Radio ZuSa

Sonntag, 15. März 2015

Playlist #159 vom 22.03.2015 - NEUHEITEN 2015 (1)

Nachdem die Ende Februar stattgefundene 87. Verleihung der Academy Awards der Filmwelt noch einmal vor Augen und Ohren führte, dass sich das vergangene Kinojahr durchaus sehen und hören lassen konnte, fängt auch das neue Filmjahr mehr als vielversprechend an.
Im ersten Neuheiten-Special des Jahres 2015 geben sich in dieser Soundtrack-Adventures-Sendung prominente Komponisten wie Hans Zimmer („Chappie“), Danny Elfman („Big Eyes“, „Fifty Shades Of Grey“), James Horner („Wolf Totem“), Patrick Doyle („Cinderella“) und Thomas Newman („The Second Best Exotic Marigold Hotel“) sowie angesagte Talente wie Michael Giacchino („Jupiter Descending“), Max Richter („Testament Of Youth“), Nick Urata („Paddington“, „Focus“) und Newcomer wie Peter Joseph („Zeitgeist“) und Tony Morales („In Your Eyes“) ein munteres Stelldichein.

Seit der Hameln geborene Komponist Max Richter 2002 sein Debütalbum „Memoryhouse“ veröffentlichte, hat er sich nicht nur in der modernen Klassik-Szene einen Namen gemacht, sondern seit 2006 auch vermehrt Filmmusiken komponiert, u.a. für Ari Folmans preisgekrönten Animationsfilm „Waltz with Bashir“ (2008), David Mackenzies „Perfect Sense“ (2011) und die HBO-Serie „The Leftovers“ (2014). Für die Musik zu James Kents biografischen Kriegsdrama „Testament Of Youth“ blieb Richter seinem Stil treu und schuf emotional berührende, Piano-basierte Themen, die die Stimmung des Films wunderbar einfangen.
Auch Richters isländischer Kollege Ólafur Arnalds hat sich zunächst in der modernen Klassik- und Electroszene hervorgetan, ehe seine kompositorischen Qualitäten vor allem von ambitionierten Independent-Filmern gefragt wurden. So kreierte er 2012 erstmals die Musik zu „Another Happy Day“, dem Regiedebüt von Barry Levinsons Sohn Sam. Ein Jahr später folgte der Soundtrack zu Ron Krauss‘ „Gimme Shelter“ und zur ITV-Serie „Broadchurch“, zu der jetzt der erweiterte Soundtrack zum Start der 2. Staffel erschienen ist. Daneben ist jetzt mit „The Chopin Project“ das Ergebnis einer ambitionierten Zusammenarbeit mit der deutsch-japanischen Pianistin Alice Sara Ott erhältlich. Um der standardisierten Perfektion einschlägiger Aufnahmen des von Arnalds hochgeschätzten Pianisten Chopin zu begegnen, fand er einen eigenen Aufnahme-Prozess und komponierte Intermezzi für Streichquintett, Klavier und Synthesizer, die einen emotionalen Bogen zu ausgewählten Chopin-Stücken schlagen sollten.
Dabei schufen Arnalds und Ott einen intimen, fragilen und oft charmant unvollkommenen Klang unter Verwendung alter, ungewöhnlicher oder präparierter Klaviere, aufgezeichnet mit Hilfe altmodischer Aufnahmegeräte.
„Warum sollten wir die Technologie, die uns zur Verfügung steht, nur als Werkzeug nutzen und nicht auch als Mittel der Interpretation? Warum sollten die Mikrofone, der Raum – der Sound – nicht auch Beitragende der Aufführung sein?“
Weitaus weniger anspruchsvoll ist dagegen die literarische Vorlage zu „Fifty Shades of Grey“. Immerhin ist es Regisseurin Sam Taylor-Johnson („Nowhere Boy“) und ihrer Drehbuchautorin Kelly Marcel („Saving Mr. Banks“) gelungen, die „Hausfrauen-Porno“-Trilogie von E.L. James zu einer unterhaltsamen SM-Romanze zu verfilmen, die Danny Elfman ebenso unterhaltsam vertont hat wie „Big Eyes“, Tim Burtons biografisches Drama um eine Künstlerin, deren Mann den Ruhm für ihre Bilder einheimst.
Abgerundet wird die Sendung mit dem feinen Orchesterscore von Patrick Doyle („Brave“) zu der neuen Walt-Disney-Verfilmung von „Cinderella“, Hans Zimmers („Inception“) elektronisch pulsierenden Score zu Neill Blomkamps („Elysium“) neuem Sci-Fi-Thriller „Chappie“, Thomas Newmans exotisch-luftiger Arbeit zu John Maddens „The Second Best Exotic Marigold Hotel“ und Aaron Zigmans süßlich-romantischen Klängen zu Michael Hoffmans Nicholas-Sparks-Adaption „The Best Of Me“.
Dazu steuern Peter Joseph („Zeitgeist“) und Junkie-XL-Mastermind Tom Holkenborg („Run All Night“) rhythmische Klänge bei, während Tony Morales („In Your Eyes“), Nick Urata („Focus“) und Dario Marianelli („A Long Way Down“) mit verträumten Melodien vertreten sind.
Daniel Pemberton („The Game“) und Atli Örvarsson („Chicago Fire“) demonstrieren, dass auch zu Fernsehserien ausdrucksstarke Musik produziert werden kann, während Geoff Zanelli („The Scorpion King 4“), Michael Giacchino („Jupiter Ascending“) und Javier Navarrete („Zhong Kui“) bei den Aufnahmen zu ihren Fantasy- und Sci-Fi-Epen so richtig aus dem Vollen schöpfen durften.
Playlist: 
01. Max Richter - I Will Not Forget You (Testament Of Youth) - 03:55
02. Danny Elfman - Variations On A Shade (Fifty Shades Of Grey) - 06:23
03. Danny Elfman - Victory (Big Eyes) - 05:00
04. Ólafur Arnalds - So Far (Broadchurch) - 04:32
05. Ólafur Arnalds & Alice Sara Ott - Reminiscence (The Chopin Project) - 04:28
06. Nick Urata - Love Theme (Focus) - 05:05
07. Daniel Pemberton - Yulia's Theme (The Game) - 02:43
08. Nick Urata - The Explorer's Film (Paddington) - 02:45
09. Peter Joseph - Marcato (Zeitgeist) - 06:59
10. Tony Morales - In Your Eyes (In Your Eyes) - 03:38
11. Van Lawson - Ellie's Theme (The War Within) - 03:12
12. Nathaniel Méchaly - Saving Kim (Taken 3) - 04:50
13. Mike Mogis & Nathaniel Walcott - The Great And Terrible 10 (The Fault In Our Stars) - 05:58
14. Javier Navarrete - In Heaven (Zhong Kui: Snow Girl And The Dark Crystal) - 03:26
15. Dario Marianelli - Five Seconds (A Long Way Down) - 04:56
16. Aaron Zigman - Main Title (The Best Of Me) - 02:50
17. Geoff Zanelli & Mark Ronson - In The Bathtub (Mortdecai) - 02:24
18. Geoff Zanelli - The Temple Of The Goddess (The Scorpion King 4) - 02:02
19. Michael Giacchino - 2nd Movement (Jupiter Ascending) - 03:24
20. James Horner - Leaving For The Country (Wolf Totem) - 02:17
21. John Frizzell - End Credits (The Loft) - 01:55
22. Atli Örvarsson - Giving Thanks (Chicago Fire - Season 1) - 06:00
23. Tom Holkenborg - I See Those Faces In My Dreams (Run All Night) - 03:04
24. Henry Jackman & Matthew Margeson - An 1815 Napoleonic Brandy (Kingsman - The Secret Service) - 04:23
25. Hans Zimmer - Use Your Mind (Chappie) - 04:05
26. Thomas Newman - Sagai (The Second Best Exotic Marigold Hotel) - 04:27
27. Patrick Doyle - Orphaned (Cinderella) - 03:47
28. Peter Joseph - Grandioso (Zeitgeist) - 07:15

Soundtrack Adventures #159 with RICHTER, ARNALDS, ZIMMER, DOYLE, ELFMAN @ Radio ZuSa 2015-03-22 by Dirk Hoffmann on Mixcloud

Sonntag, 1. März 2015

Playlist #158 vom 08.03.2015 - JULIANNE MOORE Special

Nach vier Oscar-Nominierungen (für „Boogie Nights“, „Das Ende einer Affäre“, „The Hours“ und „Dem Himmel so fern“) hat die amerikanisch-britische Schauspielerin Julianne Moore für ihre Hauptrolle in dem Drama „Still Alice – Mein Leben ohne Gestern“ Ende Februar bei den diesjährigen Academy Awards endlich ihre erste Oscar-Trophäe überreicht bekommen. Grund genug, die vielseitige Darstellerin in einem Special bei Soundtrack Adventures vorzustellen.

Die am 3. Dezember 1960 im nordkalifornischen Fayetteville als Tochter einer schottischen Sozialarbeiterin und einer Richters bei der US Army geborene Julie Anne Smith machte 1979 an der American High School in Frankfurt am Main ihren Abschluss und vier Jahre später am College of Fine Arts der Boston University ihren Bachelor. Als sie nach ihrem Studium nach New York ging und sich in die Screen Actors Guild eintragen lassen wollte, musste sie feststellen, dass sämtliche Variationen ihres Namens bereits vergeben waren, so dass sie ihre beiden Vornamen zusammenfasste und den zweiten Namen ihres Vaters als Nachnamen übernahm.
Moore wirkte zunächst an einigen Off-Broadway-Stücken mit und verdiente sich ihren Lebensunterhalt als Kellnerin, als sie ihre erste Rolle in der Seifenoper „The Edge Of Night“ erhielt und drei Jahre lang in der Serie „As The World Turns“ mitwirkte, wofür sie mit einem Emmy ausgezeichnet wurde. Nach einigen Fernsehproduktionen folgten die ersten Kino-Auftritte in „Tales from the Darkside: The Movie“ (1990), in Robert Altmans Ensemble-Drama „Short Cuts“ (1993) und eine Hauptrolle in „Vanya on 42nd Street“ (1994).
Steven Spielberg war von ihren kurzen Auftritten in dem Thriller „Auf der Flucht“ (1993) so begeistert, dass er sie in der Rolle der Paläontologin Dr. Sarah Harding in „Vergessene Welt: Jurassic Park“ besetzte. In Todd Haynes‘ sozialkritischen Drama „Safe“ (1995) überzeugte Moore als vom Leben enttäuschte Hausfrau, dann erweiterte sie ihr Rollenspektrum in der Liebeskomödie „Nine Month“, in dem Thriller „Assassins – Die Killer“ und in dem Künstlerdrama „Mein Mann Picasso“.
Die erste Zusammenarbeit mit Regisseur Paul Thomas Anderson bei „Boogie Nights“ brachte ihr sowohl die erste Oscar- als auch eine Golden-Globe-Nominierung ein. Nachdem sie weitere sehenswerte Rollen in der Kultkomödie „The Big Lebowski“ der Coen-Brüder, in Gus Van Sants Remake von Hitchcocks Suspense-Klassiker „Psycho“ und in Robert Altmans komödiantischen Drama „Aufruhr in Holly Springs“ (1999) verkörpert hatte, heimste sie für ihre Darstellung der untreuen Ehegattin Sarah Miles in Neil Jordans Adaption von Graham Greenes „Das Ende einer Affäre“ ihre nächste Oscar-Nominierung ein. Anderson engagierte Moore auch für sein nächstes gefeiertes Meisterwerk „Magnolia“ (1999), wo sie die tablettensüchtige Frau eines sterbenskranken Fernsehmoguls spielte.
 Julianne Moore übernahm in „Hannibal“, der langersehnten Fortsetzung des Blockbuster-Thrillers „Das Schweigen der Lämmer“, Jodies Fosters Part als FBI-Agentin Clarice Starling und überzeugte anschließend in Lasse Halmströms Literaturverfilmung von Annie Proulx‘ Bestseller „Schiffsmeldungen“.
Viel Kritikerlob erntete Moore auch für die Darstellung der 50er-Jahre-Vorzeige-Hausfrau und Mutter Cathy Whitaker in Todd Haynes‘ Drama „Dem Himmel so fern“ und der Laura Brown in Stephen Daldrys Oscar-prämierten Drama „The Hours“ (beide 2002). Nach der Geburt ihrer Tochter nahm sich Moore, die seit 2003 in zweiter Ehe mit dem Regisseur Bart Freundlich verheiratet ist, eine kleine Auszeit und kehrte 2004 an der Seite von James-Bond-Darsteller Pierce Brosnan in der Anwaltskomödie „Laws of Attraction“ und in dem Thriller „Die Vergessenen“ auf die Kinoleinwand zurück.
Neben Clive Owen agierte sie in Alfonso Cuaróns Sci-Fi-Thriller-Drama „Children Of Men“ (2006), an der Seite von Nicolas Cage in Lee Tamahoris Sci-Fi-Action-Thriller „Next“ (2007) und mit Mark Ruffalo in Fernando Meirelles‘ Adaption von José Saramagos Mystery-Drama „Die Stadt der Blinden“ (2008). Es folgten hochgelobte Auftritte in Tom Fords Regiedebüt „A Single Man“, Atom Egoyans Psychothriller „Chloe“ (beide 2009) und Lisa Cholodenkos vierfach Oscar-nominierter Komödie „The Kids Are All Right“ (2010).
Zuletzt war Julianne Moore in dem Remake der Stephen-King-Verfilmung „Carrie“, in dem Action-Thriller „Non-Stop“, in David Cronenbergs Drama „Maps To The Stars“ und als Präsidentin Alma Coin in „Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 1“ zu sehen.
Nun wurde sie für ihre Rolle der an Alzheimer erkrankten Sprachwissenschaftlerin Dr. Alice Howland  in dem Familiendrama „Still Alice“ endlich mit einem Academy Award ausgezeichnet.
Filmographie: 
1990: Geschichten aus der Schattenwelt (Tales from the Darkside: The Movie)
1991: Hexenjagd in L.A. (Cast a Deadly Spell, Fernsehfilm)
1992: Die Hand an der Wiege (The Hand That Rocks the Cradle)
1992: Betty Lou – Der ganz normale Wahnsinn (The Gun in Betty Lou’s Handbag)
1993: Body of Evidence
1993: Benny und Joon
1993: Auf der Flucht (The Fugitive)
1993: Short Cuts
1994: Vanja auf der 42. Straße (Vanya on 42nd Street)
1995: Familien-Bande (Roommates)
1995: Nine Months
1995: Safe
1995: Assassins – Die Killer (Assassins)
1996: Mein Mann Picasso (Surviving Picasso)
1997: Vergessene Welt: Jurassic Park (The Lost World: Jurassic Park)
1997: Das Familiengeheimnis (The Myth of Fingerprints)
1997: Boogie Nights
1998: The Big Lebowski
1998: Psycho
1998: Chicago Cab
1999: Cookie’s Fortune – Aufruhr in Holly Springs (Cookie’s Fortune)
1999: Ein perfekter Ehemann (An Ideal Husband)
1999: Das Ende einer Affäre (The End of the Affair)
1999: Magnolia
1999: Unschuldig verfolgt (A Map of the World)
2000: The Ladies Man
2001: Hannibal
2001: Evolution
2001: World Traveler
2001: Schiffsmeldungen (The Shipping News)
2002: Dem Himmel so fern (Far from Heaven)
2002: The Hours – Von Ewigkeit zu Ewigkeit (The Hours)
2004: Laws of Attraction
2004: Marie and Bruce
2004: Die Vergessenen (The Forgotten)
2005: Liebe ist Nervensache (Trust the Man)
2005: The Prize Winner of Defiance Ohio
2006: Das Gesicht der Wahrheit (Freedomland)
2006: Children of Men
2007: Next
2007: I’m Not There
2007: Wilde Unschuld (Savage Grace)
2008: Die Stadt der Blinden (Blindness)
2009: Pippa Lee
2009: A Single Man
2009: Chloe
2009–2013: 30 Rock (Fernsehserie, 7 Folgen)
2010: The Kids Are All Right
2010: Shelter
2011: A Child's Garden of Poetry (Fernsehfilm)
2011: Crazy, Stupid, Love.
2012: Being Flynn
2012: Game Change – Der Sarah-Palin-Effekt (Game Change, Fernsehfilm)
2012: Das Glück der großen Dinge (What Maisie Knew)
2013: Movie 43 (entfernte Szene)
2013: The English Teacher
2013: Don Jon
2013: Carrie
2014: Non-Stop
2014: Maps to the Stars
2014: Still Alice – Mein Leben ohne Gestern (Still Alice)
2014: Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 1 (The Hunger Games: Mockingjay – Part 1)
2014: Seventh Son
Playlist: 
01. Ilan Eshkeri - Running (Still Alice) - 02:03
02. Graeme Revell - Waiting For The Jury (Body Of Evidence) - 03:19
03. Graeme Revell - Claire Investigates (The Hand That Rocks The Cradle) - 03:53
04. James Newton Howard - The Hospital (The Fugitive) - 04:06
05. John Williams - The Trek (The Lost World: Jurassic Park) - 05:23
06. Clint Mansell - Dairy Queen Incident (World Traveller) - 04:15
07. Howard Shore  - I Write Your Name (Maps To The Stars) - 03:46
08. Hans Zimmer - Baby, Baby (Nine Months) - 04:00
09. Charlie Mole - The Worst Is Yet To Come (An Ideal Husband) - 03:34
10. Jon Brion - So Now Then (Magnolia) - 03:51
11. Ed Tomney - Voices In Sleep (Safe) - 02:12
12. Mychael Danna - Chardonnay (Chloe) - 05:06
13. David A. Stewart - Cookie (Cookie's Fortune) - 05:30
14. Rachel Portman - On The Bus (Benny & Joon) - 04:10
15. Philip Glass - The Poet Acts (The Hours) - 03:40
16. Elmer Bernstein - Autumn In Connecticut (Far From Heaven) - 03:08
17. Michael Nyman - Diary Of Hate (The End Of The Affair) - 02:37
18. Christopher Young - Asleep With The Angel (Shipping News) - 03:19
19. Edward Shearmur - Main Title (Laws Of Attraction) - 03:31
20. Hans Zimmer - Avarice (Hannibal) - 03:55
21. Howard Shore - Secrets Kill (Maps To The Stars) - 02:42
22. Henry Mancini - Lujon (The Big Lebowski) - 02:38
23. James Horner - In Memories Only, The Empty Page (The Forgotten) - 07:52
24. James Newton Howard - Freedomland (Freedomland) - 06:00
25. James Newton Howard - District 12 Ruins (The Hunger Games - The Mockingjay Part 1) - 04:05
26. Mark Isham - I Believe Anything's Possible (Next) - 03:41
27. John Ottman - What Happened To Amsterdam? (Non-Stop) - 03:45
28. Hans Zimmer - The Burning Heart (Hannibal) - 10:00

Soundtrack Adventures #158 with JULIANNE MOORE @ Radio ZuSa 2015-03-08 by Dirk Hoffmann on Mixcloud

Montag, 23. Februar 2015

DIE 5. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 27./28.02.2015 - 87. ACADEMY AWARDS Special

Am 22. Februar ging im Dolby Theatre in Los Angeles zum 87. Mal die Verleihung der berühmten Oscars über die Bühne. Traditionell wird die „Lange Nacht der Filmmusik“ auf Radio ZuSa mit einem zweistündigen Rückblick auf die besten Filme und Soundtracks des vergangenen Jahres (die nicht unbedingt auch für einen Oscar nominiert waren) eröffnet. Allzu große Überraschungen hat es in der von „How I Met Your Mother“-Star Neil Patrick Harris moderierten Oscar-Verleihung nicht gegeben.

Im Vorfeld wurden sowohl Wes Andersons „Grand Budapest Hotel“ als auch Alejandro González Iñárritus „Birdman“ mit je neun Nominierungen bedacht, von denen sie jeweils vier für sich verbuchen konnte. Während Andersons liebevoll-skurriler und Star-gespickter Film „Grand Budapest Hotel“ für das beste Kostümdesign, das beste Make-up, das beste Szenenbild und die beste Filmmusik ausgezeichnet wurde, erhielt Iñárritus schräge Superhelden-Tragikomödie "Birdman" die wichtigen Auszeichnungen für die beste Regie und den besten Film, dann für das beste Originaldrehbuch - dazu wurde Emmanuel Lubezki, der bereits im vergangenen Jahr für seine Arbeit an „Gravity“ den Oscar bekam, erneut die Trophäe für seine vorzügliche Kameraarbeit zugesprochen.
„Wes, du bist ein Genie. Das ist gut“, freute sich der Franzose Alexandre Desplat, der bereits sieben Mal für den Oscar in der Kategorie „Beste Filmmusik“ nominiert worden war (u.a. für „The Queen“, „Der seltsame Fall des Benjamin Button“, „Argo“ und „The King’s Speech“) und dieses Jahr gleich mit zwei Arbeiten ins Oscar-Rennen ging, einmal für „The Imitation Game“ und schließlich für „Grand Budapest Hotel“, seiner dritten Zusammenarbeit mit Wes Anderson nach „Der fantastische Mr. Fox“ (2009) und „Moonrise Kingdom“ (2012).
Zu den großen Verlierern zählte dagegen das Langzeitprojekt von Richard Linklater. Sein über zwölf Jahre entstandener Coming-of-Age-Film „Boyhood“ erhielt bei immerhin sechs Nominierungen nur eine Auszeichnung für Patricia Arquette als beste Nebendarstellerin, die in ihrer Dankesrede zur Lage der Nation in Sachen Gleichberechtigung viel Applaus erntete.
Musikalisch decken mein jährlicher Gast-Moderator bei der Langen Nacht der Filmmusik, Kacper Ogorzalek, und ich nicht nur die Musik zu den acht besten Filmen ab und die fünf für einen Oscar nominierten Filmmusiken, sondern auch Auszüge aus den Scores zu weiteren bemerkenswerten Filmen, die Thema bei der diesjährigen Oscar-Verleihung waren.
In der Kategorie „Beste Filmmusik“ konnten die Nominierungen für Desplats „Grand Budapest Hotel“ und „The Imitation Game“ ebenso wenig überraschen wie Hans Zimmers Score zu Christopher Nolans Science-Fiction-Drama „Interstellar“, wohl aber Gary Yershons Musik zu Mike Leighs Biopic „Mr. Turner“ über den britischen Maler William Turner und die minimalistische Musik des Isländers Jóhann Jóhannsson zu James Marshs biografischen Drama „Die Entdeckung der Unendlichkeit“.
Hier findet ihr eine Auflistung der wichtigsten Kategorien und die rot markierten Preisträger der 87. Oscar-Verleihung:

Bester Film:
  • Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit 
  • American Sniper 
  • Boyhood 
  • Grand Budapest Hotel 
  • The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben 
  • Selma 
  • Die Entdeckung der Unendlichkeit 
  • Whiplash 

Beste Regie:
  • Alejandro González Iñárritu - Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit 
  • Richard Linklater - Boyhood 
  • Bennett Miller - Foxcatcher 
  • Wes Anderson - Grand Budapest Hotel 
  • Morten Tyldum - The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben 

Bester Hauptdarsteller:
  • Eddie Redmayne - Die Entdeckung der Unendlichkeit 
  • Steve Carell - Foxcatcher 
  • Bradley Cooper - American Sniper 
  • Benedict Cumberbatch - The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben 
  • Michael Keaton - Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit 

Beste Hauptdarstellerin:
  • Julianne Moore - Still Alice - Mein Leben ohne Gestern 
  • Marion Cotillard - Zwei Tage, eine Nacht 
  • Felicity Jones - Die Entdeckung der Unendlichkeit 
  • Rosamund Pike - Gone Girl - Das perfekte Opfer 
  • Reese Witherspoon - Der große Trip - Wild 

Bester Nebendarsteller:
  • J.K. Simmons - Whiplash 
  • Robert Duvall - Der Richter: Recht oder Ehre 
  • Ethan Hawke - Boyhood 
  • Edward Norton - Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit 
  • Mark Ruffalo - Foxcatcher 

Beste Nebendarstellerin:
  • Patricia Arquette - Boyhood 
  • Laura Dern - Der große Trip - Wild 
  • Keira Knightley - The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben 
  • Meryl Streep - Into the Woods 
  • Emma Stone - Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit 

Bestes Originaldrehbuch:
  • Alejandro González Iñárritu, Nicolás Giacobone, Alexander Dinelaris & Armando Bo - Birdman 
  • Richard Linklater - Boyhood 
  • E. Max Frye & Dan Futterman - Foxcatcher 
  • Wes Anderson & Hugo Guinness - Grand Budapest Hotel 
  • Dan Gilroy - Nightcrawler - Jede Nacht hat ihren Preis 

Bestes adaptiertes Drehbuch:
  • Graham Moore - The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben 
  • Jason Hall - American Sniper 
  • Paul Thomas Anderson - Inherent Vice - Natürliche Mängel 
  • Anthony McCarten - Die Entdeckung der Unendlichkeit 
  • Damien Chazelle - Whiplash 

Bester Animationsfilm:
  • Baymax - Riesiges Robowabohu 
  • Die Boxtrolls 
  • Drachenzähmen leicht gemacht 2 
  • Song of the Sea 
  • Die Legende der Prinzessin Kaguya 

Bester fremdsprachiger Film:
  • Ida 
  • Leviathan 
  • Tangerines 
  • Timbuktu 
  • Wild Tales - Jeder dreht mal durch 

Bester Dokumentarfilm:
  • Citizenfour 
  • Last Days in Vietnam 
  • Virunga 
  • Das Salz der Erde 
  • Finding Vivian Maier 

Beste Kamera:
  • Emmanuel Lubezki - Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit 
  • Robert D. Yeoman - Grand Budapest Hotel 
  • Lukasz Zal & Ryszard Lenczewski - Ida 
  • Dick Pope - Mr. Turner - Meister des Lichts 
  • Roger Deakins - Unbroken 

Bestes Kostümdesign:
  • Milena Canonero - Grand Budapest Hotel 
  • Mark Bridges - Inherent Vice - Natürliche Mängel 
  • Colleen Atwood - Into the Woods
  • Anna B. Sheppard & Jane Clive - Maleficent - Die dunkle Fee 
  • Jacqueline Durran - Mr. Turner - Meister des Lichts 

Bester Schnitt:
  • Tom Cross - Whiplash 
  • Joel Cox & Gary Roach - American Sniper 
  • Sandra Adair - Boyhood 
  • Barney Pilling - Grand Budapest Hotel 
  • William Goldenberg - The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben 

Bestes Szenenbild:
  • Grand Budapest Hotel 
  • Into the Woods 
  • Interstellar 
  • The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben 
  • Mr. Turner - Meister des Lichts 

Beste Filmmusik:
  • Grand Budapest Hotel - Alexandre Desplat 
  • The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben - Alexandre Desplat 
  • Interstellar - Hans Zimmer 
  • Mr. Turner - Meister des Lichts - Gary Yershon 
  • Die Entdeckung der Unendlichkeit - Jóhann Jóhannsson 

Bester Filmsong:
  • “Glory” aus Selma 
  • “Lost Stars” aus Can a Song Save Your Life? 
  • “Everything Is Awesome” aus The Lego Movie 
  • “I’m Not Gonna Miss You” aus Glen Campbell: I'll Be Me 
  • “Grateful" aus Beyond the Lights 

Beste visuelle Effekte:
  • Interstellar 
  • Captain America 2: The Return of the First Avenger 
  • Planet der Affen - Revolution 
  • Guardians of the Galaxy 
  • X-Men: Zukunft ist Vergangenheit
Playlist: 
01. Alexandre Desplat - Alone With Numbers (The Imitation Game) - 02:57
02. Alexandre Desplat - Canto at Gabelmeister's Peak (The Grand Budapest Hotel) - 05:35
03. Gary Yershon - End Credits (Mr. Turner) - 04:17
04. Jóhann Jóhannsson - London, 1988 (The Theory Of Everything) - 02:54
05. Jason Moran - Bloody Sunday Walkup (Selma) - 04:14
06. Trent Reznor & Atticus Ross - Just Like You (Gone Girl) - 04:11
07. Jonny Greenwood - The Golden Fang (Inherent Vice) - 04:50
08. Leonard Rosenman  - History Of The Ring (The Lord of the Rings) - 06:32
09. James Newton Howard - A Fateful Meeting (King Kong) - 04:16
10. Tom Tykwer - Grenouille's Childhood (Das Parfum) - 05:16
11. Gabriel Yared - As Far As Florence (The English Patient) - 05:16
12. Eden Ahbez - Nature Boy (The Talented Mr. Ripley) - 04:48
13. Joe Hisaishi - Hana-Bi (Hana-Bi) - 03:44
14. Tan Dun - Desert Capriccio (Tiger & Dragon) - 04:33
15. Boccerini - La Musica Notturna Delle Strada Di Madrid (Master & Commander) - 09:23
16. Dario Marianelli - Darcy's Letter (Pride & Prejudice) - 03:57
17. Wojciech Kilar - The Brides (Bram Stoker's Dracula) - 04:56
18. Michael Nyman - Irene & The Morrow (Gattaca) - 05:44
19. Rob Simonsen - Olympic Losses (Foxcatcher) - 06:18
20. Ennio Morricone - The Funeral (American Sniper) - 02:11
21. Yo La Tengo - I'll Be Around (Boyhood) - 04:45
22. Thomas Newman - Missing Time (The Judge) - 05:05
23. James Newton Howard - The Newscast (Nightcrawler) - 03:44
24. Hans Zimmer - Day One (Interstellar) - 05:15
25. Ilan Eshkeri - Speech (Still Alice) - 02:35
26. Justin Hurwitz & Tim Simonec - Dismissed (Whiplash) - 02:46

Soundtrack Adventures with the 87th Academy Awards & Classics @ Radio ZuSa 2015-01-27 by Dirk Hoffmann on Mixcloud

DIE 5. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 27./28.02.2015 - BIOPICS Special

Die schönsten Geschichten schreibt bekanntlich das Leben selbst. Deshalb hat sich auch im Kino das die Filmbiografie oder auch Biopic (als Verknüpfung zwischen den beiden englischen Begriffen ‚biographical‘ und ‚motion picture‘) längst als eigenständiges Filmgenre etabliert. Seit der Begriff Biopic 1951 erstmals im Fachblatt „Variety“ erwähnt worden ist, erfreuen sich die Lebensgeschichten realer Personen bis heute großer Beliebtheit beim Kinopublikum und sind immer wieder für Oscar-Auszeichnungen gut.

So gingen in diesem Jahr beispielsweise „Selma“ um den schwarzen Bürgerrechtler Martin Luther King Jr. und das Stephen-Hawking-Biopic „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ ins Oscar-Rennen, die wir musikalisch bereits in den ersten beiden Stunden der Langen Nacht der Filmmusik vorgestellt haben. Darüber hinaus hat sich in der Vergangenheit vor allem Steven Spielberg einen Namen mit ausgesuchten Filmbiografien gemacht. So gewann sein 1993 inszeniertes Epos „Schindlers Liste“ gleich sieben Oscars, darunter John Williams für die beste Musik. Er steuerte auch die Scores zu Spielbergs späteren Biopics „Catch Me If You Can“ (2002) und „Lincoln“ (2012) bei, wofür er immerhin jeweils auch für einen Oscar nominiert gewesen ist.
Mel Gibson setzte dem schottischen Freiheitskämpfer William Wallace in dem dreistündigen Historienspektakel „Braveheart“ (1995) ein filmisches Denkmal und konnte immerhin fünf Oscar-Trophäen einheimsen, dazu weitere Nominierungen, unter denen auch James Horner eine für seinen mit Dudelsäcken, Flöten und Drums geprägten Orchesterscore erhielt.
Horner schuf auch zu Ron Howards „A Beautiful Mind“ (2002) einen emotional berührenden Score, der das Leben des 1994 mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichneten Mathematikgenies John Nash thematisiert.
Wie unterschiedlich das Spektrum der Persönlichkeiten ist, deren Leben interessant genug für Hollywoods Filmstudios ist, dokumentiert schon die nachfolgende Musikauswahl. Da finden sich Musiker wie der polnische Pianist Wladyslaw Szpilman (1911-2000) in Roman Polanskis „The Pianist“ (2002) und Milos Formans Mozart-Portrait „Amadeus“ (1984) mit klassischen Werken ebenso wieder wie die beiden großen Psychiater Sigmund Freud und Carl Gustav Jung in David Cronenbergs „A Dangerous Method“, der amerikanische Multimillionär, Pilot und Regisseur Howard Hughes in Martin Scorseses „Aviator“ (2005) oder Facebook-Gründer Mark Zuckerberg in David Finchers „The Social Network“ (2010).
Abgerundet wird das Biopics-Special mit der Musik von Thomas Newman zu „Saving Mr. Banks“ (2014), in dem Tom Hanks als Walt Disney versucht, mit „Mary Poppins“ das Lieblingsbuch seiner beiden Töchter zu verfilmen, und drei Scores von Alexandre Desplat, der mit „The Queen“ und „The King’s Speech“ gleich zwei Persönlichkeiten des britischen Königshauses musikalisch begleiten durfte und zu „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ in das goldene Zeitalter der niederländischen Malerei eintauchte.

Playlist:
01. W.A. Mozart - Symphony No. 25 In G Minor, K. 183; 1st Movement (Amadeus) - 07:51
02. James Horner - A Kaleidoscope of Mathematics (A Beautiful Mind) - 04:56
03. James Horner - Wallace Courts Murron (Braveheart) - 04:25
04. Howard Shore - Otto Gross (A Dangerous Method) - 02:47
05. John Williams - The People's House (Lincoln) - 03:43
06. Sergey Yevtushenko - Chertkov Waltz (The Last Station) - 02:05
07. Thomas Newman - The Magic Kingdom (Saving Mr. Banks) - 01:06
08. Alexandre Desplat - The King's Speech (The King's Speech) - 03:56
09. Trent Reznor & Atticus Ross - Hand Covers Bruise (The Social Network) - 04:19
10. Howard Shore - Icarus (Aviator) - 03:58
11. Alexandre Desplat - Hills of Scotland (The Queen) - 02:26
12. John Williams - Catch Me If You Can (Catch Me If You Can) - 03:11
13. Alexandre Desplat - Griet's Theme (Girl With The Pearl Earring) - 04:10
14. John Williams - Schindler's List-Main Theme (Schindler's List) - 04:02
15. Frederic Chopin - Nocturne #20 In C Sharp Minor, Op. 72/2 (The Pianist) - 04:10

Soundtrack Adventures with BIOPICS @ Radio ZuSa 2015-01-28 by Dirk Hoffmann on Mixcloud

DIE 5. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 27./28.02.2015 - SCOTT HICKS Special

Das biografische Drama „Shine – Der Weg ans Licht“ machte den in Uganda geborenen Filmemacher Scott Hicks 1996 weltberühmt, und auch seine nachfolgenden Werke – die Bestseller-Verfilmungen von David Gutersons „Schnee, der auf Zedern fällt“ (1999) und Stephen Kings „Hearts In Atlantis“ (2001) konnten sich sehen lassen. Seither ist er vor allem durch die Philip-Glass-Dokumentation „Glass: A Portrait of Philip in Twelve Parts“ (2007) aufgefallen. Für dieses Jahr ist von dem vielseitigen Filmemacher der Fantasy-Thriller „Fallen“ angekündigt.

Hicks lebte bis zu seinem zehnten Lebensjahr in Kenya, dann zog seine Familie erst nach England und dann, als er vierzehn war, weiter ins australische Adelaide. Er beendete 1975 sein Studium an der Flinders University of South Australia und profitierte davon, dass das die australische Regierung den seit Jahrzehnten brachliegenden Filmmarkt förderte. Etablierte Filmemacher wie Peter Weir und Bruce Beresford kamen nach Adelaide, um ihre Filme dort zu drehen. Hicks arbeitete als Crew-Mitglied an einem Dutzend von Filmen in den nächsten Jahren, bis er anfing, Kurzfilme und gesponserte Dokumentationen zu drehen.
In seinem ersten Film „Freedom“, den er 1981 in und um Adelaide herum drehte, verwendete er Musik von Cold Chisels Don Walker und die Vocals von INXS-Frontmann Michael Hutchence. Für das INXS-Label WEA drehte er zwischen 1982 und 1983 die Videoclips zu „Spy Of Love“, „To Look At You“ und „Don’t Change“ und dann auf 16mm Film für die populäre südaustralische Band Vertical Hold. International bekannt wurde Hicks erst 1996 mit „Shine – Der Weg ans Licht“, einem Biopic über den australischen Pianisten David Helfgott (Geoffrey Rush), der als Wunderkind heranwächst, während sein Vater (Armin Müller-Stahl) ihn und seine Geschwister mit traumatisierenden Geschichten über den Verlust seiner Familie in den Konzentrationslagern des NS-Regimes quält. Schließlich gelingt es David sich von seinem Vater loszusagen und in Übersee ein Studium anzutreten.
 „Nichts wird wieder so sein wie vorher. ‚Shine‘ war eine einzigartige Erfahrung und einige wenige Leute sind auf ewig glücklich, diesen Grad an universeller Akzeptanz zu erleben. Selten genug kann man sagen, dass Filme das Leben von Menschen verändern. In Bezug auf die Welt kam der Film aus dem Nichts und stürmte durch die Welt. Es projizierte mich in eine neue Arena und machte Geoffrey Rush zum Star, veränderte komplett David Helfgotts Leben und reanimierte die Karriere von Lynn Redgrave. Es gab einige von uns, die in diesen Film involviert waren, deren Leben nie wieder wie zuvor sein würde“, meinte Drehbuchautor und Regisseur Scott Hicks nach dem Erfolg von „Shine“. 
Geoffrey Rush erhielt den Oscar als bester männlicher Hauptdarsteller, weitere Nominierungen erhielten Scott Hicks selbst (Regie), Jan Sardi und Scott Hicks (Buch), Armin Müller-Stahl (Nebendarsteller), David Hirschfelder (Musik) und Pip Karmel (Schnitt). Natürlich ist durch diesen Erfolg Hollywood auf den australischen Filmemacher aufmerksam geworden und übertrug ihm die Verfilmung von David Gutersons Bestseller „Schnee, der auf Zedern fällt“.
Das Krimi- und Liebesdrama spielt auf der kleinen Insel San Piedro vor der nordamerikanischen Küste in den 50er Jahren und beginnt mit dem Gerichtsprozess gegen Lachsfischer Kazuo Miyamoto (Rick Yune), einen US-Bürger japanischer Abstammung, der angeklagt wird, seinen Jugendfreund und Kollegen Carl Heine auf nebliger See ermordet zu haben. Wie bei den Zeugenvernehmungen deutlich wird, sitzen neun Jahre nach dem Angriff auf Pearl Harbor Misstrauen und Hass auf die Japaner bei den Amerikanern noch sehr tief. Dem Prozess wohnt auch der junge Gerichtsreporter Chambers (Ethan Hawke) bei, der persönlich in die Angelegenheit verstrickt ist: Miyamotos Ehefrau Hatsue (Youki Kudoh) ist seine große Jugendliebe, der er immer noch nachtrauert …
„Das Denken und Handeln der Protagonisten erklärte sich bei Guterson nicht aus der Gegenwart, sondern aus den Rückblenden in verschiedene Momente der individuellen Vergangenheiten. Hicks schafft es, durch ausgewogenen Rhythmus und harmonisches Hin- und Herspringen zwischen den Zeitebenen, seine Figuren mit Geschichte und damit mit Leben zu füllen, sie menschlich und erfahrbar zu machen. Die Schnitttechnik ist virtuos und die Bilder haben ihre eigene, ganz spezielle Ästhetik. Kühle Blau-Grautöne, der metaphernreiche Schnee und Aufnahmen des Meeres und der Buchten stellen ein Setting, dessen Schönheit man sich nur schwer entziehen kann“, befindet Flemming Schock in seiner Rezension auf filmspiegel.de.
Besondere Aufmerksamkeit verdiente auch der grandiose, subtil produzierte Score von James Newton Howard („The Sixth Sense“, „Waterworld“).
„Wichtige Faktoren für das Gelingen dieser Verfilmung waren neben dem Drehbuch (von David Guterson persönlich) die vorzügliche Kamera von Robert Richardson und die grandiose Musik von James Newton Howard. Während Richardson in stilvollen, zurückhaltenden Bildern von teilweise erlesener Schönheit die Geschichte nachzeichnet, schafft Howard einen enorm detailvollen und dramatischen Score, der durchaus als ein Highlight seiner Karriere anzusehen ist. Die zurückgenommene Tonsprache, die filigrane Verbindung von orchestralen, ethnischen und synthetischen Elementen und die vereinzelten dramatischen Ausbrüche von großer Eindringlichkeit machen ‚Schnee der auf Zedern fällt‘ zu einem der besten Scores des Kinojahres 1999“, meint auch Jan Zwilling in seiner Rezension auf original-score.de. “Howard baute seinen Score als atmosphärisch-tonmalerische Musik ohne große Schaueffekte auf. Das Arrangement beruht auf einer stimmigen Mischung aus hohen Streichern, Soli von Cello und Shakuhachi und einem starken Vokalpart. Wichtiger Bestandteil ist zudem der vor Allem als Klangdesigner wirksame Synthesizer, aus dem die Musik viel ihrer Stimmung bezieht. Die daraus entwickelte Tonsprache ist auf leise weise dramatisch, kühl und einfühlsam. Der winterliche Schauplatz findet sich in hellen, durch die delikaten Soli von Flöten, Shakuhachi und Violine leicht entrückt wirkenden Klängen wieder, auch die leicht asiatischen Einflüsse in den Cellopassagen und begleitenden Glockenspielen wirken konzeptionell gelungen.“
Seinen letzten großen Erfolg durfte Hicks mit einer weiteren Bestseller-Adaption feiern, Stephen Kings „Hearts In Atlantis“. Der Fotograf Bobby Garfield (David Morse) kehrt bedingt durch den Tod seines Sandkastenfreundes in die Stadt seiner Jugend zurück. Unweigerlich keimen alte Erinnerungen wieder auf und versetzen ihn zurück in den Sommer 1960. Erzählt wird die Geschichte eines elfjährigen vaterlosen Jungen (Anton Yelchin), der seine Zeit mit seinem Freund Sully und dem Nachbarmädchen Carol (Mika Boorem) verbringt. Als der geheimnisvolle Fremde Ted Brautigan (Anthony Hopkins) in das Dachgeschoss der Pension zieht, in der Bobby mit seiner Mutter lebt, findet er in ihm einen väterlichen Freund. Es soll der letzte Sommer in Bobbys Kindheit werden. Aus der Freundschaft zu Carol erwachen erste Gefühle, Ted benötigt seine Hilfe - so bekommt Bobby eine Ahnung davon, welche Chancen ihm das Leben und die Liebe bieten können...
,Hearts in Atlantis‘ ist in erster Linie ein Stimmungsbild. Die Handlung folgt dem Schicksal von Bobby Garfield, seiner Liebe und seinen Problemen, während eines Sommers. Die Hauptstärke des Films liegt eindeutig in seinen wundervollen Bildern. Kameramann Piotr Sobocinski zaubert traumhaft schöne Ansichten in den tollsten Farben auf die Leinwand, leider verstarb er während den Dreharbeiten im Alter von 43 Jahren. Zusammen mit der gelungenen Musikuntermalung entsteht eine fast einzigartige Atmosphäre, eine Hommage ans Kindsein, ohne die Bilder mit zu viel Kitsch und Pathos zu überladen“, meint David Hiltscher in seiner Kritik auf filmspiegel.de.
Hicks zog sich anschließend in seine australische Heimat zurück und konzentrierte sich auf sein Privatleben, arbeitete an Fernsehspots und schaffte es mit einem Clip sogar in die permanente Sammlung des Museum of Modern Art in New York. 2007 kehrte Hicks mit der Komödie „Rezept zum Verlieben“ nach Hollywood zurück, für die Philip Glass den Score komponierte, worauf Hicks eine Dokumentation über den bekannten Komponisten drehte.
„Sie hat mich zu meinen dokumentarischen Wurzeln zurückgeführt“, ließ Hicks dazu einmal verlauten. „Ich entschied, dass der einzige Weg, dieses Projekt anzugehen, darin bestand, mir einfach eine Kamera zu kaufen und das zu filmen zu beginnen, wie Philip zuhause mit seiner Familie und seinen Kindern umgeht, Pizza macht und darüber spricht, Sinfonien zu schreiben. Okay, es ist ein weiterer obsessiver Pianist. Es ist ein netter Zehn-Jahres-Zirkel von ‚Shine‘ bis zu Glass, wenn man möchte.“
2010 inszenierte Hicks in seiner australischen Heimat das Drama „The Boys Are Back“. Clive Owen spielt den erfolgreichen britischen, in Australien lebenden Sportreporter Joe Warr, der nach dem tragischen Tod seiner Frau vor der schwierigen Aufgabe steht, sich allein um seinen sechsjährigen Sohn Artie (Nicholas McAnulty) und den rebellischen Teenie Harry (George MacKay) aus einer früheren Ehe zu kümmern. Da er den Kindern alles erlaubt, versinkt der reine Männerhaushalt ohne jeden weiblichen Einfluss bald in völligem Chaos. Das biografische Drama ist allerdings stellenweise recht kitschig ausgefallen und fiel bei Kritikern und an den Kinokassen durch. Einzig der gefühlvolle Score des früheren Dire-Straits- und Fish-Gitarristen Hal Lindes und die verträumten Songs von Sigur Rós, Elbow und Mayfield konnten überzeugen.
Zwei Jahre später versuchte es Hicks mit einer weiteren Verfilmung, diesmal des Bestseller-Autors Nicholas Sparks („Message In A Bottle“, „Das Lächeln der Sterne“), allerdings konnte die melodramatisch-kitschige Romanze „The Lucky One – Für immer der Deine“ auch nicht punkten. Der Score von Mark Isham blieb dazu unveröffentlicht, dafür gaben sich auf dem Soundtrack Acts wie Hilmar Örn Hilmarsson, Mayfield, A Fine Frenzy und Josh Radin ein munteres Stelldichein.
Mit seinem neuen Film „Fallen – Engelsnacht“ betritt Hicks für sich neues Terrain. In dem romantischen Mystery-Thriller entdeckt Lucinda „Luce“ Price (Addison Timlin) nach ihrer Verbannung in ein Internat, dass der unglaublich attraktive Daniel Grigori (Jeremy Irvine) ein gefallener Engel ist, der dazu verdammt ist, für immer auf der Erde zu wandern. Das Internat wird zum Mittelpunkt einer Schlacht zwischen Himmel und Hölle … Ob Hicks mit diesem Werk, für das wiederum Mark Isham die Musik beisteuern durfte, wieder die Anerkennung bekommt, die er mit seinen Frühwerken „Shine“, „Schnee, der auf Zedern fällt“ und „Hearts In Atlantis“ erhielt, bleibt fraglich. Dafür bleiben diese Meisterwerke unvergessen.

Filmographie: 
1974: The Wanderer
1975: Down the Wind
1979: You Can’t Always Tell
1980: Assertive Skills Training (Video)
1980: Bert Flugelman: Public Sculptor
1981: Women Artists of Australia (TV-Serie)
1981: No Going Back (TV)
1982: The Hall of Mirrors: A Festival
1982: Freedom
1983: One Last Chance
1985: Family Tree
1985: The INXS: Swing and Other Stories
1988: Sebastian and the Sparrow
1989: The Great Wall of Iron (TV-Serie)
1990: Call Me Mr. Brown
1991: Finders Keepers (Fernsehserie)
1993: Submarines: Sharks of Steel
1994: The Space Shuttle (TV)
1996: Shine
1996: The Ultimate Athlete: Pushing the Limit (TV)
1999: Schnee, der auf Zedern fällt
2001: Hearts in Atlantis
2007: Rezept zum Verlieben (No Reservations)
2007: Glass: A Portrait of Philip in Twelve Parts
2009: The Boys Are Back – Zurück ins Leben
2012: The Lucky One – Für immer der Deine
2015: Fallen
Playlist: 
01. James Newton Howard - The Evacuation (Snow Falling On Cedars) - 04:08
02. David Hirschfelder - With The Help Of God, Shine (Shine) - 03:22
03. Mychael Danna - Summer Vacation (Hearts In Atlantis) - 05:32
04. Hal Lindes - The Boys Are Back (The Boys Are Back) - 03:11
05. Hilmar Örn Hilmarsson - Over The Bend (The Lucky One) - 04:18
06. Philip Glass - Zoe & Kate Watch Video (No Reservations) - 02:15
07. Sigur Rós - Fljotavik (The Boys Are Back) - 03:50
08. James Newton Howard - Humanity Goes On Trial (Snow Falling On Cedars) - 04:49
09. Philip Glass - Etude No. 2 (Glass: A Portrait Of Philip in Twelve Parts) - 04:54
10. Mychael Danna - The Hill (Hearts In Atlantis) - 04:14
11. A Fine Frenzy - What I Wouldn't Do (The Lucky One) - 02:57
12. David Hirschfelder - Will You Teach Me (Shine) - 02:33
13. James Newton Howard - Tarawa (Snow Falling On Cedars) - 04:08
14. Mychael Danna - Molly (Hearts In Atlantis) - 04:22
15. Sigur Rós - Ara Batur (The Lucky One) - 08:57

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