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Sonntag, 3. September 2023

Playlist #379 vom 10.09.2023 - WILLIAM FRIEDKIN (1935-2023) Special

Mit Filmen wie „The French Connection“ und „Der Exorzist“ schrieb William Friedkin in den 1970er Jahren Kinogeschichte, aber auch in den nachfolgenden Jahren lieferte der perfektionistische Filmemacher immer wieder bemerkenswerte Filme wie „Cruising“, „Leben und Sterben in L.A.“, „Bug“ und „Killer Joe“ ab. Am 7. August 2023 verstarb Friedkin im Alter von 87 Jahren an Herzversagen und einer Lungenentzündung. 
William Friedkin wurde am 29. August 1935 als Sohn jüdischer Einwanderer aus der Ukraine geboren. Er absolvierte gerade so die High School und begann als Teenager, ins Kino zu gehen. Doch seine wahre Leidenschaft für Filme wurde erst 1960, im Alter von 25 Jahren, geweckt, als er Orson Welles‘ „Citizen Kane“ sah. Zu den weiteren Werken, die ihn als Teenager und jungen Erwachsenen beeindruckten, zählten Henri-Georges Clouzots „Die Diabolischen“ und „Lohn der Angst“ sowie Alfred Hitchcocks „Psycho“, aber auch Dokumentarfilme wie „Harvest of Shame“ (1960) trugen dazu bei, Friedkins Sinn für das Kino zu entwickeln. 
Seine Karriere begann Friedkin unmittelbar nach der High School in der Poststelle von WGN-TV, wo er innerhalb von zwei Jahren die Regie von Live-Fernsehshows und Dokumentationen übernahm, darunter die beim San Francisco International Film Festival ausgezeichnete Dokumentation „The People vs. Paul Crump“ (1962), die auch dazu führte, dass die Todesstrafe für Crump in eine lebenslängliche Haftstrafe umgewandelt wurde. Dieser Erfolg verhalf Friedkin zu einem Job bei Produzent David L. Wolper. 
1965 drehte er mit „Off Season“ eine der letzten Episoden von „The Alfred Hitchcock Hour“, zog nach Hollywood um und inszenierte zwei Jahre später mit Sonny und Cher seinen ersten Spielfilm, die Western-Komödie „Good Times“. Es folgten „The Birthday Party“, die Verfilmung eines unveröffentlichten Drehbuchs von Harold Pinter, die Musical-Komödie „Die Nacht, als Minsky aufflog“ mit Jason Robards und Britt Ekland sowie die Adaption von Mart Crowleys Stück „Die Harten und die Zarten“ über einen Freundeskreis von Homosexuellen. 
Seinen Durchbruch erzielte Friedkin mit dem Action-Thriller „The French Connection“. Gene Hackman und Roy Scheider verkörpern darin zwei befreundete New Yorker Detectives, die zwar in einem Jahr mehr Junkies festgenommen haben als ihre Kollegen, aber noch immer auf die große Festnahme warten. Die scheint sich zu ergeben, als sie erfahren, dass sich mit Alain Charnier (Fernando Rey) ein französischer Großdealer in New York aufhält. Charnier hat den französischen TV-Star Devereau (Frédéric de Pasquale) dazu überreden können, in dessen Auto 60 kg hochwertiges Heroin zu verstecken, um es an den Gangsterboss Weinstock (Harold Gary) zu verkaufen. Charnier, der mit seinem Killer Nicoli (Marcel Bozzuffi) in New York aufgetaucht ist, ist ein gewiefter Hund. Schnell merkt er, dass die Polizei ihn, Boca und die anderen Beteiligten beschattet… 
„The French Connection“ ist einer der düstersten und pessimistischsten Polizeifilme und fesselt durch seine realistische, quasi-dokumentarische Inszenierung und eine der berühmtesten Verfolgungsjagd der Filmgeschichte. Der Film gewann fünf Oscars, darunter für den besten Film, die beste Regie und den besten Hauptdarsteller (Gene Hackman). Dass „The French Connection“ keine Eintagsfliege gewesen ist, bewies Friedkin mit seinem nächsten Film. 
Seine Verfilmung von William Peter Blattys Bestseller „Der Exorzist“ (1973) revolutionierte das Horror-Genre und avancierte zu einem der erfolgreichsten Horror-Filme aller Zeiten. Der Film wurde für zehn Oscars nominiert – erneut für den besten Film und den besten Regisseur -, gewann aber nur zwei für das beste Drehbuch und den besten Sound. „Der Exorzist“ beginnt in einer Wüste im Nahen Osten, wo ein alter Mann durch eine archäologische Stätte zu einem Loch stolpert, in dem etwas die Aufmerksamkeit anderer auf sich gezogen hat. Die Sequenz ist nicht nur wegen ihrer entsättigten Bilder und der naturalistischen Darbietungen, die die Hitze, den Schweiß und die Feuchtigkeit des Ortes einfangen, erschreckend, sondern auch wegen eines Soundtracks, in dem ein summendes, eindringliches Geräusch zu hören ist, das an Fliegen erinnert und immer lauter und bedrohlicher wird. Dabei bekam Friedkin den Auftrag erst, nachdem andere Filmemacher, darunter Mike Nichols und Stanley Kubrick, ihn abgelehnt hatten. 
Warner Bros. hingegen war skeptisch gegenüber einem Mann, der den Ruf hatte, schwierig zu sein. „Es gibt Zeiten im Filmgeschäft, in denen es sich lohnt, als gefährlich psychotische Person angesehen zu werden“, erklärte Friedkin. „Blatty hat versucht, diesen Ruf zu pflegen, und gelegentlich habe ich das auch getan.“ Die Männer teilten die Ansicht, dass dies „eine einzigartige und originelle Geschichte“ sei. „Ich habe es nicht als Horrorfilm gesehen, ganz im Gegenteil, ich habe es als transzendent gelesen, wie Blatty es beabsichtigt hatte.“ 
Friedkin blieb sein ganzes Leben lang von dem Thema fasziniert und kehrte für seinen letzten Film, einen Dokumentarfilm über den ältesten lebenden Exorzisten, „The Devil and Father Amorth“ (2017), zu ihm zurück, in dem er während eines Exorzismus persönlich die Kamera bediente. 
Zusammen mit Francis Ford Coppola und Peter Bogdanovich zählte Friedkin zu den ersten Regisseuren des „New Hollywood“. Das Trio rief bei Paramount Pictures die Formation The Directors Company aus, die Friedkin aber schnell wieder verließ und von Paramount bald darauf geschlossen wurde. Mit seinen nachfolgenden Filmen hatte Friedkin allerdings weit weniger Erfolg. So ging das 22 Millionen teure Drama „Atemlos vor Angst“ (1977), sein Remake von „Lohn der Angst“ mit Roy Scheider in der Hauptrolle, im Schatten des eine Woche zuvor gestarteten Blockbusters „Star Wars“ ebenso unter wie die Krimi-Komödie „Das große Dings bei Brinks“ (1978). 
1980 verfilmte Friedkin mit „Cruising“ den Thriller von Gerald Walker mit Al Pacino in der Hauptrolle als Cop, der einen Serienmörder sucht, der in den 1970er Jahren in New York City homosexuelle Männer tötete. Der Film löste bereits im Vorfeld heftige Kontroversen in Homosexuellenkreisen aus, weil befürchtet wurde, dass sie zu negativ dargestellt würden. In einem Artikel vom 16. Juli 1979 rief „The Village Voice“-Kolumnist Arthur Bell dazu auf, die Produktion, wo möglich, zu behindern. Es kam zu Protestveranstaltungen während der Dreharbeiten und zum Filmstart in den USA. 
Nachdem Friedkin im März 1981 eine Herzattacke aufgrund eines genetischen Defekts erlitten hatte, die Monate der Rehabilitation erforderten, drehte er 1983 die Satire „Das Bombengeschäft“ mit Chevy Chase, Gregory Hines und Sigourney Weaver in den Hauptrollen, dann die Musikvideos für Barbra Streisands „Somewhere“ und Laura Branigans „Self Control“. 
Mit dem Thriller „Leben und Sterben in L.A.“ (1985) kehrte Friedkin wieder zu alter Stärke zurück, und auch das Justizdrama „Rampage – Anklage Massenmord“ (1987) erhielt recht gute Kritiken. Es folgten der Horror-Thriller „Das Kindermädchen“ (1990), der Erotik-Thriller „Jade“ (1995), das Drama „Rules – Sekunden der Entscheidung“ (2000) und „Die Stunde des Jägers“ (2003). Im Jahr 2006 gab Friedkin sein Debüt als Opernregisseur an der Bayerischen Staatsoper mit „Salome“ von Richard Strauss und „Das Gehege“ von Wolfgang Rihm. Im gleichen Jahr wurde sein Horrorfilm „Bug“ veröffentlicht, der ebenso wie sein nächster Film auf einer Vorlage von Tracy Letts basiert. 2011 erhielt Friedkin für „Killer Joe“ seine erste Einladung in den Wettbewerb der 68. Internationalen Filmfestspiele von Venedig. Die schwarze Komödie wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter der Saturn Award für den besten Independentfilm. Ende August 2022 wurde bekannt, dass Friedkin eine Verfilmung von Herman Wouks Broadway-Stück „The Caine Mutiny Court-Martial“ plant, das auf seinem mehrfach verfilmten Roman „Die Caine war ihr Schicksal“ basiert. Die Hauptrolle des Lt. Commander Queeg übernahm Kiefer Sutherland, der Friedkin in der Fernsehserie „24“ (2001–2010) aufgefallen war. Friedkin konnte den Film noch fertigstellen, starb aber vor der geplanten Premiere des Filmes bei den Filmfestspielen von Venedig 2023. 
 

Filmographie: 

1962: The People vs. Paul Crump (Fernseh-Dokumentation) 
1965: The Bold Men (Fernseh-Dokumentation) 
1965: Alfred Hitchcock Presents (Fernsehserie, Folge Off Season) 
1965: Pro Football: Mayhem on a Sunday Afternoon (Fernseh-Dokumentation) 
1965: Time-Life Specials: The March of Time (Fernseh-Dokumentation) 
1966: US-Polizei im Kreuzverhör (The Thin Blue Line; Fernseh-Dokumentation) 
1967: Good Times 
1967: The Pickle Brothers (Fernsehfilm) 
1968: The Birthday Party 
1968: Die Nacht, als Minsky aufflog (The Night They Raided Minsky’s) 
1969: Die Harten und die Zarten (The Boys in the Band) 
1971: Brennpunkt Brooklyn (The French Connection) 
1973: Der Exorzist (The Exorcist) 
1975: Conversations with Fritz Lang (Dokumentarfilm) 
1977: Atemlos vor Angst (Sorcerer) 
1978: Das große Dings bei Brinks (The Brink’s Job) 
1980: Cruising
1983: Das Bombengeschäft (Deal of the Century) 
1984: Laura Branigan - Self Control (Musikvideo) 
1985: Barbra Streisand – Somewhere (Musikvideo) 
1985: Leben und Sterben in L.A. (To Live and Die in L.A.) 
1985: Twilight Zone (Fernsehserie, Folge Nightcrawlers) 
1986: C.A.T. – Die Elite schlägt zurück (C.A.T. Squad; Fernsehfilm) 
1987: Rampage – Anklage Massenmord (Rampage) 
1988: C.A.T. – Operation Python Wolf (C.A.T. Squad: Python Wolf; Fernsehfilm) 
1990: Das Kindermädchen (The Guardian) 
1992: Geschichten aus der Gruft (Tales from the Crypt; TV-Serie, Folge On a Deadman’s Chest) 
1994: Blue Chips 
1994: Rebel Highway (TV-Serie, 1 Folge) 
1994: Jailbreakers – Jung und Vogelfrei (Jailbreakers; Fernsehfilm) 
1995: Jade 
1997: Die 12 Geschworenen (12 Angry Men; Fernsehfilm) 
1998: Johnny Hallyday – Ce que je sais (Musikvideo) 
2000: Rules – Sekunden der Entscheidung (Rules of Engagement) 
2003: Die Stunde des Jägers (The Hunted) 
2006: Bug 
2007: The Painter’s Voice (Kurzfilm) 
2007/2009: CSI: Vegas (Fernsehserie, Folgen Mascara & Cockroaches) 
2011: Killer Joe 
2017: The Devil and Father Amorth (Dokumentarfilm) 
 

Playlist: 

1. Mike Oldfield - Georgetown / Tubular Bells (The Exorcist) - 03:15 
2. Arthur B. Rubinstein - The Seduction (Deal of the Century) - 02:42 
3. Tangerine Dream - Creation (Sorcerer) - 05:05 
4. Wang Chung - Every Big City (To Live and Die in L.A.) - 05:10 
5. Jack Nitzsche - Opening (Cruising) - 01:43 
6. Tangerine Dream - Nebulous Jungle Path (Sorcerer) - 07:21 
7. Don Ellis - Subway (The French Connection) - 03:48 
8. Lalo Schifrin - Suite from the Unused Score (The Exorcist) - 11:06 
9. Ennio Morricone - Since Childhood (Rampage) - 03:23 
10. Loreena McKennitt - The Mystic's Dream (Jade) - 07:43 
11. Mark Isham - On the Threshold of Liberty (Rules of Engagement) - 07:28 
12. Brian Tyler - Peterception (Bug) - 03:04 
13. Brian Tyler - A Vision of War (The Hunted) - 02:33 
14. Tyler Bates - Rabbits Scream (Killer Joe) - 03:11 
15. Ennio Morricone - Rampage (Rampage) - 04:01 
16. Wang Chung - To Live and Die in L.A. (To Live and Die in L.A.) - 04:54 
17. James Horner - Matt Hets Turned On (Jade) - 04:46 
18. Tangerine Dream - Betrayal (Sorcerer) - 03:43 
19. Jack Hues - Finale (The Guardian) - 04:15 
20. Don Ellis - Hotel Chase (The French Connection) - 05:30 
21. Tyler Bates - Texas Motel (Killer Joe) - 02:41 
22. Tangerine Dream - In the Mist of the Night (Sorcerer) - 05:51 
23. Ennio Morricone - Recollections (Rampage) - 03:43 
24. Wang Chung - City of the Angels (To Live and Die in L.A.) - 09:18

Dienstag, 4. August 2020

Playlist #299 vom 16.08.2020 - AL PACINO Special

Al Pacino zählt nicht zuletzt wegen seiner acht Oscar-Nominierungen und einer Auszeichnung mit dem begehrten Filmpreis für seine Hauptrolle in „Der Duft der Frauen“ zu den herausragendsten Charakterdarstellern seiner Zeit. Am 25. April dieses Jahres feierte der prominente amerikanische Schauspieler, Regisseur und Produzent, der zuletzt in der Amazon-Prime-Serie „Hunters“ als Nazi-Jäger in den USA, in der Netflix-Produktion „The Irishman“ und in einer Nebenrolle in Quentin Tarantinos „Once Upon a Time in Hollywood“ zu sehen war, seinen 80. Geburtstag. Grund genug, Pacino mit Auszügen aus den Soundtracks zu Filmen wie „Der Pate“, „Scarface“, „City Hall“, „Donnie Brasco“, „Carlito’s Way“, „Heat“ und vielen anderen musikalisch in meiner Sendung zu würdigen.

Alfredo James „Al“ Pacino wurde am 25. April 1940 in New York als Sohn des Versicherungsagenten Salvatore Pacino und seiner italienisch-amerikanischen Frau Rose geboren, wuchs nach deren Scheidung bei seinen sizilianischen Großeltern in der South Bronx auf und besuchte im Alter von 17 Jahren die Manhattan School of Performing Arts. Sein seit der Kindheit vorhandenes Interesse an der Schauspielerei mündete in dem Besuch der beiden renommierten New Yorker Schauspielschulen von Herbert Berghof (HB Studio) und Lee Strasberg (The Actors Studio). Bereits zu jener Zeit spielte Pacino in erfolgreichen Theaterstücken wie „The Connection“ und „The Indian Wants the Bronx“.
Vom späteren Filmproduzenten Martin Bregman wurde Pacino bei einem Off-Broadway-Auftritt für Hollywood entdeckt, wo er 1969 sein Debüt in Fred Coes Drama „Ich, Natalie“ feierte. Seine bemerkenswerte Darstellung in Jerry Schatzbergs Liebesdrama „Panik im Needle Park“ (1971) führte zu Pacinos legendärer Rolle als Michael Corleone in Francis Ford Coppolas Mafia-Epos „Der Pate“ (1972) und brachte ihm seine erste Oscar-Nominierung ein. In Sidney Lumets „Hundstage“ (1975) spielte der junge Pacino einen nervöser und verzweifelter werdenden Bankräuber und Geiselnehmer, in William Friedkins Serienkiller-Thriller „Cruising“ (1980) einen Undercover-Cop, den seine Ermittlungen auch in die schwule S/M-Szene führen.
In den 1980er und 1990er Jahren hatte Pacino seine beste Zeit, brillierte in Brian De Palmas Krimi-Drama „Scarface“ (1983) als Kokskönig Tony Montana, in Harold Beckers Erotik-Thriller „Sea of Love – Melodie des Todes“ als Detective Frank Keller und ein letztes Mal in seiner Paraderolle als Michael Corleone in Coppolas Abschluss seiner „Der Pate“-Trilogie (1990).
Legendär sind Pacinos Oscar-prämierte Darstellung als blinder Gentleman in „Der Duft der Frauen“ (1992), Brian De Palmas Krimi-Drama „Carlito’s Way“ (1993), Michael Manns Thriller „Heat“ (1995), Harold Beckers Polit-Drama „City Hall“ (1996), Mike Newells Mafia-Drama „Donnie Brasco“ (1997), Taylor Hackfords Mystery-Thriller „Im Auftrag des Teufels“ (1997), Michael Manns Thriller-Drama „Insider“ und Oliver Stones Sport-Drama „An jedem verdammten Sonntag“ (beide 1999). Danach war Pacino zwar weiterhin sehr produktiv, aber kaum noch in sehenswerten Filmen zu sehen. Ausnahmen bildeten seine Golden-Globe-prämierte Darstellung als AIDS-kranker Schwulenhasser in der TV-Mini-Serie „Angels in America“ (2000) und Martin Scorseses, für Netflix produziertes Mafia-Drama „The Irishman“, bei dem Pacino das vierte Mal (nach „Der Pate“, „Heat“ und „Kurzer Prozess“) neben seinem Freund und Kollegen Robert De Niro vor der Kamera stand und dafür seine aktuell letzte Oscar-Nominierung einheimste.
Zuletzt war er als Holocaust-Überlebender und Nazijäger Meyer Hoffman in der Amazon-Serie „Hunters“ zu sehen. Der achtmal für einen Oscar nominierte Schauspieler ist aber auch dem Theater treu geblieben – als Darsteller ebenso wie als Regisseur und Produzent. So wurden seine Schauspiel-Leistungen in David Rabes „The Basic Training of Pavlo Hummel“ und Don Petersons „Does a Tiger Wear a Necktie?“ mit je einem Tony Award prämiert. Außerdem stand er als langjähriges Mitglied von David Wheelers Experimental Theatre Company in Boston unter anderem in „Richard III.“ und Bertolt Brechts „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ auf der Bühne, war in New York und London in David Mamets „American Buffalo“, in New York als Titelheld in „Richard III.“, als Mark Anton in „Julius Cäsar“ und Oscar Wildes „Salome“ zu sehen. Als Regisseur und Drehbuchautor realisierte er „Al Pacino’s Looking for Richard“ (1996) und „Salomaybe?“ (2011), inszenierte zudem im Jahr 2000 das Stück „Chinese Coffee“ und im Jahr 2013 „Salomé“.

Filmographie:
1969: Ich, Natalie (Me, Natalie)
1971: Panik im Needle Park (The Panic in Needle Park)
1972: Der Pate (The Godfather)
1973: Asphalt-Blüten (Scarecrow)
1973: Serpico
1974: Der Pate – Teil II (The Godfather: Part II)
1975: Hundstage (Dog Day Afternoon)
1977: Bobby Deerfield (Bobby Deerfield)
1979: … und Gerechtigkeit für alle (…And Justice for All)
1980: Cruising
1982: Daddy! Daddy! Fünf Nervensägen und ein Vater (Author! Author!)
1983: Scarface (Scarface)
1985: Revolution
1989: Sea of Love – Melodie des Todes (Sea of Love)
1989: The Local Stigmatic (Kurzfilm)
1990: Dick Tracy
1990: Der Pate – Teil III (The Godfather: Part III)
1991: Frankie & Johnny (Frankie and Johnny)
1992: Glengarry Glen Ross
1992: Der Duft der Frauen (Scent of a Woman)
1993: Carlito’s Way
1995: 25 Cents – Höre nie auf, dir etwas zu wünschen (Two Bits)
1995: Heat
1996: City Hall
1996: Al Pacino’s Looking for Richard
1997: Donnie Brasco
1997: Im Auftrag des Teufels (The Devil’s Advocate)
1999: Insider (The Insider)
1999: An jedem verdammten Sonntag (Any Given Sunday)
2000: Chinese Coffee
2002: Insomnia – Schlaflos (Insomnia)
2002: S1m0ne
2002: Im inneren Kreis (People I Know)
2003: Der Einsatz (The Recruit)
2003: Liebe mit Risiko – Gigli (Gigli)
2003: Engel in Amerika (Angels in America, Fernsehserie, 6 Folgen)
2004: Der Kaufmann von Venedig (The Merchant of Venice)
2005: Das schnelle Geld (Two for the Money)
2007: 88 Minuten (88 Minutes)
2007: Ocean’s 13 (Ocean’s Thirteen)
2008: Kurzer Prozess – Righteous Kill (Righteous Kill)
2009: Salomaybe?
2010: Ein Leben für den Tod (You Don’t Know Jack)
2011: Ein Cop mit dunkler Vergangenheit – The Son of No One
2011: Wilde Salome
2011: Jack und Jill (Jack and Jill)
2012: Stand Up Guys
2013: Der Fall Phil Spector (Phil Spector)
2014: Manglehorn
2014: Der letzte Akt (The Humbling)
2015: Mr. Collins' zweiter Frühling (Danny Collins)
2016: Ruf der Macht – Im Sumpf der Korruption (Misconduct)
2017: The Pirates of Somalia
2017: Hangman – The Killing Game (Hangman)
2018: Paterno (Fernsehfilm)
2019: Once Upon a Time in Hollywood
2019: The Irishman
2020: Hunters (Fernsehserie, 10 Folgen)
Playlist:
1. Nino Rota - The Godfather Finale (The Godfather) - 03:51
2. Dave Grusin - Main Title Theme (Bobby Deerfield) - 02:16
3. Dave Grusin - Ballad for God (… and Justice for All) - 02:47
4. James Newton Howard - Main Title (Glengarry Glen Ross) - 04:53
5. Thomas Newman - Park Ave. (Scent of a Woman) - 04:30
6. Thomas Newman - The Great Work Begins (Angels in America) - 03:57
7. Patrick Doyle - Donnie and Lefty (Donnie Brasco) - 04:28
8. Patrick Doyle - Remember Me (Carlito's Way) - 04:51
9. Elliot Goldenthal - Of Helplessness (Heat) - 02:42
10. Giorgio Moroder - Manny (Scarface) - 03:45
11. Richard Horowitz - Cap in the Hospital (Any Given Sunday) - 02:26
12. Trevor Jones - Theme Reprise (Sea of Love) - 02:15
13. Nino Rota - The Brothers Mourn (The Godfather - Part II) - 03:21
14. Danny Elfman - Blank Gets the Goods (Dick Tracy) - 02:26
15. Frederik Wiedmann - An Old Case (Hangman) - 03:07
16. David Wingo & Explosions In The Sky - Can You Believe It? (Manglehorn) - 03:45
17. Lisa Gerrard & Pieter Bourke - Sacrifice (The Insider) - 07:42
18. David Julyan - Closing Titles (Insomnia) - 04:05
19. John Powell - Opening (Gigli) - 03:28
20. Klaus Badelt - To the Farm (The Recruit) - 03:16
21. Mikis Theodorakis - Alone in the Apartment (Serpico) - 04:10
22. David Holmes - The Nose (Ocean's Thirteen) - 02:30
23. Christophe Beck - Losing Streak (Two for the Money) - 03:52
24. Robbie Robertson - Theme for the Irishman (The Irishman) - 04:36
25. Trevor Jones - Westminster (Richard III) - 03:14
26. James Newton Howard - Lovemaking (The Devil's Advocate) - 03:32
27. Jerry Goldsmith - Take A Vacation (City Hall) - 03:35
28. Dave Grusin - Always Leaving (Author! Author!) - 02:04
29. Lisa Gerrard & Pieter Bourke - Liquid Moon (The Insider) - 04:06
30. Jack Nitzsche - Suite (Cruising) - 05:19
31. Henry Mancini - In and Out of Love Montage (Me, Natalie) - 07:27

Sonntag, 10. Mai 2015

Playlist #163 vom 17.05.2015 - SEAN PENN Special

Sean Penn zählt nicht nur zu einem der bekanntesten Vertreter des Method Acting, mit seiner akribischen Vorbereitung auf seine Rollen ist er zu einem der prominentesten Darsteller in Hollywood avanciert und hat sich längst auch als Regisseur einen Namen gemacht. Nachdem er in den vergangenen Jahren eher in kleineren Rollen zu sehen war, kehrt er nun in „The Gunman“ mit einer sehr physisch präsenten Hauptrolle auf die Leinwand zurück.
Als Sohn von Regisseur Leo Penn und Schauspielerin Eileen Ryan war der Weg von Sean Penn ins Filmgeschäft bereits vorgezeichnet. Ebenso wie sein jüngerer, am 24.01.2006 verstorbene Bruder Chris zog es Sean Penn zur Schauspielerei, während sein älterer Bruder Michael Musiker wurde. Schon in seiner Jugend drehte Sean Penn mit seinem Bruder Chris und den Freunden Charlie Sheen, Emilio Estevez und Rob Lowe zahlreiche Super-8-Kurzfilme, ehe er nach der High School Schauspielunterricht nahm und nebenbei am Group Repertory Theatre in Los Angeles als Laufbursche und Assistent arbeitete.
Kaum hatte er sein Schauspiel-Debüt am Broadway in dem Stück „Heartland“ absolviert, wurde Hollywood auf den talentierten Darsteller aufmerksam. In seinem Kinodebüt „Die Kadetten von Bunker Hill“ (1981) stand er neben Tom Cruise vor der Kamera. Es folgten die Highschool-Komödie „Ich glaub‘, ich steh im Wald“ und Dennis Hoppers sozialkritischer Copthriller „Colors – Farben der Gewalt“, bevor er mit Filmen wie „Carlito’s Way“ und „Dead Man Walking“ den Durchbruch schaffte und seine ersten Golden-Globe- bzw. Oscar-Nominierungen erhielt.
Weitere Academy-Awards-Nominierungen brachten ihm seine Darstellungen in Woody Allens Komödie „Sweet and Lowdown“ und Nick Cassavetes‘ Behinderten-Drama „Ich bin Sam“ ein.
1991 feierte Penn mit „Indian Runner“ sein Regiedebüt. Der Film erzählt die Geschichte des ordnungsliebenden, gesetzestreuen Kleinstadt-Sheriffs Joe Roberts (David Morse), der schwer damit zu kämpfen hat, einen Kriminellen in Notwehr erschossen zu haben. Sein aus Vietnam zurückgekehrter Bruder Frank (Viggo Mortensen) gerät dagegen immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt und kehrt nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis seiner Heimatstadt den Rücken. Erst nach dem Selbstmord seines Vaters wird er von Joe und dessen Frau Maria im Elternhaus aufgenommen, doch dann bricht Franks jähzorniges Temperament durch.
Obwohl stark mit David Morse, Patricia Arquette, Viggo Mortensen und Dennis Hopper besetzt, konnte das ruhig erzählte Drama Publikum und Kritik nicht gänzlich überzeugen.
Penn zeigt ein in Hollywood wenig porträtiertes Amerika fernab aller Bilderbuchvorstädte. So erinnert ,Indian Runner' an das englische Arbeiterkino der Sechziger Jahre und etabliert einen tristen Handlungsort, den der American Dream nie erreicht hat. Die stärksten Momente des Films setzen sich damit auseinander, doch insgesamt weiß der Film zu wenig mit seinem Sujet anzufangen, bleibt ein bisschen schwammig und läuft zu sehr am Zuschauer vorbei“, meint filmsucht.org.
1995 folgte mit „Crossing Guard – Es geschah auf offener Straße“ Sean Penns zweite Regiearbeit, in der Jack Nicholson als rachsüchtiger Säufer Freddy Gale überzeugt, der nach dem Unfalltod seiner Tochter darauf wartet, dass der verantwortliche Fahrer John Booth (David Morse) aus dem Gefängnis entlassen wird. Als es endlich so weit ist, bringt es Freddy aber nicht über sich, Booth zu töten, und lässt sich auf einen merkwürdigen Deal ein, den Booth ihm vorschlägt.
Sean Penns Inszenierung ist nicht immer fulminant. Die schnitttechnische Gegenüberstellung von Stripclub und Trauergeschichten - recht offensichtlicher Symbolismus für den Verfall der Moral - ist etwas dick aufgetragen, doch der Film kratzt immer dann an Brillanz, wenn Jack Nicholson und David Morse agieren. Beide liefern unglaublich intensive Darstellungen ab, die derart mitreißend sind, dass man einerseits dem einen, andererseits dem anderen ein Happy End wünscht. Und dennoch weiß man, dass es für keinen eines geben kann. Das Finale ist grandios, erweist John Booth seinem Verfolger Freddy doch das vielleicht größte Geschenk, das er ihm machen könnte: Er führt ihn an einen Ort, an dem er endlich trauern kann“, heißt es bei movieman.de.
Mit Jack Nicholson arbeitete Sean Penn auch bei seinem dritten Film zusammen. Nach „Crossing Guard“ waren beide auf der Suche nach dem passenden Projekt und stießen auf Friedrich Dürrenmatts Krimi-Drama „Das Versprechen“ aus dem Jahre 1958, das bereits mit Heinz Rühmann und Gert Fröbe erfolgreich verfilmt wurde. Penn verlegte die Geschichte in die USA und besetzte Nicholson in der Rolle des kurz vor der Pensionierung stehenden Detectives Jerry Black, der den Fall eines sexuell missbrauchten und bestialisch ermordeten Mädchens aufzuklären hat. Er verspricht der Mutter des ermordeten Mädchens, den Täter zu fassen, doch als der vermeintliche Mörder verhaftet wird, ist Jerry nach wie vor davon überzeugt, dass der wahre Täter sich noch irgendwo da draußen herumtreibt und bereits sein nächstes Opfer sucht. Black plant eine riskante Falle und bringt damit das Leben eines weiteren Mädchens in Gefahr.
„Das Beste an diesem ungewöhnlichen, in vieler Hinsicht aus dem Rahmen fallenden Film sind aber die atemberaubenden, alptraumhaften Bilder, die Penn gelingen. Oft ganz nah auch an den toten Dingen, manchmal ganz aus der Distanz: Etwa wie Nicholson durch hunderte von Truthähnen schreitet, wie er dort im riesigen Stall die Todesnachricht überbringt – gefilmt in der Totale. Oder später, wie er im Wald wartet, voller Gewißheit: Irgendwo draußen ist er. Der Mörder. Dem Zuschauer wird die letzte Sicherheit vorenthalten. Aber der Raum, erfahren wir hier, Schicksal und Reichtum Amerikas, ist auch Bedrohung. Und die Welt ist eine Hölle“, urteilt Rüdiger Suchsland in seiner Rezension auf artechock.de.
Davor war Penn in starken Hauptrollen zu sehen, so in Oliver Stones "U-Turn", David Finchers "The Game" (beide 1997) und in Terrence Malicks Kriegsdrama "Der schmale Grat" (1998).
Nachdem Penn den amerikanischen Part zum Episodenfilm „11‘09“01 – September 11“ beigesteuert hatte, adaptierte er 2007 das biografische Drama „Into The Wild“ von Jon Krakauer. Es erzählt die wahre Geschichte des erfolgreichen Hochschulabsolventen Christopher McCandless (Emile Hirsch), der im Sommer 1990 seine Ersparnisse der Wohlfahrt spendet, sich von seinen gut situierten Eltern (William Hurt und Marcia Gay Harden) lossagt und durch die Vereinigten Staaten reist, auf der Suche nach sich selbst, wobei er die unterschiedlichsten Gebiete und Menschen kennenlernt.
„Regisseur Penn inszeniert seine epische Geschichte mit feinem Händchen und entfacht einen wahren poetischen Rausch an atemberaubenden Bildertableaus, die mit bewegenden Folksongs von Pearl-Jam-Frontmann Eddie Vedder unterlegt sind – eindeutig die größte Stärke und Motors des Films, der mit 140 Minuten eine beachtliche Länge aufweist. ‚Into The Wild‘ ist pure Poesie“, findet Carsten Baumgardt auf filmstarts.de.
Danach überzeugte Sean Penn als Hauptdarsteller in Gus Van Sants Drama „Milk“ (2008). Nach seinem ersten Oscar für seine Leistung in Clint Eastwoods Drama „Mystic River“ (2004) erhielt er für seine Hauptrolle des homosexuellen Harvey Milk seinen zweiten Academy Award. Es folgten so unterschiedliche Filme wie Doug Limans Thriller-Drama „Fair Game“ (2010), Terrence Malicks spirituelles Epos „The Tree of Life“ (2011) und Paolo Sorrentinos unkonventionelles Road Movie „Cheyenne – This Must Be the Place“, in dem Penn einen alternden Rock-Star spielt, der das Lebenswerk seines Vaters beenden und den vergreisten Schänder finden will, der seinem Vater in Ausschwitz das Leben zur Hölle gemacht hatte.
Zuletzt war Penn 2013 mit kleineren Rollen in „Gangster Squad“ und „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ zu sehen. Nun kehrt er als ehemaliger Special-Forces-Angehöriger Jim Terrier in Pierre Morels Action-Thriller „The Gunman“ auf die Leinwand zurück. Nachdem Terrier mit seiner Elite-Einheit 2006 in der Demokratischen Republik Kongo ein tödliches Attentat auf den einheimischen Bergbauminister verübt hatte, beendete Terrier seinen Dienst und muss acht Jahre später feststellen, dass jemand systematisch Jagd auf die Mitglieder seiner früheren Truppe macht.
Der an sich öffentlichkeitsscheue Penn zog in den 1980er Jahren extra von Los Angeles nach San Francisco, damit seine zwei Kinder fernab vom Hollywood-Trubel aufwachsen konnten, doch die Heirat mit Pop-Star Madonna bescherte ihm ab 1985 wieder verstärktes Medieninteresse. Er blieb aus Protest gegen die Filmindustrie sogar jahrelang den Oscar-Verleihungen fern, bis er sich 2004 von Regisseur Clint Eastwood erweichen ließ und bei seiner vierten Nominierung erstmals den Feierlichkeiten beiwohnte und gleich seinen ersten Academy Award in Empfang nehmen durfte. Nachdem die Ehe mit Madonna, die ihrem Mann das Album „True Blue“ widmete, 1989 wieder geschieden wurde, war er von 1996 bis 2010 mit der Schauspielerin Robin Wright verheiratet, mit der er zwei Kinder hat. Seit Januar 2014 ist er mit der südafrikanischen Schauspielerin Charlize Theron liiert.

Filmographie:
1974: Unsere kleine Farm (Little House on the Prairie, Fernsehserie, Folge "Eine Glocke für Walnut Grove")
1979: Barnaby Jones (Fernsehserie)
1981: Hellingers Gesetz (Hellinger’s Law, Fernsehfilm)
1981: Randys Tod (The Killing of Randy Webster, Fernsehfilm)
1981: Die Kadetten von Bunker Hill (Taps)
1982: Ich glaub’, ich steh’ im Wald (Fast Times at Ridgemont High)
1983: Summerspell (Biografie)
1983: Bad Boys – Klein und gefährlich (Bad Boys)
1984: Crackers – Durch die Mauer führt der Weg / Fünf Gauner machen Bruch (Crackers)
1984: Die Zeit verrinnt, die Navy ruft (Racing with the Moon)
1985: Der Falke und der Schneemann (The Falcon and the Snowman)
1986: Auf kurze Distanz (At Close Range)
1986: Shanghai Surprise
1988: Cool Blue
1988: Colors – Farben der Gewalt (Colors)
1988: Ein Richter für Berlin (Judgment in Berlin)
1989: Die Verdammten des Krieges (Casualties of War)
1989: Wir sind keine Engel (We’re No Angels)
1990: Im Vorhof der Hölle (State of Grace)
1991: Indian Runner (The Indian Runner) (Regie)
1992: Cruise Control (Kurzfilm)
1993: Carlito’s Way
1995: Crossing Guard – Es geschah auf offener Straße (The Crossing Guard) (Regie)
1995: Dead Man Walking – Sein letzter Gang (Dead Man Walking)
1997: Mißbrauchte Liebe (Loved)
1997: Alles aus Liebe (She’s So Lovely)
1997: U-Turn – Kein Weg zurück (U-Turn)
1997: The Game – Das Geschenk seines Lebens (The Game)
1997: Ellen (Fernsehserie)
1997: Hugo Pool / Pool Girl
1998: Hurlyburly
1998: Der schmale Grat (The Thin Red Line)
1999: Being John Malkovich
1999: Sweet and Lowdown
2000: Die Villa (Up at the Villa)
2000: Bevor es Nacht wird (Before Night Falls)
2000: Das Gewicht des Wassers (The Weight of Water)
2000: The Beaver Trilogy (Dokumentarfilm)
2001: Friends (Fernsehserie, 2 Folgen)
2001: Das Versprechen (The Pledge) (Regie)
2001: Ich bin Sam (I am Sam)
2002: 11'09"01 – September 11 (Episode – Teil USA) (Regie)
2003: It’s All About Love
2003: Pauly Shore is Dead
2003: Mystic River
2003: 21 Gramm (21 Grams)
2004: Viva la Bam (Fernsehserie, Folge 3x03)
2004: Attentat auf Richard Nixon (The Assassination of Richard Nixon)
2004: Two and a Half Men (Fernsehserie, Folge 2x01)
2005: Die Dolmetscherin (The Interpreter)
2006: Das Spiel der Macht (All The King’s Men)
2007: Persepolis (Stimme)
2007: Into the Wild (Regie)
2008: Inside Hollywood (What Just Happened?)
2008: Milk
2010: Fair Game – Nichts ist gefährlicher als die Wahrheit (Fair Game)
2011: The Tree of Life
2011: Cheyenne – This Must Be the Place (This Must Be the Place)
2013: Gangster Squad
2013: Das erstaunliche Leben des Walter Mitty (The Secret Life of Walter Mitty)
2015: The Gunman
Playlist:
01. Theodore Shapiro - Eyjafjallajökull (The Secret Life of Walter Mitty) - 04:00
02. Bill Conti - Reunion (Bad Boys) - 03:00
03. Pat Metheny Group - Chris (The Falcon and the Snowman) - 03:16
04. Ennio Morricone - Hell's Kitchen (State of Grace) - 03:08
05. Ennio Morricone - Old Family Souvenirs (U-Turn) - 03:53
06. Jack Nitzsche - My Brother Frank (Indian Runner) - 04:25
07. Patrick Doyle - Carlito and Gail (Carlito's Way) - 04:05
08. Zbigniew Preisner - First Night Together (It's All About Love) - 03:45
09. Alexandre Desplat - Light and Darkness (The Tree Of Life) - 08:17
10. John Powell - Titles (I Am Sam) - 05:06
11. Gustavo Santaolalla - Can Dry Leaves Help Us? (21 Grams) - 03:53
12. Michael Brook - Carte Noir (Into The Wild) - 03:03
13. Pino Donaggio - No Set Plans (Up at the Villa) - 05:21
14. Danny Elfman - Give 'em Hope (Milk) - 04:42
15. Björk - Amphibian (Being John Malkovich) - 04:30
16. Hans Zimmer & Klaus Badelt - You're Crazy (The Pledge) - 05:57
17. Hans Zimmer - The Lagoon (Thin Red Line) - 08:36
18. James Horner - Main Title (All The King's Men) - 04:28
19. James Newtomn Howard - Simon's Journals (The Interpreter) - 03:05
20. John Powell - Testify (Fair Game) - 04:33
21. Howard Shore - Congratulations On Choosing C.R.S. (The Game) - 05:51
22. George Fenton - First Light (We're No Angels) - 03:02
23. Marco Beltrami - Reunited (The Gunman) - 05:21
24. Ennio Morricone - Casualties of War (Casualties of War) - 09:25

Soundtrack Adventures #163 with SEAN PENN @ Radio Zusa 2015-05-17 by Dirk Hoffmann on Mixcloud

Montag, 3. März 2014

DIE 4. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 07./08.2014 - DEBRA WINGER Special

Mit ihren Rollen als Offiziersgeliebte in „Ein Offizier und Gentleman“ und als krebkranke Tochter in „Zeit der Zärtlichkeit“ wurde Debra Winger weltberühmt. Nach einer längeren Filmpause, in der sie sich auf ihre Rolle als Ehefrau und Mutter konzentrierte, kehrte Winger 2001 wieder auf die Kinoleinwand zurück, allerdings ausschließlich mit Nebenrollen in Independent-Produktionen wie „Rachels Hochzeit“ und „Lola gegen den Rest der Welt“.

Nachdem die am 16. Mai 1955 in Cleveland Heights, Ohio, geborene Tochter eines orthodoxen jüdischen Metzgers im Alter von 16 Jahren die Schule verlassen hatte, ging Winger nach Israel, um für drei Monate in der israelischen Armee zu dienen. Nach ihrer Rückkehr verletzte sie sich in einem Vergnügungspark so stark, dass sie ins Koma fiel und nach ihrer Genesung beschloss, Schauspielerin zu werden. 1976 feierte sie ihr Fernsehdebüt in der Serie „Wonder Woman“, ein Jahr später folgte der Einstand auf der Kinoleinwand mit „Slumber Party ´57“.
Sie spielte 1980 neben John Travolta in „Urban Cowboy“ und erhielt für ihre Rolle als engagierte Arbeiterin Paula Pokrifki in Taylor Hackfords „Ein Offizier und Gentleman“ (1982) ihre erste Oscar-Nominierung, die nächste folgte für ihre sentimental-berührende Darstellung als krebskranke Emma Horton in James L. Brooks‘ Drama „Zeit der Zärtlichkeit“, doch musste sie sich ihrer Schauspielpartnerin Shirley MacLaine geschlagen geben. Winger verlieh dem Außerirdischen „E.T.“ ihre Stimme und spielte neben Robert Redford und Daryl Hannah in „Staatsanwälte küsst man nicht“ (1986) und in dem Psycho-Thriller „Die schwarze Witwe“ (1987).
Am Set von Alan Rudolphs Fantasy-Komödie „Made In Heaven“ (1987) lernte sie ihren späteren Ehemann Timothy Hutton kennen, mit dem sie einen gemeinsamen Sohn hat. Die Ehe wurde aber 1990 wieder geschieden. 1996 heiratete sie den Regisseur Arliss Howard, der seine Frau 2001 bei ihrem Leinwand-Comeback in dem Film „Big Bad Love“ besetzte. Zuvor glänzte Winger noch in Bertoluccis Drama „Himmel über der Wüste“ (1990) und an der Seite von Anthony Hopkins in Richard Attenboroughs Historiendrama „Shadowlands“ (1993). Zurzeit steht sie neben Dustin Hoffman, Josh Lucas und Kathy Bates in François Girards Drama „Boychoir“ vor der Kamera.

Filmographie:
1977: Slumber Party 57
1978: Special Olympics
1978: Gottseidank, es ist Freitag (Thank God, it’s Friday)
1979: Wer geht denn noch zur Uni? (French Postcards)
1980: Urban Cowboy
1982: Ein Offizier und Gentleman (An Officer and a Gentleman)
1982: Straße der Ölsardinen (Cannery Row)
1982: E.T. – Der Außerirdische
1983: Zeit der Zärtlichkeit (Terms of Endearment)
1984: Mike’s Murder
1986: Staatsanwälte küsst man nicht (Legal Eagles)
1987: Die schwarze Witwe (Black Widow)
1987: Made in Heaven
1988: Verraten (Betrayed)
1990: Himmel über der Wüste (The Sheltering Sky)
1990: Everybody Wins
1992: Der Schein-Heilige (Leap of Faith)
1993: Die Sache mit dem Feuer (Wilder Napalm)
1993: Dangerous Woman
1993: Shadowlands
1995: Vergiß Paris (Forget Paris)
2001: Big Bad Love
2003: Sie nennen ihn Radio (Radio)
2004: Eulogy – letzte Worte (Eulogy)
2005: Als das Morden begann (Sometimes in April)
2008: Rachels Hochzeit (Rachel Getting Married)
2011: How It Ended
2011: In Treatment (TV-Serie)
2012: Lola gegen den Rest der Welt (Lola versus)
Playlist:
01. Michael Gore - End Titles (Terms Of Endearment) - 03:07
02. Elmer Bernstein - Legal Eagles Love (Legal Eagles) - 02:55
03. Jack Nitzsche - The Morning After Love Theme (An Officer And A Gentleman) - 03:09
04. Bill Conti - Another Way (Betrayed) - 02:16
05. Mark Isham - Warm Beginning (Everybody Wins) - 03:23
06. Michael Small - No Evidence (Black Widow) - 04:49
07. Ryuichi Sakamoto - Theme (The Sheltering Sky) - 05:18
08. John Williams - E.T.'s Halloween (E.T.) - 04:11
09. Joe Jackson - Breakdown (Mike's Murder) - 03:59
10. George Fenton - End Credits (Shadowlands) - 03:35
11. Marc Shaiman - Was He French (Forget Paris) - 02:34
12. James Horner - Radio's Day (Radio) - 04:19
13. Fall On Your Sword - Lola's Dream (Lola Versus) - 04:02
14. Richard Marvin - Oliver Week 1 (In Treatment) - 02:28
15. James Horner - Resignation (Radio) - 04:41
16. Fall On Your Sword - Opening Titles (Lola Versus) - 04:40

DIE 4. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 07./08.03.2014 - MADELEINE STOWE Special

Nach ihrem letzten Kinofilm „Octane – Heißer Verdacht“ (2003) ist es richtig ruhig um die amerikanische Schauspielerin Madeleine Stowe geworden, nachdem sie 1987 mit der Krimi-Komödie „Die Nacht hat viele Augen“ ihren Durchbruch feiern durfte und vor allem in den 90er-Jahren große Erfolge für sich verbuchen konnte. Mit ihrer Rolle als Victoria Grayson in der erfolgreichen Fernsehserie „Revenge“ ist Madeleine Stowe allerdings wieder gut im Geschäft.

Eigentlich wollte die am 18. August 1958 in Los Angeles, Kalifornien, als älteste von drei Schwestern geborene Madeleine Stowe Konzertpianistin werden, doch nachdem ihr Klavierlehrer 1976 starb, studierte sie Film und Journalismus an der Universität von Südkalifornien. Sie brach das Studium aber bald ab und spielte am Theater Solaris in Beverly Hills, wo sie von einem Filmagenten entdeckt wurde, der ihr die ersten Rollen in Fernsehfilmen vermittelte.
Nach ihrem Fernsehdebüt „The Nativity“ (1978) und ihrem Kinoeinstand mit „Bis zum letzten Schuss“ (1981) folgten verschiedene Nebenrollen, ehe Stowe 1987 der Durchbruch in der Krimikomödie „Die Nacht hat viele Augen“ gelang. Es folgten Hauptrollen in Tony Scotts Rache-Drama „Revenge“ (1990), in dem Psychothriller „Fatale Begierde“ (1992) und in Michael Manns „Der letzte Mohikaner“ (ebenfalls 1992), außerdem in den beiden Psychothrillern „Blink“ und „China Moon“ (beide 1994).
Robert Altman engagierte die attraktive Darstellerin in seinem Episodendrama „Short Cuts“, Terry Gilliam besetzte sie als Psychiaterin in seinem Sci-Fi-Film „12 Monkeys“ an der Seite von Brad Pitt und Bruce Willis. Zwischen 1998 und 2002 war Stowe noch in so unterschiedlichen Werken wie dem Episoden-Liebes-Drama „Leben und lieben in L.A.“, dem Militär-Thriller „Wehrlos – Die Tochter des Generals“ und dem Kriegsdrama „Wir waren Helden“ zu sehen, danach wurde sie nur noch für vereinzelte Fernsehfilme engagiert, bis sie 2011 eine Hauptrolle in der Fernsehserie „Revenge“ angeboten bekam.

Filmographie: 
1978: The Nativity (Fernsehfilm)
1978: The Deerslayer (Fernsehfilm)
1980: Geliebtes Land (Beulah Land, Fernsehserie)
1980: Unsere kleine Farm (Little House on the Prairie, Fernsehserie, 1 Episode)
1981: The Gangster Chronicles (Fernsehserie)
1981: Bis zum letzten Schuss (Gangster Wars)
1984: Amazons (Fernsehfilm)
1986: Blut und Orchideen (Blood & Orchids, Fernsehfilm)
1987: Die Nacht hat viele Augen (Stakeout)
1989: Tropical Snow
1989: Drei Betten für einen Junggesellen (Worth Winning)
1990: Revenge – Eine gefährliche Affäre (Revenge)
1990: Die Spur führt zurück – The Two Jakes (The Two Jakes)
1991: Closet Land
1992: Fatale Begierde (Unlawful Entry)
1992: Der letzte Mohikaner (The Last of the Mohicans)
1993: Die Abservierer (Another Stakeout)
1993: Short Cuts
1994: Blink: Tödliche Augenblicke (Blink)
1994: China Moon (alternativ: Eine heiße Affäre)
1994: Bad Girls
1995: 12 Monkeys (Twelve Monkeys)
1998: Leben und lieben in L.A. (Playing by Heart)
1998: Wunsch & Wirklichkeit (The Proposition)
1999: Wehrlos – Die Tochter des Generals (The General’s Daughter)
2002: Impostor
2002: The Magnificent Ambersons (Fernsehfilm)
2002: Wir waren Helden (We Were Soldiers)
2002: Avenging Angelo
2003: Octane – Grausamer Verdacht (Octane)
2005: Saving Milly (Fernsehfilm)
2006: Southern Comfort (Fernsehfilm)
2007: Raines (Fernsehserie, 6 Episoden)
2009: The Christmas Hope (Fernsehfilm)
2011-?: Revenge (Fernsehserie)
Playlist:
01. James Horner - End Credits (Unlawful Entry) - 04:22
02. Jack Nitzsche - Love Theme (Revenge) - 04:42
03. Stephen Endelman - The First Kiss (The Proposition) - 03:22
04. John Barry - Remembering Chet (Playing By Heart) - 04:07
05. Mark Isham - Opening Sequence (Impostor) - 03:58
06. Orbital - Through The Night (Octane) - 05:17
07. Brad Fiedel - Emma's Eyes (Blink) - 03:51
08. Carter Burwell - Exercise In Darkness (The General's Daughter) - 04:28
09. Jerry Goldsmith - Bank Job (Bad Girls) - 04:54
10. Trevor Jones - Promentory (The Last Of The Mohicans) - 06:13
11. Nick Glennie-Smith - End Credits (We Were Soldiers) - 06:34
12. iZler - I Am Amanda Clarke (Revenge) - 07:23

Samstag, 5. Januar 2013

Playlist # 102 vom 13.01.2013 - QUENTIN TARANTINO Special

Angesichts der unkonventionellen Karriere, die Drehbuchautor, Darsteller, Produzent und Regisseur Quentin Tarantino absolviert hat, muss es schon ein wenig verwundern, dass er heute zu den beliebtesten und geachtetsten Filmemachern der Welt zählt. Nach Meisterwerken wie „Reservoir Dogs“, „Pulp Fiction“ und „Inglourious Basterds“ präsentiert er nun mit „Django Unchained“ seine ganz persönliche Hommage an die Spaghetti-Western von Sergio Leone („Dollar“-Trilogie) und Sergio Corbucci („Django“). Wie alle seine Filme ist auch „Django Unchained“ mit einem formidablen Soundtrack ausgestattet, an dem der ausgewiesene Filmexperte wie immer selbst Hand anlegte.

Seinen Namen verdankt Tarantino, der am 27. März 1963 in Knoxville, Tennessee, als Sohn der damals 16-jährigen Connie und des 21-jährigen Italo-Amerikaners Tony Tarantino zur Welt kam, der „Rauchende Colts“-Figur Quint Asper. Nachdem Quentin als Zweijähriger mit seiner alleinerziehenden Mutter nach Los Angeles gezogen war, verbrachte er seine Freizeit mit Vorliebe in den kleinen Vorstadtkinos, die überwiegend Martial-Arts- und Grindhouse-Filme zeigten. Im Alter von 15 Jahren brach der Legastheniker Tarantino die High School ab und begann eine Schauspielausbildung. Als er durch sein enzyklopädisches Filmwissen einen Job in der „Video Archives“-Videothek in Manhattan Beach bekam, schrieb er mit seinen Freunden Roger Avary und Jerry Martinez u.a. das Drehbuch zu „The Open Road“, das von den Studios wegen seiner Länge von über 500 Seiten abgelehnt und schließlich in „True Romance“ und „Natural Born Killers“ aufgeteilt worden war. Schließlich besuchte er in Sundance den Regie-Workshop von Robert Redford und lernte dort Terry Gilliam („12 Monkeys“) kennen, der Tarantino darin ermutigte, Regisseur zu werden.
Nachdem sein erstes Filmprojekt „My Best Friend’s Birthday“ (1987) gescheitert war, weil große Teile des Materials im Schneideraum verbrannten, verfasste Tarantino Anfang der 90er Jahre das Drehbuch zu „Reservoir Dogs“, das er mit geringem Aufwand selbst verfilmen wollte. Doch dann wurde durch die Initiative von Produzent Lawrence Bender Harvey Keitel auf das Projekt aufmerksam und sorgte für die nötige finanzielle Unterstützung, um weitere Darsteller wie Michael Madsen, Steve Buscemi, Chris Penn und Tim Roth für den Film gewinnen zu können.
„Reservoir Dogs“ (1992) ist vordergründig ein Heist Movie, offenbart sich aber schnell als Studie über Verrat und Loyalität. Sie kennen sich nur bei ihren Spitznamen: Mr. White (Harvey Keitel), Mr. Orange (Tim Roth), Mr. Blonde (Michael Madsen), Mr. Pink (Steve Buscemi), Mr. Blue (Edward Bunker), Mr. Brown (Quentin Tarantino) und Nice Guy Eddie (Chris Penn). Zusammen mit ihrem Boss Joe Cabot (Lawrence Tierney) sitzen sie in einem Diner und philosophieren ausgelassen über die eigentliche Bedeutung von Madonnas "Like A Virgin" (von Tarantino selbst höchst vergnüglich referiert) und die Wichtigkeit von Trinkgeldern für die armen Frauen, die sich durch Kellnern ihren Lebensunterhalt verdienen müssen. Als sie das Lokal verlassen und sich auf den Weg machen, den ausgesuchten Juwelier zu berauben, ist die Welt noch in Ordnung. In der nächsten Szene fährt Mr. White den schwerverletzten Mr. Orange zum ausgemachten Treffpunkt. Der Coup ist schrecklich in die Hose gegangen, weil die Bande von einem Insider verraten wurde. Mr. Blonde hat in dem Kofferraum seines Wagens einen gefesselten Polizisten mit ins Versteck gebracht. Aus seinem Mund wollen sie den Namen des Verräters erfahren, doch der junge Mann weiß von nichts. Während die nicht von der Polizei getöteten Gauner in der alten Lagerhalle herauszufinden versuchen, wer von ihnen der Verräter ist, droht Mr. Orange, kläglich zu verbluten.
Eine von Tarantinos besonders herausragenden Talenten wird schon in der Eröffnungssequenz offenbart: Die Restaurant-Szene sprüht vor Dialogwitz und dient gleichsam dazu, gleich alle Figuren einzuführen. Dass Tarantino nicht vorhatte, ein Heist Movie im klassischen Sinne zu inszenieren, wird schnell deutlich. Er verzichtet auf den für das Genre üblichen Hauptteil, nämlich den Überfall, und führt den Film mit der Flucht nach dem offensichtlich verpatzten Coup fort. Der Rest des Films spielt sich wie auf einer Theaterbühne fast ausschließlich in der kargen Lagerhalle ab, die die Gauner als Treffpunkt vereinbart haben. Dazwischen bringen verschiedene Rückblenden etwas Licht in die Vorbereitungen des Plans. Tarantino versteht es dabei geschickt, das ohnehin schon tragische Geschehen zuzuspitzen, indem einer der Crewmitglieder in der Halle mit dem Tode ringt und sich die anderen darüber unterhalten, wer als Verräter in Frage kommt und wie man ihn identifizieren kann, wobei der moralische Kodex unter Gaunern die Dynamik des weiteren Geschehens bestimmt. Neben den tollen Dialogen sind es vor allem die superben Darsteller, die "Reservoir Dogs" zu einem kultverdächtigen Gangsterfilm mit Italowestern-Elementen machen.
Mit der Präsentation auf dem Sundance Film Festival avancierte „Reservoir Dogs“ zu einem Geheimtipp und machte Quentin Tarantino zum Star, der endlich seine Drehbücher an den Mann bringen konnte. So verfilmte Tony Scott 1993 sein Drehbuch zu „True Romance“ und Oliver Stone die kontroverse Mediensatire „Natural Born Killers“. Nachdem Tarantino mit Lawrence Bender die Produktionsfirma A Band Apart gegründet hatte, wurde er zum allseits gefeierten Star.
Begründet wurde dieser Starkult mit dem zweieinhalbstündigen Gangster-Epos "Pulp Fiction" aus dem Jahre 1994. Bereits mit der spektakulären Anfangsszene hat Tarantino sein Publikum im Griff. Mit großem Eifer plant das Kleinganovenpärchen Pumpkin (Tim Roth) und Honey Bunny (Amanda Plummer), sich vom Handel mit Alkohol auf das Ausrauben von Restaurants zu verlegen, und beginnt mit dem Diner, in dem sie gerade sitzen. Allerdings befindet sich unter den Gästen auch der ausgebuffte Gangster Jules (Samuel L. Jackson), der gar nicht daran denkt, seinen Aktenkoffer herzugeben. Die Situation droht zu eskalieren. Schnitt, neue Szene. Auf der Fahrt zu ihrem Boss Marsellus Wallace (Ving Rhames) diskutieren Jules und sein Partner Vincent Vega (John Travolta) über den Nährwert von Hamburgern, das Leben in Europa und Fußmassagen. Als sie einer Geisel aus Versehen im Wagen den Kopf wegschießen, soll der Cleaner Mr. Wolf (Harvey Keitel) die Sauerei beseitigen. Von Marcellus Wallace bekommt man nur den schwarzen Hinterkopf mit dem Pflaster auf dem Halsrücken zu sehen. Dafür spielen seine Frau und ein ihm bekannter Boxer die Hauptrollen in den Nebenhandlungen: Der alternde Butch Coolidge (Bruce Willis) soll gegen ein fürstliches Entgelt von Wallace bei seinem anstehenden Kampf in der fünften Runde auf die Bretter gehen. Stattdessen setzt Butch seinen Verdienst in einem Wettbüro auf seinen Sieg. Derweil soll sich Vincent einen Abend lang um Wallace' Frau Mia (Uma Thurman) kümmern. Die beiden haben viel Spaß, doch als Vincent die attraktive Lebefrau am nächsten Morgen zuhause absetzt, droht sie nach einer Überdosis Koks draufzugehen.
Was Tarantino in seinem zusammen mit seinem Freund Roger Avary ersonnenen Film "Pulp Fiction" abfackelt, ist einfach ganz großes, vor Coolness strotzendes Kino, das mit sämtlichen Konventionen des Gangsterkinos bricht. Tarantino durchbricht die Regeln des narrativen Kinos, indem er linear erzählte Episoden mit Zeitsprüngen, wodurch Hauptfiguren plötzlich zu Nebenfiguren werden und die geschilderten Ereignisse immer wieder scheinbar unlogisch gebrochen werden, geschickt miteinander verwebt. Der selbsternannte Filmfreak, der in einer Videothek gearbeitet und in seiner Freizeit unzählige Drehbücher verfasst hat, spielt ganz bewusst mit dem Vertauschen gängiger Muster und Konventionen. Der Zuschauer mag hier und da kurzfristig verwirrt sein, aber Tarantino löst die scheinbaren Widersprüche später wieder auf. Vor allem aber sprühen seine Dialoge vor lebendigem Witz, dass es eine Freude ist, jeden der sympathischen Antihelden durch das turbulente Geschehen zu begleiten. Vor allem hat Tarantino viel Gespür für die Besetzung der Rollen gehabt: Mit Harvey Keitel und Tim Roth sind wieder zwei erstklassige Darsteller aus Tarantinos fulminanten Debüt "Reservoir Dogs" (1992) dabei, die eigentliche Sensation stellt aber John Travolta ("Saturday Night Fever") dar, dem der Regisseur ein grandioses Comeback bescherte. Die Coolness, die Travolta seiner Figur verleiht, drückt dem ganzen Film ihren Stempel auf. Und Uma Thurman demonstriert als leicht durchgeknallte Gangsterbraut schon einmal ihre fiebrige Leinwandpräsenz, die später Tarantinos Martial-Arts-Epos "Kill Bill" (2003/04) prägen sollte. Abgerundet wird dieses großartige Kino-Spektakel durch die für Tarantino längst berühmten Filmzitate, an denen Kinogänger ihre helle Freude haben. Der handwerklich perfekt inszenierte Krimi wurde deshalb folgerichtig mit der Goldenen Palme von Cannes '94 und dem Oscar für das beste Original-Drehbuch ausgezeichnet.
Eine besonders prägende Rolle spielt in „Pulp Fiction“ der Soundtrack. Wie schon in „Reservoir Dogs“ verwendete Tarantino keinen extra für den Film komponierten Score, sondern bediente sich in seinem reich bestückten Musikarchiv, um den Soundtrack mit Songs zu bestücken, die dem Gefühl von dem Film, das der Regisseur vermitteln will, entsprechen. Stets beginnt die Arbeit an einem neuen Film für Tarantino damit, dass er in seiner Plattensammlung nach einer passenden Eingangsmusik sucht.
„Seine Filme entstehen also, unter anderem, aus einer sehr persönlichen Lektüre der Popgeschichte; sie haben in sich schon eine Vergangenheit, bevor sie überhaupt entstanden sind. Sie kommen mit einem kulturellen Gedächtnis auf die Welt. Und anders als bei einer komponierten Filmmusik ist es der Regisseur und sonst niemand, der seinem Film dieses Gedächtnis gibt. Aber noch etwas anderes erzählt sich auf diese Weise, denn anders als ein komponierter Soundtrack hat eine solch gefundene Musik immer noch ihre eigene Geschichte, in der Pop- und Kulturgeschichte und in den Biografien. So sehr diese Griffe in den eigenen Plattenschrank den Regisseur als Autor bestärken, so sehr vernetzt ihn der Gebrauch vorgefundener Musik auch mit zahllosen anderen Gedächtnissen. Wie immer bei Quentin Tarantino: Er nimmt sich etwas heraus, und er gibt zugleich etwas ab“, beschreibt Georg Seeßlen in seinem Essay „Zärtliche Zerstörungen. Anmerkungen zur Musik in Tarantinos Filmen“ (in Robert Fischer/Peter Körte/Georg Seeßlen: „Quentin Tarantino“, Bertz+Fischer, 4. Auflage, S. 65) Tarantinos wohl bedachte Strategie der Musikauswahl. 
Tarantino selbst äußerte sich in einem Interview, das im Booklet zum Soundtrack-Double-Feature von „Reservoir Dogs“ und „Pulp Fiction“ abgedruckt wurde, dazu wie folgt: „Im Grunde genommen ist der Score so wichtig, dass ich es niemandem zutraue. Ich habe Angst davor, jemanden zu engagieren und ihn einen Score schreiben zu lassen, den ich nicht mag. Ich meine, wenn ich den Score im Vorfeld heraussuchen kann, wenn ich den Score zu ‚Under Fire‘ in meinem Film verwenden kann, okay, cool. ‚The Good, The Bad and the Ugly‘? Großartig, lass es uns einbauen. Aber es gibt niemanden, dem ich genug traue, ihm zu sagen, ‚Okay, mach es‘, und dann zu hoffen, dass es funktioniert. ‚Pulp Fiction‘ unterscheidet sich von ‚Reservoir Dogs‘ insofern, dass jedes Musikstück in ‚Dogs‘ Source Music gewesen ist. Jemand stellt das Radio an und man hört etwas. In ‚Pulp‘ habe ich tatsächlich Score verwendet. All die Surf Music in dem Film wird als Score benutzt. Und der Grund dafür war, dass ich schon immer Surf Music gemocht habe, aber nie verstand, was zur Hölle sie mit Surfen zu tun hatte. Für mich klang sie wie Rock’n’Roll Spaghetti Western Music. Was sie für diesen Film perfekt machte, denn er ist eine Art Rock’n’Roll Spaghetti Western.“
1995 schrieb Tarantino Teile der Drehbücher zum Episodenfilm „Four Rooms – Silvester in fremden Betten“ und „From Dusk Till Dawn“, das sein Freund Robert Rodriguez realisierte. 1997 folgte sein nächster Film „Jackie Brown“. Nachdem er sich mit "Reservoir Dogs" (1992) und "Pulp Fiction" (1994) als grandioser Drehbuchautor und Filmemacher etablieren konnte, versuchte er sich mit "Jackie Brown" an der Adaption des komplexen Leonard-Romans "Rum Punch".
Einmal mehr erwies Tarantino einem Filmgenre seine Referenz, diesmal den Blaxploitation-Filmen der 70er Jahre, und besetzte die Hauptrolle mit einem Aushängeschild des Genres: Pam Grier. In der langen Eröffnungssequenz heftet sich die Kamera dicht an ihre Figur, eine Stewardess, die in ihrer blauen Cabo-Air-Uniform zu den Klängen von Bobby Womacks "Across 110th Street" auf einem Rollband durch den Los Angeles International Airport schwebt. Ordell Robbie (Samuel L. Jackson) ist ein ganz Großer im Waffenschmuggelgeschäft. Voller Stolz führt er in der von ihm finanzierten Wohnung seiner Bikini-tragenden Freundin Melanie (Bridget Fonda) seinem gerade aus dem Knast entlassenen Kumpel Louis Gara (Robert de Niro) den Fernsehspot "Chicks who love Guns" vor, in der ebenfalls Bikini-tragenden Frauen die Vorzüge verschiedener Automatikwaffen präsentieren. Ordell erzählt gerade von den 500.000 Dollar, die er mittlerweile aus seinen Geschäften in Mexiko zur Seite geschafft hat, da erhält er einen Anruf, dass Beaumont (Chris Tucker), einer seiner Helfer, mit einer Waffe betrunken am Steuer von der Polizei aufgegriffen und eingebuchtet wurde. Ordell beauftragt den routinierten Kautionsvermittler Max Cherry (Robert Forster), damit dieser die 10.000 Dollar Kaution für Beaumont hinterlegt, nur damit Ordell Beaumont als unliebsamen Zeugen liquidieren kann. Wenig später schlägt Ordell erneut bei Cherry auf, diesmal soll er die Stewardess Jackie Brown (Pam Grier) auslösen, nachdem Detective Sergeant Mark Dargus (Michael Bowen) vom Los Angeles Police Department und Special Agent Ray Nicolet (Michael Keaton) von der Abteilung Alkohol, Tabak und Feuerwaffen am Flughafen 50.000 Dollar in bar und ein Tütchen Kokain bei ihr gefunden hatten. Als Cherry die 44-jährige Frau vor dem Gefängnis in Empfang nimmt. Er schlägt Jackie vor, sich auf einen Deal mit dem LAPD einzulassen, gleichzeitig schlägt sie auch Ordell einen Deal vor, nachdem er erfolglos versucht hat, auch sie zu beseitigen. Insgeheim will sie sich aber mit dem von Ordell ergaunerten Geld ein neues Leben aufbauen ...
Tarantino hat gar nicht erst versucht, nach seinem grandiosen Erfolg mit "Pulp Fiction" ein ähnlich strukturiertes Gangster-Epos zu schaffen. Zwar schuf er mit "Jackie Brown" einen weiteren Zweieinhalb-Stunden-Film, doch sind die Handlungsstränge viel überschaubarer, die Inszenierung viel gelassener. So nimmt sich Tarantino viel Zeit, seine Figuren vorzustellen, wobei er wieder mit einigen Besetzungscoups aufwartet. Mit Samuel L. Jackson hat er noch einen seiner "Pulp Fiction"-Stars am Start, überraschend fallen dagegen einige der anderen Rollen aus. Vor allem Robert De Niro verblüfft mit seiner geradezu lethargischen Darstellung von Ordells Kumpel Louis, während Tarantino Bridget Fonda ("Weiblich, ledig, jung sucht ...", "Codename: Nina") ebenso aus der Versenkung holte wie Robert Forster ("Mulholland Drive", "Confidence"). Die eigentliche Sensation ist aber natürlich Blaxploitation-Queen Pam Grier, der Tarantino ein einzigartiges Denkmal setzt. Es überrascht daher nicht, dass sie am Ende über all jene triumphiert, die ihr irgendwie das Handwerk legen wollen, nur weil sich die schlecht verdienende Stewardess am Ende ihrer Karriere mit den falschen Leuten eingelassen hat. Tarantino bleibt überraschend eng an der Romanvorlage und demonstriert mit "Jackie Brown" sein Talent, vertraute Genres in neuem Licht erscheinen zu lassen. Authentisch wirkende Figuren, ein cooler 70er-Jahre-Soundtrack und gewohnt fein geschliffene, amüsante Dialoge machen den Film zu einem weiteren Meilenstein in Tarantinos Œuvre.
Der Soundtrack „beginnt mit ‚Across 110th Street‘. Der Song enthält gleichsam die back story der Heldin, die wir als Erstes in einer grotesken Form von Stillstand und Bewegung auf dem Förderband des Flughafens sehen. Es war vermutlich der Song, den der Regisseur als Erstes für seine Elmore-Leonard-Verfilmung und seine Lesart des Stoffes fand. In der Linie von Betrug – Befreiung – Verlust. Es ist die Musik, die aus einer weißen Frau im Roman eine schwarze Frau im Film macht, mit einem vollständig anderen Hintergrund, obwohl die Dialoge fast wörtlich aus Leonards Roman übernommen sind. Mit einer anderen Vergangenheit, mit einem anderen Gedächtnis“, resümiert Seeßlen in seinem bereits erwähnten Essay (S. 74). „Und es ist die Musik, die die Menschen in ‚Jackie Brown‘, allesamt über den Zeitpunkt hinaus gealtert, in dem man vom Leben noch einfach etwas zu erhoffen hat, an ihre Träume erinnert. Das unsichtbare Ghetto und die verlorene Zeit – davon handelt die Musik in ‚Jackie Brown‘.“ 
Nach einer fünfjährigen Pause meldete sich Tarantino mit dem Racheepos „Kill Bill“ zurück, das in zwei Teilen – im Oktober 2003 und im April 2004 - in die Kinos kam. Mit der furiosen Martial-Arts-Spaghetti-Western-Blaxploitation-Action hat Tarantino seinen Ruf als Filmemacher der Sonderklasse eindrucksvoll untermauert.
"Die Braut" (Uma Thurman) will ihren Job als Auftragskillerin an den Nagel hängen und mit ihrem zukünftigen Gatten ein bürgerliches Leben führen. Doch ausgerechnet bei der Generalprobe ihrer Hochzeit taucht ihr Ex-Chef Bill (David Carradine) und seiner Todesschwadron auf, um die Hochzeitsgesellschaft und vor allem seine abtrünnige Killerin ins Jenseits zu befördern. Doch "Die Braut" überlebt als einzige das Massaker, liegt nach Bills Kopfschuss aber vier Jahre lang im Koma. Nach ihrer selbst in die Hand genommenen Genesung arbeitet sie sukzessive ihre ganz persönliche Todesliste ab. Doch bevor "die Braut" ihren ehemaligen Boss und seine Truppe - O-Ren Ishi (Lucy Liu), Vernita Green (Vivica A. Fox), Budd (Michael Madsen) und Elle Driver (Daryl Hannah) - gegenübertritt, lässt sie sich von Hattori Hanzo (Sonny Chiba) ein Samurai-Schwert der Extraklasse fertigen und sich in die Samurai-Kriegskunst einführen.
Wie schon in "Pulp Fiction" erzählt Tarantino seine brutale Rachestory, in die er gekonnt die imponierendsten Elemente seiner Lieblingsgenres miteinander verschmilzt, in versetzten Zeitebenen. Dabei legt er von Beginn an ein extrem hohes Tempo und eine ebenso gewaltige Blutspritzorgie vor, die er stilsicher in brillanten Farben, verschiedenen Filmtechniken und -stilen und mit virtuoser Kamera inszeniert. Das Ganze ist dabei mit einem brillanten Soundtrack unterlegt, der wie der Film selbst eklektizistisch alle Genres umfasst - von pumpenden Electro-Rhythmen (RZA) und Gheorghe Zamfirs Pan-Flöten-Klassiker "The Lonely Shepherd" über die Spaghetti-Western-Kompositionen von Ennio Morricone und Luis E. Bacalov bis zu den cool-funkigen Klängen von Isaac Hayes und Quincy Jones. Vor allem der Showdown bietet furiose Samurai-Kampfkunst und ein unüberschaubares Blutbad, das fast schon groteske Züge annimmt, aber stets hohen Unterhaltungswert besitzt.
"Kill Bill: Vol. 2" weist längst nicht mehr so viel Action und Blut auf, bietet dafür mehr Präsenz von David Carradine als bösen Buben Bill und ausgefeiltere Dialoge. Nach zwei Streichungen auf ihrer Todesliste sinnt die Braut (Uma Thurman) nach wie vor auf Rache an ihren Peinigern. Verdita Green (Vivica A. Fox) und O-Ren Ishii (Lucy Liu) haben die Auseinandersetzung mit ihrer vier Jahre im Koma gelegenen Ex-Kollegin nach spektakulären Kämpfen bereits mit dem Leben bezahlen müssen. Nun stehen noch Elle Driver (Daryl Hannah), Budd (Michael Madsen) und vor allem dessen Bruder Bill (David Carradine) auf dem Racheplan. Denn Big Boss Bill hat vor vier Jahren seine Killer-Elite auf der Hochzeitsgesellschaft der Braut alles niedermetzeln lassen, was sich in der Kirche bewegte. Doch bereits der Besuch bei Budd in der Wüste, wo er als Rausschmeißer in einer Bar jobbt, endet für die Braut in einer Holzkiste unter der Erde. Einmal mehr muss sie ihre außerordentlichen Fähigkeiten abrufen, die sie bei ihrem Samurai-Lehrer erworben hat, um sich aus einer weiteren äußerst misslichen Lage befreien und ihre Mission beenden zu können. Wer nach dem ersten "Kill Bill"-Teil auf eine Fortsetzung der furios inszenierten Splatter-Action gehofft hat, dürfte enttäuscht sein. "Kill Bill: Vol. 2" setzt vielmehr darauf, den im ersten Teil nur vage skizzierten Charakter von Bill vorzustellen. Während Uma Thurman Teil 1 mit ihrer Präsenz nahezu ganz allein auf ihren Schultern trug, darf nun "Kung Fu"-Darsteller David Carradine zeigen, was für ein gerissener, gemeiner, aber charismatischer Typ er ist. Er füllt seine schillernde Figur mit einer Coolness aus, die seine Absichten zwar nicht gutheißen, aber doch verstehen lassen. Uma Thurman steckt im Vergleich dazu zwar etwas zurück, bleibt aber die treibende Kraft, die nichts an Entschlossenheit eingebüßt hat, allerdings auch zu verstehen versucht, warum Bill und seine Killer sie aus dem Weg haben räumen wollen.
Tarantino hat den zweiten Teil seines Rache-Action-Dramas mit weitaus ruhigerer Hand und weniger stilistischen Mitteln inszeniert.
2005 übernahm Tarantino für die symbolische Gage von einem Dollar die Gastregie bei Rodriguez' Comic-Verfilmung „Sin City“, nachdem Rodriguez – ebenfalls für einen Dollar – den Soundtrack zu „Kill Bill – Volume 2“ zusammengestellt hatte.
Zwei Jahre später realisierten die beiden Freunde ein aus Tarantinos „Death Proof“ und Rodriguez‘ „Planet Terror“ bestehendes Grindhouse-Double-Feature. Tarantino lässt in „Death Proof“ drei attraktive Frauen ein Wochenende ganz ohne Männer feiern – mit einer prickelnden Ausnahme: Radiomoderatorin Jungle Julia (Sydney Tamiia Poitier) verspricht in ihrer Sendung dem Mann einen Lapdance von ihrer Freundin Arlene (Vanessa Ferlito), wenn dieser ein bestimmtes Gedicht exakt vorzutragen versteht. Doch der Gewinner – der durch eine grässliche Narbe verunstaltete Stuntman Mike (Kurt Russell) - entpuppt sich als psychopathischer Killer. Erst 14 Monate später wird er durch eine weitere temperamentvolle Mädchengruppe in die Schranken gewiesen. Kim (Tracie Toms), Zoe (Zoe Bell), Abernathy (Rosario Dawson) und Lee (Mary Elizabeth Winstead) wissen nämlich, wie man sich der eigenen Haut erwehren kann …
„‚Grindhouse‘ ist B-Movie-Konzeptkunst, eine Hommage an das Trash- und Mitternachtskino vergangener Zeiten, und es ist, zumindest im Fall von ‚Death Proof‘, eine Hommage an die konkreten Seherfahrungen der 70er Jahre, an die schrammeligen Kopien mit den grünen und den schwarzen Fäden, den Kratzern, den Ton- und Bildsprüngen, den Filzstiftmarkierungen des Cutters auf dem Filmmaterial“, resümiert Cristina Nord auf taz.de. „Was Tarantino nun in ‚Death Proof‘ leistet, ist, dass er diese Seite der Exploitation - die der starken, sich selbst genügenden Frauen, die weder schnelle Autos noch einen Faustkampf fürchten und dabei eine verdammt gute Figur machen - mit großer Hingabe in Szene setzt.“ 
Nach dieser furiosen Grindhouse-Reminiszenz aus dem Jahre 2007 ließ Tarantino zwei Jahre später "Inglourious Basterds" folgen, der vage an den gleichnamigen italienischen Trash-Film aus dem Jahre 1978 angelehnt ist.
In dem ersten von insgesamt fünf Kapiteln stattet der gewissenhafte wie gefürchtete, mit dem Spitznamen "Judenjäger" belegte Col. Hans Landa (Christoph Waltz) Anfang der 40er Jahre dem französischen Milchbauern Perrier LaPedite (Denis Menochet) einen Besuch ab und lässt die dort unter den Bodendielen versteckte jüdische Dreyfus-Familie hinrichten. Nur einer der Töchter gelingt die Flucht. Im zweiten Kapitel macht die vom amerikanischen Lt. Aldo Raine (Brad Pitt) angeführte Truppe der "Basterds" mobil, um in Frankreich Jagd auf die verhassten Nazis zu machen und deren Skalps zu sammeln. Verweigern die deutschen Gefangenen die Kooperation sorgt der "Bärenjude" (Eli Roth) mit seinem Baseballschläger für abschreckende Wirkung bei den Gefolgsleuten des bedauernswerten Opfers. In Kapitel drei wirbt der deutsche Kriegsheld und Filmfan Fredrick Zoller (Daniel Brühl) hartnäckig um die französische Kinobetreiberin Shosanna (Mélanie Laurent), die als Jüdin aber nur im Kopf hat, sich an den Mördern ihrer Familie zu rächen. Da kommt es ihr nur recht, wenn in Kapitel vier der deutsche Propagandaminister Joseph Goebbels (Sylvester Groth) plant, die Uraufführung von "Der Stolz der Nation" vom berühmten Ritz in Shosannas Kino verlegen will, wo sich die gesamte deutsche Führungselite - einschließlich Hitler (Martin Wuttke) - treffen wird. Währenddessen planen aber auch die Basterds mit Unterstützung des für die Briten arbeitenden deutschen Filmstars Bridget von Hammersmark (Diane Kruger) einen Anschlag auf die versammelte Nazi-Prominenz.
War sein gigantisches Martial-Arts-Epos "Kill Bill" (2003/2004) eine Hommage an die Filme der Shaw Brothers und an die Italo-Western, ließ "Death Proof" das trashige Schmuddelkino der 70er Jahre wieder aufleben, so präsentiert Tarantino mit "Inglourious Basterds" seine Art von Kriegsfilm, der zugleich eine Verbeugung vor der Nouvelle Vague und eine Liebeserklärung an das Kino an sich darstellt. Das kommt zunächst in kleinen Szenen wie den ersten Dialogen zwischen Shosanna und ihrem deutschen Verehrer zum Tragen, um dann im fulminanten Finale mit dem von Schauspieler-Regisseur Eli Roth ("Cabin Fever", "Hostel") inszenierten Film-im-Film "Der Stolz der Nation" und dem Anschlag auf die Nazi-Elite zu gipfeln. Tarantino stellt die Nazi-Deutschen als völlig fehlgeleitete Soziopathen dar. Das kommt weniger in der Hitler-Karikatur zur Geltung als in der brillanten Darstellung von Christoph Waltz, der ebenso intelligent wie zynisch seine todbringende Aufgabe erledigt. Überhaupt schlagen sich die deutschen Darsteller hervorragend, Daniel Brühl als Nationalheld wider Willen ebenso wie August Diehl als wortgewandter und aufgeweckter Major Hellstrom oder selbst Til Schweiger als desertierter Deutscher, der sich den Basterds anschließt. Brad Pitt füllt seine Rolle als Basterds-Anführer mit dem ihm eigenen Charisma aus und bildet den interessanten Gegenpol zu Christoph Waltz' Figur. Was "Inglourious Basterds" aber besonders auszeichnet, ist einmal der Einfallsreichtum, mit dem Tarantino die scharfzüngigen Dialoge gestaltet hat. Dazu hat er eindrucksvolle Kampf- und Metzelszenen kreiert, die so einige blutige Überraschungsmomente liefern. Wieder einmal hat der Filmkenner Tarantino ganz großes Kino geschaffen, das sich nachhaltig ins Gedächtnis eingräbt. Auch bei den Academy Awards 2010 erhielt der Film "Inglourious Basterds", dank Waltz als bestem Nebendarsteller, einen Oscar. 2010 leitete er die Wettbewerbsjury der 67. Internationale Filmfestspiele von Venedig.
Mit seinem neuen Werk „Django Unchained“ erweist Tarantino dem Spaghetti-Western seine Ehrerbietung und spielt bereits mit dem Titel auf Sergio Corbuccis Genre-Klassiker „Django“ aus dem Jahre 1966 an. In Tarantinos Film ist Django (Jamie Foxx) allerdings ein Sklave, der von dem Kopfgeldjäger King Schultz (Christoph Waltz) befreit wird und diesem dabei helfen soll, die Verbrecher Big John (M.C. Gainey), Ellis (Tom Savini) und Roger Brittle (Cooper Huckabee) aufzuspüren. Dazu braucht Django keine weitere Motivation, denn die Brittles haben Django nicht nur gefoltert, sondern auch seine Frau Broomhilda (Kerry Washington) vergewaltigt. Als sie schließlich Broomhilda suchen, landen die beiden Verbrecherjäger auf der Farm des Plantagenbesitzers Calvin Candie (Leonardo DiCaprio), der sich einen Spaß daraus macht, mit Hilfe des hauseigenen Sklaven Stephen (Samuel L. Jackson) und dem sadistischen Billy Crash (Walton Goggins) seine Sklaven um Leben und Tod kämpfen zu lassen.
‘Django‘ - richtig, das war Franco Nero als schweigsamer Kopfgeldjäger in Sergio Corbuccis Italowestern-Klassiker aus dem Jahr 1966. Und das waren auch zwei Fortsetzungen sowie unzählige Abklatsche, die zumindest in der deutschen Übersetzung ebenfalls mit dem populären Namen hausierten. So ist dieser mittlerweile sozusagen zum Synonym für das Genre geworden, das Quentin Tarantino schon in diversen Filmen zitiert hat. ‚Django Unchained‘ ist nun so was wie die logische Weiterführung. Es ist aber nicht nur ein Italo-Western, sondern auch eine unverkennbare Hommage an die Blaxploitation-Movies der Siebziger. Doch in erster Linie ist es einfach ein Tarantino; ein Tarantino, der sich durch die Attribute auszeichnet, die die meisten seiner Filme prägen: starke Dialoge mit makabrem Humor, stimmig eingesetzte Musik, zahlreiche Referenzen, comichaft überzeichnete Brutalität und natürlich exzellente Schauspieler“, befindet outnow.ch
Einmal mehr gelingt es Tarantino, eine Vielzahl von Bezügen zu anderen Filmen mit eigenen Erinnerungen und Verweisen zu einem typischen Tarantino-Werk zu vereinen.
„Schon Tarantinos frühere Filme waren Feste für Filmfreaks, Fundgruben für Popkulturforscher und Paradebeispiele für postmodernes Zitatkino“, resümiert Robert Fischer in dem bereits zitierten „Quentin Tarantino“-Werk aus dem Verlag Bertz+Fischer. „Das macht Tarantino zum wahrhaft totalen Filmemacher: Seine Erfahrung ist nicht Lebens-, sondern Kinoerfahrung, zwischen dem von der Leinwand Absorbierten und dem auf die Leinwand Gebrachten gibt es keinen Umweg über banale Realität.“ (S. 216)

Filmographie: 
1987: My Best Friend’s Birthday
1992: Reservoir Dogs – Wilde Hunde
1994: Pulp Fiction
1997: Jackie Brown
2003: Kill Bill – Volume 1
2004: Kill Bill – Volume 2
2007: Death Proof – Todsicher
2009: Inglourious Basterds
2012: Django Unchained

Playlist:
1 Luis Bacalov - Django (Django Unchained) - 02:55
2 Stealers Wheel - Stuck In The Middle With You (Reservoir Dogs) - 03:23
3 Al Green - Let's Stay Together (Pulp Fiction) - 03:15
4 Randy Crawford - Street Life (Jackie Brown) - 04:18
5 Urge Overkill - Girl, You'll Be A Woman Soon (Pulp Fiction) - 03:09
6 The Vampire Sound Inc. - The Lions And The Cucumber (Jackie Brown) - 05:07
7 Chuck Berry - You Never Can Tell (Pulp Fiction) - 03:12
8 Bobby Womack - Across 110th Street (Jackie Brown) - 03:48
9 The Tornadoes - Bustin' Surfboards (Pulp Fiction) - 02:26
10 Elliot Easton's Tiki Gods - Monte Carlo Nights (Jackie Brown) - 03:25
11 Nancy Sinatra - Bang Bang (Kill Bill Vol. 1) - 02:40
12 Malcolm McLaren - About Her (Kill Bill Vol. 2) - 03:33
13 Tomoyasu Hotei - Battle Without Honor Or Humantiy (Kill Bill Vol. 1) - 02:28
14 Ennio Morricone - A Fistful Of Dollars (Kill Bill Vol. 2) - 01:49
15 Frank Mills - Music Box Dancer (Kill Bill Vol. 1) - 03:19
16 Isaac Hayes - Three Tough Guys (Kill Bill Vol. 2) - 02:35
17 Bernard Herrmann - Twisted Nerve (Kill Bill Vol. 1) - 01:27
18 Ennio Morricone - From Man To Man (Kill Bill Vol. 1) - 03:22
19 Vince Tempera - Seven Notes In Black (Kill Bill Vol. 1) - 02:49
20 Robert Rodriguez - Invincible Pole Fighter (Kill Bill Vol. 2) - 01:36
21 Luis Bacalov - The Grand Duel, Parte Prima (Kill Bill Vol. 1) - 03:25
22 Ennio Morricone - L'Arena (Kill Bill Vol. 2) - 04:47
23 Gheorghe Zamfir - The Lonely Shepherd (Kill Bill Vol. 1) - 04:20
24 Luis Bacalov - Summertime Killer (Kill Bill Vol. 2) - 03:37
25 Jack Nitzsche - The Last Race (Death Proof) - 02:39
26 Nick Perito - The Green Leaves Of Summer (Inglourious Basterds) - 01:55
27 The Coasters - Down In Mexico (Death Proof) - 03:23
28 Ennio Morricone - The Verdict (Inglourious Basterds) - 01:13
29 Ennio Morricone - The Braying Mule (Django Unchained) - 02:33
30 Charles Bernstein - White Lightning (Inglourious Basterds) - 02:53
31 Riz Ortolani - I Giorni Dell'ira (Django Unchained) - 03:05
32 Ennio Morricone - The Surrender (Inglourious Basterds) - 02:47
33 Jerry Goldsmith - Nicaragua (Django Unchained) - 03:29
34 The Film Studio Orchestra - One Silver Dollar (Inglourious Basterds) - 02:02
35 Annibale e i Cantori Moderni - Trinity (Django Unchained) - 03:03
36 Ennio Morricone - Un Amico (Inglourious Basterds) - 02:35
37 Santa Esmeralda - Don't Let Me Be Misunderstood (Kill Bill Vol. 1) - 10:30

Soundtrack Adventures with QUENTIN TARANTINO at Radio ZuSa by Dirk Hoffmann on Mixcloud

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