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Sonntag, 11. April 2010

Graeme Revell (Teil 2) - Streben nach Originalität

1988 schrieb Graeme Revell für "Dead Calm", einen Film von Phillip Noyce, seinen ersten Soundtrack und gewann damit den "Australian AFI Award" für die beste Filmmusik, nachdem bereits "Zamia Lehmanni" konzeptionell als Soundtrack angelegt war.

"Der originale Arbeitstitel von 'Zamia Lehmanni' war 'Music for impossible films' - unmöglich, weil ich dachte, nie die Chance zu erhalten, Filmmusik zu machen. Es erwies sich als perfektes Timing, denn 'In Flagrante Delicto' wurde die Grundlage für den Soundtrack von 'Dead Calm'.
Ich entwickelte ein Interesse an Filmmusik, weil ich immer, wenn ich Musik schrieb, visuelle Ideen im Kopf hatte und so Themen für kleine Szenarien komponierte. Ich hatte nie ein Faible für Pop- oder Rock-strukturierte Songs. Ich habe schon als Kind die Aufteilung in Vers und Refrain gehasst. Als ich anfing, experimentelle - oder wie immer man es auch nennen möchte - Musik zu machen, versuchte ich, mich von diesen Strukturen zu lösen. In dieser Hinsicht schien die Filmmusik eine neue Herausforderung zu sein, weil es hier nur darum ging, die Musik mit den Bildern in Einklang zu bringen und keine festen musikalischen Strukturen beachtet werden mussten."
Die Umstellung von eigenverantwortlichen Projekten, die Revell sowohl mit SPK als auch mit seinen Musique-Brut-Arbeiten verwirklichte, hin zu Auftragsarbeiten im Filmgeschäft war keine geringe.
"Der größte Unterschied besteht darin, dass das Material von SPK meinen eigenen Vorstellungen entsprang. Bei Filmen habe ich es mit der Umsetzung von Ideen anderer zu tun, denen des Drehbuchautors und des Regisseurs. In diesen Projekten bin ich ein Sklave, und es ist meine Aufgabe, die Wirkung der Story und der Bilder zu erhöhen. Insofern hängt es von den Emotionen und Aktionen auf der Leinwand ab. Da ich mit SPK viele verschiedene Sachen verwirklicht habe, verfüge ich nicht über einen eindeutigen Stil. Tatsächlich bin ich als Filmkomponist gerade deshalb so gefragt, weil ich auf jeden Film ganz anders reagiere, und alle meine Soundtracks unterscheiden sich erheblich voneinander. Wohingegen die meisten Komponisten mehr in ihrem stilistischen Bereich eingeschränkt sind."
Insofern hat Graeme Revell durchaus auch im Soundtracksektor die Ambition, Neues zu kreieren und sich durch seine Arbeiten vielleicht einen ähnlich großen Namen zu verdienen, wie es Bernard Herrmann beispielsweise tat.
"Ich glaube schon, dass man neue Musik für den Film schreiben kann. Herrmann war natürlich ein Meister des Horror-Genres, aber musikalisch wurde seine Nähe zu früheren klassischen Komponisten wie Ravel, Stravinsky und Copland oft erwähnt. Die meisten Leute halten 'Dead Calm' für eine äußerst ungewöhnliche Filmmusik. Aber es passiert natürlich, dass manche Soundtracks durch andere inspiriert werden. Ein Hollywood-Phänomen ist, dass die Major-Studios ihre Filme mit vorübergehender Musik vor einem Publikum testen, bevor der eigentliche Soundtrack dazu existiert - oft sind das sogar Soundtracks von anderen Komponisten. Leider haben sich einige Produzenten und Regisseure während der 15 bis 20 Vorführungen so an diese Musik gewöhnt, dass der Komponist letztlich gezwungen ist, etwas ganz ähnliches für den Film zu schreiben. Das ist ein laufendes Problem.
Ein anderes Problem tauchte bei 'Haus der Vergessenen' auf, als ich engagiert wurde, um einen Soundtrack im Stil von Penderecki zu schreiben, aber man wollte nur für die Hälfte des Orchesters zahlen, das ich benötigte, um solch einen Sound zu kreieren. Oft werde ich engagiert, um etwas Frisches und Aufregendes zu machen, aber wenn ich so etwas mache, sagt man: 'Nun, das ist großartig, aber wir wünschen, dass es etwas mehr klingt wie...' Aber ich habe bemerkt, dass das seltener passieren wird, wenn man mir mehr vertraut und mich mehr respektiert. In einigen Fällen ignoriere ich einfach den Temp-Score. In gewisser Weise bedeutet der Temp-Score eine Art Sicherheitsnetz, das dann zum Einsatz kommt, wenn man meint, der Komponist wäre nicht qualifiziert genug, so dass er einen Anhalt bekommt, wie der Score ungefähr klingen soll. Aber wenn man mehrere Filme gemacht hat und sich glücklich schätzen kann, dass noch kein Score abgelehnt worden ist - was sehr ungewöhnlich ist -, hat man weniger Probleme damit. Ich bereite nämlich meine Scores mit Synthis vor, d.h. jeder Cue des Films wird mit dem Synthi vorproduziert und mit Samples abgemischt, so dass die Regisseure frühzeitig die Musik zu ihrem Film kennenlernen und sagen können, ob sie ihnen so gefällt. Es braucht vielleicht noch ein oder zwei Male, um die Dinge ins rechte Lot zu bringen, aber das ist besser als gleich mit einem Orchester von 100 Musikern anzufangen und dann zu hören, dass die Musik dem Regisseur nicht gefällt, was gerade den älteren Komponisten oft passiert, die nicht mit Synthi-Demos arbeiten. Auf der anderen Seite werde ich schon oft so früh involviert, dass ich selbst den Film mit einem Temp-Score versehe, wie z.B. beim zweiten 'Crow'-Film. Der Regisseur hat eine große Vorliebe für Thomas Talas, den englischen Komponisten des 16. Jh., und ich teile diese Vorliebe, aber ich habe ihm gesagt, dass ich nicht sicher bin, ob das funktioniert, weil es sich um sehr leichte Musik handelt. Ich schlug vor, etwas in der Art von Palestrina oder den Gabriellis zu machen, weil das dunkler klingt, oder Monteverdi, was besser funktionieren würde, wobei wir es interessanter gestalten müssten, als nur Monteverdi nachzuahmen. Das ist eine Art des Involvierens, wie ich es für optimal und interessant halte, anstatt es mit einem Editor zu tun zu haben, der einen Film mit verschiedenen anderen Filmscores temptrackt. Es ist also gut, so früh wie möglich in ein Projekt einbezogen zu werden."
Nach über dreißig Filmmusiken, die Revell nach dem Anfangserfolg von "Dead Calm" über Dokumentarfilme wie "Great Southern Ark", TV-Mini-Serien wie "Bangkok Hilton" und "World Safari", Horrorfilme wie "Child's Play 2", "Psycho IV", Wes Cravens "People Under The Stairs" (Bay Cities), Sex-Thriller wie "Love Crimes", "Body Of Evidence" (Milan) und "Boxing Helena" bis zu Kult-Comic- und -Buch-Verfilmungen wie James O'Barrs "The Crow" (Varese Sarabande), Jim Carrolls "Basketball Diaries" (Island) und "Tank Girl" geführt haben, scheint Revells Streben nach Originalität mittlerweile durch den Umstand unterstützt zu werden, dass er gerade von einer jüngeren Generation von Filmemachern gefragt wird.
"Nachdem ich hier nun seit sechs Jahren gearbeitet habe, glaube ich, dass sich die jungen Regisseure wichtige Positionen erarbeiten, Leute wie Quentin Tarantino und Robert Rodriguez, der ein großer Fan meines 'Dead Calm'-Soundtracks ist.
Als ich das erste mal nach Hollywood kam, schien man von mir zu erwarten, immer etwas anderes zu machen, aber immer wenn ich das tat, schien man zu bezweifeln, ob das funktionieren würde. Damit habe ich mittlerweile keine Probleme mehr. Die jungen Regisseure haben einen wirklichen Bezug zu der Musik, die ich seit 12 oder 15 Jahren mache. Das ist wirklich schön. Ich kann einfach hingehen und ihnen einen seltsamen Mix von Dingen liefern, die ich mag. Das ist für mich sehr interessant, und die Regisseure haben keine Probleme damit, die Musik für ihre Filme zu verwenden. 
Es hat zwar eine kleine Weile gedauert, aber ich fühle mich mittlerweile sehr wohl, weil ich mit Projekten wie 'Strange Days' und 'From Dusk Till Dawn' das machen kann, was ich will und was die Leute auch akzeptieren. Das macht momentan sehr viel Spaß.
Ich habe vor ungefähr neun Wochen ein Treffen mit Oliver Stone gehabt, und einer seiner Fragen war, ob ich die Musik zu alten Filmen möge. Ich meinte, ja, in einigen Fällen wie Nino Rota, Miklos Rosza mochte ich sie sehr, aber ich würde nicht sagen, dass mich das besonders beeinflusst hat, weil die Art, wie heutzutage Filme gemacht werden und Leute Filme anschauen, sich völlig verändert hat. Ich versuche, so originell wie möglich zu sein, wenn ich an etwas arbeite. Die Zeiten haben sich geändert, und ich glaube nicht, dass die Musik von früher heute noch gut funktionieren würde. Allerdings sehe ich auch die moderne Filmmusik im Stile der TV-Action-Filme sehr kritisch, wenn sie nur Synthesizer-Soundtracks mit kleinen Orchestern aufblasen, was wie vorzeitige japanische Synthesizermusik klingt. Hollywood scheint momentan wieder zu einer Art von Workshop-Arbeit zurückzukehren, für die ein Komponist seinen Namen hergibt, mit der Arbeit an sich aber kaum etwas zu tun hat. Da gibt es eine Vielzahl von Leuten, die für ihn die Arbeit machen. Das ist etwas traurig, weil die Musik deshalb momentan nicht das ist, was sie sein könnte."
Besonders kritisch steht Graeme Revell der Gewohnheit in Hollywood gegenüber, Filme mit elektronischen Scores zu versehen, wie es beispielsweise Hans Zimmer und Brad Fiedel tun.
"Brad Fiedel war auf einer dieser Veranstaltungen, für die immer irgendwelche Komponisten eingeladen werden, und sprach über das Komponieren von Filmmusik, und ich dachte nur: 'Was?' Ich befürchte, er zählt zu denjenigen Leuten, die ich nicht besonders schätze. Wenn man nur Hans Zimmers Set-up betrachtet: Für den neuen Ridley-Scott-Film, der jetzt herauskommt, wurde Jeff Rona angeheuert, der bislang eine TV-Show gemacht hat.
Aber da er ein Synthesizer-Programmierer in Hans Zimmers Studio ist, haben sie einen drittklassigen Komponisten gewählt, der unter Hans Zimmers Fittichen ist, statt einen der dreißig Leute zu nehmen, die einen wirklich guten Job gemacht hätten. Diese ganze Sache ist sehr traurig, die Idee, dass Hans Zimmer der große Star in der Stadt ist, und wenn man ihn nicht bekommen kann, hat man immer noch seine Jungs. Das ist sehr frustrierend und das schlimmste, was momentan hier abläuft.
Ich denke, diese Handhabung ist für eine Menge miserabler Soundtracks verantwortlich. Z.B. halte ich den Soundtrack zu 'Speed' für den Tiefpunkt in der Filmgeschichte Hollywoods, und es wird sicherlich noch schlimmer. Ich hoffe, man wird aus Geschäftsgründen nicht dazu gezwungen, diese Technik aufzugreifen. Was nämlich passiert, ist, dass ein Produzent ein Treffen mit Hans hat und alles ist ganz entspannt und lustig. Hans ist nicht gestresst, obwohl er momentan wahrscheinlich an 20 Filmen gleichzeitig arbeitet. Anstatt sich zu fragen, ob er das Geld überhaupt wert ist, oder ob man nicht einfach nur einen Synthi-Programmierer engagiert, kommt man zu der Überzeugung, dass er brillant ist, weil er nicht nur an 20 Filmen gleichzeitig arbeiten kann, sondern zur gleichen Zeit auch noch Partys feiern kann. Das ist die Art und Weise, wie hier die Produzenten denken, sicher nicht die Agenten und Komponisten, gerade die älteren wie Jerry Goldsmith und Elmer Bernstein, die gerade den ganzen Mist zu den Action-Filmen hören müssen."
Insofern überrascht es nicht, dass Revell, dessen Scores zu Action-Filmen wie "Hard Target", "No Escape", "Streetfighter" und "Mighty Morphin Power Rangers" von Varese Sarabande veröffentlicht wurden, keine Lust mehr hat, in diesem Genre weiterzuarbeiten.
"Ich denke, jeder Komponist möchte immer an noch größeren Big-Budget-Filmen arbeiten. Sicher bin ich nun von weitaus mehr Leuten akzeptiert als zu Anfang meiner Karriere, als ich mit einem Thriller und ein paar Horrorfilmen begonnen habe, was eine gewöhnliche Art des Lernens in Hollywood zu sein scheint. Dann machte ich einige Action-Filme und bin nun so eine Art Hip-Typ geworden mit Filmen wie 'Strange Days' oder 'The Crow', was immer noch Genre-Filme, aber einfach interessant sind und verschiedene Stile beinhalten. Das ist ermutigend, auch wenn ich denke, dass noch ein langer Weg zurückzulegen ist. Ich hoffe, dass ich in Zukunft mehr von diesen Filmen machen kann, weil sie die interessantesten sind, um dafür Musik zu schreiben. Wenn jemand z.B. auf mich zukommen und mich fragen würde, ob ich die Musik für 'Mission Impossible' schreiben wollte, was der Tom-Cruise-Film für diesen Sommer ist, würde ich zusagen und sehr aufgeregt sein, aber dann würde ich mir die Frage stellen, was für Musik ich dafür schreiben sollte, weil man in einem so teuren Film nichts Ungewöhnliches machen kann, weil der Produzent kein Interesse daran hat, dass du merkwürdig oder interessant schreibst.
Insofern wirst du damit enden, einen hoffentlich kompetenten, aber doch konventionellen Score zu komponieren. Ich bezweifle, dass mich das sehr befriedigen würde. Was ich gern mache, sind diese Genre-Filme mit viel Gewalt, seltsamem Verhalten, Filme mit Bedeutung, mit einem wirklichen menschlichen Drama. Ich denke, jeder möchte in seinen Werken eine gewisse Balance aufweisen, als nur an einem gewöhnlichen Drama zu arbeiten."
Revell hat in seiner bisherigen musikalischen Karriere, sowohl als Kopf seiner Formation SPK als auch im Filmmusikbereich, eine Balance insofern herstellen können, indem er seine Vorliebe für experimentelle Musik auf verschiedenste Weise ausleben konnte. Mit SPK war dieses Experimentieren noch an keine bestimmte Form gebunden, als Filmmusikkomponist hat sich Revell allerdings mit den Konventionen des Genres genauso auseinanderzusetzen wie mit den visuellen Vorlagen, was eine andere Herangehensweise an den kreativen Schaffensprozess erfordert.
"In der Regel wird mir schon freie Hand gelassen. Ich erzähle den Leuten, was ich vorhabe, dann wird darüber diskutiert. Beim ersten Treffen bekommen die Leute schon eine recht genaue Vorstellung von dem, was ich beabsichtige, und es wird noch einmal darüber diskutiert, wenn sie die ersten Demos hören, aber ich habe es noch nie erlebt, dass die Leute allzu viele Probleme damit gehabt hätten. Vielleicht musste ich mal einen Cue ändern, aber überwiegend waren sie sehr froh. Ich weiß auch nicht, warum. Ob die Musik nun für sich allein funktioniert oder nicht - was etwas ist, worüber sich die meisten Leute ein Urteil bilden, weil die Musik auf einem Album etwas ist, was man immer wieder spielen möchte -, ich denke, ich habe die spezielle Fähigkeit, die Dramatik, die eine bestimmte Szene erfordert, zu erhöhen. Manche Komponisten schreiben Scores, die man problemlos für andere Filme verwenden könnte, so dass man mit dem einen Score einen anderen Film temptracken kann. Das funktioniert bei meinen Scores nicht. Darauf bin ich etwas stolz, weil ich es für wichtig halte, dass jeder Score etwas Einzigartiges darstellt."
Einzigartig sind Revells Scores vor allem in der Hinsicht, als sie wie bereits die SPK-Werke mit einer Fülle von merkwürdigen, mal metallisch scheppernden, mal ethnisch angehauchten, dann wieder völlig undefinierbaren Sounds aufwarten, für deren Produktion Graeme Revells Freund Brian Williams als Sound Designer verantwortlich ist.
"Ich versuche, Brian auf verbale Weise darzulegen, in welchem Klangbereich ich für ein Projekt bewegen möchte. Brian hat eine natürliche Tendenz dazu, sich in den dunklen, launischen Bereichen zu bewegen, dann muss ich beispielsweise sagen, dass ich diesmal kürzere, schärfere Sounds benötige, die er dann durch den Harmonizer schickt, um zu sehen, bis wohin er sie bringen kann. Für meinen nächsten Film über vier Hexen ('The Craft') habe ich mir ein sehr altes Piano gekauft, dessen Innenleben ich für jegliche Art von Sounds, die es kreieren kann, benutzen möchte. 20% der Samples, die ich damit produziere, werde ich dann in dem Film einsetzen. Man lernt mit jedem Film und den Samples, die man dafür erstellt, dazu, so dass die Auswahl an Samples immer weiter anwächst."
Überraschenderweise scheint es für Revell kein Problem zu sein, das Music Sound Design mit den Sound Effects der Filmhandlung miteinander in Einklang zu bringen.
"Am Anfang des Films 'Dead Calm' habe ich surreale Soundscapes eingesetzt, die von 'Zamia Lehmanni' stammen wie Wind und der Klang der Wellen, was ich in die Musik gemischt habe und was auch gut funktionierte. Mit den Jahren kam ich zu der Feststellung, dass Sound-Effects-Leute und Music Sound Designer über diese Dinge auf zwei verschiedene Weisen denken.
Wenn ein Sound Effect Designer eine surreal anmutende Atmosphäre oder Sound Effects zu den Handlungen auf der Leinwand kreiert, geschieht das immer auf sehr abstrakte Weise und auf die Handlung des Films bezogen. Dagegen konzentriert sich ein Komponist wie ich einer bin, der viele Industrial Sounds verwendet, auf die Charaktere, auf ihre Emotionen und Motivationen. Was immer ich auch kreiere, es gerät mit den Sound Effects nicht in Konflikt, was vielleicht etwas merkwürdig ist. Ich mische meine Musik immer auf 16 Spuren ab und reduziere sie nicht auf vier, wie viele andere es tun, weil mein Design so kompliziert ist, dass es unmöglich ist, es zu reduzieren. 
Für diese Arbeit ist Brian eine wichtige Hilfe, weil er mich mit unzähligen Sounds versorgt, die sich nie selbst wiederholen. Er ist ein sehr guter Sound Designer, und wir haben eine gute Beziehung zueinander. Ihm gebührt ein großer Anteil daran, dass es mir möglich ist, immer wieder mit neuen Sounds und originellen Ideen für jedes neue Projekt anzukommen."

Graeme Revell (Teil 4) - Filmographie

1988 - The Malady
1989 - Bangkok Hilton
1990 – Todesstille (Dead Calm), Regie: Phillip Noyce
1990 - Fire Syndrome (Spontaneous Combustion), Regie: Tobe Hooper
1990 - Chucky 2 – Die Mörderpuppe ist wieder da (Child’s Play 2), Regie: John Lafia
1991 - Bis ans Ende der Welt, Regie: Wim Wenders
1991 – Das Haus der Vergessenen (The People Under The Stairs), Regie: Wes Craven

1992 - Die Hand an der Wiege (The Hand That Rocks The Cradle), Regie: Curtis Hanson
1992 - Spuren von Rot (Traces of Red), Regie: Andy Wolk
1992 – Das gnadenlose Auge (Love Crimes), Regie: Lizzie Borden
1993 - Body of Evidence , Regie: Uli Edel
1993 – Boxing Helena, Regie: Jennifer Lynch
1993 - Harte Ziele (Hard Target), Regie: John Woo
1993 – Das Biest (The Crush), Regie: Alan Shapiro
1993 – Killer im System (Ghost In The Machine), Regie: Rachel Talalay
1994 - Flucht aus Absolom (No Escape), Regie: Martin Campbell
1994 - The Crow – Die Krähe, Regie: Alex Proyas
1994 – Street Fighter, Regie: Steven E. De Souza
1994 - Jim Carroll – In den Straßen von New York, Regie: Scott Kalvert
1995 - Tank Girl, Regie: Rachel Talalay
1995 - Strange Days, Regie: Kathryn Bigelow
1995 – Mighty Morphin Power Rangers: The Movie, Regie: Bryan Spicer
1996 - Race the Sun – Im Wettlauf mit der Zeit , Regie: Charles T. Kanganis
1996 - From Dusk Till Dawn, Regie: Robert Rodriguez
1996 - The Crow: City Of Angels, Regie: Tim Pope
1996 - Der Hexenclub (The Craft), Regie: Andrew Fleming
1996 - Killer – Tagebuch eines Serienmörders (Killer: A Journal of Murder), Regie: Tim Metcalfe
1996 - Fled – Flucht nach Plan, Regie: Kevin Hooks
1997 - The Saint – Der Mann ohne Namen, Regie: Phillip Noyce
1997 - Spawn, Regie: Mark A.Z. Dippé
1997 - Suicide Kings, Regie: Peter O‘Fallon
1997 - Chinese Box, Regie: Wayne Wang
1998 - The Big Hit, Regie: Kirk Wong
1998 - Phoenix – Blutige Stadt, Regie: Danny Cannon
1998 - Verhandlungssache (The Negotiator), Regie: F. Gary Gray
1998 - Chucky und seine Braut (Bride of Chucky), Regie: Ronny Yu
1998 – Lulu On The Bridge, Regie: Paul Auster
1998 – The Siege (Ausnahmezustand), Regie: Edward Zwick
1999 - Die Killerhand (Idle Hands), Regie: Rodman Flender
2000 - Pitch Black, Regie: David Twohy
2000 - Titan A.E. , Regie: Don Bluth u.a.
2000 - Red Planet, Regie: Antony Hoffman
2000 - Dune – Der Wüstenplanet, Regie: John Harrison
2001 - Blow, Regie: Ted Demme
2001 - Human Nature, Regie: Michel Gondry
2001 - Anne Frank - Die wahre Geschichte, Regie: Robert Dornhelm
2001 - Tomb Raider, Regie: Simon West
2002 - Collateral Damage – Zeit der Vergeltung, Regie: Andrew Davis
2002 - High Crimes, Regie: Carl Franklin
2002 – Below, Regie: David Twohy
2003 - Daredevil, Regie: Mark Steven Johnson
2003 - Freddy vs. Jason, Regie: Ronny Yu
2003 - Out of Time – Sein Gegner ist die Zeit, Regie: Carl Franklin
2003 - Open Water, Regie: Chris Kentis
2004 - Walking Tall, Regie: Kevin Bray
2004 - Riddick: Chroniken eines Kriegers (Thr Chronicles of Riddick), Regie: David Twohy
2005 - Das Ende - Assault on Precinct 13, Regie: Jean-Francois Richet
2005 - Sin City, Regie: Robert Rodriguez
2005 - The Adventures of Sharkboy and Lavagirl in 3-D, Regie: Robert Rodriguez
2005 - Goal – Lebe deinen Traum, Regie: Danny Cannon
2005 - Harsh Times, Regie: David Ayer
2005 - The Fog – Nebel des Grauens, Regie: Rupert Wainwright
2005 - Aeon Flux, Regie: Karyn Kusama
2007 - Die Todeskandidaten (The Condemned), Regie: Scott Wiper
2007 - Bordertown, Regie: Gregory Nava
2007 - Darfur Now, Regie: Ted Brown
2007 - Planet Terror, Regie: Robert Rodriguez
2008 - Ruinen (Ruinen), Regie: Carter Smith
2008 - Street Kings, Regie: David Ayer
2008 - Ananas Express (Pineapple Express), Regie: David Gordon Green

Graeme Revell (Teil 3) - Neue Ambitionen

Nachdem die ersten - sieht man einmal von "People Under The Stairs" ab - von Graeme Revell veröffentlichten Scores "Body Of Evidence" und "The Hand That Rocks The Cradle" (Hollywood) noch nach eher traditionellen Filmmusikmustern gestrickt waren, wies seine Musik zu John Woos "Hard Target" mit jazzigen Passagen und der Unterstützung der japanischen Kodo-Drummer schon originellere Züge auf, auch wenn Revell etwas unglücklich darüber ist, dass er die Musik von Kodo nicht adäquat in dem Score umsetzen konnte.

"Es klappte nicht ganz so, wie es eigentlich geplant war. Ich musste nach Japan reisen, wo sie gerade einen Tag frei hatten. Das Problem war, dass an dem Tag, als ich nach Japan flog, der Film geschnitten wurde, und ich wusste, daß es nicht der letzte Schnitt sein würde. John Woo wurde von dem Studio herumgeschubst, Jean-Claude Van Damme setzte noch einen Schnitt an. Ich musste nach diesen Schnitten - ich glaube, der Film wurde 17mal geschnitten - die Kodo-Anteile in der Musik reduzieren. Es war fast schon eine Farce. Ich hatte einige sehr komplexe Parts für sie geschrieben, die eine enge Beziehung zu der Handlung eingehen sollten, und Kodo hatten einen so ausgeprägten Sinn für Perfektionismus, dass sie nur vier Drummer spielen ließen, nämlich diejenigen, die Noten lesen konnten und keine Fehler machten. Ich musste all die verschiedenen Teile übereinanderlegen, aber bei sehr schnellen Passagen war das nicht möglich, so dass alle Drummer zur gleichen Zeit spielen mussten. Das war eine großartige Erfahrung, aber unter den gegebenen Umständen war es schwierig, ein optimales Ergebnis zu erreichen."
Für das 1994 von "Goldeneye"-Regisseur Martin Campbell inszenierte Outsider-Action-Drama "No Escape" konnte Brian Williams erstmals seine Fähigkeiten als Sound Designer demonstrieren, indem er die sinfonischen Orchesterklänge mit Samples vom "Tribal Festival Of Music And Dance" versah, das Revell 1987 in Papua-Neu-Guinea ursprünglich für eine weitere Musique-Brut-Produktion aufgenommen hatte.
"In dem Film ging es um die Rivalität zwischen Innen und Außen, und die Outsider waren eine Art Primitive, die im Busch wohnten, so dass ich eine Menge Flötensounds und seltsame Schreie einsetzte, die ich vor vielen Jahren aufgenommen hatte. Das versuchte ich in Kontrast zu setzen zu den mehr konventionellen Orchestersounds, die für die Insider standen.
Ich denke, das hat gut funktioniert, auch wenn die Insider letztlich auf der Leinwand zu liebenswürdig erschienen, vielleicht auch in der Musik. In der Regel bin ich sehr kritisch gegenüber dem, was jeder macht, auch mir gegenüber. Insofern bin ich nicht sicher, ob ich das richtig gemacht habe, aber das war, was ich machen sollte."
Seinen letztendlichen Durchbruch schaffte Revell mit seinem exotischen, düster-treibenden Score zur Kultcomic-Verfilmung von James O'Barrs "The Crow", das der australische Video-Clip-Regisseur Alex Proyas in apokalyptischen Bildern eingefangen hat.
"Bevor der Unfall mit Brandon Lee passierte, sah ich die Zukunft nicht als post-apokalyptisches Desaster. Ich glaube nicht, dass wir uns das so vorgestellt haben, noch betrachtete ich es als modernes und sauberes japanisches Unternehmens-Ballungsgebiet, was die Kehrseite der Zukunftsvision zu sein scheint, die die meisten Science-Fiction-Filme propagieren. Ich sah die Zukunft als exotische Misch-Kultur, die die Informationsrevolution jedem ins Haus und in jedermanns Psyche bringt. Als ich erfuhr, dass der Film in Detroit spielen sollte, meinte ich, okay, aber das ist kein Grund, um nicht mit Hardcore-Rap anzukommen. Denn die Zukunft in Detroit ist wie die Zukunft vieler Orte auf dieser Welt und deshalb eine Mixtur aus vielen Einflüssen. Das ist meine musikalische Vision von dem, was die Zukunft bringen wird. Als ich dann anfing, mit Djivan Gasparyan zu arbeiten, der das armenische Duduk spielte, klang es ein wenig zu ethnisch, also verband ich das Duduk mit Stimmen, was ein neues Instrument ergab. Man konnte nicht mehr bestimmen, was man genau hörte und wo man sich geographisch befand. Danach spielte ich mit barocken Elementen, mit einem Kinderchor. Ich glaube, dass dadurch nicht nur die ganze Welt zusammengekommen ist, sondern auch die Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Der Grund, warum wir so auf barocke Musik ansprechen, liegt auch am Erfolg der Chormusik, ganz unabhängig von Religion und Rasse, was die Leute immer noch gern hören. So etwas möchte ich viel öfter machen, und ich hoffe, ich komme an mehr solche Filme. Zu einem gewissen Grad war 'Strange Days' so ein Film."
Wenig später arbeitete Revell auch an der Musik zum Sequel "The Crow II: City Of Angels".
"In 'The Crow II' kommt ein anderer Charakter aus dem Land der Toten zurück. Das kleine Mädchen ist nun älter geworden, ca. 20, und wird von Mia Kirshner aus 'Exotica' gespielt. Es ist diesmal eine mehr romantische Geschichte. Der Part der Krähe wird diesmal von Vincent Perez aus 'Queen Margot' gespielt. Es ist wieder eine Rachegeschichte, weist aber Elemente auf, die der erste Film nicht hatte."
Aber auch die filmästhetische Umsetzung scheint beim zweiten "The Crow"-Film andere Wege einzuschlagen, nachdem nun Tim Pope den Regiestuhl besetzt.
"Ich habe den Comic vorher nicht gesehen, ich kann nur den Unterschied zwischen Alex Proyas' und Tim Popes Umsetzung erklären. Ich denke, Alex verfügt über ein sehr dunkles Gemüt. Er ist sehr unglücklich mit sich selbst, hält sich für einen Versager, und wie man im ersten 'Crow'-Film sieht, strahlt er eine pessimistische, dunkle Weltsicht aus. Tim Pope ist ein englischer Regisseur, der viele der Cure-Videos gemacht hat.
Er verfügt über einen sehr visuellen Standpunkt, der optimistischer ist, auch wenn er die gleiche Art von Film dreht. Selbst wenn es um Liebe geht, die unbeantwortet bleibt, drückt er immer noch Hoffnung aus. Der gleiche Comic kann zwei ganz unterschiedliche Sichtweisen auf die Welt hervorbringen. Aber ich habe das oft erlebt, dass man ein Skript liest, das gut ist, aber wenn man dann sieht, was der Regisseur daraus gemacht hat, fragt man sich, ob er dasselbe Skript hatte. Andererseits kann auch ein gewöhnliches Skript einen ungewöhnlichen Film hervorbringen."
Nach dem Erfolg des Soundtrack-Samplers mit exklusiven Songs von Indie-Größen wie The Cure, Nine Inch Nails, Helmet und anderen wird es zum Sequel natürlich einen neuen Sampler geben, über den Graeme Revell als Produzent des Albums bereits folgendes sagen kann:
"Der erste Soundtrack repräsentierte noch die 80er Gothic-Welt, der neue Sampler ist rauer, den 90ern angepasst. Die einzigen beiden Gruppen, die ich erneut auf dem Soundtrack hätte haben wollen - obwohl die meisten der Gruppen des ersten Samplers auch auf den zweiten wollten, doch wir mußten anders an den zweiten Sampler herangehen, damit es nicht wie ein ausbeutendes Sequel wirkt -, waren The Cure, und ich habe Bush gefragt, ob er den Joy-Division-Song 'In A Lonely Place' covern wollte. Das wird er auch machen, es ist einer meiner Lieblingssongs. The Cure sandten einen Song ein, aber der schien nicht recht zu passen.
Wir haben eine Menge anderer Bands, die wirklich merkwürdig sind. Als es darum ging zu überlegen, welche Musik zu dem Film passen würde, hatten wir nicht nur das Skript zu berücksichtigen, sondern den Film als kulturelles Phänomen zu betrachten, zum Teil wegen Brandon Lees Tod, aber auch wegen des Rock'n'Roll-Soundtracks. Die Erwartungen des Publikums sind an etwas gebunden, was man nur als den 'Cool'-Faktor des Films bezeichnen kann. Abgesehen von den dramatischen Erfordernissen, die die Musik zu erfüllen hat, muss man sie dem Publikum auf eine Weise präsentieren, dass es sie cool findet. Man muss bestimmte Entscheidungen treffen. Als wir damit begannen, den Rock'n'Roll-Soundtrack zusammenzustellen, den ich produziere, konnten die Anwälte und Produzenten nicht verstehen, dass wir mit einer Liste von Gruppen ankamen, von denen sie noch nie etwas gehört haben. 
Z.B. verkauft eine Gruppe wie Korn, was eine der neuen amerikanischen Bands ist, 400.000 Platten, aber niemand kennt sie, weil es eine neue Art von Independent-Band ist, die durchs College-Radio verbreitet wird. Das ist großartig, etwas, das in Europa um 1980 herum passierte. Diese Wahl muss man ebenso treffen wie die, z.B. ein Action-Thema zu schreiben. Es gibt vielleicht 20 verschiedene Wege, ein Action-Thema zu komponieren, aber nur einen für einen Film wie 'The Crow', weil man berücksichtigen muss, wie das Publikum aussieht und was es hören möchte. Es geht eben nicht nur darum, den Film als 90minütiges Werk an sich zu betrachten, sondern man verbindet ihn mit allen anderen Filmen, die man bisher gesehen hat."
Graeme Revell hat sich als einer der ganz wenigen Komponisten auf die nicht unproblematische Tendenz in Hollywood eingestellt, dass immer mehr Pop-Songs Einzug in den Film halten und als kommerziell erfolgreichere Variante den instrumentalen Filmscore gelegentlich zu verdrängen scheinen, und ist nach dem Erfolg von "The Crow" - als seltenes Beispiel dafür, wie perfekt Score und Songs miteinander harmonieren - in Hollywood gerade für die Filmprojekte gefragt, in denen Songs eine tragende Rolle auf der Musikebene spielen. In manchen Fällen wurden zu den Song-Compilations später auch Revells Scores von Varese Sarabande veröffentlicht - so im Falle von "The Crow", "Streetfighter" und "Mighty Morphin Power Rangers". Doch zu Filmen wie "Tank Girl", "SFW", "Until The End Of The World", "Basketball Diaries" und "Strange Days" sind nur Song-Sampler erschienen, bei denen Revell entweder gar nicht, als Songwriter oder ein Teil seines Scores nur minimal vertreten war. Dass Revell das Songschreiben noch nicht verlernt hat, bewies er eindrucksvoll mit den beiden End-Credits-Titeln "It Can't Rain All The Time" zu "The Crow" und mit dem von Lori Carson interpretierten Song "Fall In The Light" zu "Strange Days". Doch scheint das Songschreiben für Revell vorerst auf Filmprojekte beschränkt zu bleiben.
"Ich glaube nicht, dass ich ein Songwriter sein möchte. Ich habe das kommerzielle System nie verstanden. Es ist närrisch, im Pop-Geschäft mitmischen zu wollen, wenn man nicht das Gemüt dafür hat. Ich werde nie wieder ein Pop- oder Rock-Album machen. Man hat mir schon oft geraten, Industrial Music zu machen, da Nine Inch Nails diesen gewaltigen Erfolg haben. Es ist sehr populär, aber für mich wäre es, als würde ich die Uhr zurückstellen, um die Vergangenheit wiederzubeleben. Ich habe mich ja auch nie im Post-Industrial-Kontext gesehen. Mein erstes Album hieß 'Information Overload Unit', und das ist es, was die Welt zu sein scheint. Die Informationsrevolution ist weitaus größer als das, was der Industrial hätte bewegen können. Dennoch muss ich Trent Reznor danken, weil er das, was wir in Europa unter Industrial verstehen, mit Rock'n'Roll zusammengebracht hat, was gut funktioniert."
Nach "The Crow" war die James-Cameron-Produktion von Kathryn Bigelows apokalyptischen Science-Fiction-Szenario "Strange Days" eine weitere große Bewährungsprobe für Graeme Revell, der in Hollywood mittlerweile bekannt zu sein scheint für sein Faible für diese Art von düsteren Endzeit-Visionen, die mit zeitgemäßen Rockklängen vor allem das kinobegeisterte junge Publikum anzusprechen wissen.
"Ich denke, ich wurde für 'Strange Days' engagiert, weil ich unter den jüngeren Komponisten, der für einen solchen Science-Fiction-Film in Frage kam, der modernste bin, der an großen Filmen arbeitet. 'Johnny Mnemonic' habe ich abgelehnt, weil es nur eine weitere Variante von 'Mad Max' einerseits und 'Blade Runner' andererseits war. 'Virtuosity' ging in eine ganz andere Richtung und gefiel mir überhaupt nicht. Und so entschied ich mich für 'Strange Days', weil ich hier die Möglichkeit sah, eine kultiviertere Version dessen zu entwickeln, was ich bereits für 'The Crow' versucht habe, einen Zusammenprall der Kulturen und die Verwendung von musique-concrète-Elementen in der Form von gewaltigen Sound-Collagen und verschiedensten Musikstilen, die in einem Film zusammentreffen.
Die Art, wie gut die Bilder mit der Musik harmonierten, wurde in jeder Review erwähnt. Das war großartig. Das einzige Problem, was wir hatten, war die Beziehung zwischen Ralph Fiennes' und Juliette Lewis' Charaktere, weil es auf der Leinwand nichts gab, worauf das Publikum ansprechen konnte, so dass es schwierig war, Musik dafür zu schreiben. Immer wenn ich versucht habe, etwas Gefühlvolles für die Szenen zu schreiben, schien es sie schlechter zu machen.
Insofern einigten sich die Regisseurin und ich darauf, die Musik sehr minimalistisch zu halten, in der Hoffnung, dass es für das Publikum funktioniert, was ich aber bezweifle, weil in diesem Fall die Schauspieler versagten. Manchmal kann man eben nichts machen."
Dadurch dass sich Revell mittlerweile auf Genre-Thriller wie "The Crow" und "Strange Days" festgelegt zu haben scheint, wird er wohl nicht an die großen Projekte kommen, für die in der Regel Star-Komponisten wie John Williams, Jerry Goldsmith, James Horner oder Hans Zimmer engagiert werden, was momentan für Revell frustrierend ist, obwohl er immer häufiger in Hollywood verlangt wird.
"Als ich meinen Agenten vor zwei Wochen sprach, um auf das Jahr zurückzublicken, fragte er mich, ob ich zufrieden wäre, nachdem ich neun Filme gemacht hätte, und ich meinte, nein, denn nur ein Film davon war ein Erfolg, womit ich nicht allein den Box-Office-Erfolg meine, sondern den künstlerischen. Als er mich weiterhin fragte, welche Filme ich gern gemacht hätte, antwortete ich, dass jeder Komponist einen großen Sommer-Action-Film und einen bedeutungsvollen Film machen möchte, der in den USA in der Regel am Jahresende anläuft. Auf die Frage, welche Filme das denn meiner Meinung nach gewesen wären, musste ich erst einmal überlegen, denn ich konnte mich nicht mehr erinnern, was die großen Filme im Sommer gewesen sind. Als er mir welche aufzählte, meinte ich, 'Apollo 13' hätte ich gern gemacht, worauf er nur 'okay' sagte. Am Ende des Jahres wären nur zwei Filme für mich in Frage gekommen, nämlich 'Dead Man Walking', bei dem der Bruder des Regisseur die Musik schrieb, und 'Leaving Las Vegas' war ein guter Film, für den der Regisseur selbst die Musik komponierte. In keinem der drei Fälle hatte ich auch nur die geringste Chance. Wenn man eher kritisch ist und nur eine bestimmte Art von Filmen mag, dann mindert das deine Chancen."
Doch ohnehin will sich Revell in Zukunft nicht nur auf Filmmusik beschränken. Während andere Komponisten wie Christopher Young und Elliot Goldenthal den Ehrgeiz hegen, auch für den Konzertsaal zu komponieren, sieht Revell seine Ambitionen in eine ganz andere Richtung gehen.
"Momentan arbeite ich an mehreren Projekten, eins davon heißt 'Sacred Planet', bei dem ich George Acogny zusammengekommen bin, der viel dafür getan hat, Peter Gabriel die Leute vom Real-World-Label vorzustellen. Wir haben eine Partnerschaft und hoffen für unser Projekt ein Label wie Atlantic oder Polygram zu finden. Meine Mission lautet, die Weltmusik neu zu definieren, und zwar als alternative Musik. Das Problem mit der Weltmusik ist, dass sie bislang nur einer älteren Generation bekannt ist, was damit zusammenhängt, wie sich die Weltmusik selbst präsentiert. Ein Beispiel dafür, dass es auch anders geht, ist der Film 'Dead Man Walking', bei dem es eine Kollaboration zwischen Eddie Vedder von Pearl Jam und Nusreat Fateh Ali Khan, einem Sänger aus Pakistan, gab. Das berührt die Ohren der Leute.
Ich denke, dass das Publikum, das Nirvana hört, auch Weltmusik mögen würde, wenn sie ihm auf interessante Weise vorgestellt wird. Das ist etwas, was ich versuchen möchte. Ich habe immer Musik aus der ganzen Welt gemocht, und ich finde, sie hat es verdient, viel mehr gehört zu werden.
Ich denke, Crossover-Projekte sind dafür sehr geeignet, um diese Musik bekannter zu machen, wie Eddie Vedder und andere Leute zeigen können, die daran interessiert sind, verschiedene Musikstile aus aller Welt miteinander zu verbinden. Außerdem versuche ich, verschiedene Vocals aus aller Welt mit einer Orchester-Suite zu verbinden. Ich bin mehr daran interessiert, etwas Exotisch-Gefühlvolles zu machen, als mich darum zu kümmern, ob etwas akademisch von Bedeutung ist."
Revells Engagement in nicht-filmischen Bereichen soll natürlich auch dazu dienen, eine musikalische Seite von ihm zu demonstrieren, von der man in Hollywood noch nichts zu ahnen scheint.
"Ich habe während meiner Karriere festgestellt, dass es sehr schwierig ist, ein Teil vom anderen zu trennen. Die Leute haben mich noch nicht für wirklich dramatische Filme wahrgenommen, mit wirklichen menschlichen Charakteren und nicht mit Aliens. Das frustriert mich etwas. Und ich denke, das wird auch niemand tun, bis ich nicht vielleicht außerhalb der Filmmusik bewiesen habe, dass ich wirklich schöne Musik schreiben kann, die die Leute berührt. Statt neun Filme wie im letzten Jahr zu machen, werde ich mich auf diesem Gebiet weniger engagieren und stattdessen meine Horizonte erweitern. Es ist ziemlich frustrierend, wenn man in einem Jahr viel gute Musik geschrieben hat und niemand hat sie gehört oder die Filme gesehen. Aber davon abgesehen war das letzte Jahr für fast jeden ein schlechtes Jahr. Hoffentlich wird dieses Jahr besser."
Seit diesem Interview, das ich mit Graeme Revell Mitte der 90er geführt habe, hat sich der Hollywood-Komponist längst etabliert, für namhafte Regisseure wie Edward Zwick („The Siege“), Andrew Davis („Collateral Damage“) gearbeitet und enge Beziehungen zu Filmemachern wie Robert Rodriguez („From Dusk Till Dawn“, „Sin City“) und David Ayer („Harsh Times“, „Street Kings“) geknüpft. Seine stärksten Werke sind noch immer von einer starken ethnischen und elektronischen Struktur, wie die Soundtracks zum Doku-Drama „Dafur Now“ oder die im Dschungel angesiedelten Filme „Walking Tall“, „Ruinen“ und „Die Todeskandidaten“ beweisen.

Playlist # 30 vom 11.04.10 - GRAEME REVELL Special

Zwar ist von Graeme Revell seit 2008, als er den Horror-Thriller „Ruinen“, den harten Cop-Thriller „Street Kings“ und die Action-Komödie „Ananas Express“ vertonte, nichts mehr zu hören, doch in den 90er Jahren zählte der neuseeländische Komponist zu den interessantesten Vertretern seiner Zunft.
Schließlich verfügt Revell auch über einen außergewöhnlichen Background, experimentierte seit 1978 in seiner Industrial-Band SPK zunächst mit Patienten einer psychiatrischen Klinik an verwirrenden Sound-Collagen und metallischen Rhythmen, bis ihm das ethnisch inszenierte Album „Zamia Lehmanni“ den Weg zur Filmmusik und nach Hollywood ebnete. Zunächst wurde der australische Regisseur Phillip Noyce auf Revell aufmerksam, der ihn für seinen Hochseethriller „Dead Calm“ engagierte. Mit seiner individuellen Mixtur aus orchestralen Arrangements, exotischen Sounds und elektronischen Klängen wurde Revell vor allem von visionären Filmemachern wie Alex Proyas („The Crow“), Kathryn Bigelow („Strange Days“) und David Twohy („Pitch Black“, „Below“) geschätzt. Gerade exotische Kulissen wie in „Walking Tall“, „Dafur Now“, „Collateral Damage“, „Red Planet“, „Flucht aus Absolom“ und „Pitch Black“ inspirierten Graeme Revell stets zu außergewöhnlichen Kompositionen, von denen ich in der heutigen Sendung gern ein paar Highlights präsentiere.
1 Graeme Revell - End Of The Killer (Dead Calm) 04:10
2 Graeme Revell - Birth Of The Legend (The Crow) 06:16
3 Graeme Revell - City Of Angels (The Crow: City Of Angels) 03:19
4 Graeme Revell - Hunting Season Opens (Hard Target) 04:50
5 Graeme Revell - Hostage Crisis (The Negotiator) 04:40
6 Graeme Revell - The FBI Building (The Siege) 03:06
7 Graeme Revell - Main Title (The Saint) 06:25
8 Graeme Revell - Waiting For The Jury (Body Of Evidence) 03:19
9 Graeme Revell - Claire Investigates (The Hand That Rocks The Cradle) 03:53
10 Graeme Revell - Main Titles (Tomb Raider) 03:14
11 Graeme Revell - Saving Grace (Pitch Black) 02:29
12 Graeme Revell - Century City Bombing (Collateral Damage) 04:30
13 Graeme Revell - Chinese Box Theme (Chinese Box) 08:30

Sonntag, 28. März 2010

Playlist # 29 vom 28.03.10 - JAMES HORNER Special

Seit über 30 Jahren ist der Filmkomponist James Horner eine feste Größe in Hollywood. Nachdem er sein Debüt 1979 mit dem Film „Die Frau in Rot“ gegeben hatte, folgten zunächst etliche Engagements für Science-Fiction-Werke mit kleinem Budget („Battle Beyond The Stars“, „Humanoids From The Deep“), ehe ihm 1982 den Durchbruch mit seinem Score zum zweiten „Star Trek“-Kinofilm „Der Zorn des Khan“ gelang.
Weitere eindrucksvolle Sci-Fi-Scores folgten mit „Krull“, „Projekt Brainstorm“ (beide 1983) und „Aliens – Die Rückkehr“. Die erste Zusammenarbeit mit Regisseur James Cameron brachte dem Komponisten 1986 auch seine erste Oscar-Nominierung ein, doch erst die erneute Kollaboration bei „Titanic“ wurde 1998 mit der begehrten Trophäe belohnt, nachdem die Nominierungen für „Feld der Träume“ (1990), „Braveheart“ (1996) und „Apollo 13“ (1996) nicht gefruchtet haben. Neben James Cameron arbeitete James Horner auch mit vielen anderen renommierten Regisseuren zusammen, so mit Mel Gibson („Braveheart“, „Der Mann ohne Gesicht“, „Apocalypto“), Wolfgang Petersen („Der Sturm“, „Troja“), Edward Zwick („Glory“, „Legenden der Leidenschaft“, „Mut zur Wahrheit“) und vor allem Ron Howard („Cocoon“, „Willow“, „Apollo 13“, „Kopfgeld“, „Der Grinch“, „A Beautiful Mind“, „The Missing“). Wie hoch im Kurs James Horner bei seinen treuen Fans steht, veranschaulicht die Musik auf 3-CD-Academy-Promo von „Avatar“, die zwar bei der Oscar-Verleihung leer ausging, bei e-bay aber für über 3000 US-Dollar versteigert wurde.
Playlist:
1 James Horner - Dawn To Dusk; The Riderless Horse (The Missing) - 04:22
2 James Horner - Revenge (Legends Of The Fall) - 06:19
3 James Horner - "Too Many Secrets" (Sneakers) - 06:17
4 James Horner - End Credits (Unlawful Entry) - 04:22
5 James Horner - An Ordinary Day (The Life Before Her Eyes) - 03:53
6 James Horner - Digging Montage (The Chumscrubber) - 07:00
7 James Horner - Opening Credits (House Of Cards) - 07:42
8 James Horner - A Gift From The Forest (The Spitfire Grill) - 04:43
9 James Horner - Nash Descends Into Parcher's World (A Beautiful Mind) - 04:37
10 James Horner - Jake Meets The Navi (Avatar) - 10:22

Filmographie (Auswahl):
1979: Die Frau in Rot (The Lady in Red)
1979: Up from the Depths
1980: Das Grauen aus der Tiefe (Humanoids from the Deep)
1980: Sador – Herrscher im Weltraum (Battle Beyond the Stars)
1981: Gesichter des Teufels (Deadly Blessing)
1981: Die Hand (The Hand)
1981: Wolfen
1981: Flucht auf dem Highway (The Pursuit of D.B. Cooper)
1982: Nur 48 Stunden (48 Hours)
1982: Star Trek II: Der Zorn des Khan (Star Trek II: The Wrath of Khan)
1983: Ein ungleiches Paar (The Dresser)
1983: Gorky Park
1983: Das letzte Testament (Testament)
1983: Die Verwegenen Sieben (Uncommon Valor)
1983: Projekt Brainstorm (Brainstorm)
1983: Krull
1983: Das Böse kommt auf leisen Sohlen (Something Wicked This Way Comes)
1984: Star Trek III: Auf der Suche nach Mr. Spock (Star Trek III: The Search for Spock)
1984: The Stone Boy
1985: Natty Ganns Reise ins Abenteuer (The Journey of Natty Gann)
1985: Alles hört auf mein Kommando (Volunteers)
1985: Das Phantom Kommando (Commando)
1985: Cocoon
1985: Die Himmelsstürmer (Heaven Help Us)
1986: Der Name der Rose
1986: Off Beat – Laßt die Bullen tanzen (Off Beat)
1986: Die Legende vom schwarzen Fluss (Where the River Runs Black)
1986: Feivel der Mauswanderer (An American Tail)
1986: Aliens – Die Rückkehr (Aliens)
1987: Kid Kane (P.K. and the Kid)
1987: Projekt X (Project X)
1987: Das Wunder in der 8. Straße (*batteries not included)
1988: In einem Land vor unserer Zeit (The Land Before Time)
1988: Vibes – Die übersinnliche Jagd nach der glühenden Pyramide (Vibes)
1988: Cocoon II – Die Rückkehr (Cocoon: The Return)
1988: Red Heat
1988: Willow
1989: Dad
1989: Feld der Träume (Field of Dreams)
1989: Glory
1989: Zurück aus der Hölle (In Country)
1989: Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft (Honey, I Shrunk the Kids)
1990: Ich liebe dich zu Tode (I Love You to Death)
1990: Und wieder 48 Stunden (Another 48 Hours)
1991: Feivel der Mauswanderer im wilden Westen (An American Tail: Fievel Goes West)
1991: Ein charmantes Ekel (Once Around)
1991: Rocketeer (The Rocketeer)
1991: Das Gesetz der Macht (Class Action)
1992: Halbblut (Thunderheart)
1992: Sneakers – Die Lautlosen (Sneakers)
1992: Fatale Begierde (Unlawful Entry)
1992: Die Stunde der Patrioten (Patriot Games)
1993: Bopha! – Kampf um Freiheit (Bopha!)
1993: Das Kartenhaus (House of Cards)
1993: Jack der Bär (Jack the Bear)
1993: Der Mann ohne Gesicht (The Man without a Face)
1993: Meister Dachs und seine Freunde (Once Upon A Forest)
1993: Das Königsspiel – Ein Meister wird geboren (Searching for Bobby Fischer)
1993: Swing Kids
1993: Vier Dinos in New York (We’re Back: A Dinosaur’s Story)
1993: Die Akte (The Pelican Brief)
1993: Die Spur des Windes – Das letzte große Abenteuer (A Far Off Place)
1994: Legenden der Leidenschaft (Legends of the Fall)
1994: Der Pagemaster (The Pagemaster)
1994: Das Kartell (Clear and Present Danger)
1995: Jade
1995: Balto – Ein Hund mit dem Herzen eines Helden (Balto)
1995: Jumanji
1995: Apollo 13
1995: Casper
1995: Braveheart
1996: Kopfgeld – Einer wird bezahlen (Ransom)
1996: Schatten einer Liebe (To Gillian on Her 37th Birthday)
1996: Mut zur Wahrheit (Courage Under Fire)
1996: Die Geschichte vom Spitfire Grill (The Spitfire Grill)
1997: Titanic
1997: Vertrauter Feind (The Devil's Own)
1998: Mein großer Freund Joe (Mighty Joe Young)
1998: Die Maske des Zorro (The Mask of Zorro)
1998: Deep Impact
1999: Der 200-Jahre-Mann (Bicentennial Man)
2000: Der Grinch (How the Grinch Stole Christmas)
2000: Der Sturm (The Perfect Storm)
2001: Iris
2001: A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn (A Beautiful Mind)
2001: Duell – Enemy at the Gates (Enemy at the Gates)
2002: Die vier Federn (The Four Feathers)
2002: Windtalkers
2003: Haus aus Sand und Nebel (House of Sand and Fog)
2003: The Missing
2003: Jenseits aller Grenzen (Beyond Borders)
2003: Sie nennen ihn Radio (Radio)
2004: Die Vergessenen (The Forgotten)
2004: Troja (Troy)
2004: Bobby Jones – Die Golflegende (Bobby Jones – Stroke of Genius)
2005: Glück in kleinen Dosen (The Chumscrubber)
2005: Flightplan – Ohne jede Spur (Flightplan)
2005: Die Legende des Zorro (The Legend of Zorro)
2005: The New World
2006: Apocalypto
2006: Das Spiel der Macht (All the King's Men)
2007: Das Leben vor meinen Augen (The Life Before Her Eyes)
2008: Der Junge im gestreiften Pyjama („The Boy in the Striped Pyjamas“)
2008: Die Geheimnisse der Spiderwicks („The Spiderwick Chronicles“)
2009: Avatar – Aufbruch nach Pandora

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