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Dienstag, 16. November 2021

Playlist #332 vom 21.11.2021 - R.I.P. DEAN STOCKWELL (1936-2021)

Dean Stockwell zählte sicher nicht zu den großen Schauspielern in Hollywood, doch sein markantes Gesicht machte ihn bereits Mitte der 1940er Jahre zu einem Kinderstar, bevor er bis 2015 in mehr als 200 Film- und Fernsehproduktionen zu sehen war – u.a. in David Lynchs „Blue Velvet“ und „Dune – Der Wüstenplanet“, Robert Altmans „The Player“, Wim Wenders‘ „Paris, Texas“, William Friedkins „Leben und Sterben in L.A.“ und Francis Ford Coppolas „Der Regenmacher“. Dem deutschen Fernsehpublikum war Stockwell vor allem durch die Science-Fiction-Serie „Zurück in die Vergangenheit“ seit Anfang der 1990er Jahre ein Begriff. Nun starb der charismatische Darsteller im Alter von 85 Jahren in Ranchos de Taos, New Mexico eines natürlichen Todes. 
Robert Dean Stockwell wurde am 5. März 1936 in Los Angeles als Sohn des Schauspieler-Ehepaares Harry Stockwell und Elizabeth Veronica Stockwell geboren und war schon im Alter von sieben Jahren am Broadway, um schon als Kind eine Karriere als Schauspieler zu starten. Bereits 1945 war Stockwell in seiner ersten Hauptrolle im Hollywood-Musical „Urlaub in Hollywood“ neben Frank Sinatra und Gene Kelly zu sehen, zwei Jahre später als Filmsohn von Gregory Peck im Oscar-prämierten Drama „Tabu der Gerechten“, was ihm einen Golden Globe Award in der Kategorie Bester Jungschauspieler bescherte. Mit weiteren bedeutenden Rollen in der Krimikomödie „Das Lied vom dünnen Mann“ (1947), „Der Junge mit den grünen Haaren“ (1948) und der Rudyard-Kipling-Verfilmung von „Kim – Geheimdienst in Indien“ (1950) an der Seite von Errol Flynn avancierte Stockwell zu einem der erfolgreichsten Kinderschauspielern in Hollywood. 
1957 kehrte Stockwell als junger Erwachsener auf die Broadway-Bühne zurück, wo er in „Compulsion“ mit Roddy McDowall zu sehen war, dem er lebenslang als Freund verbunden blieb. Zwei Jahre später verkörperte Stockwell die Rolle des jugendlichen Mörders Judd Steiner in Richard Fleischers „Der Zwang zum Bösen“ auch auf der Leinwand, diesmal mit Orson Welles als sein Partner. Auf seine dazugehörige Auszeichnung in Cannes mit dem Darstellerpreis folgte drei Jahre später schon die nächste bei den Cannes-Filmfestspielen. Ebenso wie seine Kollegen aus Sidney Lumets Verfilmung von Eugene O’Neills „Long Day’s Journey Into Night“ (1962) - Ralph Richardson, Jason Robards und Katharine Hepburn – wurde er erneut für seine bemerkenswerte Darstellung prämiert. Danach wurde es etwas ruhiger um ihn. Stockwell war zwar in einigen Episoden von Fernsehserien wie „Dr. Kildare“, „Bonanza“, „Columbo“, „Die Straßen von San Francisco“, „FBI“, „Kobra, übernehmen Sie“, „Wo alle Wege enden“, „Police Story – Immer im Einsatz“, „Ein Sheriff in New York“, „Hart aber herzlich“ und „Das A-Team“ zu sehen, lebte dann aber einige Jahre als Hippie, freundete sich mit Neil Young und Dennis Hopper an und erwarb eine Lizenz als Immobilienmakler. 
Ein Anruf von Harry Dean Stanton bescherte Stockwell schließlich ein sehenswertes Comeback. In Wim Wenders‘ Road Movie „Paris, Texas“ (1984) spielte er den besorgten Bruder des von Harry Dean Stanton gespielten Travis Henderson. Darauf folgten etliche weitere prominente Nebenrollen in Blockbustern wie David Lynchs „Der Wüstenplanet“ (1984) und „Blue Velvet“ (1986), der Actionkomödie „Beverly Hills Cop II“ (1987) und Jonathan Demmes Krimi-Komödie „Die Mafiosi-Braut“ (1988), was ihm seine erste und einzige Oscar-Nominierung einbrachte. 
Stockwell spielte unter Francis Ford Coppola in „Tucker – Ein Mann und sein Traum“ (1988) und einen Richter in der John-Grisham-Verfilmung „Der Regenmacher“ (1997). 
Zwar spielte er zudem in Robert Altmans „The Player“ (1992), Wolfgang Petersens „Air Force One“ (1997) und Jonathan Demmes „Der Manchurian Kandidat“ (2004), doch dazwischen waren es eher Auftritte in Fernsehfilmen und Serien wie „Chicago Hope“, „Nowhere Man – Ohne Identität!“, „Der Polizeichef – Eis im Blut“, „Die Liebe muss verrückt sein“, „Zwei in der Tinte“ und „Ein Vater zum Küssen“, in denen Stockwell auftrat. 
In diesem Zusammenhang ist letztlich sein Erfolg in der Science-Fiction-Serie „Zurück in die Vergangenheit“ zu erwähnen, in der er mit Al den holografischen Sidekick von Scott Bakulas Hauptfigur verkörperte und dafür 1990 mit dem Golden Globe ausgezeichnet wurde. Außerdem erhielt er gleich vier Nominierungen für den Primetime Emmy. Weitere Serien-Engagements schlossen sich in den 2000er Jahren mit „J.A.G. – Im Auftrag der Ehre“ und „Battlestar Galactica“ an. 2015 stand Stockwell für den Kinofilm „Entertainment“ ein letztes Mal vor der Kamera. 
Zuvor erhielt er 1992 einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame.

Filmographie: 

1945: Die Entscheidung (The Valley of Decision) 
1945: Urlaub in Hollywood (Anchors Aweigh) 
1946: Das Vermächtnis (The Green Years) 
1946: Home, Sweet Homicide 
1947: The Romance of Rosy Ridge 
1947: Tabu der Gerechten (Gentleman’s Agreement) 
1947: Das Lied vom dünnen Mann (Song Of The Thin Man) 
1947: The Mighty McGurk 
1947: The Arnelo Affair 
1947: The Romance of Rosy Ridge 
1948: Deep Waters 
1948: Der Junge mit den grünen Haaren (The Boy with Green Hair) 
1949: Der geheime Garten (The Secret Garden) 
1949: Seemannslos (Down to the Sea in Ships) 
1950: Kim – Geheimdienst in Indien (Rudyard Kipling’s Kim) 
1950: Stars in My Crown 
1950: Wilde Jahre in Lawrenceville (The Happy Years) 
1951: Der große Zug nach Santa Fé (Cattle Drive) 
1956: Front Row Center (Fernsehserie, eine Folge)
1956: Matinee Theatre (Fernsehserie, vier Folge) 
1957: Schieß oder stirb! (Gun for a Cowan) 
1957: Climax! (Fernsehserie, eine Folge) 
1957: Men of Annapolis (Fernsehserie, eine Folge) 
1957-1961: Wagon Train (Fernsehserie, vier Folgen) 
1958: Cimarron City (Fernsehserie, eine Folge) 
1959: Playhouse 90 (Fernsehserie, eine Folge) 
1959: Johnny Staccato (Fernsehserie, eine Folge) 
1959: Buick-Electra Playhouse (Fernsehserie, eine Folge) 
1959: Der Zwang zum Bösen (Compulsion) 
1960: Checkmate (Fernsehserie, eine Folge) 
1960: Söhne und Liebhaber (Sons and Lovers) 
1961: Outlaws (Fernsehserie, eine Folge) 
1961: The Joke an the Valley (Fernsehfilm) 
1961: Bus Stop (Fernsehserie, eine Folge) 
1961: Unglaubliche Geschichten (The Twilight Zone, Fernsehserie, eine Folge) 
1961/1962: Alfred Hitchcock präsentiert (Fernsehserie, zwei Episoden) 
1962: Long Day’s Journey into Night 
1963: Preston & Preston (Fernsehserie, eine Folge) 
1964: The Eleventh Hour (Fernsehserie, eine Folge) 
1964: Stunde der Entscheidung (Kraft Suspense Theatre, Fernsehserie, eine Folge) 
1964: Amos Burke (Fernsehserie, eine Folge) 
1965: Irrwege der Leidenschaft (Rapture) 
1965: Dr. Kildare (Fernsehserie, sechs Episoden) 
1968: The Danny Thomas Hour (Fernsehserie, eine Folge) 
1968: Psych-Out 
1969: Bonanza (Fernsehserie, eine Episode) 
1970: Voodoo Child 
1971: The Last Movie 
1971: Mannix (Fernsehserie, eine Folge) 
1971: Paper Man (Fernsehfilm) 
1971: The Failing of Raymond (Fernsehfilm) 
1972: Columbo: Wenn der Eismann kommt (The Most Crucial Game; Fernsehfilm) 
1973: Der Werwolf von Washington (The Werewolf of Washington) 
1973/1975: Die Straßen von San Francisco (Fernsehserie, zwei Episoden) 
1974: The Pacific Connection 
1975: Columbo: Traumschiff des Todes (Troubled Waters; Fernsehfilm) 
1976: Won Ton Ton – der Hund, der Hollywood rettete (Won Ton Ton: The Dog Who Saved Hollywood) 
1976: Tracks 
1982: Alsino und der Condor (Alsino y el cóndor) 
1982: Flammen am Horizont (Wrong Is Right) 
1982: Hart aber herzlich (Fernsehserie, Folge: Eine mörderische Romanze) 
1983: Das A-Team (Fernsehserie, Folge: Wölfe in Uniform) 
1984: Paris, Texas 
1984: Der Wüstenplanet (Dune) 
1985: Leben und Sterben in L.A. (To Live and Die in L.A.) 
1985: Zeit der Vergeltung (The Legend of Billie Jean) 
1986: Blue Velvet 
1987: Der steinerne Garten (Gardens of Stone) 
1987: Der beste Spieler weit und breit: Sein größter Sieg (Kenny Rogers as The Gambler, Part III: The Legend Continues) 
1987: Beverly Hills Cop II 
1987: Banzai Runner 
1988: Die Mafiosi-Braut (Married to the Mob) 
1988: Tucker (Tucker: The Man and His Dream) 
1988: Wächter der Zukunft (The Time Guardian) 
1988: Mord ist ihr Hobby (Fernsehserie, eine Folge) 
1989: Eine teuflische Karriere (Limit Up) 
1989–1993: Zurück in die Vergangenheit (Quantum Leap, Fernsehserie, 97 Folgen) 
1990: Sandino 
1990: Catchfire 
1990: Flucht durch die Wüste (One Away) 
1991: General Custers letzte Schlacht (Son of the Morning Star) 
1992: The Player 
1994: Chasers – Zu sexy für den Knast (Chasers) 
1995: Stephen Kings Langoliers – Verschollen im Zeitloch (The Langoliers) 
1995: Nowhere Man – Ohne Identität! (Nowhere Man, Fernsehserie, Episode 9) 
1996: Mr. Wrong – Der Traummann wird zum Alptraum (Mr. Wrong) 
1996: Camp der Abenteuer (The Last Resort) 
1996: Naked Souls 
1996: Unabomber: The True Story (Fernsehfilm) 
1997: Ein Vater zum Küssen (The Tony Danza Show; Fernsehserie, 14 Folgen) 
1997: Air Force One 
1997: Midnight Blue 
1997: McHale’s Navy 
1997: L.A. Psycho 
1997: Anleitung zum Mord (Close to Danger, Fernsehfilm) 
1997: Zwei in der Tinte (Ink, Fernsehserie, eine Folge) 
1997: Der Regenmacher (The Rainmaker) 
1998: The Shadow Men 
1998: Sindbad – Die Schlacht der schwarzen Ritter (Sinbad: The Battle of the Dark Knights) 
1998: It’s True! (Fernsehserie, eine Folge) 
1999: Lost Memory (Water Damage) 
1999: Cold Feet (Fernsehserie, eine Folge) 
1999: The Drew Carey Show (Fernsehserie, eine Folge) 
1999: The Venice Project 
1999: Lost Memory – Water Damage 
1999: What Katy Did (Fernsehfilm) 
1999: Kraftprobe in den Bergen (Rites of Passage) 
1999: Der Todfeind (Restraining Order) 
2000: They Nest – Tödliche Brut (They Nest) 
2000: Batman of the Future – Der Joker kommt zurück (Video) 
2000: Gegen jeden Verdacht (In Pursuit) 
2000: The Flunky 
2001: The Quickie 
2001: CQ 
2001: Face to Face 
2001: Army Go Home! (Buffalo Soldiers) 
2002: Star Trek: Enterprise (Fernsehserie, eine Folge) 
2002: First Monday (Fernsehserie, drei Folgen) 
2002: Inferno 
2002: Stargate – Kommando SG-1 (Fernsehserie, eine Folge) 
2002–2004: J.A.G. – Im Auftrag der Ehre (JAG, Fernsehserie, elf Folgen) 
2005: American Black Beauty (Fernsehfilm) 
2004: Der Manchurian Kandidat (The Manchurian Candidate) 
2006–2009: Battlestar Galactica (Fernsehserie, 14 Folgen) 
2007: The Deal 
2008: The Nanny Express (Fernsehfilm) 
2008: The Dunwich Horror (Fernsehfilm) 
2009: Battlestar Galactica: The Plan 
2008: L.A. Crash (Crash, Fernsehserie, eine Folge) 
2013: Max Rose 
2013: C.O.G. 
2014: Enlisted (Fernsehserie, eine Folge) 
2014: Rusty Steal 
2014: Persecuted 
2014: Deep in the Darkness 
2014: Navy CIS: New Orleans (Fernsehserie, Folge Ein Sumpf aus Hass) 
2015: Entertainment 

Playlist: 

1. Angelo Badalamenti - Night Streets / Sandy and Jeffrey (Blue Velvet) - 03:37 
2. Elmer Bernstein - Staccato's Theme (Staccato) - 02:56 
3. John Williams - Theme from Checkmate (Checkmate) - 02:14 
4. Jerome Moross - Wagon Train (Wagon Train) - 03:08 
5. Jerry Goldsmith - Dr. Kildare (Dr. Kildare) - 02:06 
6. Jerry Goldsmith - Medical Story Suite (Police Story) - 07:12 
7. Patrick Williams - The Streets of San Francisco (The Streets of San Francisco) - 02:57 
8. Mike Post - Quantump Leap (Quantum Leap) - 03:02 
9. Ry Cooder - She's Leaving the Bank (Paris, Texas) - 06:03 
10. Craig Safan - Libby Worries (Son of the Morning Star) - 04:00 
11. Brian Eno - Prophecy Theme (Dune) - 04:21 
12. Harold Faltermeyer - Shoot Screens / Meet Dent and Cain (Beverly Hills Cop II) - 02:57 
13. Wang Chung - Every Big City (To Live And Die In L.A.) - 05:10 
14. Jerry Goldsmith - The Parachutes (Air Force One) - 05:24 
15. Elmer Bernstein - Donny (The Rainmaker) - 06:49 
16. Vladimir Horunzhy - Brian's Song (The Langoliers) - 06:21 
17. Mark Isham & Cindy O'Connor - The Other Woman (Crash) - 05:25 
18. Toto - Paul Meets Chani (Dune) - 03:05 
19. Rachel Portman - "I Am The Enemy, Major Marco" (The Manchurian Candidate) - 03:46 
20. Craig Safan - Last Goodbyes (Son of the Morning Star) - 03:52 
21. Bruce Broughton - Scuttlebutt's True (J.A.G.) - 04:30 
22. Bear McCreary - So Much Life (Battlestar Galactica - Season 4) - 05:01 
23. Joe Jackson - The Trial (Tucker) - 06:43 
24. Mark Isham & Cindy O'Connor - Interleaving (Crash) - 05:58 
25. Bear McCreary - Princes of the Universe (Battlestar Galactica: The Plan) - 03:58 
26. Wang Chung - City of the Angels (To Live And Die In L.A.) 09:17

Sonntag, 1. Oktober 2017

Playlist #224 vom 01.10.2017 - R.I.P. HARRY DEAN STANTON (1926 - 2017)

Seine erste Hauptrolle – in Wim Wenders‘ „Paris, Texas“ (1984) – machte ihn weltberühmt, doch Harry Dean Stanton wurde in den über einhundert Filmen, in denen der amerikanische Schauspieler mitwirkte, vor allem als charismatischer Nebendarsteller eingesetzt. Seinen letzten großen Auftritt hatte er in der neu aufgelegten Mystery-Serie „Twin Peaks“ von David Lynch, mit dem in seiner Karriere oft zusammengearbeitet hat und erst kürzlich in John Carroll Lynchs Drama „Lucky“ gemeinsam vor der Kamera stand. Am 15. September 2017 verstarb der vielseitige Darsteller im Alter von 91 Jahren in Los Angeles.

Stanton wurde am 14. Juli 1926 als Sohn eines Tabakfarmers in West Irvine, Kentucky, geboren und arbeitete während des Zweiten Weltkriegs als Koch bei der Navy, ehe er Journalismus studierte und 1949 Schauspielkurse am Pasadena Playhouse zu belegen begann. Zunächst hatte Stanton auch Ambitionen als Autor und Musiker, wandte sich dann aber ganz der Schauspielerei zu. Gut zwei Jahrzehnte war er in Fernsehshows und Low-Budget-Filmen wie „The Adventures of Rin Tin Tin“ (1958), „Bonanza“ und „Tausend Meilen Staub“ zu sehen, ehe Monte Hellman in sowohl in seinem Western „Der Ritt im Wirbelwind“ (1966) an der Seite von Jack Nicholson und in dem Road Movie „Asphaltrennen“ (1971) agieren ließ.
Einen der bemerkenswertesten Auftritte lieferte er in Stuart Rosenbergs „Der Unbeugsame“ (1967) mit Star Paul Newman, wo er den Gospel-Song „Just a Closer Walk with Thee“ interpretierte. Auch später war er mit seiner Harry Dean Stanton Band in Los Angeles über ein Jahrzehnt lang regelmäßig als Sänger und Gitarrist zu sehen.
Mit seinem ausdrucksstarken, wettergegerbten Gesicht und der sanftmütigen Mimik erhielt er in den 1970er Jahren immer mehr Rollen im aufstrebenden New Hollywood Cinema, war in der Kriegs-Komödie „Stoßtrupp Gold“ (1970), in John Milius‘ „Jagd auf Dillinger“ (1973) und mit Marlon Brando und Jack Nicholson in „Duell am Missouri“ (1976) zu sehen.
Zwar bekam Stanton in dem kommerziell erfolgreichen Mafia-Epos „Der Pate 2“ (1974) unter der Regie von Francis Ford Coppola auch eine Rolle als FBI-Agent, doch erst als Mitglied der Nostromo-Crew in Ridley Scotts Science-Ficition-Horror-Film „Alien“ (1979) machte er auch andere Regisseure nachhaltig auf sich aufmerksam.
So durfte er in John Carpenters „Die Klapperschlange“ (1981) ebenso brillieren wie in der Teenie-Romanze „Pretty in Pink“ (1986) als Molly Ringwalds Vater. Zu diesem Zeitpunkt hatte er im Alter von bereits 58 Jahren in Wim Wenders‘ „Paris, Texas“ (1984) seine erste Hauptrolle.
Darin spielt er den halb verdursteten Travis, der zunächst orientierungslos durch die texanische Wüste irrt, von einem Provinz-Arzt notdürftig versorgt und dann von seinem Bruder Walt aus dem fernen Los Angeles abgeholt wird, der ihn bereits tot geglaubt hat. Zusammen mit seiner Frau Anne hat Walt Travis‘ mittlerweile siebenjährigen Sohn Hunger aufgezogen, der sich mit Travis nun auf die Suche nach seiner Mutter (Nastassja Kinski) macht.
Später sagte er der Los Angeles Times, dass er „endlich die Rolle spielte, die er spielen wollte. Wenn ich nie einen anderen Film danach gemacht hätte, wäre ich glücklich gewesen“. Doch obwohl Harry Dean Stanton nun populärer geworden war, wurde er weiterhin in Nebenrollen eingesetzt, wenn auch in Kassenerfolgen wie Martin Scorseses „Die letzte Versuchung Christi“, der Stephen-King-Verfilmung „The Green Mile“ und Terry Gilliams „Fear and Loathing in Las Vegas“.
Vor allem David Lynch schätzte die Zusammenarbeit mit Stanton, die mit „Wild at Heart“ (1990) begann und über „Twin Peaks: Fire Walk With Me“ (1992), „The Straight Story“ (1999), „Inland Empire“ (2006) bis zur neuen Staffel von „Twin Peaks“ (2017) führte.
Mit seinem Freund Jack Nicholson, dessen Trauzeuge er gewesen ist und mit dem er nach dessen Scheidung eine Zeitlang zusammenlebte, drehte er später noch „Man Trouble“ (1992) und „Das Versprechen“ (2001). Der renommierte Filmkritiker Roger Ebert meinte einst, dass ein Film, in dem Harry Dean Stanton eine Nebenrolle spielt, nicht völlig schlecht sein könne.
„Gewöhnlich spiele ich mich selbst. Durch welche psychologischen Traumata oder Konflikte ich auch gerade zu jener Zeit gehe, versuche ich diese in die Rolle einzubringen. Wenn das nicht mit den Dilemmas der Figur korrespondiert, mache ich den Film nicht“, erklärte Stanton einmal im Interview. In „Lucky“, dem Regiedebüt von Schauspieler John Carroll Lynch, spielte Stanton zuletzt an der Seite von David Lynch und Tom Skerritt den 90-jährigen Atheisten und Freigeist Lucky, der sich auf eine spirituelle Reise begibt, nachdem er sich vor dem Abgrund des Lebens wiedergefunden hat.
Filmographie (Auswahl): 
1954: Inner Sanctum (Fernsehserie, Episode 1x29)
1956: Der falsche Mann (The Wrong Man)
1957: Alarm in Fort Bowie (Tomahawk Trail)
1957: Fort Laramie (Revolt at Fort Laramie)
1958: Der stolze Rebell (The Proud Rebel)
1958–1968: Rauchende Colts (Gunsmoke, Fernsehserie, 8 Episoden)
1959–1963: Am Fuß der blauen Berge (Laramie, Fernsehserie, 4 Episoden)
1959–1965: Tausend Meilen Staub (Rawhide, Fernsehserie, 4 Episoden)
1960: Abenteuer am Mississippi (The Adventures of Huckleberry Finn)
1962: Das war der Wilde Westen (How the West Was Won)
1965: Für eine Handvoll Dollar (Per un pugno di dollari)
1964: Auf der Flucht (The Fugitive, Fernsehserie, Episode 2x22)
1967: Der gnadenlose Ritt (A Time for Killing)
1967: Der Unbeugsame (Cool Hand Luke)
1967: In der Hitze der Nacht (In the Heat of the Night)
1971: Asphaltrennen (Two-Lane Blacktop)
1970: Stoßtrupp Gold (Kelly’s Heroes)
1972: Cisco Pike
1973: Pat Garrett jagt Billy the Kid (Pat Garrett and Billy the Kid)
1973: Jagd auf Dillinger (Dillinger)
1974: Der Pate – Teil II (The Godfather Part II)
1975: Duell am Missouri (The Missouri Breaks)
1975: Fahr zur Hölle, Liebling (Farewell, My Lovely)
1978: Stunde der Bewährung (Straight Time)
1979: Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt (Alien)
1979: The Rose
1980: Death Watch – Der gekaufte Tod (La mort en direct)
1980: Schütze Benjamin (Private Benjamin)
1980: UFOria
1981: Die Klapperschlange (Escape from New York)
1982: Küss mich Doc (Young Doctors in Love)
1982: Einer mit Herz (One from the Heart)
1983: Christine (John Carpenter’s Christine)
1984: Repoman (Repo Man)
1984: Paris, Texas
1984: Die rote Flut (Red Dawn)
1985: Fool for Love
1986: Pretty in Pink
1988: Die letzte Versuchung Christi (The Last Temptation of Christ)
1989: Dream a Little Dream
1990: Wild at Heart – Die Geschichte von Sailor und Lula
1990: Powerplay (The Fourth War)
1992: Twin Peaks – Der Film (Twin Peaks: Fire Walk with Me)
1994: Against the Wall (Fernsehfilm)
1995: Never Talk To Strangers – Spiel mit dem Feuer (Never Talk to Strangers)
1996: Mission: Rohr frei! (Down Periscope)
1996: Dead Man’s Walk – Der tödliche Weg nach Westen (Miniserie)
1997: Alles aus Liebe (She’s So Lovely)
1997: Fire Down Below
1998: The Mighty – Gemeinsam sind sie stark (The Mighty)
1998: Fear and Loathing in Las Vegas
1999: The Green Mile
1999: Eine wahre Geschichte – The Straight Story (The Straight Story)
2000: In stürmischen Zeiten (The Man Who Cried)
2001: Das Versprechen (The Pledge)
2002: Ginostra
2003: Die Wutprobe (Anger Management)
2004: Two and a Half Men (Fernsehserie, Episode 2x01)
2004: Hawaii Crime Story (The Big Bounce)
2006–2010: Big Love (Fernsehserie, 39 Episoden)
2006: Alpha Dog – Tödliche Freundschaften (Alpha Dog)
2006: Inland Empire
2006: Alien Autopsy – Das All zu Gast bei Freunden (Alien Autopsy)
2009: Alice im Wunderland (Alice, Fernsehzweiteiler)
2009: The Open Road
2010: On Holiday
2010: Athena (Kurzfilm)
2011: Rango (Sprechrolle)
2011: Mongo Wrestling Alliance (Fernsehserie, Sprechrolle)
2011: Cheyenne – This Must Be the Place (This Must Be the Place)
2012: Marvel’s The Avengers (The Avengers)
2012: 7 Psychos (Seven Psychopaths)
2013: The Last Stand
2013: 9 Full Moons
2013–2015: Getting On – Fiese alte Knochen (Getting On, Fernsehserie, 3 Episoden)
2014: The Pimp and the Rose (Kurzfilm)
2014: Alien: Isolation (Videospiel)
2016: Hux (Kurzfilm)
2017: Sick of it All
2017: Lucky
2017: Twin Peaks (Fernsehserie, 5 Episoden)
2017: Frank and Ava
Playlist:
01. Angelo Badalamenti - Twin Peaks Theme (Twin Peaks) - 05:04
02. Ry Cooder - She's Leaving The Bank (Paris, Texas) - 06:02
03. Trevor Jones - Past Times (The Mighty) - 05:04
04. Thomas Newman - Red Over Green (The Green Mile) - 02:57
05. Hans Zimmer & Klaus Badelt - You're Crazy (The Pledge) - 05:57
06. Peter Gabriel - The Feeling Begins (The Last Temptation Of Christ) - 03:58
07. Aaron Zigman - At The Site/Driving To The Site (Alpha Dog) - 04:01
08. Nino Rota - End Titles (The Godfather - Part II) - 03:51
09. John Williams - Jane And Logan (The Missouri Breaks) - 03:48
10. Lalo Schifrin - Down Here On The Ground [Symphonic Version] (Cool Hand Luke) - 05:59
11. Angelo Badalamenti & Kinny Landrum - Cool Cat Walk (Wild At Heart) - 03:24
12. Angelo Badalamenti - Laurens Walking (The Straight Story) - 04:11
13. Angelo Badalamenti - The Pink Room (Twin Peaks - Fire Walk With Me) - 04:05
14. David Lynch - Ghost Of Love (Inland Empire) - 05:30
15. New Order - Elegia (Pretty In Pink) - 04:50
16. John Carpenter & Alan Howarth - Moochie Mix Four (Christine) - 02:26
17. John Carpenter & Alan Howarth - Main Title (Escape From New York) - 03:53
18. Basil Poledouris - The Drive-In (Red Dawn) - 06:20
19. Angelo Badalamenti - Laura Palmer's Theme (Twin Peaks) - 04:49
20. Jerry Goldsmith - The Landing (Alien) - 04:31
21. Angelo Badalamenti - Audrey's Dance (Twin Peaks) - 05:28
22. Peter Gabriel - Passion (The Last Temptation Of Christ) - 07:38
23. Thomas Newman - The Green Mile (The Green Mile) - 03:37
24. Angelo Badalamenti - Montage (The Straight Story) - 07:26

Samstag, 6. Dezember 2014

Playlist #152 vom 14.12.2014 - MIKE NICHOLS Special

Bereits für seinen zweiten Film „Die Reifeprüfung“, der Dustin Hoffman zum Star machte, erhielt Regisseur Mike Nichols den Oscar für die beste Regie und wurde damit zu einem Mitbegründer des New Hollywood. Am 19. November verstarb der Filmemacher, dessen letzter Film die Politsatire „Der Krieg des Charlie Wilson“ mit Tom Hanks und Julia Roberts in den Hauptrollen gewesen ist, im Alter von 83 Jahren, weshalb ich ihm zu Gedenken diese Sendung widme.

Mike Nichols wurde unter dem Namen Michail Igor Peschkowsky am 6. November 1931 als Sohn jüdischer Eltern in Berlin geboren. Sein Vater war als Arzt nach der Oktoberrevolution aus Russland eingewandert und emigrierte mit seiner Familie 1938 aus Deutschland, um am Central Park in New York unter dem Namen Paul Nichols eine Praxis zu eröffnen. Sein Sohn Mike begann ab 1950 zunächst Psychologie in Chicago zu studieren, war aber zunehmend vom Theater und Varieté fasziniert. So gründete er in den ausgehenden 1950ern eine Comedy-Gruppe, die es mit ihrem Programm bis zum Broadway schaffte, sich aber 1961 auflöste.
Nichols konnte aber in den Folgejahren als Autor und Regisseur mit Stücken wie „Barefoot in the Park“, „Luv“ und „The Odd Couple – Ein seltsames Paar“ einige Publikumserfolge am Broadway erzielen. Für sein Kinodebüt „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ mit Richard Burton und Elizabeth Taylor in den Hauptrollen erhielt Nichols 1966 gleich seine erste Oscar-Nominierung als bester Regisseur. In der Verfilmung des gleichnamigen Theaterstücks von Edward Albee spielt Burton den zynischen Historiker George und Taylor seine Frau Martha, der der Alterungsprozess arg zusetzt. Als das Ehepaar an einem Samstagabend das jüngere Ehepaar Nick und Honey aus der Nachbarschaft zu Besuch hat, kommen die in zwanzig Ehejahren aufgestauten Frustrationen auf hitzige Weise zum Ausbruch und entladen sich in einem durch Alkohol angeheizten Psychoduell, in das auch das jüngere Ehepaar mit hineingezogen wird.
„Ein Theaterstück, noch dazu ein schwer ‚dialoglastiges‘, ins Kino zu bringen, ist für manchen Kinogänger eher eine mühevolle Aufgabe. Das Kino soll doch vor allem durch Bilder, nicht durch Worte wirken. Und tatsächlich spielt der größte Teil des Films im Haus des Paares George und Martha, ein kürzerer Teil in einem Restaurant. Tatsächlich sind die Dialoge ausgreifender als in einem durchschnittlichen Film. Und doch: Gerade das Spiel der beiden Hauptdarsteller Burton/Taylor macht diesen Film dann eben doch zu einem visuellen Erlebnis sondergleichen: ein Vierpersonenstück, das dem Zuschauer einiges an Konzentration abverlangt – und einiges zumutet“, resümiert Ulrich Behrens in seiner Rezension auf filmstarts.de.
Von sagenhaften 23 Nominierungen erhielt der Film immerhin 5 Academy Awards, Mike Nichols selbst ging diesmal noch leer aus. Zwei Jahre später konnte Nichols die begehrte Trophäe schließlich für seinen Film „Die Reifeprüfung“ in Empfang nehmen.
Dustin Hoffman spielt darin den knapp 21-jährigen College-Absolventen Benjamin Braddock, der auf einer Party seiner Eltern Mrs. Robinson (Anne Bancroft) kennenlernt, die ohne ihren Mann gekommen ist. Nachdem Benjamin Mrs. Robinson nach Hause gefahren hat, versucht sie ihn zu verführen, was aber durch die verfrühte Rückkehr ihres Mannes vereitelt wird. Dieser ermuntert ihn dazu, seine Jugend zu genießen und seine Anziehungskraft auf Frauen zu nutzen. Wenig später lässt er sich auf das Angebot der älteren Frau ein und unterhält über Wochen eine rein sexuelle Beziehung zu ihr.
Der Film thematisierte erstmals publikumswirksam und vorurteilsfrei die Beziehung einer verheirateten Frau zu einem jüngeren Liebhaber und rückte die starren Moralvorstellungen der amerikanischen Gesellschaft in den Fokus. Zum Hit wurde auch der Soundtrack von Simon & Garfunkel mit Songs wie „Mrs. Robinson“ und „The Sounds Of Silence“.
Mit nur zwei Filmen wurde Mike Nichols als Starregisseur gehandelt und wurde zu einem Aushängeschild des New Hollywood, das mit seinen gesellschaftskritischen Themen die klassischen Genres des Hollywood-Kinos modernisierte und zu dem Filmemacher wie Francis Ford Coppola, Peter Bogdanovich, Robert Altman, Alan J. Pakula, Sidney Lumet und Sydney Pollack zählten.
In den 1970er Jahren verblasste der Ruhm von Nichols zunächst. Mit „Catch 22 – Der böse Trick“ (1970) und „Die Kunst zu lieben“ (1971) konnte er weder an den Kinokassen überzeugen noch die Kritiker begeistern. Nachdem er sich auf das Produzieren von Broadway-Stücken und Fernsehserien (z.B. „Eine amerikanische Familie“) konzentriert hatte, folgten in den 1980er Jahren wieder einige bemerkenswerte Filme, in denen Meryl Streep gleich dreimal zum Einsatz kam („Silkwood“, „Sodbrennen“ und „Grüße aus Hollywood“) und vor allem die starbesetzte Komödie „Die Waffen der Frauen“ (1988) zum Erfolg wurde. Es folgten so – auch in Hinsicht auf ihren kommerziellen Erfolg - unterschiedliche Filme wie die Komödie „The Birdcage – Ein Paradies für schrille Vögel“, das Drama „In Sachen Henry“, der Werwolf-Film „Wolf – Das Tier im Manne“, die Sex-Klamotte „Good Vibrations – Sex vom anderen Stern“ und die Politkomödie „Mit aller Macht“.
 Nichols konzentrierte sich wieder auf das Theater und wandte sich nur noch sporadisch dem Film zu. 2003 feierte er allerdings einen spektakulären Erfolg mit der Mini-Serie „Angels In America“, die mit elf Emmy Awards ausgezeichnet wurde und auf dem zweiteiligen, mit dem Pulitzer-Preis prämierten Theaterstück von Tony Kushner basiert. Es ist in den Jahren zwischen 1985 und 1990, also zur Zeit der Reagan-Administration angesiedelt und thematisiert die unterschiedlichen Lebenswelten homosexueller Männer in New York, zwischen Himmel und Erde, zwischen Leben und Tod. Dabei geht es nicht allein um die Krankheit oder die Einsamkeit des Menschen in Familie und Gesellschaft, sondern vor allem auch darum, wie Politik, Sexualität und Religion zusammenwirken.
„Was Nichols und seinen Darstellern auf bemerkenswerte Art gelingt, ist Erzeugung einer intensiven menschlichen Nähe, die eigentlich erst den Druck auf die höchsteigene Form der Transzendenz ermöglicht und umgekehrt. Spiritualität und Religion sind an das Subjekt gebunden und doch nicht willkürlich“, meint Georg Seeßlen in seiner Rezension auf filmzentrale.com. „Wir blicken nicht nur auf Menschen in sehr konkreten Lebens- und Leidenszuständen, wir sehen auch durch sie hindurch in ihre Träume, in den Himmel, der sich nur über einer unerträglichen Welt wölben kann, aber auch ganz direkt, wie der Titel von Kushners Theaterstück versprach, auf den inneren Zustand einer Nation. ‚Angels In America‘ ist nun schon so etwas wie ein Rückblick auf eine Zeit, die definitiv vergangen ist, obwohl und gerade weil es in der Bush-Administration solche Verwandtschaften zu den nicht weniger finsteren Zeiten des Reaganismus gibt - kein Zweifel, dass die Serie auch als direktes Statement zur politischen Moral der Gegenwart gesehen werden kann.“ 
Nach diesem Erfolg setzte Nichols ein Jahr später ein weiteres Bühnenstück erfolgreich fürs Kino um, diesmal Patrick Marbers „Hautnah“. Nach einer gescheiterten Beziehung zieht es die ehemalige Stripperin Alice (Natalie Portman), wo sie den attraktiven, aber erfolglosen Schriftsteller Dan (Jude Law) kennenlernt, der seinen Unterhalt durch das Verfassen von Nachrufen für eine Zeitung verdient. Die Beziehung, die sie beginnen, wird allerdings kompliziert, als Dan mit der Fotografin Anna (Julia Roberts) zu flirten anfängt. Obwohl sich Anna in Larry (Clive Owen) zu verlieben beginnt, trifft sie sich weiterhin mit Dan. Das Chaos ist komplett, als such auch Alice und Larry begegnen …
Nichols beweist dabei erneut sein Faible fürs Zänkische und Brodelnde: im Dialoggewitter von Patrick Marber herrscht Rücksichtslosigkeit und gnadenlose Explizität, kulminierend in einem Wortgefecht zwischen Anna und Larry, in dem letztlich auch der Geschmack von Dans Sperma zur Sprache kommt. Bis zum Sadismus reicht die Palette an Hintertriebenheit und Lüge, die hier am laufenden Band aufgetischt wird, niemand scheint ungeschoren davon zu kommen. Auch das vermeintliche Happy-End für Anna und Larry ist nur ein scheinbares wie die letzte Einstellung im Schlafzimmer nahelegt: Anna dreht sich mit dem Rücken zu Larry als sie sich zur Ruhe legt“, urteilt Thomas Schlömer auf filmspiegel.de. „Marber und Nichols aber wollen mehr zeigen als die 'typischen' Irrungen und Wirrungen des Liebeslebens: die Photographin, der Arzt, die Stripperin, der gescheiterte Schriftsteller, 'Hautnah' erzählt von Stereotypen, die vollkommen außerhalb gängiger Alltagsrealität zu existieren scheinen und Projektionsfläche sind für die Oberflächlichkeit und den zerstörerischen Egoismus der Welt.“
Seinen letzten Film inszenierte Mike Nichols 2007 mit „Der Krieg des Charlie Wilson“. Tom Hanks spielt darin den partyfreudigen Kongressabgeordneten Charlie Wilson und nutzt seinen Einfluss im Komitee, das zwischen CIA und Regierungsinstitutionen vermittelt, um die Afghanen im Krieg gegen die Sowjetunion zu unterstützen. Dabei kann er sich auf die Unterstützung seiner reichen Freundin Joanne Herring (Julia Roberts) sicher sein, die die Kommunisten hasst, auch der erfahrene FBI-Agent Gust Avrakotos (Philip Seymour Hoffman) weiß im Hintergrund geschickt die Fäden zu ziehen.
„Die Mechanismen der Macht und ihre mitunter grotesken Auswüchse setzt Nichols weder thesenhaft, noch moralinsauer in Szene. Wenn etwa ein erzkonservativer Abgeordnetenkollege Wilsons in einem Flüchtlingslager in Afghanistan steht und zusammen mit bewaffneten Gotteskriegern frenetisch ‚Allahu Akbar‘ skandiert, dann bedarf diese bitterböse Szene keiner weiteren Erklärung à la ‚wie sich die Zeiten doch wandeln können‘“, meint Jenny Hoch auf spiegel,de. „Nur einmal gestattet Nichols sich einen Kommentar: CIA-Mann Gust sagt, Amerika führe keine religiösen Kriege und dafür liebe er dieses Land. Kurz darauf äußert Wilson einen geradezu prophetischen Gedanken: ‚Früher oder später wird Gott auf beiden Seiten dieses Krieges stehen‘.“
Mike Nichols, der alle großen Preise in der US-amerikanischen Unterhaltungsindustrie (Oscar, Emmy, Tony, Grammy Award) erhalten hat, wurde im Oktober 2009 mit dem AFI Life Achievement Award ausgezeichnet, den er im Sommer 2010 überreicht bekam.

Filmographie:
1966: Wer hat Angst vor Virginia Woolf? (Who’s Afraid of Virginia Woolf?)
1967: Die Reifeprüfung (The Graduate)
1970: Catch 22 – Der böse Trick (Catch 22)
1971: Die Kunst zu lieben (Carnal Knowledge)
1973: Der Tag des Delphins (The Day of the Dolphin)
1983: Silkwood (Silkwood)
1986: Sodbrennen (Heartburn)
1988: Biloxi Blues
1988: Warten auf Godot (Theaterstück)
1988: Die Waffen der Frauen (Working Girl)
1990: Grüße aus Hollywood (Postcards from the Edge)
1991: In Sachen Henry (Regarding Henry)
1994: Wolf – Das Tier im Manne (Wolf)
1995: The Birdcage – Ein Paradies für schrille Vögel (The Birdcage)
1998: Mit aller Macht (Primary Colors)
2001: Wit
2000: Good Vibrations – Sex vom anderen Stern (What Planet Are You From?)
2003: Angels in America (TV-Miniserie)
2004: Hautnah (Closer)
2007: Der Krieg des Charlie Wilson (Charlie Wilson’s War)
Playlist: 
01. James Newton Howard - Honored Colleague (Charlie Wilson's War) - 06:09
02. Alex North - Martha (Who's Afraid Of Virginia Woolf?) - 03:36
03. Simon & Garfunkel - The Sound Of Silence (The Graduate) - 03:06
04. Georges Delerue - Nocturne (The Day Of The Dolphin) - 03:18
05. Georges Delerue - Main Title (Biloxi Blues) - 02:32
06. Georges Delerue - Largo (Silkwood) - 03:14
07. Georges Delerue - Farewell (The Day Of The Dolphin) - 06:28
08. Georges Delerue - Love Theme (Silkwood) - 03:20
09. Carly Simon - In Love (The Working Girl) - 03:55
10. Hans Zimmer - Central Park, 6PM (Regarding Henry) - 04:25
11. Carly Simon - Carlotta's Heart (The Working Girl) - 04:18
12. Ennio Morricone - Wolf And Love (Wolf) - 03:33
13. Ry Cooder - Not The Best People (Primary Colours) - 02:50
14. Hans Zimmer - Walkin' Talkin' Man (Regarding Henry) - 03:36
15. Thomas Newman - Quartet (Angels In America) - 06:44
16. Ennio Morricone - The Moon (Wolf) - 05:30
17. Hans Zimmer - Ritz (Regarding Henry) - 04:59
18. Thomas Newman - Mauve Antarctica (Angels In America) - 04:47
19. Ry Cooder - Don't Break Our Hearts (Primary Colours) - 03:04
20. Thomas Newman - Broom Of Truth (Angels In America) - 02:50
21. Damien Rice - The Blower's Daughter (Closer) - 04:45
22. Simon & Garfunkel - Scarborough Fair/Canticle (The Graduate) - 06:23
23. The Smiths - How Soon Is Now? (Closer) - 06:46
24. Damien Rice - Cannonball (Closer) - 05:13
25. James Newton Howard - Turning The Tide (Charlie Wilson's War) - 08:33

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