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Donnerstag, 23. Februar 2023

Playlist #365 vom 26.02.2023 - DARIUS KHONDJI Special

Seit seiner Zusammenarbeit mit den französischen Filmemachern Jean-Pierre Jeunet & Caro an dem komödiantischen Drama „Delicatessen“ (1991) hat sich der in Teheran geborene Kameramann Darius Khondji zu einem der gefragtesten Spezialisten seiner Zunft gemausert. In den vergangenen dreißig Jahren arbeitete er – oft mehrfach – mit prominenten Regisseuren wie David Fincher („Sieben“, „Panic Room“), Woody Allen („Midnight in Paris“, „Irrational Man“), Alan Parker („Evita“), Neil Jordan („Jenseits der Träume“), Roman Polanski („Die neun Pforten“), Wong Kar-Wai („My Blueberry Nights“), Michael Haneke („Funny Games U.S.“), Sydney Pollack („Die Dolmetscherin“) und Bernardo Bertolucci („Gefühl und Verführung“) zusammen. Für seine Arbeit an Alejandro G. Iñárritus „Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten“ erhielt Khondji nun seine zweite Oscar-Nominierung. 
Darius Khondji wurde am 21. Oktober 1955 in Teheran, Iran, als Sohn eines iranischen Vaters und französischen Mutter geboren, verbrachte seine Kindheit in Paris und drehte dort schon kurze Filme. Seinen Traum von einem Filmstudium konnte er allerdings nur über Umwege realisieren, da in Frankreich für ein Filmstudium ein naturwissenschaftlicher Schulabschluss notwendig war, er aber nur einen künstlerischen Abschluss besaß. 
Eigentlich wollte er sich deshalb 1977 an der University of California einschreiben, doch als er sich bei einem Zwischenstopp in New York City in die Stadt verliebte, studierte er stattdessen an der New York University. Während des Studiums wich er auch von seinem ursprünglichen Vorhaben ab, Regisseur zu werden, da er herausfand, dass er „mehr daran interessiert war, eine Stimmung für eine Geschichte zu gestalten, als die Geschichte selbst zu erzählen“. 
In den 80er Jahren arbeitete er für kleinere französische Produktionen als Kameraassistent und Kameramann. Sein erster größerer internationaler Erfolg gelang ihm 1991 mit seiner Arbeit an dem Film „Delicatessen“ von Marc Caro und Jean-Pierre Jeunet
Die düstere Atmosphäre dieses Films sollte archetypisch für sein späteres Werk sein. 1995 arbeitete er nicht nur erneut erfolgreich mit Jeunet & Caro an dem Film „Die Stadt der verlorenen Kinder“ zusammen, sondern kehrte im gleichen Jahr kehrte in die USA zurück, um mit David Fincher den Film „Sieben“ zu drehen, was ihm 1996 von der Chicago Film Critics Association den Preis für die beste Kameraarbeit einbrachte. 
Ebenfalls 1996 drehte er mit Alan Parker den Film „Evita“, für den er seine erste Oscarnominierung für die beste Kameraarbeit erhielt. 1997 kam es wieder zu einer Zusammenarbeit mit Jean-Pierre Jeunet für den Film „Alien – Die Wiedergeburt“. Khondji schuf die beeindruckenden Bilder zu „The Beach“ von Danny Boyle, „Panic Room“ von David Fincher und begann 2003 bei „Anything Else“ die langjährige Zusammenarbeit mit Woody Allen, die über „Midnight in Paris“ (2011) und „To Rome with Love“ (2012) bis zu „Magic in the Moonlight“ (2014) und „Irrational Man“ (2015) führte. 
Darius Khondji wirkt nicht nur an Kurz- und Spielfilmen mit, sondern auch an Musikvideos. So führte er die Kamera bei den Clips zu den Madonna-Songs „Fever“, „You Must Love Me“, „Don’t Cry for Me Argentina“, „Frozen“ und „Miles Away“ sowie „Africa Shox“ von Leftfield feat. Afrika Bambaataa. Zuletzt arbeitete er an den Musikvideos zu Lady Gagas „Marry the Night“, Neneh Cherrys „Everything“, Eminems „The Icon Project“ und Jay-Z’s „Marcy Me“. 
 

Filmographie: 

1989: Embrasse-moi – Regie: Michèle Rosier 
1990: Le trésor des îles chiennes – Regie: François-Jacques Ossang 
1991: Delicatessen – Regie: Jeunet & Caro 
1992: Prag (Prague) – Regie: Ian Sellar 
1993: Nur der Hauch eines Zweifels (L’ombre du doute) – Regie: Aline Issermann 
1995: Die Stadt der verlorenen Kinder (La cité des enfants perdus) – Regie: Jeunet & Caro 
1995: Sieben (Se7en) – Regie: David Fincher 
1996: Gefühl und Verführung (Stealing Beauty) – Regie: Bernardo Bertolucci 
1996: Evita – Regie: Alan Parker 
1997: Alien – Die Wiedergeburt (Alien: Resurrection) – Regie: Jean-Pierre Jeunet 
1999: Jenseits der Träume (In Dreams) – Regie: Neil Jordan 
1999: Die neun Pforten (The Ninth Gate) – Regie: Roman Polański 
2000: The Beach – Regie: Danny Boyle 
2002: Panic Room – Regie: David Fincher 
2003: Anything Else – Regie: Woody Allen 
2004: Wimbledon – Spiel, Satz und … Liebe (Wimbledon) – Regie: Richard Loncraine 
2005: Die Dolmetscherin (The Interpreter) – Regie: Sydney Pollack 
2006: Zidane (Dokumentation) – Regie: Douglas Gordon, Philippe Parreno 
2007: My Blueberry Nights – Regie: Wong Kar-Wai 
2007: Funny Games U.S. – Regie: Michael Haneke 
2008: Ruinen (The Ruins) – Regie: Carter Smith 
2009: Chéri – Eine Komödie der Eitelkeiten (Chéri) – Regie: Stephen Frears 
2011: Midnight in Paris – Regie: Woody Allen 
2012: To Rome with Love – Regie: Woody Allen 
2012: Liebe (Amour) – Regie: Michael Haneke 
2013: The Immigrant – Regie: James Gray 
2014: Magic in the Moonlight – Regie: Woody Allen 
2015: Irrational Man – Regie: Woody Allen 
2016: Die versunkene Stadt Z (The Lost City of Z) – Regie: James Gray 
2017: Okja – Regie: Bong Joon-ho 
2019: Der schwarze Diamant (Uncut Gems) – Regie: Benny Safdie, Josh Safdie 
2019: Too Old to Die Young (TV-Mini-Serie) – Regie: Nicolas Winding Refn 
2021: Lisey’s Story – Regie: Pablo Larrain 
2022: Zeiten des Umbruchs (Armageddon Time) – Regie: James Gray 
2022: Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten (Bardo, falsa crónica de unas cuantas verdades) – Regie: Alejandro G. Iñárritu 

Playlist:

1. Cliff Martinez - Jesus and the Snake (Too Old to Die Young) - 03:17 
2. Carlos D'Alessio - Generique fin (Delicatessen) - 05:09 
3. Angelo Badalamenti - Finale (The City of Lost Children) - 05:13 
4. John Frizzell - Ripley Meets Her Clones (Alien Resurrection) - 03:44 
5. Elliot Goldenthal - Andante (In Dreams) - 03:39 
6. Wojciech Kilar - Opening Titles (The Ninth Gate) - 03:31 
7. James Newton Howard - End Credits (The Interpreter) - 04:11 
8. Ry Cooder - Bus Ride (My Blueberry Nights) - 02:59 
9. Gustavo Santaolalla - Pajaros (My Blueberry Nights) - 02:23 
10. Alexandre Desplat - The Wedding (Cheri) - 06:52 
11. Bryce Dessner & Alejandro G. Iñárritu - Mateo's Freedom (Bardo) - 04:30 
12. Angelo Badalamenti - Waterfall Cascade (The Beach) - 03:56
13. Howard Shore - Help Me (Se7en) - 03:31 
14. Howard Shore - Main Title (Panic Room) - 02:09 
15. Alexandre Desplat - An Old Woman (Cheri) - 05:01 
16. James Newton Howard - Did He Leave a Note? (The Interpreter) - 03:58
17. Lester Young & Oscar Peterson - I Can't Get Started (Anything Else) - 01:44 
18. Portishead - Glory Box (Stealing Beauty) - 05:02 
19. Axiom Funk - If 6 Was 9 (Stealing Beauty) - 05:59 
20. Underworld - 8 Ball (The Beach) - 08:52 
21. Cliff Martinez - Viggo and Diana (Too Old to Die Young) - 03:16 
22. Christopher Spelman - Crossing the River (The Lost City of Z) - 03:18 
23. Christopher Spelman - At the Fence (Armageddon Time) - 01:34 
24. Wojciech Kilar - Vocalise (The Ninth Gate) - 03:54 
25. Alexandre Tharaud - Schubert: Impromptus, Op. 90, D. 899, No. 3 in G-Flat Major (Amour) - 05:44 
26. Carlos D'Alessio - Baiser Sous L'eau (Delicatessen) - 03:38 
27. Sidney Bechet - Si Tu Vois Ma Mère (Midnight in Paris) - 03:15 

Dienstag, 1. März 2016

DIE 6. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 04./05.03.2016 - KATE BECKINSALE Special

Als Selene, die als Vampirin Jagd auf Wehrwölfe macht, ist die britische Schauspielerin Kate Beckinsale in dem erfolgreichen Franchise „Underworld“ auch zu einer weiblichen Action-Ikone avanciert. Berühmt wurde die 2009 zur „Sexiest Woman Alive“ gekürte Aktrice allerdings durch ihre Rolle in Michael Bays romantischen Kriegsdrama „Pearl Harbor“ (2001). Zuletzt war sie in Michael Winterbottoms Drama „Die Augen des Engels“ und in der Edgar-Allan-Poe-Adaption Stonehearst Asylum - Diese Mauern wirst du nie verlassen“ zu sehen.

Als Tochter der beiden britischen Schauspieler Richard Beckinsale und Judy Loe begann die am 26. Juli 1973 in London geborene Kate Beckinsale nach Beendigung der Schule in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten. 1991 spielte sie bereits an der Seite von Judy Davis und Sam Neill in dem britischen TV-Kriegsfilm „Allein gegen den Wind“, doch dann begann Beckinsale an der University of Oxford französische und russische Literatur zu studieren, was ihr sinnvoller erschien als der Besuch einer Schauspielschule.
Bereits während ihres ersten Jahres in Oxford bot Kenneth Branagh ihr eine Rolle in seiner Shakespeare-Adaption „Viel Lärm um Nichts“ an, worauf weitere Filmengagements folgten, die sie während ihres Studiums absolvierte. Als Beckinsale ihr letztes Studienjahr in Paris verbrachte, um die französische Kultur kennenzulernen, brach sie ihr Studium nach drei Jahren ab und konzentrierte sich fortan auf ihre Schauspielkarriere. So spielte sie neben Claire Danes und Bill Pullman in Jonathan Kaplans Thriller-Drama „Brokedown Palace“ (1999) und James Ivorys Adaption des Henry-James-Klassikers „Die goldene Schale“ (2000), ehe sie in die USA zog.
Dort gelang ihr mit gleich zwei romantischen Rollen der Durchbruch, an der Seite von John Cusack in „Weil es dich gibt“ und neben Ben Affleck in dem Blockbuster „Pearl Harbor“ (beide 2001).
Für die Fantasy-Horror-Filme „Underworld“ (2003) und „Van Helsing“ (2004) wechselte sie ins Action-Fach und stellte in Martin Scorseses Howard-Hughes-Biopic „Aviator“ (2004) den Hollywood-Star Ava Gardner dar. Daneben war Kate Beckinsale auch immer wieder in kleineren Filmen wie „Klick“ (2006), „Engel im Schnee“ (2007) und „Nichts als die Wahrheit“ (2008) zu sehen, spielte neben Robert De Niro in Kirk Jones‘ Abenteuer-Drama „Everybody’s Fine“ (2009), Baltasar Kormákurs Action-Drama „Contraband“ (2012) und in dem durch ihren Ehemann Len Wiseman inszenierten Remake von „Total Recall“ (2012).

Filmographie: 
1991: Allein gegen den Wind (One Against the Wind, Fernsehfilm)
1992: Rachel’s Dream (Fernsehfilm)
1993: Anna Lee: Headcase (Fernsehfilm)
1993: Viel Lärm um Nichts (Much Ado About Nothing)
1994: Geheimnisse (Uncovered)
1994: Hamlet – Der Prinz von Jütland (Prince of Jutland)
1995: Cold Comfort Farm (Fernsehfilm)
1995: Marie-Louise ou la permission
1996: Haunted – Haus der Geister (Haunted)
1996: Emma (Fernsehfilm)
1997: Shooting Fish
1998: The Last Days of Disco
1998: Alice im Spiegelland (Alice Through the Looking Glass, Fernsehfilm)
1999: Brokedown Palace
2000: The Golden Bowl
2001: Pearl Harbor
2001: Weil es Dich gibt (Serendipity)
2002: Laurel Canyon
2003: Underworld
2003: Tiptoes
2004: Van Helsing
2004: Aviator (The Aviator)
2006: Underworld: Evolution
2006: Klick (Click)
2007: Engel im Schnee (Snow Angels)
2007: Motel (Vacancy)
2008: Winged Creatures
2008: Nichts als die Wahrheit (Nothing But the Truth)
2009: Whiteout
2009: Underworld – Aufstand der Lykaner (Underworld: Rise of the Lycans)
2009: Everybody’s Fine
2012: Underworld: Awakening
2012: Contraband
2012: Total Recall
2013: Anklage: Mord – Im Namen der Wahrheit (The Trials of Kate McCall)
2014: Stonehearst Asylum – Diese Mauern wirst du nie verlassen (Stonehearst Asylum)
2014: Die Augen des Engels (The Face of an Angel)
2015: Absolutely Anything
2015: The Disappointments Room
Playlist:
01. Debbie Wiseman - Juliet's Theme (Haunted) - 04:04
02. Patrick Doyle - You Have Killed A Sweet Lady (Much Ado About Nothing) - 03:03
03. David Newman - The Arrest (Brokedown Palace) - 04:03
04. Alan Silvestri - Obituary (Serendipity) - 03:10
05. Richard Robbins - Charlotte And The Prince (The Golden Bowl) - 03:27
06. Hans Zimmer - Brothers (Pearl Harbor) - 04:04
07. Howard Shore - Icarus (Aviator) - 04:00
08. Dario Marianelli - Why Did You All Lie To Me? (Everybody's Fine) - 04:22
09. John Frizzell - Resolution (Whiteout) - 02:30
10. Paul Haslinger - Eternity And A Day (Underworld) - 04:07
11. Paul Haslinger - If You Knew Him As I Did (Underworld: Awakening) - 03:46
12. Harry Gregson-Williams - The Dream (Total Recall) - 03:36
13. Clinton Shorter - A Decision (Contraband) - 04:08
14. John Debney - I Am Dr. Newgate! (Stonehearst Asylum) - 01:58
15. Jeff McIlwain & David Wingo - Credits (Snow Angels) - 03:41
16. Harry Escott - Fellinia (The Face Of An Angel) - 06:19

Sonntag, 15. März 2015

Playlist #159 vom 22.03.2015 - NEUHEITEN 2015 (1)

Nachdem die Ende Februar stattgefundene 87. Verleihung der Academy Awards der Filmwelt noch einmal vor Augen und Ohren führte, dass sich das vergangene Kinojahr durchaus sehen und hören lassen konnte, fängt auch das neue Filmjahr mehr als vielversprechend an.
Im ersten Neuheiten-Special des Jahres 2015 geben sich in dieser Soundtrack-Adventures-Sendung prominente Komponisten wie Hans Zimmer („Chappie“), Danny Elfman („Big Eyes“, „Fifty Shades Of Grey“), James Horner („Wolf Totem“), Patrick Doyle („Cinderella“) und Thomas Newman („The Second Best Exotic Marigold Hotel“) sowie angesagte Talente wie Michael Giacchino („Jupiter Descending“), Max Richter („Testament Of Youth“), Nick Urata („Paddington“, „Focus“) und Newcomer wie Peter Joseph („Zeitgeist“) und Tony Morales („In Your Eyes“) ein munteres Stelldichein.

Seit der Hameln geborene Komponist Max Richter 2002 sein Debütalbum „Memoryhouse“ veröffentlichte, hat er sich nicht nur in der modernen Klassik-Szene einen Namen gemacht, sondern seit 2006 auch vermehrt Filmmusiken komponiert, u.a. für Ari Folmans preisgekrönten Animationsfilm „Waltz with Bashir“ (2008), David Mackenzies „Perfect Sense“ (2011) und die HBO-Serie „The Leftovers“ (2014). Für die Musik zu James Kents biografischen Kriegsdrama „Testament Of Youth“ blieb Richter seinem Stil treu und schuf emotional berührende, Piano-basierte Themen, die die Stimmung des Films wunderbar einfangen.
Auch Richters isländischer Kollege Ólafur Arnalds hat sich zunächst in der modernen Klassik- und Electroszene hervorgetan, ehe seine kompositorischen Qualitäten vor allem von ambitionierten Independent-Filmern gefragt wurden. So kreierte er 2012 erstmals die Musik zu „Another Happy Day“, dem Regiedebüt von Barry Levinsons Sohn Sam. Ein Jahr später folgte der Soundtrack zu Ron Krauss‘ „Gimme Shelter“ und zur ITV-Serie „Broadchurch“, zu der jetzt der erweiterte Soundtrack zum Start der 2. Staffel erschienen ist. Daneben ist jetzt mit „The Chopin Project“ das Ergebnis einer ambitionierten Zusammenarbeit mit der deutsch-japanischen Pianistin Alice Sara Ott erhältlich. Um der standardisierten Perfektion einschlägiger Aufnahmen des von Arnalds hochgeschätzten Pianisten Chopin zu begegnen, fand er einen eigenen Aufnahme-Prozess und komponierte Intermezzi für Streichquintett, Klavier und Synthesizer, die einen emotionalen Bogen zu ausgewählten Chopin-Stücken schlagen sollten.
Dabei schufen Arnalds und Ott einen intimen, fragilen und oft charmant unvollkommenen Klang unter Verwendung alter, ungewöhnlicher oder präparierter Klaviere, aufgezeichnet mit Hilfe altmodischer Aufnahmegeräte.
„Warum sollten wir die Technologie, die uns zur Verfügung steht, nur als Werkzeug nutzen und nicht auch als Mittel der Interpretation? Warum sollten die Mikrofone, der Raum – der Sound – nicht auch Beitragende der Aufführung sein?“
Weitaus weniger anspruchsvoll ist dagegen die literarische Vorlage zu „Fifty Shades of Grey“. Immerhin ist es Regisseurin Sam Taylor-Johnson („Nowhere Boy“) und ihrer Drehbuchautorin Kelly Marcel („Saving Mr. Banks“) gelungen, die „Hausfrauen-Porno“-Trilogie von E.L. James zu einer unterhaltsamen SM-Romanze zu verfilmen, die Danny Elfman ebenso unterhaltsam vertont hat wie „Big Eyes“, Tim Burtons biografisches Drama um eine Künstlerin, deren Mann den Ruhm für ihre Bilder einheimst.
Abgerundet wird die Sendung mit dem feinen Orchesterscore von Patrick Doyle („Brave“) zu der neuen Walt-Disney-Verfilmung von „Cinderella“, Hans Zimmers („Inception“) elektronisch pulsierenden Score zu Neill Blomkamps („Elysium“) neuem Sci-Fi-Thriller „Chappie“, Thomas Newmans exotisch-luftiger Arbeit zu John Maddens „The Second Best Exotic Marigold Hotel“ und Aaron Zigmans süßlich-romantischen Klängen zu Michael Hoffmans Nicholas-Sparks-Adaption „The Best Of Me“.
Dazu steuern Peter Joseph („Zeitgeist“) und Junkie-XL-Mastermind Tom Holkenborg („Run All Night“) rhythmische Klänge bei, während Tony Morales („In Your Eyes“), Nick Urata („Focus“) und Dario Marianelli („A Long Way Down“) mit verträumten Melodien vertreten sind.
Daniel Pemberton („The Game“) und Atli Örvarsson („Chicago Fire“) demonstrieren, dass auch zu Fernsehserien ausdrucksstarke Musik produziert werden kann, während Geoff Zanelli („The Scorpion King 4“), Michael Giacchino („Jupiter Ascending“) und Javier Navarrete („Zhong Kui“) bei den Aufnahmen zu ihren Fantasy- und Sci-Fi-Epen so richtig aus dem Vollen schöpfen durften.
Playlist: 
01. Max Richter - I Will Not Forget You (Testament Of Youth) - 03:55
02. Danny Elfman - Variations On A Shade (Fifty Shades Of Grey) - 06:23
03. Danny Elfman - Victory (Big Eyes) - 05:00
04. Ólafur Arnalds - So Far (Broadchurch) - 04:32
05. Ólafur Arnalds & Alice Sara Ott - Reminiscence (The Chopin Project) - 04:28
06. Nick Urata - Love Theme (Focus) - 05:05
07. Daniel Pemberton - Yulia's Theme (The Game) - 02:43
08. Nick Urata - The Explorer's Film (Paddington) - 02:45
09. Peter Joseph - Marcato (Zeitgeist) - 06:59
10. Tony Morales - In Your Eyes (In Your Eyes) - 03:38
11. Van Lawson - Ellie's Theme (The War Within) - 03:12
12. Nathaniel Méchaly - Saving Kim (Taken 3) - 04:50
13. Mike Mogis & Nathaniel Walcott - The Great And Terrible 10 (The Fault In Our Stars) - 05:58
14. Javier Navarrete - In Heaven (Zhong Kui: Snow Girl And The Dark Crystal) - 03:26
15. Dario Marianelli - Five Seconds (A Long Way Down) - 04:56
16. Aaron Zigman - Main Title (The Best Of Me) - 02:50
17. Geoff Zanelli & Mark Ronson - In The Bathtub (Mortdecai) - 02:24
18. Geoff Zanelli - The Temple Of The Goddess (The Scorpion King 4) - 02:02
19. Michael Giacchino - 2nd Movement (Jupiter Ascending) - 03:24
20. James Horner - Leaving For The Country (Wolf Totem) - 02:17
21. John Frizzell - End Credits (The Loft) - 01:55
22. Atli Örvarsson - Giving Thanks (Chicago Fire - Season 1) - 06:00
23. Tom Holkenborg - I See Those Faces In My Dreams (Run All Night) - 03:04
24. Henry Jackman & Matthew Margeson - An 1815 Napoleonic Brandy (Kingsman - The Secret Service) - 04:23
25. Hans Zimmer - Use Your Mind (Chappie) - 04:05
26. Thomas Newman - Sagai (The Second Best Exotic Marigold Hotel) - 04:27
27. Patrick Doyle - Orphaned (Cinderella) - 03:47
28. Peter Joseph - Grandioso (Zeitgeist) - 07:15

Soundtrack Adventures #159 with RICHTER, ARNALDS, ZIMMER, DOYLE, ELFMAN @ Radio ZuSa 2015-03-22 by Dirk Hoffmann on Mixcloud

Sonntag, 5. Juni 2011

Playlist # 60 vom 05.06.11 - JOHN FRIZZELL Special

Mit seinen Filmmusikern für Horrorfilme wie „Alien – Die Wiedergeburt“, „Ich weiß noch immer, was du letzten Sommer getan hast“, „Stay Alive“ oder ganz aktuell „The Roommate“ hat sich der amerikanische Filmkomponist John Frizzell neben Christopher Young, Marco Beltrami oder John Ottman als einer der verlässlichsten Genre-Komponisten etabliert.

Seine musikalische Karriere begann er im Alter von 12 Jahren als Sänger im Chor der Paris Opera Company und der Metropolian Opera Company, bevor er an der USC School of Music und der Manhattan School of Music und dann bei der Jazz-Gitarren-Legende Joe Pass anfing zu studieren. Nach dem College arbeitete für den bekannten Produzenten, Jazz- und Fusion-Musiker Michael Mainieri, wo er sich ausführlich mit der Technik des Synclaviers befasste.
Er wurde von Ryuichi Sakamoto als eine Art „Synthestrator“ für die Arbeit an der Musik zu Oliver Stones Mini-Serie „Wild Palms“ engagiert und arbeitete dann mit James Newton Howard an den Soundtracks zu „The Rich Man’s Wife“ und „Dante’s Peak“, bei denen er die Themen des renommierten Komponisten für die Filmmusik ausarbeitete. Nach einigen Fernsehfilmen und der TV-Serie „VR.5” legte er 1996 mit “Beavis and Butthead Do America” seinen ersten Score für einen Kinofilm vor. Ein Jahr später machte er mit seinem Gänsehaut erregenden Score für das von Jean Pierre Jeunet inszenierte Horror-Sequel „Alien – Die Wiedergeburt“ über Hollywoods Grenzen hinaus auf sich aufmerksam.
Wesentlich für ein gutes Gelingen der Arbeit als Komponist sind dabei nicht allein die musikalischen Fertigkeiten, sondern ebenso die kommunikativen Kompetenzen, wie John Frizzell sehr wohl weiß.
“Ich sehe mich als kollaboratives Mitglied im Filmteam. So arbeite ich sehr eng mit dem Regisseur und den Produzenten, dem Cutter und Studio zusammen. Ich bin wirklich groß im Experimentieren und versuche immer neue Versionen auszuprobieren, auch wenn das gesamte Team bereits alles abgesegnet hat. Um die Dinge ins Rollen zu bringen, lade ich einen Regisseur zu einem Prozess ein, der uns dabei hilft, eine Methode zu finden, um über Musik zu kommunizieren, die für jeden angenehm ist“, erklärt John Frizzell in einem Interview mit fandomania.com die Zusammenarbeit mit Filmemachern.
„Zum Beispiel habe ich an zwei Filmen mit Mark Rydell gearbeitet, der auf die Juilliard gegangen ist, und unsere Diskussionen waren immer sehr wörtlich, was dieses Instrument oder jenes Tempo anging. Aber Musik ist eine sehr schwierige Sache, um darüber zu sprechen (wir alle kennen das Zitat „über Musik zu reden ist wie zu Architektur zu tanzen“), also ermutige ich einen Regisseur, damit anzufangen, über die Gefühle zu reden, die den Film prägen und, noch spezifischer, den emotionalen Zustand, in dem wir den Zuschauer zu jedem Moment wissen wollen, um unsere Geschichte zu erzählen. Das ist es letztlich, was wir tun, eine Geschichte erzählen. Es ist sehr wichtig, das nie aus den Augen zu verlieren.“
Neben Mark Rydell („James Dean“, „Crime of the Century“) hat Frizzell vor allem mit Mike Judge („Alles Routine“, „Beavis & Butthead machen’s in Amerika”) zusammengearbeitet und sowohl für Komödien wie „Alles Routine“ und „Henry Poole – Vom Glück verfolgt“, Dramen („James Dean“, „First Born“, „Black Irish“), Action-Filmen („Born 2 Die“) und vor allem Horrorfilmen („Ghost Ship“, „13 Geister“, „The Reaping“) komponiert und immer wieder interessante Arrangements verwendet.
So arbeitete er mit Paddy Maloney von den Chieftains an dem Score zum Bürgerkriegs-Epos „Gods and Generals“, mit dem Produzenten-Team von Rapper DMX an „Born 2 Die“, mit Sean und Sara Watkins von Nickel Creek an „The Prize Winner of Defiance, Ohio“, und für den Horror-Schocker „Primeval“ reiste der Komponist nach Südafrika, um traditionelle afrikanischer Musiker aufzunehmen und deren Performance in seinen orchestralen Score einzubauen. Immer wieder verbindet er ungewöhnliche Instrumente mit innovativen digitalen Techniken und den Möglichkeiten des traditionellen Orchesters.

Filmographie:
1994: Das Signum des Ritualmörders (Keys, TV)
1995: VR.5 (TV-Serie)
1995: Gib mir meine Kinder wieder (Whose Daughter Is She?, TV)
1995: Love and Terror (It Was Him or Us, TV)
1996: Familienmord, (Deadly Pursuits, TV)
1996: Im Auge des Hurricane (Undertow, TV)
1996: The Rich Man’s Wife
1996: Red Ribbon Blues
1996: Crime of the Century (TV)
1996: The Empty Mirror
1996: Beavis & Butthead machen’s in Amerika (Beavis and Butt-Head Do America)
1997: Mit harten Bandagen (Opposite Corners)
1997: Dante’s Peak
1997: Alien – Die Wiedergeburt (Alien: Resurrection)
1998: Mafia! – Eine Nudel macht noch keine Spaghetti (Jane Austen’s Mafia)
1998: Ich weiß noch immer was Du letzten Sommer getan hast (I Still Know What You Did Last Summer)
1999: Turkey. Cake.
1999: Alles Routine (Office Space)
1999: Rettet Mrs. Tingle (Teaching Mrs. Tingle)
1999: The White River Kid
2000: Beautiful
2000: Lockdown
2000: Vom Teufel besessen (Possessed)
2001: Josie and the Pussycats
2001: James Dean – Ein Leben auf der Überholspür (James Dean, TV)
2001: 13 Geister (Thir13en Ghosts)
2002: Schlappschuss 2 – Die Eisbrecher (Slap Shot 2: Breaking The Ice, Video)
2002: Ghost Ship
2003: Abgezockt! (Scorched)
2003: Gods and Generals (mit Randy Edelman)
2003: Born 2 Die (Cradle 2 the Grave)
2003: The Whizzard of Ow
2004: The Goodbye Girl (TV)
2004: Star Trek: Enterprise (zwei Folgen: “The Forge”, “Proving Ground”)
2004: Karroll’s Christmas (TV)
2005: Four Minutes (TV)
2005: The Prize Winner of Defiance, Ohio
2005: Wal-Mart – Der hohe Preis der Niedrigpreise (Wal-Mart: The High Cost of Low Price, Video)
2006: Das kleine Mord-Problem (A Little Thing Called Murder, TV)
2006: Stay Alive
2006: The Woods
2006: Reunion (TV-Serie, 4 Folgen)
2007: Die Fährte des Grauens (Primeval)
2007: First Born
2007: The Reaping – Die Boten der Apokalypse (The Reaping)
2007: Black Irish
2007: Careless
2007: Beneath
2007: Masters of Science Fiction (TV-Serie, 3 Folgen)
2007: Moonlight (TV-Serie, 4 Folgen)
2008: Henry Poole – Vom Glück verfolgt (Henry Poole Is Here)
2008: Wisegal (TV)
2008: 100 Feet
2009: Tenure
2009: The Lodger
2009: Evil Angel – Engel des Satans (Evil Angel)
2009: From Mexico with Love
2009: Taras Welten (United States of Tara, TV-Serie, 12 Folgen)
2009: Whiteout
2010: Shelter
2010: Legion
2011: The Roommate
2011: Shelf Life

Playlist:
1 John Frizzell - Millie's World (Henry Poole Is Here) - 03:15
2 John Frizzell - Dying In The Desert (Beavis And Butt-Head Do America) - 03:33
3 John Frizzell - Ripley's Theme (Alien: Resurrection) - 02:14
4 John Frizzell - Julie's Apartment (I Still Know What You Did Last Summer) - 02:02
5 John Frizzell - The Evacuation Begins (Dante's Peak) - 04:12
6 John Frizzell - I Hate Africa (Primeval) - 02:55
7 John Frizzell - The Deal (Ghost Ship) - 03:16
8 John Frizzell - Main Title (Thir13en Ghosts) - 02:58
9 John Frizzell - Professor Roberts (The Roommate) - 03:51
10 John Frizzell - Examining Weiss (Whiteout) - 03:30
11 John Frizzell - James'Boyhood (James Dean) - 07:29
12 John Frizzell - Katherine Believes/Costigan Burns (The Reaping) - 04:33
13 John Frizzell - Gods And Generals (Gods And Generals) - 03:45
14 John Frizzell - Main Titles (The Prize Winner Of Defiance, Ohio) - 03:23
15 John Frizzell - Up The Stairs (Stay Alive) - 06:06

Sonntag, 19. Dezember 2010

Playlist # 48 vom 19.12.10 - JEAN-PIERRE JEUNET Special

Der französische Filmemacher Jean-Pierre Jeunet zählt fraglos zu den innovativsten Vertretern seiner Zunft. Lange bevor der am 3. September 1953 in Roanne geborene Jeunet mit „Delicatessen“, den er zusammen mit seinem Freund Marc Caro 1991 realisierte, den Durchbruch feierte, ging er mit dem Wunsch schwanger, Filme zu machen. Er kaufte sich im Alter von 17 Jahren eine Filmkamera und drehte erste Kurzfilme, während er bei den Cinémation Studios die Kunst der Animation erlernte. Zu jener Zeit freundete sich Jeunet mit Marc Caro an, der wie er selbst Comics zeichnete. 1978 realisierten sie gemeinsam ihren ersten Animationsfilm „L’Évasion“, gefolgt von ihrem ersten Live-Action-Kurzfilm „Letzter Feuerstoß im Bunker“ (1981) und „Foutaises“ (1990). Dazwischen entstanden weitere Kurzfilme, Werbeclips und Musikvideos.

1991 erschien mit „Delicatessen“ der erste abendfüllende Spielfilm des Regieduos. Der visuell eindrucksvolle, mit skurrilen Figuren bevölkerte Film wurde mit vier Césars prämiert und auch international gefeiert. Es dauerte vier Jahre, bis mit „Die Stadt der verlorenen Kinder“ der nächste phantasievolle Streich des Duos auf der Leinwand das Publikum verzaubern sollte. Musikalisch untermalt von den melancholischen Klängen Angelo Badalamentis („Twin Peaks“, „Blue Velvet“), verblüfften Jeunet und Caro die Zuschauer erneut mit einer ungewöhnlichen Geschichte um einen Orden von blinden Männern, die kleine Kinder für künstliche Augen verkauften.
1997 folgte Jeunet bislang ein einziges Mal dem Ruf aus Hollywood, um den vierten Teil in der „Alien“-Saga zu drehen. Mit seinem undurchsichtigen Plot und der für Jeunet typischen Ironie konnte die „Alien“-Fangemeinde allerdings wenig anfangen, und Jeunet war frustriert, dass es in Hollywood scheinbar nur darum geht, das Budget zu drücken, während die Dreharbeiten nervend langsam vorangingen. Dennoch avancierte „Alien: Resurrection“ zum zweiterfolgreichsten Film der Reihe und wurde durch Horror-Spezi John Frizzell („I Still Know What You Did Last Summer“, „Beneath“) mit einem passenden düster-bedrohlichen Soundtrack ausgestattet.
Zurück in Frankreich inszenierte Jeunet mit „Die fabelhafte Welt der Amélie" (2001) seinen bislang persönlichsten und erfolgreichsten Film und verhalf Hauptdarstellerin Audrey Tatou zu ihrem Durchbruch. Sie spielt die gutmütige Amélie, die zufällig eine Dose findet, die ein Junge in den 50ern in ihrem Badezimmer versteckt haben muss. Auf der Suche nach ihm erlebt sie einige Abenteuer und lernt über Umwege auch die Liebe kennen. Die bezaubernde Geschichte mit ihrer ebenso hinreißenden Hauptdarstellerin brilliert mit ausgefallenen visuellen Ideen, grotesken Figuren, die die märchenhafte Szenerie mit blühendem Leben füllen. Yann Tiersen schuf dazu eine typisch französische, leichtfüßige Musik, die fast ebenso berühmt wurde wie der Film selbst.
Audrey Tatou spielte auch in Jeunets nächstem Film die Hauptrolle, in der größtenteils mit amerikanischen Dollars finanzierten Verfilmung von Sébastien Japrisots Roman „Mathilde - Eine große Liebe“ (2004). Als junge Frau erfährt sie kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs vom Tod ihres Verlobten und macht sich auf die Suche nach den genauen Umständen. Es versteht sich von selbst, dass „Mathilde“ erneut ein Fest für die Sinne bietet. Die einzigartige Mischung aus Kriegsdrama, Love-Story, Krimi und Film Noir entfaltet sich in drei verschiedenen Handlungssträngen über zwei Jahrzehnte und wurde von Kameramann Bruno Delbonnel in atemberaubende Bilder gegossen. Den ätherischen, eindringlichen Score komponierte wieder Angelo Badalamenti.
Eigentlich sollte sich nach „Mathilde“ eine weitere Literaturverfilmung anschließen, doch der Produktionsfirma waren die Kosten für die Umsetzung von Yann Martels „Schiffbruch mit Tiger“ zu hoch. Dabei hatte der passionierte Filmemacher schon einiges an Vorarbeiten geleistet. Jeunet lehnte es schließlich ab, „Harry Potter und der Orden des Phönix“ zu drehen.
„In Frankreich genieße ich totale künstlerische Freiheit und muss nicht um Geld betteln. Das will ich nicht aufgeben. Natürlich erreiche ich weniger Zuschauer als mit einer amerikanischen Produktion, aber ich habe meine persönlichen Vorstellungen und deshalb auch ‚Harry Potter‘ abgesagt“, begründete er seine Entscheidung in einem Interview mit ”BR Online”. „In einem schon vorgegebenen Universum zu arbeiten, wo Besetzung, Kostüme und Dekor feststehen, ödet mich an. Was interessieren mich fliegende Besen und Hexen, wo bleibt da meine eigene Handschrift? Mit dem Geld hätte ich mich zwar am Mittelmeer zur Ruhe setzen können, aber nur Regie ist mir zu wenig. Die Alien-Welt dagegen war eine tolle Herausforderung. Ich konnte meine Ideen verwirklichen. Ein Film kostet Lebenszeit, deshalb stürze ich mich nicht mehr Hals über Kopf ins unkalkulierbare Abenteuer.“
Stattdessen schuf Jeunet mit „Micmacs – Uns gehört Paris!“ wieder einen für ihn typischen humor- und fantasievollen Film über einen einfachen Mann, dessen Leben eine dramatische Wende nimmt, als er von einer Kugel in den Kopf getroffen wird und es sich zur Aufgabe macht, sich an der ortsansässigen Waffenindustrie mit Hilfe einer skurrilen Gemeinschaft zu rächen. Schon nach wenigen Sekunden offenbart der Film Jeunets Handschrift, den unverkennbaren Retro-Look, die warmen braunen Farben und ungewöhnliche Kameraeinstellungen, die das Treiben der liebenswürdigen Figuren einfangen. „Ich mag die Realität nicht so filmen, wie sie ist, sondern im Sinne des poetischen Realismus der 1940er-Jahre. Mit ganz eigenen Dialogen, Licht und Farben, Humor und Fantasie“, bekundet Jeunet im Interview mit ”BR Online”. „Mir kommt es darauf an, ein ganz spezielles Universum zu erfinden. Das sollte man aber nicht ins Fantastische einordnen, das mag ich - im Gegensatz zu Science Fiction - überhaupt nicht.“

Filmographie:
1991: Delicatessen (Delicatessen)
1995: Die Stadt der verlorenen Kinder (La Cité des enfants perdus)
1997: Alien – Die Wiedergeburt (Alien: Resurrection)
2001: Die fabelhafte Welt der Amélie (Le Fabuleux destin d'Amélie Poulain)
2004: Mathilde – Eine große Liebe (Un long dimanche de fiançailles)
2009: Micmacs – Uns gehört Paris! (Micmacs à tire-larigot)

Playlist:
1 Carlos D'Alessio - Delicatessen Generique Fin (Delicatessen) - 05:08
2 Carlos D'Alessio - Bongo Bolero (Delicatessen) - 03:18
3 Angelo Badalamenti - Death Of The Twins (Die Stadt der verlorenen Kinder) - 04:01
4 John Frizzell - Main Title (Alien: Resurrection) - 02:06
5 Yann Tiersen - Le Moulin (Die fabelhafte Welt der Amélie) - 04:27
6 Angelo Badalamenti - Mathilde's Theme (Mathilde - Eine große Liebe) - 04:19
7 Yann Tiersen - La Dispute (Die fabelhafte Welt der Amélie) - 04:15
8 Carlos D'Alessio - Les Bulles (Delicatessen) - 03:04
9 Angelo Badalamenti - Finale (Die Stadt der verlorenen Kinder) - 05:07
10 Raphael Beau - Larrons en foire (Micmacs - Uns gehört Paris!) - 02:56
11 Yann Tiersen - La Valse Des Monsters (Die fabelhafte Welt der Amélie) - 03:39
12 Raphael Beau - Dernier vol (Micmacs - Uns gehört Paris!) - 03:58
13 Angelo Badalamenti - End Titles (Mathilde - Eine große Liebe) - 06:51

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