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Mittwoch, 1. Mai 2024

Playlist #396 vom 05.05.2024 - ROGER PRATT Special

Roger Pratt zählt zu den bedeutendsten Kameramännern in Großbritannien. Der 2023 mit dem BSC Lifetime Achievement Award ausgezeichnete Pratt zählt nicht nur zu den Gründungsvätern des britischen Indie-Films in den 1980er Jahren, sondern ist durch seine Zusammenarbeit mit prominenten Regisseuren wie Sir Richard Attenborough, Mike Leigh, Lasse Halmström, Tim Burton, Neil Jordan und Terry Gilliam auch in Hollywood hofiert worden. Durch eine seltene Form der Alzheimer-Krankheit begann Pratt leider schon in frühen Jahren an Demenz zu leiden, weshalb er 2014 mit „Keeping Rosy“ seine letzte Arbeit vorgelegt hat. 

Roger Pratt wurde am 27. Februar 1947 in Leicester als Sohn eines Pfarrvikars geboren und schien bereits durch die in der Kirche seines Vaters gezeigten 16-mm-Filme „Facts and Faith“ eine religiöse Verbindung zum Medium Film entwickelt zu haben. 
„Ich war fasziniert von der jährlichen Vorführung religiöser Filme in der Kirche, zu Zeiten wie Weihnachten und insbesondere in der Fastenzeit. Eine Kiste voller Filmrollen, Projektoren, Leinwände, Lautsprecher. Die Lichter gehen aus, das Surren der Mechanik … dann reden, bewegen, lachen und sterben echte Menschen (ich erwähne das Sterben, weil es um Christus und seine Kreuzigung geht)“, wird Roger Pratt auf der Website von British Cinematographer zitiert. 
An der Loughborough Grammar School drehte – und schnitt - er den 8-mm-Schwarzweiß-Kurzfilm „Green and Dying“ über die Schüler und Lehrer der Schule, drehte und schnitt den Film im Alleingang. Für die Wohltätigkeitsorganisation VSO verbrachte Pratt nach der Schule ein Jahr in Mali, besuchte die Durham University und ging dann zurück in den Süden, um mit einem Stipendium des Leicester City Council an der London Film School zu studieren. Pratt arbeitete tagelang bei Humphries Film Laboratories (und Nachtschichten in einer Garage), um sich seinen Gewerkschaftsausweis zu verdienen, und landete schließlich bei Chippenham Films, einem Unternehmen, das Unternehmensvideos für Mitglieder der Monty-Python-Truppe produzierte. 
Pratt begann seine Karriere beim Film als Kameraassistent in Mike Leighs Debütfilm „Bleak Moments“ von 1971. Als Pratt 1975 bei dem Film „Die Ritter der Kokosnuss“ als Kameraassistent mitwirkte, lernte er Gilliam kennen, die gemeinsam mit Terry Jones Regie führte. 
„Ich war überzeugt, dass ich Leute wie Roger um mich haben wollte, weil ich noch lernte, wie man Filme macht, und ich Leute mit etwas Erfahrung brauchte“, schwärmt Gilliam. „Er war auch ein Magnet für gute Menschen.“ 
Später sollte Pratt für Gilliam noch „Brazil“ (1985), „König der Fischer“ (1991) und „12 Monkeys“ (1995) filmen. Für Roger Christian fotografierte Pratt zunächst die Kurzfilme „Black Angel“ und „Dollar Bottom“, der mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, bevor er mit dessen Thriller „Teuflische Signale“ (1982) sein Leinwanddebüt feierte. Danach nahm Pratts Karriere Fahrt auf. 
Nachdem er während seines Filmstudiums bei Mike Leighs Debütfilm „Bleak Moments“ mitgewirkt hatte, bat ihn der Regisseur, „Meantime“ (1983), ein für Channel 4 produziertes Drama, zu drehen, anschließend „High Hopes“, ein Drama über eine in Kings Cross lebende Arbeiterfamilie. 
In der Folge realisierte er mit Neil Jordan die Dramen „Mona Lisa“ (1986) und „Das Ende einer Affäre“ (1996), fotografierte vier Filme von Sir Richard Attenborough - „Shadowlands“ (1993), „In Love and War“ (1996), „Grey Owl“ (1999) und „Closing the Ring“ (2007) und sorgte für den düsteren Look bei Tim Burtons „Batman“ (1989). 
Zu den weiteren Highlights in Pratts Karriere zählen die beiden Harry-Potter-Produktionen „Harry Potter und die Kammer des Schreckens“ (2002) und „Harry Potter und der Feuerkelch“ (2005), Wolfgang Petersens Historien-Epos „Troja“ (2004) und Kenneth Branaghs „Mary Shelleys Frankenstein“ (1994). 

Filmographie: 

1971: Freudlose Augenblicke (Bleak Moments, Kameraassistenz) 
1972: Schottische Trilogie – Meine Kindheit (My Childhood, Kameraassistenz) 
1975: Die Ritter der Kokosnuss (Monty Python and the Holy Grail, Kameraassistenz) 
1980: Black Angel (Kurzfilm) 
1980: The Spirit of Cheshire (Kurzfilm) 
1981: The Dollar Bottom (Kurzfilm) 
1982: Teuflische Signale (The Sender) 
1982: The Tractor Factor (Kurzfilm) 
1983: Der Sinn des Lebens (The Meaning of Life, Segment: The Crimson Permanent Assurance) 
1983: Meantime (Fernsehfilm) 
1985: Dutch Girls (Fernsehfilm) 
1985: The Planets (TV-Miniserie) 
1985: Brazil 
1986: Mona Lisa 
1987: Scoop – Sensationsnachricht (Fernsehfilm) 
1988: Paris bei Nacht (Paris by Night) 
1988: Consuming Passions 
1988: Hohe Erwartungen (High Hopes) 
1989: Batman 
1989: 4 Play (Fernsehserie) 
1991: König der Fischer (The Fisher King) 
1991: Griechische Sagen – Jim Henson erzählt (The Storyteller) 
1991: Bernie und der Weihnachtsgeist (Bernard and the Genie) 
1992: Das Jahr des Kometen (Year of the Comet) 
1993: Shadowlands – Ein Geschenk des Augenblicks (Shadowlands) 
1993: The Line, the Cross & the Curve (Kurzfilm) 
1994: Mary Shelleys Frankenstein 
1995: Twelve Monkeys 
1996: In Love and War 
1998: Mit Schirm, Charme und Melone (The Avengers) 
1999: Das Ende einer Affäre (The End of the Affair) 
1999: Grey Owl (Grey Owl) 
2000: Not I (Kurzfilm)
2000: 102 Dalmatiner (102 Dalmatians) 
2000: Chocolat – Ein kleiner Biss genügt (Chocolat) 
2001: Iris 
2002: Harry Potter und die Kammer des Schreckens (Harry Potter and the Chamber of Secrets) 
2004: Troja (Troy) 
2005: Harry Potter und der Feuerkelch (Harry Potter and the Goblet of Fire) 
2007: Closing the Ring – Geheimnis der Vergangenheit (Closing the Ring)
2008: Tintenherz (Inkheart) 
2009: Das Bildnis des Dorian Gray (Dorian Gray) 
2010: Karate Kid 
2012: Snow White and the Huntsman (Regisseur der Fotografie: Splinter Unit) 
2013: Jadoo 
2014: Keeping Rosy 

Playlist:

01. Michael Kamen - Waiting for Daddy / Sam Lowry's Wetter Dream (Brazil) - 03:01 
02. Michael Kamen - King's Cross / Follow Anderson (Mona Lisa) - 04:28 
03. Rachel Portman - Theseus & The Minotaur Suite A (The Storyteller) - 07:20 
04. George Fenton - End Credits (Shadowlands) - 03:35 
05. George Fenton - The Trip to Venice (In Love and War) - 05:19 
06. Trevor Jones - Main Titles (The Sender) - 05:10
07. Georges Delerue - Paris By Night (Paris By Night) - 04:28 
08. Danny Elfman - Up the Cathedral (Batman) - 05:05 
09. John Williams - Reunion of Friends (Harry Potter and the Chamber of Secrets) - 05:10 
10. Patrick Doyle - The Goblet of Fire (Harry Potter and the Goblet of Fire) - 03:23 
11. Jeff Danna - A Lifetime of Regret (Closing the Ring) - 03:49 
12. Hummie Mann - End Credits (Year of the Comet) - 05:14 
13. Javier Navarrete - Meadows (Inkheart) - 03:13 
14. James Horner - Part 6 (Iris) - 06:42 
15. George Fenton - Red Knight Suite (The Fisher King) - 06:51 
16. Rachel Portman - Boycott Immorality (Chocolat) - 04:40 
17. Patrick Doyle - He Was My Father (Frankenstein) - 06:11 
18. James Horner - Call for Achilles (Troy) - 03:07 
19. James Horner - Dre's Gift and Apology (The Karate Kid) - 03:07 
20. Joel McNeely - Into the Love Maze (The Avengers) - 04:00 
21. Michael Nyman - Sarah Dies (The End of the Affair) - 03:03 
22. George Fenton - I Do Love You (Grey Owl) - 03:25 
23. Charlie Mole - Emily's Theme (Dorian Gray) - 03:27 
24. James Newton Howard - Snow White (Snow White and the Huntsman) - 03:24 
25. Rachel Portman - The Story of Grandmere (Chocolat) - 04:10 
26. Andrew Dickson - Suite (High Hopes) - 11:12

Donnerstag, 11. April 2024

Playlist #395 vom 21.04.2024 - ALBERT FINNEY (1936-2019) Special

Der britische Schauspieler Albert Finney zählte nicht nur wegen seiner fünf Oscar-Nominierungen zu den profiliertesten Darstellern seiner Zeit. Mit seiner Darstellung in Filmen wie „Tom Jones – Zwischen Bett und Galgen“, „Zwei auf gleichem Weg“ und als Hercule Poirot in „Mord im Orient-Express“ machte sich der 2019 verstorbene Brite einem breiten internationalen Publikum bekannt und war zuletzt selbst in Action-Franchises wie „Jason Bourne“ und „James Bond“ in bemerkenswerten Charakter-Rollen zu sehen. 

Albert Finney wurde am 9. Mai 1936 im englischen Salford, Lancashire, als Sohn eines Buchmachers geboren und besuchte nach seiner Schulausbildung die Royal Academy of Dramatic Art, wo er 1956 seinen Abschluss machte, um dann Mitglied der Royal Shakespeare Company zu werden. Er spielte in Birmingham die Titelrolle in „Henry V“ und feierte 1958 sein London-Debüt in Jane Ardens von Charles Laughton inszenierten „The Party“. In Stratford ersetzte Finney 1959 einen kranken Laurence Olivier in der Titelrolle von „Coriolanus“ und spielte in verschiedenen Episoden von „Emergency-Ward 10“ ebenso mit wie in einer Fernsehversion von „A Midsummer Night’s Dream“, in der Finney 1959 unter der Regie von Peter Hall den Lysander verkörperte. 
Sein Leinwanddebüt feierte Finney 1960 in Tony Richardsons „The Entertainer“, wo er mit Alan Bates als Sohn von Laurence Olivier zu sehen war, bevor er im selben Jahr seinen Durchbruch als desillusionierter Fabrikarbeiter in Karel Reisz‘ Filmadaption von Alan Sillitoes „Saturday Night and Sunday Morning“ feiern durfte. Anschließend lehnte Finney die Hauptrolle in David Leans „Lawrence von Arabien“ ab, um einen mehrjährigen Vertrag mit Produzent Sam Spiegel abzuschließen. 
Nach seinem Broadway-Debüt mit „Luther“ im Jahr 1963 entschied sich Finney, eine einjährige Auszeit zu nehmen, um um die Welt zu segeln. 
„Die Leute rieten mit, meinen Erfolg auszunutzen, solange ich angesagt war, aber ich habe acht Jahre auf der Bühne gestanden und nur einmal Urlaub gemacht“, sagte Finney später. „Captain Cook war einer der Helden in meiner Kindheit, also dachte ich, es wäre aufregend, einige der Orte im Pazifik aufzusuchen, wo er gewesen war.“ 
Der Erfolg von „Tom Jones“ ermöglichte Finney, seinen nächsten Film zu produzieren, „Night Must Fall“ (1964), in dem er auch selbst mitspielte und der von Karel Reisz inszeniert wurde, doch erwies sich der Film als Flop. Finney spielte dann eine Saison am Royal National Theatre und kehrte 1967 für den Film „Zwei auf gleichem Weg“ mit Audrey Hepburn auf die Leinwand zurück. 
Zusammen mit Michael Medwin gründete Finney die Produktionsfirma Memorial Productions, die sowohl Peter Watkins „Privilege“ (1967), Stephen Frears‘ Kurzfilm „The Burning“ (1968) und Lindsay Andersons „If…“ (1968) als auch Theaterstücke wie „A Day in the Death of Joe Egg“ herausbrachte. 
1972 kehrte Finney nach sechsjähriger Abstinenz mit „Alpha Beta“ auf die Bühne zurück und beendete seine Produzententätigkeit, um sich wieder auf das Schauspielern zu konzentrieren. 
„Zunächst war es in Ordnung“, erklärte er später, „aber am Ende saß ich in einem Büro, schickte Idee nach Hollywood und wartete darauf, dass das Telefon klingelte.“ 
Berühmt wurde Finney durch seine Darstellung des belgischen Meisterdetektivs Hercule Poirot in Sidney Lumets Verfilmung von Agatha Christies „Mord im Orient-Express“ (1974), die ihm auch eine Oscar-Nominierung als bester Hauptdarsteller einbrachte. Wenig später nahm der Brite eine Auszeit vom Filmen und fokussierte sich auf die Bühne, um mehr als drei Jahre lang Klassiker am National Theatre in London zu spielen, darunter „Hamlet“, „Macbeth“, „Tamburlaine“ und Stücke von Anton Tschechow
1975 spielte Finney in dem Fernsehfilm „Forget-Me-Not-Lane“ und übernahm 1977 in Ridley Scotts Leinwandregiedebüt „Die Duellisten“ eine kleine Rolle. In den 1980er Jahren war der Schauspieler wieder vermehrt im Kino zu sehen. So spielte er 1981 in den Thrillern „Ein perfekter Bruch“, „Wolfen“ und „Kein Mord von der Stange“, 1982 in Alan Parkers „Du oder beide“ und John Hustons „Annie“, 1983 in Peter Yates‘ „Ein ungleiches Paar“, wofür er eine weitere Oscar-Nominierung als bester Hauptdarsteller einheimste. 
Mit der Titelrolle in dem Fernsehfilm „Johannes Paul II. – Sein Weg nach Rom“ (1984) feierte Finney sein amerikanisches Fernsehdebüt und übernahm die wieder mit einer Oscar-Nominierung geehrte Hauptrolle in John Hustons „Unter dem Vulkan“
In den 1990er Jahren war Finney in Bruce Beresfords „Rich in Love“ (1993), Mike Figgis‘ „The Browning Version“ (1994) und Peter Yates‘ „The Run of the Country“ (1995) ebenso zu sehen wie in Agnieszka Hollands „The Washington Square“ (1997), in Nebenrollen auch in „Breakfast of Champions“ und „Simpatico“ (beide 1999). 
Einen seiner größten Erfolge feierte Finney als Rechtsanwalt Edward L. Masry in Steven Soderberghs „Erin Brockovich“, wofür er seine fünfte und letzte Oscar-Nominierung erhielt. Sehenswert war auch sein Auftritt in Tim Burtons „Big Fish“ (2003). Seine Zusammenarbeit mit Soderbergh setzte der Brite nach einem Cameo-Auftritt in „Traffic“ (2000) mit „Ocean’s Twelve“ (2004) fort, die mit Tim Burton bei „Corpse Bride“ (2005). 
Ridley Scott besetzte Finney in „Ein gutes Jahr“ (2006), außerdem übernahm der Schauspieler Rollen in „Amazing Grace“ (2006), „Das Bourne Ultimatum“ (2007) und „Tödliche Entscheidung – Before the Devil Knows You’re Dead“ (2007). Seinen letzten Auftritt hatte er in dem James-Bond-Abenteuer „Skyfall“ (2012). 
Finney war von 1957 bis 1961 mit der britischen Schauspielerin und Sängerin Jane Wenham (1927–2018) verheiratet, mit der er einen Sohn hatte, sowie von 1970 bis 1978 mit der französischen Schauspielerin Anouk Aimée, die ihn 1975 für Ryan O’Neal verließ. Von 2006 bis zu seinem Tod war er mit Pene Delmage verheiratet. Er starb im Februar 2019 im Alter von 82 Jahren nach kurzer Krankheit. 

Filmographie: 

1959: A Midsummer Night’s Dream 
1960: Der Komödiant (The Entertainer) 
1960: Samstagnacht bis Sonntagmorgen (Saturday Night and Sunday Morning) 
1962: Tom Jones – Zwischen Bett und Galgen (Tom Jones) 
1963: Griff aus dem Dunkel (Night Must Fall) – Regie: Karel Reisz, Produzent: Albert Finney 
1963: Die Sieger (The Victors) 
1966: Ein erfolgreicher Blindgänger (Charlie Bubbles) – auch Regie 
1966: Zwei auf gleichem Weg (Two for the Road) 
1968: If … (if…) (Produzent) 
1970: Scrooge 
1971: Auf leisen Sohlen (Gumshoe) – Regie: Stephen Frears 
1974: Mord im Orient-Express (Murder on the Orient Express) 
1975: Sherlock Holmes’ cleverer Bruder (The Adventures of Sherlock Holmes Smarter Brother) 
1975: Forget-Me-Not-Lane 
1976: Die Duellisten (The Duellists) 
1980: Kellerkinder – Orphans (Orphans) – Regie: Alan J. Pakula 
1981: Ein perfekter Bruch (Loophole) – Regie: John Questedt 
1981: Du oder beide (Shoot the Moon) – Regie: Alan Parker 
1981: Kein Mord von der Stange (Looker) 
1981: Wolfen (Wolfen) 
1982: Annie (Annie) 
1983: Ein ungleiches Paar (The Dresser) 
1984: Johannes Paul II. – Sein Weg nach Rom (Pope John Paul II.) 
1984: Unter dem Vulkan (Under the Volcano) 
1984: Untersuchungen im Fall Steve Biko (The Biko Inquest) – Regie: Albert Finney 
1987: A Simple Man 
1989: Rufmord (Image) – Regie: Peter Werner 
1990: Miller’s Crossing 
1990: Zum grünen Mann – Eine Geistergeschichte (The Green Man, Miniserie, alle Folgen) – Regie: Elijah Moshinsky 
1991: Gezinktes Spiel (The Endless Game) – Regie: Bryan Forbes 
1993: Auf der Suche nach dem Glück (Rich in Love) – Regie: Bruce Beresford 
1992: Die Playboys (The Playboys) 
1992: Karaoke – Regie: Renny Rye 
1994: Ein Mann ohne Bedeutung (A Man of No Importance) – Regie: Suri Krishnamma 
1994: Schrei in die Vergangenheit (The Browning Version) 
1995: Das Land meiner Liebe (The Run of the Country) – Regie: Peter Yates 
1996: Cold Lazarus – Regie: Renny Rye 
1996: Nostromo – Der Schatz in den Bergen (Nostromo) – Regie: Alastair Reid 
1997: Washington Square 
1998: Eine sehr englische Ehe (A Rather English Marriage) – Regie: Paul Seed 
1999: Breakfast of Champions – Frühstück für Helden (Breakfast of Champions) 
1999: Simpatico 
2000: Erin Brockovich 
2000: Traffic – Macht des Kartells (Traffic) 
2001: Milo – Die Erde muss warten (Delivering Milo) 
2002: Churchill – The Gathering Storm (The Gathering Storm) 
2003: My Uncle Silas 2 
2003: Big Fish 
2004: Ocean’s 12 (Ocean’s Twelve) 
2005: Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche (Corpse Bride, Synchronstimme für Finis Everglot in der englischen Originalfassung) 
2005: Aspects of Love 
2006: Ein gutes Jahr (A Good Year) 
2006: Amazing Grace 
2007: Das Bourne Ultimatum (The Bourne Ultimatum) 
2007: Tödliche Entscheidung – Before the Devil Knows You’re Dead (Before the Devil Knows You Are Dead) 
2008: Munich the Documentary (Erzähler) 
2012: Das Bourne Vermächtnis (The Bourne Legacy) 
2012: James Bond 007 – Skyfall (Skyfall) 

Playlist: 

01. Henry Mancini - Religious Reasons (Two For the Road) - 03:55 
02. John Addison - Ouverture (Tom Jones) - 04:53 
03. Michel Legrand - Head For Home (The Picasso Summer) - 04:23 
04. James Horner - Epilogue and End Credits (Wolfen) - 05:48 
05. Mark Isham - The Browning Version (The Browning Version) - 06:22 
06. Georges Delerue - Stop Thinking About Her (Rich In Love) - 03:51 
07. Alex North - End Credits (Under the Volcano) - 02:44 
08. Carter Burwell - End Credits (Miller's Crossing) - 04:44 
09. Ennio Morricone - Weapons of Love (Nostromo) - 06:20 
10. Jan A.P. Kaczmarek - Father Is Dying (Washington Square) - 03:01 
11. Stewart Copeland - Rush to LA (Simpatico) - 03:14 
12. Thomas Newman - Miss Wichita (Erin Brockovich) - 02:11 
13. Thomas Newman - Komodo Dragon (Skyfall) - 03:21 
14. Cliff Martinez - The Police Won't Find Your Car (Traffic) - 03:58 
15. Dave Grusin - Ascension To Virginity (Ocean's Twelve) - 03:00 
16. Danny Elfman - Victor Tries To Escape / Talking To Emily / Elder Gutknecht (Corpse Bride) - 04:51 
17. Marc Streitenfeld - Choosing Love (A Good Year) - 05:39 
18. David Arnold - Opening Title (Amazing Grace) - 03:46 
19. Thomas Newman - Malign (Erin Brockovich) - 02:41 
20. Brian Eno - An Ending [Ascent] (Traffic) - 04:18 
21. David Holmes - $165 Million + Interest (into) The Round Up (Ocean's Twelve) - 05:43 
22. John Powell - Waterloo (The Bourne Ultimatum) - 10:38 
23. James Newton Howard - Flight 167 (The Bourne Legacy) - 03:32 
24. Carter Burwell - Father's Last Resort (Before The Devil Knows You're Dead) - 01:25 
25. Danny Elfman - Titles (Big Fish) - 04:32 
26. Richard Rodney Bennett - Orient Express (Murder On the Orient Express) - 11:21

Montag, 1. April 2024

Playlist #394 vom 07.04.2024 - Neuheiten 2024 (2)

Eine bunte Mixtur an Musik aus Fantasy-Abenteuern, Action- und Horror-Thrillern, Dramen und Komödien erwartet euch in dieser Sendung. Ein Wiederhören mit prominenten Komponisten wie Carter Burwell, Clint Mansell, Dario Marianelli, Armand Amar und Eric Serra gibt es dabei ebenso wie mit aufstrebenden Talenten und neuen Namen. Außerdem präsentiert Dustin O’Halloran sein neues Album „1 0 0 1“, während Brian Williams alias Lustmord seine Hörer mit „Much Unseen Is Also Here“ einmal mehr in finsterste Ambient-Welten entführt. 

Die britische Filmemacherin Rose Glass präsentiert nach ihrem Langfilm-Debüt mit dem Mystery-Horror-Drama „Saint Maud“ erneut einen Film mit zwei gegensätzlichen Frauen im Mittelpunkt ihrer Geschichte. „Love Lies Bleeding“ erzählt von der zurückgezogen lebenden Fitnessstudio-Managerin Lou (Kristen Stewart), die sich in die ehrgeizige Bodybuilderin Jackie (Katy O’Brian) verliebt, die in Las Vegas ihren Traum verwirklichen will. Doch ihre Liebe entfacht Gewalt, die sie tief in das Netz von Lous krimineller Familie zieht. Denn Lous Vater ist Waffenhändler und hat in der kriminellen Szene großen Einfluss. Clint Mansell („Moon“, „Noah“) schuf dazu einen elektronisch flirrenden, düsteren Score mit rhythmisch pulsierenden Elementen. 
Drei Jahre nach „Silfur“ präsentiert Dustin O’Halloran mit „1 0 0 1“ sein neues Album, das seinen Anfang in einem Tanzstück nahm, das der Amerikaner mit der Choreografin Fukiko Takase über die Themen Natur, Bewusstsein, Technologie und den Körper entwickelte, um sich dann mit dem Material auf rein musikalische Weise auseinanderzusetzen. 
Mit „3 Body Problem“ hat Netflix die „Trisolaris“-Roman-Trilogie des chinesischen Bestsellerautors Liu Cixin als Serie adaptiert, in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft untrennbar miteinander verbunden sind und bereits eine einzelne Entscheidung die Macht hat, das Schicksal der gesamten Menschheit auf den Kopf zu stellen. Während der chinesischen Kulturrevolution in den 60er Jahren sendet ein streng geheimes Militärprojekt Signale ins All. Was niemand ahnen kann: Sie erhalten tatsächlich Antwort. Eine außerirdische Zivilisation steht kurz davor, ausgelöscht zu werden und beschließt deshalb, sich auf die Erde zu retten. Doch was, wenn sie nicht in friedlicher Absicht kommen? Währenddessen bereiten sich die Menschen auf die Ankunft der Aliens vor. Die einen wollen die außerirdischen Besucher freundlich empfangen, während andere die Invasion mit Waffengewalt um jeden Preis stoppen wollen. Eins steht jedoch fest: Die Erde wird nie mehr sein, wie wir sie kannten ... Die Musik steuerte der versierte Serien-Spezialist Ramin Djawadi („The Game of Thrones“, „Jack Ryan“) bei. 
Auf eine Zeitreise begibt sich auch eine neue Serien-Adaption basierend auf James Clavells 1975 veröffentlichten Bestseller „Shogun“. Japan, im Jahr 1600: Dem Land stehen raue Zeiten bevor, denn der Beginn eines hereinbrechenden Bürgerkrieges droht die angespannte politische Lage zunehmend zu destabilisieren. Fürst Yoshii Toranaga (Hiroyuki Sanada) steckt in einer misslichen Lage – denn der Rat der fünf Regenten hat eine Allianz gegen ihn gegründet, mit dem Ziel, ihn vom Thron zu stürzen. Als jede Hoffnung bereits verloren scheint, nimmt das Schicksal eine Wendung: Am Strand eines kleinen Fischerdorfs ist ein europäisches Schiff gestrandet, das den englischen Navigator John Blackthorne (Cosmo Jarvis) beherbergt. Was zu diesem Zeitpunkt niemand ahnen kann: Blackthorne verfügt über geheimes Wissen, was den Lauf des politischen Konflikts maßgeblich zu Toranagas Vorteil verändern könnte. Toda Mariko (Anna Sawai) fungiert als Dolmetscherin zwischen den beiden – und schon bald ist das Schicksal des ungleichen Trios untrennbar miteinander verbunden. Wie wird Japans Zukunft aussehen, wenn Krieg bereits in der Luft liegt? 
Den atmosphärisch dichten, exotisch anmutenden Soundtrack zur Disney+-Serie kreierten Atticus Ross, Leopold Ross und Nick Chuba
Auch Drehbuchautor Adam Cooper („Assassin’s Creed“, „Exodus: Götter und Könige“) hat sich in seinem Regiedebüt für eine Romanadaption entschieden, E. O. Chirovicis „The Book of Mirrors“. Russell Crowe spielt in dem von David Hirschfelder vertonten Thriller-Drama „Sleeping Dogs“ den ehemaligen Mordkommissar Roy Freeman, der im Zuge einer hochmodernen Alzheimer-Behandlung damit beauftragt wird, den grausamen Mord an einem College-Professor erneut zu untersuchen. Als er seinen ehemaligen Partner bittet, ihm bei der Wiederaufnahme der Ermittlungen zu helfen, entwickeln sich die Dinge diesmal aber ganz anders, als sie auf eine faszinierende und geheimnisvolle Frau stoßen. Roy wird gezwungen, sich einer schrecklichen Realität zu stellen, die seine Welt plötzlich für immer verändert. 
In der Horror-Komödie „Humanist Vampire Seeking Consenting Suicidal Person“ erzählt Ariane Louis-Seize die Geschichte einer jungen Vampirin, die sich nicht in der Lage sieht, für ihren Blutbedarf zu töten, aber eine Lösung sieht, als sei einen jungen Mann mit Selbstmordtendenzen findet. 
„Die Filmmusik verwendet modernere Klänge, um die Figur des jungen Paul und die aufkeimende Liebe zwischen dem Vampir Sasha und ihm zu untermalen. Das Flügelhorn und die Mellotronflöte enthüllen das Thema der Liebenden, das sich im Laufe des Films entwickelt und in einem großen Finale von Streichern begleitet wird“, beschreibt Pierre-Philippe Côté alias Pilou die Musik, die er für den Film komponiert hat. 
Sabrina Doyle begibt sich mit dem Fantasy-Kurzfilm „Go for Grandma“ auf die Reise in die Gedanken eines kleinen Jungen, der dank der Liebe seiner Großmutter und der Kraft seiner Fantasie einem vernachlässigten Familienleben entkommt. 
„Es war eine beispiellose Gelegenheit, meiner Leidenschaft für die Orchester-Fantasy-Musik der 1980er Jahre nachzugehen, die mich schon immer tief berührt hat. Ich habe mich hauptsächlich am Drehbuch orientiert und eine musikalische Reise geschaffen, die die fantastischen Elemente des Films perfekt widerspiegelt – Einhörner, Drachen, Marienkäfer und eine Traumsequenz inmitten des Ozeans. Die Partitur enthält auch Momente experimentellen Flairs und Variationen des Hauptthemas, die in der Abspann-Suite gipfeln“, berichtet Komponist Fabrizio Mancinelli von seiner Arbeit. 
Jeweils zwei neue Arbeiten gibt es von Marcel Barsotti („Klabautermann“, „The Urbino Crime – Death in the Palazzo“), Anne Nikitin („Little Wing“, „The Moonwalkers“) und Will Bates („Blackout“, „Immaculate“) zu hören, außerdem Musik zu den Serien „The Signal“, „True Detective“ und „Vigil“
Den Abschluss bildet das neue Album von Industrial-Legende Brian Williams, der im Umfeld von Throbbing Gristle 1980 sein Debütalbum, neun Jahre später mit „Heresy“ einen Meilenstein des Dark-Ambient veröffentlichte, in Hollywood als Sounddesigner bei Soundtracks zu Fantasy-Science-Fiction-Produktionen wie „The Crow“, „Strange Days“ und „Underworld“ tätig war und nun mit „Much Unseen Is Also Here“ den Hörer idealerweise in eine Parallelwelt abtauchen lässt. 
„Ich habe mich dafür entschieden, den Ton für mich sprechen zu lassen“, sagt Brian. „Meine Musik ist nicht dazu gedacht, erklärt zu werden – sie soll nur dazu dienen, die schiere Bedeutungslosigkeit unserer primitiven Gedanken und Handlungen innerhalb der riesigen Skala des Kosmos aufzuzeigen – einer Skala, die wir als Spezies kaum begreifen können.“

Playlist: 

01. Clint Mansell - Turn Up The Heat (Love Lies Bleeding) - 03:53 
02. Dustin O' Halloran - Transfigural Syntax Eclipse Pt. 2 (1 0 0 1) - 03:47 
03. Ramin Djawadi - The Fate of the Planet (3 Body Problem) - 04:45 
04. Max Richter - Reflected In Her Eyes (Spaceman) - 06:43 
05. Atticus Ross, Leopold Ross & Nick Chuba - All Men Can Be Broken (Shogun) - 07:01 
06. David Hirschfelder - Roy Freeman (Sleeping Dogs) - 04:22 
07. Anne Nikitin - Life Is Sweet (Little Wing) - 02:12 
08. Anne Nikitin - Return to Earth (The Moonwalkers) - 05:04 
09. David Fleming - Accept Your Fate (Damsel) - 04:44 
10. Eric Serra - The Last Race (Le salaire de la peur) - 03:22 
11. Pilou - Humanist Vampire (Humanist Vampire Seeking Consenting Suicidal Person) - 02:12 
12. Fabrizio Mancinelli - Are We Going to San Francisco? (Go for Grandma) - 03:03 
13. Marcel Barsotti - Black Magic Man (The Urbino Crime - Death in the Palazzo) - 04:29 
14. Marcel Barsotti - Drive (Klabautermann) - 01:10 
15. Will Bates - Charley's Theme (Blackout) - 02:04 
16. Will Bates - The Te Deum (Immaculate) - 03:50 
17. Gene Back - Permission (Cabrini) - 03:50 
18. Carter Burwell - From Hand to Hand (Drive-Away Dolls) - 02:02 
19. Michael Brook - Now She Knows (The Signal) - 03:08 
20. Anna Drubich - Charlotte's Theme (Sting) - 02:46 
21. Lasse Enersen - Legacy of Love (The Abyss) - 03:44 
22. Dario Marianelli - Was Any of it Real? (Ghostbusters: Frozen Empire) - 02:18 
23. Amanda Jones - Shall We Get Started (Mea Culpa) - 05:20 
24. Javier Navarrete - Freedom (Sound of Freedom) - 03:34
25. Michael Abels - Black But Palatable (The American Society of Magical Negroes) - 02:22 
26. Ludovico Einaudi - A Cielo Abierto [Viaje V] (A Cielo Abierto) - 03:52 
27. Vince Pope - Amputated Visions (True Detective: Night Country) - 03:32 
28. Afterhere - Tethered (Vigil Series 2) - 02:55 
29. Armand Amar - Les louveteaux (Vivre Avec Les Loups) - 02:42 
30. Blake Robinson & Michael Price - Tell Me a Story (The Hopeful) - 03:21 
31. Bryce Dessner - Our Salvation (Manhunt) - 02:53 
32. Lustmord - Behold A Voice As Thunder (Much Unseen Is Also Here) - 09:46

Freitag, 15. März 2024

Playlist #393 vom 24.03.2024 - 96. ACADEMY AWARDS Special

Am 10. März 2024 fand im Dolby Theatre in Los Angeles zum 96. Mal die Verleihung der von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences vergebenen Oscars statt, die von dem mittlerweile routinierten Entertainer Jimmy Kimmel moderiert wurde. Als großer Favorit ging Christopher Nolans Biopic „Oppenheimer“ mit dreizehn Nominierungen ins Rennen, gefolgt von Giorgos Lanthimos‘ „Poor Things“ mit elf und Martin Scorseses Western-Epos „Killers of the Flower Moon“ mit zehn Nominierungen. Während Christopher Nolan, der 2018 für „Dunkirk“ erstmals für einen Regie-Oscar nominiert wurde, mit sieben Auszeichnungen für „Oppenheimer“ auch der große Gewinner des Abends war, gingen sowohl Scorseses Film als auch das mit sieben Nominierungen an den Start gegangene Biopic „Maestro“ von und mit Bradley Cooper bei der Verleihung leer aus. 

Christopher Nolan zählt seit seinem zweiten Film „Momento“ (2000), der ihm seine erste Oscar-Nominierung für das beste Drehbuch einbrachte, zu den Lieblingen der Academy, erhielt Nolan in der Folge doch jeweils zwei weitere Nominierungen für „Inception“ (2011) und „Dunkirk“ (2018). Nun ist Nolan mit „Oppenheimer“ der große Wurf gelungen, gewann der biografische Drama vor allem in den Hauptkategorien Bester Film, Beste Regie und Bester Hauptdarsteller. Dazu wurde der Film in den Kategorien Bester Schnitt, Bester Nebendarsteller, Beste Kamera und Ludwig Göransson für die Beste Musik ausgezeichnet. 
„Oppenheimer“ erzählt ausgehend von einer Anhörung über seinen Widerspruch gegen die Entziehung seiner Sicherheitsfreigabe die Geschichte des Physikers Julius Robert Oppenheimer (Cillian Murphy), seine Anfänge, sein Privatleben und vor allem die Zeit, als ihm während des Zweiten Weltkriegs die wissenschaftliche Leitung des Manhattan-Projekts übertragen wird. Im Los Alamos National Laboratory in New Mexico sollen er und sein Team unter der Aufsicht von Lt. Leslie Groves (Matt Damon) eine Nuklearwaffe entwickeln. Oppenheimer wird zum „Vater der Atombombe“ ausgerufen, doch nachdem seine tödliche Erfindung folgenschwer in Hiroshima und Nagasaki eingesetzt wird, stürzt den gerade noch so jubelnden Oppenheimer in ernste Zweifel. In einer weiteren Anhörung soll Lewis Strauss (Robert Downey Jr.) als Handelsminister im Kabinett von Präsident Dwight D. Eisenhower bestätigt werden. Doch bald geht es um seine Beziehung zu Oppenheimer nach dem Krieg. Denn Strauss stand der amerikanischen Atomenergiebehörde vor, die von dem Physiker beraten wurde. Als sich Oppenheimer immer stärker gegen Strauss und ein Wettrüsten mit Russland stellt und für eine internationale Kontrolle der Kernenergie plädiert, kommen die alten Verbindungen des Physikers zum Kommunismus wieder zur Sprache... 
Ebenfalls für die Beste Regie und den Besten Film war Martin Scorsese mit seinem Western-Epos „Killers of the Flower Moon“ nominiert. Mit seiner zehnten Nominierung als bester Regisseur ist Scorsese nun der am häufigsten nominierte noch lebende Filmschaffende in dieser Kategorie, doch genützt hat ihm diese Ehre an diesem Abend nicht. Dass sein mit Leonardo DiCaprio und Robert De Niro hochkarätig besetzte Drama komplett leer ausging, zählt zu den besonderen Tragödien der diesjährigen Oscar-Verleihung. Immerhin ist die Schauspielerin Lily Gladstone als erste indigene US-Amerikanerin mit einer Nominierung in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin berücksichtigt worden, der mittlerweile verstorbene Komponist Robbie Robertson war für die Beste Filmmusik nominiert gewesen. 
„Killers of the Flower Moon“ spielt in den USA in den 1920er Jahren: Auf dem Gebiet der Osage Nation im Bundesstaat Oklahoma wurde jede Menge Öl gefunden, weswegen die dort lebenden indigenen Völker Nordamerikas zu großem Reichtum gelangt sind. Doch auch die Weißen Siedler haben es auf das schwarze Gold abgesehen, allen voran der einflussreiche Rancher William Hale (Robert De Niro) und dessen Neffe Ernest Burkhart (Leonardo DiCaprio), der mit der Osage Mollie (Lily Gladstone) verheiratet ist. Unter den Angehörigen des Osage-Stammes kommt es plötzlich zu immer mehr Todesfällen, die im Zusammenhang mit den begehrten Ölbohrrechten zu stehen scheinen. Dies löst eine groß angelegte Untersuchung einer völlig neuen Polizeieinheit – dem FBI – aus. Tom White (Jesse Plemons), ehemaliger Texas Ranger und Gesetzeshüter alter Schule, leitet die Ermittlungen für die neue Bundesbehörde und stößt dabei in ein Wespennest aus Korruption und Mord... 
Die deutschen Oscar-Hoffnungen ruhten vor allem auf der deutschen Schauspielerin Sandra Hüller, die die Hauptrolle in dem französischen Justizdrama „Anatomie eines Falls“ spielt. Der Film gewann immerhin einen Oscar für das Beste Drehbuch. Hüller war auch in Jonathan Glazers Holocaust-Drama „The Zone of Interest“ zu sehen, das als Bester internationaler Film ausgezeichnet wurde. 
Ebenfalls nominiert als Bester internationaler Film waren der deutsche Beitrag „Das Lehrerzimmer“ von İlker Çatak und das japanische Drama „Perfect Days“ von Wim Wenders
Der zweiterfolgreichste Film des Abends war „Poor Things“. Nominiert in elf Kategorien, heimste die moderne Frankenstein-Variante immerhin vier Oscars ein. Emma Stone, die den Oscar als Beste Hauptdarstellerin gewann, spielt eine junge Frau namens Bella Baxter, die von dem unkonventionellen Wissenschaftler Dr. Godwin Baxter (Willem Dafoe) zurück ins Leben gebracht wird. Unter Führung des brillanten Wissenschaftlers begibt sich Bella auf eine Reise zu sich selbst, immer auf der Suche nach der Lebenserfahrung, die ihr bisher fehlt. Sie trifft dabei unter anderem auf Duncan Wedderburn (Mark Ruffalo), einen Anwalt, der ihr die Welt jenseits der Wissenschaft zeigt und mit ihr ein wildes Abenteuer über mehrere Kontinente hinweg erlebt. 
Aber auch Baxters Student Max McCandless (Ramy Youssef) Leben ändern sich plötzlich, als er auf Bella trifft und von ihr regelrecht mit- und aus seinem behüteten Leben herausgerissen wird. Bella entdeckt Stück für Stück ihre Leidenschaft für soziale Gerechtigkeit und Befreiung und kann sich so auch ihrer eigenen Zwänge entledigen, Vorurteile hinter sich lassen und sich immer und immer mehr ausleben. 
Im Vorfeld war die Oscar-Verleihung mit dem Begriff „Barbenheimer“ beschrieben worden, da die beiden Filme „Barbie“ und „Oppenheimer“ insgesamt für 21 Oscars nominiert wurden und in sechs Kategorien direkt gegeneinander antraten. 
Am Ende konnte Greta Gerwigs „Barbie“ gerade mal den Oscar für den Song „What Was I Made For“ von Billie Eilish einheimsen. John Williams erhielt für seine Musik zu „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ übrigens seine bereits 54. Nominierung! 

Bester Film: 
Oppenheimer
• American Fiction
• Anatomie eines Falls 
• Barbie 
• The Holdovers 
• Killers of the Flower Moon 
• Maestro 
• Past Lives
• Poor Things 
• The Zone of Interest 

Bester Hauptdarsteller: 
Cillian Murphy (Oppenheimer) 
• Bradley Cooper (Maestro) 
• Colman Domingo (Rustin) 
• Paul Giamatti (The Holdovers) 
• Jeffrey Wright (American Fiction) 

Beste Hauptdarstellerin: 
Emma Stone (Poor Things) 
• Annette Bening (Nyad) 
• Lily Gladstone (Killers of the Flower Moon) 
• Sandra Hüller (Anatomie eines Falls) 
• Carey Mulligan (Maestro) 

Beste Regie: 
Christopher Nolan (Oppenheimer) 
• Justine Triet (Anatomie eines Falls) 
• Martin Scorsese (Killers of the Flower Moon) 
• Giorgos Lanthimos (Poor Things) 
• Jonathan Glazer (The Zone of Interest) 

Bester Nebendarsteller: 
Robert Downey Jr. (Oppenheimer) 
• Sterling K. Brown (American Fiction) 
• Robert De Niro (Killers of The Flower Moon) 
• Ryan Gosling (Barbie) 
• Mark Ruffalo (Poor Things) 

Beste Nebendarstellerin: 
Da'Vine Joy Randolph (The Holdovers) 
• Emily Blunt (Oppenheimer) 
• Danielle Brooks (Die Farbe Lila) 
• America Ferrera (Barbie) 
• Jodie Foster (Nyad) 

Bester internationaler Film: 
The Zone of Interest (Großbritannien) 
• Das Lehrerzimmer (Deutschland) 
• Io Capitano (Italien) 
• Perfect Days (Japan) 
• Die Schneegesellschaft (Spanien) 

Bestes Originaldrehbuch: 
Anatomie eines Falls (Justine Triet und Arthur Harari) 
• The Holdovers (David Hemingson) 
• Maestro (Bradley Cooper und Josh Singer) 
• May December (Samy Burch und Alex Mechanik) 
• Past Lives (Celine Song) 

Bestes adaptiertes Drehbuch: 
American Fiction (Cord Jefferson) 
• Barbie (Greta Gerwig und Noah Baumbach) 
• Oppenheimer (Christopher Nolan) 
• Poor Things (Tony McNamara) 
• The Zone of Interest (Jonathan Glazer) 

Beste Kamera: 
Oppenheimer (Hoyte van Hoytema) 
• El Conde (Edward Lachman) 
• Killers of the Flower Moon (Rodrigo Prieto) 
• Maestro (Matthew Libatique) 
• Poor Things (Robbie Ryan) 

Bestes Szenenbild: 
Poor Things
• Barbie 
• Killers of the Flower Moon
• Napoleon
• Oppenheimer

Bestes Kostümdesign: 
Poor Things 
• Barbie 
• Killers of the Flower Moon 
• Napoleon
• Oppenheimer“

Bester Ton: 
The Zone of Interest
• The Creator
• Maestro 
• Mission Impossible: Dead Reckoning Teil 1
• Oppenheimer 

Bester Schnitt: 
Oppenheimer 
• Anatomie eines Falls 
• The Holdovers 
• Killers of the Flower Moon 
• Poor Things

Beste visuelle Effekte: 
Godzilla Minus One 
• The Creator 
• Guardians of the Galaxy Vol. 3 
• Mission Impossible: Dead Reckoning Teil 1
• Napoleon 

Bestes Make-up und beste Frisuren: 
Poor Things 
• Golda 
• Maestro 
• Oppenheimer 
• Die Schneegesellschaft 

Bester Song: 
„What Was I Made For“ von Billie Eilish in „Barbie“ 
• „The Fire Inside“ von Becky G in „Flamin' Hot“ 
• „I'm Just Ken“ von Mark Ronson und Andrew Wyatt in „Barbie“ 
• „It Never Went Away“ von Jon Batiste und Dan Wilson in „American Symphony“ 
• „Wahzhazhe (A Song for My People)“ von Scott George in „Flowers of the Killers Moon“ 

Beste Filmmusik: 
Oppenheimer (Ludwig Göransson) 
• American Fiction (Laura Karpman) 
• Indiana Jones und das Rad des Schicksals (John Williams) 
• Killer of the Flower Moon (Robbie Robertson) 
• Poor Things (Jerskin Fendrix) 

Bester animierter Spielfilm: 
Der Junge und der Reiher 
• Elemental 
• Nimona 
• Robot Dreams 
• Spider-Man: Across the Spider-Verse 

Bester animierter Kurzfilm: 
War is Over! Inspired by the Music by John and Yoko
• Letter to a Pig 
• Ninty-fives Senses 
• Our Uniform 
• Pachyderme

Bester Kurzfilm: 
Ich sehe was, was du nicht siehst (The Wonderful Story of Henry Sugar)
• The After
• Unbesiegbar (Invincible) 
• Ridder Lykke (Knight of Fortune)
• Red, White and Blue

Bester Dokumentarfilm: 
20 Tage in Mariupol 
• Bobi Wine: The People's President
• Die unendliche Erinnerung 
• Olfas Töchter 
• To Kill a Tiger

Bester Dokumentar-Kurzfilm: 
The Last Repair Shop
•  Das ABC des Buchverbots (ABCs of Book Banning) 
• The Barber of Little Rock 
• Island in Between 
• Nai Nai and Wài Pó

Playlist:

1. Ludwig Göransson - Meeting Kitty (Oppenheimer) - 05:48 
2. Robbie Robertson - Salvation Adagio (Killers of the Flower Moon) - 03:11 
3. Frédéric Chopin - Prelude In E Minor, Op. 28, No. 4 (Anatomie eines Falls) - 02:33 
4. Mark Ronson & Andrew Wyatt - I Don't Have An Ending (Barbie) - 03:36 
5. Louis Armstrong Quintet - St. Louis Blues / Symphony No. 5 in C-Sharp Minor, Pt. 3: Adagietto (Maestro) - 03:50 
6. Laura Karpman - Family Is, Monk Is (American Fiction) - 04:53 
7. Mark Orton - A Girl in Tow / Back to Barton (The Holdovers) - 04:34 
8. Vienna String Quartet - Strauss: Tivoli-Rutsch, Op. 39 (The Zone of Interest) - 07:35 
9. Martin Phipps - Soldiers of the 5th Regiment (Napoleon) - 04:22 
10. Hans Zimmer - Heaven (The Creator) - 06:57 
11. Lorne Balfe - Passion's Embrace (Mission: Impossible - Dead Reckoning Part One) - 03:18 
12. Christopher Bear & Daniel Rossen - Across the Ocean (Past Lives) - 04:33 
13. Alexandre Desplat - Florida (NYAD) - 06:23 
14. John Williams - New York, 1969 (Indiana Jones and the Dial of Destiny) - 04:17 
15. Kris Bowers - My Family's Home (The Colour People) - 03:00 
16. Branford Marsalis - Moving to Utopia (Rustin) - 03:37 
17. Michel Legrand - Graduation (May December) - 02:19 
18. Andrea Farri - La Mer n'a pas d'Arbres (Io Capitano) - 03:17 
19. Joe Hisaishi - The Ark (The Boy and the Heron) - 03:07 
20. Thomas Newman - Vivisteria (Elemental) - 02:36 
21. Christophe Beck - Nimona's Theme (Nimona) - 03:00 
22. Alfonso de Vilallonga - Was It a Dream? (Robot Dreams) - 02:49 
23. Daniel Pemberton - Father and Son (Spider-Man: Across the Spider-Verse) - 02:16 
24. Robbie Robertson - They Don't Live Long (Killers of the Flower Moon) - 02:55 
25. Dascha Dauenhauer - Golda (Golda) - 02:23 
26. John Murphy - Dido's Lament (Guardians of the Galaxy Vol. 3) - 03:57 
27. Naoki Sato - Resolution (Godzilla Minus One) - 05:05 
28. Ludwig Göransson - Fission (Oppenheimer) - 04:38 
29. Michael Giacchino - Susy Passes (Society of the Snow) - 08:20

Sonntag, 3. März 2024

Playlist #392 vom 10.03.24 - MICHAEL SMALL Special

Mit seinen Scores zu Verschwörungs-Thrillern wie „Klute“, „Zeuge einer Verschwörung“ und „Der Marathon-Mann“ fing Michael Small in den 1970er Jahren maßgeblich die nationale Stimmung einer Paranoia ein, die Filmemacher wie Alan J. Pakula, John Schlesinger und Arthur Penn in ihren Werken thematisierten. Darüber hinaus avancierte Small zu einem Komponisten, der Komödien, Dokumentarfilme, Thriller, Dramen und Horror einzigartig zu vertonen verstand. 
Michael Lewis Small wurde am 30. Mai 1939 in New York City geboren und wuchs in Maplewood, New Jersey, als einziges Kind der Hausfrau Edith Kaufman und dem angehenden Theaterschauspieler Jack Small auf. In den 1950er Jahren wurde Jack Small Geschäftsführer der Shubert Organization, wo er Shows buchte, Hits produzierte sich mit Größen wie Jerome Robbins, Phil Silvers und Jule Styne anfreundete. So kam Michael Small schon in frühen Jahren mit der Welt des Theaters in Berührung und träumte davon, Broadway-Komponist zu werden. 
Bereits im Alter von 16 Jahren schrieb er sein erstes Musical an der Highschool. Small bekam als Kind Klavierunterricht und interessierte sich sehr für Jazz, spielte in der High School und am College in Trios, hatte aber wenig Interesse daran, Musik am Konservatorium zu lernen. Stattdessen hörte er neue Musik von Komponisten wie Philip Glass und John Adams, studierte englische Literatur am Williams College und dann in Harvard, um gegebenenfalls Lehrer zu werden, falls sich am Theater nichts ergeben sollte. Am Williams schrieb Small jedes Jahr instrumentale Musik für dramatische Theaterstücke sowie ein Original-Musical, lernte 1960 seine spätere Frau Lynn kennen, als sie eine Rolle in „The Happier Hunting Ground“ bekam, einer Show über die Bestattungsbranche, die Small zusammen mit Charles Webb („Die Reifeprüfung“). 
Als sein Vater 1962 plötzlich starb und Michael keine finanzielle Unterstützung mehr bekam, brach er sein Studium in Harvard ab. Einer der Theaterfreunde seines Vaters, Harold Rome, machte Small mit dem Broadway-Veteranen Lehman Engle bekannt, der am BMI einen Theaterworkshop für junge Schriftsteller leitete. Small wurde von Happier Hunting Ground aufgenommen und schloss sich einem Kader zukünftiger Stars an, darunter „A Chorus Line“-Texter Edward Kleban und Broadway-Plattenproduzent Thomas Z. Shepard. Er begann, Musik für Studentenfilme an der School of Visual Arts New York City zu schreiben. Sein erstes Stück war ein Stück für Tonbandmanipulation und Klavier, mit Töpfen und Pfannen. Lynn hatte ihn ermutigt, junge Filmemacher zu finden und ihre Filme zu vertonen, und er verbrachte mehrere Jahre damit, Musik „einfach aus Liebe zur Sache“ zu schreiben. 
Er begann auch, Werbespots zu vertonen, was zu einer lebenslangen Angelegenheit wurde. Bei einer der jährlichen Präsentationen von BMI hörte der junge Filmproduzent Edward Pressman Smalls Musik und bot ihm seinen ersten richtigen Filmauftrag an: die Sexfarce „Out of It“ von 1968 mit Jon Voight („Midnight Cowboy“) in der Hauptrolle. 
„Zur Filmmusik bin ich durch Zufall gekommen“, sagte Small später, „und die Arbeit mit einem Orchester beflügelte meine Fantasie weit mehr als das Schreiben von Showmelodien.“ 
Eine weitere Inspiration war die Musik der französischen New Wave in Filmen wie Truffauts „Jules und Jim“. „Ich denke, die Partitur lässt sich am besten als äußerst stumpfsinnige, fröhliche Zirkusmusik beschreiben“, sagte Small. Für die Aufführung seiner Hybridmusik engagierte er eine Juilliard-Studentengruppe – das New York Rock and Roll Ensemble, zu dessen Mitgliedern die zukünftigen Filmkomponisten Michael Kamen und Mark Snow gehörten. 
Small lernte mehr über die technischen Grundlagen der Filmmusik und Orchestrierung, indem er bei Meyer Kupferman studierte, einem produktiven, experimentellen Komponisten, der sich mit Film beschäftigte („Blast of Silence“) und die Musikabteilung am Sarah Lawrence College leitete. Small begeisterte sich sofort für das Kino, vor allem weil es eine so aufregende Zeit war, die von der New Wave und europäischen Komponisten wie Georges Delerue und Nino Rota geprägt war. 
Er liebte auch Bernard Herrmann und Ennio Morricone. Glücklicherweise fand er in Alan J. Pakula auch einen ebenso abenteuerlustigen Filmemacher. Sie lernten sich durch den Herausgeber Carl Lerner kennen, der bei „Out of It“ als Berater tätig war und Small Pakula für seinen nächsten Auftrag empfahl: „Klute“

„Alan ist ein echtes Risiko eingegangen“, sagte Small 1990 dem Soundtrack Magazine. „Das hat mein Leben grundlegend verändert.“ Sie avancierten in den 70er Jahren als Antwort auf Hitchcock und Herrmann, und ähnlich wie Herrmann sein einzigartiges Talent für Psychoterror mit Hitchcocks spannender Regie verband, waren Small und Pakula verwandte Geister, die eine Faszination für die menschliche Psyche teilten. Der Regisseur hatte auch einen seltenen Respekt vor der Musik, und obwohl er sie in seinen Filmen sparsam einsetzte, war sie immer ein wesentlicher Bestandteil. 
„Die Partitur kann Dinge sagen, die nichts anderes sagen kann“, sagte Pakula 1998 zu „Music from the Movies“. „Sie kann einem in gewisser Weise das Gefühl geben, in eine Figur hineinzufühlen.“ Das ist meine liebste Verwendung davon. ... Auf emotionaler Ebene versteht man den Film durch die Musik besser. Man fühlt es nicht nur mehr, man versteht es auch besser.“ 
Die kammerspielartige Partitur zu „Klute“ verwendete Xylophon-Tonreihen, eine gespenstische Frauenstimme und andere unorthodoxe Klänge, um nicht nur Angst zu schüren, sondern auch einen kritischen Subtext zu liefern und zu „dieser zusätzlichen Stimme“ in einem Film zu werden, der zu Recht als Meisterwerk gilt. 
Es war der Auftakt zu Pakulas sogenannter„Paranoia-Trilogie“, gefolgt von „Zeuge einer Verschwörung“ und „Die Unbestechlichen“, wobei Pakula für letzteren den Komponisten David Shire anstelle von Small engagierte, einem ebenfalls am Broadway ausgebildeten New Yorker. 
Diese beiden Partituren machten Small zu dem „Paranoia-Typen“, weshalb Regisseur John Schlesinger ihn rekrutierte, um eine ähnliche musikalische Phobie für „Der Marathon-Mann“ zu entwickeln. 
Im Großen und Ganzen machte es Small nichts aus, so eng mit einem Genre verbunden zu sein. „Man wird in diesem Geschäft typisiert“, dachte er 1998. „Allerdings muss ich sagen, dass ich das Genre ‚Verschwörung‘ zu meinen Favoriten zähle.“ 
Die meisten seiner bekanntesten Filmmusiken stammen aus Thrillern oder Horrorfilmen – „Child’s Play“, „Die Frauen von Stepford“, „Audrey Rose“, allerdings wurde Small immer wieder dazu aufgefordert, seine eigene Musik zu kopieren. So lässt sich leicht feststellen, dass die Partitur von „Ein Richter sieht rot“ aus dem Jahr 1983 mit Michael Douglas an die temporäre Partitur von „Zeuge einer Verschwörung“ angelehnt ist. Aber es gab auch Filmemacher wie Arthur Penn, der Small eine völlig maßgeschneiderte Filmmusik für seinen Neo-Noir-Film „Night Moves“ von 1975 mit Gene Hackman in der Hauptrolle erstellen ließ. Da ein Großteil des Films auf den Florida Keys gegenüber Kuba spielt, schrieb Small eine Jazzmusik mit lateinamerikanischer Note. 
Doch Michael Small vertonte auch andere Arten von Filmen. So schrieb Small für Claudia Weills Coming-of-Age-Geschichte „Girlfriends“ (1978) eine zarte, sehr jüdische Partitur und komponierte die Musik zu dem Bodybuilding-Dokumentarfilm „Pumping Iron“ mit dem jungen Arnold Schwarzenegger
Regisseur Walter Hill wollte für seinen Verfolgungsjagdfilm „The Driver“ eine ungewöhnliche, unerwartete Filmmusik, also wandte er sich an Michael Small. Als Pakula sich von Thrillern entfernte, nahm er Small oft mit. Sie arbeiteten ebenso bei dem Reiseroman in „Love and Pain and the Whole Damn Thing“ wie dem pastoraler Western in „Aufstand der Aufrechten“ zusammen, bei Dramen über schwierige menschliche Beziehungen wie in „Zweites Glück“ und „Gewagtes Spiel“
Die Blütezeit von Small fiel mit einer aufregenden, experimentellen Zeit in Hollywood zusammen. Autorenregisseure drehten sehr individuelle Filme und wollten keine symphonischen Partituren nach Maß. In den Tagen vor dem Siegeszug der elektronischen Musikproduktion mussten Regisseure viel mehr Vertrauen in ihre Komponisten haben, und dieses Vertrauen führte oft zu mehr Risikobereitschaft. 
„Wenn ich zum ersten Mal einen Film sehe, denke ich nie an Musik. Ich versuche, so offen dafür zu sein, als ob ich im Theater dafür bezahlen würde, wirklich aufzunehmen, was der Film sagt, und wirklich darauf zu reagieren. Dieser erste Blick auf einen Film ist für die Filmmusik sehr wertvoll, weil man dann die emotionale Struktur dieses bestimmten Films kennt“, erläuterte Small seine Arbeitsweise im Interview mit „Music from the Movies“, das auf der Website des Komponisten nachzulesen ist. „Erst bei einer zweiten oder dritten Vorführung mache ich mir wirklich Gedanken darüber, was Musik für den Film leisten kann und soll. Ich frage mich immer: Welche Rolle spielt die Musik in diesem speziellen Film?“ 
Eine weitere fruchtbare Beziehung entwickelte sich mit dem Regisseur Bob Rafelson, die 1981 mit dem Erotik-Noir-Remake von „Wenn der Postmann zweimal klingelt“ mit Jack Nicholson und Jessica Lange in den Hauptrollen begann. „Ich habe Michael nicht engagiert, weil er großartige Thrillermusik geschrieben hat“, sagte Rafelson 2003 der New York Times. „Ich habe ihn engagiert, weil er atemberaubende, wunderschöne romantische Melodien schreiben konnte, und ,Postman‘ ist ein perfektes Beispiel dafür.“ 
Der Regisseur schätzte gleichermaßen Smalls vielfältige Talente und vertraute seiner Bandbreite bei einem breiten Spektrum von Projekten – von der historischen Jazzmusik für „Poodle Springs“ bis zum symphonischen Epos für „Land der schwarzen Sonne“, durchzogen von afrikanischen und viktorianisch-englischen Elementen. Small hörte nie auf, Werbung für Werbespots zu machen – er brachte seinen dramatischen Instinkt und sein Ohrwurminstinkt mit, um alles von American Express über Diät-Cola bis hin zu Pampers-Windeln zu machen – und er verließ New York nie. 
Das mag einer der Gründe dafür sein, dass Hollywood ihn nie aktiv umworben hat und warum hochwertige Angebote in den 1980er und 1990er Jahren zurückgegangen sind. Einige seiner größten Erfolge waren künstlerische Enttäuschungen – wie „Der Weiße Hai 4: Die Rache“ –, auch wenn Small alle seine Partituren mit Witz und musikalischer Integrität erfüllte. 
Michael Small wurde nie für einen Oscar nominiert und selbst der treue Pakula wandte sich für seine größten Hits („Sophies Entscheidung“, „Aus Mangel an Beweisen“) an andere Komponisten. Da er nicht die Blockbuster-Allianz eines Steven Spielberg oder eines überaus populären Films hatte, der nach einer lyrischen, unvergesslichen Melodie verlangte, blieb seine brillante Arbeit meist im Hintergrund, unter der Oberfläche. 
In den 1980er Jahren hatte sich Hollywood von der Art individualistischer Kammermusikpartituren, auf die er sich spezialisiert hatte, verabschiedet und sich für einen sichereren, schlankeren Ansatz entschieden. Und so sehr Small Synthesizer und Elektronik mochte, ihr Eingreifen in den Vertonungsprozess verringerte die Risikobereitschaft (und verkürzte auch die Fristen). Am Ende seiner Karriere vertonte Small Dokumentarfilme, Miniserien und Fernsehfilme. 
Michael Small verstarb am 25. November 2003 im Alter von 64 Jahren an Prostatakrebs, nachdem er eine Reihe von TV-Krimiserien basierend auf den „Nero Wolfe“-Büchern von Rex Stout vertont hatte. 
Small brachte das einzigartige Gefühl der 1970er Jahre zum Ausdruck: Misstrauen gegenüber der Regierung, Männer in Anzügen, die im Schatten lauerten, und die allgegenwärtige, aber unvorhersehbare Gefahr eines plötzlichen Attentats“, beschreibt Tim Greiving die einzigartige Qualität des Komponisten in seinem Portrait auf michaelsmallmusic.com. „Er beschwor nicht nur ein oberflächliches Gefühl von Unbehagen oder Terror herauf – er schrieb Musik aus einer komplizierteren Psychologie der Paranoia, des Neurotizismus und des verbitterten Patriotismus. Aber über das Subgenre hinaus, das er mitgeprägt hatte, bestand seine große Begabung als Filmkomponist immer darin, eine tiefere Realität oder Motivation zu finden, in die Köpfe der Charaktere und unter ihre Haut vorzudringen, um Musik zu schaffen, die überrascht und gleichzeitig die erzählte Geschichte beleuchtet.“ 

Filmographie: 

1969: Out of It 
1970: Jenny 
1970: The Revolutionary 
1970: Puzzle of a Downfall Child 
1971: The Sporting Club 
1971: Klute 
1972: Heißer Stoff für Boston (Dealing: Or the Berkeley-to-Boston Forty-Brick Lost-Bag Blues) 
1972: Child’s Play 
1973: Liebe, Schmerz und das ganze verdammte Zeug (Love and Pain and the Whole Damn Thing) 
1974: Zeuge einer Verschwörung (The Parallax View) 
1974: City Out of Wilderness (Kurzfilm) 
1975: Unter Wasser stirbt man nicht (The Drowning Pool) 
1975: Die heiße Spur (Night Moves) 
1975: Die Frauen von Stepford (The Stepford Wives) 
1976: Der Marathon-Mann (Marathon Man) 
1977: Audrey Rose – das Mädchen aus dem Jenseits (Audrey Rose) 
1977: Pumping Iron 
1978: Driver (The Driver) 
1978: Aufstand der Aufrechten (Comes a Horseman) 
1979: Die Rentner-Gang (Going in Style) 
1980: Deine Lippen, deine Augen (Those Lips, Those Eyes) 
1980: The Lathe of Heaven (Fernsehfilm) 
1981: Zwei wie Katz und Maus (Continental Divide) 
1981: Das Rollover-Komplott (Rollover) 
1981: Wenn der Postmann zweimal klingelt (The Postman Always Rings Twice) 
1981: The Gin Game (Fernsehfilm) 
1982: Miss Right 
1983: Ein Richter sieht rot (The Star Chamber) 
1983: Die Polizei-Chiefs von Delano (Chiefs, Miniserie, 3 Episoden) 
1984: Moving in – Eine fast intakte Familie (Firstborn) 
1984: Kidco 
1985: Target – Zielscheibe (Target) 
1986: Mut der Verzweiflung (Nobody's Child) 
1986: Dream Lover 
1986: Brighton Beach Memoirs 
1987: Die schwarze Witwe (Black Widow) 
1987: Der weiße Hai 4 – Die Abrechnung (Jaws The Revenge) 
1987: Kellerkinder – Orphans (Orphans) 
1987: Heat and Sunlight 
1988: Die Generation von 1969 (1969) 
1989: Zweites Glück (See You in the Morning) 
1990: Land der schwarzen Sonne (Mountains of the Moon) 
1990: American Dream 
1991: Die wahren Bosse – Ein teuflisches Imperium (Mobsters) 
1992: Gewagtes Spiel (Consenting Adults) 
1993: Queen (Mini-Serie) 
1994: Wagons East! 
1998: Poodle Springs (Fernsehfilm) 
1998: Into My Heart 
2000: The Golden Spiders: A Nero Wolfe Mystery 
2000: Verschollen im Packeis – Das Antarktis-Abenteuer des Sir Ernest Shackleton (The Endurance: Shackleton's Legendary Antarctic Expedition) 
2001-2002: A Nero Wolfe Mystery (Fernsehserie)

Playlist: 

1. Michael Small - Love Theme From Klute (Klute) - 03:48 
2. Michael Small - Selection 2 (Out Of It) - 02:27 
3. Michael Small - Theme From Child's Play (Child's Play) - 02:09 
4. Michael Small - Finale (Firstborn) - 03:00 
5. Michael Small - Hawaii (Black Widow) - 05:10 
6. Michael Small - Hardin (The Star Chamber) - 03:10 
7. Michael Small - Finish (The Driver) - 03:42 
8. Michael Small - Selection 1 (Love and Pain and the Whole Damn Thing) - 03:59 
9. Michael Small - Session Recordings [excerpt] (Drowning Pool) - 02:50 
10. Michael Small - Main Title (Night Moves) - 01:41 
11. Michael Small - Love Scene (Marathon Man) - 03:03 
12. Michael Small - Parallax Test (The Parallax View) - 04:59 
13. Michael Small - Life After Life / End Credits (Audrey Rose) - 05:12 
14. Michael Small - Roping / Ella's Confession (Comes a Horseman) - 03:00 
15. Michael Small - Theme (The Boy Who Drank Too Much) - 02:10 
16. Michael Small - They Leave Courthouse (The Postman Always Rings Twice) - 03:44 
17. Michael Small - June No. 2 (Kidco) - 03:24 
18. Michael Small - Drop Me Off In Harlem (Brighton Beach Memoirs) - 02:18 
19. Michael Small - Shocked Shark / The Finish (Jaws: The Revenge) - 05:45 
20. Michael Small - Desert Trek (Mountains Of The Moon) - 04:12 
21. Michael Small - Goldfarb's Records (Klute) - 04:19 
22. Michael Small - Main Title (Audrey Rose) - 04:32 
23. Michael Small - Theme For Mara (Mobsters) - 04:47 
24. Michael Small - Main Title (Marathon Man) - 03:02 
25. Michael Small - Love On a Rooftop (Consenting Adults) - 03:52 
26. Michael Small - A Town Called ,Prosperity' (Wagons East!) - 02:01 
27. Michael Small - Charlie's New York (Mobsters) - 04:17 
28. Michael Small - The Truth and Finale (The China Syndrome) - 05:35 
29. Michael Small - She's Deadly (Black Widow) - 08:01 
30. Michael Small - Suite [excerpt] (City Out Of Wilderness) - 08:48

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