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Sonntag, 12. Juli 2020

Playlist #297/#298 vom 19.07./02.08.2020 - R.I.P. ENNIO MORRICONE (1928-2020)

Mit über 500 Filmmusiken, die er Zeit seines Lebens komponiert hat, zählte Ennio Morricone zu den produktivsten Vertretern seiner Zunft und hat vor allem durch seine wunderbare Zusammenarbeit mit Sergio Leone das Genre des Italo-Westerns auch musikalisch maßgeblich mitgeprägt. Nun ist der weltberühmte Komponist, der mit Regie-Legenden wie Oliver Stone, Giuseppe Tornatore, Bernardo Bertolucci, Norman Jewison, Roland Joffé, Brian De Palma, Roman Polanski und Quentin Tarantino zusammengearbeitet hat und nach fünf ungekrönten Oscar-Nominierungen 2007 zunächst einen Ehren-Oscar für sein Lebenswerk und dann 2016 für seinen Score zu Tarantinos „The Hateful Eight“ erhielt, im Alter von 91 Jahren in seiner Heimatstadt Rom an den Folgen eines Oberschenkelhalsbruches verstorben.

Ennio Morricone kam durch seinen Vater, der als Trompeter unter anderem an der römischen Oper tätig gewesen war, zur Musik, lernte schon als Kind das Trompetenspiel und sprang für seinen Vater schon mal im Nachtlokal ein, wenn dieser erkrankt war. Später studierte Morricone am renommierten Conservatorio di Santa Cecilia Trompete, Komposition und Orchestrierung.
Nachdem er 1946 sein Konzertdiplom als Trompeter erhalten hatte, wurde er schon ein Jahr später als Theaterkomponist engagiert und begann 1953, das Abendprogramm eines italienischen Rundfunksenders zu gestalten. 1954 erhielt er am Konservatorium sein Diplom als Komponist, worauf sich Morricone mit Kammermusik- und Orchesterwerken in der musikalischen Avantgarde seines Landes einen Namen machte.
Nachdem er 1958 die Internationalen Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt besucht hatte, landete er als Arrangeur bei der staatlichen Rundfunkanstalt Radiotelevisione Italiana und schrieb auch für Pop-Schallplattenaufnahmen die Arrangements. 1961 komponierte Morricone für Luciano Salces Komödie „Zwei in einem Stiefel“ (Il federale) seine erste Filmmusik, drei Jahre später folgte der Beginn der legendären Zusammenarbeit zwischen Sergio Leone und Ennio Morricone, die bereits zusammen zur Schule gegangen waren. Leone gab Morricone alle Freiheiten für seine Musik, die in den oft wortkargen Western der „Dollar“-Trilogie („Für eine Handvoll Dollar“, „Für ein paar Dollar mehr“, „Zwei glorreiche Halunken“) neben Clint Eastwood schon eine Hauptrolle einnahm. Gerade die ungewöhnliche Instrumentierung mit Maultrommeln, Glocken, Spieluhren und den Klängen von Pfiffen, Schreien, Eulenrufen, Kojotengeheul und Peitschenknallen setzte sich Morricone von traditionellen Orchesterarrangements von Hollywood-Western ab und wurde so zum Aushängeschild für das Genre des Italo-Western. Oftmals war die Musik bereits geschrieben, bevor die dazugehörige Szene überhaupt im Kasten war.
„,Spiel mir das Lied vom Tod´ haben wir den Schauspielern beim Dreh in Orchesterlautstärke vorgespielt. Das erklärt auch, warum Charles Bronson manchmal wie hypnotisiert durch die Szenerie wandelt. Er war betört, fast zugedröhnt von meiner Musik, diesem absichtlich etwas schiefen Mundharmonikaspiel und der sägenden E-Gitarre.“
Morricone wurde aber nie müde, darauf zu verweisen, dass er letztlich nur für gut dreißig Western die Musik beisteuerte. Bei seinen Kompositionen vermischte Morricone gern Stile und Epochen, legte sie als Collagen an, die sowohl eingängig als auch tiefgründig klangen. Der von Luigi Nono und John Cage beeinflusste Morricone ließ seine Experimentierfreudigkeit auch in seinen kammermusikalischen Werken zum Ausdruck kommen, befasste sich mit der Zwölftonmusik und verwendete serielle Techniken.
Von 1964 bis in die 1970er Jahre hinein spielte Morricone im vom Franco Evangelisti initiierten Improvisationsensemble Gruppo di Improvvisazione Nuova Consonanza und gründete 1984 zusammen mit anderen Komponisten in Rom das I.R.TE.M, eine Forschungsanstalt für musikalisches Theater.
In den 1970er Jahren begann Morricone auch verstärkt für Hollywood-Filme zu schreiben, so für Don Siegels Western-Komödie „Ein Fressen für die Geier“ (1970) mit Clint Eastwood und Shirley MacLaine in den Hauptrollen und Terrence Malicks „Tage des Himmels“ (1978), was ihm seine erste Oscar-Nominierung einbrachte. Allerdings ging der Maestro dabei ebenso leer aus wie bei seinen nachfolgenden Nominierungen für seine Musik zu Roland Joffés „The Mission“ (1986), Brian De Palmas „The Untouchables“ (1987), Barry Levinsons „Bugsy“ (1991) und Giuseppe Tornatores „Der Zauber von Malèna“ (2000), bevor er 2007 wenigstens einen Honorary Award für sein Lebenswerk aus den Händen von Clint Eastwood überreicht bekam.
Erst 2016 erhielt er seinen ersten regulären Oscar für eine seiner Filmmusiken – für „The Hateful Eight“ von Quentin Tarantino, der bereits in seinen früheren Filmen immer wieder auf einzelne Kompositionen von Ennio Morricone zurückgegriffen hatte. Auch wenn es seit Mitte der 2010er Jahre merklich ruhiger um den legendären Komponisten wurde, absolvierte er mit 90 Jahren noch eine Abschiedstour durch halb Europa und verlor nie die Lust am Komponieren.

Filmographie:
1961 - Zwei in einem Stiefel (Il federale)
1962 - Diciottenni al sole
1962 - Gli italiani e le vacanze (Dokumentation)
1962 - I motorizzati
1962 - La cuccagna
1962 - Lockende Unschuld
1963 - Die Basiliken
1963 - Drei gegen Sacramento (als Dan Savio)
1963 - Il successo
1963 - Le monachine
1963 - Tutto è musica
1964 - Das Großmaul
1964 - Die letzten Zwei vom Rio Bravo (als Dan Savio)
1964 - Für eine Handvoll Dollar (als Dan Savio)
1964 - I malamondo (Dokumentation)
1964 - I maniaci
1964 - I marziani hanno 12 mani
1964 - In ginocchio da te
1964 - Volles Herz und leere Taschen
1964 - Vor der Revolution
1965 - Altissima pressione
1965 - Amanti d'oltretomba
1965 - Eine Pistole für Ringo
1965 - Für ein paar Dollar mehr
1965 - Gnade spricht Gott - Amen mein Colt
1965 - Idoli controluce
1965 - Menage all'italiana
1965 - Mit der Faust in der Tasche
1965 - Non son degno di te
1965 - Se non avessi più te
1965 - So ein Windhund
1965 - Thrilling
1966 - An seinen Stiefeln klebte Blut (als Leo Nichols)
1966 - Das gewisse Etwas der Frauen
1966 - Der Gehetzte der Sierra Madre
1966 - Die 7 Pistolen des McGregor
1966 - Die Bibel (unerwähnt)
1966 - Eine Flut von Dollars (als Leo Nichols)
1966 - El Greco
1966 - Feuertanz
1966 - Große Vögel, kleine Vögel
1966 - Lo squarciagola (Fernsehfilm)
1966 - Mi vedrai tornare
1966 - Rififi in Beirut
1966 - Rocco - Der Mann mit den zwei Gesichtern (unerwähnt)
1966 - Schlacht um Algier
1966 - Un uomo a metà
1966 - Zwei glorreiche Halunken
1967 - Arabella
1967 - Auge um Auge, Zahn um Zahn (unerwähnt)
1967 - China ist nahe
1967 - Das Mädchen und der General
1967 - Der lange Tag der Rache (unerwähnt)
1967 - Die Grausamen (als Leo Nichols)
1967 - Eine Kugel für Mac Gregor
1967 - Gruppo Di Improvvisazione Nuova Consonanza (Dokumentation)
1967 - Hexen von heute (Segment "Terra vista dalla luna, La")
1967 - Ich komme vom Ende der Welt
1967 - Il giardino delle delizie
1967 - L'harem
1967 - Matchless
1967 - Operation 'Kleiner Bruder'
1967 - Top Job
1967 - Von Mann zu Mann
1967 - Zwei links, zwei rechts und Halleluja
1968 - ...und morgen fahrt ihr zur Hölle
1968 - Escalation
1968 - Amigos - Die (B)Engel lassen grüßen
1968 - Appunti per un film sull'India (Ferseh-Kurz-Dokumentation)
1968 - Das verfluchte Haus
1968 - Des Teufels Seligkeit
1968 - Die Hölle von San Sebastian
1968 - Ein feines Pärchen
1968 - Galileo
1968 - Gefahr: Diabolik!
1968 - Hölle vor dem Tod
1968 - Il mercenario
1968 - Lauf um dein Leben (unerwähnt)
1968 - Leichen pflastern seinen Weg
1968 - Mord auf der Via Veneto
1968 - Orgia
1968 - Partner
1968 - Spiel mir das Lied vom Tod 
1968 - Teorema - Geometrie der Liebe
1968 - Wenn die Liebe lockt
1969 - American Roulette
1969 - Cuore di mamma
1969 - Der Clan der Sizilianer
1969 - Die fünf Gefürchteten
1969 - Die Nonne von Monza
1969 - Eat It
1969 - Ecce Homo
1969 - Ein schöner November
1969 - Fräulein Doktor
1969 - Giotto (Kurz-Dokumentation)
1969 - Gräfin der Lust 
1969 - H2S
1969 - La donna invisibile
1969 - La stagione dei sensi
1969 - L'alibi
1969 - L'assoluto naturale
1969 - Metti, una sera a cena
1969 - Ohne viel von ihr zu wissen
1969 - Queimada - Insel des Schreckens
1969 - Sai cosa faceva Stalin alle donne?
1969 - Tepepa
1969 - Una breve stagione
1969 - Vergogna schifosi
1970 - Als die Frauen noch Schwänze hatten
1970 - Brutale Stadt
1970 - Crepa padrone, crepa tranquillo
1970 - Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe
1970 - Das Wespennest
1970 - Die Kalifin
1970 - Ein Fressen für die Geier
1970 - Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht erhabenen Bürger
1970 - Frauen bis zum Wahnsinn gequält
1970 - Giovanni ed Elviruccia (TV Mini-Serie)
1970 - Giuochi particolari
1970 - Gott mit uns
1970 - I cannibali
1970 - La moglie più bella
1970 - Laßt uns töten, Companeros
1970 - Metello
1970 - Uccidete il vitello grasso e arrostitelo
1971 - Abenteurer der Südsee (Dokumentation)
1971 - Addio fratello crudele
1971 - Das Verfahren ist eingestellt - Vergessen Sie's!
1971 - Decamerone
1971 - Der Coup
1971 - Der schwarze Leib der Tarantel
1971 - Die Arbeiterklasse geht ins Paradies
1971 - Die neunschwänzige Katze
1971 - Ein schwarzer Tag für den Widder
1971 - Gli occhi freddi della paura
1971 - Incontro
1971 - Maddalena
1971 - Malastrana
1971 - Neun im Fadenkreuz
1971 - Sacco und Vanzetti
1971 - Todesmelodie
1971 - Tre donne
1943 - Un incontro (Fernsehfilm)
1971 - Tre donne - La sciantosa (Fernsehfilm)
1971 - Tre donne - L'automobile (Fernsehfilm)
1971 - Tre nel mille
1971 - Una lucertola con la pelle di donna
1971 - Veruschka - poesia di una donna
1971 - Vier Fliegen auf grauem Samt
1971 - Zeig mir das Spielzeug des Todes
1972 - 1870 (Fernsehfilm)
1972-1974 - Io e... (TV-Serie Dokumentation) (28 Episoden)
1972 - Anche se volessi lavorare, che faccio?
1972 - Bete, Amigo!
1972 - Blaubart
1972 - Blutige Straße (TV Mini-Serie) (4 Episoden)
1972 - D'amore si muore
1972 - Das Attentat
1972 - Das Geheimnis der grünen Stecknadel
1972 - Die rote Sonne der Rache
1972 - Die Todesflieger
1972 - Ein achtbarer Mann
1972 - Ein Einsamer kehrt zurück
1972 - Eine merkwürdige Liebe
1972 - Fiorina la vacca
1972 - Gewalt - Die fünfte Macht im Staat
1972 - I figli chiedono perché
1972 - Il diavolo nel cervello
1972 - Italian Streetfighters
1972 - La cosa buffa
1972 - Les deux saisons de la vie
1972 - Lui per lei
1972 - L'uomo e la magia (Fernsehfilm-Dokumentation)
1972 - Meister und Margerita
1972 - Mio caro assassino
1972 - Pasolinis tolldreiste Geschichten
1972 - Providenza - Mausefalle für zwei schräge Vögel
1972 - Quando la preda è l'uomo
1972 - The Child - Die Stadt wird zum Alptraum
1972 - Toll trieben es die alten Germanen
1973 - Ci risiamo, vero Provvidenza?
1973 - Crescete e moltiplicatevi
1973 - Der Mönch von San Dominico
1973 - Die perfekte Erpressung
1973 - Die Schlange
1973 - La proprietà non è più un furto
1973 - Mein Name ist Nobody
1973 - Quando l'amore è sensualità
1973 - Sepolta viva
1973 - Tödlicher Irrtum
1973 - Vaarwel
1974 - Allonsanfàn
1974 - Das Netz der tausend Augen
1974 - De dief (Fernsehfilm)
1974 - Der Antichrist
1974 - Der Berserker
1974 - Die Affäre Murri
1974 - Erotische Geschichten aus 1001 Nacht
1974 - La cugina
1974 - L'ultimo uomo di Sara
1974 - Moses (TV Mini-Serie) (6 Episoden)
1974 - Mussolini - Die letzten Tage
1974 - Sesso in confessionale (Dokumentation)
1974 - Spasmo
1974 - Trio Infernal
1974 - Verbannt
1975 - A Escola Aberta (Dokumentation)
1975 - Angst über der Stadt
1975 - Attenti al buffone
1975 - Der dritte Grad
1975 - Der gnadenlose Vollstrecker
1975 - Der Richter und sein Henker
1975 - Die Sonntagsfrau
1975 - Ein göttliches Geschöpf
1975 - Ein Mann rechnet ab
1975 - Eleonore
1975 - Labbra di lurido blu
1975 - Libera, amore mio!
1975 - Macao (Kurz-Dokumentation)
1975 - Macchie solari
1975 - Night Train - Der letzte Zug in der Nacht
1975 - Nobody ist der Größte
1975 - Per le antiche scale
1975 - Straßenmädchen-Report
1975 - Werkzeug der Mächtigen
1976 - 1900
1976 - Agnes geht in den Tod
1976 - Ariel Limon (Kurz-Dokumentation)
1976 - Das Erbe der Ferramonti
1976 - Die Tatarenwüste
1976 - Drammi gotici (Fernsehfilm)
1976 - L'arriviste
1976 - Per amore
1976 - San Babila, 20 Uhr: Ein sinnloses Verbrechen
1976 - Todo modo
1976 - Una vita venduta
1977 - Der Kater lässt das Mausen nicht
1977 - Der Todes-Trip
1977 - Die wilden Mahlzeiten
1977 - Ein Mann aus Stahl und Eisen
1977 - Exorzist II - Der Ketzer
1977 - Im Dienste eines Monsters
1977 - Inferno 2000
1977 - Orca, der Killerwal
1977 - Stato interessante
1978 - An Englishman's Castle (TV Mini-Serie) (3 Episoden)
1978 - Bleib wie Du bist
1978 - Corleone
1978 - Das Freudenhaus in der Rue Provence
1978 - Dove vai in vacanza? (Segment "Sarò tutta per te")
1978 - Ein Käfig voller Narren
1978 - Forza Italia! (Dokumentation)
1978 - Il prigioniero (Fernsehfilm)
1978 - Le mani sporche (TV Mini-Serie) (3 Episoden)
1978 - L'immoralità
1978 - Noi lazzaroni (TV Mini-Serie) (3 Episoden)
1978 - Pedro Páramo
1978 - Tage des Himmels
1978 - XI FIFA World Cup 1978 (TV Serie)
1979 - Blutspur
1979 - Buone notizie
1979 - Das gefährliche Spielzeug
1979 - Dedicato al mare Egeo
1979 - Der Spürhund
1979 - Die Wiese
1979 - Gestohlene Herzen
1979 - Invito allo sport (TV Serie)
1979 - Kampf um die 5. Galaxis
1979 - La luna
1979 - Ogro
1979 - Reise mit Anita
1980 - Der Bandit mit den blauen Augen
1980 - Die Bankiersfrau
1980 - Ein Käfig voller Narren II
1980 - Freibeuter des Todes
1980 - Il ladrone  1980 - La via del silenzio
1980 - L'oeil pervers
1980 - Nouvelles rencontres
1980 - Orient-Express (TV Mini-Serie) (6 Episoden)
1980 - Si salvi chi vuole
1980 - Stark System
1980 - The Fantastic World of M.C. Escher (Dokumentation)
1980 - Un sacco bello
1980 - Uomini e no
1980 - Windows
1981 - Bianco, rosso e Verdone
1981 - Der ausgeflippte Professor
1981 - Der Profi
1981 - Der Ungehorsam
1981 - Die Kameliendame
1981 - Die Tragödie eines lächerlichen Mannes
1981 - Eine Faust geht nach Westen
1982-1983 - Marco Polo (TV Mini-Serie) (6 Episoden)
1982 - Blood Link - Blutspur
1982 - Butterfly - Der blonde Schmetterling
1982 - Das Ding aus einer anderen Welt
1982 - Der Maulwurf
1982 - Die weiße Bestie
1982 - Giorno dopo giorno (TV Serie)
1982 - Maja Plisetskaja (Dokumentation)
1982 - Porca vacca
1983 - Copkiller (l'assassino dei poliziotti)
1983 - Das Geheimnis der vier Kronjuwelen
1983 - Der Außenseiter
1983 - Der Rammbock
1983 - Hundra
1983 - Im Wendekreis des Kreuzes (Fernsehfilm)
1983 - La chiave
1983 - Nana 
1983 - Pelota (Dokumentation)
1983 - Sahara
1983 - Tre donne (Kurzfilm)
1984 - Die Försterbuben (Fernsehfilm)
1984 - Diebe der Nacht
1984 - Es war einmal in Amerika
1984 - Wer war Edgar Allan? (Fernsehfilm)
1985 - Der Denunziant
1985 - Der Käfig
1985 - Ein Käfig voller Narren III - Jetzt wird geheiratet
1985 - Red Sonja
1985 - Simplisties verbond (TV Serie) (1 Episode)
1985 - Via Mala (TV Mini-Serie) (3 Episoden)
1986 - Allein gegen die Mafia 2 (TV Mini-Serie) (6 Episoden)
1986 - C.A.T.- Die Elite schlägt zurück (Fernsehfilm)
1986 - La venexiana
1986 - Mission
1987 - Allein gegen die Mafia 3 (TV Mini-Serie) (7 Episoden)
1987 - Anklage Massenmord
1987 - Brille mit Goldrand
1987 - Control
1987 - Die Unbestechlichen
1987 - Farewell Moskau
1987 - Quartiere
1988 - A Time of Destiny
1988 - C.A.T. - Operation Python Wolf (Fernsehfilm)
1988 - Camillo Castiglioni oder die Moral der Haifische (Fernsehfilm)
1988 - Cinema Paradiso
1988 - Das Geheimnis der Sahara (TV Mini-Serie) (4 Episoden)
1988 - Falschmünzer der Liebe (Fernsehfilm)
1988 - Frantic
1988 - Gli angeli del potere (Fernsehfilm)
1989 - 12 registi per 12 città (Dokumentation) (Segmente "Firenze", "Udine")
1989 - Allein gegen die Mafia 4 (TV Mini-Serie) (6 Episoden)
1989 - Die Schattenmacher
1989 - Die Verdammten des Krieges
1989 - Die Verlobten (TV Mini-Serie) (3 Episoden)
1989 - Feßle mich!
1989 - Gezinktes Spiel (TV Mini-Serie) (2 Episoden)
1989 - Zeit zu leben, Zeit zu sterben
1990 - Allein gegen die Mafia 5 (TV Mini-Serie) (5 Episoden)
1990 - Allen geht's gut
1990 - Big Man
1990 - Cacciatori di navi (Fernsehfilm)
1990 - Der Badearzt
1990 - Die Entführung der Achille Lauro (Fernsehfilm)
1990 - Ennio Morricone: la musica negli occhi (Dokumentation)
1990 - Hamlet
1990 - Im Vorhof der Hölle
1990 - Ottobre rosa all'Arbat
1990 - Palermo vergessen
1990 - Tracce di vita amorosa
1990 - Tre colonne in cronaca
1991 -Aus Liebe zum Geld
1991 - Beyond Justice
1991 - Bugsy
1991 - La domenica specialmente
1991 - Lion of the Desert (TV Mini-Serie) (3 Episoden)
1991 - Männer und Liebhaber
1991 - Money
1992 - A csalás gyönyöre
1992 - Allein gegen die Mafia 6 (TV Mini-Serie) (6 Episoden)
1992 - Ilona und Kurti
1992 - Piazza di Spagna (TV Mini-Serie) (3 Episoden)
1992 - Stadt der Freude
1993 - Die Eskorte - Im Visier der Angst
1993 - Estasi (Fernsehfilm)
1993 - In the Line of Fire: Die zweite Chance
1993 - Jona che visse nella balena
1993 - Zeit des Zorns
1993 - Zwei Brüder in einem Boot (Fernsehfilm)
1994 - Die Bibel - Genesis
1994 - Die Bibel - Jakob (Fernsehfilm)
1994 - Die Nacht und der Augenblick
1994 - Eine reine Formalität
1994 - Enthüllung
1994 - Perfect Love Affair
1994 - Roma Imago Urbis: Parte I - Il mito (Dokumentation)
1994 - Roma Imago Urbis: Parte II - L'immortalità (Dokumentation)
1994 - Roma Imago Urbis: Parte III - Gli acquedotti (Dokumentation)
1994 - Roma Imago Urbis: Parte V - I volti (Dokumentation)
1994 - Spion in Schwarz (Fernsehfilm)
1994 - Wolf - Das Tier im Manne
1995 - Allein gegen die Mafia 7 (TV Mini-Serie) (6 Episoden)
1995 - Der Mann, der die Sterne macht
1995 - Ennio Morricone (Fernsehfilm Dokumentation)
1995 - Erklärt Pereira
1995 - Il barone (TV Mini-Serie)
1995 - Lo schermo a tre punte (Video Dokumentation)
1995 - L'uomo proiettile
1995 - Pasolini, un delitto italiano
1995 - Roma Imago Urbis: Parte VI - Le gesta (Dokumentation)
1996-1997 - Nostromo - Der Schatz in den Bergen (TV Mini-Serie) (4 Episoden)
1996 - Das Stendhal Syndrom
1996 - Die Bibel: Samson und Delila (TV Mini-Serie)
1996 - Die heimatlosen drei Könige
1996 - La lupa
1996 - Ninfa plebea
1996 - Sanpellegrino Calze (Kurzfilm)
1996 - Vite strozzate
1997 - Cartoni animati
1997 - Con rabbia e con amore
1997 - Der vierte König
1997 - Die Bibel - Salomon (TV Mini-Serie)
1997 - Lolita
1997 - Naissance des stéréoscopages
1997 - U-Turn - Kein Weg zurück
1998 - Bulworth
1998 - Das Geheimnis in der Wüste (Fernsehfilm)
1998 - Das Phantom der Oper
1998 - Der Mädchenmord (Fernsehfilm)
1998 - Die Legende vom Ozeanpianisten
1998 - La casa bruciata (Fernsehfilm)
1998 - Ultimo (Fernsehfilm)
1999 - Nanà (Fernsehfilm)
1999 - Ultimo 2 - La sfida (Fernsehfilm)
2000 - Canone inverso - Making Love
2000 - Der Zauber von Malèna
2000 - Mission to Mars
2000 - Padre Pio: Tra cielo e terra (Fernsehfilm)
2000 - Vatel
2001 - Aida degli alberi
2001 - La piovra 10 (Fernsehfilm)
2001 - La ragion pura
2001 - Un altro mondo è possibile (Dokumentation)
2002-2006 - Alejo y Valentina (TV Serie) (53 Episoden)
2002 - Black Angel - Senso '45
2002 - Carlo Giuliani, ragazzo (Dokumentation)
2002 - I sogni nel mirino (Dokumentation)
2002 - Il diario di Matilde Manzoni
2002 - Perlasca: Un eroe italiano (Fernsehfilm)
2002 - Ripley's Game
2002 - Threnody (Kurzfilm)
2002 - Un difetto di famiglia (Fernsehfilm)
2003 - Al cuore si comanda
2003 - Arena concerto: la musica per il cinema (Video)
2003 - Ics (Fernsehfilm)
2003 - Johannes XXIII. - Für eine Welt in Frieden (Fernsehfilm)
2003 - La luz prodigiosa
2003 - Maria Goretti (Fernsehfilm)
2003 - Musashi (TV Serie)
2003 - Trick Saddle (Kurzfilm)
2003 - Weltmacht im Treibsand - Bush gegen die Ayatollahs (Fernsehfilm Dokumentation)
2004 - 72 metra
2004 - Guardiani delle nuvole
2004 - Ultimo 3 - L'infiltrato (Fernsehfilm)
2005 - Cefalonia (Fernsehfilm)
2005 - E ridendo l'uccise
2005 - Fateless - Roman eines Schicksallosen
2005 - Il cuore nel pozzo (Fernsehfilm)
2005 - Karol. Ein Mann, der Papst wurde (Fernsehfilm)
2005 - Lucia (Fernsehfilm)
2005 - The Order of Templates (Kurzfilm)
2006 - Adolfo Celi, un uomo per due culture (Dokumentation)
2006 - Die Unbekannte
2006 - Gino Bartali - L'intramontabile (Fernsehfilm)
2006 - Giovanni Falcone, l'uomo che sfidò Cosa Nostra (Fernsehfilm)
2006 - Karol - Papst und Mensch (Fernsehfilm)
2006 - La provinciale (Fernsehfilm)
2006 - Play the Game (Kurzfilm)
2007 - A come Argento (Kurz-Dokumentation)
2007 - Killfilm II (Kurzfilm) (unerwähnt)
2007 - L'ultimo dei Corleonesi (Fernsehfilm)
2007 - Tutte le donne della mia vita
2008 - They Called Him Ringo (Video Kurz-Dokumentation)
2008 - 2 Girls, 1 Cup: The Show (TV Serie Kurz) (1 Episode)
2008 - I demoni di San Pietroburgo
2008 - Résolution 819 (Fernsehfilm)
2008 - A History of Dollars (Video Kurz-Dokumentation)
2009 - A Greek Western Tragedy (Video Kurz-Dokumentation)
2009 - An Indian Named Joe (Video Kurz-Dokumentation)
2009 - Baarìa - Eine italienische Familiengeschichte
2009 - Mi ricordo Anna Frank (Fernsehfilm)
2009 - On Behalf of American Indians (Video Kurz-Dokumentation)
2009 - Pane e libertà (Fernsehfilm)
2009 - Quatraro mysteriet (TV Serie Dokumentation)
2009 - Salvare Procida (Kurz-Dokumentation)
2009 - The Ear (Kurzfilm)
2010 - Angelus Hiroshimae
2010 - Filumena Marturano (Fernsehfilm)
2010 - The Earth: Our Home (Dokumentation)
2010 - The Greatness (Kurzfilm)
2011 - Love Story
2011 - Labyrinth (Kurzfilm)
2011 - Come un delfino (Fernsehfilm)
2011 - Napoli milionaria (Fernsehfilm)
2011 - Questi fantasmi (Fernsehfilm)
2011 - Unexpected Hero (Kurzfilm)
2012-2013 - L'isola (TV Serie) (12 Episoden)
2012 - Der Fall der vier Fliegen (Video Dokumentation)
2012 - Ennio Morricone: TVC Perth Concert (TV Special)
2012 - Paolo Borsellino - I 57 giorni (Fernsehfilm)
2012 - Sabato, domenica e lunedì (Fernsehfilm)
2013 - Come un delfino - La serie (TV Mini-Serie) (4 Episoden)
2013 - Vengeance Rides A Horse (Kurz-Dokumentation)
2013 - The Best Offer - Das höchste Gebot
2013 - Ultimo 4 - L'occhio del falco (Fernsehfilm)
2015 - En mai, fais ce qu'il te plaît
2015 - The Hateful 8
2015 - The Sun Is Dark (Dokumentation)
2016 - Il Fascino dell'impossibile (Dokumentation)
2016 - La corrispondenza
2017 - Moby Dick ala De Laurentiis: Martha De Laurentiis remembers Orca (Video Kurz-Dokumentation)

Playlist #297 vom 19.07.2020

1. Ennio Morricone - C'era Una Volta Il West (C'era Una Volta Il West) - 03:44
2. Ennio Morricone - Titoli (Per un pugno di dollari) - 02:59
3. Ennio Morricone - Penso a te (I malamondo) - 02:12
4. Ennio Morricone - Chi mai (Maddalena) - 03:30
5. Ennio Morricone - L'harem (L'harem) - 03:07
6. Ennio Morricone - Gabriel's Oboe (The Mission) - 02:26
7. Ennio Morricone - Deborah's Theme (Once Upon A Time In America) - 03:39
8. Ennio Morricone - Giu la testa (Giu la testa) - 04:16
9. Ennio Morricone - Il mio nome e nessuno (Il mio nome e nessuno) - 03:09
10. Ennio Morricone - Il buono, il brutto, il cattivo (Il buono, il brutto, il cattivo) - 02:43
11. Ennio Morricone - A caccia di lei (La notte el il momento) - 03:24
12. Ennio Morricone - Il clan dei siciliani (Il clan dei siciliani) - 03:38
13. Ennio Morricone - Il pentito (Il pentito) - 04:54
14. Ennio Morricone - Giordano Bruno (Giordano Bruno) - 03:24
15. Ennio Morricone - San babila ore 20 (San babila ore 20) - 03:17
16. Ennio Morricone - Citta viva (Il bandito dagli occhi azzurri) - 02:37
17. Ennio Morricone - Dove sei, dove siete voi (I cannibali) - 02:26
18. Ennio Morricone - Lontano (Gott mit uns) - 04:27
19. Ennio Morricone - Metti, una sera a cena (Metti, una sera a cena) - 04:32
20. Ennio Morricone - Mi vedrai Tornare (Mi vedrai Tornare) - 02:38
21. Ennio Morricone - Il segreto (Il segreto) - 04:55
22. Ennio Morricone - Nuovo cinema paradiso (Nuovo cinema paradiso) - 02:27
23. Ennio Morricone - La storia vera della signora delle camelie (La storia vera della signora delle camelie) - 02:15
24. Ennio Morricone - Malena (Malena) - 04:22
25. Ennio Morricone - Trio Infernale (Trio Infernale) - 04:15
26. Ennio Morricone - Macchie solari (Macchie solari) - 03:41
27. Ennio Morricone - Brivido di guerra (Musashi) - 05:03
28. Ennio Morricone - Marche en la (Alzati spia) - 03:02
29. Ennio Morricone - Il mercenario [L'arena] (Il mercenario) - 04:46
30. Ennio Morricone - La califfa (La califfa) - 02:39
31. Ennio Morricone - Bugsy (Bugsy) - 04:22
32. Ennio Morricone - Giochi infantili (La sconosciuta) - 01:32
33. Ennio Morricone - Una pistola per Ringo (Una pistola per Ringo) - 02:21
34. Ennio Morricone - Cacciatori di navi (Cacciatori navi) - 07:25

Playlist #298 vom 02.08.2020

1. Ennio Morricone - Harvest (Days of Heaven) - 03:00
2. Ennio Morricone - An Odd Diary (A Pure Formality) - 02:38
3. Ennio Morricone - Elegy For Brown (Casualties of War) - 03:44
4. Ennio Morricone - Goodbye Palermo (Father of the Godfathers) - 03:44
5. Ennio Morricone - Speranze di libertà (Sacco e Vanzetti) - 02:28
6. Ennio Morricone - Theme (Tragedy of a Ridiculous Man) - 02:15
7. Ennio Morricone - The Ecstasy of Gold (The Good, the Bad & the Ugly) - 03:21
8. Ennio Morricone - The Man With the Harmonica (Once Upon a Time in the West) - 03:24
9. Ennio Morricone - The Tropical Variation (Nostromo) - 03:19
10. Ennio Morricone - Nocturne for Michelle (Frantic) - 03:18
11. Ennio Morricone - Money (Money) - 03:44
12. Ennio Morricone - Humanity [Part 1] (The Thing) - 06:49
13. Ennio Morricone - Le vent, le cri [premier theme] (Le professionel) - 05:23
14. Ennio Morricone - La lucertola (Una lucertola con la pelli di donna) - 05:27
15. Ennio Morricone - Ritratto d'autore (La donna invisible) - 05:05
16. Ennio Morricone - Arrival of a Strange Woman (The Story of Ilona & Kurti) - 04:16
17. Ennio Morricone - Tema per Oria (La venexiana) - 02:06
18. Ennio Morricone - Abolicao (Queimada) - 05:09
19. Ennio Morricone - Il figlio e la nostalgia (Il principe del deserto) - 03:50
20. Ennio Morricone - Si muore d'amore (D'amore si muore) - 03:51
21. Ennio Morricone - Hundra's Love Theme (Hundra) - 03:18
22. Ennio Morricone  - Lilly and Frank (In the Line of Fire) - 04:00
23. Ennio Morricone  - For Annette and Warren (Love Affair) - 03:02
24. Ennio Morricone  - La donna delle domenica (The Sunday Woman) - 03:23
25. Ennio Morricone  - Fateless (Fateless) - 03:09
26. Ennio Morricone  - Il giocattolo (Una tenera moglie) - 03:51
27. Ennio Morricone  - Habemus Papam Giovanni Paolo II (Karol) - 03:40
28. Ennio Morricone  - Il prato (Il prato) - 04:48
29. Ennio Morricone  - Romanzo (Novecento) - 04:10
30. Ennio Morricone  - Il gatto a nove code (Ninna nanna in blu') - 02:41
31. Ennio Morricone  - L'Ultima Diligenza di Red Rock [Versione Integral] (The Hateful Eight) - 07:30

Dienstag, 30. Juni 2020

Playlist #296 vom 05.07.2020 - R.I.P. JOEL SCHUMACHER (1939-2020)

Joel Schumacher ist bei vielen Filmkennern vor allem als Regisseur des unsäglichen „Batman & Robin“ (1997) in Erinnerung geblieben, hat aber in den 1980er Jahren mit den beiden Brat-Pack-Filmen „St. Elmo’s Fire – Die Leidenschaft brennt tief“ (1985) und „The Lost Boys“ (1987) zuvor seine Fähigkeit unter Beweis gestellt, stimmungsvolles Mainstream-Kino zu inszenieren. Vor allem in den 1990er Jahren hat er großes Star-Kino mit den Dramen „Flatliners“ (1990), „Falling Down“ (1993) und den beiden John-Grisham-Verfilmungen „Der Klient“ (1994) und „Die Jury“ (1996) präsentiert, bevor er nach der vernichtenden Kritik an „Batman & Robin“ wieder kleinere, aber durchaus interessante Filme wie „8mm – Acht Millimeter“ (1999), „Tigerland“ (2000) und „Nicht auflegen!“ (2002) realisierte. Am 22. Juni dieses Jahres erlag der offen homosexuell lebende Filmemacher im Alter von 80 Jahren in seiner Heimatstadt New York einem Krebsleiden.

Der am 29. August 1939 in New York City geborene Schumacher studierte zunächst an der Parson School of Design, arbeitete in Manhattan in der Modeindustrie und fand als Kostümbildner den Weg nach Hollywood, wo er u.a. für Woody Allen an „Der Schläfer“ (1973) und „Innenleben“ (1978) arbeitete. Nachdem er in den 1970er Jahren zwei Fernsehfilme inszenieren durfte, feierte er 1981 mit der Adaption von Richard Mathesons Sci-Fi-Komödie „Die unglaubliche Geschichte der Mrs. K“ sein Kinodebüt.
Mit „St. Elmo’s Fire“ erzählte er 1985 erfolgreich die Schicksale von sieben Absolventen der Georgetown University, traf damit den Nerv der Zeit und verhalf Jung-Darstellern wie Rob Lowe, Demi Moore, Emilio Estevez und Andie MacDowell zu ihrem Durchbruch in Hollywood. Auch das Twentysomething-Vampir-Horror-Drama „The Lost Boys“ kam zwei Jahre später mit seiner geschickten Mischung aus überzeugenden Genre-Elementen und authentischer Psychologisierung vor allem beim jungen Publikum gut an. Joel Schumacher schien der richtige Mann zu sein, um Hollywood vor MTV zu retten. Für INXS, die in Zusammenarbeit mit Jimmy Barnes zwei exklusive Tracks für den Soundtrack beisteuerten, drehte er anschließend das Musikvideo zu ihrer Hit-Single „Devil Inside“ und überraschte mit dem Liebesdrama „Seitensprünge“ (1989), zu dem „Twin Peaks“-Komponist Angelo Badalamenti die Musik beisteuerte.
Seine erfolgreichste und produktivste Phase hatte Schumacher in den 1990er Jahren, als er sein ausgeprägtes Stil- und Designbewusstsein mit seinem Gespür für junge Talente so großartige Filme wie „Flatliners – Heute ist ein schöner Tag zum Sterben“ (1990) hervorbrachte. Es war die erste Zusammenarbeit mit dem Komponisten James Newton Howard, der auch durch die weiteren Schumacher-Engagements bei „Entscheidung aus Liebe“ (1991) und „Falling Down – Ein ganz normaler Tag“ (1993) zum Top-Komponisten in Hollywood aufstieg. Das trifft auch auf die fünf jungen Darsteller in „Flatliners“ zurück, vor allem auf Julia Roberts, deren Blockbuster-Erfolg „Pretty Woman“ kurz nach „Flatliners“ in den Kinos anlief. Aber auch Kiefer Sutherland, Kevin Bacon, William Baldwin und Oliver Platt, die das Quintett an ambitionierten Medizin-Studenten vervollständigten, die mit Nahtoderfahrungen experimentieren, profitierten von Schumachers Talentschmiede.
Der Regisseur, der in den 1980er Jahren viele seiner Freunde während der AIDS-Pandemie sterben sah, legte 1991 mit „Entscheidung aus Liebe“ ein etwas einfühlsames Liebesdrama vor, in dem Julia Roberts sich als Krankenschwester in einen leukämiekranken Patienten verliebt, der sich nicht länger einer weiteren qualvollen Chemotherapie unterziehen will. 1993 schickte Schumacher Michael Douglas als durchgeknallten Mittelschichtstypen durch Los Angeles, als er im Stau sein Auto verlässt, zu Fuß nach Hause geht und alle, die ihm dabei in die Quere kommen, aus dem Weg räumt, bis ihm Robert Duvall als Cop das Handwerk legt.
„Wer mag, findet in ‚Falling Down‘ einen dramaturgisch versiert inszenierten, mit Gags und Action angereicherten Film, in dem der Böse bekommt, was er verdient“, urteilt Andreas R. Becker in seiner Rezension auf filmstarts.de. „Aber Regisseur Joel Schumacher lässt uns die Option offen, erheblich mehr hinter dem scheinbar Offensichtlichen zu entdecken und gewährt zwischen den Zeilen eine Vielzahl an gut beobachteten gesellschaftlichen und teils sogar philosophischen Ein- und Ausblicken, die insbesondere im Zuge einer um sich greifenden Amerikanisierung längst nicht mehr nur für die USA Gültigkeit beweisen. Kategorien wie Gut und Böse werden ebenso in Frage gestellt wie unser durch Stereotypen vordefiniertes Denken. Realität ist das, was in unserem Kopf entsteht.“ 
Schumacher hat sich nun endgültig für großes Blockbuster-Kino qualifiziert. 1995 inszenierte er mit „Der Klient“ seine erste Adaption eines John-Grisham-Bestsellers und übernahm anschließend das „Batman“-Franchise von Tim Burton, dem nach „Batman“ und „Batman Returns“ die Lust an weiteren Sequels vergangen war.
Für „Batman Forever“ (1995) steckte er Val Kilmer in ein Fledermauskostüm mit stilisierten Brustwarzen, bot mit gut aufgelegten Stars wie Tommy Lee Jones als Harvey Two-Face, Jim Carrey als Riddler und Nicole Kidman als Dr. Chase Meridian ein kunterbuntes, herrlich subversives Pop-Vergnügen und eröffnete dem versierten und experimentell veranlagten Komponisten Elliot Goldenthal eine wunderbare Bühne für seinen vielschichtigen, hochkomplexen Score.
Nachdem Schumacher 1996 mit „Die Jury“ eine weitere John-Grisham-Adaption vorgelegt hatte, erlitt er mit „Batman & Robin“ (1997) fürchterlichen Schiffbruch. Der Film wurde 1998 gleich in elf Kategorien – darunter für die schlechteste Regie – für die Goldene Himbeere nominiert und bedeutete für Schumacher das Ende der Arbeit mit hochbudgetierten Blockbuster-Produktionen.
Das bedeutete allerdings nicht, dass er anschließend schlechtere Filme inszenierte. 1999 ließ er Nicolas Cage in „8mm – Acht Millimeter“ als Privatdetektiv im Hardcore-Porno-Milieu ermitteln und dort kräftig aufräumen. Ebenfalls 1999 lief das weithin unbeachtete, aber großartig gespielte Drama „Makellos“ an, in dem Robert De Niro einen erzkonservativen Cop spielt, der nach einem Schlaganfall im Rahmen seiner Therapie Gesangsstunden von der Drag Queen Rusty erhält, die von Philip Seymour Hoffman wunderbar verkörpert wird.
Mit dem Kriegsdrama „Tigerland“ (2000) verzichtete Schumacher auf außergewöhnliche Stilisierungen, erzielte durch den ausgiebigen Einsatz der wackligen Handkamera eine authentisch wirkende Atmosphäre, die durch einen zurückhaltenden Score von Nathan Larson und weitgehend ohne künstliche Beleuchtung noch an Eindringlichkeit gewann. Mit „Tigerland“-Star Colin Farrell realisierte Schumacher auch den kleinen, aber effektiven Psychothriller „Nicht auflegen!“ (2002). Auf die erste Zusammenarbeit mit Komponist Harry Gregson-Williams folgten das biografische Krimi-Drama „Die Journalistin“ (2003) mit Cate Blanchett in der Hauptrolle als irische Journalistin, die sich mit ihren Berichten über Drogendealer tödliche Feinde macht, die opulente Verfilmung von Andrew Lloyd Webbers „Das Phantom der Oper“ (2004) und der Mystery-Thriller „Nummer 23“ (2007).
Mit jedem seiner weiteren Projekte – der Horror-Thriller „Blood Creek“ (2009), das Krimi-Drama „Twelve – Die Party ihres Lebens“ (2010) und das Thriller-Drama „Trespass – Auf Leben und Tod“ (2011) – verschwand Schumacher immer weiter vom Radar, inszenierte zuletzt nur noch zwei Folgen der satirischen Polit-Drama-Serie „House of Cards“ (2013).
„Mit Joel Schumacher (1939-2020) verliert Hollywood einen der vielleicht unterschätztesten Studiofilmer der jüngeren Vergangenheit, der die Anforderungen des Hollywood-Mainstreams scheinbar mühelos, oft sogar virtuos mit der exaltierten Eigensinnigkeit des Auteurs und Cine-Stilisten in Einklang bringen konnte. Eine im zeitgenössischen Studiokino selten gewordene, ja vielleicht schon gänzlich ausgestorbene Qualität“, resümiert Sebastian Schwittay in seinem Nachruf auf der Website vom Deutsches Filminstitut Filmmuseum

Filmographie: 
1974: Virginia Hill (Fernsehfilm)
1979: Amateur Night at the Dixie Bar and Grill (Fernsehfilm)
1981: Die unglaubliche Geschichte der Mrs. K. (The Incredible Shrinking Woman)
1983: Die Chaotenclique (D.C. Cab)
1985: St. Elmo’s Fire – Die Leidenschaft brennt tief (St. Elmo’s Fire)
1987: The Lost Boys
1989: Seitensprünge (Cousins)
1990: Flatliners – Heute ist ein schöner Tag zum Sterben (Flatliners)
1991: Entscheidung aus Liebe (Dying Young)
1992: 2000 Malibu Road (Miniserie, 5 Episoden)
1993: Falling Down – Ein ganz normaler Tag (Falling Down)
1994: Der Klient (The Client)
1995: Batman Forever
1996: Die Jury (A Time To Kill)
1997: Batman & Robin
1999: 8mm – Acht Millimeter (8MM)
1999: Makellos (Flawless)
2000: Tigerland
2002: Bad Company – Die Welt ist in guten Händen (Bad Company)
2002: Nicht auflegen! (Phone Booth)
2003: Die Journalistin (Veronica Guerin)
2004: Das Phantom der Oper (The Phantom of the Opera)
2007: Number 23 (The Number 23)
2009: Blood Creek
2010: Twelve
2011: Trespass
2013: House of Cards (Fernsehserie, 2 Episoden)
Playlist:
1. James Newton Howard - A Good Day To Die (Flatliners) - 01:58
2. David Foster - Love Theme From "St.Elmo's Fire" (St. Elmo's Fire) - 03:34
3. Angelo Badalamenti - Love Theme From "Cousins" (Cousins) - 03:27
4. James Newton Howard - Sins of the Past (Flatliners) - 03:03
5. James Newton Howard - McArthur Park (Falling Down) - 02:49
6. James Newton Howard - Driving North / Moving In (Dying Young) - 04:16
7. Elliot Goldenthal - Memories Repressed / Love (Batman Forever) - 02:37
8. Howard Shore - I Know Where The Body's Buried (The Client) - 03:40
9. Elliot Goldenthal - Pavane For Solace (A Time to Kill) - 02:30
10. Elliot Goldenthal - Poison Ivy / Freeze's Plan (Batman & Robin) - 04:59
11. Mychael Danna - Missing Persons (8mm) - 04:47
12. James Newton Howard - Miracle Mile (Falling Down) - 02:43
13. Harry Gregson-Williams - Atonement (The Number 23) - 04:56
14. James Newton Howard - The Maze (Dying Young) - 02:40
15. Nathan Larson - Tigerland (Tigerland) - 04:31
16. Jeff Beal - Making History (House of Cards - Season 1) - 05:35
17. Harry Gregson-Williams - The Killing (Veronica Guerin) - 05:07
18. Mychael Danna - Dance With the Devil (8mm) - 05:37
19. Trevor Rabin - Cover Him (Bad Company) - 02:16
20. David Buckley - I Know One Thing That Never Dies (Blood Creek) - 03:11
21. Elliot Goldenthal - Batcave / Nygmatech Tango /Public Demo (Batman Forever) - 04:41
22. Elliot Goldenthal - Rooftop Seduction / Roof Plunge (Batman Forever) - 02:08
23. James Newton Howard - Redemption (Flatliners) - 04:32
24. Howard Shore - The End (The Client) - 03:39
25. Mychael Danna - Scene of the Crime (8mm) - 05:53
26. Elliot Goldenthal - The Perils of Gotham (Batman Forever) - 02:59
27. Elliot Goldenthal - Frozen Stiff / The Jungle (Batman & Robin) - 02:32
28. Elliot Goldenthal - End Credits (Batman & Robin) - 02:19
29. Harry Gregson-Williams - Trapped (Phone Booth) - 03:40
30. Angelo Badalamenti - Montage [Maria's Theme] (Cousins) - 02:46
31. Gerard McMann - Cry Little Sister (The Lost Boys) - 04:48

Sonntag, 14. Juni 2020

Playlist #295 vom 21.06.2020 - CLINT EASTWOOD Special

Clint Eastwood ist eine lebende Hollywood-Legende. Seit er Mitte der 1950er Jahre erste Schritte in der Schauspielerei unternahm und 1959 durch die Western-Serie „Tausend Meilen Staub“ bekannt und dann in der Rolle des wortkargen Revolverhelden in Sergio Leones „Dollar“-Trilogie weltberühmt wurde, hat sich Eastwood als ebenso produktives wie erfolgreiches Multitalent als Schauspieler, Regisseur, Produzent und Filmkomponist etabliert. Am 31. Mai feierte Eastwood seinen 90.Geburtstag und blickt nun auf mehr 60 Film- und Fernsehrollen und 38 Filme als Regisseur zurück, der für seine Filme „Erbarmungslos“ (1992) und „Million Dollar Baby“ (2004) jeweils zwei Oscars für den Besten Film und die Beste Regie erhalten hat.

Clinton „Clint“ Eastwood wurde am 31. Mai 1930 als Sohn des Buchhalters Clinton Eastwood Sr. und dessen Frau Margareth Ruth Runner in San Francisco geboren und war in der Depressionszeit gezwungen, mit seiner Familie auf der Suche seines Vaters nach Arbeit durchs Land zu ziehen, bis sich die Eastwoods in Oakland niederließen. Der als schüchtern und introvertiert geltende Eastwood begann, eine große Vorliebe für Rhythm & Blues, Blues und Bebop zu entwickeln, hörte sein Idol Charlie Parker 1946 bei einem Konzert in Oakland und spielte als Neunjähriger auf dem Klavier seiner Großmutter, das die Familie bei jedem Umzug mitnahm.
Er besuchte zehn verschiedene Schulen, brach 1948 sein College-Studium ab und nahm Gelegenheitsjobs als Holzfäller, Heizer, Tankwart und Lagerarbeiter an. Seinen Einstieg in die Schauspielerei hat er dem Militärdienst zu verdanken, zu dem er 1951 eingezogen und in Fort Ord zwei Jahre lang als Schwimmlehrer eingesetzt wurde. Hier lernte Eastwood David Janssen, den späteren Darsteller des Richard Kimble in der Serie „Auf der Flucht“, kennen, der dem athletischen Eastwood vorschlug, es ebenfalls in Hollywood zu versuchen.
Nach erfolgreich absolvierten Testaufnahmen bei Universal Mitte der 1950er Jahre erhielt Eastwood Schauspielunterricht und einen Halbjahresvertrag. Zu seinen ersten Engagements zählten kleine Nebenrollen in den Monsterfilmen „Die Rache des Ungeheuers“ und „Tarantula“ (beide 1955), doch wurde Eastwoods Vertrag 1957 nicht verlängert, auch der kurzfristige Vertrag mit RKO Pictures trug keine Früchte. Eastwoods Hartnäckigkeit zahlte sich aber aus, als er 1959 eine der Hauptrollen in der langlebigen Westernserie „Tausend Meilen Staub“ („Rawhide“) ergatterte, wo er bis 1965 in 217 Folgen zu sehen war. Diese Rolle machte den italienischen Regisseur Sergio Leone auf ihn aufmerksam, als er die Hauptrolle für sein Remake von Akira Kurosawas „Yojimbo“ besetzen musste und wegen des geringen Budgets keinen Hollywood-Superstar wie Henry Fonda oder James Coburn verpflichten konnte. Für eine Gage von 15.000 Dollar verkörperte Eastwood in „Für eine Handvoll Dollar“ (1964) einen namenlosen, wortkargen, lässig mit einem Poncho bekleideten Abenteurer, der sich von zwei verfeindeten Clans als Revolvermann anheuern lässt und diese gegeneinander ausspielt. Diese ikonische Rolle spielte Eastwood auch in den beiden Fortsetzungen „Für ein paar Dollar mehr“ (1965) und „Zwei glorreiche Halunken“ (1966).
Da Eastwoods Gage-Forderungen für Leones „Spiel mir das Lied vom Tod“ dem Regisseur zu unverschämt erschienen, kam es zum Bruch zwischen den beiden. Leone engagierte Charles Bronson als Hauptdarsteller, während Eastwoods Karriere in Hollywood erst langsam weiter an Schwung gewann. Dabei spielte er zunächst in dem Spätwestern „Hängt ihn höher“ (1968) und begann seine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Regisseur Don Siegel. Nach dem Action-Krimi „Coogans großer Bluff“ (1968), folgten die Western-Komödie „Ein Fressen für die Geier“ (1970), „Betrogen“ (1971), „Dirty Harry“ (1971) und „Flucht aus Alcatraz“ (1979).
In der Zwischenzeit hat Eastwood das ökonomische Filmedrehen von Siegel gelernt und 1967 mit Malpaso Film seine eigene Produktionsfirma gegründet. Um sein Spektrum als Schauspieler zu erweitern, spielte Eastwood sowohl an der Seite von Lee Marvin einen singenden Goldsucher in der Musical-Komödie „Westwärts zieht der Wind“ (1969) als auch in den Kriegsfilmen „Agenten sterben einsam“ (1968) und „Stoßtrupp Gold“ (1970). Seinen Durchbruch als Superstar feierte Eastwood aber erst in Don Siegels „Dirty Harry“ (1971).
Als schlagkräftiger Polizeiinspektor Harry Callahan jagt er in San Francisco einen psychopathischen Serienmörder und sorgte mit seinen zweifelhaften Methoden für Diskussionsstoff in den Medien. Nichtsdestotrotz avancierte „Dirty Harry“ zur Kultfigur und zog bis 1976 vier Fortsetzungen nach sich. Der erfolgreiche Schauspieler war dazu in dem Actionfilm „Die Letzten beißen die Hunde“ (1974), in dem Western „Ein Fremder ohne Namen“ (1973) und in den Action-Komödien „Der Mann aus San Fernando“ (1978) und „Mit Vollgas nach San Fernando“ (1980) zu sehen. Zwischenzeitlich hat Eastwood aber auch seinen Einstand als Regisseur gefeiert. Nach seinem Debüt mit dem Psychothriller „Sadistico“ (1971) folgten das Liebes-Drama „Begegnung am Vormittag“ (1973), die beiden Western „Ein Fremder ohne Namen“ (1973) und „Der Texaner“ (1975) sowie die beiden Action-Filme „Im Auftrag des Drachen“ (1975) und „Der Mann, der niemals aufgibt“ (1977).
In den 1980er Jahren lief es nicht mehr ganz so rund. Weder der Action-Film „Firefox“ (1982), noch der Thriller „Der Wolf hetzt die Meute“ (1984), das „Dirty Harry“-Sequel „Das Todesspiel“ (1988), das Abenteuer-Drama „Weißer Jäger, schwarzes Herz“ (1990) oder die Action-Komödien „Pink Cadillac“ (1989) und „Rookie – Der Anfänger“ (1990) konnten bei Kritik und Publikum landen. Als Regisseur (und Hauptdarsteller) punktete er allerdings in dem Western „Pale Rider – Der namenlose Reiter“ (1985) und widmete sich kleineren, ambitionierteren Projekten wie „Bronco Billy“ (1980), „Honkytonk Man“ (1982) und der Charlie-Parker-Biografie „Bird“ (1988).
In den 1990er Jahren begann Eastwood, nur unter eigener Regie vor der Kamera zu stehen, nachdem er sein Rollenspektrum zu erweitern begann und auf oft selbstironische Weise mit seinem fortgeschrittenen Alter umging. Nachdem er in Wolfgang Petersens Thriller „In the Line of Fire – Die zweite Chance“ (1993) einen alternden Secret-Service-Agenten verkörperte, der ein Attentat auf den US-Präsidenten vereitelt, bekam er für seine Regiearbeit zum düsteren Spätwestern „Erbarmungslos“ (1992) seine wohlverdiente Anerkennung, als er mit zwei Oscars für seine Rollen als Regisseur und Produzent ausgezeichnet wurde.
Auch Eastwoods nachfolgende Regiearbeiten „Perfect World“ (1993), ein Kriminaldrama mit Kevin Costner in für ihn ungewohnter Hauptrolle als Verbrecher auf der Flucht, und das romantische Drama „Brücken am Fluss“ (1995) gefielen Kritikern und Publikum gleichermaßen. Zwar konnte Eastwood mit den Thrillern „Absolute Power“ (1997), „Ein wahres Verbrechen“ (1999) und der Verfilmung von Michael Connellys Thriller „Blood Work“ (2002) sowie dem schwülstigen Krimidrama „Mitternacht im Garten von Gut und Böse“ (1997) nicht mehr ganz so überzeugen, dafür gelang ihm mit „Space Cowboys“ im Jahr 2000 ein launiges Weltraum-Abenteuer über vier alternde Astronauten, bevor er 2003 mit der Verfilmung von Dennis Lehanes Roman „Mystic River“ und dem Boxer-Drama „Million Dollar Baby“ (2005) Oscars für die Beste Regie und die Beste Produktion einheimsen konnte.
2006 inszenierte die beiden Kriegsfilme „Flags of Our Fathers“ und „Letters from Iwo Jima“, die jeweils aus US-amerikanischer und japanischer Sicht die 1945 stattgefundene Schlacht um Iwojima im Pazifikkrieg thematisierte. In den folgenden Jahren drehte Eastwood das Drama „Der fremde Sohn“ (2008) mit Angelina Jolie in der Hauptrolle, 2009 die beiden erfolgreichen Dramen „Gran Torino“ und „Invictus – Unbezwungen“, das mystische Drama „Hereafter - Das Leben danach“ (2010) und das Biopic „J. Edgar“ (2011), bevor er 2012 unter der Regie von Robert Lorenz in „Back in the Game“ einen alternden Baseball-Scout spielte.
Bevor er 2018 unter eigener Regie bei „The Mule“ (zusammen mit seiner Tochter Alison Eastwood) vor der Kamera stand, inszenierte Eastwood 2014 sowohl das biografische Musikerdrama „Jersey Boys“ als auch „American Sniper“, in dem Bradley Cooper einen ausgezeichneten Scharfschützen im Irakkrieg spielt. 2016 folgte das Drama „Sully“ mit Tom Hanks als Pilot einer Passagiermaschine, die er im Hudson River notlanden musste, 2018 das Drama „15:17 to Paris“.
Zuletzt realisierte Eastwood das biografische Drama „Der Fall Richard Jewell“ (2019).
Neben seiner Karriere als Schauspieler, Regisseur und Produzent ist auch Eastwoods Liebe für die Musik, vor allem für Jazz bekannt. Schließlich trat Eastwood in jungen Jahren in Oakland als Pianist in einem Nachtclub auf und erlebte die Jazz-Größe Charlie Parker live. Für seine Parker-Filmbiographie „Bird“ verwendete Eastwood neu abgemischte Parker-Aufnahmen, die er von seinem langjährigen musikalischen Wegbegleiter Lennie Niehaus (der u.a. die Filme „City Heat“, „Pale Rider“, „Heartbreak Ridge“, „Erbarmungslos“, „Perfect World“ und „Die Brücken am Fluss“ bis zu „Space Cowboys“ und „Blood Work“ vertonte) orchestrieren ließ.
Auch mit dem argentinischen Jazz-Pianisten, Komponisten und Arrangeur Lalo Schifrin verband Eastwood eine langjährige Zusammenarbeit. Schifrin unterlegte nicht nur drei der „Dirty Harry“-Filme mit seinem Big-City-Jazz, sondern auch „Der Mann, der niemals aufgibt“.
In den letzten Jahren trat Eastwood auch immer öfter selbst als Komponist in Erscheinung. So schrieb er zusammen mit Lennie Niehaus bereits die musikalischen Themen für „Erbarmungslos“ („Claudia’s Theme“) und „Die Brücken am Fluss“ („Doe Eyes“), schließlich komponierte er die Scores zu seinen Filmen „Mystic River“, „Million Dollar Baby“, „Flags of Our Fathers“, „Der fremde Sohn“, „Hereafter – Das Leben danach“ und „J. Edgar“.
2003 inszenierte Eastwood den Dokumentarfilm „Piano Blues“, der den Abschluss zu Martin Scorseses Serie „The Blues“ bildete und in dem Eastwood zu neuen Interviews und Auftritten von Ray Charles, Pinetop Perkins, Dave Brubeck, Marcia Ball, Jay McShann, Dr. John und Pete Jolly über seine lebenslange Leidenschaft für den Piano Blues berichtet.

Filmographie:
Als Darsteller 
1955: Die Rache des Ungeheuers (Revenge of the Creature)
1955: Allen in Movieland (Fernsehfilm)
1955: Francis in the Navy
1955: Die nackte Geisel (Lady Godiva)
1955: Tarantula
1956: Klar Schiff zum Gefecht (Away All Boats)
1956: Highway Patrol (Fernsehserie, Episode 1x27)
1956: Noch heute sollst du hängen (Star in the Dust)
1956: Nur Du allein (Never Say Goodbye)
1956: The First Traveling Saleslady (The First Traveling Saleslady)
1956: Im wilden Westen (TV-Serie)
1957: Verschollen in Japan (Escapade in Japan)
1958: Ambush at Cimarron Pass
1958: Lafayette Escadrille
1959: Maverick (Fernsehserie, Episode 2x19)
1959–1965: Tausend Meilen Staub (Rawhide, Fernsehserie, 217 Episoden)
1964: Für eine Handvoll Dollar (Per un pugno di dollari)
1965: Für ein paar Dollar mehr (Per qualche dollaro in più)
1966: Hexen von heute (Le Streghe)
1966: Zwei glorreiche Halunken (Il Buono, il brutto, il cattivo)
1968: Agenten sterben einsam (Where Eagles Dare)
1968: Coogans großer Bluff (Coogan’s Bluff)
1968: Hängt ihn höher (Hang ’Em High)
1969: Westwärts zieht der Wind (Paint Your Wagon)
1970: Ein Fressen für die Geier (Two Mules for Sister Sara)
1970: Stoßtrupp Gold (Kelly’s Heroes)
1971: Betrogen (The Beguiled)
1971: Sadistico (Play Misty for Me)
1971: Dirty Harry
1972: Sinola (Joe Kidd)
1973: Dirty Harry II – Calahan (Magnum Force)
1973: Ein Fremder ohne Namen (High Plains Drifter)
1974: Die Letzten beißen die Hunde (Thunderbolt and Lightfoot)
1975: Der Texaner (The Outlaw Josey Wales)
1975: Im Auftrag des Drachen (The Eiger Sanction)
1976: Dirty Harry III – Der Unerbittliche (The Enforcer)
1977: Der Mann, der niemals aufgibt (The Gauntlet)
1978: Der Mann aus San Fernando (Every Which Way But Loose)
1979: Flucht von Alcatraz (Escape from Alcatraz)
1980: Mit Vollgas nach San Fernando (Any Which Way You Can)
1980: Bronco Billy
1982: Firefox
1982: Honkytonk Man
1983: Dirty Harry kommt zurück (Sudden Impact)
1984: City Heat – Der Bulle und der Schnüffler (City Heat)
1984: Der Wolf hetzt die Meute (Tightrope)
1985: Pale Rider – Der namenlose Reiter (Pale Rider)
1986: Heartbreak Ridge
1988: Das Todesspiel (The Dead Pool)
1988: Thelonious Monk – Eine Jazzlegende (Thelonious Monk: Straight, No Chaser)
1989: Pink Cadillac
1990: Rookie – Der Anfänger (The Rookie)
1990: Weißer Jäger, schwarzes Herz (White Hunter Black Heart)
1992: Erbarmungslos (Unforgiven)
1993: In the Line of Fire – Die zweite Chance (In the Line of Fire)
1993: Perfect World (A Perfect World)
1995: Die Brücken am Fluß (The Bridges of Madison County)
1997: Absolute Power
1999: Ein wahres Verbrechen (True Crime)
2000: Space Cowboys
2002: Blood Work
2004: Million Dollar Baby
2008: Gran Torino
2012: Back in the Game (Trouble with the Curve)
2018: The Mule

Als Regisseur
1971: Sadistico (Play Misty for Me)
1973: Begegnung am Vormittag (Breezy)
1973: Ein Fremder ohne Namen (High Plains Drifter)
1975: Der Texaner (The Outlaw Josey Wales)
1975: Im Auftrag des Drachen (The Eiger Sanction)
1977: Der Mann, der niemals aufgibt (The Gauntlet)
1980: Bronco Billy
1982: Firefox
1982: Honkytonk Man
1983: Dirty Harry kommt zurück (Sudden Impact)
1985: Pale Rider – Der namenlose Reiter (Pale Rider)
1986: Heartbreak Ridge
1988: Bird
1990: Rookie – Der Anfänger (The Rookie)
1990: Weißer Jäger, schwarzes Herz (White Hunter Black Heart)
1992: Erbarmungslos (Unforgiven)
1993: Perfect World (A Perfect World)
1995: Die Brücken am Fluß (The Bridges of Madison County)
1997: Mitternacht im Garten von Gut und Böse (Midnight in the Garden of Good and Evil)
1997: Absolute Power
1999: Ein wahres Verbrechen (True Crime)
2000: Space Cowboys
2002: Blood Work
2003: Mystic River (auch Musik)
2003: Piano Blues
2004: Million Dollar Baby (auch Musik)
2006: Flags of Our Fathers (auch Musik)
2006: Letters from Iwo Jima
2008: Der fremde Sohn (Changeling) (auch Musik)
2008: Gran Torino
2009: Invictus – Unbezwungen (Invictus)
2010: Hereafter – Das Leben danach (Hereafter) (auch Musik)
2011: J. Edgar (auch Musik)
2014: Jersey Boys
2014: American Sniper
2016: Sully (auch Musik)
2018: 15:17 to Paris
2018: The Mule
2019: Der Fall Richard Jewell (Richard Jewell)
Playlist: 
1. Ennio Morricone - Main Title (A Fistful of Dollars) - 02:58
2. Ennio Morricone - Main Title (Two Mules for Sister Sara) - 04:13
3. Ennio Morricone - La resa die conti (Per qualche dollaro in più) - 03:09
4. Ennio Morricone - The Trio (The Good, the Bad & the Ugly) - 04:46
5. Dee Barton - Headstone and End Credits (High Plains Drifter) - 02:15
6. Clint Eastwood - Theme from Mystic River (Mystic River) - 05:05
7. Clint Eastwood - Blue Morgan [End Credits] (Million Dollar Baby) - 04:29
8. Clint Eastwood - I Couldn't Sleep (Grace Is Gone) - 03:46
9. Clint Eastwood - End Title (Changeling) - 06:17
10. Clint Eastwood - Hereafter End Credits (Hereafter) - 04:44
11. Lennie Niehaus - Theme Variation #3 (The Bridges of Madison County) - 05:14
12. Kyle Eastwood & Michael Stevens - Invictus Theme (Invictus) - 04:10
13. Lennie Niehaus - End Titles Part 2 (True Crime) - 02:40
14. Lennie Niehaus - End Credits (A Perfect World) - 05:24
15. Lennie Niehaus - Lieutenant's Stealthy (City Heat) - 02:39
16. Lennie Niehaus - Christy's Dance (Absolute Power) - 03:43
17. Lennie Niehaus - Show Me Your Heart (Blood Work) - 03:31
18. Lalo Schifrin - Coogan Raga' and Pushie's Pool (Coogan's Bluff) - 04:34
19. Lalo Schifrin - Main Title (Dirty Harry) - 03:31
20. Lalo Schifrin - Amputation Aftermath (The Beguiled) - 04:32
21. Jerry Fielding - Finale [Elegy for Inspector Moore] (The Enforcer) - 03:01
22. Marco Beltrami - He'll Wait (Trouble with the Curve) - 03:59
23. Clint Eastwood - The Medals (Flags of our Fathers) - 03:01
24. Clint Eastwood - Dying Mother (J. Edgar) - 02:38
25. Clint Eastwood  - Simulation (Sully) - 04:56
26. Lalo Schifrin - Rita (Joe Kidd) - 05:14
27. Charlie Parker - April In Paris (Bird) - 03:20
28. John Williams - The Top of the World (The Eiger Sanction) - 03:10

Samstag, 6. Juni 2020

Playlist #294 vom 07.06.2020 - NEUHEITEN 2020 (2)

Die zweite Neuheiten-Sendung in diesem Jahr vereint wieder einen bunten Mix aus Neuheiten und Neuveröffentlichungen klassischer Scores, Film- und Serien-Produktionen, Filmmusik-Legenden wie James Horner, John Williams, Jerry Goldsmith, Maurice Jarre und Bill Conti, prominente zeitgenössische Vertreter wie Max Richter, Rachel Portman, Ramin Djawadi, Tom Holkenborg und Nicholas Britell sowie interessante neue Namen wie Rafael May, Snorri Hallgrímsson und Heather McIntosh.

Das US-amerikanische Soundtrack-Label Intrada hat in den letzten Wochen eine Vielzahl legendärer Scores veröffentlicht, darunter erweiterte Fassungen von James Horners berühmter Musik zu Edward Zwicks Bürgerkriegs- und Liebesdrama „Legenden der Leidenschaft“ (1994) und John Williams‘ Komposition zu Mark Rydells Farmer-Drama „The River“ (1984).
James Horner hatte mit Zwick bereits erfolgreich an dem Bürgerkriegsdrama „Glory“ (1989) zusammengearbeitet und fand für die Verfilmung von Jim Harrisons erstmals 1979 in Esquire veröffentlichten Bestseller-Geschichte „Legends of the Fall“ die richtigen Töne. Im Interview mit Steven Smith für die Los Angeles Times sprach der 2015 verstorbene Komponist über die besondere Herausforderung, die Geschichte einer Familie zu vertonen, in der sich die drei Söhne von Colonel William Ludlow (Anthony Hopkins), Alfred (Aidan Quinn), Tristan (Brad Pitt) und Samuel (Henry Thomas) in den Wirren des Bürgerkriegs allesamt in dieselbe Frau, Susanna (Julia Ormand) verlieben.
„Es ist eine sehr schwierige Geschichte, um sie glaubhaft zu machen, ohne dass sie wie ,Peyton Place‘ wirkt. Ich wollte, dass die Musik all die Dinge zementiert, die zementiert werden mussten, ohne sie ins Melodram zu drängen. Die Töne tendierten zu sehr einfacher Americana, sehr klaren Harmonien, sehr simplem melodischen, auf Akkorden basierendem Schreiben. Und indem ich manche Töne herzzerbrechend kreiere, kann ich das Publikum auf diese Weise eher manipulieren, statt es üppig und übertrieben zu machen.“ 
Horner, der gern mit Leitmotiven gearbeitet und seine Melodien mit Intervallen und alternierenden Rhythmen versehen hat, komponierte fünf verschiedene Themen für „Legends of the Fall“, die sich durch den ganzen Film ziehen und durch ein volles Orchester aus Streichern, Holz- und Blechbläsern, aber auch einer Vielzahl von Percussions und ethnischen Instrumenten wie Shakuhachi-Flöte und Fiedel zum Ausdruck kommen.
Klassische Americana-Klänge fand John Williams auch für Mark Rydells Drama „The River“, für dessen Drehbuch sich Robert Dillon von einem Zeitungsartikel über amerikanische Farmer in Tennessee inspirieren ließ, die nach dem von Jimmy Carter gegen die Sowjetunion erlassenen Getreide-Embargo in schwere Not geraten und gezwungen waren, Jobs in Stahl-Minen anzunehmen, nur um festzustellen, dass sie unwissentlich Streikbrecher für streikende Minenarbeiter geworden sind. John Williams, der mit Rydell bereits an „The Cowboys“ (1972) und „Cinderella Liberty“ (1973) gearbeitet hatte, schuf für „The River“ einen Oscar-nominierten Score, dessen wunderschönes Hauptthema in verschiedenen Variationen über den Film verstreut ist.
Zu den neuen Namen in der heutigen Sendung zählt der australische Komponist Rafael May, der 2018 die Musik für „Ghosthunter“, den Gewinner des Documentary Australia Foundation Award beim Sydney Film Festival, komponiert hatte und nun mit „Hearts and Bones“ die Geschichte einer schwierigen Freundschaft zwischen einem Kriegsfotografen und einem Flüchtling auf sehr poetische Weise mit zarten Gitarrenklängen, elektrischer Violine, Cello und Chor musikalisch untermalt.
Ruhig geht es mit Volker Bertelmann weiter, der bislang unter seinem Künstlernamen Hauschka populär geworden war, seit seinem wachsenden Erfolg im Filmmusikbereich („Adrift“, „1000 Arten Regen zu beschreiben“, „Glück“) aber nun unter seinem richtigen Namen in Erscheinung tritt. Sowohl für die bereits 2014 entstandene Dokumentation „Schnee von gestern“ von Yael Reuveny über zwei Geschwister, die den Holocaust überlebt haben, als auch für Caroline Links Verfilmung von Judith Kerrs Roman „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ fand Bertelmann einfühlsame Piano-Klänge, die teilweise von Streichern unterstützt werden.
Nach dem tragischen Tod des isländischen Ausnahmekomponisten Jóhann Jóhannsson (1969 – 2018) präsentiert sein Label Deutsche Grammophon posthum bislang unveröffentlichte Werke, so auch seine einfühlsame, von zarten Piano-Akzenten und sanft schwebenden Streichern geprägte Musik zu David Hollanders Drama „Personal Effects“ (2009) mit Michelle Pfeiffer und Ashton Kutcher in den Hauptrollen.
In Jóhannssons Fußstapfen könnte nun sein aus Reykjavík stammende Landsmann Snorri Hallgrímsson treten. Der an der Iceland Academy of the Arts und am Berklee College of Music ausgebildete Komponist, Produzent und Multi-Instrumentalist hat eng mit Ólafur Arnalds an dessen Alben „The Chopin Project“, „Island Songs“ und der Fernsehserie „Broadchurch“ zusammengearbeitet und mit seiner Musik zum Dokumentarfilm „Chasing the Present“ seinen ersten eigenverantwortlichen, sehr ruhigen und atmosphärisch dichten Soundtrack produziert – mit Unterstützung seines langjährigen Kollaborateurs.
Neben neuen Soundtracks zu den Fernsehserien „Westworld“ (Ramin Djawadi), „My Brilliant Friend“ (Max Richter), „Succession“ (Nicholas Britell), „White Lines“ (Tom Holkenborg), „Dispatches from Elsewhere“ (Atticus Ross, Leopold Ross & Claudia Sarne), „Baghdad Central“ (H. Scott Salinas), „Mrs. America“ (Kris Bowers), „Love Life“ (Dan Romer & Mike Tuccillo), „Run“ (Dickon Hinchliffe), „Normal People“ (Stephen Rennicks) und „Save Me“ (Bryan Senti & Dustin O‘Halloran) gibt es vielschichtige elektronische Kompositionen von Alex Somers zum Animations-Dokumentar-Kurzfilm „Hier sind wir: Anleitung zum Leben auf der Erde“ und ruhige, teils vertrackt arrangierte Klänge von Atli Örvarsson zur Mini-Serie „Defending Jacob“ von Apple TV+ und Heather McIntosh zu Scott Teems‘ Mystery-Thriller „The Quarry“.
Ein wunderschönes Konzeptalbum jenseits der Filmmusik schuf die Oscar-prämierte Komponistin Rachel Portman („Chocolat“, „Gottes Werk & Teufels Beitrag“) mit „Ask the River“.
„Ich war auf der Suche danach, etwas sehr Zartes und Leises über die Vorstellung von Liebe zu schreiben“, erzählt die Britin. „Liebe zur Schönheit der Natur und Wildnis ebenso wie die Liebe zu anderen Menschen. Es schien, als müsste es sehr still sein, so wie es beginnt und endet, und der Musik zu erlauben, sehr einfach zu sein, ohne zu viele Noten – dies kann eine Herausforderung sein, und es wollte nicht simple erscheinen. Die Musik hält meist zu Beginn den Atem an und entweicht dann stückweise und öffnet sich ganz während sie voranschreitet.“ 
Das Album profitiert dabei vom einfühlsamen Cello-Spiel von Caroline Dale und ist Portmans Tochter Giulia gewidmet.
Die Sendung endet mit einigen Neuveröffentlichungen klassischer Scores, beginnend mit den beiden Scores, die Oscar-Gewinner Bill Conti („The Right Stuff“, „Rocky“, „The Karate Kid“) zu dem bereits 1978 entstandenen komödiantischen Mystery-Thriller „The Big Fix“ und dem auf ein jugendliches Publikum zugeschnittenen Cold-War-Thriller „Gotcha!“ (1985) schrieb.
Maurice Jarre komponierte zu dem Kidnapping-Thriller-Drama „The Collector“ (1965) des mehrfachen Oscar-Gewinners William Wyler einen ungewöhnlich lyrischen, nostalgisch angehauchten Score, der zusammen mit der jazzigen Musik von Mark Lawrence zu dem Liebesdrama „David & Lisa“ (1962) von Intrada auf einer CD veröffentlicht worden ist.
Zum Abschluss werden mit „Morituri“ (1965) und „Take Her, She’s Mine“ (1963) zwei ganz unterschiedliche Werke des damals noch jungen Jerry Goldsmith präsentiert. Während der damals 36-jährige Goldsmith für Bernhard Wickis Zweiter-Weltkrieg-Drama „Morituri“ seine Vorliebe für experimentelle Klänge mit einer Solo-Zither, Cembalo, elektrischer Gitarre und östlichen Instrumenten zum Ausdruck brachte, bekam er drei Jahre zuvor die Gelegenheit, mit „Take Her, She’s Mine“ seine erste Filmkomödie zu vertonen, was ihn dazu antrieb, auch in folgenden Jahren immer wieder Abstecher in dieses Genre zu unternehmen („The Trouble With Angels“, „The Lonely Guy“, „Dennis the Menace“).
In der Gerald Fried Collection von Caldera Records erscheint nach „The Baby“ und „Birds Do It, Bees Do It“ mit „One Potato, Two Potato“ der Score zu dem weithin kaum beachteten Drama „Ruf nicht zu laut“ aus dem Jahre 1964. Fried kreierte zu dem Drama von Larry Peerce um eine gemischtrassige Ehe einen sehr melodischen, dramatischen Score, dessen eindringliches Hauptthema in verschiedenen Variationen immer wieder zu hören ist.
Playlist:
1. James Horner - Coming Home / Tristan and Susannah (Legends of the Fall) - 05:02
2. John Williams - Main Title [Rain Clouds Gather] (The River) - 03:10
3. Rafael May - End Title (Hearts and Bones) - 05:59
4. Volker Bertelmann - Letter (Schnee von Gestern) - 03:51
5. Volker Bertelmann - Auf Wiedersehen (Als Hitler das rosa Kaninchen stahl) - 02:59
6. Jóhann Jóhannsson - Things We Left Behind (Personal Effects) - 03:08
7. Snorri Hallgrímsson - Release (Chasing the Present) - 03:39
8. Heather McIntosh - Life and Death in Texas (The Quarry) - 03:12
9. Max Richter - The Young Mariner [MBF Version] (My Brilliant Friend - Season 2) - 04:07
10. Tom Holkenborg - Darker Night (White Lines) - 03:23
11. Tom Holkenborg - Legend of Cerberus / Mutley's Story (SCOOB!) - 03:14
12. Ramin Djawadi - Dissolved Girl (Westworld - Season 3) - 03:28
13. Atticus Ross, Leopold Ross, Claudia Sarne - Occasionally Scares (Dispatches From Elsewhere - Music From the Elsewehere Society) - 03:35
14. Atli Örvarsson - Secrets and Lies (Defending Jacob) - 04:24
15. H. Scott Salinas - Khafaji's Theme (Baghdad Central) - 04:05
16. Rachel Portman - Much Loved (Ask the River) - 04:22
17. Jonathan Beard - I Choose to Move Forward (Heavenquest) - 02:04
18. Nicholas Britell - Andante Con Moto - Piano and Strings - "Vaulter" (Succession - Season 2) - 02:55
19. Dickon Hinchliffe - Find the Boy (Run) - 02:30
20. Dan Romer & Mike Tuccillo - Heavy In Her Body (Love Life) - 04:20
21. Kris Bowers - Epilogue (Mrs. America) - 03:14
22. Alex Somers - Patterns of Stars (Here We Are) - 04:08
23. Stephen Rennicks - Together Again (Normal People) - 02:54
24. Bill Conti - Sascha, Meet Vlad [Original] (Gotcha!) - 03:08
25. Bill Conti - Lila (The Big Fix) - 02:55
26. Maurice Jarre - Seduction (The Collector) - 03:51
27. Mark Lawrence - David & Lisa's Love Song (David & Lisa) - 03:50
28. Jerry Goldsmith - Bon Voyage / Hot Wire (Morituri) - 03:41
29. Jerry Goldsmith - Take Her, She's Mine [Waltz Arrangement] (Take Her, She's Mine) - 03:00
30. Gerald Fried - The Decision Sorrow (One Potato, Two Potato) - 03:23
31. Bryan Senti & Dustin O'Halloran - The Edge (Save Me Too) - 07:27

Montag, 11. Mai 2020

Playlist #293 vom 24.05.2020 - THE ART OF NOISE / ANNE DUDLEY Special

Auf ihrer Homepage bezeichnen sich The Art Of Noise treffenderweise als ein Amalgam aus „part studio experiment, part pop group, part time, part play, part considerate, part pioneers, part theory, part science, part art“. Die 1983 von Anne Dudley, Gary Langan und Paul Morley gegründete Band zählt zu den ersten Acts, die sich ausgiebig der Fairlight-Sampling-Technik bedient haben und neben Kraftwerk und James Brown am meisten von anderen Künstlern gesampelt werden. Seit ihrer Auflösung im Jahr 1990 hat sich Anne Dudley, die treibende Kraft hinter The Art Of Noise, vor allem in der Filmmusik einen Namen gemacht und 1997 für ihren Score zu „Ganz oder gar nicht“ einen Oscar gewonnen.

Die Idee zu The Art Of Noise wurde geboren, als Gary Langan und J..J Jeczalik einen Drum-Riff sampelten, den die Rock-Band Yes verwarf, als Trevor Horn ihr Album „90125“ produzierte. Es war das erste Mal, dass ein komplettes Drum-Riff auf einem Fairlight, C.M.I. Sampler gesampelt wurde, der es dem Programmierer ermöglichte, alles zu sequenzieren, was gesampelt worden ist. Zu jener Zeit war Trevor Horn gerade dabei, sein neues Label Zang Tuum Tumb (ZTT) an den Start zu bringen, das er mit seiner Frau Jill Sinclair und dem ehemaligen NME-Journalisten Paul Morley mit Unterstützung von Langan gegründet hatte.
Für den geplanten Deal mit Island Records musste allerdings auch ein erster Act unter Vertrag genommen werden. Nach einigen erfolglosen Versuchen war Horn von dem Demo angetan, das Langan und Jeczalik eingespielt hatten, und spielte es Chris Blackwell, dem Gründer von Island Records, vor, der es wiederum in einigen Clubs in New York laufen ließ und nach seiner Rückkehr nach London den Deal mit den beiden Künstlern und Horns Label eintütete.
Anne Dudley, die zuvor Material für Frankie Goes to Hollywood, ABC und Paul McCartney arrangiert und produziert hatte, stieß schließlich zu dem Projekt, um die Melodien beizusteuern. Da sie allesamt Vollzeit-Jobs nachgingen – Langan als Sound Engineer/Produzent, Jeczalik als Computer-Programmierer, Dudley als Arrangeurin, Keyboard-Spielerin und Horn als Produzent -, nahmen sie ihre Sachen in ihrer Freizeit auf. Sie gehörten alle zu Trevor Horns Produktionsteam und hatten gemeinsam an dem ABC-Klassiker „The Lexicon Of Love“ und Malcolm McLarens „Duck Rock“-Album mitgewirkt. Von McLaren haben sie alle gelernt, die Regeln der Musik zu ignorieren und Sachen zu mixen, um dann zu sehen, was passiert.
Morley wurde das fünfte Mitglied der Band, nicht als Musiker, sondern als Ideengeber. Er schrieb Liner Notes, benannte die Tracks, wurde zum Sprachrohr der Band und wählte auch den Bandnamen aus, der auf der englischen Übersetzung des Anfang des 20. Jahrhunderts erschienenen Manifestes „L’arte Dei Rumori“ des italienischen Futuristen Luigi Russolo basiert. Sie selbst sahen sich als Futuristen in dem Sinne an, als sie an der Zukunft interessiert waren und danach strebten, die Zukunft zu einem besseren Ort zu machen. Also verwendeten sie die Technologie der Zukunft, um so zu klingen, als wären sie bereits Bestandteil der Zukunft.
The Art Of Noise spürten noch die Ausläufer des Punk, Post-Punk und New Wave und wollten sich selbst außerhalb jeder Mode und jeden Stils positionieren. Sie bedienten sich so unterschiedlicher Quellen wie Hip-Hop, Rock, Jazz, Rhythm & Blues, Pop, Klang- und Geräusch-Aufnahmen, um sie zu postmodernen, meist instrumentalen Soundscapes zusammenzufügen, die von Künstlern wie Kraftwerk, John Cage, Marcel Duchamp, Terry Riley, Miles Davis, Todd Rundgren, Marvin Gaye und Tangerine Dream inspiriert wurden.
Auf ihrem ersten Gruppentreffen am 2. Februar 1983 entschieden sie unter anderem, dass sie nie in ihren Videos in Erscheinung treten, keinen Leadsänger haben und die Technologie nutzen würden, um die Vorstellungskraft zu befreien.
Im September 1983 erschien mit der 9-Track-EP „Into Battle With The Art Of Noise“ sowohl das Debüt von The Art Of Noise als auch die erste Veröffentlichung auf ZTT. Mit ihrem gesichtslosen Auftreten sorgten sie vor allem in den USA für Verwirrung, wo sie zum „Best Black Act“ des Jahres 1984 gekürt wurden. Durch den zum Hit avancierten Track „Beat Box“ wurde die EP zur Nummer 1 in den US-amerikanischen Dance-Charts. Es war die erste Platte, bei der die heutzutage als „Cut and Paste“ bekannte Technik zum Einsatz kam oder ein instrumentaler Love Song wie „Moments In Love“ den Klang von schlagenden Hämmern statt dem Sound von Drums verwendete.
Im Juni 1984 erschien das Debütalbum „(Who’s Afraid Of?) The Art Of Noise“, das mit „A Time For Fear“ eröffnet wurde, einem Track, der das Augenmerk auf die illegale Invasion der zum britischen Imperium gehörenden Insel Grenada durch die USA lenkte. Das Stück illustrierte, dass Technologie auch dazu verwendet werden kann, ernste Themen zu verarbeiten, indem Nachrichten-Meldungen gesampelt und in eine lyrische Performance verwandelt werden können, statt Musik für den Dancefloor zu produzieren.
Eine zweite Version von „Close (To The Edit)“ wurde im November veröffentlicht und von einem animierten Video von Andy Morahan begleitet. Im Februar 1985 erreichte die Single mit Platz 8 in den UK-Charts ihre höchste Position. Nun begannen sich auch Teen-Musik-Magazine und Radio-Shows für die Band zu interessieren, was allerdings auch zu Spannungen innerhalb der Band führte. Die Medien hatten bislang nur Trevor Horn und Paul Morley als treibende Kräfte hinter The Art Of Noise wahrgenommen, vor allem durch das zweite Video zu „Beat Box“, wo Morley im Intro und dann im Outro zusammen mit Horn zu sehen war, wie er hinter einem Mischpult in seinem SARM-Studio saß. Mit der Art und Weise, wie The Art Of Noise wahrgenommen und vermarktet wurden, begann die Idee einer gesichtslosen Gruppe zu verschwinden. Dudley, Jeczalik und Langan erschienen ohne Horn erstmals im Fernsehen. Nachdem sie in der Channel-Four-Serie „The Tube“ mit Morley als Sprecher live auftraten, waren sie bei BBCs „Top Of The Pops“ zu sehen, wie sie ohne Masken zu „Close (To The Edit“) tanzten.
Als der Vertrag mit ZTT auslief, trennten sich Dudley, Jeczalik und Langan von Horn und Morley und unterschrieben bei Derek Greens Label China Records, während Horn und Morley ein Spin-Off-Projekt namens Art & Act gründeten (die aber nur mit einem Track namens „Life's A Barrel Of Laughs (Out Of This World Mix)“ auf der 2011 veröffentlichten Compilation „The Art Of The 12" (A Celebration Of The Extended Remix)“ in Erscheinung getreten sind).
Mit der ersten Veröffentlichung auf China Records, der Single „Legs“, begannen die Medien zu realisieren, dass Horn und Morley nicht The Art Of Noise waren, so dass das Trio nun die Aufmerksamkeit erhielt, die es verdiente. Auf ihrer nächsten Single „Peter Gunn“ präsentierten The Art Of Noise ihren ersten Gast-Künstler. Der legendäre US-amerikanische Gitarrist Duane Eddy hatte bereits 1959 einen Hit mit der von Henry Mancini komponierten Fernsehserien-Titelmusik und nahm die neue Version in Anne Dudleys Wohnzimmer auf.
Während Langan ein Spandau-Ballet-Album produzierte, traten Dudley und Jeczalik erneut bei „The Tube“ mit einer Live-Band auf und spielten „Opus 4“, „Paranoimia“ und „Peter Gunn“, dann bei „Top Of The Pops“ und auf dem Montreaux Rock Festival.
Im April 1986 erschien mit „In Visible Silence“ das zweite, melodischere und strukturiertere Album, das bis auf Platz 18 in den britischen Charts stieg. Für die Single „Paranoimia“ wurde eine neue Version mit Max Headroom als Gastsänger eingespielt, nachdem die Band damit beauftragt worden war, ein neues Thema für die zweite Staffel der Max Headroom Show zu komponieren. Sie steuerten auch ein neues Thema für die Show „The Krypton Factor“ bei und gingen auf eine Tour durch die USA und Japan, die im Londoner Hammersmith Odeon ihr Ende fand.
Im Oktober 1986 erschien nicht nur eine langsamere Fortsetzung der Single „Legs“ namens „Legacy“, die sich auf dem Album „Re-Works Of Art Of Noise“ wiederfand, sondern auch das Album „Daft“, das eine erweiterte Version des Debütalbums darstellte. Anschließend verließ Gary Langan die Band, um seine eigene Karriere zu verfolgen, blieb The Art Of Noise aber verbunden.
Am 24. Februar 1987 erhielten The Art Of Noise in der Kategorie „Best Rock Instrumental Performance“ einen Grammy für „Peter Gunn“ und waren in zwei Hollywood-Produktionen prominent vertreten. So komponierten Anne Dudley und J.J. Jeczalik für die Komödie „Das Chaoten-Team“ („Disorderlies“) den kompletten Score. In der Komödie „Schlappe Bullen beißen nicht“ („Dragnet“) mit Dan Aykroyd und Tom Hanks in den Hauptrollen waren sie mit zwei Versionen ihres Tracks „Dragnet“ vertreten, von denen der Mix von Arthur Baker als Single veröffentlicht wurde.
Mit ihrem nächsten Album „In No Sense? Nonsense!“ integrierten Dudley und Jeczalik nicht nur einige Mitglieder ihrer Live-Band, sondern auch ein Orchester und einen Chor, während Roger Dudley, Stuart Breed, Ted Hayton und Bob Kraushaar den Job von Langan als Engineer übernahmen. So erhielt das Album einen modernen Klassik-Touch, wobei ein Track durch Ambient-Sounds in den nächsten überging. Anne Dudley begann nun nebenbei auch ihre Karriere als Filmkomponistin voranzutreiben, steuerte sowohl zu dem romantischen Comedy-Drama „Inkognito“ als auch der Phil-Collins-Komödie „Buster“ die Musik bei.
1988 nahmen Dudley und Jeczalik zusammen mit dem walisischen Sänger Tom Jones eine Cover-Version des Prince-Hits „Kiss“ auf und erreichten damit Platz 5 der UK-Charts, wodurch Tom Jones vor allem jüngere Fans gewinnen konnte. Für das vorerst letzte Album „Below The Waste“ (1989) nahmen Dudley und Jeczalik zusammen mit der südafrikanischen Band Mahlathini and The Mahotella Queens die Single „Yebo!“ und die beiden Tracks „Chain Gang“ und „Spit“ auf.
Im Vergleich zu den Vorgängern war „Below The Waste“ von World-Music-Klängen und orchestralen Stücken geprägt. Der letzte Albumtrack „Finale“ wies bereits darauf hin, dass die Geschichte von The Art Of Noise beendet war.
Mitte des Jahres 1990 gaben Dudley und Jeczalik die Auflösung der Band bekannt. Anne Dudley und Trevor Horn hatten derweil ihre Differenzen beigelegt und begannen, wieder zusammenzuarbeiten, zunächst an den beiden ersten Alben von Seal. China Records veröffentlichte 1991 mit „The FON Mixes“ ein Techno-basiertes Remix-Album von The Art Of Noise, die sich 1997 zunächst unter dem Namen The Image Of A Group neu formierten, diesmal mit Anne Dudley, Trevor Horn, Paul Morley und Lol Creme als Mitglieder. Sie begannen an einem Album namens „Balance – Music For The Eye“ zu arbeiten, das auf dem Werk von Trevor Horns Lieblingskomponisten Claude Debussy basierte, doch nachdem auch Jeczalik zur Band zurückkehrte, begann Horn das Album von vorn, verlieh ihm einen härter schlagenden Sound und involvierte einige Co-Produzenten.
Am Ende erschien das Album 1999 unter dem Titel „The Seduction Of Claude Debussy“, wobei The Art Of Noise auf dem Frontcover als Künstler erwähnt wurden und The Image Of A Group auf der Rückseite. Schauspieler John Hurt („1984“, „Der Elefantenmensch“) führte als Erzähler durch das Leben von Debussy, während die Mixtur aus tanzbaren Rhythmen, E-Gitarren, Drum’n’Bass-Klängen und ausgefeilten Orchester-Arrangements sich weit von den vorangegangenen Werken der Band unterschied. Es erschien noch ein dazugehöriges Remix-Album namens „Reduction“ (2000) und der Soundtrack zur 2002 erschienenen „Into Vision“-DVD namens „Reconstructed … For Your Listening Pleasure“ (2003) – dann gingen wieder alle ihrer eigenen Wege: Anne Dudley konzentrierte sich auf ihre Filmkarriere, Horn und Creme gründeten mit Stephen Lipson The Producers, und Morley setzte seine Arbeit als Journalist, Autor und Moderator fort.
Anne Dudley
Bereits vor und während ihrer Zeit bei The Art Of Noise war Anne Dudley ebenso in der Klassik- als auch in der Pop-Szene sehr erfolgreich. Ihr dreijähriges Studium am Royal College of Music krönte sie mit der Auszeichnung für die besten Noten in ihrem Jahrgang, bevor sie ihr einjähriges Studium am King’s College mit einem Master beendete. Ihre Pop-Musik-Karriere nahm bei Trevor Horn ihren Anfang, mit dem sie als Keyboarderin und Arrangeurin an Hits wie ABCs „The Lexicon of Love“, „Two Tribes“ von Frankie Goes To Hollywood und „Buffalo Gals“ von Malcolm McLaren arbeitete. Sie arbeitete mit Künstlern wie Pulp, The Pet Shop Boys, Robbie Williams, Jeff Beck, Seal und Elton John und steuerte die Streicher-Arrangements für so unterschiedliche Acts wie Boyzone, Travis und Rod Stewart bei.
1995 veröffentlichte sie mit „Ancient and Modern“ ihr erstes Solo-Album, das 2002 von „A Different Light“ gefolgt wurde. Im Oktober 2002 arrangierte und dirigierte Anne Dudley in der Royal Festival Hall ein Konzert mit „Chill Out“-Musik, das sie im Februar 2003 in der Brixton Academy und im Juli 2004 in Kenwood wiederholte. Das dazugehörige Album „Seriously Chilled“ wurde 2003 von EMI veröffentlicht. Zuletzt veröffentlichte Dudley das Album „Plays The Art Of Noise“ mit Variationen verschiedener The-Art-Of-Noise-Titel mit akustischen, elektrischen und präparierten Pianos.
Besonders produktiv und erfolgreich ist Anne Dudley vor allem als Filmkomponistin. Bevor sie 1998 für ihre Musik zur Komödie „Ganz oder gar nicht“ mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, hatte sie bereits die Musik zu „Das Chaoten-Team“ (1987), „Buster“ (1988), „Zwei Frauen“ (1989), „Miracle – Ein geheimnisvoller Sommer“ (1991), „Ein Papst zum Küssen“ (1991), Neil Jordans „The Crying Game“ (1992) und zu den Fernsehserien „Jeeves and Wooster – Herr und Meister“ (1990-1993) und „Anna Lee“ (1994) beigesteuert.
In den darauffolgenden Jahren entstanden die Scores zu „American History X“ (1998), „Turbulenzen – und andere Katastrophen“ (1999), „Monkeybone“ (2001), Stephen Frys Regiedebüt „Bright Your Things“ (2003), „Tristan & Isolde“ (2006), „Black Book“ (2006) und zu den Serien „Der Preis des Verbrechens“ (2008-2009), „Breathless“ (2013) und „Poldark“ (2015-2018).
Anne Dudley versucht, ähnlich wie zuvor bei The Art Of Noise, auch in der Filmmusik immer für Überraschungen gut zu sein:
„Ich schätze es, die Leute die ganze Zeit an der Nase herumzuführen, indem ich immer wieder komplett andere Dinge mache“, erzählt Dudley im Interview mit bust.com. „Vor dreißig Jahren war ich in einer Avantgarde-Pop-Band namens The Art Of Noise, wo wir die ganze Zeit Samples und viele elektronische Keyboards verwendet haben. Dann arbeitete ich an einer Fernsehserie, die auf 1920er Jahre Jazz basiert war, und schließlich an ‚American History X‘, wo ich mit sehr ernsthaftem klassischen Chor-Material arbeitete. Ich versuche grundsätzlich, verschiedene Sachen zu machen, was die Leute irritieren kann, weil Menschen es vorziehen, in Schubladen zu denken. Sie mögen es zu sagen, ‚oh, dieser Komponist macht Comedy Scores‘ oder ‚jener Komponist schreibt sehr dramatische Musik‘. Ich glaube, die meisten Komponisten würden Leute hassen, die denken, dass sie nur eine Art von Sachen machen.“

Diskographie The Art Of Noise:
1983: Into Battle with the Art of Noise
1984: (Who's Afraid of?) The Art of Noise!
1986: In Visible Silence
1986: Daft
1987: In No Sense? Nonsense!
1987: Re-works of Art of Noise
1988: The Best of the Art of Noise
1988: Below the Waste
1990: The Ambient Collection
1991: The Fon Mixes
1996: Drum and Bass Collection
1997: State of the Art
1999: The Seduction of Claude Debussy
1999: Belief System / Bashful / An Extra Pulse of Beauty
2000: Reduction
2004: Reconstructed
2006: And What Have You Done with My Body, God?
2010: Influence: Hits, Singles, Moments, Treasures ...
2015: At the End of a Century

Diskographie/Filmographie Anne Dudley:
1987: Das Chaoten-Team (Disorderlies, zusammen mit J.J. Jeczalik)
1987: Inkognito (Hiding Out)
1988: Buster
1989: Big Bad Man (The Mighty Quinn)
1989: Puppenmord (Wilt)
1989: Roy Bremner (TV-Serie)
1989: Teen Lover
1989: Zwei Frauen
1990-1993: Jeeves and Wooster – Herr und Meister (TV-Serie)
1990: Songs From the Victorious City (Album zusammen mit Jaz Coleman)
1991: Ein Papst zum Küssen (The Pope Must Die(t))
1991: Miracle – Ein geheimnisvoller Sommer (The Miracle)
1992: The Crying Game
1992: Knight Moves – Ein mörderisches Spiel (Knight Moves)
1994: Felidae
1994: Anna Lee (TV-Serie)
1995: Butler morden leiser (The Grotesque)
1995: Ancient and Modern (Solo-Album)
1995: Kavanagh QC (TV-Serie)
1996: Immer wieder samstags (When Saturday Comes)
1996: Lautlose Schreie (Hollow Reed)
1997: Ganz oder gar nicht (The Full Monty)
1998: American History X
1998: The Sadness of Sex
1999: Turbulenzen – und andere Katastrophen (Pushing Tin)
2000: Das zehnte Königreich (The 10th Kingdom; TV-Serie)
2000: Der Mann der 1000 Wunder (The Miracle Maker – The Story of Jesus)
2000: Donovan Quick (Fernsehfilm)
2001: Lucky Brake – Rein oder raus
2001: Die Welt des Körpers (The Human Body, Kurz-Dokumentation)
2001: Monkeybone
2001: A Different Light (Solo-Album)
2001: Tabloid – Gefährliche Enthüllungen (Tabloid)
2002: The Gathering
2003: Extreme Rage (A Man Apart)
2003: Bright Young Things
2003: The Key (TV-Serie)
2003: Seriously Chilled (Solo-Album)
2005: Charles und Camilla – Liebe im Schatten der Krone (Whatever Love Means)
2006: Tristan & Isolde
2006: Perfect Creature
2006: Black Book (Zwartboek)
2006: Lake of Fire (Dokumentation)
2007: The Walker
2008: The Commander: Abduction (Fernsehfilm)
2008–2009: Der Preis des Verbrechens (Trial & Retribution, Fernsehserie)
2011: George Gently – Der Unbestechliche (TV-Serie, 1 Folge)
2013: Breathless (TV-Mini-Serie)
2014: Walking on Sunshine
2015: Ruby Robinson (Fernsehfim)
2016: Billionaire Boy (Fernsehfim)
2015-2018: Poldark (TV-Serie)
2016: Elle
2016: Away
2018: Grandpa’s Great Esacpe (Fernsehfim)
2018: Mamma Mia! Here We Go Again
2019: Glam Girls – Hinreißend verdorben (The Hustle)
2020: Benedetta
Playlist: 
1. The Art Of Noise - Moments In Love [Beaten] (Moments In Love) - 07:02
2. The Art Of Noise - A Time For Fear (Who's Afraid Of The Art Of Noise) - 04:46
3. The Art Of Noise - Eye Of A Needle (In Visible Silence) - 04:24
4. The Art Of Noise - Camilla - The Old, Old Story (In Visible Silence) - 07:24
5. The Art Of Noise - Dragnet (In No Sense? Nonsense!) - 03:27
6. The Art Of Noise - Opus For Four (In No Sense? Nonsense!) - 03:11
7. The Art Of Noise - Rapt: In The Evening Air (The Seduction Of Claude Debussy) - 04:22
8. The Art Of Noise - One Earth [New Mexico Mix] (In No Sense? Nonsense!) - 06:32
9. The Art Of Noise - Island (Below The Waste) - 05:49
10. The Art Of Noise - Robinson Crusoe (Below The Waste) - 03:47
11. The Art Of Noise - Dans le style d'une Sarabande mais sans rigueur (At The End Of A Century) - 08:07
12. Anne Dudley - Ten Fingers Of Love (Anne Dudley Plays The Art Of Noise) - 05:06
13. Anne Dudley - Canticles Of The Sun And The Moon (Ancient And Modern) - 05:41
14. Anne Dudley - A Pool Of Tears (Alice In Wonderland: Symphonic Variations) - 03:19
15. Anne Dudley & Jaz Coleman - The Awakening (Songs From The Victorious City) - 04:47
16. Anne Dudley - A Long Talk About Dancing (More Monty) - 03:25
17. Anne Dudley - The Tarakoss Opening (Knight Moves) - 02:13
18. Anne Dudley - The Soldier's Wife (The Crying Game) - 02:06
19. Anne Dudley - Seductive Nhozemphtekh (Felidae) - 01:38
20. Anne Dudley - A Weekend In The Country (The World Of Jeeves And Wooster) - 03:52
21. Anne Dudley - Benedictus (American History X) - 03:39
22. Anne Dudley - A Different Life (A Different Light) - 03:56
23. Anne Dudley - Full Moon Tonight (The Hustle) - 02:36
24. Anne Dudley - The Shutters (Elle) - 03:34
25. Anne Dudley - It's Him (Walking On Sunshine) - 02:17
26. Anne Dudley - Secrets In The Woods (Tristan & Isolde) - 03:16
27. Anne Dudley - Sleeping With The Enemy (The Black Book) - 03:01
28. Anne Dudley - Suite from Poldark (Poldark) - 05:31

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