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Mittwoch, 11. Februar 2015

Playlist #157 vom 22.02.2015 - JOHN CARPENTER Special

In den 70er und 80er Jahren prägte John Carpenter mit Filmen wie „Halloween“, „The Fog“, „Fürsten der Dunkelheit“ und „Das Ding aus einer anderen Welt“ das Horror-Genre wie kein Zweiter. Was seine Filme dabei neben dem Suspense- und Grusel-Faktor besonders auszeichnete, war, dass er selbst auch noch die Musik dazu komponierte und dabei wie bei der Inszenierung seiner Filme neue Wege ging, indem er den klassischen Orchestersound durch unterkühlte Synthi-Sequenzen ersetzte, die viel zeitgemäßer für den urbanen Horror klangen, den er in seinen Filmen präsentierte. Nun veröffentlicht er mit „Lost Themes“ ein Solo-Album, das erstmals losgelöst von seinen Filmen entstand.

Das Faible für die Musik war Carpenter schon in die Wiege gelegt worden. Sein Vater war Musikprofessor an der Western Kentucky University und wünschte sich, dass sein Sohn Violine spielt, allerdings schien der junge Carpenter dazu nicht das nötige Talent zu besitzen. Später versuchte er sich als Bassist, u.a. bei The Coup de Villes, einer Band, die Carpenter mit seinen Filmkollegen Tommy Lee Wallace und Nick Castle unterhielt und das Album „Waiting out the Eighties“ veröffentlichte. Doch seit er 1974 sein Kino-Debüt „Dark Star“ auch musikalisch vertonte, schuf John Carpenter zu fast jedem seiner Filme auch die dazugehörige Musik. Erst als größere Studios Carpenter für sich arbeiten ließen, kamen „richtige“ Komponisten ins Spiel. Shirley Walker wurde für die Fantasy-Romanze „Jagd auf einen Unsichtbaren“ engagiert und half Carpenter bei dem „Klapperschlange“-Sequel „Flucht aus L.A.“ bei der Orchestrierung seiner Musik. Ennio Morricone vertonte Carpenters Remake des Science-Fiction-Klassikers „The Thing“, klang dabei aber wie Carpenter.
Vor allem mit der klaustrophobischen Musik zum Belagerungs-Thriller „Assault – Anschlag bei Nacht“ (1976) und dem gänsehauterzeugenden Soundtrack zu „Halloween“ (1978), der das Motiv des psychopathischen Serienkillers in der Filmgeschichte neu definierte, setzte Carpenter in der Filmmusik neue Maßstäbe. Zusammen mit seinem kreativen Berater Dan Wyman, mit dem er bereits an „Assault on Precinct 13“ und „Halloween“ gearbeitet hatte, entstand 1980 auch der düstere Score zu „The Fog – Nebel des Grauens“, danach wurde Alan Howarth über Jahre sein adäquater musikalischer Partner. Mit ihm zusammen entstanden so atmosphärisch-düstere Arbeiten wie „Die Klapperschlange“ (1981), „Halloween II“ (1982), die Stephen-King-Verfilmung „Christine“ (1983), die Fantasy-Action-Komödie „Big Trouble In Little China“ (1986), „Prince Of Darkness“ (1987) und der düstere Science-Fiction-Thriller „Sie leben!“ (1988).
Danach schien John Carpenter die Inspiration auszugehen. Sowohl seine Filme als auch die mit Musikern wie Jim Lang und Dave Davies entstandenen Soundtracks zu „Mächte des Wahnsinns“, „Das Dorf der Verdammten“ (beide 1995), „Vampires“ (1998) und „Ghosts Of Mars“ (2001) fielen an der Kinokasse und bei den Kritikern durch.
In den letzten Jahren ließ der Horror-Altmeister nur mit seinem Beitrag zur Horror-Anthologie „Masters of Horror“ (2006) und „The Ward“ (2010) fast unmerklich aufhorchen, seither konzentriert sich der mittlerweile 67-Jährige offensichtlich auf seine musikalische Karriere. Mit seinem Sohn Cody (der auch die Musik zu Carpenters „Masters of Horror“-Episode „Cigarette Burns“ komponierte) und Daniel Davies spielte er nun sein erstes von filmischen Vorlagen losgelöstes Album „Lost Themes“ ein, das mit seinen repetitiven Sequenzen und düster schwebenden Klangfolgen ganz typisch nach Carpenter klingt.
„Es ging bei ,Lost Themes‘ nur darum, etwas Spaß zu haben“, meint Carpenter. „Es kann sowohl großartig als auch schlecht sein, Musik zu Bildern zu komponieren, was ich bislang gemacht habe. Hier gab es keinen Druck. Kein Schauspieler fragte mich, was sie machen sollen, keine Crew wartete, und kein Schnittraum, in den ich gehen musste. Es stand kein Veröffentlichungstermin aus. Es hat einfach Spaß gemacht. Und ich konnte kein besseres Set-up in meinem Haus haben, wo ich mich auf Cody und Daniel verlassen konnte, mich mit Ideen zu versorgen, wenn wir zu improvisieren begannen. Der Plan bestand darin, meine Musik kompletter und voller zu machen, weil wir grenzenlose Spuren zur Verfügung hatten. Ich hatte nicht mehr mit rein analogem Equipment zu tun. Es ist eine komplett neue Welt. Und es war nichts in unseren Köpfen, als wir begonnen haben, als es stimmungsvoll zu machen.“ 
Fans werden sich an frühere Carpenter-Meisterwerke wie „Prince of Darkness“ und „They Live“ erinnert fühlen, an Mike Oldfields „Tubular Bells“ und Goblins „Suspiria“, wenn sich die repetitiven Basslinien mit schrägen Akkorden, aufsteigenden Orgeln, entspannten Pianos, akzentuierten Gitarrenriffs und faszinierenden Percussions vermengen. Carpenter hofft, mit seiner Musik Filmemacher inspirieren zu können, und arbeitet bereits an seinem nächsten Album „Dark Blues“.
Playlist: 
01. John Carpenter - Main Title (Assault On Precinct 13) - 02:57
02. John Carpenter - Vortex (John Carpenter's Lost Themes) - 04:44
03. John Carpenter & Alan Howarth - Halloween II Suite B (Halloween II)- 05:04
04. John Carpenter & Gary McKill - Untitled 5 (Sentinel Returns) - 04:53
05. John Carpenter & Alan Howarth - Opening Credits (Prince Of Darkness) - 09:15
06. John Carpenter & Alan Howarth - Abduction To Airport (Big Trouble In Little China) - 04:17
07. John Carpenter & Alan Howarth - Main Title (Escape From New York) - 03:53
08. John Carpenter & Shirley Walker - History Of Los Angeles (Escape From L.A.) - 02:08
09. John Carpenter - Night Attack (Vampires) - 03:19
10. John Carpenter & Alan Howarth - The Siege Of Justiceville (They Live) - 05:38
11. John Carpenter - Theme From 'The Fog' (The Fog) - 05:09
12. John Carpenter & Alan Howarth - Moochie's Death (Christine) - 02:25
13. John Carpenter & Dave Davies - March Of The Children (Village Of The Damned) - 08:03
14. John Carpenter & Jim Lang - Long Beautiful Hair (Body Bags) - 05:40
15. John Carpenter - Halloween Theme Reprise (Halloween) - 03:36
16. John Carpenter - Ghosts Of Mars (Ghosts Of Mars) - 03:42
17. John Carpenter & Alan Howarth - The Team Assembles (Prince Of Darkness) - 09:11
18. John Carpenter - Abyss (John Carpenter's Lost Themes) - 06:06
19. John Carpenter & Jim Lang - The Book Comes Back (In The Mouth Of Madness) - 04:00
20. John Carpenter - Rocks At Drake's Bay (The Fog) - 02:23
21. John Carpenter & Alan Howarth - The Duke Arrives/Barricade (Escape From New York) - 03:35
22. John Carpenter & Alan Howarth - Kidnapped (They Live) - 03:29
23. John Carpenter & Alan Howarth - Hell Breaks Loose (Prince Of Darkness) -  09:57

Soundtrack Adventures #157 with JOHN CARPENTER @ Radio ZuSa 2015-02-22 by Dirk Hoffmann on Mixcloud

Sonntag, 29. Juli 2012

Playlist # 90 vom 29.07.2012 - BATMAN Special

Die Fledermaus flattert wieder über den nächtlichen Dächern von Gotham City und über die große Leinwand. Christopher Nolan schickt Christian Bale in „The Dark Knight Rises“ bereits zum dritten Mal in den Kampf gegen das Verbrechen in dieser korrupten Stadt und fügt dem schillernden Batman-Universum ein weiteres interessantes Kapitel hinzu.

Batman ist eine Erfindung von Comic-Zeichner Bob Kane und Autor Bill Finger und wurde durch die beiden populären Figuren Zorro und The Shadow inspiriert. Zu den weiteren Einflüssen zählten ein Fluggerät namens „Ornithopter“ aus Leonardo da Vincis Skizzenbuch und die Verfilmung von Mary Roberts Rineharts Roman „The Bat Whispers“. Seit seinem ersten Auftritt im Mai 1939 in dem Magazin „Detective Comics“ konnte Batman nicht nur als Comic-Figur eine weltumspannende Fangemeinde aufbauen, sondern seine Abenteuer ebenso in Zeichentrick-Serien und etlichen Kinofilmen verbreiten. Seit Batman ab 1940 einen eigenen Band bei DC-Comics füllte, riss seine Popularität nicht mehr ab.
„Ein amerikanischer Mythos war geboren, dessen verschiedenste Wiedergänger auf engste mit der soziokulturellen Situation Amerikas einhergingen. Während der zwielichtige Charakter des Gerechtigkeitsfanatikers Batman in den Kane-Comics den Jahren nach der Großen Depression genauso angemessen war wie der zur selben Zeit entstehende Film noir, ist der ersten Staffel des Filmserials, das Columbia 1943 startete, ein propagandistischer Unterton anzumerken, der mit der Beteiligung der USA am Zweiten Weltkrieg korrespondiert. Die zweite Staffel von 1949 beschwor wiederum eine Kalte-Kriegs-Paranoia“, charakterisiert Helmut Merschmann in seinem Buch über Tim Burton (Schüren, S. 113) die Anfänge der „Batmania“. „Als sich 1954 auf Druck der Öffentlichkeit die Comic Code Authority installierte, um darauf achtzugeben, dass die Darstellungen von Familie, Gewalt und öffentlicher Ordnung der herrschenden Moral und ihren Leitlinien entsprachen, war es um jede Ambivalenz der Vigilanten-Saga geschehen.“ 
Wir erinnern uns: Batman ist das Alter Ego des Milliardärs Bruce Wayne, der als Kind Zeuge wurde, wie seine Eltern in einer dunklen Gasse von einem Straßenräuber erschossen wurde. Der junge Erbe wird vom hauseigenen Butler Alfred Pennyworth aufgezogen und schwört am Grab seiner Eltern, dem Verbrechen in Gotham City den Kampf anzusagen. Da er nicht wie sein Freund Superman über außergewöhnliche Kräfte verfügt, muss er hart trainieren. Dazu studiert er auf der ganzen Welt Kriminologie, Chemie, Mathematik, Physik und Technik, um der weltbeste Kriminologe, Nahkämpfer und Athlet zu werden. Auf der Suche nach einem Symbol, das den Ganoven Angst einjagen soll, stößt er auf eine Fledermaus, die sich in seine Villa verirrt hat, und entwirft ein entsprechendes Kostüm.
Batman zählt zu den psychologisch faszinierendsten Figuren unserer Kulturgeschichte“, meint DC-Comics-Chef Paul Levitz. „Batman verfügt über seine Superkräfte nicht ohne weiteres, er behauptet nicht einfach: ‚Ich setze meine Fähigkeiten für das Gute ein, weil ich ein guter Mensch bin.‘ Dieser Mann musste mitansehen, wie seine Eltern ermordet wurden. Er musste überlegen, wie er darauf reagiert. Schuldgefühle und ohnmächtiger Zorn quälen ihn, er brennt auf Rache, aber dennoch plant er seine Verwandlung sehr durchdacht, um so die Welt zu verändern.“ 
Batman und sein mutiger, junger Partner Robin, der im April 1940 zu ihm stieß, haben mittlerweile eine sieben Jahrzehnte währende Entwicklung durchgemacht. Als ABC am 12. Januar 1966 eine „Batman“-Serie startete, die schnell zum Publikumsrenner wurde, war vom dunklen Rächer nicht mehr viel übrig geblieben. Stattdessen ist Batman zu einer grellen Pop-Figur verkommen. Das von Neal Hefti komponierte Titelthema der Serie wurde immerhin mit einem Grammy ausgezeichnet. Erst die Comic-Zeichner Dennis O’Neal, Frank Miller und Alan Moore haben in ihren Werken die ursprünglichen Qualitäten des Batman-Stoffes wieder aufleben lassen. Während O’Neals Geschichten in der 70ern vom sozialen Realismus geprägt waren, entwarfen Miller und Moore in den 80ern visionäre Untergangsszenarien.
Hier schloss sich auch Tim Burtons „Batman“-Verfilmung an. Bereits 1979 haben sich die beiden Drehbuchautoren Michael Uslan und Ben Melniker die Filmrechte am Batman-Stoff gesichert und dem Produzenten Peter Guber angeboten, der von der Idee fasziniert war, der Figur die ursprüngliche zwielichtige Färbung zurückzugeben, mit der Bob Kane Batman ausgestattet hatte. Nach jahrelangen Verhandlungen, unzähligen Drehbuchänderungen und wechselnden Namen für den Regiestuhl kam Tim Burton nach seinem Erfolg mit „Beetlejuice“ 1986 ins Gespräch. Sein mit Sam Hamm entworfenes Treatment orientierte sich an der dunklen Stimmung, die Comic-Autor Frank Miller in seinen erfolgreichen „Batman“-Adaptionen kreierte.
Um den Filmstart erfolgreich zu gestalten, fackelte Warner Bros. Eine Merchandising- und Promotion-Schlacht ab, wie es sie zuvor noch nicht gegeben hat. T-Shirts, Poster, Buttons, Spielkarten, Uhren, Zeitschriften, Schallplatten, Schmuck und Spielfiguren überschwemmten Amerika. „Batdance“ und weitere Titel aus dem „Batman“-Album von Prince wurden im Radio rauf- und runtergespielt, Trailer und Filmclips machten beim Rundfunk und Kabelfernsehen die Runde. Der Aufwand hat sich bekanntlich gelohnt. Der 50 Millionen Dollar teure Film soll gut eine halbe Milliarde Dollar eingespielt haben – Video- und Fernsehverkäufe ebenso nicht eingerechnet wie das Merchandising. Das Oscar®-prämierte Produktionsdesign von Anton Furst vermengte verschiedene Stilrichtungen aus Modernismus, Futurismus, Gothic-Kultur und faschistischer Monumentalität.
„Vergleichbar mit der Art und Weise, wie B-Movies die gesellschaftlich virulenten Tendenzen aufgegriffen haben - etwa die in den fünfziger Jahren ausgeprägte Furcht vor der Atombombe -, so hat Tim Burton in ‚Batman‘ die sozialen Erodierungen im Amerika der ausgehenden achtziger Jahre inszeniert und damit die Comic-Saga aktualisiert. Korruptionsskandale, Bandenkriminalität und das Eingreifen wirtschaftlicher Mächte in politische Entscheidungsprozesse beherrschten damals die Schlagzeilen“, resümiert Merschmann (ebd., S. 114). 
Tim Burton konnte mit Michael Keaton seinen Wunschdarsteller aus „Beetlejuice“ als Batman durchbringen, nachdem Mel Gibson und Pierce Brosnan als Hauptdarsteller abgesprungen waren. Allerdings wurde Keaton die Show von Jack Nicholson gestohlen, der als Joker Batmans Widersacher mimt. Bei der Kritik kam Tim Burton, der mit vielen Produktionsproblemen zu kämpfen hatte, oft nicht so gut weg.
„Sein Gotham City sieht aus, wie sich Filmemacher von ‚Metropolis‘ bis ‚Blade Runner‘ die sündige Großstadtzukunft schon immer vorgestellt haben: als bekanntes architektonisches Happening der Neuen Scheußlichkeit mit faschistischem Protz und expressionistischer Gotik, als Babel für Golems und Gnome - wer hier überleben will, muss irre sein oder Schauspieler. In diesem ewig nächtlichen Sodom gibt es kaum einen Gerechten und ganz sicher keinen Menschen: Gotham City wird von Cartoons bevölkert, von gesichtslosen, braven Bürgern, von plappernden Sensationsreportern, von bösen Stereotypen wie dem borstig-fetten Lieutenant, der genauso aussieht wie ein bestechlicher Polizeibeamter, oder einem korrupten Bürgermeister, der genauso aussieht wie Ed Koch. Keiner dabei, um den wir bangen könnten. Mit Michael Keaton hat der Regisseur die Null-Lösung für den Batman-Mythos gefunden. Keaton ist ein kontaktgestörter Millionenerbe mit Nickelbrille, Stirnglatze und der Ausstrahlung einer Ikea-Lampe. Gegen den Betonkiefer von Superman Christopher Reeve hat Batman Keaton nur ein kleines, fliehendes Kussmündchen und Gallenfalten aufzubieten. In Frank Millers dunklem Psycho-Comic ‚Die Rückkehr des dunklen Ritters‘, der vor drei Jahren in den Staaten das gewaltige Batman-Comeback einleitete, ist der Rächer im Fledermauskostüm zwar übergewichtig und gealtert, eine Art Champ im Ruhestand, aber immer noch glaubwürdig als traumatisierte, zwanghafte Kampfmaschine. Bei Michael Keatons Batman dagegen gibt es nichts, was nicht durch 20 Stunden Gruppentherapie zu reparieren wäre“, befand Matthias Matussek zum Filmstart auf spiegel.de.
Eigentlich sollten Prince und Danny Elfman gemeinsam den Score zu „Batman“ produzieren, am Ende gingen beide sehr erfolgreich ihre eigenen Wege, Musik zum Film beizusteuern.
„Viele Leute wollten mich den Score nicht machen lassen – und ich muss hinzufügen, aus guten Gründen. Ich habe zuvor noch keinen großen Film gemacht, kein Drama, auch keinen Action Film, also war ich ein totales Risiko. Ich glaube nicht, dass sie unbedingt jemand anderen den Score komponieren lassen wollten, aber für mich war es ein entscheidender Moment, was die Frage betrifft, wie weit ich zu gehen bereit bin, um meine Identität zu bewahren und es auf eine Weise zu tun, wie ich sie für nötig erachte“, meint Danny Elfman. 
Burton sträubte sich zunächst, auch das Sequel zu inszenieren, nachdem er so viele unglückliche Erfahrungen während der Produktion von „Batman“ machen musste. Vor allem wollte er diesmal seine Figuren mit einer schizoiden Dualität ausstatten, die im ersten Film zu kurz gekommen war, und etablierte gleich mehrere Superschurken – den skrupellosen Kapitalisten Max Shreck, den von der bürgerlichen Gesellschaft verstoßenen, von Pinguinen in der Kanalisation aufgezogenen Pinguin-Mann und die betörend-geheimnisvolle Catwoman.
„Burton genießt es, die Risse hinter der Fassade einer Gesellschaft freizulegen, und so ist es nur folgerichtig, wenn nahezu jede Figur in Gotham City eine zweite Identität innehat: Sie alle haben sich auf ihre Art mit ihrem Fetisch arrangiert; die Unterschiede zwischen einzelnen Charakteren liegen nur in ihrem Umgang mit den Bürden, die sie zu tragen haben: Catwoman fungiert als nahezu vollständige Antipode zu Batman; die Kanalisation ihrer Ängste und Triebe führt – anders als bei ihm – zum lasziven Ausleben des Destruktiven; während Shreck als ebenso erfolgreicher, wie auch krimineller Yuppie, als Spiegelbild von Bruce Wayne angelegt ist. Einzig in der Pinguin-Figur (hervorragend: Danny DeVito) findet sich ein zaghafter Widerhall des Wunsches nach einem zwar leidlich ambivalenten, aber nichtsdestotrotz klar umrissenen Gegenspieler, dessen Verdrängung der Realität nicht wie bei den anderen Figuren psychisch, sondern formvollendet physisch – in Form einer Behausung in den Kanalschächten – stattfindet“, analysiert Sebastian Büttner auf mehrfilm.de
„Fast mutet es größenwahnsinnig an, wenn sich Tim Burton zwischen der umfassenden Charakterisierung seiner Protagonisten und den – im Vergleich zum Vorgänger noch spärlicher auftauchenden, dafür aber um ein vielfaches dynamischeren – Actionmomenten, auch noch eine verschmitzte Satire über die Mechanismen von Politik und die Macht der Manipulation aufhalst – aber er meistert auch dieses Anliegen problemlos; und es gibt letztendlich keinen größeren Beweis für das Genius des Regisseurs, als das er all jene ersonnenen Einzelstücke zu einem homogenen Ganzen zu formen vermag.“
Für Warner Bros. waren die „Batman“-Filme von Tim Burton jedoch zu dunkel, aber weder Burton noch Batman-Darsteller Michael Keaton hatten überhaupt noch Interesse an weiteren Fortsetzungen, und so heuerte das Studio 1994 Joel Schumacher („Flatliners“, „Falling Down“) an, als er gerade die John-Grisham-Verfilmung „Der Klient“ inszenierte. Mit Joel Schumachers "Batman Forever"  begann 1995 eine neue Batman-Ära, die sich auf schrille, bunte und laute Art drastisch von den ersten beiden Filmen abhob. Diesmal schlüpfte Val Kilmer („Heat“, „The Saint“) ins Fledermauskostüm, um es mit zwei neuen Schurken aufzunehmen, die Gotham City in Angst und Schrecken versetzen. Aus dem ehemaligen Staatsanwalt Harvey Dent ist der Superschurke Two-Face (Tommy Lee Jones) geworden, der mit einer spektakulären Geiselnahme Batman auf den Plan ruft. Der kann zwar Geisel und Geld retten, doch Two-Face entkommt und findet in dem verrückten Wissenschaftler Edward „Riddler“ Nygma (Jim Carrey) einen Verbündeten, dessen Maschine zur Beeinflussung von Gedankenströmung von seinem Chef Bruce Wayne abgekanzelt wird. Derweil findet Wayne in dem durch Two-Face zum Waisen gewordenen Artisten Dick Grayson (Chris O’Donnell) einen Gehilfen und in der Psychologin Chase Meridian (Nicole Kidman) eine glühende Verehrerin. Nicht nur optisch hebt sich „Batman Forever“ von seinen Vorgängern ab, auch musikalisch geht der Film in eine ganz andere Richtung. Elliot Goldenthal schuf einen ganz eigenständigen, mit dem Film and Television Music Award der American Society of Composers, Authors and Publishers ausgezeichneten und für den Grammy Award nominierten Score, dazu gab es einen ebenfalls prämierten Soundtrack mit Pop- und Rock-Songs von U2, Seal, Nick Cave, PJ Harvey u.a.

Schumacher beschränkt seine Radikalkur auf Äußerlichkeiten, ohne sich folgerichtig auch vom Anspruch auf Tiefgang, den die Vorgänger zu generieren wussten, zu verabschieden: Bruce Waynes reflektiertes Vorgehen, seine Schuldkomplexe als Sohn und (Ersatz-)Vater von Robin, sein immer währender Identitätskonflikt, – all das verträgt sich nicht mit der überzeichneten Neonwelt, in der der Plot vorangetrieben wird. In jenen Momenten hantiert Schumacher mit Dingen, die seinen inszenatorischen Horizont zu übersteigen drohen; in seinem Ergebnis äußerst inhomogen, implementiert er ganze Plotsequenzen aus ‚Batman‘ und ‚Batman Returns‘, um exemplarisch die Beziehungsprobleme des Fledermausmanns zu bebildern“, meint Sebastian Büttner auf mehrfilm.de. „Die Verbindungen der Persönlichkeiten zur Batman-Figur, die Spiegelung der Charakterbrüche, die sie miteinander teilen, blendet Schumacher großräumig aus. Das erscheint wenig verzeihlich, bewies Burton doch im Vorgänger, wie geschickt man duale Persönlichkeiten inszenieren und in das optische Konzept integrieren kann.“
Noch weniger konnte das neue „Batman“-Konzept in Joel Schumachers Fortsetzung „Batman & Robin“ überzeugen. Nachdem Val Kilmer ebenso wenig wie Michael Keaton überzeugend die Batman-Rolle ausfüllen konnte, oblag es diesmal George Clooney, als Bruce Wayne seine schöne Freundin Julie Madison (Elle Macpherson) auf den nötigen Abstand zu halten und als Batman nachts für Gerechtigkeit in Gotham City zu sorgen. Diesmal haben es Batman und sein junger Gehilfe Robin (Chris O‘ Donnell) mit Mr. Freeze (Arnold Schwarzenegger) zu tun. Als genialer Molekularbiologe Dr. Victor Fries hat er versucht, mit einem gewagten Tiefkühlexperiment das Leben seiner todgeweihten Frau Nora zu retten, wobei er selbst einen so schweren Unfall erlitt, dass er in einem Spezialanzug als lebender Kühlschrank dahinvegetieren muss. Um seine Experimente fortsetzen zu können, will Freeze an die Schätze aus den Tresoren von Gotham City gelangen und die Herrschaft über die Stadt gewinnen. Zum Glück kommen Batman und Robin in den Genuss der Gesellschaft vom unerschrockenen Batgirl (Alicia Silverstone). Aber auch die bösen Jungs haben mit Poison Ivy (Uma Thurman) einen starken Trumpf in der Hand …
Doch trotz der illustren Darstellerriege und einem starken Soundtrack ging das vierte „Batman“-Abenteuer bei Publikum und Kritik völlig unter. „Die Geschichte ist gespickt mit nicht weiter hinterfragten und zumeist unglaublichen Ereignissen (Schwarzeneggers Nullpunkt-Körpertemperatur, Thurmans Metamorphose zur menschlichen Giftpflanze mit umweltschützerischem Ursprung), Dialogen, die an Trivialität kaum zu wünschen übrig lassen, Charakteren, die keine sind, und mit einem überkandidelten Feuerwerk an Action um der Action willen, so dass jedem deutlich werden müsste, dass hier Hollywood kräftig und ausschließlich auf das Motto ‚Die Kasse muss stimmen‘ gesetzt hat, anstatt auf eine Fortsetzung der eher düsteren Burton-Inszenierungen“, bringt es Ulrich Behrens auf filmstarts.de auf den Punkt. „Bei Burton kam die Diskrepanz zwischen einer technisch überformten Welt und der emotionalen Nöte der Figuren noch deutlich zum Ausdruck. Batman war zum einen Kämpfer, nicht nur gegen das Unrecht, das Böse, sondern das konkrete Böse der Moderne, zum anderen aber selbst besessen und irregeleitet. Davon ist bei Schumacher nichts, wirklich gar nichts mehr zu spüren.“
Nach diesem Tiefpunkt der neueren Batman-Filmgeschichte war es nicht weiter verwunderlich, dass über ein Jahrzehnt ins Land ziehen musste, bis ein neuer Anlauf in Hollywood genommen wurde, die an sich faszinierende Batman-Figur wieder auf die große Leinwand zu bringen. In der Zwischenzeit mussten sich Batman-Fans auf Zeichentrickabenteuer ihres Helden im Fernsehen begnügen. Die zwischen 1992 und 1999 von Warner Bros. produzierte Serie wurde mit einigen Emmys ausgezeichnet und machte in ihrer Entwicklung einige Namensveränderungen durch. Ab der zweiten Staffel wurde „Batman: The Animated Series“ in den USA zu „The Adventures of Batman & Robin“ umbenannt, ab Folge 86 in „The New Batman Adventures“. Mit „Batman of the Future“ („Batman Beyond“) gab es auch noch eine Nachfolgeserie. Shirley Walker, die bereits Danny Elfman Scores zu den „Batman“-Kinofilmen orchestrierte, komponierte zu Danny Elfmans Titelthema die Musik zu den Animationsfilmchen, ebenso zum 1993 realisierten Film „Batman: Mask of the Phantasm“. 
Das Phantom geht wie Batman auf Verbrecherjagd, bringt seine Opfer allerdings um. Als die Presse Batman für den Tod von Gangsterboss Chuckie Sol verantwortlich macht, startet der selbstgefällige Stadtrat Arthur Reeves sein Wahlprogramm, das ihn zum Bürgermeister machen soll. Nach einem weiteren Mord an einem Verbrecherkönig fürchtet auch Unterweltboss Sal Valestra um sein Leben und verlangt von Reeves schärfere Maßnahmen zur Verfolgung Batmans. Offensichtlich verbindet den Gangster und den Stadtrat eine gemeinsame Vergangenheit …
2005 ging es dann auch im Kino mit Batman weiter. Diesmal wurde das Regiezepter an Christopher Nolan weitergereicht, der sich mit Filmen wie „Schlaflos – Insomnia“, „Memento“ und „Prestige – Meister der Magie“ einen Namen als außergewöhnlicher Filmemacher erworben hat. Er erzählt mit „Batman Begins“ (2005) die Anfänge des Batman-Mythos. Christian Bale („American Psycho“) schlüpfte in die Rolle des jungen Bruce Wayne, der nach dem Mord an seinen Eltern sowohl Wut empfand als auch das Bedürfnis, das gemeinnützige Engagement seiner Eltern fortzuführen. Der junge Erbe des großen Industriekonzerns Wayne Enterprises verlässt seine Heimatstadt, reist unerkannt durch die Welt und lernt von dem geheimnisvollen Ducard (Liam Neeson), wie er Körper und Geist beherrschen und so Unrecht bekämpfen kann. Nach seinen Lehrjahren kehrt Bruce nach Gotham zurück, wo unter Unterweltboss Carmine Falcone (Tom Wilkinson) hemmungslose Korruption und unkontrollierbare Kriminalität herrscht. Rachel Dawes (Katie Holmes) kann als Assistentin des Staatsanwalts wenig bewegen, weil der prominente Psychiater Dr. Jonathan Crane (Cillian Murphy) Falcones Gangstern Unzurechnungsfähigkeit bescheinigt und im Gegenzug bei seinen eigenen kriminellen Machenschaften unterstützt wird.
Zusammen mit seinem treuen Butler Alfred (Michael Caine), dem ehrlichen Detective Jim Gordon (Gary Oldman) und dem Wissenschaftler Lucius Fox (Morgan Freeman) erschafft Bruce sein imposantes Alter Ego: Batman.
„Die besondere Faszination von Batman besteht darin, dass dieser Held von sehr negativen Beweggründen angetrieben wird“, meint Regisseur Christopher Nolan. „Batman ist ein menschliches Wesen mit all seinen Fehlern. Doch es gelingt ihm, diese massiv selbstzerstörerischen Triebe in den Griff zu bekommen und sie in eine positive Richtung umzulenken. Dadurch wird Batman für mich eine Figur, die uns auch heute durchaus noch etwas zu sagen hat.“
Da Batman ein Superheld ohne Superkräfte ist, muss er ehrgeizig daran arbeiten, sich selbst in eine lebende Waffe gegen das Unrecht zu verwandeln. „Batman Begins“ beleuchtet die Ursprünge der Batman-Legende, die Entwicklung des Dunklen Ritters zum Streiter für das Recht in Gotham.
„Ich wollte die Batman-Story erzählen, die ich noch nie gesehen habe, auf die die Fans schon lange warten: Wie ist Bruce Wayne zu Batman geworden“, meint Nolan. „Es gibt keinen genauen Bericht darüber, wie Batman zu dem wurde, der er ist. Aber in den verschiedenen Varianten der Heldenchronik gibt es eine Reihe von Meilensteinen, von Schlüsselerlebnissen, die Batman geprägt und zur Legende geformt haben. Es gibt eine Reihe höchst interessanter Lücken im Mythos, die wir jetzt selbst interpretieren, um unsere eigenen Ideen einzubringen, wie eigentlich aus Bruce Wayne Batman wurde.“
Für Jörg Buttgereit ist dies auch der positivste Aspekt des Films:
„Eines muss man dem Autorenfilmer Nolan lassen: So eindringlich und ausführlich hat noch niemand Batmans Vorgeschichte gezeigt. In den Verfilmungen der letzten Jahrzehnte wurden die Ursprünge des rastlosen Rächers immer nur in fragmentarischen Rückblenden gestreift. Erst bei ‚Batman Begins‘ gibt es die ganze Geschichte. Die durchaus zwiespältige Figur des zur Selbstjustiz greifenden Superhelden bekommt eine nachvollziehbare Motivation und Glaubwürdigkeit, die vor allem den letzten seichten Batman-Filmen von Joel Schumacher (‚Batman Forever‘ sowie ‚Batman und Robin‘ aus den Jahren 1995 und 1997) abging“, resümiert Buttgereit auf fluter.de
Ansonsten erhielt der Film eher zwiespältige Kritiken: "‘Batman Begins‘ ist Superheldentum unplugged. Christopher Nolan verzichtet auf überkandidelte Schurken und dosiert das Getöse. Das ist wohltuend. Der menschliche Superheld hat allerdings auch Probleme: In ‚Batman Begions‘ stecken eine überflüssige Liebesgeschichte mit der vollkommen farblosen Katie Holmes, viel gutgemeintes Chronistentum, das den Film verlangsamt und vor allem zu viele laienpsychologische Dialogstrecken über Furcht und Selbsterkenntnis. Das ist die zähe Seite eines ansonsten gelungenen Films, der den richtigen Weg einschlägt: Nolan inszeniert Batman als blitzartig zuschlagenden Schatten“, meint Gunnar Mergner auf br-online.de. „Wo Tim Burton sich einst um die Sinnlichkeit des ‚dunklen Ritters‘ bemühte, herrscht in ‚Batman Begins‘ die rationale Action-Ästhetik: Quälend lange Kampfszenen wurden so kurz hintereinander zusammenmontiert, dass sich jede Dramatik in einem gleichförmigen Flirren verliert. Geradezu ärgerlich ist, wie hochkarätige Schauspieler in lapidaren Nebenrollen verheizt werden: Morgan Freeman stattet den Helden mit Gimmicks aus, als hieße der Bond, nicht Batman. Gary Oldman wird als braver Polizei-Inspektor Gordon zur stichwortgebenden Randfigur degradiert - und Ken Watanabe, stolzer Krieger in ‚Last Samurai‘, wird als Ninja-Führer R'as Al Ghul zur radebrechenden Asiaten-Karikatur. Auf die beeindruckend unbegabte Katie Holmes als Jugendliebe Bruce Waynes hätte man gleich ganz verzichten sollen“, findet Andreas Borcholte auf spiegel.de.
„Spürbar ist, wie sehr Nolan und Goyer um ein ernsthaftes Psychogramm ihrer Figur und einen harten Realismus gekämpft haben. Design und Ausstattung des Films wirken düster und verwittert, Gotham City erscheint als postkapitalistische Hölle, in der es nur Elend, Luxus und Verbrechen gibt. Am Ende bekommt es Batman erneut mit der Ninja-Sekte zu tun, die den Sündenpfuhl Gotham vernichten will. Eine idealistische Terrorgruppe, die der westlichen Dekadenz den Kampf ansagt, das ist durchaus zeitgemäß. Auch eine leise Kritik am radikalen Spiel der neoliberalen Kräfte zieht sich durch den Film, zum Beispiel wenn Rutger Hauer schön eiskalt als Shareholder-freundlicher Boss des Wayne-Imperiums auftritt. Am Ende freilich versinkt alles in einem abstrusen Finale aus Bombast, Lärm und Getöse.“ (ebd.)
„Batman Begins“ war die erste Zusammenarbeit zwischen Christopher Nolan und Hans Zimmer („Inception“), der sich seinen Freund und Kollegen James Newton Howard („King Kong“) mit ins Boot holte, um die Herausforderung zu stemmen, einen interessanten Score für die neue Batman-Saga zu kreieren. „Chris hat mich angerufen, und ich erinnere mich, ihn getroffen zu haben und ihn zu mögen, aber ich dachte, Batman war eine unmögliche Herausforderung. Ich wollte wirklich mit Chris Nolan arbeiten, aber ich war mir nicht sicher, ob ich Teil von Batmans Neuerfindung sein wollte“, rekapituliert Hans Zimmer im Interview auf empireonline.com. „Ich dachte, Danny Elfman schuf einen fantastischen Score für Tim Burton, und ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich es hätte anders machen können. Das andere Problem, über das ich nachdenken musste, war die Dualität von Bruce Wayne und dem Dunklen Ritter. Ich war mir nicht sicher, wie eine Person beide Seiten handhaben konnte. Wie man sich durch meine Geschichte mit The Damned denken kann, war ich bereit, der Dunkle Ritter zu sein, aber ich wusste nicht, wie ich die Liebesgeschichte angehen sollte. Als ich Chris das Problem schilderte und ich sagte, dass ich nicht den Liebes-Kram machen wollte, schlug er vor, dass ich mit jemand anderen zusammenarbeite. James Newton Howard und ich haben seit Jahren schon gesagt, dass es lustig sein würde, einen Score auf kollegiale Weise zu kreieren, wie eine Band. Wir beide kommen aus dem Band-Bereich, und es ergab sich gar nicht mal so, dass er den Liebes-Stoff machte und ich all den dunklen, aber es war eine wirklich eine tolle Zusammenarbeit. Wenn du mit einem Partner zusammenarbeitest, dann lässt dich der Partner Dinge tun, von denen du nicht dachtest, dass du sie machen könntest. Wenn du allein arbeitest, redest du dir deine ver-rückten Ideen aus, aber ein Partner macht dir Mut, diese Dinge fortzuführen.“
Drei Jahre später ist in Gotham City noch immer keine Ruhe eingekehrt. Im ebenfalls von Christopher Nolan inszenierten Sequel „The Dark Knight“ (2008) sagen selbst ernannte Batman-Imitatoren dem organisierten Verbrechen den Kampf an, müssen vom einzig wahren Batman (Christian Bale) aber immer wieder gerettet werden. Diese Art von Selbstjustiz ist den Strafverfolgungsbehörden zunehmend ein Dorn im Auge. Gerade als Staatsanwalt Harvey Dent (Aaron Eckhart) mit allen Kräften gegen Verbrechen und Korruption vorgehen will, sorgt der offensichtlich wahnsinnige Joker (Heath Ledger) für neue Unruhen in der Stadt. Nach einer Reihe von brutalen Banküberfällen tyrannisiert er die Stadt mit Todesdrohungen, die er per Videobotschaften übermittelt. Der Joker, der sich mit der örtlichen Mafia verdingt hat, verlangt Batmans Auslieferung – anderenfalls werden jeden Tag Menschen sterben. Der anarchistische Clown mit dem ins Gesicht geschnittenen Lächeln macht sich einen ganz persönlichen Spaß daraus, mit seinem hilflos erscheinenden Gegner zu spielen. Batmans Verbündete fallen tragischen Ereignissen zum Opfer. Waynes frühere Geliebte Rachel (Maggie Gyllenhaal), die nun mit dem Staatsanwalt verlobt ist, stirbt, während der mit Dynamit verkabelte Dent fürchterlich entstellt wird und als „Two-Face“ zum Selbstjustizfanatiker wird. Batman muss miterleben, dass er für die Kollateralschäden seiner Selbstjustiz verantwortlich ist, und wird selbst zum Gesetzlosen.
„In ,Batman Begins‘ haben wir uns vor allem auf die Ursprünge der Figur konzentriert: wie Batman sich aus Bruce Waynes Kindheitstrauma, aus seinen Ängsten, seiner Wut entwickelt hat, die dann zu dem Entschluss führen, Kriminalität und Korruption zu bekämpfen. In ,The Dark Knight‘ ist Batman der Polizei und den Bürgern von Gotham City bereits sehr vertraut. Doch während ihn die einen als Helden verehren, fragen sich die anderen, ob die schädlichen Aspekte seiner guten Taten nicht letztlich überwiegen“, resümiert Produzentin Emma Thomas. „Diese Debatte erreicht ihren Höhepunkt, als ein ganz neuer Typ von Verbrecher auftaucht. Interessanterweise entspricht das Image des sorglos in den Tag hineinlebenden Milliardärs Bruce Wayne mit seinen schicken Autos, an jedem Arm eine schöne Frau, so gar nicht seinem wahren Charakter. Während also Bruce Wayne im Grunde eine Maske trägt, um seine Identität als Batman zu verbergen, ist es eigentlich Batman, durch den Bruces Identität am besten definiert wird – seine öffentlichen Auftritte als Bruce Wayne dienen ihm als ,Maske‘, die er trägt, um in der Welt existieren zu können.“

Heath Ledger („Brokeback Mountain“, „Ritter aus Leidenschaft“) hatte in „The Dark Knight“ seinen letzten großen Auftritt und wurde für seine bemerkenswerte Darstellung als Joker posthum mit dem Oscar® geehrt. Am 22. Januar 2008 wurde der 28-jährige Schauspieler nach einer versehentlichen Medikamentenvergiftung tot in seinem Bett aufgefunden. Terry Gilliams „Das Kabinett des Doktor Parnassus“ (2009) konnte Ledger nicht mehr fertigstellen. Seine Rolle wurde von seinen Kollegen und Freunden Johnny Depp, Jude Law und Colin Farrell übernommen. Der tragische Tod des jungen Mimen hat sicherlich einiges dazu beigetragen, Menschen ins Kino zu locken, die sonst weniger auf Comic-Verfilmungen stehen. Immerhin gehört „The Dark Knight“ mit einem weltweiten Einspielergebnis von über einer Milliarde Dollar zu den erfolgreichsten Filmen aller Zeiten. Auch bei der Kritik kam der Film besser weg als sein Vorgänger. „‘The Dark Knight‘ steht, mehr noch als sein Vorgänger, unter dem Eindruck von 9/11. Auch wenn das inzwischen eine Plattitüde ist, trifft sie bei keinem Blockbuster der zurückliegenden Jahre so stark zu wie bei Nolans Film“, meint Andreas Busche auf „Der Freitag“.
„‘The Dark Knight‘ bildet eine vorsichtig formulierte gesellschaftliche Utopie im post-traumatischen Stadium ab. Mit dem Joker als selbsternanntem Agenten des Chaos bricht das Prinzip Anarchie in dieses fragile Gefüge ein, und es ist nicht zuletzt der pointierten Darstellung des im Januar unter mysteriösen Umständen verstorbenen Heath Ledger, die den Film davor bewahrt, ins Lächerliche zu kippen." 
Vor dem abschließenden Film der Batman-Trilogie von Christopher Nolan erschien 2009 das Videospiel „Batman: Arkham Asylum“, das auf dem 1989 erschienenen Comic-Band „Arkham Asylum – Ein düsteres Haus in einer finsteren Welt“ basiert. Batman hat es einmal mehr mit dem Joker zu tun, der das Büro des Bürgermeisters von Gotham City attackiert hat und nach seiner Festnahme durch Batman in die psychiatrische Anstalt Arkham Asylum gebracht wird.
Allerdings gelingt dem Joker die Flucht, der die Kontrolle über die Anstalt übernimmt und sich mit den Insassen verbündet. Er droht, Bomben in Gotham City zu zünden, sollte jemand einen Fuß ins Arkham Asylum setzen, so dass Batman einmal auf sich allein gestellt ist, den Schurken das Handwerk zu legen.
Zwei Jahre später erschien der Nachfolger „Batman: Arkham City“ (2011), dessen Spielhandlung an „Arkham Asylum“ anknüpft. Mittlerweile ist Quincy Sharp, der frühere Leiter jener psychiatrischen Anstalt, Bürgermeister von Gotham City und hat Teile der Stadt abgeriegelt und Insassen der Arkham-Anstalt und des Blackgate-Gefängnisses dort untergebracht, nachdem sie größtenteils zerstört worden waren. In dieser als Arkham City bezeichneten Einrichtung kämpfen der Joker, Two-Face und der Pinguin mit ihren Anhängern um die Vorherrschaft in der Gefängnisstadt. Während Bruce Wayne die Schließung der Einrichtung fordert, wird er von einer Einheit der Sicherheitsfirma Tyger festgenommen und nach Arkham City gebracht, wo in die Hände von Pinguin und seinen Leuten fällt. Nach seiner Flucht lässt er sich durch seinen Butler Alfred Batman-Anzug und –Ausrüstung zukommen und befreit Catwoman aus der Gewalt von Two-Face, bevor er sich auf die Suche nach dem Joker macht, der an einer unheilbaren Krankheit leiden soll …
„The Dark Knight Rises“ bildet nun den letzten Teil der Trilogie von Christopher Nolan. Er führt Bruce Wayne (Christian Bale) durch eine Sinnkrise, in der sich dieser fragt, ob er Batman nicht sterben lassen sollte. Sowohl Wayne treuer Butler Alfred (Michael Caine) als auch Commissioner Gordon (Gary Oldman) drängen Wayne dazu, weiterhin als Batman für Recht und Ordnung zu sorgen. Schließlich hat er es mit dem Schurken Bane (Tom Hardy) zu tun, der auf eine geheimnisvolle Weise mit Harvey Dent/Two Face (Aaron Eckhart) verbunden ist. Mit Catwoman (Anne Hathaway) scheint Batman eine neue Verbündete gefunden zu haben, doch mit Bestimmtheit lässt sich nicht sagen, wer noch auf Batmans Seite steht …
Batman-Realverfilmungen
1943 The Batman
1949 Batman and Robin
1966 Batman hält die Welt in Atem (Batman: The Movie)
1989 Batman
1992 Batmans Rückkehr (Batman Returns)
1995 Batman Forever
1997 Batman & Robin
2005 Batman Begins
2008 The Dark Knight
2012 The Dark Knight Rises

Batman-Zeichentrickverfilmungen 
1993 Batman und das Phantom (Batman: Mask of the Phantasm)
1998 Batman & Mr. Freeze: Eiszeit (Batman & Mr. Freeze: SubZero)
1998 The Batman/Superman Movie 
1999 Batman of the Future (Batman Beyond: The Movie)
2000 Batman of the Future: Der Joker kommt zurück (Batman Beyond: Return of the Joker)
2003 Batman – Rätsel um Batwoman (Batman: Mystery of the Batwoman)
2006 The Batman vs Dracula (The Batman vs Dracula: The Animated Movie)
2008 Batman: Gotham Knight
2009 Superman/Batman: Public Enemies
2010 Justice League: Crisis on Two Earths
2010 Batman: Under the Red Hood
2010 Superman/Batman: Apocalypse
2011 Batman: Year One
Playlist:
1 Hans Zimmer - Gotham's Reckoning (The Dark Knight Rises) - 04:07
2 Neal Hefti - Batman Theme (Batman TV Series) - 02:19
3 Danny Elfman - Main Title (Batman) - 02:42
4 Danny Elfman - Up The Cathedral (Batman) - 05:05
5 Danny Elfman - Kitty Party/Selina Transforms (Batman Returns) - 05:30
6 Siouxsie & The Banshees - Face To Face (Batman Returns) - 04:18
7 U2 - Hold Me, Thrill Me, Kiss Me, Kill Me (Batman Forever) - 04:46
8 Jewel - Foolish Games (Batman & Robin) - 03:59
9 Black Rebel Motorcycle Club - Shadow On The Run (Batman: Arkham City) - 04:48 
10 Moloko - Fun For Me (Batman & Robin) - 05:09
11 Massive Attack with Tracey Thorn - The Hunter Gets Captured by the Game (Batman Forever) - 04:04
12 The Smashing Pumpkins - The Beginning Is The End Is The Beginning (Batman & Robin) - 05:09
13 Elliot Goldenthal - The Perils Of Gotham (Batman Forever) - 03:01
14 Elliot Goldenthal - A Batman Ouverture (Batman & Robin) - 03:35
15 Shirley Walker - Farewells (Batman Beyond) - 02:44
16 Shirley Walker - Main Title [expanded] (Batman: Mask Of The Phantasm) - 05:01
17 Christopher Drake - End Credits Suite (Batman: Gotham Knight) - 05:02
18 Christopher Drake - Main Titles (Batman: Under The Red Hood) - 02:43
19 Nick Arundel - Batman 01 (Batman: Arkham Asylum) - 04:18
20 Nick Arundel - Main Theme (Batman: Arkham City) - 02:47
21 Hans Zimmer & James Newton Howard - Eptesicus (Batman Begins) - 04:19
22 Hans Zimmer & James Newton Howard - Harvey Two-Face (The Dark Knight) - 06:18
23 Hans Zimmer - The Shadows Betray You (The Dark Knight Rises) - 05:20
24 Hans Zimme & James Newton Howard - Why So Serious? [The Crystal Method Remix] (The Dark Knight) - 05:32
25 Hans Zimmer - The End (The Dark Knight Rises) - 06:13
26 Hans Zimmer & James Newton Howard - Rory's First Kiss [Ryeland Allison Remix] (The Dark Knight) - 06:00

Soundtrack Adventures with Batman or The Dark Knight by Dirk Hoffmann on Mixcloud

Sonntag, 6. Dezember 2009

John Carpenter (Teil 4) - Der künstlerische und kommerzielle Niedergang

Da John Carpenter von der Realität in Amerika der Spätachtziger wenig angetan war,  präsentierte er mit seinem nächsten Projekt für Alive Films seine satirische Abrechnung mit der Reagan-Ära.
„Wir stehen am Ende einer Dekade. Die 80er Jahre haben die Erfolge einer kleinen Gruppe der menschlichen Gesellschaft verbessert. Ein halbes Prozent der Bevölkerung Amerikas verfügt über 50% des Wohlstands des ganzen Landes - es ist nur zu sichtbar, dass das soziale Gefälle immer größer wird. Global betrachtet wird das Gefälle noch viel größer.
Die Nationen der zivilisierten 'ersten' Welt beuten die Menschen der dritten Welt aus, kaufen ihnen die Rohstoffe weg, um ihnen die Produkte daraus später teuer zu verkaufen“, bilanzierte Carpenter die Lage der Nation.

Für „They Live!“ (1988) ließ er sich vom Comic „Alien Encouters“ inspirieren, das Bill Wray nach der 1960 im Magazine of Fantasy and Science Fiction veröffentlichten Geschichte „Eight o’ Clock“ von Ray Faraday Nelson gezeichnet hat.
Darin wird ein Mann von einem Bühnenmagier hypnotisiert und erkennt daraufhin außerirdische Invasoren, die er nur bis zum nächsten Morgen zu bekämpfen Gelegenheit hat.
John Carpenter schuf aus dieser Idee ein nicht in allzu weiter Zukunft liegendes Szenario, in der der amerikanische Traum von jedem Bürger verwirklicht werden kann. Im Prinzip kann jeder Arbeit finden und so am Leben im Luxus teilhaben. John Nada muss allerdings eine andere Erfahrung machen. Nachdem sein Arbeitgeber in Detroit dichtgemacht hat, versucht er sein Glück in Los Angeles, wo er gerade mal einen Job als Bauarbeiter auf einer Großbaustelle findet. Als er bemerkt, dass ein Piratensender des Öfteren das örtliche Programm überlagert und dass von einer infamen Verschwörung die Rede ist, geht John Nada der Sache auf den Grund und stößt auf ein chemisches Labor, in dem Sonnenbrillen hergestellt werden. Als er eine dieser Brillen aufsetzt, verwandeln sich farbenfrohe Werbeplakate in Botschaften wie „Gehorche“, „Schlaf“, „Fernsehen“, „Kaufe“, „Denk nicht“. Aber mit der Brille lassen sich auch Außerirdische mit metallischen Totenschädeln identifizieren, die menschliche Formen angenommen haben und die Erdbewohner mit unterschwelligen Botschaften zu ihren willfährigen Dienern gemacht haben.
„Ich kam auf die Idee, dass die gesamt Ära Reagan in Wirklichkeit von Außerirdischen gelenkt wird, dass all die Dinge, die sich momentan in Amerika abspielen - die Reichen werden reicher, die Armen ärmer, die Mittelklasse löst sich in Luft auf -, in Wahrheit Teil dieser enormen außerirdischen Verschwörung sind. Mir schwebte ein Film gegen die achtziger Jahre vor, gegen die Yuppies, ein Plädoyer für den Verfolgungswahn“, berichtet Carpenter.
Die gesellschaftskritischen Ansätze, die Carpenter in frühen Filmen wie „Assault“ und „Escape from New York“ konstruiert hat, wurden in „They Live!“ etwas mehr auf den Punkt gebracht, ohne im besonderen Maße politisch ambitioniert zu wirken. Dennoch weiß der Film den alltäglichen Horror auf symbolische Weise zu thematisieren.
„Was mich am meisten ängstigt, ist die Realität, die Politik, die Einstellung der Menschen und ihre offensichtliche Bereitwilligkeit, sich selbst und andere zu zerstören“, resümiert Carpenter.
'They Live!' ist eine Art, auf die man Amerika heutzutage betrachten und portraitieren kann. Heimatlosigkeit und das Glück auf der Seite des Starken sind Dinge, die mich mehr ängstigen als jedes andere natürliche und übernatürliche Ereignis.“
Leider sollte „They Live!“ der letzte Erfolg für John Carpenter bleiben. Die nächsten drei Jahre verbrachte der überzeugte Independent-Filmer damit, Ideen zu entwickeln, um sie dann wieder zu verwerfen. So scheiterte das geplante Remake von Jack Arnolds Grusel-Klassiker „Der Schrecken vom Amazonas“ an finanziellen Schwierigkeiten; „The Mummy“ wurde zunächst an Clive Barker, dann an Mick Garris („The Stand“) weitergereicht und die Fortsetzung von „They Live!“ - „They Live II - Hypnowar“ blieb im Stadium einer bloßen Idee stecken.
Schließlich erlag Carpenter dann doch erneut der Versuchung, für ein großes Studio zu arbeiten, und landete mit der 45 Millionen teuren Fantasy-Komödie „Memoirs of an Invisible Man“ („Jagd auf einen Unsichtbaren“) den nächsten Flop.
Zwar erwies sich Carpenter bei der Umsetzung von H.F. Saints gleichnamigen Erzählung einmal mehr als hervorragender Handwerker, doch letztlich glänzten nur die auf Hauptdarsteller Chevy Chase zugeschnittenen Gags und das Special-Effects-Feuerwerk von Industrial Light & Magic.
Nach diesem Desaster wandte sich Carpenter zwangsläufig wieder kleineren Projekten zu. 1993 produzierte er fürs TV in Anlehnung an die erfolgreiche Grusel-Serie „Tales from the Crypt“ den Episodenfilm „Body Bags“, in der er als Leichenbeschauer zugleich sein Schauspiel-Debüt gab. Bei den beiden Episoden „The Gas Station“ und „Hair“ führte Carpenter auch selbst Regie (die dritte namens „Eye“ stammt von Tobe Hooper) und komponierte zusammen mit Jim Lang den kaum nennenswerten Soundtrack.
Trotzdem fanden sich die beiden Musiker auch bei Carpenters nächstem Film zusammen. Mit „In the Mouth of Madness“ („Mächte des Wahnsinns“), einer Hommage an H.P. Lovecraft, tauchte der Regisseur endlich wieder tief ins Horror-Genre. Sam Neill spielt darin den Versicherungsdetektiv John Trent, der bei der Suche nach dem Horror-Schriftsteller Sutter Cane in eine magische Zwischenwelt gelangt, in der der Wahnsinn regiert.
Carpenter ließ seiner Phantasie freien Lauf und kreierte einen Batzen Horroreffekte, doch wirkt die Story alles andere als logisch. „Luis Buñuel trifft H.P. Lovecraft. Ein entfernter Verwandter des 'Fürsten der Dunkelheit', aber weitaus humorvoller und radikaler“, fasst Carpenter das wirr inszenierte Konzept zusammen und ging damit ein weiteres Mal an der Kinokasse baden - ebenso wie mit dem 95er ideenlosen Remake von Wolf Rillas 1960 inszenierten Gruselschocker „Village of the Damned“, in dem die Frauen einer englischen Kleinstadt im bewußtlosen Zustand von Aliens geschwängert werden, worauf die wasserstoffblonden Zöglinge mit ausdruckslosen Gesichtszügen ihren Eltern den Krieg erklären. Das einzig Positive an dem Film, der hierzulande nicht mal in die Kinos kam, war das gut siebenminütige, hymnische und rhythmische „March of the Children“ vom Soundtrack, den Carpenter mit dem Kinks-Gitarristen Dave Davies komponiert hat.
1986 war es dann endlich wieder Zeit, Snake Plissken auf die Leinwand zurückzubringen. Obwohl Carpenter schon immer mit einem Sequel geliebäugelt hatte, schien die Realisierung überhaupt nicht mehr hinzuhauen. Für den Regisseur bestand das Problem vor allem darin, eine interessante Story für die Fortsetzung zu finden.
„Ich wollte einfach nicht den gleichen Film noch einmal drehen. Mit Kurt Russell habe ich mich oft darüber unterhalten, aber wir hatten keine Story, wussten nur, dass dann Los Angeles zum Schauplatz werden sollte“, erklärt Carpenter die lange Entstehungsgeschichte von „Escape from L.A.“. „In den 90ern löste L.A. New York als schrecklichste Stadt der Welt ab. Es gab Erdbeben, viele Leute zogen weg. Die Kriminalität ist gestiegen. Eine Stadt der Angst, genau das brauchten wir. Ich wollte einen Film wie Stanley Kubricks 'Dr. Seltsam'. Je ernster der Hintergrund, desto absurder kann die Story sein.“
Tatsächlich war es das Erdbeben, das 1994 Los Angeles erschütterte, das zur Wiederbelebung von Snake Plissken führte.
„Nach dem Erdbeben in L.A. kam Kurt Russell zu mir und sagte: 'Ich glaube, es wird Zeit für uns, mit L.A. das anzustellen, was wir mit New York gemacht haben'“, blickt Carpenter zurück. „Er sagte mir, dass Snake Plissken die einzige Rolle ist, die er wieder spielen würde. Snake ist ein klassischer Charakter, den man nicht ändern muss. Niemand weiß so ganz genau, wie er wirklich ist und wo er eigentlich herkommt, aber man ist sich im klaren darüber, dass er der schlimmste Mensch in einer schlimmen Welt ist und er sich um die Bösen kümmert. Dieser Film ist eigentlich das, was ich einen 'cowboy noir' nenne, einen schwarzen Western, der in der Zukunft spielt.“
Das Szenario von „Escape from L.A.“ beginnt mit einer Rückblende auf die Erdbeben, die ins Jahr 2000 verlegt werden und die Los Angeles vom Rest der USA isoliert haben. Hierhin werden seitdem alle 'Unmoralischen' verbannt, während die christlich-fundamentalistische Regierung eine erzkonservative Diktatur errichtet hat, die von einem auf Lebenszeit ernannten, puritanisch-religiösen Präsidenten geführt wird. Ausgerechnet seine Tochter Utopia schlägt sich mit den Plänen für eine neue Vernichtungswaffe auf die Seite der vom anarchistischen Guerilla Cuervo Jones angeführten Rebellen. Diesmal hat Snake Plissken, dem ein tödlicher Designer-Virus injiziert wird, nur zehn Stunden Zeit, um Utopia zu eliminieren und die Diskette mit den Plänen zurückzubringen. Carpenter folgt dabei minutiös der Dramaturgie von „Die Klapperschlange“, so dass man eine wirklich originelle Story schmerzlich vermisst.
„Wir haben uns für eine déjà-vu-Situation entschieden, weil die Mehrheit des Publikums nicht den ersten Film gesehen hat. Obwohl der Film auf Video und Laserdisc erschienen ist, gibt es ein ganz neues Publikum. Deshalb haben wir die Geschichte noch einmal neu erzählt. Auf der anderen Seite wollten wir den Fans des ersten Films auch etwas Neues bieten, so dass eine gewisse Balance stattfand.“
Allerdings schlug der Versuch, mit dieser Strategie ein neues Publikum zu erschließen und die alten Fans ebenfalls zu begeistern, auf klägliche Weise fehl. In den USA spielte der Film gerade mal die Hälfte der 50 Millionen Dollar Produktionskosten ein und dürfte damit die Pläne für ein abschließendes dritte Sequel, in dem Snake von der Erde fliehen sollte, frühzeitig begraben haben.
Mit einer Neuerung konnte der Film immerhin aufwarten und die bezog sich einmal mehr auf die Filmmusik. Zum ersten Mal verschmelzen Carpenters kargen Synthi-Klänge mit orchestralen Arrangements, für die Shirley Walker verantwortlich zeichnete, nachdem sie zuvor schon Carpenters „Jagd auf einen Unsichtbaren“ mit einem großorchestralen Score versehen hatte.
„Es gibt einen Hollywood-Stil, von dem ich mich immer ferngehalten habe. Shirley bezeichnet mich als Minimalisten, was meine Musik angeht. Aber wenn man einen großen Film wie 'Escape From L.A.' macht, muss man das Publikum mit einem orchestralen Gefühl erreichen. Da diese Art von Musik nicht meine Stärke ist, wollte ich mit einem Komponisten zusammenarbeiten, der die symphonische Erfahrung besitzt.
Shirley war die erste Person, an die ich dachte, und sie sagte: 'Warum nicht? Lass es uns machen!'“, erklärt John Carpenter die Zusammenarbeit mit Shirley Walker. „Wir haben uns zu Beginn zusammengesetzt und den Film in zwei Teile aufgeteilt, wobei der eine der Score-, der andere der Synthesizer-Part war. Ich kümmerte mich um all das Synthesizer-Material, während sie sich des Orchesters annahm. Aber Shirley orchestrierte und arrangierte letztlich die ganze Musik, auch meinen Part.“
Nicht nur die Story von „Escape from L.A.“ rekapitulierte den 15 Jahre alten Vorläufer, auch die Musik musste sich am Original orientieren.
„Die Musik entstand 1981, als Alan und ich noch Prophets und andere alte Synthesizer verwendeten“, erinnert sich Carpenter. „Ich wollte den Sound auf den letzten Stand der Technik bringen. Tom Milano, der Musikregisseur, mischte die ursprüngliche Melodie an den Anfang von 'Escape from L.A.'. Die Melodie erschien uns etwas langsam, deshalb sequentierten wir sie neu und erhöhten das Tempo.“
Tatsächlich gehört das so weiterentwickelte prägnante Hauptthema des ursprünglichen „Klapperschlange“-Films zu den Höhepunkten des durchwachsenen Scores, dessen Faszination vor allem in den düsteren Electro-Sequenzen als in den konventionell arrangierten Orchester-Passagen liegt.
„Der Film hat viel Humor. 'Escape from L.A.' ist ein Abenteuerfilm, der dich an die Leinwand fesselt, sich aber selbst nicht zu ernst nimmt. Es ist ein sehr, sehr schwarzer Film, in dem es aber durchaus Lacher gibt. Shirley und ich haben keine `Friede-Freude-Eierkuchen´-Musik geschrieben. Snake geht in eine sehr dunkle, sehr seltsame Stadt und wir mussten das Publikum mit einer dunklen, seltsamen Musik darauf einstimmen.“
Für die Filmmusiken Carpenters gilt aber letztlich das gleiche wie für seine Filme. Je geringer das Budget und die Restriktionen, die sich in künstlerischer Hinsicht daraus ergeben, desto unbefriedigender fällt das Resultat aus. Mit dem 88er Film „Sie leben“ hat Carpenter seinen letzten wirklich gelungenen Film präsentiert. Gleiches lässt sich bezüglich seiner Filmmusik sagen. Man sieht es dem nun 50jährigen Allround-Talent nur zu deutlich an, dass die Reibereien mit den großen Studios ihre Spuren in dem eingefallenen Gesicht des Kult-Regisseurs, der mit seinen schlohweißen Haaren wie ein 70jähriger aussieht, hinterlassen haben. Doch sobald John Carpenter wieder eine Chance angeboten bekommt, wird er sie ergreifen, denn als Regisseur verfolgt er unbeirrt seine Vision: „In meiner Persönlichkeit gab es immer viele verschiedene Aspekte. Ich denke, ich bin ein Langzeit-Pessimist und ein Kurzzeit-Optimist.
Ich fühle, dass eine große Dunkelheit über die Menschheit hereinbricht. Gleichzeitig und im Widerspruch dazu fühle ich, dass das Leben wunderschön sein kann. Und das möchte ich natürlich auch in meinem Werk ausdrücken. Ich möchte als Filmemacher auf keinen Fall auf ein Genre beschränkt sein. Filme müssen eine bestimmte Stimmung schaffen und einen emotional aufrütteln.“
Allerdings ist das John Carpenter in den letzten Jahren immer weniger gelungen.

Filmographie/Diskographie:
(wenn nicht anders angegeben, hat John Carpenter jeweils auch die Musik komponiert)
1974 - Dark Star
1976 - Assault on Precinct 13 (Assault – Anschlag bei Nacht)
1978 - Someone’s Watching Me (Das unsichtbare Auge) – M: Harry Sukman
1978 - Halloween
1978 - Elvis – M: Elvis Presley
1980 - The Fog
1981 - Escape From New York (Die Klapperschlange) – M: mit Alan Howarth
1981 - Halloween II – M: mit Alan Howarth
1982 - The Thing (Das Ding aus einer anderen Welt) - M: Ennio Morricone
1982 - Halloween III – Season of the Witch – M: mit Alan Howarth
1983 - Christine – M: mit Alan Howarth
1984 - Starman – M: Jack Nitzsche
1986 - Big Trouble In Little China – M: mit Alan Howarth
1987 - Prince of Darkness (Die Fürsten der Dunkelheit) – M: mit Alan Howarth
1988 - The Live! (Sie leben!) – M: mit Alan Howarth
1992 - Memoirs of an Invisible Man (Jagd auf einen Unsichtbaren) – M: Shirley Walker
1993 - Body Bags – M: mit Jim Lang
1995 - In The Mouth of Madness (Mächte des Wahnsinns) – M: mit Jim Lang
1995 - Village oft he Damned (Dorf der Verdammten) – M: mit Dave Davies
1996 - Escape from L.A. (Flucht aus L.A.) – M: mit Shirley Walker
1998 – Vampires
2001 – Ghosts of Mars
2006 – Masters of Horror: Cigarette Burns – M: Cody Carpenter

Playlist # 21 vom 06.12.09 – JOHN CARPENTER Special


1 John Carpenter - Theme from „The Fog“(The Fog) - 05:10
2 John Carpenter & Alan Howarth - Suite B (Halloween II)- 05:04
3 John Carpenter & Alan Howarth - Moochie's Death (Christine) - 02:26
4 John Carpenter & Alan Howarth - Main Title (Escape From New York) - 03:53
5 John Carpenter - Main Theme (Assault on Precinct 13) - 02:52
6 John Carpenter & Alan Howarth - Abduction at Airport (Big Trouble In Little China) - 04:21
7 John Carpenter & Alan Howarth - Hell Breaks Loose (Prince of Darkness) - 09:57
8 John Carpenter & Alan Howarth - Coming To L.A. (They Live) - 04:00
9 John Carpenter & Shirley Walker - History of L.A. (Escape from L.A.) - 03:12
10 John Carpenter - Ghost of Mars (Ghost of Mars) - 03:42
11 John Carpenter & Jim Lang - Long Beautiful Hair (Body Bags) - 05:40
12 John Carpenter & Dave Davies - March of the Children (Village of the Damned) - 08:03

Soundtrack Adventures #21 with JOHN CARPENTER at Radio ZuSa by Dirk Hoffmann on Mixcloud

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