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Donnerstag, 20. September 2012

Playlist # 94 vom 23.09.2012 (1) - JASON BOURNE Special

Wenn eine Filmreihe in den letzten Jahren das Spionage-Genre um den Klassiker „James Bond 007“ bereichert hat, trifft dies neben der Spielfilmadaption der Fernsehserie „Mission: Impossible“ vor allem auf die Adaption von Robert Ludlums „Jason Bourne“-Roman-Reihe zu.
Nach drei fulminanten Inszenierungen von Doug Liman und Paul Greengrass mit einem charismatischen Matt Damon in der Hauptrolle präsentiert sich nun mit „Das Bourne Vermächtnis“ Teil 4 des erfolgreichen Franchise – nach dem Ausstieg des Erfolgsduos Paul Greengrass/Matt Damon nun mit Drehbuchautor Tony Gilroy auch hinter der Kamera und mit Jeremy Renner in der Hauptrolle des Jason-Bourne-Leidgenossen Aaron Cross.

2002 verfilmte Doug Liman den bereits 1980 veröffentlichten Robert-Ludlum-Bestseller „Die Bourne Identität“. Der Komplexität des über 600 Seiten starken Romans wird der Film natürlich nicht gerecht, und überhaupt orientiert sich die Handlung der Bourne-Filme nur lose am Geschehen der literarischen Vorlagen. Doch in Sachen Action setzte Doug Liman mit „Die Bourne Identität“ einen Standard, der mit jedem der folgenden Filme sogar noch überboten wurde. Erzählt wird, wie der leblos im Mittelmeer treibende Körper eines Mannes (Matt Damon) von einem kleinen Fischerboot aufgegriffen wird. Der Mann erwacht ohne jegliche Erinnerung an seine Identität, macht sich nach einem Hinweis aber auf den Weg in die Schweiz, wo er in einem Bankschließfach sechs unterschiedliche Pässe, Banknoten in verschiedenen Währungen und einen Revolver vorfindet. Da sich unter den Ausweisen auch ein amerikanischer auf den Namen Jason Bourne befindet, macht er sich auf den Weg zur amerikanischen Botschaft, wird aber sofort von der Schweizer Polizei verfolgt. Er bietet der deutschen Touristin Marie Kreutz (Franka Potenta) 20.000 Dollar, wenn sie ihn nach Paris fährt, wo Jason Bourne seinen Wohnsitz haben soll. Dort wartet allerdings bereits ein CIA-Agent auf ihn. Noch weiß Bourne nicht, dass er ein Experiment des streng geheimen Treadstone-Projekts ist, das Agenten zu perfekten Tötungsmaschinen ausbildet. Da das Projekt aber abgebrochen wurde, sollen alle Teilnehmer des riskanten Projekts ausgeschaltet werden …
Doug Liman, der mit ‚Go‘ und ‚Swingers‘ auf sich aufmerksam machen konnte, liefert mit ‚Die Bourne Identität‘ einen spannenden actionreichen Agententhriller ab, der geschickt das recht hohe Tempo variiert, und es somit versteht, den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Die Inszenierung des Films lehnt sich stark an Genrevertreter der späten 70er Jahre an, was durch die eher konservative Regiearbeit, die auf eine gewisse Natürlichkeit und Einfachheit baut, verstärkt zur Geltung kommt. Die Action-Sequenzen sind routiniert inszeniert, und die lange Verfolgungsjagd gehört mit zu den besten, die man in der letzten Zeit zu sehen bekam. Dennoch wirkt der Film ein wenig inhaltsleer, auch wenn die Storygrundstruktur gefällt. Man hat immer das Gefühl zu wissen, was folgen wird. So beginnt der Film bisweilen ein wenig belanglos zu wirken. Dies macht zum einen die originelle Inszenierungsweise, zum anderen die gute Besetzung wett: Matt Damon liefert eine seiner besten Leistungen ab und Franka Potente ist einfach die perfekte Schauspielerin für die Rolle der Marie Kreutz. Mit dieser Leistung dürfte sie in Hollywood richtig auf sich aufmerksam gemacht haben“, resümiert Tobias Wunsch auf MovieMaze.de
Auch für die Fortsetzung holte sich Universal mit Paul Greengrass einen recht unbekannten Regisseur, der aber immerhin mit „Vom Fliegen und anderen Träumen“ (1998) und „Bloody Sunday“ (2002) aufhorchen ließ. Wieder nur lose an Robert Ludlums gleichnamige Romanvorlage angelehnt, setzt „Die Bourne Verschwörung“ dort an, wo „Die Bourne Identität“ aufgehört hat. Der immer noch teilweise an Amnesie leidende Ex-CIA-Agent Jason Bourne ist mit seiner Freundin Marie in Goa untergetaucht, gerät dort aber ins Visier des russischen Killers Kiril (Karl Urban). Während Marie bei dem Attentat ums Leben kommt, kann Bourne nach Neapel entkommen, wo er aber gleich festgenommen wird, weil er zwei CIA-Agenten in Berlin ermordet haben soll. Bei der fehlgeschlagenen Aktion sollte ein russischer Informant Beweise für die Veruntreuung von 20 Millionen Dollar durch einen CIA-Agenten zugunsten russischer Verbindungsleute übergeben, und am Tatort wurde ein Fingerabdruck von Jason Bourne gefunden, wie Assistent Director Pamela Landy (Joan Allen) auf Nachfrage bei Ward Abbott (Brian Cox), dem Leiter des streng geheimen Treadstone-Projekts, ermitteln kann.
Bourne überwältigt seine Wächter und kann das Telefonat des örtlichen CIA-Agenten mit Landy abhören. Er macht sich auf den Weg nach Berlin und trifft sich mit der dortigen Agentenbetreuerin Nicolette Parsons (Julia Stiles). Als er von der Ermordung des russischen Politikers Vladimir Neskis hört, kehren wieder einige Erinnerungen zurück. In Moskau sucht Bourne nach weiteren Hinweisen, die seine Unschuld beweisen und weitere Teile seiner verloren gegangenen Erinnerungen zurückbringen.
Vor allem die rasant inszenierten Kampf- und Verfolgungsszenen machen „Die Bourne Verschwörung“ zu einem atemberaubenden Action-Film, die durch John Powells grandiosen Score perfekt untermalt wird, und findet in Moskau seinen pulsierenden Höhepunkt.
"Nicht nur in dieser aufwändigen Verfolgungssequenz sind Kamera und Montage technisch und ästhetisch ganz 'en vogue', wobei eine neue Apparatur eingesetzt wurde, die es der Kamera erlaubt, noch unbeschränkter ins furiose Geschehen einzutauchen“, meint Holger Römers in seiner Kritik (film-dienst 21/2004). „Diesen Effekt unterstreichen Stakkato- Schnitte, die mit erfreulichem Gespür für Rhythmus gesetzt sind. Trotzdem wünscht man sich, dass der Film auch formal in gewisser Hinsicht so altmodisch wäre, wie es sein Stoff punktuell ist. Dass eine Verfolgungsjagd filmästhetisch auf der Höhe der Zeit ist, heißt nämlich auch hier, dass die Filmemacher gar nicht mehr beabsichtigen, dem Publikum einen Überblick über den rasanten Ablauf zu vermitteln." 
An der 2007 erschienenen Fortsetzung „Das Bourne Ultimatum“ arbeitete das bewährte Erfolgsteam erneut zusammen, das von Tony Gilroy verfasste Drehbuch wurde wieder mit Matt Damon in der Hauptrolle als Jason Bourne unter der Regie von Paul Greengrass verfilmt, John Powell komponierte wieder die schweißtreibende Musik. Die Handlung knüpft dabei direkt an den Vorgänger an, indem Jason Bourne nach wie vor den noch nicht vollständig erfassten Hintergrund seiner Person aufzuklären versucht, während ihn die CIA nach wie vor auszuschalten versucht. Weitere Informationen erhofft sich Bourne von dem Londoner Journalisten Simon Ross, der an einem Artikel über ihn schreibt, doch Ross wird in der belebten Bahnhofshalle der Londoner Waterloo Station erschossen. Bourne bringt jedoch in Erfahrung, dass das Projekt Treadstone nicht beendet, sondern durch die Operation Blackbriar ersetzt worden ist. Die nächste Spur führt Bourne nach Madrid, wohin auch Nicky Parsons versetzt worden ist. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Neal Daniels, der zu den inneren Mitarbeitern des Treadstone-Projekts zählte. Derweil setzt Deputy Director Noah Vosen (David Strathairn) alles daran, jeden Mitwisser des illegalen Blackbriar-Programms zu eliminieren …
„Nahezu vollständig mit der Handkamera gefilmt, mit schnellen Schnitten und einem harten, militaristischen Score unterlegt, gibt es für den Zuschauer nur selten einen Moment der Ruhe. So atemlos wie Jason Bourne rennt, springt, und sich mit seinen Kontrahenten spektakuläre Verfolgungsjagden liefert, so rastlos und vital gibt sich der gesamte Film. Die Action setzt auf das Duell Mann gegen Mann, auf den erbarmungslos ausgetragenen Infight, in den auch die Kamera zuweilen verwickelt wird. Bewusst verzichtet Greengrass hierbei auf CGI-generierte Explosionen und pyrotechnischen Ballast. Vielmehr zieht sich der realistische Anstrich bis in die Choreographie der einzelnen Action-Sequenzen“, resümiert Marcus Wessel auf programmkino.de. „Noch bevor Daniel Craig in ‚Casino Royale‘ einen neuen, geerdeten Bond-Typus darstellen durfte, zeigte dieser Jason Bourne bereits, dass die Antwort auf die Effektgewitter der großen Action-Blockbuster nur in der Rückbesinnung auf ein nüchternes und dennoch leidenschaftliches Testosteron-Kino liegen kann. Neben Matt Damons physisch beeindruckendem Jump’n’Run-Part, wartet der dritte Bourne aber zudem mit einem psychologisch ausgefeilten Duell zwischen Joan Allen und David Strathairn auf. Über die Diskussionen ihrer Filmfiguren liefert Das Bourne Ultimatum ganz nebenbei einen Einblick in die nach den Terroranschlägen des 11. Septembers schwer traumatisierte Seele Amerikas und in zwei nicht miteinander vereinbare Philosophien von Sicherheit und Freiheit.“ 
Für Paul Greengrass und Matt Damon war die Geschichte von Jason Bourne damit zu Ende erzählt. Während die weiteren Romane von Eric van Lustbader, der die Reihe nach Robert Ludlums Tod fortsetzt, noch immer mit Jason Bourne in der Hauptrolle agieren, musste sich Tony Gilroy diesmal etwas Neues einfallen lassen, nämlich einen neuen Titelhelden kreieren. Gilroy („Michael Clayton“, „Duplicity“) nahm selbst hinter der Kamera Platz und positionierte mit dem aufstrebenden Jeremy Renner („Mission: Impossible – Phantom Protocol“, „The Hurt Locker“) als Agent Aaron Cross einen neuen Helden und ersetzte Komponist John Powell durch James Newton Howard, mit dem er bereits an seinen ersten beiden Regieprojekten erfolgreich zusammengearbeitet hatte.
Parallel zur Handlung von „Das Bourne Ultimatum“ angesiedelt, erzählt „Das Bourne Vermächtnis“ die Geschichte von Aaron Cross, der ähnlich wie Bourne an einem Superagenten-Programm teilnimmt. Bei Outcome wurde er durch eine genetische Manipulation zu einem übermenschlich gestählten Killer, der nun ebenso wie seine Mitstreiter auf der Abschussliste von Eric Byer (Edward Norton) steht, der als Direktor der Geheimorganisation NRAG (National Research Array Group) das Ende all dieser Operationen und den Tod aller dort ausgebildeten Agenten befiehlt. Doch Cross entgeht einem Attentat ebenso wie die Wissenschaftlerin Dr. Marta Shearing (Rachel Weisz), die nun gemeinsam ihren Häschern zu entfliehen versuchen. Allerdings gehen Cross allmählich die Medikamente aus, die seine komplizierte Körperchemie ausbalancieren.
Bei der Kritik kam Gilroys „Bourne“-Sequel nicht ganz so gut an wie die wegweisenden Vorgänger.
"‘Das Bourne Vermächtnis‘ kontert auf Old-School-Art und kommentiert nebenbei nicht nur die Überreizungen seines Regie-Vorgängers, sondern auch den zeitgeistigen Körperkult und Perfektionswahn. Jeremy Renner, der in ‚The Avengers‘ den Comic-Helden Hawkeye spielt und den Großteil der Stunts selbst absolvierte, spielt Aaron Cross feinnervig wie einen ADHS-Patienten auf Ritalin-Entzug. Er etabliert sich mit seiner ersten tragenden Action-Rolle als kompetenter leading man. Doch all das - und eine extrem ausgedehnte Motorrad-Verfolgungsjagd mit spektakulärem Finale - reicht letztlich nicht aus, um den ganzen Film zu tragen, zumal, wenn man ihn zwangsläufig mit seinen Vorgängern vergleichen muss. Zu langatmig und zerfasert gibt sich ‚Das Bourne Vermächtnis‘, bis er nach gut einer Stunde Laufzeit endlich ein angemessenes Tempo erreicht“, meint Andreas Borcholte auf spiegel.de. „Die Inszenierung ist ermüdend konventionell: Verschwunden sind die waghalsigen Kamera-Operationen, das Gefühl, den Protagonisten unbequem nah auf die Pelle zu rücken - kurzum alle Elemente, mit denen Paul Greengrass die angespannte Atmosphäre seiner Thriller fast körperlich erfahrbar machte. Unter Gilroys Regie schrumpft die einst superlative Bourne-Reihe auf ein solides Durchschnittsthrillermaß.“ 

Filmographie:
2002 - Die Bourne Identiät
2004 - Die Bourne Verschwörung
2007 - Das Bourne Ultimatum
2012 - Das Bourne Vermächtnis

Playlist:
1 Moby - Extreme Ways [Bourne's Legacy] (The Bourne Legacy) - 04:51
2 John Powell - Main Titles (The Bourne Identity) - 04:17
3 John Powell - The Drop (The Bourne Supremacy) - 03:42
4 John Powell - Funeral Pyre (The Bourne Supremacy) - 02:21
5 John Powell - Nach Deutschland (The Bourne Supremacy) - 02:40
6 James Newton Howard - Drone (The Bourne Legacy) - 04:15
7 John Powell - Taxi Ride (The Bourne Identity) - 03:43
8 John Powell - Man Verses Man (The Bourne Ultimatum) - 05:46
9 James Newton Howard - Manila Lab (The Bourne Legacy) - 02:40
10 John Powell - Six Weeks Ago (The Bourne Ultimatum) - 04:30
11 John Powell - Moscow Wind Up (The Bourne Supremacy) - 06:55
12 John Powell - Tangiers (The Bourne Ultimatum) - 07:40

Soundtrack Adventures with JASON BOURNE at Radio ZuSa by Dirk Hoffmann on Mixcloud

Sonntag, 9. Mai 2010

Playlist # 32 vom 09.05.10 - MICHAEL MANN Special

Der am 5. Februar 1943 geborene Michael Mann wird oft als „Hollywoods letzter Autorenfilmer“ bezeichnet, weil er zu vielen seiner Filme auch die Drehbücher schreibt. Aufgewachsen in einem Chicagoer Arbeiterviertel, war es ihm als einer der wenigen seines Jahrgangs vergönnt, die Universität von Wisconsin zu besuchen, wo er sich für englische Literatur einschrieb. Ein Seminar für Filmgeschichte faszinierte ihn aber so stark, dass er nach London auf die Internationale Filmschule ging, wo er sich auch der Einberufung in die Armee und einem Einsatz im Vietnam-Krieg entziehen konnte, den er ablehnte.
Nach dem Studium gründete er die Filmproduktionsfirma Michael Mann Productions und drehte 1970 den Kurzfilm „Jaunpuri“. 1971 kehrte er in die USA zurück und realisierte den Kurzfilm „17 Days Down The Line“, das Ergebnis seiner 17-tägigen Reise durch sein Heimatland, während der Mann verschiedene Amerikaner interviewte, die sich über ihren Beruf definieren. Mann schrieb in der Folge Drehbücher zu den Fernsehserien „Starsky & Hutch“ und „Police Story“ und verfilmte 1979 den Gefängnisroman „Jericho Mile“, die Geschichte des lebenslänglich verurteilten Mörders Rain Murphy, dem die Möglichkeit geboten wird, bei den Olympischen Spielen mitzulaufen, doch da Murphy den Mord an seinem Vater nicht bereut und seine Strafe absitzen will, schlägt er die Chance aus. Sein Kinodebüt feierte Michael Mann 1981 mit „Thief“, zu dem die deutschen Elektronik-Pioniere Tangerine Dream ebenso den Soundtrack beisteuerten wie zu Manns nächstem Film, dem Sci-Fi-Horrorfilm „The Keep“ (1983).
Das bei Michael Mann hervorstechende Motiv des auf sich allein gestellten Antihelden – in „Jericho Mile“ war es der olympiareif laufende Mörder Murphy, in „Thief“ der von James Caan gespielte Juwelendieb Frank, der davon träumt, sich mit seiner Familie zur Ruhe zu setzen, aber nicht aus den Fängen der Mafia entkommt – tritt bei all seinen weiteren Filmen deutlich zutage. Bevor Anthony Hopkins die Rolle des kultivierten Serienkillers in den Verfilmungen von Thomas Harris‘ „Hannibal Lecter“-Trilogie übernahm, versuchte sich Michael Mann bereits 1986 in „Manhunter“ an der Suche von Detective Will Graham (William Peterson) nach einem Serienmörder, bei der ihm der inhaftierte Serienmörder Hannibal Lecter (Brian Cox) behilflich sein soll.
„Manhunter“ besticht durch eine ausgefeilte visuelle und auditive Inszenierung, wobei Michael Mann wiederum verstärkt auf elektronische Musik setzte. Neben dem eigentlichen Score von Michel Rubini und The Reds kamen vor allem atmosphärische Tracks der britischen Band Shriekback („Evaporation“, „This Big Hush“, „Coelocanth“) hinzu.
Trotz seiner Stärken floppte „Manhunter“ an den Kinokassen, worauf sich Mann wieder zum Fernsehen wandte, wo unmittelbarer und effektiver arbeiten konnte. Vor allem bei der hippen Fernsehserie „Miami Vice“ machte er als leitender Produzent Furore, dann inszenierte er 1989 mit „L.A. Takedown“ nicht nur seinen bis heute letzten Fernsehfilm, sondern auch gleich eine erste Version seines 95er Meisterwerks „Heat“. Dazwischen beeindruckte Michael Mann Publikum und Kritiker mit der Neuverfilmung des Klassikers „The Last of the Mohicans“ mit Daniel Day-Lewis in der Hauptrolle des weißen Adoptivsohnes eines Indianers, der seinen Platz zwischen den Kulturen im jungen Amerika sucht.
Die Musik von Trevor Jones und Randy Edelman erhielt sogar eine Oscar-Nominierung und zählt nicht nur zu den schönsten Scores überhaupt, sondern markierte auch den Wechsel von den elektronisch geprägten Soundtracks zu orchestralen Kompositionen. Damit passte sich Mann zwar mehr dem üblichen Hollywood-Sound an, doch nach wie vor verwendete der Regisseur und Produzent besonders viel Sorgfalt bei der Auswahl der Musik zu seinen Filmen. Im Gegensatz zu seinen Kollegen, die ihre Filme erst im Post-Produktions-Prozess mit Musik versehen lassen, arrangiert Michael Mann wie bei einem Musikvideoclip die Bilder, sogar die Erzählstruktur zur Musik.
Das wird besonders bei „Heat“ deutlich, dem grandiosen Gangster-Epos, bei dem sich Al Pacino als ehrgeiziger Cop und Robert De Niro als gewitzter Boss einer Diebesbande einander hinterherjagen. Die teilweise vom Kronos Quartet umgesetzte Musik von Komponist Elliot Goldenthal wird von so unterschiedlichen Künstlern wie Passengers (einem Soundtrack-Projekt von Brian Eno und U2), Moby, Lisa Gerrard und der deutschen Industrial-Avantgarde-Band Einstürzende Neubauten ergänzt, was dem Soundtrack einen sehr eklektischen Charakter verleiht. Michael Mann war von den Lisa-Gerrard-Songs „La Bas“ und „Gloradin“ (von ihrem Solo-Debüt „The Mirror Pool“) so angetan, dass er sie und Pieter Burke mit der Filmmusik zu seinem Thriller-Drama „The Insider“ (1999) und seinem Muhammed-Ali-Biopic „Ali“ (2001) engagierte.
Doch auch hier mussten sich die Komponisten das musikalische Feld mit vielen anderen im Film eingesetzten Songs und Instrumentals teilen. Bei „The Insider“ - mit Al Pacino als investigativer Journalist und Russell Crowe als ehemaliger Manager eines Tabakkonzerns, die gemeinsam dunkle Machenschaften der Tabak-Industrie aufdecken wollen - wurde Graeme Revell als weiterer Komponist hinzugezogen, darüber hinaus kamen Tracks der britischen Trip-Hopper Massive Attack, des Jazz-Musikers Jan Garbarek und des argentinischen Komponisten Gustavo Santaolalla zum Einsatz. Zu „Ali“ gab es gleich zwei Soundtracks, auf denen neben dem Score von Gerrard & Bourke natürlich vor allem Black Music von Künstlern wie Aretha Franklin, Everlast, R. Kelly, Bilal, Soul Clan und Salif Keita vertreten sind.

In dem 2004 realisierten Gangster-Thriller „Collateral“ treffen gleich zwei Anti-Helden aufeinander: Tom Cruise engagiert als Auftragskiller den lethargischen Taxifahrer Max (Jamie Foxx), damit er diesen im nächtlichen Los Angeles von einem Tatort zum nächsten kutschiert. Michael Mann inszenierte den Film erstmals auf Video und behielt diese Technik bei seinen folgenden Filmen bei. Von den Original-Kompositionen, die James Newton Howard und Antonio Pinto für „Collateral“ produzierten, war auf dem Soundtrack nicht mehr viel zu hören. Dafür tummelten sich Acts wie Audioslave, Groove Armada, Oakenfold, Miles Davis und Calexixo auf dem Soundtrack-Album.
Im Jahre 2006 inszenierte Mann eine Kinoversion von „Miami Vice“ und engagierte John Murphy und Klaus Badelt für die Musik, das Gangster-Epos „Public Enemies“ (2009) um John Dillinger (Johnny Depp) wurde wieder von Elliot Goldenthal vertont, der die Zusammenarbeit mit Michael Mann so beschrieb: „Er mag nicht zu viele Tricks und Wendungen in der Struktur der Musik. Er interagiert wirklich mit den Dingen, die sich sehr, sehr langsam entwickeln. Er möchte Musik, zu denen die Bilder, die Schnitte und Dialoge hinwegfließen können, ohne zu sehr mit ihnen korrespondieren zu müssen. Wenn du mit Michael arbeitest, musst du darauf vorbereitet sein, viele Veränderungen durchzumachen. Er ändert seine Meinung. Er schaut sich den Film jeden Tag als Ganzes an und verändert immer wieder etwas, also musst du wissen, dass zu deinem Job ebenso ständige Veränderungen gehören.“
Michael Mann erzählt zwar keine anspruchsvollen Geschichten und präsentiert keine Helden, wohl aber Figuren aus dem (oft) wahren Leben, die sich ihrer Rolle in der Gesellschaft vollkommen bewusst sind und schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden, sobald sie mal über sich hinausgewachsen sind.
Obwohl Michael Mann weder zu der illustren Garde des „New Hollywood Cinema“ zählt, in dem Spielberg, Lucas, Scorsese, Bogdanovich und Coppola neue Formen des Geschichtenerzählens entwickelt haben, und auch nicht zur zweiten Welle zugeordnet werden kann, in der Ron Howard, Ridley Scott und Robert Zemeckis das Kino der 80er geprägt haben, ist er einer interessantesten Filmemacher der heutigen Zeit und mit einem besonderen Gespür für visuelle und musikalische Ausdrucksformen ausgestattet.

Filmographie:
1971: Jaunpuri (Kurzfilm)
1972: 17 Days Down the Line
1979: The Jericho Mile - Ein Mann kämpft allein
1981: Thief - Der Einzelgänger
1983: The Keep - Die unheimliche Macht
1986: Manhunter – Roter Drache/Blutmond
1989: L.A. Takedown - Showdown in L.A. (TV)
1992: The Last of the Mohicans - Der letzte Mohikaner
1995: Heat
1999: The Insider
2001: Ali
2004: Collateral
2006: Miami Vice
2009: Public Enemies
Playlist:
1 Tangerine Dream - Sam's Forge (Thief) - 03:10
2 Tangerine Dream - Ancient Powerplant (The Keep) - 04:26
3 Shriekback - Evaporation (Manhunter) - 03:18
4 Lisa Gerrard & Pieter Bourke - See The Sun (Ali) - 03:22
5 Moby - God Moving Over The Face Of The Waters (Heat) - 06:57
6 Oakenfold - Ready Steady Go (Remix) (Collateral) - 04:48
7 John Murphy - CDE (Miami Vice) - 02:47
8 Jan Garbarek - Rites (Special Edit For The Film) (The Insider) - 03:34
9 Elliot Goldenthal - Plane To Chicago (Public Enemies) - 03:25
10 Lisa Gerrard & Pieter Bourke - Liquid Mood (The Insider) - 04:06
11 Trevor Jones - Promentory (The Last Of The Mohicans) - 06:13
12 Tangerine Dream - Main Title/The Heist (Thief) - 10:46

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