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Montag, 9. Juni 2014

Playlist #139 vom 15.06.2014 - NEUHEITEN 2014 (2)

In den vergangenen Wochen und Monaten sind wieder so viele interessante neue Soundtracks erschienen, die ich nicht in meinen obligatorischen Themen-Specials unterbringen konnte, dass es für eine weitere „Neuheiten“-Sendung Zeit wird. Es gibt prominente Namen wie Hans Zimmer („Son Of God“), Danny Elfman („The Unknown Known“), Alexandre Desplat („Godzilla“) und James Newton Howard („Maleficent“) ebenso zu hören wie vertraute Routiniers (Rolfe Kent, Christophe Beck, Rachel Portman, Gabriel Yared) und neue Scores zu den Fernsehserien „House Of Cards“ und „Strike Back“.

Gleich mehrere Cues gibt es aus Jeff Beals Soundtrack zur amerikanischen Neuauflage der britischen Polit-Serie „House Of Cards“ zu hören. Bereits zur ersten Staffel lieferte Varese Sarabande eine prall gefüllte Doppel-CD mit dem zweifach Emmy-nominierten Score von Jeff Beal, der bereits die Musik zu den Fernsehserien „Monk“, „Carnivale“ und „Rome“ komponierte. In der von David Fincher („Sieben“, „The Game“) produzierten Serie brillieren Kevin Spacey und Robin Wright als mit allen Wassern gewaschenes Polit-Ehepaar, das sich durch raffinierte Intrigen an die Spitze der US-Regierung kämpft und dabei von Jeff Beals überwiegend elektronisch-ruhigen, zart instrumentierten und mit Jazz-Elementen versehenen Score untermalt wird.
„Die Idee, dass deine Arbeit im Kopf des Hörers als ein Ganzes (wie die Durchschnittszeit bestätigt, die unser Publikum mit dem Verfolgen einer Staffel unserer Show verbringt) existieren kann, verleiht mir einen Sinn dafür, dass ich einen Score komponiere, der eine ausgiebige Linie darstellt, wie es ein Komponist für Opern tun würde. Die reichhaltigen Darstellungen von Willen, Kraft, Ambition, Verzweiflung und (am überraschendsten) Menschlichkeit in diesen Figuren bietet mir eine Fülle an kreativem und musikalischem Treibstoff“, schwärmt Jeff Beal im Booklet zum Soundtrack über die Arbeit an „House Of Cards“
James Newton Howard hat bereits einige schöne Disney-Filme vertont, am bekanntesten dürfte sein Score zu „Dinosaurs“ sein. Nun vertonte er mit "Maleficent" das Regie-Debüt vom Oscar-prämierten Produktionsdesigner Robert Stromberg („Avatar“, „Alice in Wonderland“), in dem Angelina Jolie die grünhäutige Hexe aus Disneys Animationsklassiker „Sleeping Beauty“ aus dem Jahre 1959 spielt. Howard komponierte dazu einen kraftvollen Score, der aber auch einige wunderschöne ruhige Momente mit eindrucksvollen Chor-Passagen enthält.
Rolfe Kent ist nicht nur durch seine phantastische Titelmelodie für die TV-Serie „Dexter“ bekannt, sondern vor allem für Komödien wie „About Schmidt“, „Sideways“ und „Männer, die auf Ziegen starren“. Entsprechend leichte Kost mit locker-fließenden Themen komponierte der produktive Amerikaner für Jason Batemans „Bad Words“ und Richard Shepards Gaunerkomödie „Dom Hemingway“, während er für Jason Reitmans romantisches Drama „Labor Day“ sehr gefühlvolle Melodien schrieb.
Kents Kollege Christophe Beck ist ebenfalls überwiegend in humorigen Gefilden unterwegs und schrieb jüngst die Musik zu Fredrik Bonds Thriller-Romanze „Charlie Countryman“ und Doug Limans Science-Fiction-Actioner „Edge Of Tomorrow“ mit Tom Cruise in der Hauptrolle.
Von der britischen Oscar-Preisträgerin Rachel Portman ("Emma", "Chocolat") sind ebenfalls zwei neue Arbeiten zu hören. In "Dido Elizabeth Belle" spielt Gugu Mbatha-Raw die uneheliche Tochter eines Admirals der Royal Navy und einer Sklavin, die von ihrem adligen Großonkel Lord Mansfield (Tom Wilkinson) und seiner Frau (Emily Watson) aufgezogen wird und sich in den idealistischen jungen Sohn eines Pfarrers verliebt. Im Gegensatz zu den verträumt-zarten Klängen, die Portman für den auf wahren Begebenheiten beruhenden Film komponierte, schuf sie zur romantischen Komödie „The Right Kind Of Wrong“ einen schwungvoll-lebendigen und fröhlichen Orchesterscore. Abgerundet wird die Sendung durch Auszüge aus Alexandre Desplats voluminösen „Godzilla“-Score, Gabriel Yareds ruhigen Arbeiten zu „Tom á la Ferme“ und „A Promise“, Paul Haslingers pulsierendem Action-Score zu „In The Blood“ und Patrick Cassidys mit irischen Elementen versehener Musik zu „Calvary“ („Am Sonntag bist du tot“). Dazu gesellen sich Danny Elfman mit verführerischen Klängen zu „The Unknown Known“ und das Komponisten-Duo Hans Zimmer und Lorne Balfe, die nach „The Bible“ mit „Son Of God“ ein weiteres Bibel-Filmprojekt vertont haben und sich dazu die Unterstützung von Lisa Gerrard („Gladiator“) holten.

Playlist: 
01. Jeff Beal - Freddie's World (House Of Cards - Season 2) - 03:00
02. James Newton Howard - Maleficent Flies (Maleficent) - 04:40
03. Armand Amar & Guillaume Begni - La Battue (Belle et Sébastien) - 05:31
04. Gabriel Yared - In Each Other's Arms (A Promise) - 04:55
05. Patrick Cassidy - Teresa (Calvary) - 03:09
06. Gabriel Yared - Jeu de Rôles (Tom à la Ferme) - 04:39
07. Rolfe Kent - The Panties Scam (Bad Words) - 03:16
08. Rolfe Kent - Adele's Miscarriages (Labor Day) - 04:32
09. Rolfe Kent - Love Is What You Make (Dom Hemingway) - 04:19
10. Rachel Portman - Three Beautiful Things (The Right Kind Of Wrong) - 02:13
11. Rachel Portman - Lord Mansfield Watches John (Belle) - 03:45
12. Marcelo Zarvos - Beach Chase (The Face Of Love) - 05:24
13. Christophe Beck - The End (Charlie Countryman) - 06:24
14. Christophe Beck - No Courage Without Fear (Edge Of Tomorrow) - 03:00
15. Paul Haslinger - Honeymoon (In The Blood) - 03:51
16. Danny Elfman - Marimba Foghorn (The Unknown Known) - 07:01
17. William Ross - The Kentucky Derby (50 to 1) - 03:26
18. Dickon Hinchliffe - Baby (Locke) - 03:46
19. William Ross - Second Dream (In My Dreams) - 04:08
20. Alexandre Desplat - Back To The Ocean (Godzilla) - 03:40
21. Hans Zimmer & Lorne Balfe - Promised King (Son Of God) - 04:33
22. Scott Shields - What Happened In Beirut (Strike Back) - 04:28
23. Jeff Beal - A Gift From Feng (House Of Cards - Season 2) - 04:29
24. Hans Zimmer & Lorne Balfe - I Am (Son Of God) - 03:44
25. Danny Elfman - Theme From Unknown (The Unknown Known) - 04:16
26. Jeff Beal - Mr. President (House Of Cards - Season 2) - 08:01

Sonntag, 1. Juni 2014

Playlist #138 vom 01.06.2014 - JOHN OTTMAN Special

John Ottman zählt zu den wenigen Talenten in Hollywood, die in mehreren künstlerischen Disziplinen zuhause sind. So hat er nicht nur die Filmmusik zu Blockbustern wie „Die üblichen Verdächtigen“, „Superman Returns“, „Operation Walküre“ und „X-Men 2“ komponiert, sondern hat diese Filme auch als Cutter bearbeitet. Bei dem Horror-Sequel „Urban Legends 2“ war er zudem als Regisseur tätig. Nun hat er für seinen langjährigen Weggefährten Bryan Singer dessen „X-Men“-Sequel „Days Of Future Past“ vertont.

Der am 6. Juli 1964 im kalifornischen San Diego geborene Ottman begann schon im Kindesalter, Radiostücke zu schreiben und auf Cassetten aufzunehmen. Dabei sprach er viele der Rollen selbst, kreierte einige Soundeffekte und rekrutierte ein paar der Nachbarjungs für die zusätzlichen Rollen. Später spielte er Klarinette, konzentrierte sich aber zunehmend auf das Filmemachen. Ottman verwandelte die elterliche Garage in ein Filmstudio mit verschiedenen Sets, bis er auf der Highschool einstündige Produktionen ablieferte, die er mit seinen Lieblingsscores unterlegte. Er besuchte die USC Film School und lernte dort den damaligen Produktionsassistenten Bryan Singer kennen. Singer engagierte Ottman, einen Kurzfilm von ihm zu schneiden. Schließlich co-dirigierte Ottman den Film („Lion’s Den“) und übernahm das Sounddesign. Schließlich sollte er auch Singers ersten Langfilm „Public Access“ schneiden.
Als der Komponist absprang, übernahm Ottman auch diesen Job. Beim Sundance Film Festival gewann der Film 1993 den Großen Preis der Jury und er bedeutete für Singer und Ottman das Sprungbrett nach Hollywood. 1995 realisierten sie die Gauner-Komödie „Die üblichen Verdächtigen“ mit Kevin Spacey in der Hauptrolle. Seither haben sie gemeinsam an der Stephen-King-Adaption „Der Musterschüler“ (1998), an dem Kriegs-Drama „Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat“ (2008) sowie an den Comic-Verfilmungen „X-Men 2“ (2003) und „Superman Returns“ (2006) gearbeitet.
Dass Ottman nicht auch den ersten „X-Men“-Film von Singer schnitt und vertonte, war dem Umstand geschuldet, dass Ottman zu jener Zeit mit seinem eigenen Regieprojekt „Düstere Legenden 2“ (2000) beschäftigt gewesen ist.
Dem Horror-Genre blieb Ottman bis heute treu. Neben Filmen wie „Arac Attack – Angriff der achtbeinigen Monster“ (2002), „Lake Placid“ (1999), der „Schneewittchen“-Adaption mit Sigourney Weaver in der Hauptrolle (1997), „Gothika“ (2003) und „House Of Wax“ (2005) vertonte Ottman auch das „Halloween“-Sequel „H20“, bei dem er John Carpenters berühmtes Thema in ein stimmungsvolles Orchestergewand steckte und mit Bernard Herrmanns „Psycho“-Klängen vermischte.
Als sein Score zum Thriller-Drama „Cruel Intentions“ abgelehnt wurde, nahm Ottman die Gelegenheit wahr, den Titel ironischerweise für eine Compilation zu verwenden, in der sein zurückgewiesener Score mit Auszügen aus Filmen wie „Incognito“, „The Cable Guy“, „Lake Placid“ und der Fernsehproduktion „Fantasy Island“ angereichert wurde. In den vergangenen Jahren komponierte Ottman sowohl die Horror-Thriller „Orphan – Das Waisenkind“ und „The Resident“ als auch die Liam-Neeson-Actioner „Unknown Identity“ (2011) und „Non-Stop“ (2014).

Filmographie:
1993: Public Access
1995: The Antelope Chess Game
1995: Die üblichen Verdächtigen (The Usual Suspects)
1995: I Have No Mouth, and I Must Scream (Video Game)
1996: Cable Guy – Die Nervensäge (Cable Guy)
1997: Schneewittchen (Snow White: A Tale of Terror)
1998: Goodbye Lover
1998: Halloween: H20 (Halloween H20: Twenty Years Later)
1998: Der Musterschüler (Apt Pupil)
1999: Lake Placid
2000: Düstere Legenden 2 (Urban Legends 2: Final Cut)
2001: Bubble Boy
2002: Pumpkin
2002: Spuren in den Tod (My Brother's Keeper)
2002: 24 Stunden Angst (Trapped)
2002: Arac Attack – Angriff der achtbeinigen Monster (Eight Legged Freaks)
2003: X-Men 2 (X2)
2003: Gothika
2004: Imaginary Heroes
2004: Final Call – Wenn er auflegt, muss sie sterben (Cellular)
2005: Hide and Seek
2005: House of Wax
2005: Kiss Kiss, Bang Bang (Kiss Kiss Bang Bangalore)
2005: Fantastic Four
2006: Superman Returns
2007: Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer
2007: Invasion (The Invasion)
2008: Operation Walküre – Das Stauffenberg Attentat (Valkyrie)
2009: Orphan
2009: Astro Boy
2010: The Losers
2010: The Resident
2011: Unknown Identity
2012: Jack and the Giants (Jack the Giant Slayer)
2014: Non-Stop
2014: X-Men: Zukunft ist Vergangenheit (X-Men: Days Of Future Past)

Playlist:
01. John Ottman - Hope [Xavier's theme] (X-Men - Days Of Future Past) - 04:48
02. John Ottman - Reprise (Public Access) - 03:34
03. John Ottman - The Forest Suite (Miscellaneous Projects) - 06:34
04. John Ottman - Passion's Death (Hope and Despair) - 03:03
05. John Ottman - Main Theme (The Usual Suspects) - 03:41
06. John Ottman - The Plane/The Tube (Fantasy Island - Pilot) - 03:39
07. John Ottman - Main Theme (Snow White - A Tale Of Terror) - 03:08
08. John Ottman - Surveillance Lesson (Kiss Kiss Bang Bang) - 03:22
09. John Ottman - Main Titles - Sandra's Theme (Goodbye Lover) - 02:44
10. John Ottman - Life Goes On/Dance Of The Cells (The Invasion) - 03:46
11. John Ottman - They'll Remember You (Valkyrie) - 04:20
12. John Ottman - Main Titles (Apt Pupil) - 03:25
13. John Ottman - Birth Of Bubble Boy (Bubble Boy) - 03:03
14. John Ottman - Spider-Mania (Arac Attack - Eight Legged Freaks) - 02:06
15. John Ottman - Metropolis (Cruel Intentions) - 04:18
16. John Ottman - Hide & Seek [Emily's Theme] (Hide And Seek) - 04:51
17. John Ottman - Theme [Reprise] (Incognito) - 03:26
18. John Ottman - Main Titles (Halloween H20) - 04:22
19. John Ottman - Meeting Trevor (Urband Legends - Final Cut) - 03:50
20. John Ottman - Main Titles (The Resident) - 03:43
21. John Ottman - Suite For Jessica And Max (Orphan) - 05:27
22. John Ottman - Silver Surfer Theme (Fantastic Four - Rise Of The Silver Surfer) - 04:24
23. John Ottman - Homecoming/Tell Me Everything/Stars In The Sky (Superman Returns) - 05:52
24. John Ottman - The New King/Stories (Jack And The Giant Slayer) - 04:17
25. John Ottman - Mumbai Max (The Losers) - 03:37
26. John Ottman - Damaged Goods (Non-Stop) - 03:42
27. John Ottman - Welcome To Berlin (Unknown) - 05:17
28. John Ottman - How Could You Leave Us? (Superman Returns) - 07:05

Sonntag, 11. Mai 2014

Playlist #137 vom 18.05.2014 - VANGELIS Special

Seit Anfang der 70er zählt der griechische Künstler Evanghelos Odyssey Papathanassiou alias Vangelis nicht nur zu den Pionieren der elektronischen Musik, sondern hat seit seinem Oscar-prämierten Score zum Sportlerdrama „Die Stunde des Siegers“ 1982 für die Etablierung elektronischer Scores in Hollywood gesorgt. Seither schuf Vangelis so grandiose Scores wie zu Ridley Scotts Science-fiction-Klassiker „Blade Runner“, Roger Donaldsons „Die Bounty“ und Oliver Stones Historien-Epos „Alexander“.

Vangelis, geboren am 29. März 1943 in Volos, hat sich immer geweigert, traditionellen Musikunterricht zu nehmen, und verfügt bis heute über kein nennenswertes Notenwissen. Dessen ungeachtet fing er bereits im Alter von vier Jahren an, Musik zu komponieren, und war als Kind schon davon fasziniert, wie Dinge klangen, wenn man sie schlug.
In den 60ern gründete Vangelis seine Schulband The Forminx, die mit ihrem Beatles-Sound nationale Bekanntheit erwarb und Vangelis‘ Talent dokumentierte, eingängige Songs zu komponieren. Nachdem er mit einigen anderen griechischen Sängerinne wie Maria, Zoitsa ‚Zoe‘ Kouroukli und Aleka Kanellidou zusammengearbeitet hatte, gründete Vangelis mit The Papathanassiou Set seine eigene Band, zu der auch ‚Silver‘ Koulouris, Demis Roussos und Lucas Sideras zählten. Sie nahmen Singles mit George Romanos, Ricardo Credi und Vilma Lado auf, bis Vangelis, Demis und Lucas 1968 versuchten, in der britischen Musikszene ihr Glück zu machen. Allerdings blieben sie wegen Streiks im Flugverkehr in Paris hängen, wo sie die Progressive-Rock-Formation Aphrodite’s Child gründeten und mit ihrer ersten Single „Rain And Tears“ gleich einen Hit landeten.
1972 löste sich die Band zwar auf, aber Vangelis arbeitete später weiterhin immer wieder mal mit Demis Roussos zusammen. In der Zwischenzeit komponierte Vangelis 1969 für Regisseur Henry Chapiers Film „Sex Power“ seine erste Filmmusik. 1973 begann die langjährige Zusammenarbeit mit dem französischen Dokumentarfilmer Frédéric Rossif. Auf „L’Apocalypse des Animaux“ folgten u.a. „L’Opera sauvage“ (1979), „Pablo Picasso“ (1981), „Sauvage et beau“ (1984) und „Morandi“ (1989).
1971 entstand mit „Fais Que Ton Reve Soit Plus Long Que La Nuit” Vangelis‘ Solodebüt, das auf den Pariser Studentenrevolten im Mai 1968 basierte und das Ergebnis erster Experimente mit dem relativ neuen Synthesizer-Instrument darstellte. Nach dem Progressive-Rock-Album „Earth“ (1973) zog es Vangelis nach London, wo er mit „Nemo“ sein eigenes Studio errichtete. Mit „Heaven and Hell“ veröffentlichte Vangelis 1975 sein erstes Album für RCA und wurde damit zu einem Vorreiter in der elektronischen Musikszene. Es markierte auf der einen Seite den Anfang der Zusammenarbeit mit Yes-Sänger Jon Anderson, der den Text zu „So long ago, so clear“ beisteuerte und mit dem Vangelis später die Alben „Short Stories“ (1980), „The Friends of Mr. Cairo“ (1981), „Private Collection“ (1983) und „Page Of Life“ (1991) einspielte. Auf der anderen Seite wurde das Stück „Movement 3“ in Carl Sagans BBC-Serie „Cosmos“ als Titelthema eingesetzt.
Nach den ebenfalls bei RCA erschienen Alben „Albedo 0.39“ (1976), „Spiral“ (1977) und „Beaubourg“ (1978) wechselte Vangelis zu Polydor, wo er mit „China“ 1979 seinen Einstand feierte. In den 80er Jahren machte Vangelis gleich mit einer ganzen Reihe von eindrucksvollen Soundtrackarbeiten von sich reden. So komponierte er 1981 die Musik zu Hugh Hudsons vierfach Oscar-prämierten Drama „Die Stunde des Siegers“. Einen Oscar erhielt auch Vangelis für seinen Score, der die Filmmusik revolutionieren sollte. Raphael Preston, der seit 1977 für die Nemo-Studios arbeitete, bemerkte dazu: „,Chariots of Fire‘ war die erste Synthesizer-Filmmusik, die einen Oscar gewann. Das zeigte, dass Hollywood Synthesizer-Musik als etwas von echtem künstlerischen Wert ansah; es ebnete den Weg für eine ganze Generation von Komponisten und etablierte eine neue Herangehensweise an Filmmusik.“
Nach dem Score zu Costa-Gavras‘ Polit-Thriller „Vermisst“ (1981) arbeitete Vangelis mit Regisseur Ridley Scott an der Adaption von Philip K. Dicks Science-Fiction-Geschichte „Blade Runner“. Die Musik fing nicht nur die Isolation und Melancholie von Harrison Fords Figur Deckard ein, sondern wurde Teil der dystopischen Umgebung. Durch ein Missverständnis konnte der originale Soundtrack zu „Blade Runner“ lange Zeit nicht veröffentlicht werden. Stattdessen engagierte das Studio eine Gruppe von Musikern, um als The New American Orchestra die Musik für den offiziellen Soundtrack einzuspielen. Erst 1994 erschien eine erste, unvollständige CD mit Vangelis‘ Originalmusik, und nachdem etliche Bootlegs die Runde gemacht hatten, folgte zum 25-jährigen Filmjubiläum 2007 eine Box mit drei CDs, die neben dem 1994er Album eine CD mit unveröffentlichtem Material und eine CD mit neuer Musik enthielt, bei der sich Vangelis von „Blade Runner“ inspirieren ließ.
Schließlich komponierte Vangelis noch die Soundtracks zu „Antarctica“ (1983) und Roger Donaldsons Neuverfilmung des Abenteuer-Films „Die Bounty“ (1984). Nachdem Vangelis für den britischen Ballett-Regisseur Wayne Eagling die Musik zu „R B Sque“ (1983), „Frankenstein, a modern Prometheus“ (1985) und „Beauty and the Beast“ (1986) geschrieben hatte und zwischenzeitlich die Soloalben „Soil Festivities“ (1984), „Invisible Connections“ und „Mask“ (beide 1985) erschienen sind, veröffentlichte Vangelis mit „Direct“ (1988) ein einziges Album für Arista. 1990 zog es ihn zu East-West, die ab „The City“ (1990) die meisten Werke von Vangelis in den 90er Jahren veröffentlichten.
Sein bekanntestes Werk in dieser Zeit wurde der Soundtrack zu Ridley Scotts Historien-Epos „1492 – Die Eroberung des Paradieses“, vor allem als der Boxer Henry Maske das Stück „Conquest of Paradise“ beim Einmarsch in die Halle einsetzte. Es folgten die Soundtracks zu „The Plague“ und Roman Polanskis „Bitter Moon“, dann erschienen mit „Voices“ (1995) und „Oceanic“ (1996) noch zwei Soloalben, bevor Vangelis mit „Kavafis“ wieder einen Soundtrack produzierte. Die Compilation „Reprise 1990-1999“ beendete die Zusammenarbeit zwischen East-West und dem Künstler, der mittlerweile bei Sony unter Vertrag ist. Dort erschien im Jahre 2001 mit „Mythodea“ ein Album, das bereits 1993 geschrieben und aufgeführt wurde, wobei die NASA das Hauptmotiv für ihre Mars-Missionen verwendete.
Die letzten Jahre waren nicht mehr so produktiv. 2004 wurde Vangelis von Oliver Stone für die Musik zu seinem Historien-Epos „Alexander“ engagiert, wofür der Komponist sogar ein Orchester einsetzte, 2012 wurde das Titelthema von „Chariots of Fire“ bei den Olympischen Sommerspielen in London eingesetzt und der Soundtrack für das gleichnamige Bühnenstück neu eingespielt.

Diskographie/Filmographie (Auswahl) 
1970: Sex Power
1971: Fais Que Ton Reve Soit Plus Long Que La Nuit
1973: L'Apocalypse des Animaux
1973: Earth
1974: Crime & Passion
1975: Heaven and Hell
1975: Ignacio
1976: The Vangelis Radio Special
1976: Albedo 0.39
1976: La Fete Sauvage
1977: Ignacio
1977: Spiral
1978: Beaubourg
1978: La Fete Sauvage
1979: Opera Sauvage
1979: China
1980: Short Stories (als Jon & Vangelis)
1980: See You Later
1980: Cosmos
1981: Chariots of Fire (Die Stunde des Siegers)
1981: The Friends of Mr. Cairo (als Jon & Vangelis)
1982: Demis (als Vangelis & Demis Roussos)
1982: Blade Runner
1982: Missing (Vermißt)
1983: Antarctica (Taro und Jiro in der Antarktis)
1983: Private Collection (als Jon & Vangelis)
1984: Soil Festivities
1984: Sauvage et Beau
1984: Mutiny on the Bounty (Die Bounty)
1985: Mask
1985: Invisible Connections
1986: Splendeur Sauvage
1988: Direct
1989: Beaute Sauvage
1989: Franziskus
1990: De Nuremberg à Nuremberg
1990: The City
1991: Page of Life (als Jon & Vangelis)
1992: 1492: Conquest of Paradise (1492 – Die Eroberung des Paradieses)
1992: La Peste (The Plague)
1992: Bitter Moon
1994: Los Angeles 2019
1995: Voices
1996: Kavafis (Cavafy)
1996: Oceanic
1998: El Greco
2000: Cousteau's Dream
2000: Picasso
2001: Mythodea
2002: Anthem – 2002 FIFA World Cup Official Anthem – CD-Single
2004: Alexander
2007: El Greco Original Motion Picture Soundtrack
2008: Swiadectwo
2012: Chariots of Fire - The Play Stage Music

Playlist:
01. Vangelis - End Titles (Blade Runner) - 04:57
02. Vangelis - L'Enfant (Opera Sauvage) - 05:00
03. Vangelis - Heaven & Hell Third Movement (Cosmos) - 04:06
04. Vangelis - Main Theme (Missing) - 03:59
05. Vangelis - Main Theme (Sex Power) - 03:14
06. Vangelis - Theme From Antarctica (Antarctica) - 03:55
07. Vangelis - Life Of Antarctica (Antarctica) - 06:00
08. Vangelis - Opening Titles (The Bounty) - 04:16
09. Vangelis - Le Dieu Jaguar (Sauvage et Beau) - 03:37
10. Vangelis - La Petite Fille De La Mer (L'Apocalypse Des Animaux) - 05:51
11. Vangelis - Oriental Dance (Bitter Moon) - 04:15
12. Vangelis - Chariots Of Fire (Chariots Of Fire) - 03:31
13. Vangelis - Main Theme (Rivers Journey) - 02:35
14. Jon & Vangelis - I'll Find My Way Home (The Best of Jon & Vangelis) - 04:30
15. Vangelis - Wait For Me (Blade Runner) - 05:27
16. Vangelis - Perfume Exotico (Blade Runner) - 05:21
17. Vangelis - Rachel's Song (Blade Runner) - 04:45
18. Vangelis - Light And Shadow (1492 - Conquest Of Paradise) - 03:46
19. Vangelis - Procession (The City) - 09:33
20. Vangelis - Roxane's Dance/Eastern Path/Gardens Of Delight (Alexander) - 11:46
21. Vangelis - Mythodea - Special Edit (Mythodea) - 03:57
22. Vangelis - Pinta, Nina, Santa Maria (1492 - Conquest Of Paradise) - 13:19

Soundtrack Adventures #137 with VANGELIS @ Radio ZuSa 2014-05-18 by Dirk Hoffmann on Mixcloud

Donnerstag, 1. Mai 2014

Playlist #136 vom 04.05.2014 - KATE WINSLET Special

Sie zählt nicht nur zu den schönsten Frauen in der Filmwelt, sondern auch zu den besten, wie unzählige Oscar-, Golden-Globe-, Emmy-, Grammy- und andere Nominierungen und Auszeichnungen dokumentieren. Die britische Schauspielerin und Sängerin Kate Winslet wurde durch ihre Hauptrolle in James Camerons Blockbuster „Titanic“ weltberühmt, bekam für ihre Darstellung in der Literaturverfilmung von „Der Vorleser“ ihren ersten Oscar und ist ab dem 08. Mai in Jason Reitmans Drama „Labor Day“ als alleinerziehende Mutter zu sehen.

Winslet nahm 1986 im Alter von elf Jahren Schauspielunterricht an der Redroofs Theatre School in Maidenhead und hatte ihren ersten Auftritt in einem Werbespot für Frühstücksflocken. Auf ihr Fernsehdebüt in der Krankenhausserie „Casualty“ (1990) folgten weitere TV-Engagements in der Science-Fiction-Serie „Dark Season“ (1991), der Sitcom „Get Back“ (1992) und in der dreiteiligen Miniserie „Anglo-Saxon Attitudes“ (1992). Dazu gesellten sich Auftritte am Theater, u.a. in dem Musical „The Secret Diary Of Adrian Mole Aged 13 ¾“, als Miss Hannigan in „Annie“, als Wendy in „Peter Pan“, als Geraldine Barclay in „What The Butler Saw“ (1994) und als Sarah in „A Game Of Soldiers“ (1995).
Ihr Leinwanddebüt feierte die Britin 1994 in Peter Jacksons Drama „Heavenly Creatures“, ein Jahr später wurde sie durch ihre Rolle der Marianne Dashwood in Ang Lees Jane-Austen-Adaption „Sinn und Sinnlichkeit“ international bekannt. Nach Auftritten in Michael Winterbottoms Drama „Herzen in Aufruhr“ und Kenneth Branaghs Shakespeare-Verfilmung „Hamlet“ (beide 1996) landete sie mit ihrem ersten Hollywood-Engagement gleich den großen Coup. Dabei profitierte sie davon, dass sowohl Gwyneth Paltrow als auch Claire Danes die weibliche Hauptrolle in James Camerons „Titanic“ abgelehnt haben. An der Seite von Leonardo DiCaprio erhielt sie für ihre Darstellung der Rose DeWitt Bukater ihre erste Oscar-Nominierung als beste Hauptdarstellerin (nachdem sie für "Sinn und Sinnlichkeit" eine Nominierung als beste Nebendarstellerin erhalten hatte). Bei der Oscar-Verleihung erhielt der Film 1998 letztlich elf Trophäen, Winslet unterlag allerdings ihrer Kollegin Helen Hunt („Besser geht’s nicht“). Obwohl daraufhin lukrative Angebote auf sie warteten, wählte Winslet in der Folge kleinere Projekte wie Gillies MacKinnons „Marrakesch“ (1998), Jane Campions „Holy Smoke“ (1999) und Philip Kaufmans „Quills – Macht der Besessenheit“ (2000).
Als Kate Winslet 2001 in der Animations-Verfilmung von Charles Dickens‘ „Ein Weihnachtsmärchen“ den Song „What If“ interpretierte, landete sie damit einen internationalen Top 10-Hit. Mit ihren nächsten Filmen sammelte Winslet weitere Oscar-Nominierungen ein, zunächst für ihre Darstellung der Schriftstellerin Iris Murdoch in jungen Jahren in „Iris“ (2001), dann in Michel Gondrys „Vergiss mein nicht!“. Damit war sie die erste Schauspielerin, die vor ihrem 30. Geburtstag vier Oscar-Nominierungen aufweisen konnte.
Nach hochgelobten Auftritten in dem Thriller-Drama „Das Leben des David Gale“ und „Wenn Träume fliegen lernen“ war die Schauspielerin 2006 in dem Polit-Thriller „Das Spiel der Macht“ zu sehen. Sie lieh der Ratte Tita in dem Animationsfilm „Flutsch und weg“ ihre Stimme und feierte in der Liebeskomödie „Liebe braucht keine Ferien“ ihren größten Erfolg seit „Titanic“.
Ihre nächste Oscar-Nominierung bekam Winslet 2007 für ihre Darstellung einer jungen Mutter in „Little Children“, wo sie sich in eine Affäre stürzt, als ihre Familie zu zerbrechen beginnt. Thomas Newman, der die wunderschöne Musik zu diesem Drama komponierte, schrieb auch die Musik zu „Zeiten des Aufruhrs“ (2007).
Die Verfilmung des Romans von Richard Yates übernahm Winslets damaliger Ehemann Sam Mendes und vereinte die Schauspielerin erstmals seit „Titanic“ wieder mit Leonardo DiCaprio vor der Kamera. Winslet glänzte anschließend in einer weiteren Literaturverfilmung, diesmal in Bernhard Schlinks „Der Vorleser“ durch Stephen Daldry. Im sechsten Anlauf gewann sie endlich ihren ersten Oscar. Anschließend stand Winslet für die fünfteilige Miniserie „Mildred Pierce“ (2010) vor der Kamera, für Stephen Soderberghs Seuchen-Drama „Contagion“ und Roman Polanskis Adaption von Yasmina Rezas Theaterstück „Der Gott des Gemetzels“ (2011).
In diesem Jahr ist Kate Winslet nicht nur in dem Drama „Labor Day“ zu sehen, sondern seit April auch in der Science-Ficiton-Romanze „Die Bestimmung – Divergent“.

Filmographie:
1990: Shrinks (Fernsehserie)
1991: Dark Season (Fernsehserie)
1992: Get Back (Fernsehserie)
1992: Anglo Saxon Attitudes (Fernsehserie)
1993: Casualty (Fernsehserie)
1994: Heavenly Creatures
1995: Knightskater – Ritter auf Rollerblades (A Kid in King Arthur’s Court)
1995: Sinn und Sinnlichkeit (Sense and Sensibility)
1996: Herzen in Aufruhr (Jude)
1996: Hamlet (Kenneth Branagh’s Hamlet)
1997: Titanic
1998: Marrakesch (Hideous Kinky)
1999: Entführung ins Elfenreich (Faeries)
1999: Holy Smoke!
2000: Quills – Macht der Besessenheit (Quills)
2001: Enigma – Das Geheimnis (Enigma)
2001: Ein Weihnachtsmärchen (Christmas Carol: The Movie)
2001: Iris
2003: Plunge: The Movie
2003: Das Leben des David Gale (The Life of David Gale)
2004: Vergiss mein nicht! (Eternal Sunshine of the Spotless Mind)
2004: Pride – Das Gesetz der Savanne (Pride) (Fernsehfilm)
2004: Wenn Träume fliegen lernen (Finding Neverland)
2005: Romance & Cigarettes
2005: Extras (Fernsehserie)
2006: Das Spiel der Macht (All The King’s Men)
2006: Little Children
2006: Flutsch und weg (Flushed Away)
2006: Liebe braucht keine Ferien (The Holiday)
2008: Zeiten des Aufruhrs (Revolutionary Road)
2008: Der Vorleser
2011: Mildred Pierce (Miniserie)
2011: Contagion
2011: Der Gott des Gemetzels (Carnage)
2013: Movie 43
2013: Labor Day
2014: Die Bestimmung – Divergent (Divergent)
Playlist: 
01. Junkie XL - Tris (feat. Ellie Goulding) (Divergent) - 07:48
02. James Horner - Never An Absolution (Titanic) - 03:02
03. James Horner - The Portrait (Titanic) - 04:42
04. James Horner - Rose (Titanic) - 02:52
05. James Horner - Lament (Titanic) - 04:36
06. Angelo Badalamenti - Love Journey (Holy Smoke!) - 03:23
07. Stephen Warbeck - Dream Of Madeleine (Quills) - 04:42
08. Angelo Badalamenti - Montage Finale (Holy Smoke!) - 04:54
09. James Horner - Part 8 (Iris) - 04:47
10. Jon Brion - Strings That Tie To You (Eternal Sunshine Of The Spotless Mind) - 02:34
11. Jan A.P. Kaczmarek - Where Is Mr. Barrie? (Finding Neverland) - 03:33
12. George Fenton - Elephants (Pride) - 03:29
13. Patrick Doyle - My Father's Favourite (Sense And Sensibility) - 05:27
14. Patrick Doyle - Sweets To The Sweet - Farewell (Hamlet) - 04:39
15. Nico Muhly - Go Back To Your Friends (The Reader) - 05:22
16. John Barry - End Credits (Enigma) - 04:58
17. Hans Zimmer - Maestro (The Holiday) - 03:54
18. Carter Burwell - Veda's Window (Mildred Pierce) - 03:06
19. James Horner - Main Title (All The King's Men) - 04:28
20. Cliff Martinez - Handshake (Contagion) - 04:16
21. Thomas Newman - Pool Days (Little Children) - 01:50
22. Thomas Newman - Unrealistic (Revolutionary Road) - 02:49
23. Hans Zimmer - Definitely Unexpected (The Holiday) - 03:35
24. Thomas Newman - Revolutionary Road (Revolutionary Road) - 04:54
25. Thomas Newman - Be A Good Boy (Little Children) - 01:42
26. Rolfe Kent - Adele's Miscarriages (Labor Day) - 04:32
27. Cliff Martinez - They're Calling My Flight (Contagion) - 03:02
28. Thomas Newman - End Title (Little Children) - 07:40

Soundtrack Adventures #136 with KATE WINSLET @ Radio ZuSa 2014-05-04 by Dirk Hoffmann on Mixcloud

Samstag, 12. April 2014

Playlist #135 vom 20.04.2014 - JOHNNY DEPP Special

Durch die erfolgreiche Fernsehserie “21 Jump Street” wurde Johnny Depp Ende der 80er Jahre zum Teenie-Idol – ein Image, das er zum Glück durch geschickte Rollenwahl auf der großen Leinwand schnell ablegen und sich zu einem äußerst wandlungsfähigen Schauspieler entwickeln konnte. Der vielfach prämierte und dreimal für einen Oscar nominierte Depp zählt nach seinen Engagements als Captain Jack in der Blockbuster-Reihe “Fluch der Karibik” zu den höchstbezahlten Stars in Hollywood und ist ab dem 24. April in dem Science-Fiction-Thriller “Transcendence” zu sehen.

Als jüngstes von vier Kindern wuchs der am 9. Juni 1963 in Owensboro, Kentucky, geborene John “Johnny” Christopher Depp II in schwierigen familiären Verhältnissen auf, die zu selbstverletzendem Verhalten, Drogen- und Alkoholkonsum führten. Nach der Scheidung seiner Eltern im Jahr 1978 brach Depp die Highschool ab und strebte eine Karriere als Rockmusiker an. Mit seiner Band The Kids trat er u.a. im Vorprogramm von Iggy Pop oder The Pretenders auf. Durch den Kontakt zu Nicolas Cage ergaben sich erste Komparsen- und Nebenrollen, von denen die bekannteste die Opferrolle in Wes Cravens Horrorklassiker “A Nightmare on Elm Street” (1984) darstellt.
Bekannt wurde Depp durch seine Rolle als jugendlich unangepasster Undercover-Cop in der Serie “21 Jump Street”, die ab 1987 im amerikanischen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Auch wenn ihn diese Rolle international zum Teenie-Idol machte, lernte Depp nach seiner Nebenrolle in Oliver Stones Kriegsdrama “Platoon” die Möglichkeiten zu schätzen, die das Kino bot. Um sich von seinem Image als Teenie-Star zu lösen, suchte sich Depp seine Kinorollen mit großer Sorgfalt aus, wobei er seine Figuren mit einer Mischung aus Lee Strasbergs Method Acting, Wesenszügen von real existierenden Personen aus seiner Bekanntschaft und eigens ergänzten Marotten zusammensetzt.
In John Waters’ Musicalparodie “Cry-Baby” spielte Depp 1990 seine erste Hauptrolle in einem Kinofilm und erhielt in seiner ersten Zusammenarbeit mit Tim Burton als “Edward mit den Scherenhänden” seine erste Golden-Globe-Nominierung.
Seine Wandlungsfähigkeit stellte Depp vor allem in den nächsten Projekten unter Beweis. Er spielte neben Mary Stuart Masterson 1993 den zurückhaltenden und phantasiebegabten Sonderling Sam in der melancholischen Liebeskomödie “Benny und Joon”, zu der Rachel Portman die berührende Filmmusik komponierte, brillierte unter der Regie von Emir Kusturica in “Arizona Dream” und an der Seite von Leonardo DiCaprio und Juliette Lewis in Lasse Hallströms Familiendrama “Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa”. 1994 war Depp als B-Movie-Regisseur Edward D. Wood in Tim Burtons Biopic “Ed Wood” zu sehen, wobei Burton erstmals die langjährige Zusammenarbeit mit seinem Stammkomponisten Danny Elfman unterbrach und Howard Shore mit der Filmmusik beauftragte. Nach seinem Auftritt in Jim Jarmusch kafkaesken Western “Dead Man” mimte Depp als vermeintlich psychisch Kranker in “Don Juan DeMarco” den größten Liebhaber der Welt.
Nebenbei verfolgte Depp immer mal wieder seine musikalischen Ambitionen. 1995 veröffentlichte er mit seiner Band P ein gleichnamiges Debütalbum, auf dem Red Hot Chili Peppers-Bassist Flea und Butthole Surfers-Sänger Gibby Haynes als Gastmusiker mitwirkten. 1997 spielte Johnny Depp neben Al Pacino in dem Mafia-Drama “Donnie Brasco” einen FBI-Agenten, dann versuchte er sich mit “The Brave” erstmals auch als Regisseur, wobei er auch die Hauptrolle des in Armut lebenden indianischen Familienvaters Raphael übernahm.
Es folgten so unterschiedliche Hauptrollen wie in der Literaturverfilmung “Fear and Loathing in Las Vegas” seines Freundes Hunter S. Thompson, als Antiquar in Roman Polanskis Mystery-Thriller “Die neun Pforten” (1999) und als schrulliger Detektiv in Tim Burtons Adaption der Gruselgeschichte “Sleepy Hollow”. Zumindest im Film kehrte Johnny Depp dann zu den Drogen zurück, zunächst als Kokaindealer George Jung in der Filmbiografie “Blow”, zu der Graeme Revell die verstörende Filmmusik beisteuerte, dann als rauschmittelsüchtiger Kommissar in der düsteren Alan-Moore-Comic-Verfilmung “From Hell” (2001), die dem Mythos um Jack The Ripper neue Nahrung verlieh und Trevor Jones einen seiner letzten renommierten Score-Aufträge bescherte.
Als kluge Wahl erwies sich Depps Engagement für die „Fluch der Karibik“-Reihe. Depp ließ sich für die Darstellung des Captain Jack vom Outfit des Rolling Stones-Gitarristen Keith Richards inspirieren, weil Depp zufolge Piraten die Rockstars ihrer Zeit gewesen seien und Richards der größte aller Rockstars. Der erste „Fluch der Karibik“-Film (2003) spielte über 654 Millionen US-Dollar ein und brachte Depp nicht nur eine Oscar-Nominierung als Bester Hauptdarsteller ein, sondern katapultierte den Schauspieler auch in die Reihe der Top-Verdiener in Hollywood. Die nächste Oscar-Nominierung erhielt Depp für seine Darstellung des „Peter Pan“-Autors J. M. Barrie in dem Melodram „Wenn Träume fliegen lernen“, für deren musikalischen Untermalung aber wenigstens der polnische Filmkomponist Jan A.P. Kaczmarek mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. In der Stephen King-Verfilmung „Das geheime Fenster“ (2004) mimte Depp den an einer multiplen Identitätsstörung leidenden Schriftsteller Mort Rainey. In „The Libertine“ spielte er schließlich den britischen, skandalumwitterten Dichter John Wilmot.
Auch in der vierten Zusammenarbeit mit Regisseur Tim Burton war Johnny Depp in einer Paraderolle zu sehen, diesmal als exzentrischer Fabrikinhaber Willy Wonka in „Charlie und die Schokoladenfabrik“ (2005), kurz darauf lieh Depp in Burtons Animationsfilm „Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche“ der Hauptfigur Victor seine Stimme. Die nächsten beiden Jahre gehörten wieder der „Fluch der Karibik“-Reihe, deren Teile 2 und 3 sich in die Reihe der erfolgreichsten Filme aller Zeiten einreihten. Danach war wieder Zeit für die nächsten Tim Burton-Projekte.
2007 war Johnny Depp als Hauptdarsteller in dessen Verfilmung des Musicals „Sweeney Todd – Der teuflische Barbier aus der Fleet Street“ zu sehen, für die Burton auf die Originalmusik von Stephen Sondheim zurückgriff. 2010 spielte Depp in Burtons 3D-Verfilmung des Kinderbuchklassikers „Alice im Wunderland“ den Verrückten Hutmacher, wozu wie schon zuvor bei „Edward mit den Scherenhänden“, „Sleepy Hollow“, „Charlie und die Schokoladenfabrik“ und „Corpse Bride“ Danny Elfman die Filmmusik beisteuerte. Außerdem war Depp in der Literaturverfilmung „Public Enemies“ (2009) als Bankräuber John Dillinger und in Terry Gilliams „Das Kabinett des Dr. Parnassus“ (2010) zu sehen. Hier teilte er sich mit Jude Law und Colin Farrell die Hauptrolle, nachdem Heath Ledger während der Dreharbeiten verstorben war.
Nach dem launigen Spionage-Abenteuer „The Tourist“ (2010) mit Angelina Jolie stach Depp wieder als Jack Sparrow in See, bevor er in „The Rum Diary“ erneut in einer Verfilmung seines verstorbenen Freundes Hunter S. Thompson mitwirkte. Seit 2011 ist Depp auch immer wieder als Produzent aufgetreten. Sein Debüt feierte er mit Martin Scorseses wundersamem „Hugo Cabret“ (2011). Es folgten „The Rum Diary“ (2011), Tim Burtons „Dark Shadows“ und „Lone Ranger“ (2013), in denen Depp ebenso mitwirkte wie in dem für 2014 angekündigten Crime-Thriller „Mortdecai“. Weitere Zukunftsprojekte als Schauspieler sind das Musical „Into The Woods“ sowie die Sequels „Alice In Wonderland 2“ und „Pirates Of The Caribbean: Dead Men Tell No Tales“. Aktuell im Kino zu sehen ist Depp in dem Regiedebüt des Oscar-prämierten Kameramanns Wally Pfister („Inception“, „Dark Knight“-Trilogie).
In dem von Christopher Nolan co-produzierten Science-Fiction-Thriller „Transcendence“ schlüpft Depp in die Rolle von Dr. Will Caster, der als anerkannter Experte auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz mit seiner Frau Evelyn (Rebecca Hall) kurz davor steht, ein vollkommen neuartiges Computersystem zu erschaffen – ein Elektronengehirn, das über menschliche Emotionen verfügt und selbstständig reflektieren kann. Eine Gruppe technikfeindlicher Extremisten will den Superrechner um jeden Preis verhindern und verübt ein Attentat auf Dr. Caster. Doch anstatt den Wissenschaftler zu stoppen, verhelfen sie ihm damit erst zum Erfolg. Denn Evelyn, hin und her gerissen zwischen Liebe und Forscherdrang, vollendet das Experiment gemeinsam mit Max Waters (Paul Bettany), einem engen Freund und Kollegen ihres Mannes. Sie verbinden das Gehirn des schwer verletzten Will mit dem Computer und lassen seinen Geist mit der Maschine verschmelzen. So entsteht ein hochintelligentes Wesen, das sich bald seiner ungeheuren Macht bewusst wird.

Filmographie: 
1984: Nightmare – Mörderische Träume (A Nightmare on Elm Street)
1985: Die Lady mit dem Colt (Lady Blue, Fernsehserie, Folge 1x04 Skalpell des Todes)
1985: Die Superaufreißer (Private Resort)
1986: Slow Burn (Fernsehfilm)
1986: Platoon
1987: Hotel (Fernsehserie, Folge 4x15 Unfinished Business)
1987–1990: 21 Jump Street – Tatort Klassenzimmer (21 Jump Street, Fernsehserie, 80 Folgen)
1990: Cry-Baby
1990: Edward mit den Scherenhänden (Edward Scissorhands)
1991: Freddy’s Finale – Nightmare on Elm Street 6 (Freddy’s Dead: The Final Nightmare)
1993: Arizona Dream
1993: Benny und Joon (Benny & Joon)
1993: Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa (What’s Eating Gilbert Grape)
1994: Ed Wood
1995: Don Juan DeMarco
1995: Dead Man
1995: Gegen die Zeit (Nick of Time)
1996: Cannes Man
1997: Donnie Brasco
1997: The Brave
1998: Fear and Loathing in Las Vegas
1998: L.A. Without a Map
1999: Die neun Pforten (The Ninth Gate)
1999: The Astronaut’s Wife – Das Böse hat ein neues Gesicht (The Astronaut’s Wife)
1999: Sleepy Hollow (Sleepy Hollow)
1999: Die Beat Generation – Wie alles anfing (The Source)
2000: In stürmischen Zeiten (The Man Who Cried)
2000: Bevor es Nacht wird (Before Night Falls)
2000: Chocolat – Ein kleiner Biss genügt (Chocolat)
2001: Blow
2001: From Hell
2002: Lost in La Mancha
2003: Fluch der Karibik (Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl)
2003: Irgendwann in Mexico (Once Upon a Time in Mexico)
2004: Das geheime Fenster (Secret Window)
2004: Happy End mit Hindernissen (Ils se marièrent et eurent beaucoup d’enfants)
2004: Wenn Träume fliegen lernen (Finding Neverland)
2004: The Libertine
2005: Charlie und die Schokoladenfabrik (Charlie and the Chocolate Factory)
2005: Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche (Tim Burton’s Corpse Bride, Stimme)
2006: Wunder der Tiefe 3D (Deep Sea 3D, Stimme)
2006: Pirates of the Caribbean – Fluch der Karibik 2 (Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest)
2007: Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt (Pirates of the Caribbean: At World’s End)
2007: Joe Strummer: The Future Is Unwritten (Dokumentation über den Sänger von The Clash)
2007: Sweeney Todd – Der teuflische Barbier aus der Fleet Street (Sweeney Todd: The Demon Barber of Fleet Street)
2009: Public Enemies
2009: Das Kabinett des Dr. Parnassus (The Imaginarium of Dr. Parnassus)
2009: SpongeBob Schwammkopf (SpongeBob SquarePants, Fernsehserie, Folge 6x11 Die Welle zurück, Stimme)
2010: The Doors: When You’re Strange (When You’re Strange, Stimme)
2010: Alice im Wunderland (Alice in Wonderland)
2010: The Tourist
2011: Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten (Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides)
2011: The Rum Diary
2011: Jack und Jill (Jack and Jill)
2011: Rango (Stimme)
2012: 21 Jump Street
2012: Dark Shadows
2013: Lone Ranger (The Lone Ranger)
2014: Transcendence
Playlist:
01. Klaus Badelt - Underwater March (Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl) - 04:14
02. Danny Elfman - Castle On The Hill (Edward Scissorhands) - 06:25
03. Rachel Portman - Love Theme (Benny & Joon) - 03:08
04. Rachel Portman - The Story Of Grandmere (Chocolat) - 04:09
05. Howard Shore - Elmogambo (Ed Wood) - 03:20
06. Osvaldo Golijov - Close Your Eyes (The Man Who Cried) - 03:45
07. Michael Kamen - Doña Julía (Don Juan DeMarco) - 04:58
08. Salma Hayek - Siente Mi Amor (Once Upon A Time In Mexico) - 04:24
09. Patrick Doyle - Donnie & Lefty (Donnie Brasco) - 04:27
10. Jan A.P. Kaczmarek - The Park On Piano (Finding Neverland) - 05:25
11. Graeme Revell - End Titles (Blow) - 07:00
12. Wojciech Kilar - Opening Titles (The Ninth Gate) - 03:32
13. Philip Glass - Main Titles (Secret Window) - 02:01
14. Mychael Danna - Why Did You Lose Faith? (Transcendence) - 04:58
15. Hans Zimmer - Singapore (Pirates of the Caribbean: At World's End) - 03:39
16. Rodrigo y Gabriela - South of Heaven's Chanting Mermaids (Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides) - 05:50
17. Trevor Jones - In Memoriam (From Hell) - 07:03
18. Danny Elfman - Main Titles (Sleepy Hollow) - 03:09
19. Danny Elfman - The Indian Palace (Charlie and the Chocolate Factory) - 03:15
20. Danny Elfman - Alice's Theme (Alice In Wonderland) - 05:09
21. Elliot Goldenthal - Plane To Chicago (Public Enemies) - 03:25
22. Christopher Young - Mother Of Balls (The Rum Diary) - 04:01
23. Hans Zimmer - Rango Suite (Rango) - 06:00
24. James Newton Howard - Because I Kissed You (The Tourist) - 03:34
25. Danny Elfman - Dark Shadows - Prologue (Dark Shadows) - 07:52

Soundtrack Adventures #135 with JOHNNY DEPP @ Radio ZuSa 2014-04-20 by Dirk Hoffmann on Mixcloud

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