Tom Cruise zählt trotz seiner kontrovers diskutierten Scientology-Zugehörigkeit nach wie vor zu den beliebtesten Schauspielern seiner Generation. Nach ersten Erfolgen in Filmen wie „Lockere Geschäfte“ und „The Outsider“ (beide 1983) avancierte er mit Blockbustern wie „Top Gun“, „Die Farbe des Geldes“ und „Rain Man“ bereits wenige Jahre später zum Top-Star. Nun ist er in der Adaption von Lee Childs Action-Helden-Serie um „Jack Reacher“ wieder auf der großen Leinwand präsent.
Tom Cruise wurde am 3. Juli 1962 in Syracuse, New York, als Thomas Cruise Mapother IV. geboren und lebte nach der Scheidung seiner bürgerlichen Eltern bei seiner Mutter. Statt sich in der Schule zu engagieren, konzentrierte er sich von früh an auf das Theater und brach die Highschool noch vor seinem Abschluss ab, um 1980 in New York auf die Neighbourhood Playhouse School of Theater zu gehen, wo er seinen Mentor Sanford Meisner kennenlernte.
1981 feierte Cruise in „Endlose Liebe“ sein einminütiges Filmdebüt, war im selben Jahr aber auch mit einer größeren Rolle in „Die Kadetten von Bunker Hill“ und 1983 in „Die Aufreißer von der High School“ zu sehen.
Spätestens mit „Lockere Geschäfte“ avancierte Cruise zum Teenie-Star, was er mit seinen Hauptrollen in Ridley Scotts Fantasy-Epos „Legende“ (1985) und in dem patriotischen Flieger-Drama „Top Gun“ 1986 untermauerte. Doch nebenbei etablierte er sich auch als ernsthafter Darsteller an der Seite von Schauspieler-Größen wie Paul Newman in Martin Scorseses„Die Farbe des Geldes“ (1986) oder Dustin Hoffman in Barry Levinsons Drama „Rain Man“ (1988).
Seine erste Oscar-Nominierung erhielt Tom Cruise, der 1987 die Schauspielerin Mimi Rogers geheiratet hatte, für seine Darstellung des gelähmten Vietnam-Veteranen Ron Kovic in Oliver Stones Kriegs-Drama „Geboren am 4. Juli“ (1989). Nach „Top Gun“ stand er 1990 für Tony Scott erneut vor der Kamera und lernte am Set des Rennfahrer-Dramas "Tage des Donners" Nicole Kidman kennen, die er nach seiner Scheidung von Mimi Rogers noch im selben Jahr heiratete.
1992 agierte das Ehepaar in Ron Howards Siedler-Epos „In einem fernen Land“ wieder zusammen vor der Kamera. Es folgten die Blockbuster „Eine Frage der Ehre“, die John-Grisham-Adaption „Die Firma“, Neil Jordans Vampir-Drama „Interview mit einem Vampir“, die Kino-Adaption der Fernseh-Serie „Mission: Impossible“ und „Jerry Maguire – Spiel des Lebens“, bevor Cruise mit seiner Ehefrau in Stanley Kubricks letzten Film „Eyes Wide Shut“ (1999) ein letztes Mal gemeinsam vor der Kamera arbeitete. Die heftigen Diskussionen, die die Vermischung von Privatleben und Sex vor der Kamera thematisierten, trugen vielleicht entscheidend dazu bei, dass im Jahre 2000 die Ehe einvernehmlich geschieden wurde.
Im selben Jahr übernahm Cruise die Hauptrolle in „M: I-2“ und lernte bei den Dreharbeiten zu „Vanilla Sky“Penélope Cruz kennen, mit der bis 2004 eine Beziehung unterhielt. 2002 wirkte Tom Cruise in Steven Spielbergs Sci-Fi-Thriller „Minority Report“ mit, 2004 unter der Regie von Edward Zwick in dem Samurai-Epos „Last Samurai“.
Nach der Trennung von Penélope Cruz ging Cruise 2005 eine Beziehung mit Katie Holmes ein, die er 2006 unter großem Medieninteresse im italienischen Bracciano nach Scientology-Ritus heiratete, bis sich das Paar im Juni 2012 trennte.
In den letzten Jahren war Tom Cruise als Widerstandskämpfer Claus Schenk Graf von Stauffenberg in „Operation Walküre – Das Stauffenberg Attentat“ (2009) zu sehen, in der Action-Komödie „Knight and Day“ (2010) sowie im vierten Teil der „Mission: Impossible“-Reihe.
In eine ganz ähnliche Richtung geht „Jack Reacher“, basierend auf der seit 1997 erfolgreich veröffentlichen Thriller-Reihe von Lee Child, dessen titelgebender Ex-Militär-Ermittler regelmäßig großen Verschwörungen auf der Spur ist. Drehbuchautor und Regisseur Christopher McQuarrie und sein Hauptdarsteller präsentieren mit „Jack Reacher“ kurzweilige Action-Thriller-Kost mit einem cool agierenden Tom Cruise.
Den Score zu diesem Action-Kracher komponierte der noch wenig renommierte Joe Kramer, der mit McQuarrie aber bereits an dessen Filmdebüt „Way Of The Gun“ zusammengearbeitet hatte.
Filmographie:
1981: Endlose Liebe (Endless Love)
1981: Die Kadetten von Bunker Hill (Taps)
1983: Die Outsider (The Outsiders)
1983: Die Aufreißer von der High School (Losin' It)
1983: Lockere Geschäfte (Risky Business)
1983: Der richtige Dreh (All the Right Moves)
1985: Legende (Legend)
1986: Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel
1986: Die Farbe des Geldes (The Color of Money)
1988: Cocktail
1988: Young Guns (Gastauftritt)
1988: Rain Man
1989: Geboren am 4. Juli (Born on the Fourth of July)
1990: Tage des Donners (Days of Thunder)
1992: In einem fernen Land (Far and Away)
1992: Eine Frage der Ehre (A Few Good Men)
1993: Die Firma (The Firm)
1994: Interview mit einem Vampir (Interview with the Vampire: The Vampire Chronicles)
1996: Mission: Impossible
1996: Jerry Maguire – Spiel des Lebens (Jerry Maguire)
1999: Eyes Wide Shut
1999: Magnolia
2000: Mission: Impossible II
2001: Vanilla Sky
2002: Austin Powers in Goldständer (Austin Powers in Goldmember) (Cameo-Auftritt)
2002: Minority Report
2003: Last Samurai (The Last Samurai)
2004: Collateral
2005: Krieg der Welten (War of the Worlds)
2006: Mission: Impossible III
2007: Von Löwen und Lämmern (Lions for Lambs)
2008: Tropic Thunder
2008: Operation Walküre – Das Stauffenberg Attentat (Valkyrie)
2010: Knight and Day
2011: Mission: Impossible – Phantom Protokoll (Mission: Impossible – Ghost Protocol)
2012: Rock of Ages
2013: Jack Reacher
Playlist:
1 Harold Faltermeyer - Top Gun Anthem (Top Gun) - 03:51
2 Bryan Ferry - Is Your Love Strong Enough (Legend) - 05:10
3 Hans Zimmer - Charlie Meets Raymond (Rain Man) - 04:01
4 Hans Zimmer - Leaving Wallbrook/On The Road (Rain Man) - 02:51
5 John Williams - Cua Viet River, Vietnam, 1968 (Born On The Fourth Of July) - 05:02
6 Hans Zimmer - Start Your Engine (Days Of Thunder) - 03:11
7 John Williams - Joseph's Dream (Far And Away) - 03:08
8 Marc Shaiman - Honor (A Few Good Men) - 03:52
9 Dave Grusin - Ray's Blues (The Firm) - 04:33
10 Elliot Goldenthal - Abduction & Absolution (Interview With The Vampire) - 04:42
11 Larry Mullen & Adam Clayton - Theme From Mission: Impossible (Mission: Impossible) - 03:28
12 Hans Zimmer feat. Heitor Pereira - Nyah (Mission: Impossible 2) - 03:33
13 Danny Elfman - Claire (Mission: Impossible) - 02:55
14 Hans Zimmer - Seville (Mission: Impossible 2) - 04:32
15 Jocelyn Pook and the Jocelyn Pook Ensemble - Migrations (Eyes Wide Shut) - 03:44
16 John Williams - Pre-Crime To The Rescue (Minority Report) - 05:47
17 Jocelyn Pook - Masked Ball (Eyes Wide Shut) - 03:43
18 Hans Zimmer - A Way Of Life (The Last Samurai) - 08:02
19 Antonio Pinto - Requiem (Collateral) - 01:57
20 Hans Zimmer - Idyll's End (The Last Samurai) - 06:41
21 John Williams - Reaching The Country (War Of The Worlds) - 03:23
22 Mark Isham - Todd's Decision/End Credits (Lions For Lambs) - 05:08
23 John Ottman - They'll Remember You (Valkyrie) - 04:20
24 John Powell - At The Airport (Knight And Day) - 04:42
25 Michael Giacchino - Masking Agent (Mission: Impossible 3) - 03:38
26 Joe Kraemer - Evidence (Jack Reacher) - 08:10
Tolkiens heroisches, mehrteiliges Fantasy-Epos „Der Herr der Ringe“ hat sich seit seiner Veröffentlichung in den Jahren 1954 und 1955 zu einem der erfolgreichsten Romane überhaupt und zu einem Klassiker der Fantasy-Literatur entwickelt, das seither viele Nachahmer und Bewunderer gefunden hat. Nicht zuletzt durch Peter Jacksons kongeniale, mit imponierenden siebzehn Oscars bedachte Verfilmung der Trilogie zwischen 2001 und 2003 hat dieser Meilenstein des Fantasy-Genres ein noch größeres Publikum gefunden. Nun legt Peter Jackson nach: Mit „Der Hobbit: Eine unerwartete Reise“ fällt der Startschuss zu einer neuen Trilogie mit der Vorgeschichte zu „Der Herr der Ringe“.
Als Tolkien 1954 den ersten Band von „Der Herr der Ringe“ veröffentlichte, behauptete die Londoner „Sunday Times“, die Welt ließe sich fortan in zwei Arten von Menschen einteilen: „Die, die ‚Der Herr der Ringe‘ gelesen haben, und die, die es noch tun werden.“
Tolkien hatte nicht nur ein Epos erschaffen, das sich mit den klassischen Legenden von Homer oder den nordischen Mythen messen lassen konnte, es war dabei so packend und allgemeingültig geschrieben, dass Leser aller Altersgruppen und Nationalitäten von den Ereignissen in Mittelerde gefesselt wurden.
In „Die Gefährten“ erbt der schüchterne Hobbit Frodo Beutlin einen mächtigen Ring, der es Sauron, dem abgrundtief bösen Herrn von Mordor, erlauben würde, Mittelerde zu beherrschen und ihre Völker zu versklaven. Um dies zu verhindern, müssen Frodo und seine aus Menschen, Hobbits, einem Zauberer, einem Zwerg und einem Elfen zusammengesetzten Gefährten den Ring in die Schicksalsklüfte werfen und im dortigen Feuer, wo Sauron den Ring einst schmiedete, für immer zerstören. Um dorthin zu gelangen, müssen Frodo und seine Freunde den Ring über ganz Mittelerde transportieren und dabei das vom Dunklen Herrn und seinen Armeen von Orks regierte Feindesgebiet durchqueren. Doch die Gefahren während der Reise lauern nicht nur von außen, sondern auch Uneinigkeiten innerhalb der Truppe und der zersetzende Einfluss des Ringes selbst tragen dazu bei, die Mission zu einem schwierigen Unterfangen werden zu lassen.
Mit der Erschaffung der ganz eigenen Welt von Mittelerde lud Tolkien seine Leser ein, in eine weit entfernte fantastische Welt einzutauchen. Dabei ging es auch um zutiefst menschliche Themen. Seit der Veröffentlichung der ersten Paperback-Ausgabe in den USA im Jahre 1965 entwickelte sich der erste Band von „Der Herr der Ringe“ zu einem beispiellosen Bestseller, der jede neue Generation davon zu überzeugen verstand, an die Unendlichkeit der menschlichen Vorstellungskraft zu glauben. Gleichzeitig wurde das Buch zum Symbol der Gegenkultur, die die vorherrschenden Themen von Umweltbewusstsein und Auflehnung gegen die Kräfte der Korruption und Krieg aufgriff und für sich beanspruchte. Tolkiens Trilogie wurde nicht nur zur literarischen Ikone dieser Zeit, sondern begründete sogleich ein ganz neues Unterhaltungsgenre. Fantasy lautete das Zauberwort, unter dessen Banner ein milliardenschwerer Markt für Bücher, Filme, Rollenspiele, Comichefte und Computerspiele entstand.
Es sollte aber über vierzig Jahre dauern, bis die Filmtechnologie so ausgereift war, den von Tolkien geschaffenen Mythos, die Landschaften und Figuren auf Zelluloid umzusetzen. Peter Jackson gelang es mit einer logistischen Meisterleistung, alle drei Teile parallel innerhalb von zwei Jahren in Neuseeland zu produzieren. Der neuseeländische Filmemacher, der in Werken wie „Heavenly Creatures“ (1994) oder „The Frighteners“ (1996) bewiesen hatte, dass er Träume, Fantasien und Albträume visuell überzeugend zum Leben erwecken konnte, setzte sich mit der Leidenschaft eines wahren Bewunderers von Tolkiens Mittelerde daran, „Der Herr der Ringe“ in seiner ganzen Pracht und vollen Länge auf die Leinwand zu bringen.
„Ich hatte nur ein Ziel vor Augen: Ich wollte das Publikum auf eine glaubhafte und überzeugende Weise in die fantastische Welt von Mittelerde befördern. Ich wollte alle großen Momente des Buchs nehmen und die modernsten Technologien einsetzen, um den Zuschauern Abende im Kino zu schenken, die sie niemals vergessen werden“, war der Anspruch von Peter Jackson, für den der Kampf zwischen Gut und Böse, Natur und Maschinen, Freundschaften und den Mächten der Verderbtheit das zentrale Thema bei der Verfilmung waren.
„All die großen Themen der Trilogie werden in ‚Die Gefährten‘ vorgestellt. Am offensichtlichsten ist natürlich der Kampf zwischen Gut und Böse, aber es geht auch darum, wie Freundschaft selbst in einer Zeit des Umsturzes und riesiger Veränderungen überdauert. Diese Themen sollten das Rückgrat unseres Films werden.“
Natürlich war sich Jackson bei der Bewältigung des Mammut-Projekts stets bewusst, das Vertrauen von Millionen Tolkien-Fans nicht enttäuschen zu dürfen. Aber auch die Kritiker sollten von der neunstündigen Mischung aus New-Age-Esoterik und Mittelalter-Romantik überzeugt werden. Das Experiment ist geglückt:
„Es ist eine Geschichte der Bewährung. Immer neue Erfahrungen und Opfer machen ihren Helden weiser, aber auch trauriger. Ein düsterer Stoff, der das Bedürfnis nach vormoderner Irrationalität und der schicksalhaften Bedeutung des Einzelnen ebenso bedient wie die rationale Sehnsucht nach dem glücklichen Ausgang des eigenen Lebens“, fasst Jürgen Müller in „Filme der 2000er“ zusammen. „Ohne gänzlich moderne Computertechnologie allerdings wäre Jacksons Sieg über die wirkliche Welt undenkbar gewesen. Normalwüchsige Schauspieler wurden auf Hobbit-Größe geschrumpft, eigens entwickelte Programme schufen scheußliche Monster und riesige Heerscharen, die sich in atemberaubenden Pixel-Schlachten gegenseitig zermalmen.“ (Taschen, S. 95)
Ungewöhnlich war auch die Wahl des Komponisten. Howard Shore hat sich bis dato als Hauskomponist des kanadischen Filmemachers David Cronenberg („Videodrome“, „Naked Lunch“, „A History Of Violence“) und zu Serienkiller-Meilensteinen wie Jonathan Demmes„Das Schweigen der Lämmer“, Tarsem Singhs„The Cell“ und David Finchers„Sieben“ als Meister sehr düsterer Kompositionen etabliert. Um sich auf die Arbeit an Peter Jacksons„Herr der Ringe“-Trilogie vorzubereiten, studierte Shore nicht nur die Bücher, sondern machte sich in Neuseeland während der Dreharbeiten ein Bild von der Atmosphäre der Verfilmung.
Am Ende verwendete der Komponist die von Richard Wagner etablierte Leitmotiv-Technik und schrieb für verschiedene Lokalitäten, Völker, Personen und Handlungselemente der Geschichte je eigene Themen, die sich im Fortgang der Geschichte entsprechend verändern. Neben dem Einsatz von eindrucksvollen Chören wartet jeder Soundtrack auch mit je einem von populären Sängerinnen interpretierten Song auf. So ist Enya mit „May It Be“ auf dem Soundtrack-Album von „Die Gefährten“ zu hören, Emiliana Torrini mit „Gollum’s Song“ auf „Die zwei Türme“ und Annie Lennox mit dem Oscar-prämierten „Into The West“ im abschließenden „Die Rückkehr des Königs“.
Obwohl Peter Jackson bei seinem nächsten gigantischen Filmprojekt mit der Arbeit von Howard Shore nicht zufrieden war und „King Kong“ von James Newton Howard vertonen ließ, kehrte Shore bei „Der Hobbit“ wieder zu Peter Jacksons Team zurück.
Mit „Der Hobbit“ werden die Ereignisse rekapituliert, die gut sechzig Jahre vor „Der Herr der Ringe“ ihren Anfang nahmen: Der angesehene Hobbit Bilbo Beutlin wird von dem großen Zauberer Gandalf gebeten, den Zwergen zu helfen, ihre Heimat Erebor gegen den Drachen Smaug zu verteidigen. Die von dem legendären Krieger Thorin Eichenschild angeführte Truppe aus Zwergen unternimmt eine gefährliche Reise durch Orkhöhlen und dunkle Wälder bis zum Hort des Drachen. Dabei begegnet Bilbo in den Goblin-Tunneln einem Wesen, das sein Leben für immer verändern wird: Gollum besitzt nämlich den einen Ring, der über das Schicksal von Mittelerde entscheiden wird …
Bei der Kritik fiel der erste Teil der „Hobbit“-Trilogie weitgehend durch. Hart ins Gericht gingen sie nicht nur mit der neuen HFR-Technik, die den Bildern jegliche Unschärfe und Magie zu rauben scheint, sondern auch mit der Inszenierung an sich:
„‘Der Hobbit‘ ist die eindringliche Demonstration, dass man die gerade aufkommende HFR-Technik am besten gleich wieder einstampfen sollte. Dank digitaler HFR-Optik verkommt Mittelerde zur visuellen Seifenoper und an einigen Stellen hat man tatsächlich das Gefühl, dass man hier die Kulissen einer Schulaufführung sieht, so wie hier die Künstlichkeit ins Schaufenster gestellt wird. Da es Peter Jackson auch nicht gelingt, auf erzählerischer Ebene das Ruder herumzureißen, sollte man die Erwartungshaltung deutlich absenken. Dank Slapstickoverkill und Homevideooptik kommt kaum Stimmung auf und durch die Ausdehnung der Geschichte auf drei Filme, ist das Erzähltempo auch etwas schleppend. Aus der Sicht eines wohlwollenden ‚Herr der Ringe‘-Fans, kann man sich ‚Der Hobbit‘ durchaus als nettes Abenteuer für Zwischendurch ansehen, da es erlaubt, etwas mehr Zeit in Mittelerde zu verbringen - aber die Probleme des Films kann man eigentlich kaum übersehen. Und man sollte sich bloß kein packendes Epos a lá ‚Der Herr der Ringe‘ erwarten“, resümiert Michael Föls beispielsweise auf filmering.at.
Über jeden Zweifel erhaben ist dagegen einmal mehr Howard Shores berauschend schöne Musik, die ohnehin schon mal als Doppel-CD erscheint und als Limited Edition sogar sechs Bonustracks, sieben erweiterte Tracks und ein reich bebildertes Booklet bereithält.
Playlist:
1 Howard Shore - My Dear Frodo (The Hobbit: An Unexpected Journey) - 08:03
2 Howard Shore - The Prophecy (The Lord of the Rings: The Fellowship of the Ring) - 03:55
3 Howard Shore - The Leave Taking (The Lord of the Rings: The Two Towers) - 03:41
4 Howard Shore - Lothlorien (The Lord of the Rings: The Fellowship of the Ring) - 04:33
5 Howard Shore - Radagast The Brown (The Hobbit: An Unexpected Journey) - 06:40
6 Enya - May It Be (The Lord of the Rings: The Fellowship of the Ring) - 04:16
7 Emiliana Torrini - Gollum's Song (The Lord of the Rings: The Two Towers) - 05:50
8 Annie Lennox - Into The West (The Lord of the Rings: The Return of the King) - 05:47
9 Howard Shore - Samwise The Brave (The Lord of the Rings: The Two Towers) - 03:45
10 Howard Shore - The Return Of The King (The Lord of the Rings: The Return of the King) - 10:17
Wenn es darum geht, Sounddesign und Filmmusik harmonisch miteinander zu verbinden, sind Tomandandy oft nicht weit vom Geschehen entfernt. Ihren ersten bemerkenswerten Soundtrack haben Tom Hajdu und Andy Milburn 2001 mit „The Mothman Prophecies“ abgeliefert. Nun sind sie mit dem Horror-Thriller „The Apparition“ in den Kinos vertreten und sorgen mit ihrem Sound für schaurige Atmosphären.
Bevor Tomandandy sich einen Namen in der Filmmusikszene gemacht haben, sind sie eine feste Größe in der elektronischen Musikszene gewesen. Sie lernten sich kennen, als PhD im Graduierten-Programm für Musik an der Princeton-Universität kandidierte, dann kreierten sie Signaturen für MTV und arbeiteten mit Regisseur Mark Pellington an der Fernsehserie „Buzz“ (1990). Als dieser sich 1999 an seinen ersten Kinofilm „Arlington Road“ machte, waren Tomandandy natürlich mit von der Partie.
Zusammen mit Angelo Badalamenti („Twin Peaks“) komponierten sie einen dem Film entsprechenden sehr verstörenden Score. Auch für Pellingtons nächsten Film „The Mothman Prophecies“ kreierten Tomandandy grandiose Soundscapes.
„Die Klanglandschaft für `The Mothman Prophecies‘ ist ein dunkler, unheimlicher emotionaler Ort, an dem Angst lebt und die Wahrnehmung sich verändert. Wir haben versucht, ein Soundgewand zu kreieren, an dem Musik und Sounddesign kollidieren“, fasst Pellington die Marschroute für den Soundtrack zusammen.
Danach folgten so unterschiedliche Projekte wie die Bret-Easton-Ellis-Verfilmung „Die Regeln des Spiels“, das Jugenddrama„Mean Creak“ (2004), das Remake des Wes-Craven-Klassikers „The Hills Have Eyes“ (2006) und die Videospielverfilmungen „Resident Evil: Afterlife“ (2010) und „Resident Evil: Retribution“ (2012).
Regisseur Paul W. S. Anderson wollte nicht nur einen neuen Look für das erfolgreiche Franchise, sondern auch einen neuen Sound, was Tomandandy nur entgegenkam.
„Offiziell scheint kein traditionelles Orchesterinstrument vorzukommen, aber es gibt ein wiederkehrendes Riff, das wie eine alte verzerrte Gitarre klingt, aber tatsächlich ein Cello ist, auch wenn es nicht wie eins klingt. Die Herausforderung bestand darin, eine neue Palette an Instrumenten und Sounds zu schaffen, und als wir das erreicht haben, war es nicht mehr schwer, Emotionen hervorzurufen.“
Einen ähnlichen Ansatz verfolgte das Duo bei dem neuen Projekt „The Apparition“:
„Die Herausforderung und die Gelegenheit für die Musik zu `The Apparition‘ bestand darin, einen Score zu kreieren, der sowohl die Stimme der (unsichtbaren) Erscheinung reflektiert als auch die Musik als Score funktionieren zu lassen, der die Erzählung des Films intern und extern unterstützt. Wir landeten bei einem modernen Sound, der es schaffte, auf diese multiple Weise zu operieren, inspiriert von frühen Noise-Ensembles und jüngeren Industrial-Bands. Die Musik ist oft dick, kratzend, pulsierend und unbarmherzig geräuschvoll. Ironischerweise wurde bei einem Großteil der Musik die menschliche Stimme verwendet, bearbeitet und verzerrt, was der Musik erlaubt zu atmen und gleichzeitig größer als das Leben zu werden.“
Filmographie:
1990 - Buzz (TV-Serie)
1991 - Words in Your Face (TV)
1992 - Choices (TV)
1993 - Killing Zoe
1994 - TV Nation (TV-Serie)
1995 - United States of Poetry (TV Mini-Serie)
1995 - Shreddin' H2O (TV-Serie)
1995 - Mr. Stitch (TV)
1996 - Mocking the Cosmos
1997 - Der lange Weg der Leidenschaft (Going All the Way)
2000 - Sonic Cinema (TV-Serie)
2000 - Waking the Dead
2000 - The Beat (TV-Serie)
2000 - No Maps for These Territories
2001 - Chaos Rising: The Storm Around 'Natural Born Killers' (Video)
2002 - The Mothman Prophecies - Tödliche Visionen
2002 - Die Regeln des Spiels (The Rules of Attraction)
2003 – Faster
2004 - Mean Creek
2004 - Home of Phobia
2004 - Angst über Amerika (Meltdown) (TV)
2004 - The Passage of Mrs. Calabash
2004 - Anonymous Rex (TV)
2005 - Love, Ludlow
2006 - Right at Your Door
2006 - The Hills have Eyes - Hügel der blutigen Augen
2006 - Surviving the Hills: Making of 'The Hills Have Eyes' (Video)
2006 - The Doctor, the Tornado and the Kentucky Kid (Video)
2006 - Der Pakt - The Covenant
2007 - P2 - Schreie im Parkhaus
2008 - Sleep Dealer
2008 - The Echo
2008 - The Strangers
2009 - The Good Guy
2010 - Resident Evil: Afterlife
2010 - And Soon the Darkness
2011 - The Detais
2011 - Identity (TV)
2011 - I Melt with You
2011 – Fastest
2011 – Charge
2012 – Citadel
2012 – Resident Evil: Underground
2012 – Apparition – Dunkle Erscheinung (The Apparition)
2012 – Resident Evil: Retribution
2012 – Blaze You Out
Playlist:
1 Tomandandy - Movement 1 (The Mothman Prophecies) - 08:04
2 Tomandandy - Suite (Waking The Dead) - 05:28
3 Tomandandy - Red Drugs (Killing Zoe) - 06:18
4 Tomandandy - Snow Theater - Final Steps (The Rules Of Attraction) - 04:33
5 Tomandandy - Forgiven (Mean Creek) - 03:04
6 Tomandandy - Ars Antiqua Trance Remix - 07:10
7 Tomandandy - Savior (The Covenant) - 05:13
8 Tomandandy - Indians Remix - 06:33
9 Tomandandy - Arcadia (Resident Evil: Afterlife) - 04:24
10 Tomandandy - Mary (To A Mint Julep) - 04:49
11 Tomandandy - Palmdale (The Apparition) - 04:17
Tom Tykwer gehört zu den wenigen deutschen Filmemachern, die auch in Hollywood einen Namen haben. Nach seiner ersten Hollywood-Produktion „The International“ (2009) präsentiert er nun zusammen mit den visionären Wachowski-Brüdern („The Matrix“-Trilogie) das opulent inszenierte Drama „Cloud Atlas“.
Schon früh entwickelte sich bei dem am 23. Mai 1965 in Wuppertal geborenen Tykwer die Liebe zum Film. Er drehte als Elfjähriger seine ersten Super-8-Filme und jobbte zwei Jahre später als Filmvorführer. Nach seinem Abitur und einem abgebrochenen Philosophiestudium übernahm Tykwer 1988 den Managerposten der Berliner Moviemento-Filmtheater, wo er seinen späteren Kameramann Frank Griebe kennenlernte. 1992 gründete er mit dem Produzenten Stefan Arndt die Firma Liebesfilm und inszenierte zunächst die beiden Kurzfilme „Because“ (1990) und „Epilog“ (1992).
„Ich bin zum Kurzfilm gekommen, weil ich mir keine langen Filme leisten konnte. Ich hatte mehrere Drehbücher zu langen Filmen geschrieben, von denen nicht eines auch nur in die Nähe einer Finanzierung kam. Ich war etwa dreiundzwanzig und begann mir Sorgen zu machen. Dann lernte ich Rosa von Praunheim kennen, dessen Filme in dem Kino liefen, für das ich arbeitete. Rosa sagte: ‚Dreh doch einfach was Kurzes. Und nimm etwas, das dich wirklich interessiert, wovon du wirklich was verstehst. Nicht so wie diese Drehbücher, die du die ganze Zeit schreibst und die sich lesen wie mittelmäßige Remakes deiner Lieblingsfilme. Beschäftige dich mit etwas für dich Bedeutendem aus deinem eigenen Leben, und fass das in eine kurze Form.‘
Da habe ich endlich verstanden, dass ich mich auf die Suche nach meinen ureigenen Themen machen musste. Dass ein Autorenfilmer zu sein bedeutet, über das radikal Subjektive einen Weg zum universellen Ausdruck zu finden. Dazu musst du aber erst mal wissen, was dich im Innersten tatsächlich bewegt oder beunruhigt; und welche Denkfiguren wirklich relevant für dich sind. Auf der Suche kann einiges schiefgehen, man kann sich verirren oder den Überblick verlieren. Deshalb ist es besser für einen Filmemacher, mit Kurzfilmen anzufangen“, beschreibt Tykwer im Booklet zu der von Warner Bros. veröffentlichten „Tom Tykwer Kollektion“.
1993 entstand mit „Die tödliche Maria“Tykwers erster abendfüllender Spielfilm, der im selben Jahr auf den Hofener Filmtagen uraufgeführt und dann auf mehr als 60 Filmfestivals auf der ganzen Welt präsentiert wurde. Mit dem für das „Kleine Fernsehspiel“ des ZDF realisierten Film präsentierte Tykwer ein Hausfrauenmelodram, das gleichermaßen Milieustudie und Horrorfilm darstellte.
„Unübersehbar ist ein ausgeprägter und auf hohem technischen Niveau demonstrierter Stilwille, der Höhepunkte und Bildeinfälle aneinanderreiht, dabei kunstfertig, sehr selten nur effektheischend oder verspielt daherkommt“, resümiert Fabienne Liptay in Reclams „Filmregisseure“ (3. Auflage, S. 773). „Immer wieder findet die Kamera einprägsame und ungewöhnliche Blickwinkel oder setzt dramatische Akzente, etwa wenn sie Ruhemomente in akrobatischen Bewegungschoreographien schafft. Bemerkenswert ist zumal ein ausgeklügeltes Raum- und Farbkonzept, das eine sonderbare Welt jenseits sozialer Milieus oder historischer Epochen entstehen lässt. Die zunehmende Abrückung vom Realen und das Interesse am Persönlichen, vor allem an Geschichten der Liebe, sind charakteristisch für das Gesamtwerk von Tykwer, der nicht so sehr die Gesellschaftsstrukturen, sondern das geheime Innenleben der Dinge und Wesen ausloten, ihnen eine Seele einhauchen will.“
Wie schon bei seinen Kurzfilmen komponierte Tykwer zu „Die tödliche Maria“ auch selbst die Filmmusik. Was sich zunächst aus finanziellen Zwängen ergab, ist mittlerweile zu einer Konstante in Tykwers Werken geworden. Tykwer hatte im Alter von acht Jahren Klavierunterricht genossen und später Filmemacher bewundert, die durch eine lange und enge Zusammenarbeit mit einem Komponisten eine gemeinsame Sprache auf musikalischer Ebene entwickeln konnten.
„Der Vorgang der Komposition beginnt eigentlich schon mit dem Schreiben des Drehbuchs. Mit der Suche nach der Sprache des Films stößt man schon auf seinen Klang, seine Melodie und seine Harmonie." Mittlerweile hat Tom Tykwer mit Reinhold Heil (ex-Spliff) und Johnny Klimek zwei musikalische Wegbegleiter gefunden, die sowohl unter dem Namen Pale 3 firmieren als auch unter ihren Eigennamen für die Soundtracks aller Tykwer-Filme seit „Winterschläfer“ verantwortlich zeichnen.
1994 gründete Tykwer zusammen mit Stefan Arndt, Dani Levy und Wolfgang Becker die Produktionsfirma X-Filme Creative Pool, die 1997 mit Tykwers Mysterythriller „Winterschläfer“ ihren ersten Film präsentierte.
Der Film basiert lose auf dem unveröffentlichten Roman „Expense of Spirit“ der früh verstorbenen Anne-Francoise Pyszora und erzählt von einem Autounfall, der mehrere Schicksale miteinander verbindet.
„Nach ‚Die tödliche Maria‘ war ich interessiert an Figuren, die sich näher an meiner eigenen Biographie und meinem Lebensgefühl bewegten. Mit der drastischen Schauplatzänderung (Winter in den Alpen) und der Ergänzung des Ensembles um Josefs Figur kam die ursprünglich eher still vor sich hin schwebende Geschichte in Gang: wieder ist es der Thriller, der das Melodram attackiert, und wieder ist diese Reibung der Genres ein zentraler Motor des Films. Ein Film über geliebte und ungeliebte Kinder – und die große Schnittmenge dazwischen, die nicht weiß, was sie über ihre Eltern und ihre Eltern über sie denken. Da fängt alle Verunsicherung an. Und die wird generationsintern abgearbeitet“, erklärt Tom Tykwer in dem erwähnten Booklet zur Warner-Bros.-Kollektion seiner Filme.
1998 gelang Tom Tykwer mit „Lola rennt“ auch der internationale Durchbruch. Seine damalige Lebensgefährtin Franka Potente hat als Lola in dem Film zwanzig Minuten Zeit, um 100000 Mark aufzutreiben und ihrem kleinkriminellen Freund Manni das Leben zu retten. Wie in „Und täglich grüßt das Murmeltier“ gibt es eine Schlüsselszene, in der Lola sich jeweils anders für ihr weiteres Vorgehen entscheidet und so die Handlung in eine ganz andere Richtung lenkt.
„Die Faszination, die Begeisterung für sein Medium spürt man ‚Lola rennt‘ in jeder Sekunde an. Virtuos spielt Tom Tykwer mit allen Mitteln, die ihm Film bietet, ohne dass er sich je diese erfrischende Freiheit durch künstlerische Beliebigkeit erkaufen müsste.
Alles steht im Dienst der Handlung, alles dient dem Puls des Films. Der Rhythmus der Bilder, der Rhythmus der Musik: es ist jener atemlose Rhythmus, mit dem Franka Potente als athletischer Hauptstadt-Pumuckl über die Leinwand fegt. Selbst das Philosophieren über Kino, Bewegung, Zeit und das Leben schlechthin gelingt dem Film sozusagen on the run – ganz straight auf der Ebene des unmittelbar Sichtbaren und ohne jeglichen Tempoverlust.
Was aber ‚Lola rennt‘ – mehr noch als Virtuosität, Originalität oder Tempo – zum hinreißenden Erlebnis macht (und die vereinzelten Schönheitsfehler völlig unbedeutend erscheinen lässt), ist seine ansteckende, unbändige Energie. Eine Energie, die von der Liebe und Hingabe aller Beteiligten zeugt“, schwärmt Thomas Willmann auf artechock.de.
Im Jahre 2000 folgte Tykwers vierter Film „Der Krieger und die Kaiserin“, wiederum mit Franka Potente in der Hauptrolle. Eine Pflegerin in der Psychiatrie wird nach dem Zusammenstoß mit einem LKW durch einen Fremden am Leben erhalten. Sie macht sich auf die Suche nach ihrem Retter und ist der festen Überzeugung, dass beide füreinander bestimmt sind.
„Beide Protagonisten müssen über viele Umwege zueinander finden, ums ich selbst zu erkennen. ‚Der Andere‘ als Reflektor und Katalysator unserer Ängste und Hoffnungen, unserer Neurosen und Sehnsüchte wird zum zentralen Gegenstand einer äußerst langsam erzählten Befreiungsgeschichte. Befreien müssen die Figuren sich von ihren fremdbestimmten Zwangssystemen, von ihren falschen Selbstbildern, und vom ‚inneren Zwilling‘, der sie daran hindert, alte Muster loszulassen“, meint Tom Tykwer.
2002 verfilmte Tykwer mit „Heaven“ ein Drehbuch des 1996 verstorbenen Regisseurs Krzysztof Kieslowski und realisierte damit seine erste internationale Großproduktion, dann folgte mit „True“ ein kurzes Segment zum Kompilations-Film „Paris, je t’aime“ (2004), in dem 21 Regisseure je eine Liebesgeschichte aus einem der Arrondissements von Paris erzählen.
„Meine persönliche Lage damals war allerdings so, dass ich sagte: ich hab überhaupt keine Ahnung von Liebe, ich weiß nur etwas von verlorener Liebe. Also dachte ich mir, dann muss ich wohl einen Film über Trennung machen“, rekapituliert Tykwer. „Ganz unerwartet entwickelte sich die Arbeit an ‚True‘ dann zu einer sehr beglückenden Erfahrung und hatte tatsächlich den erwünschten Wiederbelebungseffekt. Ohne ‚True‘ hätte ich nicht das Selbstbewusstsein zurückgewonnen, das ich brauchte, um mich schließlich an ‚Das Parfum‘ zu wagen.“
Die lang erwartete Verfilmung des internationalen Bestsellers von Patrick Süskind erzählt die Geschichte von Jean-Baptiste Grenouille, der 1738 inmitten des Gestanks auf dem Pariser Fischmarkt zur Welt gebracht wird und einen erstaunlichen Geruchssinn entwickelt. Als Lehrling in der Parfümerie des stadtbekannten Duftmischers Baldini übertrifft der junge Mann bald die Künste seines Meisters und strebt wie besessen danach, den ihn betörenden Duft menschlicher Körper zu konservieren, wobei er sprichwörtlich über die Leichen junger Frauen geht …
Bei der Kritik fiel der handwerklich berauschende, inhaltlich jedoch nicht ganz überzeugende Film so ziemlich durch.
„Kameramann Frank Griebe flößt den akribisch arrangierten Bildern höchste Suggestionskraft ein, indem die im Buch voluptuös beschriebenen Gerüche in leuchtende, pralle Farben und satte, knackige Töne übersetzt werden - und in besonders pittoreske oder ekelerregende Sujets wie etwa ein Meer rieselnder Rosenblüten oder einen Haufen sich durch Dreck und Moder windender Maden. Überhaupt hat sich Tykwer die Begriffe ‚Authentizität und Intensität‘, wie er selbst sagt, zum Programm gemacht, was sich vor allem in einzigartigen Schmutz-Stillleben zeigt: Der unverkennbare Jauche-Look, um den sich eigens eine ‚Dirt-Unit‘ am Set kümmerte - die jeden Tag von neuem das Barrio Gotico in Barcelona von oben bis unten mit Schlamm einseifte -, wird so zum corpus delicti einer mörderisch-getreuen Literaturadaption“, resümiert beispielsweise Alexandra Stäheli in der Neue Zürcher Zeitung. “Aber trotz oder vielleicht gerade wegen all des ästhetischen Aufwands, der genuinen Dreckschlachten, zeitgenössischen Kostüme und handbemalten Knöpfe findet der Film auf der Ebene der Erzählung seine Linie nur schwer. Schon nach der Lektüre von Süskinds Roman fragt man sich zuweilen, worum es in dieser ‚Geschichte eines Mörders‘ eigentlich geht: Um die mythische Verquickung von Genie und Wahnsinn? Um die Story eines Killers, der sein Teufelswerk ironischerweise aus Hypersensibilität beginnt? Haben wir es mit dem Psychogramm eines Asozialen zu tun, der durch emotionale Verwahrlosung zum Demagogen und Volksverführer wird? - Dem von Andrew Birkin, Eichinger und Tykwer verfassten Drehbuch gelingt es jedenfalls nicht, diese verschiedenen Aspekte des Buches zu einer einzigen Geschichte zu verdichten.“
Das Publikum war jedoch begeistert und machte den Namen Tom Tykwer auch in Hollywood salonfähig. „The International“ war 2009 auch der programmatische Titel von Tykwers erster großer Hollywood-Produktion, in der Noami Watts als New Yorker Staatsanwältin und Clive Owen als Interpol-Agent die illegalen Aktivitäten einer mächtigen Großbank aufzudecken versuchen.
„‘The International‘ hat etwas Entschlacktes. Das gilt auch für Tykwers Inszenierung, die sich in seinen früheren Filmen gelegentlich zu verselbständigen drohte. Sein manchmal sehr angestrengter Gestaltungswille ließ etwa das Finale seiner Patrick-Süskind-Adaption ‚Das Parfum‘ fasst ins Lächerliche umkippen. ‚The International‘ dagegen ist ein Film ohne Firlefanz“, meint Lars-Olav Neier auf spiegel.de. „Tykwer und sein Kameramann Frank Griebe erkunden die Räume, die sie ihren Zuschauern zeigen, meist in Tableaus und mit ruhigen Kamerabewegungen. Wenn sie Salinger in einer Totale als winziges Männchen vor der gewaltigen Glasfassade der Bank zeigen, dann erzählt das Bild im Kern die ganze Geschichte des Films.“
Nach dem von Tykwer initiierten und an den Film „Deutschland im Herbst“ (1978) angelehnten Episodenfilm „Deutschland 09“, an dem Tykwer selbst mit dem Kurzfilm „Feierlich reist“ involviert war, drehte der Filmemacher im November 2009 mit „Drei“ seinen ersten deutschsprachigen Film in zehn Jahren. Das Beziehungsdrama erzählt von dem miteinander sehr vertrauten um die 40-jährigen Simon und Hanna, die sich beide in Adam zu verlieben beginnen.
„Es ist ein Vergnügen zu erleben, wie die unterschiedlichen Temperamente der Figuren auch den Klang des Films verändern, Tom Tykwer hat bekanntlich seine Seele in jungen Jahren vielleicht nicht dem Teufel verkauft, aber dem Zufall. Und doch wehrt er sich als Perfektionist dagegen, sich ihm auch in der Form seiner Filme auszuliefern. Die Stärke von 'Drei' ist eine überraschende Verspieltheit inmitten der artifiziellen Konstruktion, und es ist ein absolut filmisches Vergnügen. Es überwiegt bei weitem die Schwächen im Bemühen um politischen Zeitbezug“, meint Daniel Kothenschulte auf fr-online.de.
Nun ist Tykwer in der deutsch-amerikanischen Co-Produktion „Cloud Atlas“ im Kino zu erleben. Zusammen mit den Brüdern Andy und Lana Wachowski ist ein teilweise in den Babelsberger Studios inszeniertes Epos entstanden, das auf dem opulenten Werk „Der Wolkenatlas“ von David Mitchell basiert und die dramatischen Geschichten von sechs Menschen im Zeitraum von 1820 bis 2500 erzählt.
„Es ist eine wirklich stattliche Leistung, wie der Schnitt einen Rhythmus für das halbe Dutzend Handlungsstränge findet. Zwar wird selbst dem geduldigeren Publikum mit der Flut an Dialogen einiges zugemutet, doch im Großen und Ganzen hält ‚Cloud Atlas‘ über mehr als zweieinhalb Stunden hinweg glänzend bei der Stange, und die so drastisch unterschiedlichen Einzelteile finden tatsächlich einen Einklang. Dennoch äußert sich das Leitthema, alles sei verbunden, nur sehr subtil bis oberflächlich. Die Episoden haben einige kleine Verknüpfungspunkte, greifen aber nicht wirklich ineinander – dafür sind sie eben zeitlich zu weit voneinander entfernt. Statt einem Masterplan des Universums darf man also nur milde esoterische Bestätigung erwarten“, urteilt das Online-Portal wieistderfilm.de. „Eine jeweils eigene erzählerische Kraft bleibt bei den einzelnen Episoden etwas auf der Strecke. Das zeigt auch das verpuffende, kaum abzuschätzende Ende, welches einen mit sich selbst zurücklässt. ‚Cloud Atlas‘ ist eben ein großes, mal übermütiges, mal revolutionäres Projekt, das zu viel ausprobiert, um tief bewegen zu können. Trotzdem kann man in diesem radikalen Genremix durchaus Spaß haben, sich verzaubern lassen und zum Nachdenken angeregt werden – insofern hat diese Auslotung der Möglichkeiten und Grenzen des Kinos funktioniert.“
Filmographie:
1990: Because (Kurzfilm)
1992: Epilog (Kurzfilm)
1993: Die tödliche Maria
1997: Winterschläfer
1998: Lola rennt
2000: Der Krieger und die Kaiserin
2002: Heaven
2004: True (Kurzfilm, Episode aus „Paris, je t’aime“)
2006: Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders
2009: The International
2009: Feierlich reist (Kurzfilm, Episode aus „Deutschland 09“)
2010: Drei
2012: Cloud Atlas
Playlist:
1 Tom Tykwer, Johnny Klimek, Reinhold Heil - All Boundaries Are Conventions (Cloud Atlas) - 02:38
2 Tom Tykwer, Johnny Klimek, Reinhold Heil - Title Remix (Winterschläfer) - 07:50
3 Tom Tykwer - Der Alltag (Die tödliche Maria) - 02:35
4 Tom Tykwer, Johnny Klimek, Reinhold Heil - Introduction [Remix by Sun Electric] (Lola rennt) - 04:56
5 Pale 3 feat. Beth Hirsch - The Tunnel (Der Krieger + Die Kaiserin) - 05:26
6 Tom Tykwer, Johnny Klimek, Reinhold Heil - The Girl With The Plums (Das Parfum) - 05:27
7 Pale 3 feat. Skin - You Can't Find Peace (Der Krieger + Die Kaiserin) - 05:00
8 Tom Tykwer, Johnny Klimek, Reinhold Heil - Sonmi-451 Meets Chang (Cloud Atlas) - 03:33
9 Tom Tykwer, Johnny Klimek, Reinhold Heil - True (Paris, Je t'aime) - 04:34
10 Tom Tykwer, Johnny Klimek, Reinhold Heil - Bugs (The International) - 03:05
11 Tom Tykwer, Johnny Klimek, Reinhold Heil - Sehnsucht nach Adam (Drei) - 03:38
12 Tom Tykwer, Johnny Klimek, Reinhold Heil - End Title (Cloud Atlas) - 07:50
Der amerikanische Schauspieler Brad Pitt zählt weithin als „Sexiest Man Alive“ und zu den einflussreichsten Personen in Hollywood. Nach Kassenschlagern wie „Sieben“ (1995), „Rendezvous mit Joe Black“ (1998), „Fight Club“ (1999) und „Ocean’s Eleven“ (2001) ist der begehrte Mann seit Ende November in dem Thriller „Killing Them Softly“ zu sehen.
Brad Pitt wurde am 18. Dezember 1963 in Shawnee, Oklahoma, als Sohn eines Fuhrunternehmers und einer Schulpsychologin geboren und studierte nach der High School an der University of Missouri Journalismus mit Schwerpunkt Marketing und Werbung. Doch die Schauspielerei interessierte ihn schnell weitaus mehr, so dass er in Los Angeles in die Schauspielschule von Roy London ging. Nach einem Gastauftritt in der Serie „Dallas“ startete seine Filmkarriere mit dem Fernsehfilm „Head Of The Class" (1986). Es folgte 1989 der Kinofilm „Happy Together“ und schließlich die Rolle als attraktiver Tramper in Tony Scotts Roadmovie „Thelma & Louise“, dem sich 1992 der Durchbruch mit der Hauptrolle in Robert Redfords Drama „Aus der Mitte entspringt ein Fluss“ anschloss.
Danach zeigte Brad Pitt seine schauspielerische Vielseitigkeit in ganz unterschiedlichen Big-Budget-Produktionen, so als Herzensbrecher in Edward Zwicks Bürgerkriegsmelodram „Legenden der Leidenschaft“ (1994), als Vampir in Neil Jordans„Interview mit einem Vampir“ (1994), als Cop in David Finchers Psychothriller „Sieben“ (1995), als durchgeknallter Freak in Terry Gilliams Science-fiction-Drama „12 Monkeys“ (1995), als personifizierter Tod in „Rendezvous mit Joe Black“ und als Energiebündel in Finchers„Fight Club“ (1999).
Nach seiner Heirat mit Kollegin Jennifer Aniston am 29. Juli 2000 war Pitt an der Seite von Robert Redford in Tony Scotts Spionage-Thriller „Spy Game“ (2001) zu sehen, dann in Steven Soderbergh Star-gespickter Gangster-Komödie „Ocean’s Eleven“. Die Ehe mit Aniston wurde 2005 bereits wieder geschieden. Nun wurde Angelina Jolie die Frau an seiner Seite, mit der Pitt in Doug Limans Action-Komödie „Mr. & Mrs. Smith“ (2005) auch vor der Kamera liiert war.
Zu den weiteren Highlights in Brad Pitts Filmographie zählen das Drama „Babel“ (2006), Wolfgang Petersens Heldenepos „Troja“ (2004) und Quentin Tarantinos„Inglourious Basterds“ (2009).
Seit dem 29.11. ist Brad Pitt als Auftragskiller in Andrew Dominiks Gangster-Komödie „Killing Them Softly“ zu sehen. Mit dem Regisseur hat Pitt bereits in dem Western-Biopic „Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“ (2007) zusammengearbeitet.
Filmographie:
1987: Hunk
1987: No Man's Land – Tatort 911
1987: Unter Null (Less Than Zero)
1988: Gebot des Schweigens (A Stoning in Fulham County) (Fernsehfilm)
1988/1997: The Dark Side of the Sun
1989: Happy Together – Das Chaos-Duo / Glücklich vereint
1989: Todesparty II (Cutting Class)
1990: Rufmord (The Image) (Fernsehfilm)
1990: Zum Sterben viel zu jung (Too Young to Die?) (Fernsehfilm)
1991: Rivalen (Across the Tracks)
1991: Thelma & Louise
1991: Johnny Suede
1992: Drei Wege in den Tod (Two-Fisted Tales) (Fernsehfilm)
1992: Contact (Kurzfilm)
1992: Cool World
1992: Aus der Mitte entspringt ein Fluss (A River Runs Through It)
1993: Kalifornia
1993: True Romance
1994: The Favor – Hilfe, meine Frau ist verliebt!
1994: Interview mit einem Vampir – Aus der Chronik der Vampire (Interview with the Vampire: The Vampire Chronicles)
1994: Legenden der Leidenschaft (Legends of the Fall)
1995: Sieben (Se7en)
1995: 12 Monkeys (Twelve Monkeys)
1996: Sleepers
1997: Vertrauter Feind (The Devil's Own)
1997: Sieben Jahre in Tibet (Seven Years in Tibet)
1998: Rendezvous mit Joe Black (Meet Joe Black)
1999: Being John Malkovich (Cameo-Auftritt)
1999: Fight Club
2000: Snatch – Schweine und Diamanten
2001: The Mexican – Eine heiße Liebe
2001: Spy Game – Der finale Countdown
2001: Ocean’s Eleven
2002: Geständnisse – Confessions of a Dangerous Mind (Cameo-Auftritt)
2004: Troja (Troy)
2004: Ocean’s 12 (Ocean’s Twelve)
2005: Mr. & Mrs. Smith
2006: Babel
2007: Ocean’s 13 (Ocean’s Thirteen)
2007: Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford (The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford)
2008: Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger?
2008: Der seltsame Fall des Benjamin Button (The Curious Case of Benjamin Button)
2009: Inglourious Basterds
2011: The Tree of Life
2011: Die Kunst zu gewinnen – Moneyball
2012: Killing Them Softly
Playlist:
1 Hans Zimmer - Thunderbird (Thelma & Louise) - 04:03
2 Carter Burwell - Freeing Brian (Kalifornia) - 03:01
3 Mark Isham - Haunted By Waters (A River Runs Through It) - 04:18
4 Elliot Goldenthal - Libera Me (Interview With The Vampire) - 02:47
5 James Horner - Legends Of The Fall (Legends Of The Fall) - 04:15
6 James Horner - Main Title (The Devil's Own) - 04:35
7 John Williams - Leaving Ingrid (Seven Years In Tibet) - 03:43
8 Thomas Newman - Someone Else (Meet Joe Black) - 05:19
9 The Dust Brothers - What Is Fight Club? (Fight Club) - 04:44
10 Alan Silvestri - End Credits Medley (The Mexican) - 05:02
11 Carter Burwell - Breaking And Entering (Burn After Reading) - 03:41
12 Harry Gregson-Williams - Su-Chou Prison (Spy Game) - 05:00
13 Alexandre Desplat - River (The Tree Of Life) - 03:35
14 Mychael Danna - The Streak (Moneyball) - 03:03
15 Alexandre Desplat - A New Life (The Curious Case Of Benjamin Button) - 03:42
Seit dem 15.02.2009 läuft alle zwei Wochen sonntags auf Radio Zusa meine Sendung "Soundtrack Adventures" auf den Frequenzen 95,5 für Lüneburg, 88,0 für Uelzen und 89,7 fürs Wendland - oder als Online-Stream auf www.zusa.de - ab sofort sogar zweistündig von 15 bis 17 Uhr! Wenn Ihr einen bestimmten Wunsch für die Sendung habt, mailt ihn mir bitte einfach an Hörerwünsche! Viel Spaß beim Hören!