Ausgerechnet an Weihnachten wird Bestattungsunternehmer Nathaniel Fisher (Richard Jenkins) im Auto von einem Bus erfasst und zu Tode zerquetscht. Aus dem geplanten Festtagsschmaus, zu dem Mutter Ruth (Frances Conroy) geladen hat, wird plötzlich ein Leichenschmaus. Die Aufgaben in der Familie müssen neu verteilt werden. Dies ist das Ausgangsszenario der amerikanischen Serie „Six Feet Under“, die über fünf Staffeln hinweg in den Jahren 2001 bis 2005 von dem amerikanischen Pay-TV-Sender HBO produziert wurde und Kritiker wie Publikum gleichermaßen in ihren Bann zog.
Die weihnachtliche Familienzusammenkunft demonstriert schnell, aus welch eigentümlichen Individuen die Fishers bestehen. Während Sohn und Geschäftspartner David (Michael C. Hall) nun die alleinige Verantwortung für das Unternehmen trägt, ist dem freiheitsliebenden Nate (Peter Krause) gar nicht wohl dabei, seine neue Heimat Seattle wieder aufzugeben und ebenfalls in die Fußstapfen seines alten Herrn zu treten, während Nesthäkchen Claire (Lauren Ambrose) munter ihr Crackpfeifchen raucht und stets an die falschen Männerfreundschaften gerät. Überhaupt nehmen Sex und die daraus resultierenden Probleme einen großen Raum in der Serie ein.
Noch während der Trauerfeierlichkeiten eröffnet die zerbrechliche Mutter ihren Kindern, dass sie seit einiger Zeit ein Verhältnis mit ihrem Frisör unterhält. Dagegen versucht der grundbiedere David, seine Homosexualität möglichst geheim zu halten. Doch als sein Freund, der Polizist Keith (Mathew St. Patrick), plötzlich bei der Beerdigung auftaucht, ahnt Claire sofort, was zwischen den beiden Männern läuft. Frauenschwarm Nate versucht sich dagegen an einer Beziehung mit der blitzgescheiten, aber psychisch stark angeschlagenen stürmischen Flughafenbekanntschaft Brenda (Rachel Griffiths), die als Tochter zweier Psychologen/Psychiater auch noch als verbotenes Lustobjekt für ihren Bruder Billy herhalten muss. Der Laden würde aber nicht ohne den jungen, hochtalentierten Einbalsamierer Federico Diaz (Freddy Rodriguez) laufen, der jede noch so entstellte Leiche hübsch herzurichten versteht. Allerdings hat er auch so seine Probleme mit seiner depressiven Frau und einer kostspieligen Affäre.
Das tiefgründige wie makabre Familien-Drama stammt aus der Feder von Alan Ball, dessen Drehbuch zu „American Beauty“ (1999) mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, und beginnt stets mit einem mehr oder wenigen skurrilen, banalen, tragischen oder schockierenden Todesfall. Gern wird der anfängliche Tod des Familienoberhaupts als das Verschwinden patriarchalischer Verhältnisse interpretiert, denn in vielen Folgen wird thematisiert, wie sich die Gesellschaft ohne patriarchale Führung entwickeln könnte.
Indem die u.a. mit sieben Emmys und drei Golden Globes ausgezeichnete Serie die oft turbulenten Lebenswege der einzelnen Familienmitglieder, ihrer Freunde, Geliebten und Verwandten verfolgt, kommen auch andere Themen zum Tragen, vor allem die wechselnden partnerschaftlichen Beziehungen, Selbstfindungsprozesse, die Unsicherheit Heranwachsender, Rassenkonflikte, die Auflösung traditioneller familiärer Bindungen, psychische Probleme und Drogensucht.
Kurz nachdem Alan Ball im Jahre 2000 den Oscar für sein Drehbuch zu „American Beauty“ erhalten hatte, bekam er das Angebot, für HBO („Die Sopranos“) eine Serie zu entwickeln. Er entwickelte ein Konzept, das auf zwei Lieblingsfilmen von Carolyn Strauss, der damaligen Senior Vice Präsidenten der Abteilung für Eigenproduktionen bei HBO, beruhte, nämlich „Harold und Maude“ und „Tod in Hollywood“, die auf schwarzhumorige Weise um das Thema Tod kreisten. Weitere Einflüsse auf die Serie hatten autobiografische Ereignisse wie der Tod von Balls älterer Schwester bei einem Autounfall in seiner Anwesenheit, als er dreizehn Jahre alt war, und der durch Krebs verursachte Tod seines Vaters sechs Jahre später.
Dazu gesellten sich Bücher wie „The American Way Of Death“ von Jessica Mitford und „Bodies in Motion and at Rest“ sowie „The Undertaking“ des amerikanischen Dichters und Bestatters Thomas Lynch, die Ball den Drehbuchautoren und Schauspielern zur Lektüre empfahl.
Bei der Umsetzung seines Serienkonzepts ging Alan Ball unkonventionelle Wege. So ließ er seine sieben Hauptautoren gemeinsam mit ihm Ideen für einzelne Episoden sammeln, Charaktere und Handlungsstränge entwickeln, bevor die Autoren die Aufträge zum Ausarbeiten der Drehbücher bekamen. Bei der Auswahl der Regisseure bevorzugte Ball bekannte Independent-Regisseure wie Ted Demme und Rose Troche, aber auch originelle Fernsehregisseure.
Die visuelle Gestaltung sollte eine filmische Qualität besitzen, weshalb Kameramann Alan Caso sehr malerische Bilder mit entsättigten Farben und naturgetreuem Licht schuf, um die Atmosphäre von Bestattungshäusern mit ihren dezenten Farben, schmeichelnder Musik und einem Gefühl von Zeitlosigkeit wiederzugeben. Indem er möglichst auf Bewegungen der Kamera verzichtete, erzeugte er theaterartige Bilder.
Eine besondere Bedeutung kam der Filmmusik zu. Für die Titelmusik konnte Alan Ball den renommierten Komponisten Thomas Newman („American Beauty“, „Der Plan“, „The Help“) gewinnen. Richard Marvin („Surrogates“, „Without a Trace“) war für den sehr sphärischen Underscore der Episoden verantwortlich, während Thomas Golubic und Gary Calamar die Auswahl der Fremdkompositionen übernahmen. Alan Ball behielt allerdings die Gesamtkontrolle über die musikalische Gestaltung, weil er der Musik in der Serie große dramatische Bedeutung beimaß.
„“Alle Warten“ in der letzten Episode ‚Six Feet Under‘ schließlich auf den Tod. Langsam spielen die Klänge zu Sias ‚Breathe Me‘ an, hoffnungslos und tieftraurig, und doch so von Schönheit gezeichnet, wie es nur ein Alan Ball erschaffen konnte. Es fließen die Jahre an den Hauptcharakteren vorbei, umwoben von neuem Leben, letzten Tagen und ihrem eigenen Tod. Und obwohl das Ableben in dieser Familie zum Alltag wurde, war das Leben nie gewöhnlich. Gezeichnet von übernatürlichen Verlusten kämpfte jeder für sich allein, in ihrem Bunde jedoch verschweißt, immer an einem Strang“, meint Frau Soraly auf Ce Reality zusammen.
"Fazit: Ein, für heutige Verhältnisse, frühes Ende nahm ‚Six Feet Under‘. Nicht, weil die Geschichten knapp wurden, die Charaktere sich zu Langweilern geformt hatten, die Inspiration verloren ging. Es ging zu Ende, weil es an der Zeit war. Der Tod bekanntlich kommt irgendwo, irgendwann, irgendwie. Für ‚Six Feet Under‘ nach fünf hervorragenden Jahren mit einer menschlichen Familie, die dem Tod täglich ins Gesicht sah.“
Und Dirk Knipphals resümiert auf Spiegel.de:
„Wer die Splatterelemente und makabren Einfälle der ersten Staffeln zu schätzen wusste, wird die fünfte Staffel möglicherweise als zu melodramatisch empfinden. Man sei vorgewarnt: Es wird mehr geweint, gelitten und sich wieder versöhnt als je zuvor. Eine Serie, die mit coolen Todesfällen begann, ist zum Finale hin tatsächlich bei etwas ganz und gar Uncoolem gelandet: bei der Bearbeitung von Gefühlen. Aber im Grunde ist die Entwicklung folgerichtig. Familie funktioniert in der fünften Staffel endgültig nicht mehr als Heimat, vor der man fliehen muss oder in die man sich zurückziehen kann. Familie, das ist vielmehr der Ort, bei dem man unwillkürlich landet, wenn es um die letzten Dinge geht: Tod, Geburt, Liebe, Anerkennung. Und Familie ist etwas, was man selbst herstellen muss, sonst hat man sie eben nicht.
Über die Strecke aller fünf Staffeln gesehen, ist die Verbindung des Familien- mit dem Beerdigungsinstitutsthema also ganz und gar nicht zufällig. In beiden geht es um Unhintergehbares. ‚Six Feet Under‘ ist in der Tat eine ganz große Familiengeschichte unserer Zeit.“
Playlist:
1 Thomas Newman - Title Theme (Six Feet Under) - 01:36
2 Jem - Amazing Life (Six Feet Under - Everything Ends) - 04:02
3 The Herbaliser - A Mother For Your Mind (Blow Your Headphones) - 06:37
4 Lamb - Heaven (Six Feet Under) - 04:58
5 Sia- Breathe Me (Six Feet Under - Everything Ends) - 04:30
6 Richard Marvin - Burying Lisa (Six Feet Under) - 05:46
7 The Beta Band - Squares (Six Feet Under) - 03:44
8 Röyksopp - Sparks (Melody A.M.) - 05:25
9 Boozoo Bajou - Lava (Malkasten Vol. IV) - 04:25
10 Thievery Corporation - Holographic Universe (Cosmic Game) - 03:42
11 TUU - All Our Ancestors (All Our Ancestors) - 07:36
12 The Dining Rooms - Pure & Easy (Six Feet Under) - 04:34
13 Nightmares On Wax - 70s 80s (Mind Elevation) - 05:32
14 Craig Armstrong - Let's Go Out Tonight (Six Feet Under) - 06:01
15 Air - Cherry Blossum Girl (Talkie Walkie) - 03:39
16 Zero 7 - Distractions (Six Feet Under) - 05:17
17 Goldfrapp - Pilots (Felt Mountain) - 04:31
18 The Dandy Warhols - Bohemian Like You (Six Feet Under) - 03:28
19 Radiohead - Lucky (Six Feet Under - Everything Ends) - 04:17
20 Thievery Corporation - The Time We Lost Our Way (Cosmic Game) - 04:11
21 The Devlins - Waiting (Tom Lord-Alge Remix) (Six Feet Under) - 04:51
22 Air - The Way You Look Tonight (Everybody Hertz) - 03:46
23 Thomas Newman - Title Theme (Photek Remix) (Six Feet Under) - 05:07
24 Thievery Corporation - All That We Perceive (The Richest Man In Babylon) - 03:43
25 Death Cab For Cutie - Transatlanticism (Six Feet Under - Everything Ends) - 08:21
Es gibt nicht allzu viele Komponisten in Hollywood, die so auf Komödien abonniert sind wie Theodore Shapiro. Bekannt wurde Shapiro mit seinen Arbeiten zu den Kassenschlagern „Der Teufel trägt Prada“ und „Marley & Ich“. Nun sind mit „The Pirates! Band Of Misfits“ und „The Big Year“ gleich zwei neue Soundtracks des umtriebigen Komponisten erschienen.
Bereits während seines Studiums an der Brown University schrieb Shapiro ein Musical und versorgte verschiedene Theaterproduktionen im Hause mit Musik. Nach seinem Abschluss machte er 1995 seinen Master an der Juilliard School of Music in New York, wo er sich auf klassische und Konzert-Musik konzentrierte. Er gewann den First Music Composition Competition of the New York Youth Symphony mit einem Flötenkonzert namens „Ophelia“, das 1996 in der Carnegie Hall seine Premiere feierte. Weitere klassische Werke hat Shapiro mit „The Dreamful Heart“ (1995), „Of Blood And Carnations“ (1997) und „Three Songs for Spring for Soprano and Piano” (1995) komponiert.
Die Zusammenarbeit mit anderen Kunst- und Filmstudenten in der Stadt brachte Shapiro dahin, 1993 die Musik zur Comedy-Serie „The State“ zu schreiben.
1997 komponierte er den Score zu Morgan J. Freemans „Hurricane Streets“, der beim Sundance Film Festival den Regie- und den Publikumspreis gewann. Seitdem durfte der Komponist mit Regisseuren wie David Mamet, Ben Stiller und Rawson Marshall Thurber zusammenarbeiten.
Sein Ziel sei es, „dem Regisseur dabei zu helfen, seine Vision zu verwirklichen, und sie vielleicht dazu zu bringen, den Film auf eine Weise zu sehen, wie sie ihn bislang nicht gesehen haben, vielleicht mit einem anderen Schatten“.
Mit seinen Scores zu Filmen wie „Tropic Thunder“, „Nicht noch ein Teenie-Film“, „… und dann kam Polly“ oder „30 über Nacht“ avancierte Shapiro zum „King of Comedy“-Komponisten.
„Einen guten Comedy-Score zu schreiben hat viel damit zu tun, ein gutes Gespür dafür zu besitzen, was lustig ist, wohin du die Komödie führen willst und wo du sie besser allein lässt“, meint Shapiro.
Eine besondere Herausforderung bestand bei der ersten Zusammenarbeit mit dem legendären Autor und Regisseur Harold Ramis bei „Year One“, der der Evolution der Menschheit folgt.
„,Year One‘ war ein sehr interessanter und ungewöhnlicher Prozess, bei dem die Musik einen Bogen beschrieb. Es beginnt mit einem sehr primitiven Sound – Percussion, Didgeridoo, sehr einfache Instrumente -, aber sobald die Figuren das Dorf verlassen, ändert sich das. Mein ursprünglicher Ansatz sah vor, dass sich die Musik sich in Richtung Mittlerer Osten bewegt und dann zu einem mehr epischen und biblischen Sound.“
Sehr abwechslungsreich ist auch die Musik zum Piraten-Trickfilmspaß „The Pirates!“ ausgefallen.
„Es geht um eine sehr pöblige Truppe von Piraten. So ist die Musik teilweise natürlich verwegene Piratenmusik. Aber dann platzt sie auch mal voll aus den Nähten. Es gibt ein Element der Farbe in dem Score, mit Percussions, ungestimmten Gitarren und Ziehharmonika. Dieses Zeug wird mit einem sehr großen Orchester zusammengeführt, was das Ganze sehr aufregend macht. Der Bösewicht in dem Film ist Queen Victoria, also gibt es ein ganzes Element britischer Musik in dem Score. Ihr Thema ist eine böse Version von ‚Rule Britannia‘. Und es gibt auch einige sehr englische Seemannslieder, die ich geschrieben habe“, beschreibt Shapiro seine Arbeit an dem Film.
Filmographie:
1993: The State (TV-Serie)
1995: The State's 43rd Annual All-Star Halloween Special (TV)
1996: Tick
1997: Hurricane Streets
1997: Six Ways to Sunday
1998: Restaurant
1998: Die Safe-Spezialisten
1999: The Kinsey 3 (TV)
1999: On the Ropes
2000: Girlfight – Auf eigene Faust (Girlfight)
2000: State and Main
2000: Prince of Central Park
2001: Wet Hot American Summer
2001: Heist – Der letzte Coup (Heist)
2001: Nicht noch ein Teenie-Film (Not Another Teen Movie)
2002: Love in the Time of Money
2002: Bug
2003: Old School – Wir lassen absolut nichts anbrennen (Old School)
2003: Flight Girls (View from the Top)
2003: Girlhood
2004: Fashion Fa Shizzle Wit Huggie Bizzle
2004: … und dann kam Polly (Along Came Polly)
2004: Starsky & Hutch
2004: 30 über Nacht (13 Going on 30)
2004: Voll auf die Nüsse (Dodgeball: A True Underdog Story)
2005: The Baxter
2005: Dick und Jane (Fun with Dick and Jane)
2006: Der Teufel trägt Prada (The Devil Wears Prada)
2006: Ich, Du und der Andere (You, Me and Dupree)
2006: Idiocracy
2007: Die Eisprinzen (Blades of Glory)
2007: HBO Voyeur Project (TV - Mini-Serie)
2007: Girl in the Park (The Girl in the Park)
2007: Mr. Woodcock
2008: Tropic Thunder
2008: Semi-Pro
2008: The Mysteries of Pittsburgh
2008: Marley & ich (Marley & Me)
2009: Jennifer’s Body – Jungs nach ihrem Geschmack (Jennifer’s Body)
2009: Year One – Aller Anfang ist schwer (Year One)
2009: Trauzeuge gesucht! (I Love You, Man)
2009: Haben Sie das von den Morgans gehört? (Did You Hear About the Morgans?)
2010: Gregs Tagebuch - Von Idioten umzingelt! (Diary of a Wimpy Kid)
2010: Dinner für Spinner (Dinner for Schmucks)
2011: Arthur
2011: The Big Year
2011: The Change-up (zusätzliche Musik)
2012: Game Change
2012: The Pirates! Band of Misfits
2012: Great Hoipe Springs
Playlist:
1 Theodore Shapiro - Dream Fulfilled (Pirates! Band of Misfits) - 03:24
2 Theodore Shapiro - End Titles (Starsky & Hutch) - 02:45
3 Theodore Shapiro - Prologue (13 going on 30) - 04:19
4 Theodore Shapiro - End Credits (Did You Hear About The Morgans?) - 03:00
5 Theodore Shapiro - Cat Burglars (Dinner for Schmucks) - 03:13
6 Theodore Shapiro - Marley & Me (Marley & Me) - 05:48
7 Theodore Shapiro - Love Of Gold (Heist) - 04:23
8 Theodore Shapiro - Ricky Stiles (Girlfight) - 05:34
9 Theodore Shapiro - The Holy Of Holies (Year One) - 04:38
10 Theodore Shapiro - Real Tears (Tropic Thunder) - 03:21
11 Theodore Shapiro - Back In Solitary (Jennifer's Body) - 02:23
12 Theodore Shapiro - Main Title (Fun With Dick & Jane) - 02:35
13 Theodore Shapiro - Suite (The Devil Wears Prada) - 06:25
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Mit Trends hat die schwedische Band Twice A Man noch nie etwas am Hut gehabt. Eher war es bislang immer so gewesen, dass Dan Söderqvist und Karl Gasleben mit ihrer Musik der Zeit immer ein wenig voraus gewesen sind. Seit etlichen Jahren tüfteln die beiden Künstler nun in multimedialen Gefilden, wovon bereits 1995 die CD-ROM-Produktion „A Line Of Moments“ ein frühes wie beeindruckendes Zeugnis ablegte.
Zwar haben Twice A Man immer wieder auch konventionellere Alben mit melodiösen Song- und Ambient-Strukturen veröffentlicht, in den letzten Jahren haben sie sich aber zunehmend auf Soundtracks zu Theater-Produktionen und Künstler-Installationen fokussiert. So bietet auch ihr neues Album „Costume Area“ den Soundtrack zu Charles Korolys Installation „Korolys Kostym Drama“ im Stockholmer Dansmuseet.
Twice A Man sind 1981 in Göteborg aus der Band Cosmic Overdose hervorgegangen, die noch von so verschiedenen Einflüssen wie John Lennon, Pink Floyd, Brian Eno, Wire und anderen Acts aus den Gefilden minimalistischer Musik, Punk und New Wave geprägt war. Die „schwedische Antwort auf Human League“ spielte dunklen Electronic-Punk und mixte pulsierende Techno-Riffs mit hochsensibler Elektronik und Rhythm-Sections. Nach dem Beitritt von Keyboarder Jocke Söderqvist folgte die Umbenennung in Twice A Man, mit der auch inhaltliche Veränderungen einhergingen. Sicher waren Künstler wie Fad Gadget, Suicide und Joy Division auch noch bei Twice A Man herauszuhören, doch kamen nun spürbar eigene Elemente hinzu, vor allem die skandinavisch-melancholische Atmosphäre dunkler Winter und die Romantik nordischer Sommer.
„Wir versuchten, ein Publikum außerhalb Schwedens zu erreichen, begannen englisch zu singen und unsere Musik zugänglicher zu machen, ohne nach England hinüberzuschielen. Die schwedische Szene ist sehr klein, es existieren kaum Clubs, in denen man auftreten kann, und so muss man sich zwangsläufig, will man von der Musik leben, nach draußen orientieren.“
Mit den ersten Alben „Music For Girls“ (1982) und „The Sound Of A Goat In A Room“ (1983) experimentierte das Trio, in dem für kurze Zeit Lars Falk die Stelle von Jocke Söderqvist einnahm, mit oft tanzbaren Synthi-Pop-Strukturen, ehe mit „From A Northern Shore“ (1984) die Strukturen gefestigt und konzeptionell verarbeitet wurden.
„Die erste Seite beschäftigt sich mit Gefühlen, die sich um den ‚big bang‘ drehen, Gedanken, wie die Umwelt sich ändert, wie die Verhältnisse der Menschen untereinander sich wandeln und wie eine Gesellschaft nach dem ‚big bang‘ aussehen könnte, Gedanken, die nicht nur von Furcht geprägt sind, sondern auch eine gewisse Schönheit in dieser Angst sehen, denn neue Gedanken und Lebensformen können sich entwickeln“, resümiert Dan Söderqvist.
Nachdem „Slow Swirl“ (1985) in eine ähnliche musikalische Richtung gegangen war, folgte 1986 das überraschend eingängige Werk „Works On Yellow“, welches sich mit den Gefühlen in der postmodernen Welt auseinandersetzte und großartige Hymnen wie „Lapwing Territory“, „Back On Venus“ und „Brave New World“ präsentierte. Doch auf die kommerzielle Schiene ließen sich Twice A Man nicht festlegen. Noch im gleichen Jahr veröffentlichten sie das Konzeptalbum „Aqua Marine Drum“, das sich dem scheinbar friedfertigen, von Tang und Algen tapezierten Leben unter Wasser widmete, nachdem die Band bereits 1984 von der Gesellschaft „Center For Studies Of Whales And Dolphins“ dazu eingeladen wurde, den Song „Waterland“ zu komponieren.
1985 produzierten Twice A Man im Auftrag für das Königlich Schwedische Theater den Soundtrack zu Shakespeares Drama„Macbeth“, das durch die schwedische Theatergruppe „Teater Scharazad“ aufgeführt wurde.
1988 fanden Twice A Man mit ihrem ausgetüftelten Konzeptalbum „Driftwood“ auch außerhalb schwedischer Grenzen ein interessiertes Publikum. Zusammen mit Casper Evensen und dem englischen Künstler Richard Long haben Gasleben und Söderqvist den Versuch unternommen, die natürliche Umgebung des Menschen zu untersuchen, um mit „Sensibilität und Demut“ ein fundiertes Wissen über die Natur zusammenzutragen. Mit dem Ausdruck „Driftwood“ (Treibholz) ist hier die Situation des in der modernen Gesellschaft lebenden Menschen gemeint, der während dieser schnelllebigen Zeit stets auf unterschiedliche, meist medial vermittelte Umgebungen trifft.
„Wir bekommen unsere Informationen nicht mehr aus erster Hand, sondern durch die Medien aus zweiter Hand. Wir können nicht mehr auf die reale Welt reagieren. Du siehst dir die Natur nicht mehr direkt an, sondern durch den Fernseher. Wir möchten, dass die Leute wieder direkt auf die reale Umgebung reagieren und nicht ausschließlich den Medien lauschen.“ „Driftwood“ setzt die verschiedenen Einflüsse und kulturellen Umgebungen des Menschen auf ebenso stilistisch vielfältige Weise um, bei der sich verschiedene Songstrukturen abwechseln und ineinander übergehen. Mittendrin tauchen da auch sehr poppige Elemente auf („Crane Dance“, „Yellow Flowers“, „Kestrel Illusion“). Der ruhende Pol, um den sich alles dreht, ist eine Person, die in verschiedene Landschaften involviert ist. Ihre Reaktionen werden aus verschiedenen Blickwinkeln im Song-Rahmen erzählt.
Der Titelsong handelt z.B. von einem Strand, an dem alle möglichen Gegenstände angespült wurden: Eine Flasche aus Japan, der Flügel eines Vogels, die Fetzen einer Zeitung – alles Symbole verschiedener Kulturen.
„Da gibt es einen Song auf dem Album, der einfach nur von einem Stein handelt, den man in der Hand hält und betrachtet“, erzählt Dan. „Das heißt, empfänglich zu sein für die kleinen, ursprünglichen Dinge, die nichts mit der modernen Gesellschaft und dem Leben in diesen verrückten Großstädten zu tun haben. Wir neigen dazu, diese einfachen Sachen zu vergessen.“
1988 war auch das Jahr, in dem die ehemaligen Twice-A-Man-Musiker Lars Falk und Jocke Söderqvist mit ihren Solo-Alben auf sich aufmerksam machten. Obwohl ihre Arbeit in der Band markante Spuren im künstlerischen Ausdruck hinterlassen hat, haben beide jeweils sehr eigenständige und persönliche Werke geschaffen. Gemein ist ihnen der perfektionierte Umgang mit der Elektronik und die charismatischen Vocals. Während Lars Falk auf seinem gleichnamigen Debütalbum auch tanzbare Popperlen präsentierte, ist Jocke Söderqvists„Perma Blue“ von der typisch skandinavischen Melancholie geprägt.
Mit ihrem 1990 veröffentlichten Album „The Sound Isn’t Organized Yet“ zeigten sich Twice A Man wieder von ihrer eingängigen und tanzbaren Seite. In dem Titelsong geht es aber weniger um die Unzulänglichkeiten bei der musikalischen Umsetzung von Ideen, sondern um den Identitätsverlust des einzelnen, um das an der Masse orientierte Verhalten und das Misstrauen der Menschen untereinander.
Es folgten die beiden Theater-Produktionen „A Midsummernight’s Dream“ (1990) und „Figaro Thorsten Emilia“ (1992) sowie das psychedelisch-trancige Album „Trip“, das 1991 unter dem Bandnamen The Butterfly Effect erschien, ehe mit „Fungus & Sponge“ 1993 wieder ein eher konventionelles Twice-A-Man-Werk das Licht der Welt erblickte.
Karl und Dan bewahrten den Charme der "Trip"-Produktion und knüpften mit dem rhythmisch-hypnotischen Material an das 90er Album "The Sound Isn‘t Organized Yet" an. Danach setzten sich Twice A Man verstärkt mit neuen Medien auseinander, produzierten mit „A Line Of Moments“ eine CD-ROM und wirkten an weiteren Produktionen für Bühne und Film mit. Durch solch zeit- und arbeitsintensiven Projekte werden die Veröffentlichungszyklen deutlich länger.
"Theatermusik zu machen, ist ein langwieriger Prozess, den man in vielerlei Hinsicht gestalten kann", erklärt Dan, der übrigens nicht verwandt mit dem früheren Twice-A-Man-Mitglied Jocke Söderqvist ist, der nach Veröffentlichung seines grandiosen Soloalbums "Perma Blue" (1990) an Filmsounds arbeitet. "Wir haben eben einen Regisseur (Wilhelm Carlsson, Anm.d.A.), mit dem wir gerne zusammenarbeiten. Mittlerweile haben wir an sechs Stücken gearbeitet und einen Ablauf entwickelt, der gut funktioniert. Wenn Carlsson vorhat, ein Stück zu machen, und meint, unsere Musik würde dazu passen, fragt er uns, ob wir Lust dazu hätten. Wir bekommen dann das Manuskript, fangen an, es zu lesen, und versuchen, uns da wirklich hineinzudenken. Danach setzen wir uns mit Wilhelm und anderen an dem Stück Beteiligten zusammen und diskutieren, worum es in der Aufführung vor allem geht, und wie wir zusammenarbeiten wollen, damit die Musik eine Einheit mit dem Stück bildet. Das alles geschieht lange bevor die Schauspieler involviert werden, gut ein halbes Jahr vor der Premiere. Wenn wir damit anfangen, Sounds und atmosphärische Tracks aufzunehmen, schicken wir Wilhelm die Tapes nach Stockholm, worauf er die Musik kommentiert. Da gibt es selten Probleme, weil wir in vielen Dingen ähnlich denken. Nach seinem Okay beginnen wir mit dem eigentlichen Komponieren. Wir benötigen ein halbes Jahr, um uns mit dem Stück vertraut zu machen, geeignete Sounds zu finden und die Musik zu komponieren."
So weist "Figaro" im Vergleich zu früheren Theaterarbeiten einen weitaus ausgeprägteren Orchestersound auf. Obwohl sich Streicher- und Bläserklänge geradezu betörend in die Gehörgänge bohren, wurde "Figaro" nur mit elektronischem Equipment eingespielt.
"‘Figaro‘ unterscheidet sich etwas von den früheren Arbeiten, die nur mit Synthesizern eingespielt worden sind, weil es sich hierbei um eine Komödie handelt", erzählt Dan. "Wir versuchten, einen neuen Weg zu finden, Musik zu machen. ‚Figaro‘ klingt mehr nach gewöhnlichen, nach akustischen Instrumenten. Wenn die Leute diese Musik hören, können sie sich vorstellen, dass wirkliche Musiker die Musik eingespielt haben, weil es der Realität sehr nahe kommt.
Deshalb haben wir es ‚Nine Pieces For Virtual Orchestra‘ genannt. Wir denken aber darüber nach, einige Parts aus der Musik herauszunehmen und sie von Musikern einspielen zu lassen, um zu sehen, was mit den Sounds passiert."
Mit ihrem Album "Instru Mental" (1995) präsentierte das Duo zum einen eine Mixed-Mode-CD, dessen Audio-Teil seine soundtrackartigen Arbeiten für Film, CD-ROM und eine Dance-Performance aus den Jahren 1990 bis 1995 zusammenfasst. Als Mitglieder der Multi-Media-Formation Garfish Group haben Karl Gasleben und Dan Söderqvist mit der CD-ROM "A Line Of Moments" (Indigo) aber auch eine der zu jener Zeit fortschrittlichsten Produktionen des damals recht jungen Mediums hergestellt.
"Was uns am meisten an dem Multi-Media-Gedanken fasziniert, ist die Frage, was Musik in verschiedenen Konzepten bedeuten kann. Das haben wir zuerst mit unserer Arbeit fürs Theater ausprobiert und dann auch für uns selbst mit der Multi-Media-Performance zu ‚Driftwood‘, was mehr ein Theaterstück als ein gewöhnliches Konzert war", erklärt Dan.
"Wir haben dann sehr lange für Theaterproduktionen gearbeitet und festgestellt, dass wir weit mehr tun können, dass wir die Grenzen weiter ausdehnen können. Deshalb haben wir in den letzten Jahren auch für Filme und Dance-Performances gearbeitet und schließlich an einer CD-ROM. Wir versuchen, verschiedene Möglichkeiten auszuprobieren, wie Musik mit visuellen Dingen zusammenarbeiten kann."
Nachdem bereits die Live-Performance zu "Fungus & Sponge" mit Projektionen von computergenerierten Bildern und Tanzeinlagen multimediale Dimensionen angenommen hatte, sollte die 1994 von Twice A Man gegründete und aus Musikern, Grafikern, Programmierern, Designern und Photographen bestehende Garfish Group das Konzept in rein digitale Formen transformieren. Erstes Resultat dieser Bemühungen war die sowohl für Windows als auch für Mac konzipierte CD-ROM "A Line Of Moments", die den User auf faszinierende Weise durch 3-D-Landschaften der ganz besonderen Art führt. Inspiriert sowohl von den Weiten der skandinavischen Landschaften als auch von M.C. Eschers verzwickten Labyrinthen, führt die Reise durch abstrakte Cyber-Winterlandschaften, futuristische Gittergerüste, kühle Unterwasserwelten und Fabrikgelände.
"Nach dem Album ‚Fungus & Sponge‘ gingen wir im Mai 1994 auf Deutschland-Tournee. Zu dem Zeitpunkt haben wir bereits mit der CD-ROM-Produktion begonnen, d.h. mit Ideen und Konzepten innerhalb einer Gruppe, die versuchte, diese Dinge auszuarbeiten.
Es war die Zeit, als die Peter-Gabriel-CD-ROM auf den Markt kam, und das war eine Sache, die uns sehr interessierte. Wir wollten Leute einladen, die Computergrafiken um Twice-A-Man-Songs herum erstellten, aber das führte zu einem Punkt, wo sich die Grafiken verselbständigten und wir letztlich die meiste Musik im Nachhinein hinzufügten, also wie ein Soundtrack zu bewegten Bildern. Es nahm gut ein Jahr in Anspruch, all die Sachen zu programmieren. Wir waren zusammen elf Leute, die daran arbeiteten, aber niemand machte das als Vollzeit-Job, sondern in seiner Freizeit. Es braucht mittlerweile etwas mehr Zeit, um verschiedene Dinge zu einem Konzept zu vereinen, aber wir haben viel durch unsere Arbeit an Filmen und Theaterstücken gelernt, was die Methode von Multi-Media-Produktionen angeht. Insofern wissen wir nicht immer, was als nächstes kommt, weil wir viele Experimente anstellen." Das trifft auch auf die Mixed-Mode-CD "Instru Mental" zu, bei der nach dem CD-ROM-Track acht instrumentale Tracks folgen, die Twice A Man zwischen 1990 und 1995 komponiert haben.
Die ersten drei, recht repetitiven Stücke "Cube", "Insect Factory" und "Path Tunnel" sind der zuvor erwähnten CD-ROM entnommen und zeigen, dass die Möglichkeiten, Musik in einer CD-ROM unterzubringen, noch etwas begrenzt sind.
"Die CD-ROM ist ein relativ junges Medium und wir wissen noch nicht recht, wie man damit umgeht. Die Programme entwickeln sich ständig weiter, so dass man zwar sagen kann, dass die Möglichkeiten zur Zeit begrenzt sind, aber ich denke nicht, dass es zu einem späteren Zeitpunkt auch noch so sein wird", glaubte Dan damals. "Wir sehen das Medium als große Herausforderung. Zum jetzigen Zeitpunkt ist man noch gezwungen, viele Loops zu benutzen, weil man mit der CD-ROM noch nicht das musikalisch machen kann wie mit einer Audio-CD, da man von einem CD-ROM-Laufwerk nicht so viele Informationen pro Sekunde lesen kann, wenn gleichzeitig Animationen, Grafiken und Musik abgerufen werden. Deshalb waren wir gezwungen, die Musik auf einem niedrigeren Level zu konzipieren."
Erst sieben Jahre später legten die beiden sympathischen Schweden mit „Agricultural Beauty“ (2002) wieder ein reguläres Album vor, das mit fernöstlichen, überwiegend einschmeichelnd ruhigen und oft mit akustischen Instrumenten verzierten Klängen überrascht, nachdem allerdings auch das 93er Album „Fungus & Sponge“ erste Verweise auf fernöstliche Traditionen laut wurden.
Doch in den sieben veröffentlichungsfreien Jahren sind Twice A Man nicht untätig gewesen.
So haben sie 1999 fürs Radio drei Geschichten von Edgar Allan Poe vertont und ein Jahr später das interaktive Projekt „Epipsychidion“ initiiert, das auf dem gleichnamigen, 1821 von P. B. Shelley verfassten Gedicht beruhend, dem Benutzer des Computer-Programms ermöglichte, aus den Wortfragmenten, Bildern aus der Entomology Ambient Library und Twice A Mans komponierten Klängen eigene Kunst zu kreieren. Es folgten Arbeiten fürs Kinderfernsehen und das Projekt „Transit“, bei dem Twice A Man mit sechs Künstlern aus Indien, USA, Holland, Deutschland, England und Finnland zusammenarbeiteten.
Die Idee für das neue Album resultierte aus der Bekanntschaft zum Inder Zac, der 1988 das Lichtdesign für Twice A Mans„Driftwood“-Tour besorgte. Karl besuchte Zac einige Male in Indien, wo sie eine Audio- und Videodokumentation produzierten, woraus wiederum ein Radioprogramm gestaltet werden sollte. Zac schrieb mit seiner Frau Anjum Hassan schließlich die Texte.
„Wir haben versucht, Atmosphären auf den Sounds basierend zu kreieren, die Zac und Karl in Indien aufgenommen haben“, erläutert Karl, der selbst nie in Indien gewesen ist, den Produktionsprozess. „Für mich als Sänger war es großartig, mit Zacs und Anjums Texten zu arbeiten, weil sie so authentisch, manchmal sogar dokumentarisch sind. Das war eine große Herausforderung. Ich glaube nicht, dass es überwiegend um spirituelle Aspekte geht, sondern um Eindrücke vom Chaos, von der indischen Landschaft, um die vielen Stimmen, die Touristenfalle und Zacs und Anjums inneren Stimmen. Wir integrierten George Harrisons Song ‚Within You Without You‘, den ich sehr politisch finde. Dieser Song war 1967 mein erster Kontakt zur indischen Kultur.“
2008 meldeten sich Twice A Man mit „Clouds“ zurück, ein Album, das teilweise an die indischen Klänge der letzten Werke anknüpfte, sich aber insgesamt wieder experimenteller und aufgeschlossener präsentierte, ehe sie mit „Icicles“ 2010 wieder zu ihren Ursprüngen zurückkehrten, indem sie über die skandinavischen Landschaften meditierten.
Nun kreierten Twice A Man die Musik zu einer Installation des schwedischen Künstlers und Kostümdesigners Charles Koroly, mit dem die Band seit vielen Jahren an verschiedenen Projekten zusammengearbeitet hat, meist an Theaterstücken, aber auch an Radiospielen und Ausstellungen. Als das Stockholmer Tanzmuseum Koroly einlud, eine Installation mit seinen Kostümen zu machen, wurden Twice A Man mit der musikalischen Untermalung beauftragt.
„Es war aufregend, Ambient-Musik zu kreieren, durch die man sich bewegen kann. Und die Installation mit all den Kostümen wurde wunderschön und war sehr inspirierend“, beschreibt Karl Gasleben die Arbeit an dem Projekt. Er analysiert auch den Unterschied der Arbeit an einem zweckgebundenen Projekt und einem regulären Song-Album.
„Bei der Arbeit an der Musik für Filme und Installationen kommt das Konzept von jemand anderem und wir sind nur Teil eines größeren Teams, aber oftmals entwickeln sich kleine Stücke aus der Theatermusik zu einem Stück auf einem Album oder zu etwas anderem.“
Momentan arbeiten Twice A Man an einer neuen Aufführung von Shakespeares „A Midsummer Night’s Dream", die am 19. Juli ihre Premiere feiert, allerdings mit neuem Regisseur und anderem Blickwinkel. Außerdem sind ein neues Ambient-Album und Konzerte mit anderen Musikern geplant.
Diskographie:
1982: Music for Girls
1983: The Sound OF A Goat In A Room
1984: From a Northern Shore
1985: Slow Swirl
1986: Works on Yellow
1986: MacBeth
1987: Aqua Marine Drum
1988: Collection of Stones (Selected Works 82-87)
1988: Driftwood
1990: The Sound Isn't Organized Yet
1990: A Midsummernight's Dream
1992: Figaro Thorsten Emilia
1993: Fungus & Sponge
1995: A Line Of Moments (CD-ROM)
1995: Instru Mental
2002: Agricultural Beauty
2008: Clouds
2010: Icicles
2012: Costume Area
Playlist:
1 Twice A Man - Excerpt (Costume Area) - 07:30
2 Twice A Man - Tribal Ways (Slow Swirl) - 06:45
3 Twice A Man - Thread (Music For Girls) - 04:00
4 Twice A Man - Lapwing Territory (Works On Yellow) - 04:17
5 Twice A Man - Plan F (Slow Swirl) - 04:00
6 Twice A Man - The Crown (Macbeth) - 04:24
7 Twice A Man - Seduction In Church (Emilia) - 03:05
8 Twice A Man - Lady Macbeth (Macbeth) - 04:05
9 Twice A Man - The Sun And The Moon (A Midsummernight's Dream) - 05:33
10 Twice A Man - Warmusic (Macbeth) - 03:38
11 Twice A Man - Orion Nebula (OBAFGKM) - 07:33
12 Twice A Man - The Dance Of Oberon And Titania (A Midsummernight's Dream) - 03:12
13 Twice A Man - Eastern Seaboard (Instru Mental) - 07:50
14 Twice A Man - South Of India (Kula World) - 03:59
15 Twice A Man - Driftwood (Driftwood) - 04:51
16 The Butterfly Effect - People Without Gravity (Trip) - 04:57
17 Twice A Man - Being In Light (Fungus & Sponge) - 06:18
18 Twice A Man - Blue Evening (Agricultural Beauty) - 03:50
19 Twice A Man - Senegal (The Sound Isn't Organized Yet) - 03:41
20 Twice A Man - Tranquil Moonlit Lake (Icicles) - 05:29
21 Twice A Man - Skylark (Clouds) - 04:17
22 Twice A Man - Ocean (Instru Mental) - 07:02
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Der US-amerikanische Regisseur Robert Rodriguez hat sich mit seiner aus „El Mariachi“ (1992), „Desperado“ (1995) und „Irgendwann in Mexico“ (2002) bestehenden „Mexico“-Trilogie ebenso wie sein Freund und Kollege Quentin Tarantino („Reservoir Dogs“, „Pulp Fiction“) als Erneuerer des sogenannten „Grindhouse“-Kinos etabliert und mit dieser mexikanischen Antwort auf Sergio Leones legendärer „Dollar“-Trilogie ebenso als einzigartiger Filmemacher etabliert. Dabei sah es zunächst so aus, als würden seine schlechten Noten im Grundstudium an der University of Texas eine Karriere beim Film verhindern. Doch der Gewinn eines lokalen Filmfestivals, an dem Rodriguez mit einem kurzen Videofilm teilnahm, ermöglichte ihm die nachträgliche Aufnahme für das Filmstudium.
Schon mit seinem ersten auf 16mm gedrehten Kurzfilm „Bedhead“ konnte er 1991 etliche Filmpreise abräumen, noch im gleichen Jahr ließ er mit „El Mariachi“ seinen ersten, ebenfalls auf 16mm gedrehten Langfilm folgen. Wie er in seinem Buch „Rebell Without A Crew: Or How A 23-Year-Old Filmmaker With 7.000 $ Became A Hollywood Player” ausführlich über die Entstehung des Films beschrieb, lieh er sich die Kamera, verpflichtete Freunde und Bekannte als Schauspieler und kam so mit einem minimalen Budget von 7000 Dollar aus, von denen er sich 3000 Dollar als Teilnehmer bei Medikamenten-Tests verdient hatte. Außerdem fungierte er als Drehbuchautor, Cutter, Produzent, Komponist und Regisseur in Personalunion.
Entsprechend trashig wirkt der Film um einen Mariachi, der einer Verwechslung zum Opfer fällt und für einen Killer gehalten wird, auch im Look, doch sind sich die Kritiker einig, dass hier ein äußerst vielversprechender Regisseur seine Visitenkarte abgegeben hat.
„Rodriguez zeigt hier erstmals, welche Talente er besitzt. Sowohl rasant als auch lustig kommt sein Erstlingswerk daher und wurde mit Recht von Columbia aufgekauft. Insgesamt handelt es sich bei ‚El Mariachi‘ um einen unverbrauchten, gut inszenierten und spaßigen Film. Sicherlich gibt es viele kleine Produktionsfehler und der Look besticht nicht durch seine Professionalität, doch umso mehr erfreut die Stimmung. Die Story lebt von dem Mafiaambiente in der mexikanischen Kleinstadt und der großartigen Kulisse, den coolen Einfällen von Rodriguez, die oft aus der Not entstanden, aber dennoch seine Kreativität und Stilsicherheit beweisen“, befindet Christian Eggert auf filmstarts.de.
Zwar versuchte Rodriguez zunächst erfolglos, seinen in Ciudad Acuña gedrehten Film an spanischsprachige Videoverleiher in den USA an den Mann zu bringen, doch dann fand er in Columbia Pictures ein Studio, das ihm zunächst eine Kinoverwertung von „El Mariachi“, dann eine Art Remake/Sequel finanzierte, nachdem Rodriguez mit seinem Debüt 1993 beim Sundance Film Festival den Preis des Publikums erhalten hatte.
Mit „Desperado“ konnte Rodriguez dann zeigen, wie seine Ideen mit einem adäquaten Budget so richtig zünden können. Mit einer prominenten Besetzung, in der Antonio Banderas und Salma Hayek knisternde Erotik auf die Leinwand bringen, und Gastauftritten von Steve Buscemi und Quentin Tarantino, die für herzhafte Lacher sorgen, bietet „Desperado“ ein Action-Feuerwerk mit viel Blei, Blut, Explosionen, coolen Sprüchen und nackter Haut.
„‘Desperado‘ lässt sein Publikum in Erinnerungen schwelgen. Erinnerungen an Sam Peckinpahs dreckige Männerfilme, an die blutigen Pistolenballetts John Woos und an Sergio Leones Spaghettiwestern. Jedem Atemzug merkt man diese prägenden Einflüsse an. Ebenso ist jeder Szene abzulesen, dass Robert Rodriguez seine Hausaufgaben erledigt hat. Mit verwegenen Kamerawinkeln und stilvollen Schnitten sorgt dieser vor allem in den zahlreichen Actionszenen für eine feurig-dynamische Inszenierung. Immer wieder lässt der Mariachi hitzige Explosionen hinter sich und kämpft sich durch wahre Scharen an Widersachern. Der Gewaltpegel wird wie in den Filmen Peckinpahs hoch gehalten. Mehrfach muss sich der Mariachi seine Wunden von der bezaubernden Bibliothekarin Carolina (Salma Hayek) nähen lassen. Für seine Gegenüber kommt hingegen jede Hilfe zu spät. Jedoch muss man Rodriguez trotz des exzessiven Waffeneinsatzes zugestehen, dass er die blutigen Auseinandersetzungen stets mit einem leichten Augenzwinkern inszeniert“, urteilt Jens Hamp auf filmstarts.de.
Bevor sich Rodriguez aber an den Abschluss seiner Mexican-Western-Trilogie machte, inszenierte er 1996 mit „From Dusk Till Dawn“ einen überdrehten Vampir-Splatter-Horror-Spaß, bei dem Tarantino diesmal sogar die Hauptrolle übernahm.
„Rodriguez und Autor Quentin ‚Pulp Fiction‘ Tarantino werden ihrem Ruf als Hollywoods talentierteste Bösewichter gerecht und tun, was sie sollen, nämlich Verbotenes im Rahmen des Erlaubten. Aber dann überqueren die Geckos mit Papa Fuller samt Tochter und Sohn als Geiseln die mexikanische Grenze, und fortan leisten sich Rodriguez und Tarantino all das, was im Kino nicht mal die bad guys mehr dürfen. Sie spicken die Dialoge mit sämtlichen zensurverdächtigen Four-letter-words (unbedingt die Originalfassung anschauen!). Sie demolieren ein gutes Dutzend amerikanischer Heiligtümer: Vietnam, Jurassic Park, Baseball und das Kruzifix, um nur die wichtigsten zu nennen. Und sie wechseln, exakt zur Halbzeit, unwiderruflich das Genre: Der Gangsterfilm mutiert zum Horror-Splattermovie. Die Geckos und die Fullers landen im ‚Titty Twister‘, einer Truckerund Biker-Bar, die sich als aztekische Vampir-Hölle entpuppt. Ein Alptraum, dem nur entrinnt, wer genug Gruselfilme gesehen hat, um zu wissen, was gegen Blutsauger hilft“, heißt es in der Rhein-Zeitung.
Dem Horror-Genre blieb Rodriguez auch mit seinem nächsten Film „The Faculty – Trau keinem Lehrer“ treu, doch statt des üblichen Teenie-Splatter-Horrors präsentierte der Filmemacher eine durchgeknallte Mixtur aus dem Teenie-Drama „Breakfast Club“ und dem Alien-Horror „Invasion der Körperfresser“.
„Das Kult-Duo Robert Rodriguez und Kevin Williamson, Autor von ‚Scream‘, schuf einen durchaus subtilen, intelligenten Horrorfilm, der nicht nur technisch makellose Schockeffekte vorführt, sondern auch den Alptraum der Pubertät trefflich persifliert. Neben Stars wie Salma Hayek (‚Wild Wild West‘), Famke Janssen (‚GoldenEye‘) oder Robert Patrick (‚Terminator 2‘) überzeugt auch das junge Darsteller-Ensemble um Elijah Wood (‚Deep Impact‘) restlos. Ein von einem trendigen Crossover-Soundtrack (Garbage, Rage Against The Machine) angetriebener, effektiver Schauer-Thriller“, schrieb die VideoWoche dazu.
Überraschend familienfreundlich, gewaltfrei und überaus erfolgreich erwiesen sich 2001, 2002 und 2003 die drei „Spy Kids“-Filme, in denen Rodriguez Kinder einen Crashkurs im Agenten-Einmaleins absolvieren und gegen allerlei Bösewichter die Welt retten lässt. Für den Filmfreak läuterten diese Family-Entertainment-Werke den Start der digitalen Ära ein, denn fortan drehte er alle Filme auf dem HDCAM-System.
Richtig großes Kino präsentierte Rodriguez allerdings erst wieder mit „Sin City“, einer auf mehreren Ebenen angelegten, der düsteren Comic-Vorlage von Frank Miller allen Respekt erweisenden Gewaltorgie in Schweiß-Weiß-Rot. Bis in die Nebenrollen hinein großartig besetzt handelt „Sin City“ von mehreren Versuchen der Guten, das Böse in Schach zu halten – mit wechselhaftem Erfolg. Da schnappt sich der Polizist Hartigan (Bruce Willis) einen Tag vor seiner Pensionierung den mordenden Kinderschänder Roark jr. (Nick Stahl) und schießt ihn nieder, handelt sich aber so den Zorn seines korrupten Partners Bob (Michael Madsen) und Senator Roark (Powers Boothe) ein. Währenddessen findet der entstellte Muskelprotz Marv (Mickey Rourke) nach einer Liebesnacht mit der hübschen Goldie (Jamie King) seine Geliebte ermordet in seinem Bett wieder und macht sich auf die Suche nach den Verantwortlichen, die ihn auf die abgelegene Farm des durchgeknallten Kevin (Elijah Wood) führt. Und Dwight (Clive Owen) will die von Gail (Rosario Dawson) angeführten Mädchen in Old Town – die Kellnerin Shellie (Brittany Murphy), die Prostituierte Becky (Alexis Bledel) und die Schwertkämpferin Miho (Devon Aoki) – vor dem Gangster Jack (Benicio Del Toro) und schließlich vor den Cops beschützen, nachdem Jack ins Gras beißen musste und als Cop enttarnt wurde. Rodriguez bleibt in der Verfilmung der Comic-Vorlage gerade bei der Inszenierung ganz nah am Original, so dass “Sin City” wie ein lebendig gewordener Comic wirkt und geschickt verschiedene symbolträchtige Farben in das düstere Schwarz-Weiß-Panorama einstreut.
Für Frank Mehring (Film-Dienst) ist „Sin City“ ein „postmoderner Mix aus Straßenkreuzern der 1950er-Jahre und zeitgenössischen Mercedes oder Ferraris, aus Femmes fatales der klassischen Tonfilm-Ära und fetischistischen Dominas der britischen Punkszene, aus Samurai-Schwertern und hochmodernen Handfeuerwaffen kennzeichnen das Filmgebilde als Rhapsodie der entfesselten Fantasie. So entsteht mit Mitteln der digitalen Videoproduktion ein großer Kinofilm, der die Grenzen zwischen Pulp, Pop und Pop Art verwischt. Das Ergebnis zeugt von Mut, Eigenständigkeit und dem Willen, Erzählstrukturen jenseits der Konventionen auszutesten. Mit seiner Transferleistung vom Comic zum Film avanciert Rodriguez quasi zum Roy Lichtenstein der Filmkunst."
Und Andreas Borcholte fasst in seiner Rezension auf Spiegel Online zusammen:
„Frank Millers Exzesse aus spritzenden Blutfontänen und abgerissenen, manchmal abgenagten Gliedern finden sich originalgetreu auf der Leinwand wieder. Erträglich wird dies nur durch die völlige Abstraktion: Das Blut fließt in strahlendem Weiß, Kugeln durchdringen Körper ohne Effekt. Die Helden müssen sich immer wieder aufraffen, dürfen nicht sterben, bis ihre Mission erfüllt und Erlösung in Sicht ist. So kompromisslos und virtuos wurde Gewalt im amerikanischen Kino schon lange nicht mehr inszeniert. Rodriguez, der sich mit Bleigewitter-Opern wie ‚From Dusk till Dawn‘ und ‚Desperado‘ einen Namen gemacht hat, zieht eine Linie von Sam Peckinpah (‚Getaway‘) über Martin Scorsese bis zu seinem Vorbild Tarantino, der auch eine Szene in ‚Sin City‘ drehen durfte.
So ist ‚Sin City‘ in seiner episodischen Struktur, seiner bis ins Absurde stilisierten Gewalt und seinem haarsträubendem Humor ‚Pulp Fiction‘ in Vollendung - ein grandioses Stilexperiment von Cineasten für Cineasten. Alles, ob Action, Horror oder Gewalt, hat hier nur einen einzigen Zweck: sich selbst zu zelebrieren. Echter Schmerz, spürbares Leid finden sich nur in jenen vereinzelten Farbtupfern wieder: Manchmal dürfen die harten Kerle auch rotes Blut vergießen. Kein Subtext und keine Moral verbergen sich unter dieser ebenso brillanten wie oberflächlichen Inszenierung. Alles ist eins zu eins an ‚Sin City‘: die Botschaft ist das Bild.“
Und wie bei den „Spy Kids“-Filmen teilt sich Rodriguez die Komponisten-Credits mit zwei vertrauten Namen: John Debney („Predators“) und Graeme Revell („From Dusk Till Dawn“).
Die beiden Sequels zu „Sin City“ sollen nun ab 2012 auf der Leinwand zu sehen sein. Die Wartezeit verkürzte Rodriguez bis dahin mit dem Double-Feature „Grindhouse“, das er mit seinem Busenfreund Tarantino realisierte.
Unter Grindhouses verstand man vor allem während der späten 60er und frühen 70er in den USA Kinos, die billig produzierte Filme für Erwachsene aus unterschiedlichen Genres zeigten und den Zuschauern für den Preis einer Kinokarte gleich zwei Filme präsentierten. In dieser Tradition inszenierte das Duo Rodriguez/Tarantino die Grindhouse-Neuauflage als dreistündigen Trip in die cineastische Vergangenheit, stilecht unterbrochen von Trailern zu fiktiven Horror- und Exploitation-Produktionen. Neben Tarantinos genialen „Death Proof“ fällt Rodriguez‘ „Planet Terror“ etwas ab, aber wie die zeitweilige Rodriguez-Verlobte Rose McGowan mit ihrer Maschinengewehr-Beinprothese mit ihrer Crew gegen Zombies vorgeht, macht schon Laune.
„Nicht nur Fans der Splatter-Orgie 'From Dusk till Dawn' dürften Rodriguez’ Ideenreichtum (MG-Prothese) und dessen organischer Mix aus alten und neuen Story-Elementen goutieren. So vermischt er in 'Planet Terror' moderne Bedrohungsszenarien wie die gerade von der US-Regierung geschürte Angst vor chemischen und biologischen Waffen (Irakkrieg?) mit Zitaten an die Zombie-Klassiker eines Lucio Fulci und George A. Romero. Die bewusst überzeichnete Action mit ihren nicht weniger grotesken Gore-Einlagen erlaubt einem kaum eine Atempause. Greg Nicotero – der neue Star unter den Make up-Künstlern und ein enger Freund des legendären hier in einer Gastrolle anzutreffenden Tom Savini – lässt genüsslich das Blut über die Leinwand spritzen, Schädel spalten, und Gedärme herausreißen, alles aber mit einem unübersehbaren Augenzwinkern“, kommentiert Marcus Wessel auf programmkino.de.
Mit seinem Film „Machete“ kehrte Robert Rodriguez wieder zu einem typisch mexikanischen Thema zurück. War es in seiner „Mexico“-Trilogie noch der Kampf eines Mariachis gegen skrupellose Gangsterbosse, geht es in „Machete“ um die rigide Einwanderungspolitik der USA und das Leiden der mexikanischen Immigranten.
Nachdem Drogenboss Torrez (Steven Seagal) Machetes (Danny Trejo) Frau vor seinen Augen brutal getötet hatte, hängte der Bundesagent seinen Job an den Nagel und hält sich drei Jahre später mit Gelegenheitsarbeiten an der mexikanisch-amerikanischen Grenze über Wasser. Da kommt ihm der Auftrag des resoluten Geschäftsmannes Booth (Jeff Fahey) gerade recht, für 150.000 Dollar den strikt gegen Immigranten vorgehenden Senator McLaughlin (Robert De Niro) auszuschalten. Erst zum Zeitpunkt des Attentats merkt Machete, dass er hereingelegt worden ist und nun von den Behörden als Attentäter gesucht wird. Doch mit der Hilfe von „She" (Michelle Rodriguez), die ein gigantisches Netzwerk von mexikanischen Einwanderern aufgebaut hat, und der Bundesagentin Sartana (Jessica Alba), die ihren Sinn für Gerechtigkeit entdeckt, macht sich Machete auf einen blutigen Rachefeldzug …
Mit „Machete“ liefert Robert Rodriguez seinem Publikum genau das, was es erwartet, nämlich ein Festival aus enthaupteten, erschossenen und verstümmelten Leichen, coolen Sprüchen und wohlgeformten Titten. Und mit Hackfresse Danny Trejo („From Dusk Till Dawn“, „Heat“) hat Rodriguez auch den perfekten Racheengel gefunden, der mit seiner bevorzugten Waffe alles niedermetzelt, was sich ihm auf dem Weg zu seiner Genugtuung querstellt. Michelle Rodriguez („Planet Terror“) und Jessica Alba(„The Eye“) sorgen für die nötigen weiblichen Reize. Bemerkenswert sind aber vor allem die weiteren männlichen Haupt- und Nebenrollen besetzt – sowohl Robert De Niro als ultra-rechter Politiker als auch Steven Seagal in seiner ungewohnten Rolle als Bösewicht sorgen für amüsante Szenen, ohne dabei glänzen zu können. Das gilt auch für Lindsay Lohan („Freaky Friday“), die als drogensüchtige Tochter des undurchsichtigen Senator-Beraters gleich in mehrere Rollen schlüpft und auch ordentlich nackte Haut zeigen darf. Bei dem ganzen Gemetzel tritt die eigentlich Story fast in den Hintergrund, aber sie wird doch konsequent genug erzählt, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. Aber es macht vor allem einfach Spaß, Danny Trejo so cool und stoisch den Bösewichtern das Handwerk legen zu sehen. Und wenn der Abspann kein Scherz ist, darf sich das Publikum noch auf zwei Fortsetzungen freuen …
„Was ‚Machete‘ weit über den üblichen Actionschrott erhebt, ist die coole, ironisch gebrochene Inszenierung und der Mut des Regisseurs, seine Darsteller konsequent gegen den Strich zu besetzen. Darüber hinaus überrascht der politische Subtext: Wenn ein reaktionärer US-Senator (Robert de Niro) mit dem Anführer einer faschistoiden Bürgerwehr (Don Johnson) nächtens auf Immigrantenjagd geht oder in Wahlkampfspots die Überfremdungsgefahr Amerikas in 'Stürmer'-Bildsprache beschworen wird, erscheint das angesichts aktueller Entwicklungen nur wenig überzeichnet.
Zudem erweitert ‚Machete‘ durchaus den Begriff des Latino-Helden. Trejos genüsslich zelebrierter Virilität steht eine rührende Altmännerträgheit gegenüber: Selbstredend verfallen ihm alle wunderschönen Heroinen, verkörpert von Schauspielerinnen, die Trejos Töchter sein könnten. Doch Michelle Rodriguez (32), Jessica Alba (29) und Lindsay Lohan (24) lassen sich nicht einfach flachlegen, sondern nehmen sich den an Leib und Seele versehrten Recken – der dann allerdings, so viel Machismo muss schon sein, nach durchvögelter Nacht auf erschöpfte Frauenleiber blicken darf“, findet Jörg Wunder im Tagesspiegel.
Ebenso wie bei Quentin Tarantino besitzt für Rodriguez die Musik in seinen Filmen einen besonderen Stellenwert. Abgesehen von mexikanischen Bands wie Los Lobos und Tito & Tarantula (unvergessen ihr „After Dark“ aus „From Dusk till Dawn“), die immer wieder auf den Soundtracks zu seinen Filmen zu finden sind, hat Rodriguez oft mit den Hollywood-Komponisten John Debney und Graeme Revell zusammengearbeitet und schließlich 2003 die Band Chingon gegründet, um mit ihr Songs für den Film „Irgendwann in Mexico“ aufzunehmen. Sie sind mit dem Stück "Malagueña Salerosa" nicht nur auf der Compilation „Mexico and Mariachis“ zu finden, die Musik aus der „Mariachi“-Trilogie enthält, sondern auch auf Tarantinos „Kill Bill Vol. 2“-Soundtrack. 2004 veröffentlichten sie ihr Debütalbum mit dem passenden Titel „Mexican Spaghetti Western“.Chingon steuerten den Track „Cherry’s Dance Of Death“ zum „Planet Terror“-Soundtrack bei und komponierten schließlich die Filmmusik zu „Machete“. Wie Robert Rodriguez die Musik zu seinen Filmen aussucht und kreiert, ist auf diesem interessanten Video zu sehen:
Momentan ist Rodriguez mit dem bereits vierten Teil seiner familienfreundlichen “Spy Kids”-Reihe in den Kinos vertreten, der wieder alle Vorzüge des 3D-Kinos und der CGI-Technik ausspielt. Allerdings ist das knallbunte Action-Spektakel mit ausgefallenen Kampfeinlagen und unzähligen Verfolgungsjagden wenig spannend ausgefallen.
Aufregender dürfte da das „Sin City“-Sequel ausfallen, das noch für dieses Jahr angekündigt ist.
Filmographie:
1991: Bedhead (Kurzfilm)
1992: El Mariachi
1994: Bad Boys Never Die (Originaltitel: Roadracers)
1995: Desperado
1995: Four Rooms ( Episode „The Misbehavers“)
1996: From Dusk Till Dawn
1998: 10 More Minutes... Anatomy of a Shootout
1998: 10 Minute Film School
1998: Faculty – Trau keinem Lehrer
2001: Spy Kids
2002: Spy Kids 2 – Die Rückkehr der Superspione
2003: Del Castillo: Live
2003: Spy Kids: Mission 3-D
2003: Irgendwann in Mexico
2004: Ten Minute Flick School: Fast, Cheap and in Control
2004: Ten Minute Cooking School: Puerco Pibil
2004: Inside Troublemaker Studios
2004: Ten Minute Film School: Big Movies Made Cheap
2005: Sin City
2005: Die Abenteuer von Sharkboy und Lavagirl
2007: Grind House: Planet Terror
2010: Machete
2011: Spy Kids 4D
Playlist:
1 Tito & Tarantula - Strange Face Of Love (Desperado) - 05:50
2 Marcos Loya - Yo Te Quiero (Once Upon A Time In Mexico) - 03:48
3 Los Lobos - Canción Del Mariachi (Desperado) - 02:05
4 Chingon - Se Me Paro (Mexican Spaghetti Western) - 03:27
5 Dire Straits - Six Blade Knife (Desperado) - 04:33
6 Tito & Tarantula - Back To The House That Love Built (Desperado) - 04:40
7 Chingon - Fidel Del Oeste (Mexican Spaghetti Western) - 05:33
8 Juno Reactor - Pistolero (Once Upon A Time In Mexico) - 03:37
9 Los Lobos - Bucho's Gracias (Desperado) - 03:57
10 Chingon - Severina (Mexican Spaghetti Western) - 03:01
11 Tonto's Giant Nuts - Sand's Theme (Once Upon A Time In Mexico) - 03:25
12 Carlos Santana - Bella (Desperado) - 04:29
13 Salma Hayek - Siente Mi Amor (Once Upon A Time In Mexico) - 04:24
14 Los Lobos - Mariachi Suite (Desperado) - 04:20
15 The Blasters - Dark Night (From Dusk Till Dawn) - 03:47
16 Graeme Revell - Richie, Will You Do Me A Favor? (From Dusk Till Dawn) - 02:21
17 Graeme Revell - Sex Machine Attacks (From Dusk Till Dawn) - 01:22
18 Chingon - Cherry's Dance Of Death (Planet Terror) - 03:26
19 Tito & Tarantula - Angry Cockroaches (From Dusk Till Dawn) - 05:13
20 Robert Rodriguez - Grindhouse Main Titles (Planet Terror) - 04:13
21 Tito & Tarantula - After Dark (From Dusk Till Dawn) - 04:20
22 Robert Rodriguez - The Grindhouse Blues (Planet Terror) - 03:10
23 Combustible Edison - Antes de Medianoche (Four Rooms) - 02:45
24 Garbage - Medication (The Faculty) - 04:07
25 Marco Beltrami - The Faculty: Extra Credit (The Faculty) - 02:55
26 Flick - Maybe Someday (The Faculty) - 03:48
27 Danny Elfman - Suite (Spy Kids) - 04:18
28 John Debney - Spy Ballet (Spy Kids 2) - 03:51
29 Robert Rodriguez - End Titles (Sin City) - 03:16
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Die britische Komponistin Rachel M. Portman zählt zu den ganz wenigen Frauen, die sich in der Männer-dominierten Filmmusikszene einen Namen machen konnte und als erste Frau einen Oscar für die beste Filmmusik gewann. Mit ihren letzten Arbeiten zu Filmen wie „Die Herzogin“, „Alles, was wir geben mussten“ und „Bel Ami“ hat sie einmal mehr ihre Vielseitigkeit unter Beweis gestellt.
Die am 11. Dezember 1960 in West Sussex geborene Portman fing bereits im zarten Altern von vierzehn Jahren zu komponieren an. An der Oxford University machte sie nicht nur ihren Abschluss in Klassischer Musik, Komposition und Orchestration, sondern interessierte sich zunehmend dafür, Musik für Studentenfilme und Theaterproduktionen zu schreiben. 1982 komponierte sie beispielsweise die Musik zum Studentenfilm „Privileged“ mit Hugh Grant in der Hauptrolle. Portman arbeitete anschließend für BBC und Channel 4, wo sie wichtige Erfahrungen mit dem Dreiteiler „Orangen sind nicht die einzige Frucht“, Mike Leighs„Four Days in July“ und Jim Hensons „Storyteller“-Serie sammelte.
1988 gewann Portman den vom britischen Filminstitut verliehenen Young Composer Of The Year-Award, bevor sie 1992 mit ihrem gefühlvollen Score zu Beeban Kidrons“Die Herbstzeitlosen” den Durchbruch in den USA schaffte. Nachdem sie 1997 ihren ersten Musik-Oscar® für die Jane-Austen-Adaption „Emma“ bekommen hatte, wurde sie für zwei weitere Literaturverfilmungen – John Irvings „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ und Joanne Harris‘„Chocolat“ – erneut nominiert.
Zu den Filmemachern, mit denen die sympathische Britin bislang zusammenarbeiten durfte, zählen illustre Namen wie Roman Polanski („Oliver Twist“), Norman Jewison („Only You“), Robert Redford („Die Legende von Bagger Vance“) und Jonathan Demme („Beloved“, „Der Manchurian-Kandidat“).
Neben ihren bemerkenswerten Arbeiten für den Film komponierte Portman auch ein Musical, eine Oper über Saint Exuperys Klassiker „Der kleine Prinz“ und eine dramatische Chor-Sinfonie, die von BBC Prom Concerts in Auftrag gegeben wurde.
„Ich habe immer die Herausforderungen geliebt, und wenn es nicht darum ging, meine komfortable Zone zu verlassen, um Musik für einen gruseligen Film wie ‚Der Manchurian Kandidat‘ zu schreiben, dann musste ich meine Fühler in die klassische Welt ausstrecken, um eine Oper zu schreiben“, sagt die Komponistin. „Ich wollte einfach meinen Erfahrungsschatz erweitern. Ich habe wirklich viel gelernt, und es ist interessant, wie es mich über Filme fühlen lässt. Es hat dazu geführt, dass ich das Medium Film mehr liebe und bewundere als je zuvor.“
Filmographie:
1982: Privileged
1984: Verletzte Gefühle (Reflections)
1987: 90 Degrees South
1990: Life is Sweet
1991: Engel und Narren (Where Angels Fear to Tread)
1991: Antonia and Jane
1992: Rebecca's Töchter (Rebecca's Daughters)
1992: Die Herbstzeitlosen (Used People)
1993: Ethan Frome
1993: Benny und Joon (Benny & Joon)
1993: Töchter des Himmels (The Joy Luck Club)
1993: Eine Freundschaft (Friends)
1994: Krieg der Knöpfe (War of the Buttons)
1994: Verführung der Sirenen (Sirens)
1994: Nur für Dich (Only You)
1994: Willkommen in Wellville (The Road to Wellville)
1995: Brennende Liebe (A Pyromaniac's Love Story)
1995: Smoke
1995: To Wong Foo, thanks for Everything, Julie Newmar (To Wong Foo Thanks for Everything, Julie Newmar)
1995: Palookaville
1996: Die Legende von Pinocchio (The Adventures of Pinocchio)
1996: Jane Austens Emma (Emma)
1996: Marvins Töchter (Marvin's Room)
1997: In Sachen Liebe (Addicted to Love)
1997: Die Schöne und das Biest: Weihnachtszauber (Beauty and the Beast: The Enchanted Christmas)
1998: Verliebt in Sally (Home Fries)
1998: Menschenkind (Beloved)
1999: Ganz normal verliebt (The Other Sister)
1999: Ratcatcher
1999: Gottes Werk und Teufels Beitrag (The Cider House Rules)
2000: The Closer You Get
2000: Die Legende von Bagger Vance (The Legend of Bagger Vance)
2000: Chocolat – Ein kleiner Biss genügt (Chocolat)
2001: The Emperor's New Clothes
2002: Das Tribunal (Hart's War)
2002: Die Wahrheit über Charlie (The Truth About Charlie)
2002: Nicholas Nickleby
2003: Der menschliche Makel (The Human Stain)
2003: Mona Lisas Lächeln (Mona Lisa Smile)
2004: Der Manchurian Kandidat (The Manchurian Candidate)
2005: Winn Dixie – Mein zotteliger Freund (Because of Winn-Dixie)
2005: Oliver Twist (Oliver Twist)
2006: Das Haus am See (The Lake House)
2006: Infamous
2008: Eine für 4 – Unterwegs in Sachen Liebe (The Sisterhood of the Traveling Pants 2)
2008: Die Herzogin (The Duchess)
2009: Grey Gardens
2010: Alles, was wir geben mussten (Never let me go)
2011: Zwei an einem Tag (One Day)
2012: Für immer Liebe (The Vow)
2012: Bel Ami (mit Lakshman Joseph de Saram)
Playlist:
1 Rachel Portman - It's Not Enough To Be Loved (Bel Ami) - 05:06
2 Rachel Portman - End Titles (A Pyromaniac's Love Story) - 03:26
3 Rachel Portman - Battle Of Bunduff Castle (War Of The Buttons) - 07:32
4 Rachel Portman - Vesuvia's Feast (Great Moments In Aviation) - 04:36
5 Rachel Portman - Main Titles (Nicholas Nickleby) - 05:35
6 Rachel Portman - The Road To The Workhouse (Oliver Twist) - 03:07
7 Rachel Portman - The Coles' Party (Emma) - 03:11
8 Rachel Portman - Main Titles (Chocolat) - 03:08
9 Rachel Portman - Do You Love Him? (Only You) - 03:15
10 Rachel Portman - Carla & Danny's Theme (The Other Sister) - 05:53
11 Rachel Portman - Love Theme (Benny & Joon) - 03:08
12 Rachel Portman - Sunsets (The Lake House) - 05:02
13 Rachel Portman - I Love Him Too (Where Angels Fear To Tread) - 05:02
14 Rachel Portman - The Closer You Get (The Closer You Get) - 03:27
15 Rachel Portman - Theme From Pinocchio (Pinocchio) - 07:13
16 Rachel Portman - I Think Of You All The Time (The Duchess) - 03:41
17 Rachel Portman - Sam Comes Home (Addicted To Love) - 03:16
18 Rachel Portman - Savannah Needs A Hero (The Legend Of Bagger Vance) - 04:53
19 Rachel Portman - It's In The Mail/End Credits (The Human Stain) - 07:05
20 Rachel Portman - The Cider House (Gottes Werk und Teufels Beitrag) - 04:13
21 Rachel Portman - Betty Challenges Katherine (Mona Lisa Smile) - 03:58
22 Rachel Portman - Lola Is Killed (The Truth About Charlie) - 03:06
23 Rachel Portman - We All Complete (Never Let Me Go) - 05:02
24 Rachel Portman - The Secret Fan (Snow Flower And The Secret Fan) - 05:08
25 Rachel Portman - Housefits (Beloved) - 07:38
Seit dem 15.02.2009 läuft alle zwei Wochen sonntags auf Radio Zusa meine Sendung "Soundtrack Adventures" auf den Frequenzen 95,5 für Lüneburg, 88,0 für Uelzen und 89,7 fürs Wendland - oder als Online-Stream auf www.zusa.de - ab sofort sogar zweistündig von 15 bis 17 Uhr! Wenn Ihr einen bestimmten Wunsch für die Sendung habt, mailt ihn mir bitte einfach an Hörerwünsche! Viel Spaß beim Hören!