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Mittwoch, 15. November 2023

Playlist #384 vom 19.11.2023 - Neuheiten 2023 (7)

Die megaerfolgreiche Verfilmung der „Tribute von Panem“-Trilogie von Suzanne Collins findet wie in Hollywood nicht unüblich seine Fortsetzung in einem Prequel. „The Hunger Games: The Ballad of Songbirds & Snakes“ wurde wie die letzten drei Filme von Francis Lawrence inszeniert und durch seinem langjährigen Weggefährten James Newton Howard vertont. Von ihm gibt es in dieser Sendung auch die Musik zur Bestseller-Verfilmung von „All the Light We Cannot See“ und „Pain Hustlers“ zu hören. Außerdem dabei: Alexandre Desplat, Robbie Robertson, Cyril Morin, Fernando Velázquez, Craig Armstrong und neue Musik aus den Fernsehserien „For All Mankind“ und „Lessons In Chemistry“

Die vierteilige Netflix-Adaption von Anthony Doerrs Bestseller „Alles Licht, das wir nicht sehen“ führt den Zuschauer ins Europa des Zweiten Weltkriegs und erzählt die Geschichte des blinden Mädchens Marie-Laure Leblanc (Aria Mia Loberti), das bei ihrem Onkel in Frankreich Zuflucht sucht, als der Krieg ihre Heimat unbewohnbar werden lässt, und dem im Ruhrgebiet lebenden Teenager Werner Pfennig (Louis Hofmann), der von Wehrmacht wegen seines außergewöhnlichen Talents eingesetzt wird, Radios blitzschnell zu reparieren, um gegnerische Sender aufzuspüren und diese aus dem Verkehr zu ziehen. Dagegen setzt Marie-Laure die Radiotechnik ein, um verdeckte Widerstandsbotschaften zu senden. Werner soll sich auf die Suche nach dem feindlichen Signal machen... 
James Newton Howard schuf dazu einen einfühlsamen Score, der von melancholischen Piano-Melodien und sanften Streichern getragen wird. 
„Die Tribute von Panem: The Ballad of Songbirds & Snakes“ spielt 64 Jahre vor den Ereignissen im ersten Film, kurz nach den sogenannten „Dunklen Tagen“, mit denen die Rebellion der Distrikte Panems gegen das Kapitol bezeichnet wurde, die allerdings scheiterte und zur Vernichtung von Distrikt 13 und zur Einführung der „Hunger Games“ führte. 
Die einst mächtige Familie Snow durchlebt schwere Zeiten, hängt ihr Schicksal doch maßgeblich davon ab, ob es dem erst 18-jährigen Coriolanus Snow (Tom Blyth) gelingt, seine Konkurrenten zu übertrumpfen und als Mentor dafür zu sorgen, dass sein Tribut die Aufmerksamkeit des Kapitols auf sich zieht. Dass Coriolanus ausgerechnet Lucy Gray Baird (Rachel Zegler), dem weiblichen Tribut aus dem heruntergekommenen Distrikt 12, als Mentor zur Seite stehen soll, empfindet er deshalb als eine absolute Demütigung. Doch dann sorgt das Schicksal dafür, dass Lucy und Coriolanus untrennbar miteinander verbunden werden, und es kommt zu einem Kampf an zwei Fronten: Während es in der Arena um Leben und Tod geht, kämpft Coriolanus außerhalb gegen die stetig wachsenden Gefühle für seinen Tribut... 
James Newton Howard, der seit dem ersten „Die Tribute von Panem“-Film von 2012 das Franchise vertont und seit den Soundtracks für die Shyamalan-Filme „Signs“ und „The Village“ immer wieder mit ausgesuchten Solisten zusammenarbeitet, hat für das Prequel die chinesische Pianistin Yuja Wang mit an Bord geholt, um die emotionale Tiefe des Scores zu verstärken. 
Volker Bertelmann, der in den letzten Jahren vor allem als Filmkomponist für Produktionen wie „War Sailor“, „Im Westen nichts Neues“ und „Against the Ice“ tätig gewesen ist, präsentiert unter seinem Künstlernamen Hauschka mit „Philanthropy“ sein erstes Album nach vier Jahren. Auf das 2019 bei Sony Classical erschienene, weitgehend mit einem Piano eingespielten Album „A Different Forest“ folgt nun bei City Slang ein sehr abwechslungsreiches Album, das zwar überwiegend zuhause an seinem Piano eingespielt worden ist, bei dem aber auch Instrumente wie eine türkische Davoul Drum, Synthesizer und Solisten wie die Cellistin Laura Wiek, die Violinistin Karina Buschinger und der Drummer Samuli Kosminen zum Einsatz kamen. 
„Dieses Projekt nimmt einen besonderen Platz in meinem Herzen ein“, bekennt Volker „Hauschka“ Bertelmann auf seiner Facebook-Seite. „,Philanthropy‘ ist nicht nur ein Album, es stellt auch eine Reflexion zum Thema Empathie dar. Es ist das Ergebnis von Experimentieren und Improvisieren, eine Antwort auf die vergangenen Jahre. Als Hauschka bin ich dieses Projekt mit einem philosophischen Hintergrund angegangen, um Musik zu kreieren, die sowohl zugänglich als auch leidenschaftlich ist. Ich hoffe, dass einige der Ideen und Gefühle, die ich während des Komponierens hatte, rüberkommen und hilfreich sein können.“ 
Martin Scorsese gehört mit Meisterwerken wie „Wie ein wilder Stier“, „Taxi Driver“, „Die Farbe des Geldes“ und „GoodFellas“ zu den größten noch lebenden Regisseuren der Welt. Seine letzten Werke wie „The Wolf of Wall Street“ und „The Irishman“ untermauerten sein Genie, sprengten aber auch die 3-Stunden-Laufzeit-Marke, was in Hollywoods Studios schwer unterzubringen ist. Nachdem das dreieinhalbstündige Mafia-Epos „The Irishman“ (2019) von Netflix produziert worden ist, wurde Scorseses neuer Film „Killers of the Flower Moon“ von Apple+ produziert und bringt Scorseses Lieblingsdarsteller Leonardo DiCaprio und Robert De Niro zusammen. 
Das fast dreieinhalbstündige Western-Drama spielt in den 1920er Jahren und erzählt davon, wie auf dem Gebiet der Osage Nation im Bundesstaat Oklahoma so viel Öl gefunden wurde, dass die dort lebenden indigenen Völker Nordamerikas zu großem Reichtum gelangt sind. Doch auch die Weißen Siedler haben es auf das schwarze Gold abgesehen, allen voran der einflussreiche Rancher William Hale (Robert De Niro) und dessen Neffe Ernest Burkhart (Leonardo DiCaprio), der mit der Osage Mollie (Lily Gladstone) verheiratet ist. Unter den Angehörigen des Osage-Stammes kommt es plötzlich zu immer mehr Todesfällen, die im Zusammenhang mit den begehrten Ölbohrrechten zu stehen scheinen. Dies löst eine groß angelegte Untersuchung einer völlig neuen Polizeieinheit – dem FBI – aus. Tom White (Jesse Plemons), ehemaliger Texas Ranger und Gesetzeshüter alter Schule, leitet die Ermittlungen für die neue Bundesbehörde und stößt dabei in ein Wespennest aus Korruption und Mord... 
Der Soundtrack enthält neben sechs Stücken aus der damaligen Zeit einen sehr persönlichen Score von Robbie Robertson, der bei „Killers of the Flower Moon“ bereits das elfte Mal mit Scorsese zusammengearbeitet hat. Robertson hat einen Großteil seiner Kindheit als Sohn einer Mohikaner-Mutter im Sechs-Nationen-Reservat verbracht und versucht, tief in die emotionalen Aspekte der Geschichte einzutauchen. 
„Ich finde, dass die Partitur in vielerlei Hinsicht unerwartet ist und den Kern der Geschichte authentisch widerspiegelt. Für mich ist es eine Art Perfektion, diesen großen Kreis komplett durchlaufen zu können. Angefangen bei Six Nations, als Musik in mein Leben kam, und dann zu meiner Geschichte mit Martin Scorsese und allen Filmen bis hin zu ,Killers of the Flower Moon‘. Die Tatsache, dass wir einen Western auf unsere eigene Art machen, hätte man wirklich nicht erwarten können.“ 

Playlist:

1. James Newton Howard - Model City (All the Light We Cannot See) - 03:24 
2. James Newton Howard & Yuja Wang - Ideas Firing (The Hunger Games: The Ballad of Songbirds and Snakes) - 04:24  
3. Craig Armstrong - The Great Escaper [Romantic Version] (The Great Escaper) - 04:37 
4. Jeff Russo & Paul Doucette - Montage (For All Mankind: Season 4) - 03:26 
5. Lolita Ritmanis - Consciousness and Love (Babylon 5 - The Road Home) - 04:57 
6. Laura Karpman - Connected (The Marvels) - 02:10 
7. Hauschka - Nature (Philanthropy) - 05:48 
8. Theodore Shapiro - Things Come Together (Trolls Band Together) - 02:36 
9. Michael Abels - One History on Top of Another (The Burial) - 02:46 
10. Cyril Morin - Exploring the Camp (Sira) - 05:29 
11. Alexandre Desplat - Fighting the Waves (Nyad) - 05:42 
12. James Newton Howard - Sheer Desparation (Pain Hustlers) - 02:52 
13. Christopher Wong - Old Memories (The Last Wife) - 04:04 
14. Brian McOmber - Getting Married (Fair Play) - 02:33 
15. Chanda Dancy - Sarah Offers Home / Learning the Ways (Lawmen - Bass Reeves) - 03:06 
16. Brandon Roberts - Police Talk to Jess (Thanksgiving) - 01:58 
17. Cristian Sandquist - Tora Gets It (Halloween Park) - 02:18 
18. Trent Reznor & Atticus Ross - The Hideout (The Killer) - 02:21 
19. The Newton Brothers - The Most Important Employee (The Fall of the House of Usher) - 04:53 
20. Robbie Robertson - They Don't Live Long (Killers of the Flower Moon) - 02:56 
21. David Wingo & Amman Abbasi - Tubular Bells - Believer (The Exorcist - Believer) - 02:38 
22. Bryce Dessner - Hero (She Came to Me) - 02:05 
23. Nicola Piovani - Interdix aux chien et aux italiens (Manodopera) - 06:38 
24. Carlos Rafael Rivera - Mysteries of The Divine (Lessons In Chemistry - Season 1) - 02:35 
25. Fernando Velázquez - El volcán (La Ternura) - 02:59 
26. Fernando Velázquez - Mauricio (La contadora de películas) - 02:32 
27. Paul Leonard-Morgan - McCarthy's Mission (Fellow Travelers) - 03:14 
28. Federico Jusid - Campos de maiz (Iosi, El Espía Arrepentido) - 02:36 
29. Roque Baños - La Formula (Awareness) - 04:46 
30. Leopold Ross - Separate Lives (Monarch: Legacy of Monsters) - 05:18 
31. David Boman - Not a Trip, a Journey (What Happens Later) - 03:28
32. Ryuichi Sakamoto - hibari (Monster) - 09:04

Sonntag, 16. Mai 2021

Playlist #319 vom 23.05.2021 - ROBERT RICHARDSON Special

Mit drei Academy Awards und sieben weiteren Nominierungen zählt der US-amerikanische Kameramann Robert Richardson zu den erfolgreichsten Vertretern seiner Zunft, der auf langjährige Zusammenarbeiten mit prominenten Regisseuren wie Oliver Stone, Martin Scorsese und Quentin Tarantino zurückblicken kann. 2019 wurde Richardson mit dem ASC Lifetime Achievement Award ausgezeichnet und erhielt für „Once Upon a Time in Hollywood“ seine zehnte Oscar-Nominierung. 
Richardson wurde am 27. August 1955 in Hyannis, Massachusetts, geboren und wuchs in den Cape Cod Sea Camps auf, die von seiner Familie betrieben wurden. Auf der Proctor Academy entdeckte Richardson die Fotographie, entschied sich an der University of Vermont aber für das Fach Ozeanographie, ehe er im Kunsthaus der Universität auf eine Reihe von Ingmar Bergman stieß und in ihm das Verlangen weckte, alles über Kino zu lernen. 
Bergmans Filme waren zerebral und besaßen nicht das Funkeln kommerzieller Filme“, wird Richardson in einem Portrait auf ascmag.com zitiert. „Bergmans Werke haben mich – zusammen mit Fellini, Truffaut, Godard, Costa-Gavras, Kurosawa – von dem weggeführt, was ich zuvor gesehen hatte. Ob sich Bergman mit Spiritualität (,Das Schweigen‘), Sterblichkeit (,Wilde Erdbeeren‘, ,Das siebente Siegel‘) oder welchem Thema auch beschäftigte, es zog mich in seinen Bann. Aber darüber hinaus fühlte ich bei jedem seiner Filme eine herrschende Leidenschaft.“ 
Richardson nahm sich eine einjährige Auszeit von der Schule, arbeitete als Theater-Manager und erwarb mit einer Bolex seine erste Kamera. An der Rhode Island School of Design kam er mit einem breiteren Kinouniversum in Berührung, als er die Avantgarde-Werke von Stan Brakhage, Kenneth Anger und Man Ray kennenlernte. Seither bemüht sich Richardson, so viele Filme wie möglich aus allen Bereichen zu sehen. Am American Film Institute beschloss er, den Weg des Kameramanns einzuschlagen, lernte bei Néstor Almendros und Bergman-Kameramann Sven Nykvist, ehe er 1982 für den Dokumentarfilm „Desperate Dreams“ über einen 100-Meilen-Marathon in Nordkalifornien seinen ersten Job als Director of Photography erhielt. 
Nach einigen kleineren Jobs bekam Richardson 1986 die Gelegenheit, für Oliver Stone an „Salvador“ zu arbeiten, einen Film über einen Fotojournalisten im Bürgerkrieg. Es war der Start einer langjährigen Zusammenarbeit, die über den Vietnamkriegs-Klassiker „Platoon“ (1986) und „Wall Street“ (1987) bis zu „JFK – Tatort Dallas“ (1991), „Zwischen Himmel und Hölle“ (1993), „Natural Born Killers“ (1994), „Nixon“ (1995) und „U-Turn“ (1997) führte. In dieser Zeit kam auch die erste Zusammenarbeit zwischen Richardson und Martin Scorsese zustande, nachdem sie sich bereits während der Vorbereitungen zu Scorseses Remake von „Cape Fear“ kennengelernt hatten. „Casino“ bildete 1995 den Abschluss von Scorseses Mafia-Trilogie, die mit „Hexenkessel“ begonnen hatte und ihren Höhepunkt in „GoodFellas“ fand. Es war Richardsons erster Film, bei dem er im Super 35 Format mehr als 289 Szenen filmte, davon sechs Wochen lang in einem funktionierenden Casino. Richardson zeigte sich immer offen für neue technologische Fortschritte, arbeitete bei „Aviator“ (2005) mit 2-Streifen- und 3-Streifen-Technicolor und verband bei „Hugo“ (2011) Autochromverfahren des frühen 20. Jahrhunderts mit der neuen 3D-Technologie. 
2003 arbeitete Richardson erstmals mit Quentin Tarantino zusammen. Für die beiden „Kill Bill“-Filme präsentierte der passionierte Filmfreak Tarantino seine Hommage an den Spaghetti Western wie an den Film noir und fernöstliche Martial-Arts-Filme. Nach „Inglourious Basterds“ (2009) und „Django Unchained“ (2013) filmte Richardson Tarantinos nächsten Film „The Hateful Eight“ (2015) im Ultra Panavision 70 Format, das letztmals bei „Khartoum“ (1966) zum Einsatz kam. 
„Ich versuche mich zu beugen und ein Chamäleon für das zu sein, wonach der Regisseur sucht. Ich denke, Ausrüstung ist für alle Filmemacher von entscheidender Bedeutung. Alle Filmemacher sollten die Möglichkeit haben, Filme zu verwenden, egal ob Super 8, 16, 35 oder 65, oder kleine Kameras wie ein iPhone zu verwenden, um einen ganzen Film zu erstellen oder mit der Alexa oder der Red zu arbeiten. Es spielt keine Rolle. Ich denke, all dies sind kreative Werkzeuge, und sie sind alle von entscheidender Bedeutung. Je mehr wir haben, desto besser und runder werden wir als Filmemacher“, erklärt Richardson im Interview mit the-talks.com. „Die Breite dieses 70-mm-Formats - darauf habe ich noch nie geschossen! Sowohl Quentin als auch ich versuchten zu lernen, wie man Objektive verwendet, die seit 50 Jahren nicht mehr das Licht der Welt erblickten. Es hatte eine Qualität, in der es Hauttöne reproduzierte, die anders waren als alles, was ich zuvor auf Film festgehalten hatte! Ich werde wahrscheinlich nie wieder die Gelegenheit bekommen, so zu fotografieren. Ich bin also außerordentlich glücklich.“ 
Nachdem Robert Richardson für seine Arbeit an den Oliver-Stone-Filmen „Platoon“ und „Geboren am 4. Juli“ seine ersten Oscar-Nominierungen erhalten hatte, bekam er 1992 seinen ersten Academy Award für „JFK“, seine zwei weiteren Oscars bekam er für die beiden Scorsese-Filme „Aviator“ und „Hugo Cabret“. Zu den namhaften Regisseuren, mit denen Richardson während seiner über 40-jährigen Karriere zusammengearbeitet hat, zählen auch Scott Hicks (die ihm eine weitere Oscar-Nominierung für „Schnee, der auf Zedern fällt“ einbrachte), John Sayles, Rob Reiner, Barry Levinson, Robert De Niro, Ben Affleck und Robert Redford
 
Filmographie: 
1982: An Outpost of Progess – Regie: Dorian Walker 
1984: The Front Line (Dokumentation) – Regie: Jeff B. Harmon, Max Stahl 
1986: Salvador – Regie: Oliver Stone 
1986: Platoon – Regie: Oliver Stone 
1987: Dudes – Halt mich fest, die Wüste bebt! (Dudes) – Regie: Penelope Spheeris 
1987: Wall Street – Regie: Oliver Stone 
1988: Acht Mann und ein Skandal (Eight Men Out) – Regie: John Sayles 
1988: Talk Radio – Regie: Oliver Stone 
1989: Geboren am 4. Juli (Born On July 4th) – Regie: Oliver Stone 
1991: The Doors – Regie: Oliver Stone 
1991: Stadt der Hoffnung (City of Hope) – Regie: John Sayles 
1991: JFK – Tatort Dallas (JFK) – Regie: Oliver Stone 
1992: Eine Frage der Ehre (A Few Good Men) – Regie: Rob Reiner 
1993: Zwischen Himmel und Hölle (Heaven and Earth) – Regie: Oliver Stone 
1994: Natural Born Killers – Regie: Oliver Stone 
1995: Casino – Regie: Martin Scorsese 
1995: Nixon – Regie: Oliver Stone 
1997: U-Turn – Kein Weg zurück – Regie: Oliver Stone 
1997: Schnell, billig und außer Kontrolle (Fast, Cheap and Out of Control) – Regie: Errol Morris 
1997: Wag the Dog – Regie: Barry Levinson 
1998: Der Pferdeflüsterer (The Horse Whisperer) – Regie: Robert Redford 
1999: Schnee, der auf Zedern fällt (Snow Falling On Cedars) – Regie: Scott Hicks 
1999: Bringing Out the Dead – Nächte der Erinnerung – Regie: Martin Scorsese 
2002: Die vier Federn (The Four Feathers) – Regie: Shekhar Kapur 
2003: Kill Bill – Volume 1 – Regie: Quentin Tarantino 
2004: Kill Bill – Volume 2 – Regie: Quentin Tarantino 
2004: Aviator – Regie: Martin Scorsese 
2006: Der gute Hirte (The Good Shepherd)– Regie: Robert De Niro 
2008: Shine a Light – Regie: Martin Scorsese 
2008: Standard Operating Procedure – Regie: Errol Morris 
2009: Inglourious Basterds – Regie: Quentin Tarantino 
2010: Eat Pray Love – Regie: Ryan Murphy 
2010: Shutter Island – Regie: Martin Scorsese 
2011: Hugo Cabret (Hugo) – Regie: Martin Scorsese 
2012: Django Unchained – Regie: Quentin Tarantino 
2015: The Hateful Eight – Regie: Quentin Tarantino 
2016: Live by Night – Regie: Ben Affleck 
2017: Solange ich atme (Breathe) – Regie: Andy Serkis 
2018: Die Farbe des Horizonts (Adrift) – Regie: Baltasar Kormákur 
2018: A Private War – Regie: Matthew Heineman 
2019: Once Upon a Time in Hollywood – Regie: Quentin Tarantino 
Playlist: 
1. Georges Delerue - Love Theme - Finale (Salvador) - 04:27 
2. Georges Delerue - Finale (Platoon) - 05:56 
3. John Williams - The Early Days, Massapequa, 1957 (Born on the Fourth of July) - 04:59 
4. John Williams - Arlington (JFK) - 06:30 
5. John Williams - The Meeting With Mao (Nixon) - 03:09 
6. Kitaro - Walk to the Village (Heaven & Earth) - 03:00 
7. Marc Shaiman - Honor (A Few Good Men) - 03:47 
8. Jerry Goldsmith - Nicaragua (Django Unchained) - 03:29 
9. Ennio Morricone - Dialogue With the Indina (U-Turn) - 03:26 
10. Georges Delerue - Centempt - Theme De Camille (Casino) - 02:33 
11. Mark Knopfler - Stretching Out (Wag the Dog) - 04:18 
12. Thomas Newman - The Rhythm of the Horse (The Horse Whisperer) - 03:15 
13. James Newton Howard - Humanity Goes on Trial (Snow Falling on Cedars) - 04:48 
14. James Horner - The Letters (The Four Feathers) - 06:53 
15. Elmer Bernstein - Thoughts (Bringing Out the Dead) - 03:14 
16. Howard Shore - Icarus (The Aviator) - 04:00 
17. Marcelo Zarvos & Bruce Fowler - Silouans Song (The Good Shepherd) - 05:33 
18. Dario Marianelli - Attraversiamo (Eat Pray Love) - 05:35 
19. Harry Gregson-Williams - Loretta Figgis (Live by Night) - 03:43 
20. Danny Elfman - S.O.P. Theme #1: Standard Operating Procedure (Standard Operating Procedure) - 05:57 
21. Zamfir - The Lonely Shepherd (Kill Bill Vol. 1) - 04:21 
22. Ennio Morricone - L'Arena (Kill Bill Vol. 2) - 04:46 
23. Ennio Morricone - Mystic & Severe (Inglourious Basterds) - 03:08 
24. Max Richter - On the Nature of Daylight (Shutter Island) - 06:15 
25. Hauschka - Destination Unknown (Adrift) - 03:30 
26. Ennio Morricone - Overture (The Hateful Eight) - 03:11

Donnerstag, 14. Februar 2019

Playlist #260 vom 17.02.2019 - HAUSCHKA Special

Seit Volker Bertelmann unter seinem Künstlernamen Hauschka 2005 mit seinem zweiten Album „The Prepared Piano“ auf sich aufmerksam machte, hat er nicht nur etliche Alben auf kleinen Labels wie Karaoke Kalk, FatCat Records, Sonic Pieces, City Slang und Temporary Residence veröffentlicht, sondern auch mit renommierten Musikern wie Hilary Hahn, Hildur Guðnadóttir und Dustin O’Halloran zusammengearbeitet und die Soundtracks zu so unterschiedlichen Produktionen wie „The Boy“, „Lion – Der lange Weg nach Hause“, „Stürmische Ernte – In Dubious Battle“ und „1000 Arten Regen zu beschreiben“ beigesteuert. Nun erscheint mit „A Different Forest“ sein erstes Solo-Album bei Sony Classical.

Als zweitjüngstes von sechs Kindern wuchs Volker Bertelmann in Ferndorf im Siegerland auf und war anno 1975 mit acht Jahren von einem weihnachtlichen Klavierkonzert in der Kirche so beeindruckt, dass er zehn Jahre lang klassischen Klavierunterricht nahm. Ende der Achtziger zog es Bertelmann nach Köln, wo seine Versuche, erst Medizin und dann BWL zu studieren, an seinem Engagement für die Musik scheiterten. Als er sich 1992 entschloss, sich ganz der Musik zu widmen, landete er als Mitglied der Rap-Gruppe God’s Favourite Dog mit dem Song „Love and Pain“ einen Hit, doch da weitere Erfolge ausbleiben, löste Sony Music den Vertrag mit der Band wieder auf. Bertelmann musste sich neu orientieren, zog zunächst zu seinen Eltern zurück, unterrichtete als Lehrer in der Musikschule und besann sich erst in seiner neuen Heimat Düsseldorf auf seine musikalischen Wurzeln.
In Anlehnung an die Kosmetikprodukte von Dr. Hauschka und den böhmischen Komponisten Vinzenz Hauschka nannte sich Bertelmann kurz Hauschka und veröffentlicht 2004 mit „Substantial“ sein Debütalbum bei Karaoke Kalk, auf dem er noch eine Verbindung zwischen Klassik und Pop erforschte. Doch bekannt wurde Hauschka ein Jahr später mit „The Prepared Piano“, das ihm Vergleiche mit John Cage einbrachte und ihm wie ein Stigma anhängt, weil die experimentelle Arbeit mit dem präparierten Klavier mittlerweile von ihm einfach erwartet wird.
„Er hört seinem Piano beim Hüsteln, Klappern, Plappern, Ploppen und Knistern zu, wie es den Atem anhält oder kichert, als wäre ihm gerade ein Witz eingefallen. Und wenn Hauschka mit mehreren Präparaten auf einmal arbeitet, wird aus dem verstimmten Klavier so etwas wie eine Stimmungsmaschine des Pop, aus den Registern treten dann die Instrumente eines ganzen Orchesters – Geigen, Bässe, Zimbeln und Hi-Hats –, mit denen er Orte aufsuchen kann, die auch er vorher noch nicht kannte“, beschreibt Frank Sawatzki auf zeit.de die auf Eingebungen und Assoziationen basierende Arbeitsweise des Komponisten.
Dabei erwies sich Hauschka mit vielen seiner folgenden Werke wie „Ferndorf“ und „Foreign Landscapes“ als Komponist mit Sinn für melancholische Stimmungen und feinsinnige Melodien. So arbeitete Hauschka auf „Ferndorf“ (2008) mit Cellisten, Posaunisten und Violinisten zusammen und entschloss sich nach einem Konzert mit dem Magik*Magik Orchestra, seine Musik durch weitere Instrumente anzureichern.
Seinen musikalischen Horizont erweiterte er 2011 durch die Zusammenarbeit mit der isländischen Cellistin Hildur Guðnadóttir an dem Album „Pan Tone“ und der brasilianischen Künstlerin Rosilene Luduvico an dem Album „Unbestimmt“, 2012 erschien mit „Silfra“ eine Kollaboration zwischen Hauschka und der US-amerikanischen Violinistin Hilary Hahn. Sie wirkte bereits bei dem ein Jahr zuvor veröffentlichten Album „Salon des Amateurs“ mit, bei dem auch Samuli Kosminen von Múm und Edea sowie John Convertino von Calexico mit von der Partie waren.
Bei den entstandenen Aufnahmen sollte das Klavier einerseits nur noch als ein Instrument unter vielen fungieren, andererseits vor allem als Rhythmusgeber eingesetzt werden. Während bei „Foreign Landscapes“ (2010) das präparierte Klavier seine Stellung als Soloinstrument verlor, kam bei „Salon des Amateurs“ die rhythmusbetontere Herangehensweise zum Tragen.
Ähnlich wie seine Kollegen Max Richter, Dustin O‘Halloran und Jóhann Jóhannsson wurde Hauschkas Musik auch für Filmproduktionen interessant. So komponierte Hauschka 2012 die Musik zu Doris Dörries‘ „Glück“, 2013 zum Dokumentarfilm „Schnee von gestern“ und 2015 zu Craig William Macneills Horror-Thriller „The Boy“. 2016 folgte der Oscar-nominierte Score zu „Lion – Der lange Weg nach Hause“, den er mit Dustin O’Halloran komponierte.
Allein im vergangenen Jahr fügte Hauschka seiner Filmographie die Soundtracks zu Baltasar Kormákurs Abenteuer-Drama „Die Farbe des Horizonts“, zur Mini-Serie „Patrick Melrose“, zu Sandra Nettelbecks Drama „Was uns nicht umbringt“, zu Anthony Maras‘ historischen Thriller-Drama „Hotel Mumbai“ und zum romantischen Drama „Ashes in the Snow“ hinzu.
Es überrascht allerdings kaum, dass Hauschkas Filmarbeiten weitaus gefälliger ausfallen als die experimentelleren Solo-Alben.
„Es gibt einen Teil in mir, der ist durch und durch Pop und den mag ich sehr gerne. Ein Film erlaubt mir, zur Abwechslung mal Klischees zu bedienen. Außerdem finde ich die Filme, an denen ich arbeite, ja auch toll und freue mich, dass meine Musik den Film noch besser macht. Meine üblichen Knarzgeräusche wären da fehl am Platz. Ich mach gerne auch mal Entertainment“, gesteht Hauschka im Interview mit tagesspiegel.de
Mit „A Different Forest“ legt Hauschka nun ein Album vor, für das er erstmals gänzlich auf den Einsatz des präparierten Klaviers verzichtet hat und setzte mit dem Erleben der Natur die Grundlage für sein Verständnis des Lebens und der Komposition von Musik.
„Meine Art zu komponieren hat viel mit den freien Wanderungen in der Natur gemein. Beim Wandern geht man oftmals einfach drauflos, ins Ungewisse. Man befindet sich in einer Umgebung, die einem keine Sicherheit gewährt, und muss sich ganz auf die eigene Wahrnehmung verlassen, um Orientierung zu finden. Man sucht sich den Anfang der Route und vielleicht auch bestimmte Wegpunkte aus, aber was dazwischen passieren wird, weiß man vor dem Losgehen noch nicht. Diese Erfahrung habe ich schon sehr früh gemacht und sie war essentiell, um meine Sinne zu erforschen und festzustellen, dass ich, wenn ich meiner Intuition vertraue, viel erreichen kann. So sind musikalische Ideen für mich Wegpunkte beim Spielen und das Spielen selbst ist die Wanderung, die diese verbindet. Ich ordne klingende Ideen in einer musikalischen Reise an.“ 
Dabei klingt „A Different Forest“ ebenso gefällig wie die meisten seiner Filmarbeiten. Übrigens ist Hauschka seit Juni 2018 Mitglied der Academy of Motion Picture Arts and Sciences und darf nun auch mitentscheiden, wer den Oscar für die beste Filmmusik bekommt. In diesem Jahr hat Hauschka schon an den Serien „Der Name der Rose“ und „Dublin Murders“ gearbeitet, dazu die Musik zur Dokumentation „Dialogue Earth“ komponiert.

Diskographie/Filmographie:
2004: Substantial
2005: The Prepared Piano
2006: Hauschka – What A Day (EP)
2007: Wortbrot (Filmmusik)
2007: Versions Of The Prepared Piano
2007: Room To Expand
2008: Höhere Gewalt (Filmmusik)
2008: Blosky (Filmmusik)
2008: Ferndorf
2009: Snowflakes & Car Wrecks (EP)
2009: Small Pieces (EP)
2009: Tales oft he Defeated (Filmmusik)
2010: Foreign Landscapes
2010: QC Notorious (Filmmusik)
2011: Salon Des Amateurs
2011: Pan Tone (mit Hildur Guðnadóttir)
2011: Schwerte Box Set (Angela Fette & Christian Jendreiko & Hauschka & Rosilene Luduvico & Tolouse Low Trax)
2011: Unbestimmt (mit Rosilene Luduvico)
2011: Youyoume (EP)
2012: Salon des Amateurs Remix EP1 (EP)
2012: Salon des Amateurs Remix EP2 (EP)
2012: Silfra (mit Hilary Hahn)
2012: Glück (Filmmusik)
2013: Schnee von gestern (Filmmusik)
2013: Salon des Amateurs Remixes
2014: Abandoned City
2014: Futuro Beach (Filmmusik)
2015: The Boy (Filmmusik)
2015: A NDO C Y
2016: Deutschland. Dein Selbstporträt (Filmmusik)
2016: Lion Original Motion Picture Soundtrack (Filmmusik – mit Dustin O’Halloran)
2016: Stürmische Ernte – In Dubious Battle (Filmmusik)
2016: Exodus Where I Come from Is Disappearing (Filmmusik)
2017: 1000 Arten Regen zu beschreiben (Filmmusik)
2017: What If
2017: The Current War (Filmmusik)
2017: Exodus – Der weite Weg (Filmmusik)
2017: Gunpowder (Filmmusik)
2018: Die Farbe des Horizonts (Adrift) (Filmmusik)
2018: Hotel Mumbai (Filmmusik)
2018: Patrick Melrose (TV-Serien-Musik)
2018: Ashes in the Snow (Filmmusik)
2019: A Different Forest
Playlist: 
01. Hauschka - I Can't Express My Deep Love (What If) - 03:33
02. Hauschka - Another Hike (A Different Forest) - 03:38
03. Hauschka - Opening (Was uns nicht umbringt) - 05:16
04. Hauschka - Feuer (1000 Arten Regen zu beschreiben) - 05:12
05. Hauschka - Blind (5 Movements) - 03:49
06. Hauschka - My Family Lived Here (I Closed My Eyes) - 04:07
07. Hauschka - Twins (The Prepared Piano) - 04:36
08. Hauschka - Hashima Island (A NDO C Y) - 04:11
09. Hauschka - Ping (Salon des Amateurs) - 03:48
10. Hauschka - Early In The Park (Foreign Landscapes) - 03:05
11. Hauschka - Unknown (Small Pieces) - 02:42
12. Hauschka - Wonder (Snowflakes & Car Wrecks) - 03:58
13. Hauschka - Blue Bycicle (Ferndorf) - 05:38
14. Hauschka - Chicago Morning (Room to Expand) - 04:57
15. Hauschka - Salvation (Adrift) - 05:26
16. Hauschka - Glück (Glück) - 04:21
17. Hauschka - First Taxi Trip (Patrick Melrose) - 02:59
18. Hauschka & Stefan Schneider - Common Exposure (Explorer's Club: 7. Belfast- Reykjavik) - 03:55
19. Hauschka - Forgive Me (Gunpowder) - 03:01
20. Hauschka  - Go Get Doc (In Dubious Battle) - 06:09
21. Hauschka & Hildur Guðnadóttir - cool gray #1 (Pan Tone) - 07:30
22. Hauschka & Hilary Hahn - Rift (Silfra) - 06:27
23. Hauschka & Dustin O'Halloran  - Arrival (Lion) - 04:27
24. Hauschka - Orange I (Substantial) - 04:10
25. Hauschka - Woodworkers (A Different Forest) - 06:29

Dienstag, 1. Januar 2019

Playlist #257 vom 06.01.2019 - BEST OF 2018

Wir blicken auf ein ereignisreiches Kinojahr zurück, das uns ebenso vielschichtige, unterschiedliche Filme präsentierte wie die dazugehörigen Soundtracks, von denen ich euch in der ersten Sendung in diesem Jahr einige meiner persönlichen Highlights vorstellen möchte. Da dürfen die von mir seit Jahren geschätzten Star-Komponisten James Newton Howard und Alexandre Desplat ebenso wenig fehlen wie Danny Elfman, Dustin O’Halloran, Hauschka und Nicholas Britell mit ihren ruhigeren Klängen, die beiden Radiohead-Musiker Jonny Greenwood und Thom Yorke mit ihren außergewöhnlichen Filmarbeiten oder Anna Meredith, Cliff Martinez und Rob mit ihren elektronisch geprägten Scores.

Mit Filmemacher Gus Van Sant verbindet Danny Elfman eine langjährige Zusammenarbeit, die 1995 mit „To Die For“ begann und über „Good Will Hunting“, das „Psycho“-Remake, „Milk“ und „Promised Land“ bis zum aktuellen Biopic „Don’t Worry, weglaufen geht nicht“ führt, in der Van Sant die wahre Geschichte des alkoholsüchtigen Partylöwen John Callahan (Joaquin Phoenix) erzählt, der nach einem Autounfall an den Rollstuhl gefesselt ist, aber durch eine skurrile Gruppe der Anonymen Alkoholiker wieder zurück ins Leben findet und nicht nur eine neue Liebe, sondern auch ein Talent für das Zeichnen von Cartoons entdeckt, mit denen er weltberühmt wird.
Elfman untermalt dieses komödiantische Drama mit einer eindringlichen Mischung aus wenigen akustischen Instrumenten, von denen immer wieder die Streicher und das Piano in den Vordergrund stehen und von Percussions und Petra Hadens Stimme verstärkt werden, mit der Elfman bereits bei „The Circle“ zusammengearbeitet hatte.
Das Piano steht auch in Dustin O’Hallorans (Oscar-nominiert für seine Arbeit an „Lion: Der lange Weg nach Hause“) Score zu Marc Turteltaubs Regiedebüt „Puzzle“ im Mittelpunkt. Der Film erzählt die Geschichte der Hausfrau Agnes (Kelly Macdonald), deren Leben sich nur um die Versorgung ihrer Männer und die Ordnung im Haushalt dreht. Als sie zum Geburtstag ein Puzzle geschenkt bekommt, erschließt sich ihr eine ganz neue Welt. Die Freude an ihrem neuen Hobby lässt sie sogar die Hausarbeit vergessen und Nachschub in einem Laden in der Stadt besorgen, wo sie auf eine Anzeige stößt, in der jemand einen Puzzle-Partner sucht. Die folgenden Treffen mit Robert (Irrfan Khan) helfen Agnes dabei, auch ihr eigenes Leben neu zu ordnen.
O’Halloran wusste nach dem Lesen des Skripts sofort, mit welchen musikalischen Mitteln er das Projekt angehen wollte. „In diesem Fall wusste ich schnell, dass ich mit einem kleinen Streicherensemble, Klavier und Holzbläsern arbeiten wollte“, erzählt der Komponist im Interview mit Deutschlandfunk Kultur. „Holzblasinstrumente vermitteln immer so einen etwas altmodischen Klangeindruck, und das passte gut zur Hauptfigur des Films, Agnes, die lieber puzzelt als ihr Smartphone zu benutzen. Und dann kam noch die Harfe dazu: Die hab‘ ich bislang sehr selten eingesetzt, aber in diesem Fall repräsentiert sie die besondere Magie, diese innere Schönheit, die Agnes an sich entdeckt.“
Auch Volker Bertelmann aka Hauschka hat sich im vergangenen Jahr mit einigen bemerkenswerten Scores hervorgetan, so zum romantischen Abenteuer-Drama „Die Farbe des Horizonts“ (Adrift) von Baltasar Kormákur, das von einem frischen Liebespaar erzählt, das von Tahiti aus mit dem Segelboot den Pazifik überqueren will und dabei in einen schweren Sturm gerät. Der in Düsseldorf lebende Komponist hat sich seit 2004 mit seiner Kunst, besondere Klangwelten durch präparierte Klaviere zu erzeugen, einen Namen gemacht und arbeitet seit 2007 zunehmend auch an Filmen wie „Glück“, „The Boy“ und „Stürmische Ernte“. In 2018 hat er nicht nur an der TV-Mini-Serie „Patrick Melrose“ mit Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle, sondern auch an den Filmen „Was uns nicht umbringt“, „Hotel Mumbai“, „Ashes in the Snow“ und eben „Die Farbe des Horizonts“ gearbeitet, wo er Streicher- und Piano-Klänge mit preparierten Drums Holzinstrumenten einsetzte.
Auch Daniel Hart, der als Violinist bei St. Vincent und Broken Social Scene tätig gewesen ist, bevor er ins Filmmusikgeschäft einstieg und so bemerkenswerte Scores zu „A Ghost Story“ und „Tumbletown“ kreierte, ist für seine eher minimalistisch orchestrierten Soundtracks bekannt. Mit dem Regisseur David Lowery arbeitet Hart seit „St. Nick“ (2009) regelmäßig zusammen und realisierte nach „The Saints – Sie kannten kein Gesetz“, „Elliot, der Drache“ und „A Ghost Story“ auch Lowerys neues Comedy-Crime-Drama „Ein Gauner & Gentleman“, in dem Robert Redford den mehrfachen Bankräuber Forrest Tucker spielt, dem es insgesamt 18 mal während seiner lebenslangen Haftstrafe gelungen ist, aus dem Gefängnis auszubrechen, auch von Alcatraz.
Hart komponierte einen wunderbar jazzigen, luftigen und melancholischen Score, der auch jenseits des Films einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Den großorchestralen Reigen eröffnet dann James Newton Howard, der 2018 an gleich drei Blockbuster-Produktionen beteiligt gewesen ist, beginnend mit dem Spionage-Drama „Red Sparrow“ von Francis Lawrence, mit dem der Komponist bereits an „I Am Legend“, „Wasser für die Elefanten“ und den letzten drei Filmen der „Tribute von Panem“-Reihe zusammengearbeitet hatte. Vor allem in der knapp 12-minütigen „Ouverture“, die musikalisch Bezug auf die Tanzkarriere der Protagonistin nimmt und Bezüge auf russische Komponisten wie Shostakovich aufweist, dokumentiert Howard seine kompositorische Klasse, ebenso in den ebenfalls sehr langen Tracks „Didn’t I Do Well?“ und „End Titles“ mit den elegischen Melodiebögen und feinen Choreinlagen.
„Mit Francis Lawrence zu arbeiten, macht immer Spaß. Seine Filme eröffnen große musikalische Möglichkeiten, während seine Kommunikationsfähigkeiten klar und beständig sind. Meine erste Aufgabe bei ‚Red Sparrow‘ bestand darin, ein zwölfminütiges Stück zu komponieren, das sowohl als Ballett als auch als Begleitung zu einer entfalteten Erzählung fungieren kann“, meint Howard. Seinen klassischen Wurzeln blieb der prominente Komponist, der bei acht Nominierungen immer noch auf seine erste Oscar-Auszeichnung wartet, auch in Walt Disneys „The Nutcracker and the Four Realms“ treu, an dessen Musik er zwei Jahre arbeitete und für die er sich immer wieder auf die berühmten Themen bezog, die Tchaikovsky für sein 1892 inszeniertes Ballett komponiert hatte. „Tchaikovsky ist einer der größten Melodien-Schreiber aller Zeiten. Die Farben des ,Nussknacker‘-Balletts sind ins Vokabular der Filmmusik übergegangen“, meint Howard. „Der Score ist sehr traditionell ausgefallen, mit großem Orchester, vielen Holzbläsern und Streichern, dazu Glockenspiel, Kirchen- und Chormusik“.
Großartig ist auch seine Arbeit zum neuen „Fantastische Tierwesen“-Abenteuer „Grindelwalds Verbrechen“ ausgefallen, dem erfolgreichsten Film des vergangenen Jahres. Howard setzte dazu ein 90-köpfiges Orchester und einen 40-stimmigen Chor ein, um ebenso spannende wie dunkle, humorvolle und berührende Momente stimmungsvolle zu untermalen.
Ebenso umtriebig war der französische Komponist Alexandre Desplat, zuletzt Oscar-prämiert für seine Arbeiten an Wes Andersons „Grand Budapest Hotel“ und Guillermo del Toros „The Shape of Water“. Zu Jacques Audiards dunklen Comic-Western „The Sisters Brothers“ schuf Desplat einen für das Genre mehr als ungewöhnlichen Score.
„Was könnte ich für einen Western schreiben? Weil der Film so anders ist, erlaubt er auch etwas anderes“, erzählt der Komponist im Interview mit Indiewire. „Es gibt keine Blechbläser, sondern eine kleine Jazz-Combo, die aber etwas seltsame, bedrückene, dunkle Musik spielt. Es war ein langer Prozess des Experimentierens und des Versuchs, nicht von Bernstein, Morricone oder sonstwem beeinflusst zu werden.“
Desplat ließ sich für seinen unorthodoxen Western-Score vom Jazz und Blues, aber auch von John Cage inspirieren, benutzte ein präpariertes Klavier, Timpani Drums und Cimbalon sowie eine von seiner Frau gespielten elektrischen Violine.
Außergewöhnlich ist auch die erneute Zusammenarbeit zwischen Wes Anderson und Alexandre Desplat beim Stop-Motion-Abenteuer „Isle of Dogs“ ausgefallen, nachdem sie bereits erfolgreich die Filme „Fantastic Mr. Fox“, „Moonrise Kingdom“ und „Grand Budapest Hotel“ verwirklicht haben.
„Es ist, als ob Mr. Fox mit der Atombombe zusammentrifft, es ist verrückt“, meint Desplat. „Der Reichtum des Visuellen ist einfach unglaublich. Die Detailfreude bei den Puppen. Ich habe so etwas noch nie zuvor gesehen. Die Musik ist ein Mix aus Japan, Wes Anderson und Desplat, die in einem Zimmer spielen. Halte nach dem Irrsinn Ausschau!“
Dagegen fallen Desplats Musik zu Chris Weitz‘ Drama um die Jagd nach Nazi-Verbrechern „Operation Finale“, Frederik Wiedmann Score zu dem Abenteuer-Road-Movie „Snow To Sand“ und Nicholas Britells Arbeit an Barry Jenkins‘ („Moonlight“) neuen Drama „Beale Street“ wieder etwas ruhiger und konventioneller aus, ehe Anna Meredith, Rob und Cliff Martinez mit ihren Scores demonstrieren, wie vielseitig mittlerweile wieder mit Synthesizern an Soundtracks gearbeitet wird. Zu den Oscar-Kandidaten für die beste Filmmusik zählen in diesem Jahr sicher auch der Schwede Ludwig Göransson, der für die Aufnahmen zum Marvel-Film „Black Panther“ nach Afrika gereist ist, um sich dort Inspirationen für die Untermalung des ersten schwarzen Superhelden im Marvel-Universum zu holen.
Und auch Spike Lee kehrt mit seinem neuen Film „BlacKkKlansman“ zum Rassissmus-Thema früherer Werke wie „Malcolm X“ und „Rodney King“ zurück, wozu Terence Blanchard einen furiosen Orchester-Funk-Mix kreierte. Funkig-groovig geht es auch in den beiden Heist Movies „Ocean’s 8“ und „King of Thieves“ zu, während die beiden Radiohead-Musiker Thom Yorke (zum „Suspiria“-Remake) und Jonny Greenwood (zu Lynne Ramsays Thriller-Drama „A Beautiful Day“) ebenso ungewöhnliche Klänge gefunden haben wie Oscar-Gewinner Justin Hurwitz („La La Land“) zu Neil Armstrongs humanistischen Weltraum-Trip „First Man“ und der im vergangenen Jahr verstorbene Isländer Jóhann Jóhannsson zum Horror-Drama „Mandy“.
Playlist:
01. Danny Elfman - Drawing Montage (Don't Worry, He Won't Get Far On Foot) - 03:01
02. Dustin O'Halloran - Puzzle Competition (Puzzle) - 02:39
03. Hauschka - Destination Unknown (Adrift) - 03:29
04. Hauschka - Opening (Was uns nicht umbringt) - 05:15
05. Carter Burwell - The Mortal Remains (The Ballad of Buster Scruggs) - 02:41
06. Daniel Hart - The Diner [Part One] (The Old Man and the Gun) - 03:11
07. James Newton Howard - Blonde Suits You (Red Sparrow) - 04:59
08. James Newton Howard - Sugar Plum and Clara (The Nutcracker and the Four Realms) - 07:42
09. James Newton Howard - Leta's Flashback (Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald) - 04:40
10. Alexandre Desplat - To Jacksonville (The Sisters Brothers) - 03:26
11. Alexandre Desplat - To Israel (Operation Finale) - 02:28
12. Frederik Wiedmann - Winter (Snow to Sand) - 03:02
13. Nicholas Britell - Agape (If Beale Street Could Talk) - 02:55
14. Trent Reznor & Atticus Ross - Big Wide World (Mid90s) - 03:19
15. Anna Meredith - MIDI (Eigth Grade) - 03:42
16. Cliff Martinez - Oh My God I Shot You (Game Night) - 05:05
17. Rob - Cave (Revenge) - 03:31
18. Ludwig Goransson - A Kings Sunset (Black Panther) - 04:28
19. Terence Blanchard - Photo Opps (BlacKkKlansman) - 03:39
20. Daniel Pemberton - OSR I - III (One Strange Rock) - 03:43
21. Daniel Pemberton - Nine-Ball (Ocean's 8) - 03:40
22. Benjamin Wallfisch - Night at Hatton Garden (King of Thieves) - 04:20
23. Thom Yorke - The Hooks (Suspiria) - 03:18
24. Jonny Greenwood - Tree Synthesizers (You Were Never Really Here) - 04:25
25. Alexandre Desplat - End Titles (Isle of Dogs) - 04:52
26. Justin Hurwitz - The Landing (First Man) - 05:32
27. Jóhann Jóhannsson - Mandy Love Theme (Mandy) - 04:39
28. Harry Gregson-Williams - "It's Not For Me" (Breath) - 06:58

Mittwoch, 1. August 2018

Playlist #246 vom 05.08.2018 - NEUHEITEN 2018 (4)

Dass die Filmmusik ein immer größeres Publikum erschließt, lässt sich nicht nur an der Veröffentlichung nahezu gefühlt jeden Soundtracks zu einem Film, einer Fernsehserie oder einem Videospiel ablesen, sondern auch an der wachsenden Zahl an Konzerten mit Filmmusik, Vinyl-Auflagen alter Soundtrack-Alben und Wiederveröffentlichungen verschiedener Werke als Deluxe oder Expanded Edition. So bekommt ihr in dieser Sendung nicht nur neue Werke von Danny Elfman, Roque Baños, Jeff Beal und Daniel Pemberton zu hören, sondern auch die aktuellen Soundtracks zu Serien wie „13 Reasons Why“, „Westworld“ und „12 Monkeys“ sowie reichlich mit bisher unveröffentlichtem Material versehene Re-Releases von Jerry Goldsmith, David Newman, John Williams und Alan Silvestri.

Nachdem bislang David Holmes dafür zuständig gewesen ist, die cool-groovende musikalische Untermalung für Steven Soderberghs „Ocean’s“-Reihe zu besorgen, hat Gary Ross, Regisseur des Spin-Offs „Ocean’s 8“, auf die vielseitigen Talente des Golden-Globe-nominierten Komponisten Daniel Pemberton („King Arthur“, „Steve Jobs“, „Man From U.N.C.L.E.“) zurückgegriffen, der für das gänzlich weibliche Heist-Team um Sandra Bullock einen vital pulsierenden Score aus mit Elementen Big-Band-Sound, Electronica, Jazz und Swing kreierte.
Dickon Hinchliffe ist nach seinem klassischen Studium an der Violine als Songwriter, Gitarrist und Violinist in der britischen Band Tindersticks tätig gewesen, die von der französischen Filmemacherin Claire Denis beauftragt wurde, zwei ihrer Filme zu vertonen. Anschließend komponierte Hinchliffe unter seinem eigenen Namen die Musik zu ihrem nächsten Film „Vendredi Soir“. Seither arbeitete er mit Filmemachern wie Ira Sachs („Forty Shades Of Blue“, „Little Men“), Michael Mann („Luck“), James Marsh („Red Riding“, „Project Nim“, „Shadow Dancer“), Scott Cooper („Out Of The Furnace“) und Debra Granik („Winter’s Bone“) zusammen. Für die abenteuerliche Rückkehr, die Will (Ben Foster) und seine Teenager-Tochter Tom (Thomasin Harcourt McKenzie) in „Leave No Trace“ zurück in die Wälder in Portland, Oregon, unternehmen, hat Hinchliffe wieder sehr leise, gefühlvolle Klänge gefunden.
Stephen Barton hat seine Karriere als Assistent von Harry Gregson-Williams („Shreks 1-4“, „The Chronicles of Narnia“, „Königreich der Himmel“) begonnen und seither die Musik für Fernsehshow und Videospiele wie „Titanfall“, „Call Of Duty: Modern Warfare“, „Niko and The Sword of Light“, „Unlocked“, „Cirque Du Soleil: Worlds Away“ und „Motorcity“ komponiert. Für die dritte und vierte Staffel von „12 Monkeys“ schuf der 2002 nach Los Angeles umgezogene Brite einen faszinierenden, überwiegend elektronischen Score, der deutlich macht, wie Barton als Mitglied der Abbey Road Studio’s Spatial Audio-Forschungsgruppe neue Soundtechnologien entwickelt.
Nach „Prison Break“, „Person of Interest“ und „Game of Thrones“ arbeitet der umtriebige Ramin Djawadi auch an der Sci-Fi-Serie „Westworld“. Der Soundtrack zur 2. Staffel enthält nicht nur das Hauptthema und die Kompositionen zur Serie, sondern auch neue, instrumentale Versionen verschiedener Songs wie „Heart-Shaped Box“ von Nirvana, „Runaway“ von Kanye West, „C.R.E.A.M.“ von Wu-Tang Clan, „Seven Nation Army“ von The White Stripes, „Codex“ von Radiohead und „Paint It Black“ von den Rolling Stones.
Das amerikanische Filmmusiklabel Varese Sarabande feiert sein 40-jähriges Jubiläum mit einer Reihe von hochwertigen Re-Releases, zu denen aktuell die Deluxe Edition von Jerry Goldsmiths feinem Action-Score zu Joe Dantes „Small Soldiers“ aus dem Jahre 1988, David Newmans elektronischer, fast poppiger Score zu schwarzhumorigen Highschool-Komödie „Heathers“ (1989) und John Williams‘ epischer Score zu dem John-Wayne-Western „The Cowboys“ (1972) zählen.
Auch Intrada bringt eine Reihe von teilweise erweiterten, neu gemasterten Neuauflagen an den Start, darunter gleich zwei von Altmeister Jerry Goldsmith. 1985 schuf Goldsmith den exotisch angehauchten Score zum in Zentralafrika spielenden Abenteuer-Drama „Baby – Secret Of The Lost Legend“, 1999 den orchestralen, mit einer Bouzouki exotisch veredelten Score zum Blockbuster „Die Mumie“. 2001 legte Alan Silvestri mit seiner Musik zu „Die Mumie kehrt zurück“ nach. Beide Soundtrack-Releases liegen nun jeweils als Doppel-CD mit der kompletten Musik zu den Filmen, alternativen Versionen und den Tracks der Original-Alben vor.
Für seinen Score zu Denis Villeneuves Drogen-Thriller-Drama „Sicario“ hat der isländische Komponist Jóhann Jóhannsson 2016 eine Oscar-Nominierung erhalten. Da er nach seinem plötzlichen Tod im Februar dieses Jahres für die Fortsetzung nicht mehr zur Verfügung stand, übernahm seine langjährige Kollaborateurin Hildur Guðnadóttir den Job, die Musik zu „Sicario: Day Of The Soldado“ zu komponieren.
„Jóhann und ich haben sehr eng an jedem einzelnen Projekt zusammengearbeitet, das wir in den vergangenen fünfzehn Jahren verwirklichten. Er ist gerade erst verstorben, so dass ich nicht wirklich verdaut habe, dass er nicht mehr hier ist. Aber ich fühle mich nicht so, als hätte ich einen Staffelstab übernommen, ich mache einfach mit der Arbeit weiter, die wir getätigt haben. Das fühlt sich sowohl natürlich als auch sehr surreal an“, erklärt Guðnadóttir, die mit Regisseur Stefano Sollima einen ganz anderen Ansatz für die Fortsetzung von „Sicario“ gewählt hat. „Ich denke, ‚Soldado‘ ist ein gefühlvollerer Film als der vorangegangene, und der Score folgt dieser Richtung. Dieser stellt einen eher klassischen Score dar, mit musikalischen Themen, die gewissen emotionalen Landschaften folgen. Das ist etwas, das Stefano sehr wichtig war. Er war sich auch der Tatsache bewusst, dass er nicht den ‚Sicario‘-Soundtrack wiederholt haben, sondern ganz oft in eine ganz andere Richtung gehen wollte.“ 
Aber auch von Jóhann Jóhannsson gibt es posthum etwas Neues. Vor seinem Tod konnte er noch die Musik zu „Mandy“ fertigstellen, einen Horrorfilm von Panos Cosmatos („Beyond the Black Rainbow“). Bevor der komplette Soundtrack im September erscheint, veröffentlichen Lakeshore Records und Invada Records vorab die Single „Children Of The New Dawn“.
Auf der anderen Seite der Erdkugel hat Thomas E. Rouch die Musik zum australischen Sci-Fi-Thriller „Alpha Gateway“ komponiert.
„Auch wenn es sich absolut um einen Sci-Fi-Film handelt, wird die Reise der wichtigsten Figuren in dem Film von einem tiefen emotionalen Wunsch vorangetrieben“, erklärt der Komponist. „Es war wichtig für mich, dass die Musik die Ehrfurcht und das Ausmaß der Wissenschaft mit der persönlichen Natur ihrer Aufgabe vereint. Um das zu erreichen, wollte ich immer eine Balance zwischen Licht und Dunkelheit, Kraft und Gefühl, Individualität und Universalität in jedem einzelnen Cue erreichen.“
Der Soundtrack zu „Alpha Gateway“ ist ebenso wie der zu spanisch-kolumbianischen Sci-Fi-Co-Produktion „Orbiter 9“ beim schwedischen Label MovieScore Media erschienen. Der Film von Hatem Khraiche erzählt die Geschichte von Helen, die nach dem Selbstmord ihrer Eltern ihr Leben ohne jeglichen menschlichen Kontakt auf Raumschiffen verbracht hat, bis ihr Alex begegnet, ein Monteur, der nicht nur eine Reparatur durchführt, sondern von dem Helen all das erfahren will, was es zum Zusammenleben mit anderen Menschen zu wissen gibt.
„Der Plot von ,Orbiter 9‘ ist ein reichhaltiger Cocktail: eine Love Story, die in einer dystopischen Zukunft spielt, und ebenso ein Thriller. In gleicher Weise besitzt der Score eine hybride Konstitution“, beschreibt der argentinische Komponist Federico Jusid („The Secret In Their Eyes“, „Isabel“). „Da gibt es ein Streichorchester, das um eine elektronische Soundpalette (und musikalische Architektur) herumsingt, und einige zusätzliche Klang-Signaturen, die unser Sounddesigner so wundervoll kreiert hat. Außerdem versucht der Score zwischen kalten Farben und einem mehr herzerwärmenden Ton zu oszillieren, je nachdem welcher Charakter gerade im Vordergrund steht, zwischen der Intimität der romantischen Begegnung und dem harschen Charakter der bewaffneten Gruppe, die unsere Protagonisten jagen.“
Sehr gefühlvolle Klänge gibt es schließlich von Danny Elfman zu dem Real-Life-Drama „Don’t Worry, weglaufen geht nicht“ von Gus Van Sant, von Volker Bertelmann alias Hauschka zu dem Hochsee-Überlebensabenteuer „Adrift“ und von Dustin O’Halloran zu Marc Turtletaubs Drama „Puzzle“ zu hören, elektronische Kost von Mark Isham zu der von Jodie Foster inszenierten „Black Mirror“-Folge „Arkangel“ und zur Serien-Adaption von Marvels „Cloak & Dagger“, Giorgio Moroder & Raney Shockne zur Serie „Queen of the South“ sowie Adrian Utley (Portishead) & Will Gregory (Goldfrapp) zu Paul Wrights Film „Arcadia“.
Ähnlich wie Oliver Stone für „JFK – Tatort Dallas“ Archivaufnahmen realer Begebenheiten verwendete, hat auch Rob Reiner in seinem neuen Film „Shock And Awe“ Aufnahmen von George W. Bush, Colin Powell und Donald Rumsfeld benutzt, um seine Geschichte von der Irak-Invasion im Jahre 2003 aus der Perspektive von zwei Journalisten zu erzählen, die die wahren Zusammenhänge aufdecken wollten.
Für die Musik zu „Shock And Awe“ ließ sich der fünffache Emmy®-Gewinner Jeff Beal („House of Cards“, „The Putin Interviews“) von John Williams inspirieren.
„Ich stelle mir ‚Shock And Awe‘ als Hommage an seine Arbeit vor: orchestral, harmonisch komplex, die Bestandteile patriotischer Musik verwendend, Trompete, Blechbläser, Drums, aber mit einem Sinn für Verlust und Schmerz“, erklärt Beal. „Unser Film feiert die wahren Journalisten-Helden, die die falschen Informationen über Saddams Massenvernichtungswaffen entlarven wollten, mit denen der Irakkrieg 2003 als Folge von 9/11 gerechtfertigt wurde. Auch wenn der Film in erster Linie ein Dokudrama darstellt, ist er auch ein politischer Thriller wie ‚Die Unbestechlichen‘, und ich wollte einen viszeralen, spannungsreichen und emotional angelegten Score schreiben.“ 
Und schließlich gibt es einen neuen Horror-Score von Altmeister Christopher Young („Hellraiser“, „The Dark Half“) zu hören, seine erste Musik überhaupt für ein Videospiel: „Wilson’s Heart“, die eine Hommage in Schwarz und Weiß an die Horror-Klassiker von Universal aus den 1930/1940er Jahren darstellt und für die Young für das Hauptthema eine Solo-Violine in den Vordergrund stellt und davon abgesehen eine Art Kammermusik komponierte. 
Playlist:
01. Daniel Pemberton - Spy (Ocean's 8) - 03:51
02. Dickon Hinchliffe - Lost (Leave No Trace) - 02:39
03. Stephen Barton - Death Can Be Undone, Love Cannot (12 Monkeys) - 03:33
04. Benjamin Wallfisch - Home (The Darkest Minds) - 03:41
05. Roque Baños - The Lost Kingdom Of The Moors (The Man Who Killed Don Quixote) - 03:36
06. John Williams - Will And Ann (The Cowboys) - 02:35
07. Andrew Powell - Discovering Rocket Gibraltar (Rocket Gibraltar) - 02:17
08. Carlos Rafael Rivera - Dear Roy (Godless) - 03:46
09. Jóhann Jóhannsson - Children Of The New Dawn (Mandy) - 05:31
10. Colin Stetson - Mothers & Daughters (Hereditary) - 03:00
11. David Newman - J.D.'s Final Stand (Heathers) - 02:58
12. Eskmo - Verdict (13 Reasons Why - Seasons 2) - 03:41
13. Jerry Goldsmith - The Assembly Line (Small Soldiers) - 02:43
14. Ramin Djawadi - Akane no Mai (Westworld - Season 2) - 03:33
15. Lorne Balfe - We Are Your Perfect Painting (Genius: Picasso) - 04:29
16. Hildur Gudnadottir - The Kidnap (Sicario - Day Of The Soldado) - 03:28
17. Federico Jusid - Secret Room (Orbiter 9) - 04:14
18. Mark Isham - A Day In The Park (Black Mirror: Arkangel) - 02:40
19. Mark Isham - Waiting (Cloak & Dagger) - 02:16
20. Anthony Marianelli - Black Hole Country (Far Cry 5: Lost On Mars) - 02:11
21. Steve Jablonsky - Will & Sarah (Skyscraper) - 03:56
22. Jeff Beal - Secret War Committee (Shock And Awe) - 03:21
23. Thomas E. Rouch - That's You (Alpha Gateway) - 02:20
24. Jorge Gomez - The Plot (Gotti) - 04:38
25. Hylton & Yoffee - Band Of Brothers (Best Shot) - 02:53
26. Adrian Utley & Will Gregory - Russell and Victor (Arcadia) - 02:26
27. Toydrum - Love Town [Mans a Pimp] (Future World) - 03:13
28. Giorgio Moroder & Raney Shockne - The Lifestyle (Queen Of The South) - 02:53
29. Dustin O'Halloran - Puzzle One (Puzzle) - 03:04
30. Danny Elfman - 12th Step (Don't Worry, He Won't Get Far On Foot) - 03:00
31. Hauschka - Salvation (Adrift) - 05:24
32. Christopher Young - Not Well At All (Wilson's Heart) - 02:35
33. Alan Silvestri - The Mummy Returns - End Credits (The Mummy Returns) - 02:29
34. Jerry Goldsmith - End Credits (The Mummy) - 08:01

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