross, Nick Cave & Warren Ellis, Nathan Johnson und Simon Franglen zu den jeweils Oscar-nominierten Filmen, für die sie die Musik beisteuerten.
 
Bester Film 
Everything Everywhere All at Once 
• Die Aussprache (Women Talking) 
• Avatar: The Way of Water 
• The Banshees of Inisherin 
• Elvis 
• Die Fabelmans (The Fabelmans) 
• Im Westen nichts Neues 
• Tár 
• Top Gun: Maverick 
• Triangle of Sadness 
 
Beste Regie 
Daniel Kwan, Daniel Scheinert – Everything Everywhere All at Once 
• Todd Field – Tár 
• Martin McDonagh – The Banshees of Inisherin 
• Ruben Östlund – Triangle of Sadness 
• Steven Spielberg – Die Fabelmans (The Fabelmans) 
 
Bester Hauptdarsteller 
Brendan Fraser – The Whale 
• Austin Butler – Elvis 
• Colin Farrell – The Banshees of Inisherin 
• Paul Mescal – Aftersun 
• Bill Nighy – Living 
 
Beste Hauptdarstellerin 
Michelle Yeoh – Everything Everywhere All at Once 
• Ana de Armas – Blond (Blonde) 
• Cate Blanchett – Tár 
• Andrea Riseborough – To Leslie 
• Michelle Williams – Die Fabelmans (The Fabelmans) 
 
Bester Nebendarsteller 
Ke Huy Quan – Everything Everywhere All at Once 
• Brendan Gleeson – The Banshees of Inisherin 
• Brian Tyree Henry – Causeway 
• Judd Hirsch – Die Fabelmans (The Fabelmans) 
• Barry Keoghan – The Banshees of Inisherin 
 
Beste Nebendarstellerin 
Jamie Lee Curtis – Everything Everywhere All at Once 
• Angela Bassett – Black Panther: Wakanda Forever 
• Hong Chau – The Whale 
• Kerry Condon – The Banshees of Inisherin 
• Stephanie Hsu – Everything Everywhere All at Once 
 
Bestes Originaldrehbuch 
Daniel Kwan, Daniel Scheinert – Everything Everywhere All at Once 
• Todd Field – Tár 
• Martin McDonagh – The Banshees of Inisherin 
• Ruben Östlund – Triangle of Sadness 
• Steven Spielberg, Tony Kushner – Die Fabelmans (The Fabelmans) 
Bestes adaptiertes Drehbuch 
Sarah Polley – Die Aussprache (Women Talking) 
• Edward Berger, Lesley Paterson, Ian Stokell – Im Westen nichts Neues 
• Peter Craig, Ehren Kruger, Justin Marks, Eric Warren Singer, Christopher McQuarrie – Top Gun: Maverick 
• Kazuo Ishiguro – Living 
• Rian Johnson – Glass Onion: A Knives Out Mystery 
 
Beste Kamera 
James Friend – Im Westen nichts Neues 
• Roger Deakins – Empire of Light 
• Florian Hoffmeister – Tár 
• Darius Khondji – Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten (Bardo, falsa crónica de unas cuantas verdades) 
• Mandy Walker – Elvis 
 
Bestes Szenenbild 
Im Westen nichts Neues 
• Die Fabelmans (The Fabelmans) 
• Avatar: The Way of Water 
• Babylon – Rausch der Ekstase (Babylon) 
• Elvis 
 
Bestes Kostümdesign 
Black Panther: Wakanda Forever 
• Mrs. Harris und ein Kleid von Dior (Mrs. Harris Goes to Paris) 
• Everything Everywhere All at Once 
• Elvis 
• Babylon – Rausch der Ekstase (Babylon) 
 
Bestes Make-up und beste Frisuren 
The Whale 
• Elvis 
• The Batman 
• Black Panther: Wakanda Forever 
• Im Westen nichts Neues 
 
Beste Filmmusik 
Volker Bertelmann – Im Westen nichts Neues 
• Carter Burwell – The Banshees of Inisherin 
• Justin Hurwitz – Babylon – Rausch der Ekstase (Babylon) 
• Son Lux – Everything Everywhere All at Once 
• John Williams – Die Fabelmans (The Fabelmans) 
 
Bester Filmsong 
„Naatu Naatu“ aus RRR 
• „Applause“ aus Tell It Like a Woman 
• „Hold My Hand“ aus Top Gun: Maverick 
• „Lift Me Up“ aus Black Panther: Wakanda Forever 
• „This Is a Life“ aus Everything Everywhere All at Once 
 
Bester Schnitt 
Everything Everywhere All at Once 
• Top Gun: Maverick 
• The Banshees of Inisherin 
• Elvis • Tár Bester Ton 
• Top Gun: Maverick 
• Avatar: The Way of Water 
• Im Westen nichts Neues 
• Elvis 
• The Batman 
Beste visuelle Effekte 
Avatar: The Way of Water 
• Black Panther: Wakanda Forever 
• The Batman 
• Im Westen nichts Neues 
• Top Gun: Maverick 
 
Bester Animationsfilm 
Guillermo del Toros Pinocchio (Guillermo del Toro’s Pinocchio) 
• Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch (Puss in Boots: The Last Wish) 
• Marcel the Shell with Shoes On 
• Rot (Turning Red) 
• Das Seeungeheuer (The Sea Beast) 
 
Bester animierter Kurzfilm 
Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd (The Boy, the Mole, the Fox and the Horse) 
• The Flying Sailor 
• Ice Merchants 
• My Year of Dicks 
• An Ostrich Told Me the World Is Fake and I Think I Believe It 
 
Bester Kurzfilm 
An Irish Goodbye 
• Ivalu 
• Nattrikken 
• Le pupille 
• The Red Suitcase 
 
Bester Dokumentarfilm 
Nawalny (Navalny) 
• All That Breathes 
• All the Beauty and the Bloodshed 
• Fire of Love 
• A House Made of Splinters 
 
Bester Dokumentar-Kurzfilm 
Die Elefantenflüsterer (The Elephant Whisperers) 
• Haulout 
• How Do You Measure a Year? 
• The Martha Mitchell Effect 
• Stranger at the Gate 
 
Bester internationaler Film 
Im Westen nichts Neues, Deutschland – Regie: Edward Berger 
• Argentina, 1985, Argentinien – Regie: Santiago Mitre 
• Close, Belgien – Regie: Lukas Dhont 
• EO (IO), Polen – Regie: Jerzy Skolimowski 
• The Quiet Girl (An Cailín Ciúin), Irland – Regie: Colm Bairéad 

Playlist:

1. Hildur Guðnadóttir - Speak Up (Women Talking) - 03:17 
2. Son Lux - Very Busy (Everything Everywhere All at Once) - 05:10 
3. Simon Franglen - Into the Water (Avatar: The Way of Water) - 03:41 
4. Linnea Olsson - The Ocean (Triangle of Sadness) - 04:16 
5. John Williams - The Journey Begins (The Fabelmans) - 06:09 
6. Volker Bertelmann - Comrades (All Quiet on the Western Front) - 03:55 
7. Carter Burwell - My Life Is On Inisherin (The Banshees of Inisherin) - 03:43 
8. Alexandre Desplat - Carlo's Theme (Guillermo del Toro's Pinocchio) - 02:11 
9. Oliver Coates - One Without (Aftersun) - 04:03 
10. Emilie Levienaise-Farrouch - Changed (Living) - 07:54 
11. Nick Cave & Warren Ellis - Fire in the Hills (Blonde) - 03:59 
12. Linda Perry - Finding Suitcase (To Leslie) - 01:43 
13. Alex Somers - Place to Stay (Causeway) - 07:09 
14. Isobel Waller-Bridge - - Home (The Boy, the Mole, the Fox and the Horse) - 03:40 
15. Nathan Johnson - Blanc's Plan (Glass Onion: A Knives Out Mystery) - 02:58 
16. Trent Reznor & Atticus Ross - A Touch (Empire of Light) - 06:11 
17. Bryce Dessner & Alejandro G. Iñárritu - Father Ghost (Bardo) - 02:34 
18. Ludwig Göransson - Let Us Burn It Together (Black Panther: Wakanda Forever) - 03:42 
19. Ludwig Göransson - Red Moon Ritual (Turning Red) - 03:20 
20. Harold Faltermeyer, Hans Zimmer, Lorne Balfe & Lady Gaga - Penny Returns (Top Gun: Maverick) - 02:48 
21. Elvis - Can't Help Falling in Love [Elliott Wheeler Remix] (Elvis) - 03:26 
22. Justin Hurwitz - Orientally Yours (Babylon) - 02:12 
23. Michael Giacchino - Can't Fight City Halloween (The Batman) - 04:05 
24. Rael Jones - 10th Anniversary Collection (Mrs. Harris Goes to Paris) - 02:42 
25. Heitor Pereira - Eulogy (Puss in Boots: The Last Wish) - 01:16 
26. Hildur Guðnadóttir - Mortar (Tár) - 03:37 
27. Rob Simonsen - God's Rays (The Whale) - 05:10 
28. Amy Turk - J.S. Bach: Toccata and Fugue in D Minor BWV 565 (Triangle of Sadness) - 09:33

Sonntag, 1. März 2020

Playlist #287 vom 01.03.2020 - 92. ACADEMY AWARDS Special

Etwas verspätet lassen wir in der heutigen Sendung die vor drei Wochen übertragene Verleihung der 92. Academy Awards vom 9. Februar 2020 aus dem Dolby Theatre in Los Angeles musikalisch Revue passieren. Die größte Überraschung präsentierte die Jury mit dem vierfach prämierten südkoreanischen Drama „Parasite“, das die renommierten Kategorien Bester Film, Beste Regie, Bestes Originaldrehbuch und dazu den Besten Ausländischen Film für sich entscheiden konnte und damit die hoch gehandelten Favoriten „Joker“, „1917“, „The Irishman“ und „Once Upon a Time In … Hollywood“ ausstach.

Mit sagenhaften elf Nominierungen war die Comic-Verfilmung „Joker“ eigentlich der große Favorit des Abends, doch musste sich Todd Phillips‘ („Hangover“-Trilogie) Meisterwerk dem südkoreanischen „Parasite“ ebenso geschlagen geben wie das mit jeweils zehn Nominierungen bedachte Kriegsdrama „1917“ von Sam Mendes, Martin Scorseses Mafia-Epos „The Irishman“, das er für den Streaming-Dienst Netflix inszeniert hat, und Quentin Tarantinos Hollywood-Komödie „Once Upon a Time In … Hollywood“.
Schon diese Auflistung zeigt, das Hollywood trotz der anhaltenden #MeToo-Debatte nach wie vor von Männern dominiert wird. Für die wenigen Ausnahmen sorgte die isländische Komponistin Hildur Guðnadóttir, die für den Soundtrack zum Drama „Joker“ den Oscar für die beste Filmmusik gewann und somit die erste Frau seit 1998 gewesen ist, die in dieser Kategorie gewinnen konnte. Für die düstere Comicverfilmung über den an einer Lachstörung leidenden Komiker Arthur Fleck war es der erste Oscar des Abends, auf den schließlich nur noch Joaquin Phoenix‘ Auszeichnung als bester männlicher Hauptdarsteller folgte. Guðnadóttir zeigte sich überwältigt über ihre Ehrung und schien den Tränen nahe zu sein. In ihrer Dankesrede ermutigte sie andere Frauen, den Mund aufzumachen. „Wir haben es nötig, eure Stimmen zu hören.“
Die Schauspielerin Natalie Portman demonstrierte ihren Protest gegen die männliche Dominanz bei den Academy Awards und ließ sich die Namen von Regisseurinnen auf den Saum ihres Umhangs sticken, darunter auch den von „Little Women“-Regisseurin Greta Gerwig. Dass aber bereits ein Umdenken in der Branche stattgefunden hat, davon zeugt nicht das kapitalismuskritische Sozialdrama „Parasite“, das als erster nicht-englischsprachiger Film die Trophäe für den prestigeträchtigen besten Film gewinnen konnte (darüber hinaus auch für den besten ausländischen Film). Schließlich wurde die aus 9000 Mitgliedern bestehende Academy im vergangenen Jahr um 842 Personen aus 59 Ländern erweitert, darunter zur Hälfte Frauen. Und immerhin ein Drittel der neuen Mitglieder ist farbig. Vielleicht hat die neue Struktur auch dazu geführt, Filme neu zu bewerten, die sich sonst wegen ihrer Themen schon prädestiniert für eine Oscar-Nominierung erweisen, seien es Kriegs- und Historienfilme oder die kritische Auseinandersetzung mit sozialen Missständen, die in der Vergangenheit Filme wie „Moonlight“, „12 Years a Slave“ und „Green Book“ zu Lieblingen der Jury werden ließen. Diesbezüglich hätte das zehnfach nominierte Kriegsdrama „1917“ von Sam Mendes groß abräumen müssen. Doch der aus der Sicht zweier britischer Soldaten gedrehte Film über ihre Erlebnisse im Ersten Weltkrieg konnte letztlich nur in visueller Hinsicht zählbare Erfolge verbuchen. Der bereits für 14 Oscars nominierte Roger Deakins konnte nach „Blade Runner 2049“ zum zweiten Mal die Trophäe für die beste Kameraarbeit einsacken, dazu gewann der Film in der Kategorie Beste Visuelle Effekte und Bester Ton.
Mit gerade mal zwei Auszeichnungen musste sich auch Quentin Tarantinos „Once Upon a Time In … Hollywood“ begnügen. Der 56-jährige Brad Pitt gewann für seine Darstellung des Stuntdoubles eines abgehalfterten Westernstars (den Leonardo DiCaprio verkörpert) seinen ersten Schauspiel-Oscar als bester männlicher Nebendarsteller.
Zu den großen Verlierern des Abends zählte Netflix. Von den 24 Nominierungen erhielt der Streamingriese nur zwei Auszeichnungen. Laura Dern gewann immerhin den Oscar als beste Nebendarstellerin in dem Scheidungsdrama „Marriage Story“. Dazu gewann der von Barack und Michelle Obamas Produktionsfirma Higher Ground Productions unterstützte Film „American Factory“ den Oscar für die beste Dokumentation. Der von Steven Bognar und Julia Reichert inszenierte Film erzählt vom Arbeitsalltag von Menschen in einer Fabrik im US-Bundesstaat Ohio. Die Obamas haben den Machern der Dokumentation zu deren Oscar-Gewinn gratuliert. Die Filmemacher hätten „eine bewegende Geschichte über die sehr menschlichen Konsequenzen von reißenden wirtschaftlichen Veränderungen“ erzählt, schrieb der ehemalige US-Präsident bei Twitter.
Dagegen ging die gut 159 Millionen US-Dollar teure Netflix-Produktion von Martin Scorseses „The Irishman“ komplett leer aus, was bei zehn Nominierungen wie eine Bestrafung wirkt.
„In zahlreichen Reden und Präsentationen wird schließlich jene Diversität gefeiert, gefordert und angemahnt, die auf der Nominierungsliste nach wie vor nicht recht vorhanden ist - viele Performances, die das zum Thema machen, wirken allerdings künstlerisch banal, die pflichtschuldigen Hinweise angstgetrieben, die entsprechenden Witze unlustig und verkrampft“, resümiert Tobias Kniebe auf sz.de. „Hollywood setzt sich inzwischen selbst so sehr unter Druck, an der Spitze des gesellschaftlichen Fortschritts zu marschieren, dass die neue Invasion der internationalen Filmemacher nur guttun kann. Sie bringen Diversität mit, das sowieso - aber eben auch ganz andere Perspektiven, einen anderen Humor und eine andere Gelassenheit.“ 
Bester Film: 
• "Parasite" 
• "Ford v Ferrari"
 • "The Irishman"
• "Jojo Rabbit"
• "Joker"
• "Little Women"
• "Marriage Story"
• "1917"
• "Once Upon a Time in Hollywood"

Beste Hauptdarstellerin: 
• Renee Zellweger ("Judy")
• Cynthia Erivo ("Harriet")
• Scarlett Johansson ("Marriage Story")
• Saoirse Ronan ("Little Women")
• Charlize Theron ("Bombshell")

Bester Hauptdarsteller:
• Joaquin Phoenix ("Joker") 
• Antonio Banderas ("Pain and Glory")
• Leonardo DiCaprio ("Once Upon a Time in Hollywood")
• Adam Driver ("Marriage Story")
• Jonathan Pryce ("The Two Popes")

Beste Nebendarstellerin:
• Laura Dern ("Marriage Story")
• Kathy Bates ("Richard Jewell")
• Scarlett Johannson ("Jojo Rabbit")
• Florence Pugh ("Little Women")
• Margot Robbie ("Bombshell")

Bester Nebendarsteller:
• Brad Pitt ("Once Upon a Time in Hollywood") 
• Tom Hanks ("A Beautiful Day in the Neighborhood")
• Anthony Hopkins ("The Two Popes")
• Al Pacino ("The Irishman")
• Joe Pesci ("The Irishman")

Beste Regie:
• Bong Joon Ho ("Parasite") 
• Martin Scorsese ("The Irishman")
• Todd Phillips ("Joker")
• Sam Mendes ("1917")
• Quentin Tarantino ("Once Upon a Time in Hollywood")

Bester ausländischer Film:
• "Parasite" (Bong Joon Ho) 
• "Corpus Christi" (Jan Komasa)
• "Honeyland" (Tamara Kotevska, Ljubo Stefanov)
• "Les Miserables" (Ladj Ly)
• "Pain and Glory" (Pedro Almodovar)

Bester Schnitt: 
• "Ford v Ferrari" (Michael McCusker, Andrew Buckland) 
• "The Irishman" (Thelma Schoonmaker)
• "Jojo Rabbit" (Tom Eagles)
• "Joker" (Jeff Groth)
• "Parasite" (Jinmo Yang)
Bester Tonschnitt:
• "Ford v Ferrari" (Don Sylvester)
• "Joker" (Alan Robert Murray)
• "1917" (Oliver Tarney, Rachel Tate)
• "Once Upon a Time in Hollywood" (Wylie Stateman)
• "Star Wars: The Rise of SkyWalker" (Matthew Wood, David Acord)

Beste Tonmischung:
• "1917" (Mark Taylor, Stuart Wilson)
• "Ad Astra" (Gary Rydstrom, Tom Johnson, Mark Ulano)
• "Ford v Ferrari" (Paul Massey, David Giammarco, Steve A. Morrow)
• "Joker" (Tom Ozanich, Dean A. Zupancic, Tod A. Maitland)
• "Once Upon a Time in Hollywood" (Michael Minkler, Christian P. Minkler, Mark Ulano)

Bestes Produktionsdesign:
• "Once Upon a Time in Hollywood" (Barbara Ling and Nancy Haigh) 
• "The Irishman" (Bob Shaw and Regina Graves)
• "Jojo Rabbit" (Ra Vincent and Nora Sopkova)
• "1917" (Dennis Gassner and Lee Sandales)
• "Parasite" (Lee Ha-Jun and Cho Won Woo, Han Ga Ram, and Cho Hee)

Bestes Kostümdesign: 
• "Little Women" (Jacqueline Durran) 
• "The Irishman" (Sandy Powell, Christopher Peterson)
• "Jojo Rabbit" (Mayes C. Rubeo)
• "Joker" (Mark Bridges)
• "Once Upon a Time in Hollywood" (Arianne Phillips)

Beste visuelle Effekte:
• "1917" (Guillaume Rocheron, Greg Butler, Dominic Tuohy)
• "Avengers: Endgame" (Dan DeLeeuw, Russell Earl, Matt Aitken, Dan Sudick)
• "The Irishman" (Pablo Helman, Leandro Estebecorena, Nelson Sepulveda-Fauser, Stephane Grabli) 
• "The Lion King" (Robert Legato, Adam Valdez, Andrew R. Jones, Elliot Newman)
• "Star Wars: The Rise of Skywalker " (Roger Guyett, Neal Scanlan, Patrick Tubach, Dominic Tuohy)
Bester Original-Soundtrack:
• "Joker" (Hildur Guðnadóttir) 
• "Little Women" (Alexandre Desplat)
• "Marriage Story" (Randy Newman)
• "1917" (Thomas Newman)
• "Star Wars: The Rise of Skywalker" (John Williams)

Bester Original-Filmsong:
• "I'm Gonna Love Me Again" ("Rocketman") 
• "I Can't Let You Throw Yourself Away" ("Toy Story 4")
• "I'm Standing With You" ("Breakthrough")
• "Into the Unknown" ("Frozen 2")
• "Stand Up" ("Harriet")

Bestes Makeup und Hairdesign:
• "Bombshell" (Vivian Baker, Kazu Hiro, Anne Morgan) 
• "Joker" (Nicole Ledermann, Kay Georgiou)
• "Judy" (Jeremy Woodhead)
• "Maleficent: Mistress of Evil" (Paul Gooch, Arjen Tuiten, David White)
• "1917" (Tristan Versluis, Naomi Donne, Rebecca Cole)

Bester Kurzfilm:
• "The Neighbors' Window" (Marshall Curry) 
• "Brotherhood" (Meryam Joobeur)
• "Nefta Football Club" (Yves Piat)
• "Saria" (Bryan Buckley)
• "A Sister" (Delphine Girard)
Bester Dokumentarfilm:
• "American Factory" (Julia Reichert, Steven Bognar) 
• "The Cave" (Feras Fayyad)
• "The Edge of Democracy" (Petra Costa)
• "For Sama" (Waad Al-Kateab, Edward Watts)
• "Honeyland" (Tamara Kotevska, Ljubo Stefanov)

Bester Dokumentarkurzfilm:
• "Learning to Skateboard in a Warzone" (Carol Dysinger) 
• "In the Absence" (Yi Seung-Jun, Gary Byung-Chan)
• "Life Overtakes Me" (Kristine Samuelson, John Haptas)
• "St. Louis Superman" (Smriti Mundhra, Sami Khan)
• "Walk Run Cha-Cha" (Laura Nix)

Bester Animationsfilm:
• "Toy Story 4" (Josh Cooley)
• "How to Train Your Dragon: The Hidden World" (Dean DeBlois)
• "I Lost My Body" (Jeremy Clapin)
• "Klaus" (Sergio Pablos)
• "Missing Link" (Chris Butler)

Bester animierter Kurzfilm:
• "Hair Love" (Matthew A. Cherry)
• "Dcera" (Daria Kashcheeva)
• "Kitbull" (Rosana Sullivan)
• "Memorable" (Bruno Collet)
• "Sister" (Siqi Song)

Playlist:
1. Hildur Guðnadóttir - Meeting Bruce Wayne (Joker) - 04:36
2. Thomas Newman - Sixteen Hundred Men (1917) - 06:32
3. Alexandre Desplat - Father Comes Home (Little Women) - 03:18
4. Nicholas Britell - Song of Hal: Conclusion in C Minor (The King) - 04:50
5. Gabriel Yared - Saying Goodbye (Judy) - 05:52
6. Robbie Robertson - Theme for the Irishman (The Irishman) - 04:37
7. Randy Newman - What I Love About Charlie (Marriage Story) - 03:43
8. Marco Beltrami & Buck Sanders - Le Mans 66 (Ford v Ferrari) - 05:42
9. Maurice Jarre - Miss Lily Langtry [from "The Life and Times of Judge Roy Bean"] (Once Upon a Time in Hollywood) - 03:17
10. Michael Giacchino - Jojo's Theme (Jojo Rabbit) - 03:54
11. Jung Jaeil - The Belt of Faith (Parasite) - 07:14
12. Bryce Dessner - Dirty War (The Two Popes) - 03:59
13. Terence Blanchard - Marie's Death (Harriet) - 04:06
14. Theodore Shapiro - Deposition (Bombshell) - 04:13
15. Nate Heller - Score Suite (A Beautiful Day in the Neighborhood) - 04:46
16. Evgueni Galperine & Sacha Galperine - The Cortege (Corpus Christi) - 02:51
17. John Williams - Destiny of a Jedi (Star Wars: The Rise of Skywalker) - 05:12
18. Randy Newman - Bo Peep's Panorama for Two (Toy Story 4) - 02:36
19. Dan Levy - Intuition (I Lost My Body) - 03:06
20. Geoff Zanelli - What Is Going on Here? (Maleficent: Mistress of Evil) - 04:31
21. Max Richter - A Trip to the Moon (Ad Astra) - 03:37
22. John Powell - Once There Were Dragons (How to Train Your Dragon: The Hidden World) - 05:45
23. Carter Burwell - No One Will Remember Your Name (Missing Link) - 02:36
24. Chad Cannon - A Sense of Loss (American Factory) - 05:52
25. Nils Frahm - Says (Ad Astra) - 08:17

Donnerstag, 14. Februar 2019

Playlist #260 vom 17.02.2019 - HAUSCHKA Special

Seit Volker Bertelmann unter seinem Künstlernamen Hauschka 2005 mit seinem zweiten Album „The Prepared Piano“ auf sich aufmerksam machte, hat er nicht nur etliche Alben auf kleinen Labels wie Karaoke Kalk, FatCat Records, Sonic Pieces, City Slang und Temporary Residence veröffentlicht, sondern auch mit renommierten Musikern wie Hilary Hahn, Hildur Guðnadóttir und Dustin O’Halloran zusammengearbeitet und die Soundtracks zu so unterschiedlichen Produktionen wie „The Boy“, „Lion – Der lange Weg nach Hause“, „Stürmische Ernte – In Dubious Battle“ und „1000 Arten Regen zu beschreiben“ beigesteuert. Nun erscheint mit „A Different Forest“ sein erstes Solo-Album bei Sony Classical.

Als zweitjüngstes von sechs Kindern wuchs Volker Bertelmann in Ferndorf im Siegerland auf und war anno 1975 mit acht Jahren von einem weihnachtlichen Klavierkonzert in der Kirche so beeindruckt, dass er zehn Jahre lang klassischen Klavierunterricht nahm. Ende der Achtziger zog es Bertelmann nach Köln, wo seine Versuche, erst Medizin und dann BWL zu studieren, an seinem Engagement für die Musik scheiterten. Als er sich 1992 entschloss, sich ganz der Musik zu widmen, landete er als Mitglied der Rap-Gruppe God’s Favourite Dog mit dem Song „Love and Pain“ einen Hit, doch da weitere Erfolge ausbleiben, löste Sony Music den Vertrag mit der Band wieder auf. Bertelmann musste sich neu orientieren, zog zunächst zu seinen Eltern zurück, unterrichtete als Lehrer in der Musikschule und besann sich erst in seiner neuen Heimat Düsseldorf auf seine musikalischen Wurzeln.
In Anlehnung an die Kosmetikprodukte von Dr. Hauschka und den böhmischen Komponisten Vinzenz Hauschka nannte sich Bertelmann kurz Hauschka und veröffentlicht 2004 mit „Substantial“ sein Debütalbum bei Karaoke Kalk, auf dem er noch eine Verbindung zwischen Klassik und Pop erforschte. Doch bekannt wurde Hauschka ein Jahr später mit „The Prepared Piano“, das ihm Vergleiche mit John Cage einbrachte und ihm wie ein Stigma anhängt, weil die experimentelle Arbeit mit dem präparierten Klavier mittlerweile von ihm einfach erwartet wird.
„Er hört seinem Piano beim Hüsteln, Klappern, Plappern, Ploppen und Knistern zu, wie es den Atem anhält oder kichert, als wäre ihm gerade ein Witz eingefallen. Und wenn Hauschka mit mehreren Präparaten auf einmal arbeitet, wird aus dem verstimmten Klavier so etwas wie eine Stimmungsmaschine des Pop, aus den Registern treten dann die Instrumente eines ganzen Orchesters – Geigen, Bässe, Zimbeln und Hi-Hats –, mit denen er Orte aufsuchen kann, die auch er vorher noch nicht kannte“, beschreibt Frank Sawatzki auf zeit.de die auf Eingebungen und Assoziationen basierende Arbeitsweise des Komponisten.
Dabei erwies sich Hauschka mit vielen seiner folgenden Werke wie „Ferndorf“ und „Foreign Landscapes“ als Komponist mit Sinn für melancholische Stimmungen und feinsinnige Melodien. So arbeitete Hauschka auf „Ferndorf“ (2008) mit Cellisten, Posaunisten und Violinisten zusammen und entschloss sich nach einem Konzert mit dem Magik*Magik Orchestra, seine Musik durch weitere Instrumente anzureichern.
Seinen musikalischen Horizont erweiterte er 2011 durch die Zusammenarbeit mit der isländischen Cellistin Hildur Guðnadóttir an dem Album „Pan Tone“ und der brasilianischen Künstlerin Rosilene Luduvico an dem Album „Unbestimmt“, 2012 erschien mit „Silfra“ eine Kollaboration zwischen Hauschka und der US-amerikanischen Violinistin Hilary Hahn. Sie wirkte bereits bei dem ein Jahr zuvor veröffentlichten Album „Salon des Amateurs“ mit, bei dem auch Samuli Kosminen von Múm und Edea sowie John Convertino von Calexico mit von der Partie waren.
Bei den entstandenen Aufnahmen sollte das Klavier einerseits nur noch als ein Instrument unter vielen fungieren, andererseits vor allem als Rhythmusgeber eingesetzt werden. Während bei „Foreign Landscapes“ (2010) das präparierte Klavier seine Stellung als Soloinstrument verlor, kam bei „Salon des Amateurs“ die rhythmusbetontere Herangehensweise zum Tragen.
Ähnlich wie seine Kollegen Max Richter, Dustin O‘Halloran und Jóhann Jóhannsson wurde Hauschkas Musik auch für Filmproduktionen interessant. So komponierte Hauschka 2012 die Musik zu Doris Dörries‘ „Glück“, 2013 zum Dokumentarfilm „Schnee von gestern“ und 2015 zu Craig William Macneills Horror-Thriller „The Boy“. 2016 folgte der Oscar-nominierte Score zu „Lion – Der lange Weg nach Hause“, den er mit Dustin O’Halloran komponierte.
Allein im vergangenen Jahr fügte Hauschka seiner Filmographie die Soundtracks zu Baltasar Kormákurs Abenteuer-Drama „Die Farbe des Horizonts“, zur Mini-Serie „Patrick Melrose“, zu Sandra Nettelbecks Drama „Was uns nicht umbringt“, zu Anthony Maras‘ historischen Thriller-Drama „Hotel Mumbai“ und zum romantischen Drama „Ashes in the Snow“ hinzu.
Es überrascht allerdings kaum, dass Hauschkas Filmarbeiten weitaus gefälliger ausfallen als die experimentelleren Solo-Alben.
„Es gibt einen Teil in mir, der ist durch und durch Pop und den mag ich sehr gerne. Ein Film erlaubt mir, zur Abwechslung mal Klischees zu bedienen. Außerdem finde ich die Filme, an denen ich arbeite, ja auch toll und freue mich, dass meine Musik den Film noch besser macht. Meine üblichen Knarzgeräusche wären da fehl am Platz. Ich mach gerne auch mal Entertainment“, gesteht Hauschka im Interview mit tagesspiegel.de
Mit „A Different Forest“ legt Hauschka nun ein Album vor, für das er erstmals gänzlich auf den Einsatz des präparierten Klaviers verzichtet hat und setzte mit dem Erleben der Natur die Grundlage für sein Verständnis des Lebens und der Komposition von Musik.
„Meine Art zu komponieren hat viel mit den freien Wanderungen in der Natur gemein. Beim Wandern geht man oftmals einfach drauflos, ins Ungewisse. Man befindet sich in einer Umgebung, die einem keine Sicherheit gewährt, und muss sich ganz auf die eigene Wahrnehmung verlassen, um Orientierung zu finden. Man sucht sich den Anfang der Route und vielleicht auch bestimmte Wegpunkte aus, aber was dazwischen passieren wird, weiß man vor dem Losgehen noch nicht. Diese Erfahrung habe ich schon sehr früh gemacht und sie war essentiell, um meine Sinne zu erforschen und festzustellen, dass ich, wenn ich meiner Intuition vertraue, viel erreichen kann. So sind musikalische Ideen für mich Wegpunkte beim Spielen und das Spielen selbst ist die Wanderung, die diese verbindet. Ich ordne klingende Ideen in einer musikalischen Reise an.“ 
Dabei klingt „A Different Forest“ ebenso gefällig wie die meisten seiner Filmarbeiten. Übrigens ist Hauschka seit Juni 2018 Mitglied der Academy of Motion Picture Arts and Sciences und darf nun auch mitentscheiden, wer den Oscar für die beste Filmmusik bekommt. In diesem Jahr hat Hauschka schon an den Serien „Der Name der Rose“ und „Dublin Murders“ gearbeitet, dazu die Musik zur Dokumentation „Dialogue Earth“ komponiert.

Diskographie/Filmographie:
2004: Substantial
2005: The Prepared Piano
2006: Hauschka – What A Day (EP)
2007: Wortbrot (Filmmusik)
2007: Versions Of The Prepared Piano
2007: Room To Expand
2008: Höhere Gewalt (Filmmusik)
2008: Blosky (Filmmusik)
2008: Ferndorf
2009: Snowflakes & Car Wrecks (EP)
2009: Small Pieces (EP)
2009: Tales oft he Defeated (Filmmusik)
2010: Foreign Landscapes
2010: QC Notorious (Filmmusik)
2011: Salon Des Amateurs
2011: Pan Tone (mit Hildur Guðnadóttir)
2011: Schwerte Box Set (Angela Fette & Christian Jendreiko & Hauschka & Rosilene Luduvico & Tolouse Low Trax)
2011: Unbestimmt (mit Rosilene Luduvico)
2011: Youyoume (EP)
2012: Salon des Amateurs Remix EP1 (EP)
2012: Salon des Amateurs Remix EP2 (EP)
2012: Silfra (mit Hilary Hahn)
2012: Glück (Filmmusik)
2013: Schnee von gestern (Filmmusik)
2013: Salon des Amateurs Remixes
2014: Abandoned City
2014: Futuro Beach (Filmmusik)
2015: The Boy (Filmmusik)
2015: A NDO C Y
2016: Deutschland. Dein Selbstporträt (Filmmusik)
2016: Lion Original Motion Picture Soundtrack (Filmmusik – mit Dustin O’Halloran)
2016: Stürmische Ernte – In Dubious Battle (Filmmusik)
2016: Exodus Where I Come from Is Disappearing (Filmmusik)
2017: 1000 Arten Regen zu beschreiben (Filmmusik)
2017: What If
2017: The Current War (Filmmusik)
2017: Exodus – Der weite Weg (Filmmusik)
2017: Gunpowder (Filmmusik)
2018: Die Farbe des Horizonts (Adrift) (Filmmusik)
2018: Hotel Mumbai (Filmmusik)
2018: Patrick Melrose (TV-Serien-Musik)
2018: Ashes in the Snow (Filmmusik)
2019: A Different Forest
Playlist: 
01. Hauschka - I Can't Express My Deep Love (What If) - 03:33
02. Hauschka - Another Hike (A Different Forest) - 03:38
03. Hauschka - Opening (Was uns nicht umbringt) - 05:16
04. Hauschka - Feuer (1000 Arten Regen zu beschreiben) - 05:12
05. Hauschka - Blind (5 Movements) - 03:49
06. Hauschka - My Family Lived Here (I Closed My Eyes) - 04:07
07. Hauschka - Twins (The Prepared Piano) - 04:36
08. Hauschka - Hashima Island (A NDO C Y) - 04:11
09. Hauschka - Ping (Salon des Amateurs) - 03:48
10. Hauschka - Early In The Park (Foreign Landscapes) - 03:05
11. Hauschka - Unknown (Small Pieces) - 02:42
12. Hauschka - Wonder (Snowflakes & Car Wrecks) - 03:58
13. Hauschka - Blue Bycicle (Ferndorf) - 05:38
14. Hauschka - Chicago Morning (Room to Expand) - 04:57
15. Hauschka - Salvation (Adrift) - 05:26
16. Hauschka - Glück (Glück) - 04:21
17. Hauschka - First Taxi Trip (Patrick Melrose) - 02:59
18. Hauschka & Stefan Schneider - Common Exposure (Explorer's Club: 7. Belfast- Reykjavik) - 03:55
19. Hauschka - Forgive Me (Gunpowder) - 03:01
20. Hauschka  - Go Get Doc (In Dubious Battle) - 06:09
21. Hauschka & Hildur Guðnadóttir - cool gray #1 (Pan Tone) - 07:30
22. Hauschka & Hilary Hahn - Rift (Silfra) - 06:27
23. Hauschka & Dustin O'Halloran  - Arrival (Lion) - 04:27
24. Hauschka - Orange I (Substantial) - 04:10
25. Hauschka - Woodworkers (A Different Forest) - 06:29

  © Blogger template Brooklyn by Ourblogtemplates.com 2008

Back to TOP