Robert Redford zählt nicht nur zu den bekanntesten Schauspielern seiner Generation, längst hat er sich auch als Regisseur und Umweltschützer einen Namen gemacht. Besonders produktiv ist er seit seinen ersten Fernsehauftritten im Jahr 1960 (in Serien wie „Maverick“, „Rescue 8“, „Playhouse 90“, „Perry Mason“ und „Tate“) allerdings nicht gewesen. Nachdem Redford 2007 mit „Von Löwen und Lämmern“ seinen letzten Film inszeniert hatte, meldete er sich erst 2012 mit dem Polit-Thrillerdrama „The Company You Keep“ zurück und ist aktuell in dem Abenteuer-Drama „All Is Lost“ in den deutschen Kinos zu sehen.
Der am 18. August 1936 im kalifornischen Santa Monica geborene
Robert Redford wuchs in einfachen Verhältnissen auf, erhielt 1955 als herausragender Baseballspieler ein Stipendium der University of Colorado, doch brachen seine sportlichen und schulischen Leistungen nach dem Tod seiner Mutter ein. Nach dem Verlust seines Stipendiums jobbte
Redford u.a. auf Ölfeldern und ging schließlich nach Europa, wo er in Paris und Florenz mehrere Kunstakademien besuchte.
Nach seiner Rückkehr in die USA 1958 studierte
Redford Theaterdesign am New Yorker Pratt Institute und entdeckte ab 1959 an der American Academy of Dramatic Arts seine Leidenschaft für die Schauspielerei. Während er auf den Theaterbühnen schnell Erfolge feiern konnte, entwickelte sich seine Filmkarriere eher schleppend. Nachdem er 1960 diverse Auftritte in TV-Serien hatte, konnte er 1962 in
„Hinter feindlichen Linien“ sein Leinwanddebüt feiern, doch erst 1967 wurde er in
„Barfuß im Park“ einem größeren Publikum bekannt und zwei Jahre später in
George Roy Hills Westernkomödie
„Zwei Banditen“ an der Seite von
Paul Newman zum Superstar. Diesen Erfolg konnte das Trio 1973 mit der Gaunerkomödie
„Der Clou“ wiederholen. Zu dieser Zeit begann auch
Robert Redfords erfolgreiche Zusammenarbeit mit Regisseur
Sydney Pollack. In
„Jeremiah Johnson“ (1972) spielte
Redford einen zivilisationsmüden Trapper, 1973 wurde das Liebesdrama
„So wie wir waren“ ebenso zum Kassenschlager wie
Pollacks Polit-Thriller
„Die drei Tage des Condor“ (1975), womit
Redford zum erfolgreichsten Filmstar avancierte.
Fortan nutzte
Redford seine Popularität, um Filme zu produzieren, die seine liberale politische Haltung reflektierten, wie z.B.
„Die Unbestechlichen“ von
Alan J. Pakula.
„Ob er als
‚Der große Gatsby‘ im pinkfarbenen Anzug vor den Herrenhäusern der Ostküste steht, sich in
‚Jenseits von Afrika‘ mit Jägerschlapphut an Löwen heranpirscht oder in
‚Die Unbestechlichen‘ mit hochgekrempelten Hemdsärmeln seine Enthüllungsartikel in die Schreibmaschine hackt – alle
Redford-Figuren sind zunächst einmal Inkarnationen seiner selbst“, befand Katja Nicodemus in „Die Zeit“ (46/2007).
Mit
„Der große Gatsby“ (1974) und
„Tollkühne Flieger“ (1975) konnte der Womanizer zwar nicht mehr ganz an die vorangegangenen Erfolge anknüpfen, doch durch den von ihm erstmals produzierten Polit-Thriller
„Die Unbestechlichen“ (1976), mit dem Regisseur
Alan J. Pakula den durch die Journalisten Bob Woodward (
Redford) und Carl Bernstein (
Dustin Hoffman) aufgedeckten Watergate-Skandal thematisierte, war
Redford wieder ganz oben.
Es folgten noch Auftritte in dem stargespickten Kriegsfilm
„Die Brücke von Arnheim“ (1977) und in
Sydney Pollacks „Der elektrische Reiter“ (1979), ehe
Redford 1980 mit dem Sozialdrama
„Eine ganz normale Familie“ sein Regiedebüt feierte und seinen ersten Oscar in Empfang nehmen konnte.
1980 gründete
Redford in seiner Heimat Utah das Sundance Institute, das sich der Förderung unabhängiger Filmemacher und ihrer Werke verschrieb. Das 1984 erstmals ins Leben gerufene Sundance Film Festival ist längst zum wichtigsten Treffpunkt der amerikanischen Independent-Filmer avanciert.
In den 80er und 90er Jahren war
Redford nur noch sporadisch auf der Leinwand zu bewundern. 1980 spielte er in
„Brubaker“ einen idealistischen Gefängnisdirektor, 1985 folgte das von
Sydney Pollack inszenierte Liebesdrama
„Jenseits von Afrika“, ein Jahr später das romantische Thriller-Drama
„Staatsanwälte küsst man nicht“, ehe 1990 mit
„Havanna“ die sechste und letzte Zusammenarbeit mit
Sydney Pollack über die Bühne ging. In
„Sneakers“ spielte
Redford 1992 den Chef einer Bande von High-Tech-Einbruchsspezialisten, außerdem führte er nach
„Eine ganz normale Familie“ und
„Milagro – Der Krieg im Bohnenfeld“ (1988) bei dem Drama
„Aus der Mitte entspringt ein Fluss“ zum dritten Mal Regie, die den Anfang der langjährigen Zusammenarbeit mit Komponist
Mark Isham markierte, der auch
Redfords „Quiz Show“ (1994), das Politdrama
„Von Löwen und Lämmern“ (2007) und
„Die Lincoln-Verschwörung“ (2010) vertonte. 1993 machte
Redford Demi Moore „Ein unmoralisches Angebot“, 1996 mimte er neben
Michelle Pfeiffer in
„Aus nächster Nähe“ einen Fernsehjournalisten. 1998 führte er Regie bei der Bestseller-Verfilmung von
„Der Pferdeflüsterer“, im Jahr 2000 bei dem Drama
„Die Legende von Bagger Vance“.
Redford inszeniert seine Filme sehr entschleunigt und rhythmisch vielseitig. Dabei geht er sehr musikalisch vor.
„Ich komponiere meine Filme so, wie ich auch Musik höre. Ein Teil der Konzeption von ‚Ordinary People‘ war der Kanon von Pachelbel. In ‚The Horse Whisperer‘ war es das Dvorák-Concerto, das sich während der Montagesequenz über ein Gitarrenriff in ein Western-Stück verwandelt. Von den langen, arbeitsamen Tagen der Streichermusik zu den schnellen, dissonanten Klängen des Pferdetrainings“, erklärte Redford im Interview mit Daniel Kothenschulte („Nachbesserungen am amerikanischen Traum. Der Regisseur Robert Redford“, Schüren, S. 173).
„Einige Filme wurden durch den Rhythmus des Sujets bestimmt. ‚Ordinary People‘ war so langsam und finster, die Langsamkeit, in der man die Mutter aus ihrer eingefahrenen Rolle stößt und die des Heilungsprozesses. Der Pachelbel-Kanon wird zu Beginn auf einem Finger gespielt. Am Ende, wenn es zur Konfliktlösung kommt, spielt dann das ganze Orchester.“
2002 erhielt
Redford den Ehre-Oscar für sein Lebenswerk. Nun spielt er in
J.C. Chandors Ein-Mann-Stück
„All Is Lost“ einen Segler, der auf dem Indischen Ozean von einem Container gerammt wird und folglich auf seinem stark lädierten Schiff ums Überleben kämpft.
Filmographie:
1960: Maverick (Fernsehserie, Folge 03x23)
1962: Hinter feindlichen Linien (War Hunt)
1965: Lage hoffnungslos, aber nicht ernst (Situation Hopeless…But Not Serious)
1965: Verdammte, süße Welt (Inside Daisy Clover)
1966: Dieses Mädchen ist für alle (This Property is Condemned)
1966: Ein Mann wird gejagt (The Chase)
1967: Barfuß im Park (Barefoot in the Park)
1969: Zwei Banditen (Butch Cassidy and the Sundance Kid)
1969: Blutige Spur (Tell Them Willie Boy Is Here)
1969: Schußfahrt (Downhill Racer)
1970: Stromer der Landstraße (Little Fauss and Big Halsy)
1972: Jeremiah Johnson
1972: Vier schräge Vögel (The Hot Rock)
1972: Bill McKay – Der Kandidat (The Candidate)
1973: Der Clou (The Sting)
1973: So wie wir waren (The Way We Were)
1974: Der große Gatsby (The Great Gatsby)
1975: Die drei Tage des Condor (Three Days of the Condor)
1975: Tollkühne Flieger (The Great Waldo Pepper)
1976: Die Unbestechlichen (All the President’s Men)
1977: Die Brücke von Arnheim (A Bridge Too Far)
1979: Der elektrische Reiter (The Electric Horseman)
1980: Brubaker
1980: Eine ganz normale Familie (Ordinary People, Regie)
1984: Der Unbeugsame (The Natural)
1985: Jenseits von Afrika (Out of Africa)
1986: Staatsanwälte küsst man nicht (Legal Eagles)
1988: Milagro – Der Krieg im Bohnenfeld (The Milagro Beanfield War, auch Regie)
1990: Havanna (Havana)
1992: Sneakers – Die Lautlosen (Sneakers)
1992: Aus der Mitte entspringt ein Fluß (A River Runs Through It, Regie)
1993: Ein unmoralisches Angebot (Indecent Proposal)
1994: Quiz Show (Regie)
1996: Aus nächster Nähe (Up Close & Personal)
1998: Der Pferdeflüsterer (The Horse Whisperer, auch Regie)
2000: Die Legende von Bagger Vance (Bagger Vance)
2001: Die letzte Festung (The Last Castle)
2001: Spy Game – Der finale Countdown (Spy Game)
2004: Anatomie einer Entführung (The Clearing)
2005: Ein ungezähmtes Leben (An Unfinished Life)
2007: Von Löwen und Lämmern (Lions for Lambs, auch Regie)
2010: Die Lincoln Verschwörung (The Conspirator, Regie)
2012: The Company You Keep – Die Akte Grant (The Company You Keep, auch Regie)
2013: All Is Lost
Playlist:
01.
Alexander Ebert - The Invisible Man (
All Is Lost) - 05:54
02.
John Rubinstein & Tim McIntire - Overture/Spirits Landing/"Jeremiah Johnson" (
Jeremiah Johnson) - 07:42
03.
Dave Grusin - Condor! (
Three Days of the Condor) - 03:33
04.
David Shire - Finale and End Title (
All the President's Men) - 02:48
05.
Lalo Schifrin - Theme from Brubaker (
Brubaker) - 03:47
06.
John Barry - I Had A Farm (
Out of Africa) - 03:12
07.
John Barry - Main Theme (
Indecent Proposal) - 04:40
08.
Dave Grusin - Night-Walk (
Havana) - 03:26
09.
James Horner - "Too Many Secrets" (
Sneakers) - 06:17
10.
Mark Isham - Haunted By Waters (
A River Runs Through It) - 04:18
11.
Mark Isham - Televion On Trial (
Quiz Show) - 03:06
12.
Thomas Newman - Up Close (
Up Close & Personal) - 02:45
13.
Thomas Newman - Runaway Meadow (
The Horse Whisperer) - 03:01
14.
Rachel Portman - Savannah Needs A Hero (
The Legend Of Bagger Vance) - 04:56
15.
Harry Gregson-Williams - Su-Chou Prison (
Spy Game) - 05:00
16.
Craig Armstrong - The Clearing Main Theme - Orchestral Version (
The Clearing) - 03:08
17.
Thomas Newman - End Title (
The Horse Whisperer) - 03:42
18.
Deborah Lurie - Main Title (
An Unfinished Life) - 03:29
19.
Christopher Young - Unfinished Life (
An Unfinished Life) - 03:27
20.
Mark Isham - Last Shift (
Lions For Lambs) - 04:58
21.
Thomas Newman - Grace (
The Horse Whisperer) - 03:05
22.
Alexander Ebert - All Is Lost (
All Is Lost) - 04:30
23.
James Horner - Main Title (
Sneakers) - 03:00
24.
Cliff Martinez - Somewhere Someone Knows Something (
The Company You Keep)
- 04:25
25
. Harry Gregson-Williams - Operation Dinner Out
(
Spy Game)
- 04:49
26
. John Barry - Karen's Journey Starts
(
Out of Africa)
- 03:41
27
. Craig Armstrong - You Need A Sign Of Life (
The Clearing)
- 05:38
Soundtrack Adventures with ROBERT REDFORD @ Radio ZuSa 12-01-2014 by Dirk Hoffmann on Mixcloud