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Sonntag, 13. März 2011

Playlist # 54 vom 13.03.11 - TRENT REZNOR + ATTICUS ROSS Special

Zu den großen Überraschungen der jüngsten Oscar®-Verleihung zählte sicher der Academy Award® in der Kategorie „Music Score“: Dass Neulinge im Filmgeschäft wie Trent Reznor und Atticus Ross mit ihrem Soundtrack, den sie für David Finchers Portrait des Facebook-Gründers Mark Zuckerberg, „The Social Network“, kreierten, sogar preisgekrönte Veteranen wie Alexandre Desplat, John Powell und Hans Zimmer hinter sich ließen, war so bestimmt nicht vorauszusehen.
Atticus Ross und Trent Reznor
So ganz unbekannt sind die beiden Oscar®-Gewinner in der Filmbranche allerdings auch nicht. Atticus Ross machte erst kürzlich mit seinem ethnisch angehauchten, rhythmisch-eindringlichen Score zum Endzeit-Drama „The Book Of Eli“ auf sich aufmerksam, und Trent Reznor ist mit seinem Projekt Nine Inch Nails seit 1993 immer wieder auf Soundtracks von Filmen renommierter Regisseure wie Oliver Stone („Natural Born Killers“), David Fincher („Sieben“), Alex Proyas („The Crow“) oder David Lynch („Lost Highway“) zu finden. Diesen Umstand hat Reznor vor allem der Tatsache zu verdanken, dass Nine Inch Nails seit ihrer Gründung im Jahre 1988 schnell zu einer festen Größe der alternativen Musikszene avancierten.
Dabei sah zunächst alles danach aus, als würde Trent Reznor eine Karriere als Konzertpianist einschlagen. Doch als er in Teenagerjahren mit der Rockmusik in Berührung kam, fand er in ihr eine adäquatere Möglichkeit, sich auszudrücken, also brachte er sich selbst das Spielen einiger Instrumente bei und faszinierte sich für die unendlichen Möglichkeiten, die sich durch die technischen Entwicklungen boten. In welche musikalischen Richtungen vor allem die ersten erschwinglichen Synthesizer führen konnten, beobachtete Reznor bei europäischen Vertretern der (Post-)Industrial-Szene wie Cabaret Voltaire, Throbbing Gristle und Einstürzende Neubauten, aber auch die amerikanischen Pendants wie Ministry und Skinny Puppy sagten ihm sehr zu. Nach diversen eher unbefriedigenden Engagements bei lokalen Acts begann Trent Reznor 1988 seine eigenen Ideen unter dem Namen Nine Inch Nails konsequent weiterzuentwickeln.
Das 89er Debütalbum „Pretty Hate Machine“ spielte er zwar im Alleingang ein, ließ die spektakuläre Mixtur aus harten Industrial-Gitarren, coolen Synthi-Sounds und extrem eingängigen Melodien aber von Profis wie Flood (U2, Cabaret Voltaire, Soft Cell, New Order), Keith LeBlanc (Mark Stewart And The Maffia, Sugarhill Gang Band, Tackhead) und John Fryer (Depeche Mode, Fad Gadget, Die Krupps) veredeln.
Lucas Hilbert schreibt in seiner Rezension auf amazon.de:
„Mit dem Album ‚Pretty Hate Machine‘ wurde für ein kommerziell interessantes Publikum der Durchbruch zu einer genießbaren Variante der Industrial Music geschafft und in der Popkultur die entsprechende Schmuddel-Duftmarke gesetzt. Die aggressive Herrschaft der Klänge in diesem Album wurde zuerst von depressiv veranlagten Klubbesuchern verinnerlicht, die zu den Rhythmen umherwirbelten und sich die von Angst besessenen Überzeugungen aneigneten. Seit ihrem Erscheinen stehen die hart gesottenen Ansichten dieses Albums für eine ästhetische Träumerei von den Leidenswegen, auf die uns die Maschinen treiben. Die Tracks von zischenden Maschinen und dissonanten Überlastungen fallen über einen her - außerhalb aller Wege von moderner, gefälliger Vermittlung. Hits wie ‚Head Like a Hole‘ und ‚Down in It‘ sind an ihren sarkastischen Beats und an ihren durchdringenden Riffs zu erkennen, ebenso an den feindseligen Aussagen ihrer Texte, die den Hörer mit ihrer Flut von respektloser Kritik einfangen. ‚Pretty Hate Machine‘ ist keine leichte Kost und trifft in unserem Innersten einen empfindlichen Nerv.“
Doch drei Jahre später hat sich der Sound von Nine Inch Nails grundlegend geändert. Die 1992 veröffentlichte EP „Broken“ wartete kaum noch mit den ausgedehnten elektronischen Klanglandschaften auf, sondern präsentierte harten Industrial-Metal, wobei der Track „Gave Up“ – im Remix von Coil - erstmals den Sprung auf einen Soundtrack („The Young Americans“) schaffte. Der brachiale Gift-und-Galle-Industrial-Mix wurde zum Glück mit dem 1994er Album „The Downward Spiral“ in komplexere, aber auch eingängigere Gefilde überführt, wie die grandiose Single „Closer“ meisterhaft demonstriert. „Closer“ fand den Weg gleich auf drei Soundtracks.
Dass David Fincher das Stück in seinem düsteren Thriller „Sieben“ einsetzte (im Precursor-Remix von Coil), bedeutete quasi seine erste „Zusammenarbeit“ mit Trent Reznor. Darüber hinaus wurde das Stück in Tony Scotts Thriller „The Fan“ und im 2007er Remake von „The Hitcher“ verwendet. Das Jahr 1994 ist insofern bemerkenswert, weil Trent Reznor nicht nur eigens für den Gothic-lastigen Soundtrack der Comic-Verfilmung von James O’Barrs „The Crow“ den Joy-Division-Klassiker „Dead Souls“ eingespielt hat, sondern auch den Soundtrack zu Oliver Stones moderne Bonny-&-Clyde-Variante „Natural Born Killers“ produzierte und dabei die drei NIN-Stücke „Burn“, „Something I Can Never Have“ und „A Warm Place“ einfließen ließ.
Weitere Soundtrack-Aufträge beinhalteten den Score zum Computerspiel „Quake“ (1996) und die Produktion des Soundtracks zu David Lynchs „Lost Highway“ (1997), der neben dem Score von Angelo Badalamenti auch „The Perfect Drug“ von Nine Inch Nails und die beiden Trent-Reznor-Cues „Videodrones; Questions“ und „Driver Down“ enthielt.
Mit Nine Inch Nails ging es nur noch sporadisch im regulären Kontext weiter. Bis zum nächsten regulären Album-Release „The Fragile“ sollten fünf Jahre vergehen, doch dafür war das Doppel-Album vollgepackt mit starken Singles und hitverdächtigen Songs („The Day The World Went Away“ wurde sogar im Trailer zum vierten „Terminator“-Film „Die Erlösung“ verwendet).
‘The Fragile‘ ist sogar noch düsterer als das 1994 erschienene Album ‚The Downward Spiral‘ da es ständig mit finsterer Visage daherkommt. Trent Reznors heftige Sammlung von Kettensägen-Popmusik ist ein bedrückendes Werk, das sich durch die beiden CDs mit der Intensität einer Schrotflinte auf und ab bewegt. Es ist einen Augenblick lang gedämpft und im nächsten darauf explosiv, es mischen sich manchmal im Laufe eines Songs Trotz und Wut mit herzzerbrechender Resignation. Dennoch ist Reznors grimmiger und kompromissloser Stil ansprechend und unbestritten unterhaltsam, selbst wenn er Gesang total vermeidet. Unverändert sind die langen Passagen, die er wie besessen einsetzt, um den Hörer auf eine dynamische, aufregende Fahrt mitzunehmen. Die ruhigen Töne, die das Instrumentalstück ‚Just Like You Imagined‘ einleiten, explodieren plötzlich in ein Sperrfeuer von Rhythmen ohne jedes Taktmaß und in schlingernde Keyboard-Riffs, die alle zu einem vehementen Abschluss anschwellen. Allein die hier präsentierten Klangerfindungen sind schon erstaunlich. Reznors Produktion kommt der von Brian Eno nahe, was die Dynamik anbetrifft, obwohl sie aus einer völlig anderen Sensibilität heraus erwächst. ‚Starfuckers Inc.‘ benutzt zerhackte Stimmen als Verse und eine schreiende Meute als antreibenden Refrain im Stil von Ministry, um einige von NIN's Nachahmer (am deutlichsten Marilyn Manson) gnadenlos herunterzumachen. Obwohl es hier nichts für das Tanzparkett so richtig geeignetes gibt wie z.B. ‚Closer‘ auf dem Album ‚Downward Spiral‘, kommt ‚Where Is Everybody‘ dem doch sehr nahe, da es hier langsame, erschöpfende Drehungen und Adrian Belews dahingleitendes Gitarrenspiel gibt. Die Songs von ‚The Fragile‘ sind letztlich einfache Erkundungen einer tiefgehenden Desillusionierung. Sobald Reznor allerdings aufhört, sie zu verzerren, sind sie hervorragende Klanglandschaften voller Wut, die gleichermaßen erschreckend und schön sind“, urteilt Matthew Cooke in seiner Rezension auf amazon.de.
Weitere sechs Jahre gingen bis zum nächsten Album „With Teeth“ (2005) ins Land, das Reznor zusammen mit Alan Moulder (Depeche Mode, The Smashing Pumpkins) produzierte und sich etwas gefälliger und elektronischer präsentierte als das epische „The Fragile“-Werk.
Mit dem 2007 veröffentlichten Album „Year Zero“ unternahm Reznor eine Zeitreise ins Jahr 2022 und verarbeitete seine düsteren Zukunftsvisionen in einem stark elektronisch geprägten Konzeptalbum, das voller außergewöhnlicher Klänge und Improvisationen steckt, sporadisch aber auch von großer Schönheit durchzogen wird.
„Mit ‚Year Zero‘ setzt der Meister der Endzeitstimmung seinem Werk die Dornenkrone auf - und sich selbst an die Spitze der Verschwörungstheoretiker. Reznor schreibt die Idee vom totalen Überwachsungsstaat, die Orwell in ‚1984‘ meisterhaft skizziert hat, mit dieser Platte fort. Die USA im Jahr 2022: In God's Own Country ist der Teufel los. Das Land der Freien wird von einer fundamental religiösen Diktatur regiert, der nur ein paar viral vernetzte Guerrilleros die Stirn bieten. Dieser Plot ist der Ausgangspunkt für Reznors ambitioniertestes Projekt. Parallel zu diesem jüngsten macht seit Wochen das letzte Gerücht die Runde. Das neue Album der Nine Inch Nails wird von einer Kampagne begleitet, wie sie die Musikindustrie noch nicht erlebt hat. Reznor überzieht die reale wie die virtuelle Welt mit einer Flut von kryptischen Fingerzeigen auf das Jahr Null. Band-Shirts, auf Listening Sessions verteilte Buttons, zufällig gefundene USB-Sticks - immer wieder tauchen Hinweise und Links auf. Sie führten tiefer und tiefer in die labyrinthische Welt einer vielleicht gar nicht so fernen Zukunft. ‚Year Zero‘ verwischt auf diese Art Grenzen, um sie konsequent neu zu definieren - und gibt dem Begriff Gesamtkunstwerk so eine ganz neue Bedeutung. Um den Malstrom dieser mäandernden Fantasie in Songs zu kanalisieren, haben Reznor und seine alten Spießgesellen Atticus Ross und Alan Moulder wieder ein ganzes Heer von unerbittlich tickenden Sequenzern, kreischenden Gitarren, hämmernden Beats und suggestiver Sounds in Stellung gebracht. ‚Year Zero‘ ist nicht nur ein neuer Höhepunkt in Reznors künstlerischem Denken. Mit dieser Platte hat er seine Musik noch weiter ausdifferenziert - und auf den Punkt gebracht. Den Berserker lässt er zwar immer noch gern von der Leine. Doch auf das kontrolliert infernalische Klanggewitter folgte heute die Ruhe nach dem Sturm. Und in der liegt ja bekanntlich die Kraft. Der passionierte Nihilist hat damit die Quadratur des Kreises geschafft: Schließlich kommt es nicht oft vor, dass eine Platte, die vom Armageddon erzählt, Anlass zu uneingeschränktem Optimismus gibt“, urteilt Pure.de.
Das nachfolgende Doppel-Album „Ghosts I-IV“ (2008) erwies sich wiederum als ganz anderes Konzeptalbum, als eine Sammlung von 36 namenlosen Instrumentalstücken, die recht düster und ruhig Exkursionen durch psychedelische, aber auch sperrige Ambient-, Dub- und Electronica-Gefilde unternahmen.
Zumindest in filmmusikalischer Hinsicht stellte das von Trent Reznor und Atticus Ross produzierte Album eine elaborierte Fingerübung dar, fiel aber letztlich zu experimentell aus, um als Höhepunkt in der NIN-Diskographie betrachtet werden zu können.
Mit dem ebenfalls 2008 auf seinem eigenen Null-Label veröffentlichten letzten Album „The Slip“ kehrte Reznor wieder zu den großartigen Songstrukturen früherer Meisterwerke zurück.
2009 kündigte Trent Reznor an, mit Nine Inch Nails eine Pause einzulegen. Vielleicht gibt ihm der Erfolg mit dem Soundtrack zu „The Social Network“ den nötigen Antrieb, auf diesem Terrain seine Meisterschaft weiter auszubauen. Für „The Social Network“ war Trent Reznor auf jeden Fall Finchers erste Wahl:
„Ich finde, dass Trent einzigartig ist, sowohl als Technik-Freak als auch als Kommunikationsexperte. Er verfügt über eine ganz spezielle Beziehung zu seinem breit gefächerten Publikum, die er sehr ernst nimmt. Und wer kann in musikalischer Hinsicht besser über Innovation und Technologie und Kommunikation und Verbindungsmöglichkeiten reden als Trent?“, erzählte der Regisseur dem Online-Magazin Pitchfork.com.
David Fincher, der übrigens auch das Musikvideo zu NIN’s „Only“ drehte, hat Reznor und Ross bereits mit dem Soundtrack zum Remake des schwedischen „Millennium“-Auftakts „The Girl With The Dragon Tatoo“ beauftragt.
Atticus Ross arbeitet mit Trent Reznor seit dem NIN-Album „With Teeth“ eng zusammen. Mitte der 90er fing er als Programmierer für Bomb the Bass an, arbeitete dann mit Barry Adamson zusammen, ehe er mit Claudia Sarne und Adam Holden seine eigene Band 12 Rounds gründete.
 How To Destroy Angels
Zusammen mit Trent Reznor und dessen Frau Mariqueen Maandig rief Ross 2010 auch das Projekt How To Destroy Angels ins Leben, dessen Name von einem Frühwerk der britischen Avantgarde-Band Coil inspiriert wurde. Seine ersten Filmerfahrungen sammelte Ross, als er zusammen mit seiner Frau Claudia Sarne und seinem Bruder Leopold für die Hughes-Brüder 2004 die Fernsehserie „Touching Evil“ vertonte und dann deren Part in der Film-Anthologie „New York, I Love You“, bevor er mit „The Book Of Eli“ seinen ersten Soundtrack für einen kompletten Kinofilm produzierte.
Statt einer kompletten Diskografie, die Ihr z.B. hier findet, gibt es an dieser Stelle nur eine Auflistung der Filmmusik-Beiträge von Trent Reznor und Atticus Ross.

1993: "The Young Americans” (Gave Up)
1994: “The Crow – Die Krähe” (Dead Souls)
1994: “Natural Born Killers” (Burn, Something I Can Never Have, A Warm Place)
1995: „Sieben“ (Closer [Precursor])
1996: „Quake“ (Videogame-Soundtrack)
1996: “Der Fan“ (Closer to God - uncredited)
1997: “Lost Highway“ (The Perfect Drug, Videodrones; Questions, Driver Down)
2000: “Final Destination“ (Into the Void)
2001: “Tomb Raider” (Deep)
2004: „Mann unter Feuer“ (The Mark Has Been Made, The Wretched, The Art of Self Destruction - Part One, The Downward Spiral [The Bottom], Self Destruction - Part Two, The Great Below - jeweils nur im Film)
2004: “Touching Evil” (TV-Serien-Filmmusik von Atticus Ross, Leopold Ross, Claudia Sarne)
2005: “Doom“ (You Know What You Are [Remix von Clint Mansell])
2007: “The Hitcher“ (Closer)
2007: “300” (Just Like You Imagined - nur im Trailer)
2008: “Wanted” (Every Day Is Exactly the Same – nur im Film)
2009: “Terminator: Die Erlösung“ (The Day the World Went Away - nur im Trailer)
2009: “The Book Of Eli” (Film-Soundtrack von Atticus Ross)
2010: “The Social Network” (Film-Soundtrack von Trent Reznor und Atticus Ross)

Playlist:
1 Trent Reznor & Atticus Ross - Pieces From The Whole (The Social Network) - 04:18
2 Nine Inch Nails - Dead Souls (The Crow) - 04:52
3 Nine Inch Nails - Something I Can Never Have (Natural Born Killers) - 04:04
4 Nine Inch Nails - Closer (The Downward Spiral) - 06:13
5 Nine Inch Nails - Intermission (Quake) - 02:28
6 Trent Reznor - Driver Down (Lost Highway) - 05:18
7 Nine Inch Nails - The Downward Spiral [The Bottom Remix by Coil] (Further Down The Spiral) - 07:28
8 Nine Inch Nails - Deep (Lara Croft: Tomb Raider) - 04:07
9 Nine Inch Nails - The Great Below (The Fragile) - 05:16
10 Nine Inch Nails - The Mark Has Been Made (The Fragile) - 05:15
11 Atticus Ross - Movement (The Book Of Eli) - 03:07

Sonntag, 5. Dezember 2010

Playlist # 47 vom 05.12.10 - CHARLIE CLOUSER Special

Mit „Saw 3D“ geht die 2004 initiierte Slasher-Horror-Reihe „Saw“ bereits in die siebte Runde. Zu allen sieben Teilen komponierte Charlie Clouser die markante, elektronisch treibende Musik und scheint daher auf das Horror-Genre abonniert zu sein. Schließlich sind es Filme wie „Resident Evil: Extinction“, „Dead Silence“ oder „Death Sentence“, für die der am 28. Juni 1963 in Hanover, New Hampshire geborene Charles Alexander Clouser weitere Credits einfahren konnte.

Bevor er sich in der alternativen Musikszene als Programmierer, Keyboarder und vor allem Remixer einen Namen machen konnte, lernte er bereits als Kind, Schlagzeug zu spielen, und setzte sich an der Highschool mit Synthesizern und Drumcomputern auseinander, wollte aber zunächst Architekt werden. Als er 1981 seinen ersten Computer bekam, studierter er die technischen Aspekte elektronischer Musik am New Yorker Institute of Audio Research, arbeitete als Programmierer für den australischen Filmkomponisten Cameron Allan und an dessen TV-Serie „Der Equalizer“. In Los Angeles traf er 1994 Trent Reznor, produzierte Soundeffekte für ein Musikvideo und programmierte Schlagzeug-Sounds für das Marilyn-Manson-Album „Antichrist Superstar“. Als Mitglied von Nine Inch Nails spielte er auf der „Self Destruct“-Tour und war im Studio maßgeblich am Gelingen der Alben „The Downward Spiral“ und „Fragile“ beteiligt. Dabei machte er sich auch einen Namen als Remixer für Künstler wie Nine Inch Nails, David Bowie, Rob Zombie und Alice Cooper, verließ Nine Inch Nails nach der „Fragility“-Tour, um mit Alec Empire und Atari Teenage Riot auf Tour zu gehen und Musik für Fernsehserien wie „Fastlane“ und „Numb3rs“ zu komponieren.
Den Durchbruch als Filmkomponist schaffte Charlie Clouser schließlich mit dem Kinoüberraschungserfolg „Saw“. Der Film von Regiedebütant James Wan erzählt die Geschichte von zwei Männern, die in einer kargen Kellerzelle aus einer Ohnmacht erwachen und sich dabei angekettet an gegenüberliegenden Wänden wiederfinden. Zwischen ihnen liegt eine entsetzlich verstümmelte Leiche. Durch immer wieder zugespielte Hinweise haben die beiden Männer die Möglichkeit, den Weg in die Freiheit zu finden – oder in einen elenden Tod... Der spannende Wettlauf mit der Zeit wird immer wieder durch Rückblenden und eine parallele Story unterbrochen, in der sich ein obsessiver Cop auf der Suche nach dem Jigsaw-Killer befindet, wobei der Zuschauer in die Rolle der Opfer schlüpft und am Ende auch noch in die Irre geführt wird.
Charlie Closers atmosphärisch dichte wie beklemmende Musik unterstreicht dieses spannende Szenario äußerst wirkungsvoll. Er setzt damit eine Tradition fort, die mit den Soundtracks zu Filmen wie „The Crow“, „Resident Evil“, „Dracula 2000“ oder „Underworld“ eine echte Erfolgsgeschichte geschrieben hat.
„Als sich der Soundtrack zu 'The Crow' so gut verkaufte, haben sich die Film- und Soundtrack-Produzenten vor den Kopf geschlagen und sich gefragt, warum sie nicht früher auf die Idee gekommen sind, Soundtracks mit alternativer Rockmusik zu veröffentlichen“, beschreibt Charlie das Phänomen, warum es mittlerweile zur Regel geworden ist, Soundtracks zu Fantasy-Horror-Filmen mit Songs von Acts zu versehen, die beim jugendlichen Publikum gerade angesagt sind. „Es ist eben so, dass viele Leute, die sich gern Horror-Filme angucken, auch gern harte, aggressive Rockmusik hören. Das wirkt auch im Film besser als orchestrale Musik.“ Und so machten in Hollywood in den letzten Jahren vor allem Komponisten wie Graeme Revell („The Crow“, „The Craft“, „Pitch Black“), Marco Beltrami („Scream“, „Mimic“, „Terminator 3“), John Frizzell, John Powell und Craig Armstrong Karriere, weil sie sehr versiert elektronische und orchestrale Elemente in ihrer Musik zu vereinen wissen. Nun werden nicht nur die Soundtracks mit Alternative-Rock-Songs versehen, ihre Protagonisten stürmen nun auch die Bastion der Filmmusikkomponisten.  
Marilyn Manson steuerte ein paar Score-Tracks zu „Resident Evil“ bei, Charlies NIN-Kollege Danny Lohner komponierte als Renholder ein paar atmosphärische Cues zu „Underworld“. Charlie Clouser machte seine ersten Erfahrungen im Soundtrack-Business beim „Beavis And Butt-Head“-Film, war mit Tracks auf den Soundtrack zu „Underworld“ (Throwing Punches“ von Page Hamilton) und „Valentine“ („Superbeast“ von Rob Zombie) vertreten. Mit Danny Lohner, den er für die Gitarrenparts des Scores zu „Saw“ engagierte, konnte er schließlich wertvolle Erfahrungen austauschen. Schwierig fand Charlie aber vor allem die ruhigen Momente im Film.
„Die härtesten Sachen waren die ruhigen Stücke. Durch meine Arbeit mit Rob Zombie, Helmet und Nine Inch Nails bin ich hinsichtlich harter, aggressiver Musik gut trainiert, aber es wird ganz schon schwierig, wenn man ruhige Sachen mit zurückhaltender Melodie kreieren muss.“ Regisseur James Wan hat Charlie übrigens über den gemeinsamen Anwalt kennen gelernt. Als Fan von Acts wie Ministry und Nine Inch Nails war Charlie Clouser schnell die erste Wahl für den Score zu „Saw“. „Ich hatte gerade mal fünf Wochen Zeit, um all die Musik zu komponieren“, meint Charlie. „Zum ersten Treffen morgens um 8 Uhr brachte ich mein Frühstück von McDonalds mit. Als ich den Film dann gesehen habe, dachte ich, dass es keine gute Idee war, kurz vor dem Film etwas gegessen zu haben...“ Seit dem Erfolg von „Saw“ ist Charlie Clousers Name in aller Munde. Er komponierte nicht nur die Soundtracks zu allen weiteren „Saw“-Sequels und dem dazugehörigen Videospiel, sondern auch zu weiteren Horror-Filmen wie „Dead Silence“, "Death Sentence" und „Resident Evil: Extinction“.
Für den dritten „Resident Evil“-Teil versuchte Clouser, der Komponisten wie John Powell, Marco Beltrami und Harry Gregson-Williams schätzt, neue Akzente zu setzen.
„So sehr ich den Score von Beltrami und Manson zum ersten Film der Serie liebte, war ich überzeugt davon, dass ihre Synth-and-Drum-Machine-Industrial-Dunkelheit am besten im Untergrund funktionierte, in den Tunneln von Raccoon City. Von diesen Szenen gibt es in dem neuen Film nicht viel zu sehen, meistens spielt sich die Handlung bei hellem Tageslicht in der Wüste ab. Also dachte ich mir, dass wir mehr ‚outdoorsy‘ Sounds benötigen, akustische statt elektronische, also sammelte ich ein Set von Metal Junk, Rototoms und andere schnoddrig klingende Drums, die ich für all die Drum-Attacken statt der mehr programmierten, elektronischen Sounds verwendete“, gab Clouser im Interview mit dem Inter-Activities Blog zu Protokoll. „In solchen Szenen, in denen wir unterirdisch reisen, ändert sich der Sound all der Instrumente in eine elektronische, dunkle und klaustrophobische Richtung. Es ist etwas schwer herauszuhören, aber in den Szenen, in denen wir den Fahrstuhl nach unten zu den Tunnels nehmen, legt sich eine Art elektronischer Vorhang über den Sound und verfolgt uns durch Raccoon City.“
Den Unterschied zwischen der Arbeit an regulären Musikalben und an Filmen beschreibt der Komponist so: „An Alben zu arbeiten ist völlig anders als Soundtracks zu kreieren, aber einige Werkzeuge und Techniken sind ähnlich. Ich beschreibe das mal so: Einen Rocksong zu produzieren oder zu schreiben ist so, als wird man als Maler angeheuert, um das Portrait eines Geschäftsführers zu machen, das in der Lobby aufgehängt werden soll. Du musst ihn jünger aussehen lassen als er wirklich ist, ihn freundlicher machen, auch wenn er ein bösartiger Bastard ist, die Nase muss passen … An einem Soundtrack zu arbeiten ist wie Pollock in einer Minute zu sein, Rothko in einer anderen. Man entfernt sich davon, ein einfaches Blau zu machen, sondern muss eine große psychedelische Collage erstellen, alles am selben Tag, manchmal im selben Musikstück. Das fasziniert mich ungemein.“
Allerdings wirken Clousers musikalische Fähigkeiten doch sehr eingeschränkt. Seit „Saw“ sind seine Filmarbeiten zwar eindeutig seiner Handschrift zuzuordnen, aber bewegen sich seine Kompositionen und Soundcollagen in einem doch sehr eng abgesteckten Rahmen und hören sich oft nur wie weitere Variationen des „Saw“-Materials an.

Filmographie:
2002 – Fastlane (TV-Serie)
2003 – Las Vegas (TV-Serie)
2004 – Saw
2005 – Numb3rs (TV-Serie)
2005 – Deepwater
2005 – Saw II
2006 – Saw III
2007 – Dead Silence
2007 – Death Sentence – Todesurteil
2007 – Resident Evil: Extinction
2007 – Saw IV
2008 – Fear Itself (eine Episode)
2008 – Saw V
2009 – The Stepfather
2009 – Saw VI
2010 - Singularity (Video-Game, mit Michael Wandmacher)
2010 – Saw 3D – Vollendung
Playlist:
1 Charlie Clouser - X Marks The Spot (Saw) - 04:34
2 Charlie Clouser - Nat's End (Deepwater) - 03:51
3 Charlie Clouser - Surprised (Saw III) - 02:01
4 Charlie Clouser - Autopsy (Mix II) (Saw IV) - 04:30
5 Charlie Clouser - Main Titles (Dead Silence) - 03:00
6 Charlie Clouser - Car Fight (Death Sentence) - 04:04
7 Charlie Clouser - True Edge (Saw V) - 03:15
8 Charlie Clouser & Michael Wandmacher - Research Facility Medley #1 (Singularity) - 05:07
9 Charlie Clouser - New Headquarters (Resident Evil: Extinction) - 01:53
10 Charlie Clouser - For Alaska (Resident Evil: Extinction) - 03:00
11 Charlie Clouser - New Year's Day - Part 5 (Fear Itself) - 05:07
12 Charlie Clouser - Menu (Saw: The Game) - 02:17
13 Charlie Clouser - Talk Show (Saw 3D) - 03:48
14 Charlie Clouser - Carousel (Saw VI) - 07:58

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