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Sonntag, 17. März 2019

Playlist #262 vom 17.03.2019 - NEUHEITEN 2019 (2)

In der zweiten Neuheiten-Sendung in diesem Jahr kehrt der britische Komponist George Fenton nach diversen Arbeiten für die BBC mit dem Action-Thriller „Hard Boiled“ wieder auf die große Leinwand zurück, stellt Hans Zimmer auf der Doppel-Live-CD „The World of Hans Zimmer – A Symphonic Celebration“ seine bekanntesten Arbeiten in neu arrangierten Konzerten-Suiten vor, präsentiert Danny Elfman sein Violinkonzert „Eleven Eleven“, schließt Jeff Beal seine Arbeit an der erfolgreichen Fernsehserie „House of Cards“ ab und stößt die türkische Komponisten Pinar Toprak mit „Krypton“ und „Captain Marvel“ in das von Männern dominierte Superhelden-Genre vor.

Der britische Komponist Dominic Lewis, der an den Scores zu „The Amazing Spider-Man 2“, „G.I. Joe: Retaliation“ und „Red Dawn“ ebenso mitgewirkt hat wie durch eigene Soundtracks zu den Animationsfilmen „Free Birds“ und „Peter Rabbit“ aufgefallen ist, kreierte die Musik zur dritten Staffel der Amazon-Serie „The Man in the High Castle“. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Science-Fiction-Legende Philip K. Dick („Blade Runner“) entwirft die Serie das Szenario einer siegreichen Kollaboration zwischen Japan und Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg, wobei die unterlegenen USA nun um ihr Überleben im Kampf gegen die dunklen Mächte von beiden Seiten ihrer Küsten zu bestehen versuchen. Lewis kreierte dazu eine abwechslungsreiche Musik, die historische Elemente mit beunruhigenden elektronischen Klängen verbindet.
Nachdem der fünffach Oscar-nominierte britische Komponist George Fenton („Gandhi“, „Gefährliche Liebschaften“, „Schrei nach Freiheit“) in der jüngeren Vergangenheit eher für BBC-Dokumentationen wie „Der blaue Planet“ und „Planet Erde“ tätig gewesen ist, kehrt er mit seinem Score zu Hans Petter Molands („Erlösung“) neuen Action-Thriller „Hard Boiled“ („Cold Pursuit“) wieder auf die große Leinwand zurück. Teilweise mit Unterstützung von Dan Carey untermalt er die von Rache getriebene Suche des Schneemobil-Fahrers Nels Coxman (Liam Neeson) nach den Mördern seines Sohnes, die er in dem psychotischen Drogenboss Viking und seinen Handlangern vermutet.
Gleich mit zwei interessanten Arbeiten lässt die türkische Komponistin Pinar Toprak aufhorchen. Sie ist nicht nur die erste Komponistin, die für eine Blockbuster-Comic-Adaption („Captain Marvel“) ausgewählt wurde, sondern schuf auch die Musik zur Science-Fiction-Serie „Krypton“, in der die von David S. Goyer („Man of Steel“, „The Dark Knight“-Trilogie) produzierte Vorgeschichte von Superman erzählt wird.
Nachdem Kevin Spacey wegen der Vorwürfe sexueller Übergriffe seine Rolle als US-Präsident Frank Underwood in der preisgekrönten Serie „House of Cards“ aufgeben musste, übernimmt in der abschließenden sechsten Staffel nun seine Gattin Claire (Robin Wright) als erste Frau das präsidiale Amt. Für die musikalische Untermalung ist wiederum der fünffache Emmy-Gewinner Jeff Beal („Rome“, „Monk“, „Jesse Stone“), dessen Arbeit wie zu den bisherigen fünf Staffeln wiederum auf einer Doppel-CD veröffentlicht wird.
„Während sich die Welt der wirklichen Politik während der sechs Staffeln unserer Show entwickelte, schien der einst flüchtige Spaß der teuflischen Underwoods unvermeidlich unserer gegenwärtigen Realität zu entsprechen. Die Gefahren von Faschismus, Machtmissbrauch und der blinden Loyalität sind offensichtlich und vorhanden, konnten jedoch den kleinen Hoffnungsschimmer, der tief in ‚House of Cards‘ verborgen ist, nicht beseitigen. Sogar der schlimmste Bösewicht bekam gelegentlich einen flüchtigen Moment von Menschlichkeit, Empathie und Anstand. In diesen Augenblicken hatte ich die Gelegenheit, den Schmerz, die Sehnsucht und die Schönheit dieser Möglichkeiten auszudrücken“, beschreibt Beal seine Arbeit an der Serie. „Der Score war zu gleichen Teilen politischer Thriller, dunkle Komödie, Noir-Romantik und Opern-Tragödie, die oft von den dunklen Wahrheiten ihrer Protagonisten ausging, aber immer noch eine stille Nebenfigur darstellten - die Stimmen ihrer inneren Monologe und unsere Geschichte.“
Hans Zimmer zählt nicht nur zu den seit Jahren populärsten Filmkomponisten in Hollywood, sondern findet in den letzten Jahren zunehmend Gefallen daran, seine Kompositionen auch live vor Publikum zu präsentieren. Nachdem er 2017 selbst mit Orchester, Chor und ausgesuchten Solisten auf Tour gewesen ist, spielte nun im Rahmen des „Hollywood in Vienna“-Festivals das ORF Radio-Symphonieorchester Wien mit dem Chor Neue Wiener Stimmen und erneut ausgewählten Solisten wie Sängerin Lisa Gerrard, Cellistin Marie Spaemann, Gitarrist Amir John Haddad – El Amir und Multi-Instrumentalist Pedro Eustache ein weiteres beeindruckendes Konzert ein, das Sony Classical nun auf einer Doppel-CD verewigt hat. Dafür hat Hans Zimmer die Musik aus seinen populärsten Filmmusiken wie der „The Dark Knight“-Trilogie, Ridley Scotts „Gladiator“ und „Hannibal“, Ron Howards „The Da Vinci Code“, Christopher Nolans „Inception“ und den Animationserfolgen von „The Lion King“, „Madagascar“, „Kung Fu Panda“ und „Spirit“ zu klanggewaltigen Konzertsuiten neu arrangiert.
„Wenn wir zusammen Musik machen, entsteht zwischen uns eine Verbindung, die das absolut Beste der menschlichen Natur hervorbringt. Dabei geht es nicht nur um die individuelle künstlerische Exzellenz. Wir lernen, einander wirklich zuzuhören, zusammen in einem Rhythmus zu atmen und die Erschaffung von Harmonie und Rhythmus zu unterstützen, indem wie uns in einer wortlosen Konversation inspirieren und verbinden. Versteht mich nicht falsch, ich liebe nach wie vor meine Synths. Aber sie sind da, um das Repertoire an Farben des Orchesters zu erweitern und nicht sie zu ersetzen“, schwärmt Zimmer über das Komponieren für Orchester. 
Sein populärer Kollege Danny Elfman stand vor einer ähnlichen Herausforderung. Seit er beschlossen hat, orchestrale Musik frei von den Inspirationen zu komponieren, die ihm der Film vorgibt, ergab sich nach einem Konzert in Prag mit der „Music from the Films of Tim Burton“ die Möglichkeit, für die Violinistin Sandy Cameron ein Violinkonzert zu komponieren, wofür er etliche Violinkonzerte vor allem seiner verehrten russischen Komponisten studierte. „Ich habe gelernt, dass in meinen Lieblingskonzerten das Komponieren sehr lebendig sein könnte und sollte, und dass große Freiheiten gewährt werden können, weil das Solo-Instrument immer respektiert wird und im Zentrum von allem steht“, erklärt Elfman die Entstehung seines Violinkonzertes „Eleven Eleven“, das Sony Classical jetzt zusammen mit einem Piano Quartet veröffentlicht hat. „Eine Sache wurde reichlich klar: ein Violinkonzert zu schreiben würde weit mehr Disziplin erfordern als alles, was ich vorher gemacht habe, und es würde weitaus schwieriger werden, es auszuführen, als ich mir vorgestellt habe.“
Der 2006 verstorbene Komponist Basil Poledouris komponierte mit der 1989 Emmy-prämierten Musik zur Fernseh-Mini-Serie „Lonesome Dove“ erstmals für einen Western und legte damit den Grundstein für die fünfmalige Zusammenarbeit mit Regisseur Simon Wincer („Harley Davidson and the Marlboro Man“, „Crocodile Dundee in Los Angeles“), der auch einen Emmy für die Serie gewann, mit der das Western-Genre in den 1990er Jahren wiederaufleben konnte. Nachdem der Soundtrack über zehn Jahre lang vergriffen war, veröffentlicht ihn Varese Sarabande nun mit einem exklusiven zusätzlichen Stück, das Basil Poledouris‘ Tochter Zoë Poledouris und ihr Mann Angel Roché eingespielt haben.
Der spanische Komponist Arturo Cardelús untermalte José Luis López Linares‘ Dokumentarfilm „Altamira: The Origin of Art“ mit einer Mischung als altertümlichen und zeitgenössischen Klängen. Der Film dreht sich um die Höhle von Altamira, die 1985 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt worden ist und Zeichnungen und Malereien von Pflanzen und menschlichen Händen aus dem Paläolithikum enthält.
„Während manche Forscher glauben, dass die Gemälde mehr als 65.000 Jahre alt sind, fühlt sich etwas dazu sehr vertraut an“, berichtet Cardelús. „Der Regisseur wollte einen Score, der einen gemeinsamen Grund zwischen der Welt der Künstler und unserer findet. Das Piano Ostinato von ‚Timeless‘ und ‚Altamira‘ versucht den Teil in uns zu erwecken, der seit mehr als 65.000 Jahren konstant geblieben ist. Als Ergänzung haben wir Flöten integriert, weil sie zu den ältesten Instrumenten überhaupt zählen. Der Film fokussiert sich außerdem auf Marcelino Sanz Sautuola und seine Tochter, die die Höhle während ihrer Forschungen entdeckten. Wir haben uns für einen warmen Klang entschieden, um ihre Beziehung zu reflektieren. Wir haben das im Prinzip durch den Einsatz von Solisten über einem Streichorchester erreicht.“ 
Vom ebenso produktiven wie erfolgreichen schwedischen Komponisten Johan Söderqvist stammt der Score zu Espen Sandbergs Biopic über den norwegischen Abenteurer Roald Amundsen, der 1911 den Südpol erreicht hat.
„Der Regisseur Espen Sandberg hatte eine Vision für die Musik – eine komplett neue Klangwelt für den Südpol zu kreieren, einen Ort, der für die Menschen zu jener Zeit ebenso unbekannt war wie der Mars oder Jupiter“, erklärt Söderqvist. „Wir wollten, dass es sich so anfühlte, als würden wir eine ganz neue Welt erreichen, ein neues Universum. Wir nahmen viele verschiedene verrückte Dinge auf, aber am Ende mochten wir tatsächlich den Klang der indianischen Flöte, die durch einen wundervollen neuen russischen Electronic Voice/Atem-Prozessor namens ‚The Pipe‘ geblasen wurde. Zusammen mit stark verzerrten Atmosphären und Drums wurde das der signifikante Sound des Films, von dem wir so sehr geträumt hatten.“
Der französische Komponist Nathaniel Mechaly, der seine Filmkarriere als Assistent von Gabriel Yared begonnen hat, schuf die romantische Musik zu „Swoon“ von Måns Mårlind und Björn Stein, die mit dem Film eine moderne Variante der berühmten „Romeo und Julia“-Tragödie kreiert haben, in der sich zwei junge Menschen aus den entgegengesetzten Lagern konkurrierender Vergnügungsparks ineinander verlieben und sich 1940 als Erwachsene wieder begegnen, als sie feststellen müssen, dass sie vor noch größeren Gegensätzen stehen als in der Vergangenheit.
„Sie wollten einen romantischen Film machen, und die historische Situation im Kontext von Grona Lund mit den wundervollen Kostümen und Darbietungen gaben mir die unvergleichliche Richtung vor. Während es ein Thema gibt, den Grona Lund Park zu illustrieren, findet sich das echte Herz des Scores in dem Love Theme, das sich immer wieder durch den Film zieht, aber erst am Ende voll zur Geltung kommt (‚Love Kiss‘)“, erzählt der Komponist, der mit den beiden schwedischen Filmemachern bereits an der Mystery-Drama-Fernsehserie „Midnight Sun“ zusammengearbeitet hatte.
Playlist:
1. Dominic Lewis - Requiem (The Man In The High Castle - Season 3) - 04:03
2. George Fenton & Dan Carey - Cold Pursuit End Titles (Cold Pursuit) - 06:49
3. Pinar Toprak - Let The Trial Begin (Krypton) - 04:35
4. Pinar Toprak - Learning The Truth (Captain Marvel) - 03:16
5. Jeff Beal - Toxic Karma (House Of Cards - Season 6) - 02:34
6. Ludovico Einaudi - Low Mist, Var. 2 (Seven Days Walking: Day 1) - 05:43
7. Tom Holkenborg - I Don't Even Know My Own Name (Alita: Battle Angel) - 05:44
8. Hans Zimmer - The Da Vinci Code Orchestra Suite - Part 1 (The World of Hans Zimmer: A Symphonic Celebration) - 06:29
9. John Debney - End Suite (Home Again) - 04:00
10. John Debney - It Was Me All Along (Isn't It Romantic) - 03:06
11. Basil Poledouris - Farewell Ladies - Finale (Lonesome Dove) - 05:44
12. Arturo Cardelús - Cemetery (Altamira) - 03:15
13. Johan Söderqvist - Antarctis (Amundsen) - 04:11
14. Nathaniel Mechaly - Sad Love (Swoon) - 03:44
15. Kris Bowers - Monsters and Men End Credits (Monsters and Men) - 03:34
16. Matthew Herbert - Afloat (Gloria Bell) - 02:46
17. Harry Escott - Onwards To Delhi (The Wedding Guest) - 05:17
18. Thomas Bangalter - Sangria (Climax) - 05:44
19. Danny Elfman - Violin Concerto "Eleven Eleven": III. Fantasma (Violin Concerto "Eleven Eleven") - 09:33
20. Daniel Hart - John Beckers (Over Water) - 03:40
21. Clint Mansell - Schrödinger's Cat (Out of Blue) - 09:43
22. Matt Morton - The Burdens and the Hope (Apollo 11) - 11:25

Samstag, 2. März 2019

Playlist #261 vom 03.03.2019 - 91. ACADEMY AWARDS Special

Die 91. Verleihung der Academy Awards, die in der Nacht vom 24. Februar 2019 im Dolby Theatre in Los Angeles stattfand, sorgte schon im Vorfeld für einige Überraschungen, als beispielsweise der für die Moderation vorgesehene US-Komiker und Schauspieler Kevin Hart zwei Tage nach Bekanntgabe seiner Rolle wegen früherer homophober Aussagen absagte. Aber auch die Tatsache, dass die Netflix-Produktion „Roma“ als Oscar-Favorit gehandelt wurde, war der Academy sichtlich ein Dorn im Auge, schließlich fand Alfonso Cuaróns autobiografisches Drama weitgehend außerhalb der Kinosäle statt. Am Ende gewann „Roma“ bei zehn Nominierungen zwar immerhin drei Oscars in den Kategorien „Bester fremdsprachiger Film“, „Beste Regie“ und „Beste Kamera“, aber als „Bester Film“ wurde schließlich überraschend Peter Farrellys Roadmovie „Green Book“ gekürt, während der ebenfalls mit zehn Nominierungen hoch gehandelte Historienfilm „The Favourite – Intrigen und Irrsinn“ nur mit einem überraschenden Oscar für Olivia Colman als „Beste Hauptdarstellerin“ ausgezeichnet wurde.

Alfonso Cuarón schildert in dem schwarz-weiß gefilmten Drama „Roma“ Ereignisse, die auf seine eigenen Jugenderfahrungen zurückgehen, und stellt das junge Kindermädchen Cleo (Yalitza Aparicio) ins Zentrum einer Geschichte, die von großen politischen und persönlichen Veränderungen geprägt ist. Die stimmungsvolle Schwarz-Weiß-Fotografie verleiht dem poetischen Drama einen nostalgischen Charme, funktioniert aber auch als Brücke zwischen den geschilderten Einzelschicksalen und den politischen Ereignissen jener Zeit, die vor allem in den Studentenunruhen thematisiert werden, wobei Cleo in einem Möbelhaus beobachtet, wie ein junger Mann ganz in ihrer Nähe erschossen wird. In die unaufgeregten, in langen Kameraeinstellungen festgehaltenen Alltagsszenen webt Cuarón immer wieder dramatische Elemente ein, so der Waldbrand während einer Silvesterfeier, Cleos Einlieferung ins Krankenhaus, nachdem vor zwei Stunden schon ihre Fruchtblase geplatzt war oder die Sequenz, als Cleo am Strand zwei von Sofias Kindern aus den Fluten retten muss. Die authentisch wirkenden Bilder vom Leben auf den Straßen in Mexiko-Stadt und die teilweise intimen Momente im Alltag der jungen indigenen Angestellten und ihrer weißen Arbeitgeber sorgen ebenso wie die eskalierende Gewalt bei dem Corpus-Christi-Massaker, bei dem mehr als hundert Studenten durch eine paramilitärische Gruppe getötet wurden, immer wieder für großartige Filmmomente, die auf einfühlsame Weise aber auch auf die Klassenunterschiede und den Zusammenhang von Klasse und ethnischer Herkunft thematisieren.
Für Diskussionsstoff sorgte auch die Entscheidung für „Green Book“ als „Bester Film“, denn der sentimentale Versöhnungsanspruch der Geschichte um den begnadeten schwarzen Pianisten Dr. Don Shirley (Mahershala Ali), der 1962 für eine Tournee den Italo-Amerikaner Tony Lip (Viggo Mortensen) als Chauffeur engagiert und sich mit ihm während der langen Fahrt von New York bis in die amerikanischen Südstaaten langsam anfreundet, sorgte gerade bei Filmemacher Spike Lee für Unverständnis. Er selbst war mit seiner biografischen Rassismus-Krimi-Satire „BlackKklansman“ im Rennen um den Oscar u.a. für den besten Film und die beste Regie, gewann ihn aber immerhin für das beste adaptierte Drehbuch. Der Film erzählt die wahre Geschichte von Ron Stallworth (John David Washington), der in den siebziger Jahren der erste Schwarze ist, der beim Polizeidepartment angenommen in Colorado Springs wird. Nach Undercover-Einsätzen bei Veranstaltungen der Black-Power-Bewegung kontaktiert er den Ku-Klux-Klan, bittet telefonisch um Aufnahme und wird tatsächlich Mitglied. Bei den örtlichen Treffen wird er von seinem jüdischen Kollegen Flip (Adam Driver) vertreten, der dann die aus den Telefongesprächen bekannte Stimme imitiert. Bei ihren Ermittlungen stoßen sie auf einen Terroranschlag, den der lokale KKK-Ableger offenbar plant, wobei es Ron sogar gelingt, mit dem Neonazi David Duke (Topher Grace) zu telefonieren, einem verdammt hohen Tier im Klan…
„Vor 400 Jahren wurden unsere Vorfahren aus Afrika geraubt. Vor der ganzen Welt erweise ich denen, die dieses Land aufgebaut haben, meine Ehre“, erklärte Spike Lee in seiner Dankesrede. „Die Präsidentschaftswahlen von 2020 sind nicht mehr weit. Wir müssen eine moralische Wahl zwischen Liebe und Hass treffen.“ 
Ansonsten verteilten sich die Academy Awards ungewöhnlich breit. Der Oscar für den besten Hauptdarsteller ging wie erwartet an den ägyptischstämmigen Amerikaner Rami Malek für seine Rolle als Freddie Mercury in „Bohemian Rhapsody“ (der noch drei weitere Oscars für Schnitt, Ton und Tonschnitt erhielt). Den Oscar für die beste Hauptdarstellerin bekam die Britin Olivia Colman für ihre Rolle in „The Favourite“ überreicht, die damit die amerikanische Favoritin Glenn Close („Die Frau des Nobelpreisträgers“) auf die Plätze verwies.
Die Nebenrollen-Oscars gingen an Regina King („If Beale Street Could Talk“) und Mahershala Ali. In einer stark von Afroamerikanern und anderen Minderheiten geprägten Zeremonie gewann der Schwede Ludwig Göransson mit seiner afrikanisch geprägten Musik zum Marvel-Blockbuster „Black Panther“ den Musik-Oscar.
„Nachdem ich das erste Mal das Skript gelesen habe, bin ich zur Recherche nach Afrika gereist. Ich war im Senegal, der im Westen liegt. Vor allem dort gibt es diese ganz besonderen afrikanischen Instrumente, wie die Sabar-Trommel, die einfach so eine tolle Energie versprüht, oder die Talking Drum. All die verschiedenen Rhythmen und Melodien, die ich geschrieben habe, stammen zum größten Teil aus der westafrikanischen Kultur. Im Senegal gibt es zwei bestimmte Völker: Das Volk der Wolof und die Fulbe, die beide zu den größten Stämmen in Westafrika gehören. Ein großer Teil der Filmmusik stammt von diesen zwei Kulturen“, erzählt der Komponist im Interview mit filmstarts.de.
„Black Panther“ war nicht nur der erste Superheldenfilm unter den „Bester Film“-Kandidaten, sondern auch gleich noch der nach Zahlen erfolgreichste Film des letzten Jahres - mit einer stolzen Feier afrofuturistischer Utopien. Dazu gewann die „Black Panther“-Ausstatterin Hannah Beachler als erste Afroamerikanerin einen Oscar in der Produktionsdesign-Kategorie.
Die Oscar-Hoffnungen der deutschen Filmbranche wurden enttäuscht. In vier Kategorien waren Filmschaffende oder Produktionen aus Deutschland nominiert, gingen aber jeweils leer aus, wobei allein Florian Henckel von Donnersmarcks „Werk ohne Autor“ in den Kategorien „Bester fremdsprachiger Film“ und „Beste Kamera“ nominiert gewesen waren.
In der heutigen Sendung werden all die nominierten (und prämierten) Filme, zu denen Soundtracks mit relevanten Instrumental-Anteilen veröffentlicht worden sind, noch einmal musikalisch vorgestellt. Dabei sind die Komponisten Max Richter („Werk ohne Autor“, „Maria Stuart, Königin von Schottland“), Marco Beltrami („Free Solo“, „A Quiet Place“), Carter Burwell („The Ballad of Buster Scruggs“, „Christopher Robin“) und Alan Silvestri („Avengers: Infinity War“, „Ready Player One“) sogar jeweils mit zwei Filmarbeiten vertreten.

Bester Film 
• Green Book – Eine besondere Freundschaft 
• Black Panther
• BlacKkKlansman
• Bohemian Rhapsody
• The Favourite
• Roma
• A Star is Born
• Vice – Der zweite Mann

Beste Hauptdarstellerin
Olivia Colman (The Favourite)
• Yalitza Aparicio (Roma)
• Glenn Close (Die Frau des Nobelpreisträgers)
• Lady Gaga (A Star Is Born)
• Melissa McCarthy (Can You Ever Forgive Me?)

Bester Hauptdarsteller
Rami Malek (Bohemian Rhapsody)
• Bradley Cooper (A Star Is Born)
• Christian Bale (Vice – Der zweite Mann)
• Willem Dafoe (At Eternity’s Gate)
• Viggo Mortensen (Green Book – Eine besondere Freundschaft)

Beste Nebendarstellerin
• Regina King (If Beale Street Could Talk) 
• Amy Adams (Vice – Der zweite Mann)
• Marina De Tavira (Roma)
• Emma Stone (The Favourite)
• Rachel Weisz (The Favourite)

Bester Nebendarsteller
• Mahershala Ali (Green Book – Eine besondere Freundschaft) 
• Richard E. Grant (Can You Ever Forgive Me?)
• Adam Driver (BlacKkKlansman)
• Sam Elliott (A Star Is Born)
• Sam Rockwell (Vice – Der zweite Mann)

Beste Regie
• Alfonso Cuarón (Roma) 
• Spike Lee (BlacKkKlansman)
• Pawel Pawlikowski (Cold War – Der Breitengrad der Liebe)
• Adam McKay (Vice – Der zweite Mann)
• Yorgos Lanthimos (The Favourite)

Bester fremdsprachiger Film 
• Roma
• Capernaum
• Cold War – Der Breitengrad der Liebe
• Werk ohne Autor
• Shoplifters

Bester animierter Spielfilm
• Spider-Man: A New Universe
• Die Unglaublichen 2
• Isle Of Dogs
• Mirai
• Chaos im Netz

Bestes adaptiertes Drehbuch
• Charlie Wachtel & David Rabinowitz & Kevin Willmott & Spike Lee (BlacKkKlansman)
• Joel Coen & Ethan Coen (The Ballad Of Buster Scruggs)
• Nicole Holofcener & Jeff Whitty (Can You Ever Forgive Me?)
• Barry Jenkins (Beale Street)
• Eric Roth & Bradley Cooper & Will Fetters (A Star Is Born)

Bestes Originaldrehbuch
• Nick Vallelonga & Brian Currie & Peter Farrelly (Green Book – Eine besondere Freundschaft) 
• Deborah Davis & Tony McNamara (The Favourite)
• Paul Schrader (First Reformed)
• Alfonso Cuarón (Roma)
• Adam McKay (Vice – Der zweite Mann)

Beste Kamera
• Alfonso Cuarón (Roma) 
• Lukasz Zal (Cold War - Der Breitengrad der Liebe)
• Robbie Ryan (The Favourite)
• Caleb Deschanel (Werk ohne Autor)
• Matthew Libatique (A Star Is Born)

Bester Song
• „Shallow“ (Lady Gaga und Bradley Cooper, A Star Is Born)
• „All the Stars“ (Black Panther)
• „I’ll Fight“ (RBG)
• „The Place Where Lost Things Go“ (Mary Poppins’ Rückkehr)
• „When A Cowboy Trades His Spurs For Wings“ (The Ballad Of Buster Scruggs)

Beste Filmmusik
• Ludwig Goransson (Black Panther) 
• Terence Blanchard (BlacKkKlansman)
• Nicholas Brittell (Beale Street)
• Alexandre Desplat (Isle Of Dogs)
• Marc Shaiman (Mary Poppins’ Rückkehr)

Bester Schnitt
• John Ottman (Bohemian Rhapsody) 
• Barry Alexander Brown (BlacKkKlansman)
• Yorgos Mavropsaridis (The Favourite)
• Hank Corwin (Vice – Der zweite Mann)
• Patrick J. Don Vito (Green Book – Eine besondere Freundschaft)

Bestes Make-up und beste Frisuren 
• Greg Cannom & Kate Biscoe & Patricia Dehaney (Vice – Der zweite Mann)
• Göran Lundström & Pamela Goldammer (Border)
• Jenny Shircore & Marc Pilcher & Jessica Brooks (Maria Stuart, Königin von Schottland)

Bestes Kostümdesign
• Ruth Carter (Black Panther)
• Mary Zophres (The Ballad Of Buster Scruggs)
• Sandy Powell (The Favourite)
• Sandy Powell (Mary Poppins’ Rückkehr)
• Alexandra Byrne (Maria Stuart, Königin von Schottland)

Bestes Szenenbild
• Hannah Beachler & Jay Hart (Black Panther)
• Fiona Crombie & Alice Felton (The Favourite)
• Nathan Crowley & Kathy Lucas (First Man – Aufbruch zum Mond)
• John Myhre & Gordon Sim (Mary Poppins’ Rückkehr)
• Eugenio Caballero & Bárbara Enríquez (Roma)

Bester Tonschnitt
• John Warhurst & Nina Hartstone (Bohemian Rhapsody)
• Bejamin A. Burtt (Black Panther)
• Ethan Van Der Ryn & Erik Aadahl (A Quiet Place)
• Sergio Diaz & Skip Lievsay (Roma)
• Al-Ling Lee & Mildred Iatrou Morgan (First Man – Aufbruch zum Mond)

Bester Ton
• Paul Massey & Tim Cavagin & John Casali (Bohemian Rhapsody) 
• Skip Lievsay & Craig Henighan & José Antonio García (Roma)
• Steve Boeddeker & Brandon Proctor & Peter Devlin (Black Panther)
• Jon Taylor & Frank A. Montano & Al-Ling Lee & Mary H. Ellis (First Man – Aufbruch zum Mond) • Tom Ozanich & Dean Zupanici & Jason Ruder & Steve Morrow (A Star Is Born)

Beste visuelle Effekte
• Paul Lamert, Ian Hunter & Tristan Myles & J.D. Schwalm (First Man – Aufbruch zum Mond) 
• Dan Deleeum & Kelly Port & Russell Early & Dan Sudick (Avengers: Infinity War)
• Christopher Lawrence & Michael Eames & Theo Jones & Chris Corbould (Christopher Robin)
• Roger Guyett & Grady Cofer & Matthew E. Butler & David Shirk (Ready Player One)
• Rob Bredow & Patrick Tubach & Neal Scanlan & Dominic Tuohy (Solo: A Star Wars Story)

Bester animierter Kurzfilm
• Bao 
• Animal Behaviour
• Late Afternoon
• One Small Step
• Weekends

Bester Kurzfilm
• Skin 
• Detainment
• Fauve
• Marguerite
• Mother

Bester Dokumentarfilm
• Free Solo 
• Minding The Gap
• Hale County this Morning, this Evening
• RBG
• Of Fathers and Sons

Bester Dokumentar-Kurzfilm
• Period. End of Sentence. 
• Black Sheep
• Endspiel (End Game)
• Lifeboat
• A Night At The Garden
Playlist:
1. Nicholas Britell - Eden [Harlem] (If Beale Street Could Talk) - 02:54
2. Kris Bowers - Water Boy (Green Book) - 04:54
3. Nate Heller - Noah Coward/John Hancock (Can You Ever Forgive Me?) - 04:03
4. Nicholas Britell - Conclusion - The Transplant (Vice) - 07:07
5. Marco Beltrami - 7,573' (Free Solo) - 05:50
6. Justin Hurwitz - The Landing (First Man) - 05:32
7. Jocelyn Pook - The Rehearsal (The Wife) - 03:32
8. Marco Beltrami - A Quiet Life (A Quiet Life) - 02:59
9. Max Richter - Enemy Lines (Werk ohne Autor) - 06:47
10. Terence Blanchard - No Cross Burning Tonight (BlackKklansman) - 03:12
11. Marc Shaiman - Goodbye Old Friend (Mary Poppins Returns) - 02:33
12. Ludwig Göransson - Questioning Klaue (Black Panther) - 03:33
13. Daniel Pemberton - Aunt May and the Spider-Shed (Spider-Man: Into the Spider-Verse) - 03:03
14. Michael Giacchino - Devtechno! (Incredibles 2) - 01:54
15. Carter Burwell - The Wingless Thrush (The Ballad of Buster Scruggs) - 02:30
16. Carter Burwell - Billy Leaves (Goodbye Christopher Robin) - 05:35
17. Alan Silvestri - "There's Something I Need To Do" (Ready Player One) - 05:01
18. Alan Silvestri - End Credits (Avengers: Infinity War) - 07:31
19. John Powell - Savareen Stand-Off (Solo: A Star Wars Story) - 04:25
20. La Revolucion de Emilio Zapata - Ciudad Perdida (Roma) - 04:37
21. Ars Antigua & Rachel Barton Pine - Vivaldi: Viola d'amore Concerto in A Minor, RV 397: 1. Vivace (The Favourite) - 03:10
22. Max Richter - Finale (Mary Queen of Scots) - 08:24
23. Alexandre Desplat - End Titles (Isle of Dogs) - 04:52
24. Ludwig Göransson - United Nations/Finale (Black Panther) - 07:26

Donnerstag, 14. Februar 2019

Playlist #260 vom 17.02.2019 - HAUSCHKA Special

Seit Volker Bertelmann unter seinem Künstlernamen Hauschka 2005 mit seinem zweiten Album „The Prepared Piano“ auf sich aufmerksam machte, hat er nicht nur etliche Alben auf kleinen Labels wie Karaoke Kalk, FatCat Records, Sonic Pieces, City Slang und Temporary Residence veröffentlicht, sondern auch mit renommierten Musikern wie Hilary Hahn, Hildur Guðnadóttir und Dustin O’Halloran zusammengearbeitet und die Soundtracks zu so unterschiedlichen Produktionen wie „The Boy“, „Lion – Der lange Weg nach Hause“, „Stürmische Ernte – In Dubious Battle“ und „1000 Arten Regen zu beschreiben“ beigesteuert. Nun erscheint mit „A Different Forest“ sein erstes Solo-Album bei Sony Classical.

Als zweitjüngstes von sechs Kindern wuchs Volker Bertelmann in Ferndorf im Siegerland auf und war anno 1975 mit acht Jahren von einem weihnachtlichen Klavierkonzert in der Kirche so beeindruckt, dass er zehn Jahre lang klassischen Klavierunterricht nahm. Ende der Achtziger zog es Bertelmann nach Köln, wo seine Versuche, erst Medizin und dann BWL zu studieren, an seinem Engagement für die Musik scheiterten. Als er sich 1992 entschloss, sich ganz der Musik zu widmen, landete er als Mitglied der Rap-Gruppe God’s Favourite Dog mit dem Song „Love and Pain“ einen Hit, doch da weitere Erfolge ausbleiben, löste Sony Music den Vertrag mit der Band wieder auf. Bertelmann musste sich neu orientieren, zog zunächst zu seinen Eltern zurück, unterrichtete als Lehrer in der Musikschule und besann sich erst in seiner neuen Heimat Düsseldorf auf seine musikalischen Wurzeln.
In Anlehnung an die Kosmetikprodukte von Dr. Hauschka und den böhmischen Komponisten Vinzenz Hauschka nannte sich Bertelmann kurz Hauschka und veröffentlicht 2004 mit „Substantial“ sein Debütalbum bei Karaoke Kalk, auf dem er noch eine Verbindung zwischen Klassik und Pop erforschte. Doch bekannt wurde Hauschka ein Jahr später mit „The Prepared Piano“, das ihm Vergleiche mit John Cage einbrachte und ihm wie ein Stigma anhängt, weil die experimentelle Arbeit mit dem präparierten Klavier mittlerweile von ihm einfach erwartet wird.
„Er hört seinem Piano beim Hüsteln, Klappern, Plappern, Ploppen und Knistern zu, wie es den Atem anhält oder kichert, als wäre ihm gerade ein Witz eingefallen. Und wenn Hauschka mit mehreren Präparaten auf einmal arbeitet, wird aus dem verstimmten Klavier so etwas wie eine Stimmungsmaschine des Pop, aus den Registern treten dann die Instrumente eines ganzen Orchesters – Geigen, Bässe, Zimbeln und Hi-Hats –, mit denen er Orte aufsuchen kann, die auch er vorher noch nicht kannte“, beschreibt Frank Sawatzki auf zeit.de die auf Eingebungen und Assoziationen basierende Arbeitsweise des Komponisten.
Dabei erwies sich Hauschka mit vielen seiner folgenden Werke wie „Ferndorf“ und „Foreign Landscapes“ als Komponist mit Sinn für melancholische Stimmungen und feinsinnige Melodien. So arbeitete Hauschka auf „Ferndorf“ (2008) mit Cellisten, Posaunisten und Violinisten zusammen und entschloss sich nach einem Konzert mit dem Magik*Magik Orchestra, seine Musik durch weitere Instrumente anzureichern.
Seinen musikalischen Horizont erweiterte er 2011 durch die Zusammenarbeit mit der isländischen Cellistin Hildur Guðnadóttir an dem Album „Pan Tone“ und der brasilianischen Künstlerin Rosilene Luduvico an dem Album „Unbestimmt“, 2012 erschien mit „Silfra“ eine Kollaboration zwischen Hauschka und der US-amerikanischen Violinistin Hilary Hahn. Sie wirkte bereits bei dem ein Jahr zuvor veröffentlichten Album „Salon des Amateurs“ mit, bei dem auch Samuli Kosminen von Múm und Edea sowie John Convertino von Calexico mit von der Partie waren.
Bei den entstandenen Aufnahmen sollte das Klavier einerseits nur noch als ein Instrument unter vielen fungieren, andererseits vor allem als Rhythmusgeber eingesetzt werden. Während bei „Foreign Landscapes“ (2010) das präparierte Klavier seine Stellung als Soloinstrument verlor, kam bei „Salon des Amateurs“ die rhythmusbetontere Herangehensweise zum Tragen.
Ähnlich wie seine Kollegen Max Richter, Dustin O‘Halloran und Jóhann Jóhannsson wurde Hauschkas Musik auch für Filmproduktionen interessant. So komponierte Hauschka 2012 die Musik zu Doris Dörries‘ „Glück“, 2013 zum Dokumentarfilm „Schnee von gestern“ und 2015 zu Craig William Macneills Horror-Thriller „The Boy“. 2016 folgte der Oscar-nominierte Score zu „Lion – Der lange Weg nach Hause“, den er mit Dustin O’Halloran komponierte.
Allein im vergangenen Jahr fügte Hauschka seiner Filmographie die Soundtracks zu Baltasar Kormákurs Abenteuer-Drama „Die Farbe des Horizonts“, zur Mini-Serie „Patrick Melrose“, zu Sandra Nettelbecks Drama „Was uns nicht umbringt“, zu Anthony Maras‘ historischen Thriller-Drama „Hotel Mumbai“ und zum romantischen Drama „Ashes in the Snow“ hinzu.
Es überrascht allerdings kaum, dass Hauschkas Filmarbeiten weitaus gefälliger ausfallen als die experimentelleren Solo-Alben.
„Es gibt einen Teil in mir, der ist durch und durch Pop und den mag ich sehr gerne. Ein Film erlaubt mir, zur Abwechslung mal Klischees zu bedienen. Außerdem finde ich die Filme, an denen ich arbeite, ja auch toll und freue mich, dass meine Musik den Film noch besser macht. Meine üblichen Knarzgeräusche wären da fehl am Platz. Ich mach gerne auch mal Entertainment“, gesteht Hauschka im Interview mit tagesspiegel.de
Mit „A Different Forest“ legt Hauschka nun ein Album vor, für das er erstmals gänzlich auf den Einsatz des präparierten Klaviers verzichtet hat und setzte mit dem Erleben der Natur die Grundlage für sein Verständnis des Lebens und der Komposition von Musik.
„Meine Art zu komponieren hat viel mit den freien Wanderungen in der Natur gemein. Beim Wandern geht man oftmals einfach drauflos, ins Ungewisse. Man befindet sich in einer Umgebung, die einem keine Sicherheit gewährt, und muss sich ganz auf die eigene Wahrnehmung verlassen, um Orientierung zu finden. Man sucht sich den Anfang der Route und vielleicht auch bestimmte Wegpunkte aus, aber was dazwischen passieren wird, weiß man vor dem Losgehen noch nicht. Diese Erfahrung habe ich schon sehr früh gemacht und sie war essentiell, um meine Sinne zu erforschen und festzustellen, dass ich, wenn ich meiner Intuition vertraue, viel erreichen kann. So sind musikalische Ideen für mich Wegpunkte beim Spielen und das Spielen selbst ist die Wanderung, die diese verbindet. Ich ordne klingende Ideen in einer musikalischen Reise an.“ 
Dabei klingt „A Different Forest“ ebenso gefällig wie die meisten seiner Filmarbeiten. Übrigens ist Hauschka seit Juni 2018 Mitglied der Academy of Motion Picture Arts and Sciences und darf nun auch mitentscheiden, wer den Oscar für die beste Filmmusik bekommt. In diesem Jahr hat Hauschka schon an den Serien „Der Name der Rose“ und „Dublin Murders“ gearbeitet, dazu die Musik zur Dokumentation „Dialogue Earth“ komponiert.

Diskographie/Filmographie:
2004: Substantial
2005: The Prepared Piano
2006: Hauschka – What A Day (EP)
2007: Wortbrot (Filmmusik)
2007: Versions Of The Prepared Piano
2007: Room To Expand
2008: Höhere Gewalt (Filmmusik)
2008: Blosky (Filmmusik)
2008: Ferndorf
2009: Snowflakes & Car Wrecks (EP)
2009: Small Pieces (EP)
2009: Tales oft he Defeated (Filmmusik)
2010: Foreign Landscapes
2010: QC Notorious (Filmmusik)
2011: Salon Des Amateurs
2011: Pan Tone (mit Hildur Guðnadóttir)
2011: Schwerte Box Set (Angela Fette & Christian Jendreiko & Hauschka & Rosilene Luduvico & Tolouse Low Trax)
2011: Unbestimmt (mit Rosilene Luduvico)
2011: Youyoume (EP)
2012: Salon des Amateurs Remix EP1 (EP)
2012: Salon des Amateurs Remix EP2 (EP)
2012: Silfra (mit Hilary Hahn)
2012: Glück (Filmmusik)
2013: Schnee von gestern (Filmmusik)
2013: Salon des Amateurs Remixes
2014: Abandoned City
2014: Futuro Beach (Filmmusik)
2015: The Boy (Filmmusik)
2015: A NDO C Y
2016: Deutschland. Dein Selbstporträt (Filmmusik)
2016: Lion Original Motion Picture Soundtrack (Filmmusik – mit Dustin O’Halloran)
2016: Stürmische Ernte – In Dubious Battle (Filmmusik)
2016: Exodus Where I Come from Is Disappearing (Filmmusik)
2017: 1000 Arten Regen zu beschreiben (Filmmusik)
2017: What If
2017: The Current War (Filmmusik)
2017: Exodus – Der weite Weg (Filmmusik)
2017: Gunpowder (Filmmusik)
2018: Die Farbe des Horizonts (Adrift) (Filmmusik)
2018: Hotel Mumbai (Filmmusik)
2018: Patrick Melrose (TV-Serien-Musik)
2018: Ashes in the Snow (Filmmusik)
2019: A Different Forest
Playlist: 
01. Hauschka - I Can't Express My Deep Love (What If) - 03:33
02. Hauschka - Another Hike (A Different Forest) - 03:38
03. Hauschka - Opening (Was uns nicht umbringt) - 05:16
04. Hauschka - Feuer (1000 Arten Regen zu beschreiben) - 05:12
05. Hauschka - Blind (5 Movements) - 03:49
06. Hauschka - My Family Lived Here (I Closed My Eyes) - 04:07
07. Hauschka - Twins (The Prepared Piano) - 04:36
08. Hauschka - Hashima Island (A NDO C Y) - 04:11
09. Hauschka - Ping (Salon des Amateurs) - 03:48
10. Hauschka - Early In The Park (Foreign Landscapes) - 03:05
11. Hauschka - Unknown (Small Pieces) - 02:42
12. Hauschka - Wonder (Snowflakes & Car Wrecks) - 03:58
13. Hauschka - Blue Bycicle (Ferndorf) - 05:38
14. Hauschka - Chicago Morning (Room to Expand) - 04:57
15. Hauschka - Salvation (Adrift) - 05:26
16. Hauschka - Glück (Glück) - 04:21
17. Hauschka - First Taxi Trip (Patrick Melrose) - 02:59
18. Hauschka & Stefan Schneider - Common Exposure (Explorer's Club: 7. Belfast- Reykjavik) - 03:55
19. Hauschka - Forgive Me (Gunpowder) - 03:01
20. Hauschka  - Go Get Doc (In Dubious Battle) - 06:09
21. Hauschka & Hildur Guðnadóttir - cool gray #1 (Pan Tone) - 07:30
22. Hauschka & Hilary Hahn - Rift (Silfra) - 06:27
23. Hauschka & Dustin O'Halloran  - Arrival (Lion) - 04:27
24. Hauschka - Orange I (Substantial) - 04:10
25. Hauschka - Woodworkers (A Different Forest) - 06:29

Samstag, 2. Februar 2019

Playlist #259 vom 03.02.2019 - NEUHEITEN 2019 (I)

Mit der ersten Vorstellung von neuen Soundtracks in 2019 begegnen uns wie gewohnt viele vertraute Namen, aber auch eine Menge an Newcomern. So sind routinierte Hollywood-Größen wie Brian Tyler, Mychael Danna und Mark Isham ebenso vertreten wie erst seit einigen Jahren angesagte und produktive Komponisten wie Marco Beltrami, Daniel Pemberton, Benjamin Wallfisch, Joseph Trapanese, Ludwig Göransson und Rupert Gregson-Williams.

Eröffnet wird die heutige Sendung durch den schwedischen Komponisten Hans Lundgren („Night Falls in India“, „Room 213“), der für die Musik zu Fredrik Hillers Horror-Action-Thriller „Operation Ragnarok“ bereits seit 2012 an Themen und Ideen gearbeitet hat, als er das Drehbuch zu lesen bekam.
„Als ich Regisseur Fredrik Hiller zum ersten Mal traf, machte er deutlich, dass auch wenn Monster und Horror in dem Film repräsentiert seien, der Score mehr in die Action- als Horror-Richtung gehen sollte“, erklärt Lundgren seine Beteiligung an dem Film, in dich die durch Spannungen zwischen Einheimischen und Immigranten geprägte Bevölkerung einer südschwedischen Kleinstadt gegen Infizierte behaupten muss, die durch eine seltsame Pest erkrankt sind, worauf die Stadt durch das Militär isoliert wird und die Einheimischen mit den Immigranten zusammen den Kampf gegen die Erkrankten aufnehmen müssen. „Meine Ambition bestand also darin, einen dynamischen, actionreichen Score zu kreieren, der sowohl epische wie intime Momente von Liebe, Horror und Mystery enthielt. Ich wollte auch Orchester, Chor und Synths miteinander verbinden. Im Herz der Geschichte, zwischen Monstern, Gewehrfeuer und Explosionen, geht es um Fremdenfeindlichkeit, die Angst und das Misstrauen dem gegenüber, was für fremdartig oder seltsam gehalten wird. Ich kann nur hoffen, dass die Musik dabei hilft, diese Geschichte zu erzählen.“
In ihrem neuen Film „Megan Leavey“ erzählt die Dokumentarfilmerin Gabriela Cowperthwaite („Blackfish“) die wahre Geschichte der von Kate Mara gespielten Soldatin Megan Leavey, die mit ihren Militärkampfhund Rex viele Leben bei den Kämpfen um Fallujah und Ramadi während des Irakkriegs rettete.
,Megan Leavey‘ ist eine herzerwärmende Geschichte, die viele Ebenen von Drama und Emotion besitzt“, meint Mark Isham, der bereits mit so renommierten Filmemachern wie Robert Redford, Brian De Palma und Paul Haggis zusammengearbeitet hat und zuletzt an Episoden der Serien „Black Mirror“ und „Electric Dreams“ gearbeitet hat. „Der Film benötigte einen Score, der schnell von warmem Humor zu dramatischen Kampfszenen, von dunkler Tragödie zu heroischem Triumph wechseln konnte. Ich wählte ein Vokabular, das im Grunde ‚Americana‘ in Stil und Klang ist - gitarrenbasierter Indie-Rock im Zentrum, mit Kammer-Orchester und ethnischer Percussion angereichert, um die Story und Bilder auszufüllen. Einige Themen und entwickeln sich und vermischen sich im Verlauf des Scores, der eklektisch, aber strukturiert klingt.“
Rupert Gregson-Williams wurde vor allem durch seine Musik zu Komödien wie „Grabgeflüster – Liebe versetzt Särge“, „Ab durch die Hecke“, „Klick“, „Verliebt in die Braut“ und „Kindsköpfe“ bekannt, hat sich seit seinem Engagement für David Yates‘ Action-Abenteuer „Legend of Tarzan“ (2016) für weitere dramatische Stoffe wie Mel Gibsons historisches Kriegsdrama „Hacksaw Ridge“ und Patty Jenkins Fantasy-Abenteuer „Wonder Woman“ qualifiziert. Für James Wans „Aquaman“ schuf er eine vielschichtige Mischung aus heroischen Orchester-Arrangements, die für die Welt über Wasser verwendet werden, und eher ätherische, elektronische Elemente für die Unterwasserwelt von „Aquaman“.
Der philippinische Regisseur Yam Laranas hat mit „Aurora“ einen übernatürlichen Thriller inszeniert, in dem ein Passagierschiff mit einer ganzen Insel kollidiert und eine junge Frau mit ihrer Schwester sich auf die Suche nach den vermissten Toten machen.
,Aurora‘ stellt eine Menge Fragen über unsere eigene Sterblichkeit“, meint der schwedische Komponist Oscar Fogelström. „Recht früh begannen wir darüber zu reden, ein Requiem für die vielen Menschen zu schreiben, die in dem fatalen Schiffsunglück zu Tode kommen, das zentral in dem Film ist. Es bedeutete viel Spaß und eine große Herausforderung, diese Idee zu verwirklichen und diesen Part an verschiedenen Stellen des Scores einzusetzen. Ich übernahm einen Teil der klassischen Texte einer Requiem-Messe, schrieb sie um und ließ ihn von einem Chor einsingen.“
Der britische Komponist Andrew Pearce präsentiert mit „Le Visionnaire“ die Musik zu einer Ausstellung im Museum Yves Rocher, die in vier Räumen die Reise des Gründers der berühmten Kosmetikmarke abbildet.
„Die Geschichte beginnt mit einem eleganten Piano-Schlaflied, das die Saat einer Idee und die Geburt von Yves Rocher suggeriert. Die Schönheit und der Triumph der Natur wird untermalt durch dramatische Harmonie-Wechsel, die auf einer Variation des Hauptthemas (,Le Visionnaire‘) beruhen, während Mädchen-Chöre die Weiblichkeit der Marke widerspiegeln. Der Score stellt einen eklektischen Mix von Stilen und Texturen dar, der manchmal klein und intim wie in ,The Genius Suite‘, aber auch episch und erstaunlich wie in ,Far and Beyond‘ und ,Success at Last‘ ausfällt.“
Die von Aaron Sorkin („Eine Frage der Ehre“, „The Social Network“) kreierte Serie „The West Wing – Im Zentrum der Macht“ thematisierte zwischen 1999 und 2006 die Verzahnung von Politik, Öffentlichkeitsarbeit und der persönlichen Schicksale der einzelnen Mitarbeiter, die im sogenannten „West Wing“ des Weißen Hauses die politischen Entscheidungen des Präsidenten vorbereiten. Die Musik von W.G. Snuffy Walden erscheint nach einer Doppel-CD-Veröffentlichung in 2017 nun als einfache CD.
„Als ich die Seiten des ersten Drehbuchs umblätterte, packten mich die reichhaltigen Charaktere und die informativen Geschichten“, rekapituliert der Komponist, der schon für die Musik zu Serien-Klassikern wie „Roseanne“, „Friday Night Lights“ und „Nashville“ verantwortlich zeichnete. „Ich war überzeugt: dies würde eine Gelegenheit sein, die man sehr selten im Fernsehen bekommt. Als das Projekt bei der Produktion voranschritt, wurde es offensichtlich, dass es eine außergewöhnliche Arbeit werden würde, und ich war gesegnet, Teil dieser Erfahrung zu sein.“
Mit „Glass“ bringt Regisseur M. Night Shyamalan eine Art Trilogie zu Ende, die mit „Unbreakable“ begann und mit „Split“ eine Ebene hinzugefügt bekam. In „Glass“ macht sich nun David Dunn (Bruce Willis) auf die Jagd nach dem hochgefährlichen Schizophrenen Kevin Wendell Crumb (James McAvoy). Doch bevor es zum Showdown in einem Lagerhaus kommt, nimmt eine Spezialeinheit die beiden Männer fest, die sich vor der Psychiaterin Dr. Ellie Staple (Sarah Paulson) erklären müssen. Mit Elijah Price (Samuel L. Jackson) sitzt ein weiterer Mann mit einem vermeintlichen Superhelden-Komplex in der Therapiegruppe … Die Musik zu „Glass“ komponierte wie schon zu „Split“ der bislang unbekannte West Dylan Thomas, dem es ganz gut gelingt, Elemente von James Newton Howards bekannter „Unbreakable“-Komposition mit seinen eigenen Ideen zu verbinden.
Playlist:
01. Hans Lundgren - Revelations (Operation Ragnarok) - 05:00
02. Mark Isham - Adoption (Megan Leavey) - 03:32
03. Rupert Gregson-Williams - It Wasn't Meant To Be (Aquaman) - 03:22
04. Nicklas Schmidt - Old Astrid (Becoming Astrid) - 03:05
05. Armand Amar - Runaway I (Mia and the White Lion) - 03:54
06. Oscar Fogelström - Second Birth (Aurora) - 03:31
07. Andrew Pierce - Feminine Beauty (Le Visionnaire) - 03:26
08. West Dylan Thomas - Origin Story (Glass) - 06:45
09. Trent Reznor & Atticus Ross - A Hidden Moment (Bird Box) - 03:06
10. Rob Simonsen - Moving Forward (The Upside) - 03:02
11. Mychael Danna - Play Time (A Dog's Way Home) - 02:58
12. Mychael Danna - Go On, Professor Ginsburg (On the Basis of Sex) - 04:09
13. Tom Holkenborg - In the Shadows of a Shrine (Mortal Engines) - 03:29
14. Joseph Trapanese - Rob Inspires the People (Robin Hood) - 04:04
15. Ludwig Göransson - It's Your Time (Creed II) - 05:28
16. Daniel Pemberton - Visions Brooklyn 1, 2, 3 (Spider-Man: Into the Spider-Verse) - 03:17
17. Benjamin Wallfisch - Alternate Reality (Serenity) - 03:03
18. Zak Millman - Sylphania Grove (Short Cuts 2018) - 04:25
19. Mowg - Dream (Burning) - 04:04
20. Electric Wave Bureau - Epilogue (The Kid Who Would Be King) - 03:25
21. Ilan Eshkeri - Informer 7 (Informer) - 04:41
22. Dan Romer - Billy Charley (The Innocent Man) - 03:07
23. W.G. Snuffy Walden - Walking the West Wing (The West Wing) - 03:55
24. Anne-Kathrin Dern - Broken (Short Cuts 2018) - 03:47
25. Brian Tyler & John Carey - The Invitation (Escape Room) - 04:43
26. Marco Beltrami - Ueli Dies (Free Solo) - 03:48
27. Jocelyn Pook - The Wife (The Wife) - 03:58
28. Armand Amar - Autour des tours (Vertikal) - 09:20

Sonntag, 13. Januar 2019

Playlist #258 vom 20.01.2019 - LORNE BALFE Special

Der schottische Komponist Lorne Balfe zählt in den letzten Jahren zu den produktivsten Vertretern seiner Zunft, hat sich nicht nur als verlässlicher Partner seines berühmten Mentors Hans Zimmer erwiesen, mit dem er an Filmen wie „Megamind“, „Frost/Nixon“, „Sherlock Holmes“ und „Inception“ gearbeitet hatte, sondern als eigenständiger Komponist im Bereich des Kinofilms, der Fernsehserien und Videospiele etabliert. Zuletzt hat er die Action-Kracher „Operation: 12 Strong“, „Pacific Rim: Uprising“ und „Mission: Impossible – Fallout“ vertont und zusammen mit Hans Zimmer die Musik zu den Videospielen „Bless Online“ und „The Journey – Champions“ kreiert.

Lorne Balfe wurde am 23. Februar 1976 im schottischen Inverness geboren und verbrachte viel Zeit mit seinem Vater David Balfe, der ein erfolgreicher Keyboarder und Plattenproduzent gewesen ist, in dem Studio, das dem Wohnhaus angeschlossen war. Nachdem er es schon immer geliebt hatte, auf dem Piano herumzuhämmern, bekam er als Kind Klavierstunden und sang im Chor des Fettes College, brach den klassischen Unterricht aber ab, um seinen eigenen Weg zur Musik zu finden.
Ohnehin fiel es ihm leichter, Musik als Formen und Farben zu begreifen und nicht als Noten. Als Lorne Balfe älter wurde, entwickelte er einen eklektischen Musikgeschmack, der von Peter Gabriel und Depeche Mode über klassische Komponisten wie Vaughan Williams und Benjamin Britten bis zur Folkmusik seiner Heimat reichte.
Bereits in seinen Teenager-Jahren verbrachte Balfe viele Sommer in den Aufnahmestudios und assistierte den Musikern, die er durch seinen Vater kennenlernte. Mit siebzehn begann er Jingles für Radiostationen zu schreiben und lernte so, auf die Wünsche seiner Klienten einzugehen, die in der einen Woche einen Dance-Track, in der nächsten einen klassischen Titel haben wollten.
Da er eine Karriere bei Film und Fernsehen anstrebte, zog er um das Jahr 2000 nach Los Angeles, wo er bei Remote Control Productions unterkam und zunächst mit Henning Lohner an Filmen wie „Fear“, „Mimic: Sentinel“ und „Hellraiser VII: Deader“ arbeitete, bevor er bei größeren Projekten wie Rupert Gregson-Williams‘ „Hotel Ruanda“ und Hans Zimmers „King Arthur“ als Komponist von zusätzlicher Musik und Synthesizer-Operateur gefragt war.
Dazwischen schrieb Balfe auch Musik für britische Fernsehserien wie „The Last Detective“, „River City“ und „Animal Park“ und bekam 2005 die Gelegenheit, zusammen mit Rupert Gregson-Williams auch an dem Videospiel „Battlefield 2: Modern Warfare“ zu arbeiten.
Durch die Empfehlungen von Gregson-Williams und Lohner durfte Balfe dann bei den von Hans Zimmer komponierten Soundtracks zu verschiedenen Blockbustern aushelfen, komponierte den Action Cue „Backup“ für „Batman Begins“ und den chorale Stück „Opus Die“ für „The Da Vinci Code“ und arrangierte das Hauptthema für „The Simpsons Movie“.
Auch die Scores zu „The Iron Man“, „Transformers“, „Madagascar“ und der „Fluch der Karibik“-Reihe enthalten Musik von Lorne Balfe, der fortan die Musik für Commercials von Coca-Cola und NBC schrieb, aber auch die Musiksammlungen von KPM und Black Mamba Music.
Weitere Lorbeeren erntete Balfe durch seine Arbeit an dem Soundtrack zum erfolgreichen Videospiel „Call of Duty: Modern Warfare 2“, für das er den größten Teil der Musik schrieb und Hans Zimmers Hauptthema ausgiebig arrangierte.
„Die Sache ist, ich muss mich immer noch selbst kneifen, wenn ich zusammen mit ihm arbeite“, erklärt Balfe seine Bewunderung für seinen Mentor Hans Zimmer im Interview mit collider.com. „Ich sehe ihn auf einem so hohen Podest, wenn ich einen Vorschlag mache, dass ich mich immer noch frage, warum er an meiner Meinung interessiert sein sollte. Sein Hintergrund kommt von der kommerziellen Pop-Produktion, und in der Plattenindustrie geht es immer um die Arbeit mit anderen, ums Improvisieren und Jammen. Er brachte mir viel darüber bei, mich nicht selbst unter Druck zu setzen, wenn wir zusammenarbeiten. Der Film kommt zuerst, und wenn es nicht funktioniert, musst du von der Musik dazu Abschied nehmen. Wir sprechen nie über die Musik, sondern übers Filmemachen. Er ist zuallererst ein Filmemacher, dann ein Komponist. Er versteht das Konzept des Geschichtenerzählens.“ 
Seine erste komplett eigene Filmmusik komponierte er 2009 für den Independent-Thriller „Crying with Laughter“, ehe er durch seine Zusammenarbeit mit Hans Zimmer an dem Animations-Spaß „Megamind“ ein Jahr später zunehmend auf sich aufmerksam machte. Balfe produzierte die Scores zu „The Dark Knight“, „Sherlock Holmes“ und „Inception“, schrieb die Trailer-Musik zu „Inception“, „Star Trek“, „Knowing“ und „Harry Potter and the Deathly Hallows“, ehe er sich im Videospielsektor als eigenständige Stimme etablierte.
So wurde er 2011 als Co-Komponist zu „Assassin’s Creed: Revelations“ hinzugezogen, wobei er weder mit seinem Partner Jesper Kyd kommunizierte noch sich die früheren Scores zur Spielreihe anhörte, um dem Soundtrack seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Das funktionierte so gut, dass Balfe für die nachfolgenden Sequels „Assassin’s Creed III“ (2012) und „Assassin’s Creed III: The Tyranny of King Washington“ (2013) allein mit der Gestaltung der Soundtracks beauftragt wurde und schließlich auch die knallbunte, kindliche Welt der „Skylanders“-Welt – basierend auf Hans Zimmers Hauptthema – musikalisch beleben durfte.
Nachdem er mit Hans Zimmer an „Crysis 2“ und in Eigenregie an weiteren „Skylanders“-Abenteuern gearbeitet hatte, kehrte Balfe danach nur noch selten ins Videospiel-Genre zurück, da seine Filmkarriere nun richtig in Schwung kam. So komponierte er innerhalb von nur zwei Wochen die epische Musik zum Tempelritter-Abenteuer „Ironclad“ (2011), dann folgte das Reboot von „The Sweeney“ und die Dokumentationen „Salinger“ (2013) und „Girl Rising“ (zusammen mit Rachel Portman) sowie zusammen mit Hans Zimmer und Lisa Gerrard die Musik zur TV-Mini-Doku-Serie „Die Bibel“ (2013).
Mit „Pantani: The Accidental Death of a Cyclist“, „The Last Man on the Moon“, „Above and Beyond“, „Manny“, „Studio 54“ und „The Investigator: A British Crime Story“ folgten in den nächsten Jahren immer wieder interessante Doku-Projekte, dazu Serien-Engagements für „The Crown“, „Marcella“ und „Genius“. In den letzten Jahren profilierte sich Balfe aber auch als Komponist für größere Filme wie „Terminator Genisys“ (2015), „Ghost in the Shell“ (2017), „Geostorm“ (2017).
Das vergangene Jahr war mit „Pacific Rim 2: Uprising“ und „Mission: Impossible – Fallout“ besonders erfolgreich. Derzeit stehen die Arbeiten an dem Drama „Military Wives“, Michael Bays Action-Thriller „6 Underground“ und die Dokumentation „Where’s My Roy Cohn?“ an.
„Ich liebe die Abwechslung. Wenn ich für Horrorfilme schreiben würde und nichts anderes mehr mache, denke ich nicht, dass ich zu dem Film viel beitragen könnte. Es wäre wie ein Job, und ich betrachte es nicht als Job, sondern als sehr privilegierte Situation, in der ich mich befinde“, beschreibt Lorne Balfe seine Liebe zu seiner Komponisten-Tätigkeit im Interview mit flickeringmyth.com. „Und es ist keine 9–5-Erfahrung, sondern du lebst und atmest es, und ich liebe, was ich lerne, auch wenn es eine romantische Komödie ist. Was ich über das Geschichtenerzählen lerne, hilft mir in einem Genre wie Action-Thriller, was nichts damit zu tun hat. Ich liebe es, verschiedene Dinge auszuprobieren, und es ist großartig, mit verschiedenen Stilen zu spielen. Indem du beständig deine Projektarten wechselst, bist du aufmerksamer, und ich liebe die Erfahrung.“ 
Filmographie: 
1988: America's Most Wanted (TV-Doku-Serie)
2000: Animal Park (TV-Doku-Serie)
2000: In Search of the Muse (Fernsehdokumentation)
2000: Kinder unserer Zeit (TV-Doku-Serie) 2002 Cigarette (Kurzfilm)
2003: Loved, Alone (Kurzfilm)
2003: Package Holiday Undercover (Fernsehserie)
2003: Sportscene (Fernsehserie)
2004: Artworks Scotland (TV-Doku-Serie)
2004: Crazy in Love (Video)
2004: Manhunt (Fernsehserie)
2004: Shoebox Zoo (Fernsehserie)
2005: The Jeremy Kyle Show (Fernsehserie)
2005-2006: Nova (TV-Doku-Serie)
2005: Have I Been Here Before? (TV-Doku-Serie)
2005: Mersey Cop (Fernsehfilm)
2005: Hellraiser: Deader (zusätzliche Musik)
2005: Wallace & Gromit – Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen (zusätzliche Musik)
2005: Psycho (TV-Doku-Mini-Serie)
2005: Batman Begins (zusätzliche Musik)
2005: BloodRayne (zusätzliche Musik)
2005: Santa’s Slay – Blutige Weihnachten (zusätzliche Musik)
2005: True Crime (TV-Doku-Serie)
2006-2007: How to Look Good Naked (TV-Doku-Serie)
2006: Fight Science (TV-Doku-Serie)
2006: 10.5 – Apokalypse (zusätzliche Musik)
2006: Megastructures (TV-Doku-Serie)
2006: When Beaches Attack (Fernsehfilm)
2006: The Da Vinci Code – Sakrileg (zusätzliche Musik)
2006: Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt (zusätzliche Musik)
2007: Transformers (zusätzliche Musik)
2007: Die Simpsons – Der Film (zusätzliche Musik)
2007: Bee Movie – Das Honigkomplott (zusätzliche Musik)
2007: River City (Fernsehserie)
2007: The Science of Superstorms (TV-Doku-Serie)
2008: The Dark Knight (zusätzliche Musik)
2008: Iron Man (zusätzliche Musik)
2008: Madagascar 2 (zusätzliche Musik)
2008: Frost/Nixon (zusätzliche Musik)
2009: Sherlock Holmes (zusätzliche Musik)
2009: Transformers – Die Rache (zusätzliche Musik)
2009: Illuminati (zusätzliche Musik)
2009: Call of Duty: Modern Warfare 2 (Videospiel – zusammen mit Hans Zimmer)
2009: Crying with Laughter
2010: Megamind (zusammen mit Hans Zimmer)
2010: Sodales (Kurzfilm)
2010: Inception (zusätzliche Musik)
2010: Uganda: Friends of the Gorilla (Kurzfilm)
2011: Assassin's Creed: Revelations (Videospiel - zusammen mit Jesper Kyd)
2011: Crysis 2 (Videospiel - zusammen mit Hans Zimmer)
2011: Dickste Freunde (zusätzliche Musik)
2011: Five (Fernsehfilm)
2011: Rango (zusätzliche Musik)
2011: Kung Fu Panda 2 (zusätzliche Musik)
2011: Harry Welcomes Arctic Heroes (TV-Doku-Serie)
2011: Ironclad
2011: J.A.W. (Kurzfilm)
2011: Kung Fu Panda: Secrets of the Masters (Kurzfilm)
2011: Megamind: Der Knopf des Verbrechens (Kurzfilm)
2011: Rango (Videospiel)
2011: Skylanders: Spyro's Adventure (Videospiel – zusammen mit Hans Zimmer)
2011: Standing Up for Freedom (Kurzfilm)
2011: The Pointless Hunt (Kurzfilm)
2011: When You Find Me (Kurzfilm)
2012: Assassin's Creed III (Videospiel)
2012: Ruhelos (Fernsehfilm)
2012: Skylanders: Giants (Videospiel)
2012: The Sweeney (The Crime)
2012: Madagascar 3: Flucht durch Europa (zusätzliche Musik)
2013: Die Bibel (TV Mini-Doku-Serie)
2013: Magpie
2013: Assassin's Creed III: The Tyranny of King Washington (Videospiel)
2013: Beyond: Two Souls (Videospiel – zusammen mit Normand Corbeil)
2013: Evermore (Kurzfilm)
2013: Frozen Ground
2013: Girl Rising (Dokumentation – zusammen mit Rachel Portman)
2013: Hellraiser: Origins (Trailer)
2013: Making a Scene (Kurzfilm)
2013: Skylanders: SWAP Force (Videospiel)
2013: Not Another Happy Ending
2013: Red Wing
2013: Salinger (Dokumentation)
2013: Side by Side
2013: The Championship Rounds (Kurzfilm)
2014: Above and Beyond (Dokumentation)
2014: Almost Home (Kurzfilm)
2014: Gloria
2014: Manny (Dokumentation)
2014: Assassin's Creed: Identity (Videospiel)
2014: Blackwood
2014: Skylanders: Trap Team (Videospiel)
2014: Die Pinguine aus Madagascar
2014: Pantani: The Accidental Death of a Cyclist (Dokumentation)
2014. Son of God
2014: The Driver (TV Mini-Serie)
2014: The Last Man on the Moon (Dokumentation)
2014: Uploader (Kurzfilm)
2014: Women of the Bible (Fernsehserie)
2014: Words with Gods (Segment „God's Blood“)
2015: Captive
2015: Home - Ein smektakulärer Trip
2015: A.D.: Rebellen und Märtyrer (Fernsehserie)
2015: American Hero
2015: Bone in the Throat
2015: Dough
2015: Saints & Strangers (TV-Mini-Serie)
2015: Sommer '92
2015: Skylanders: SuperChargers (Videospiel)
2015: Sons of Liberty (TV-Mini-Serie)
2015: Terminator Genisys
2015: Wasted Beauty (Kurzfilm)
2016: Alibi (Kurzfilm)
2016: 13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi
2016-2018: Marcella (Fernsehserie)
2016-2018: The Investigator: A British Crime Story (TV-Doku-Serie)
2016: Behold the Monkey (Fernsehfilm)
2016: Dirty Cops: War on Everyone
2016: Kung Fu Panda: Secrets of the Scroll (Kurzfilm)
2016: Le Mans: 3D (Dokumentation)
2016: Skylanders: Imaginators (Videospiel)
2016: Morgan Freeman's Story of God (Fernsehserie)
2016: The Fresco Fiasco (Fernsehdokumentation)
2017: Them (Kurzfilm)
2017-2018: Genius (Fernsehserie)
2017: Adam: The Mirror (Kurzfilm)
2017: Churchill
2017. Firebase (Kurzfilm)
2017: Geostorm 
2017: Ghost in the Shell (zusammen mit Clint Mansell) 
2017: Le Mans: Racing Is Everything (TV-Doku-Serie)
2017: Rakka (Kurzfilm)
2017: The Crown (Fernsehserie - zusammen mit Rupert Gregson-Williams)
2017: The Florida Project
2017: The Lego Batman Movie
2017: Zygote (Kurzfilm)
2018: FIFA 19: The Journey - Champions (Videospiel - zusammen mit Hans Zimmer)
2018: Happy Birthday to Me (Kurzfilm)
2018: Hurricane Heist
2018: Mission: Impossible - Fallout
2018: Operation: 12 Strong
2018: Pacific Rim 2: Uprising
2018: September Keynote
2018: September Keynote 2018 - Opening Film - Apple (Kurzfilm)
2018: Studio 54 (Dokumentation)
2018: Bless Online (Videospiel – zusammen mit Hans Zimmer)
2018: Battlefield V (Videospiel)
2018: Duet (Kurz-Dokumentation)
2018: The Cry (TV Mini-Serie)
Playlist: 
01. Hans Zimmer & Lorne Balfe - Giant Blue Head (Megamind) - 04:28
02. Lorne Balfe - The Magna Carta (Ironclad) - 04:17
03. Lorne Balfe - Assassin's Creed Theme (Assassin's Creed: Revelations) - 04:43
04. Hans Zimmer & Lorne Balfe - Journey (The Bible) - 03:20
05. Hans Zimmer & Lorne Balfe feat. Lisa Gerrard - Promised King (Son of God) - 04:33
06. Lorne Balfe - Gassendi (The Last Man on the Moon) - 02:54
07. Lorne Balfe - The Future (Dough) - 02:09
08. Lorne Balfe - Childhood (Manny) - 03:32
09. Lorne Balfe - Celestial (Magic City - The Art of the Street) - 05:53
10. Hans Zimmer & Lorne Balfe - Making Waves (Sons of Liberty) - 03:09
11. Lorne Balfe - Remembering Salinger (Salinger) - 03:53
12. Lorne Balfe - The New World (Saints & Strangers) - 04:39
13. Lorne Balfe - Fallen in Love (Gloria) - 03:58
14. Lorne Balfe - Vince (The Driver) - 03:20
15. Lorne Balfe - Harry's Story (Blackwood) - 01:47
16. Lorne Balfe - The Beach (Churchill) - 04:09
17. Lorne Balfe - The Syndicate (Mission: Impossible - Fallout) - 06:00
18. Lorne Balfe - Nature Warning (Geostorm) - 03:13
19. Lorne Balfe - Brothers (The Hurricane Heist) - 04:11
20. Lorne Balfe - Shao Industries (Pacific Rim Uprising) - 04:35
21. Lorne Balfe - 20,000 Feet Above (12 Strong) - 03:01
22. Lorne Balfe - Hero (13 Hours) - 04:19
23. Lorne Balfe - Sarah & Kyle (Terminator Genisys) - 04:37
24. Hans Zimmer & Lorne Balfe - 29 (The Journey - Champions) - 02:44
25. Lorne Balfe - Mother & Daughter (Restless) - 03:51
26. Lorne Balfe - Do You Forgive Me? (The Cry) - 03:11
27. Lorne Balfe - End Credits (Images of Life) - 04:34
28. Lorne Balfe - Taking Off (Above and Beyond) - 04:06
29. Lorne Balfe - Trade Places (The Holiday) - 03:51

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